Angelina Maginie - Iw Aziz - E-Book

Angelina Maginie E-Book

Iw Aziz

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Beschreibung

Von heute auf morgen findet sich Angelina Maginie, ein junges Mädchen von vierzehn Jahren, in einem Krankenhaus wieder. Sie kann sich weder daran erinnern, was passiert ist, noch, wo ihre Eltern sind. In den Nächten führen ihre Träume sie in ihre Vergangenheit, wie sie ein Jahr zuvor ein wundersames Abenteuer auf der Urlaubsinsel Nuria erleben durfte, wie sie damals von den Klippen gestürzt und von magischen Delfinen gerettet worden war und wie sie und ihr bester Freund Tom versucht hatten, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch sobald Angelina erwacht, kann sie sich an nichts mehr erinnern, sie weiß nicht einmal mehr ihren Familiennamen. Wird sie es schaffen, das Rätsel der singenden Delfine und damit das große Geheimnis ihrer Identität zu ergründen? "Angelina Maginie und das verloren geglaubte Ich - Band I" handelt von der Überwindung eigener Ängste, vom Zauber echter Freundschaft und von der Macht der Imagination. Altersempfehlung: Ab 12 Jahren

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Für das kleine Mädchen Azizeh

Für meinen wunderbaren Sohn David

INHALTSVERZEICHNIS

Flashforward I Bevor es beginnt

Kapitel I Die blaue Bucht

Kapitel II Es war Nacht

Kapitel III Die geheimnisvollen Freunde

Flashforward II Schmerz, versteck dich!

Kapitel IV Toms Cousine

Kapitel V Der Plan

Kapitel VI Wunderbar

Flashforward III Spaziergang im Park

Kapitel VII Tom hielt Wache

Kapitel VIII Wie peinlich war das denn?

Kapitel IX Der Kloß

Flashforward IV Der alte Mann

Kapitel X Das turbulente Eisessen

Kapitel XI Hinter der Theke

Kapitel XII Jetzt und Hier

Flashforward V Komm mit mir

Kapitel XIII Angelina und Tom

Kapitel XIV Angelina sprach

Kapitel XV Der schönste Urlaub

Flashforward VI Ich weiß es genau

Kapitel XVI Das Aquarium

Kapitel XVII Nach Hause

Epilog Von Sommer zu Sommer

Ausblick Leben oder träumen

Und wenn es nicht so schmerzen würde, mein Herz würde zerspringen vor Glück. Aber stetig bleibt das bittersüße Wissen um den nahenden Zeitpunkt unserer Trennung ...

(aus Band IIAngelina Maginie und der goldene Käfig)

FLASHFORWARD I

BEVOR ES BEGINNT

Alles tut mir weh! Das ist Angelinas erster Gedanke, als sie aufwacht. Die Kälte zieht sich vom Scheitel bis zur Sohle und die Luft riecht seltsam steril. Das ist nicht ihr Bett, in dem sie liegt, nein, so viel steht fest. Das unendliche Nichts der Dunkelheit lässt eine quälende Übelkeit aufkommen. Angelina regt sich sachte, versucht zu ertasten, wo sie ist.

»Mama«, ruft sie in die düstere Stille hinein. »Ma-ma?«

Doch nichts passiert. Keine Regung, nur dunkles Nichts.

»Hilfe«, ruft sie in das düstere Schweigen. »Hiiiilfe!«

Ängstlich tastet sie weiter, tastet heftiger, bis sie schließlich wahllos um sich schlägt.

Irgendetwas muss doch passieren, irgendjemand wird doch da sein. Angelina schlägt ihre Arme immer verzweifelter um sich. Dann endlich eine Reaktion. Ein Scheppern, ein Krachen, gefolgt von Unruhe. Noch ein Scheppern, noch ein Krachen und endlich dringen Stimmen an ihr Ohr, erst leise murmelnd, dann hektisch und nah. Sie hört aufgeregte Schritte. Sie fragt sich, ob nun endlich Hilfe naht. Erschöpft schlägt sie weiter um sich, geplagt von einem schmerzenden Hämmern in ihrem Kopf. Dann wird das Licht eingeschaltet, ein grelles Licht in grellem Weiß. Weiß gekleidete Menschen strömen zu ihr, zahlreich und fremd. Ist das die Hilfe, die sie sich erhofft hatte? Als Angelina sieht, wo sie ist, empfindet sie keine Angst mehr, sondern Panik steigt in ihr auf.

Nein, das habe ich nicht gewollt. So sollte es nicht kommen. Das sollte nie passieren! Ihr Schmerz wird größer und stärker, wächst ins Unermessliche, droht ein dunkles Wissen aufdecken zu wollen. Eine peinigende Ahnung, eine unumkehrbare Realität.

Es tut weh. Es tut so weh. »Nein, das will ich nicht. Ich will das nicht wissen! Ich will nicht, nein!«, ruft sie laut und klagend, als die weiß gekleideten Menschen nach ihr greifen.

Jetzt hat Angelina wirklich genug. Genug gerochen, genug gehört, genug gesehen und genug gefühlt. »Es soll aufhören«, schreit sie und es scheint, als wolle sie das dem Schmerz befehlen. »Es muss aufhören!«

Eine weitere Welle der Übelkeit bäumt sich auf, reißt sie mit, bis sich endlich der erlösende Schleier der Dunkelheit über ihre Augen legt.

Ja, so ist es besser. So wird es gehen – flimmern ihre Gedanken ein letztes Mal auf, bevor sie das Bewusstsein verliert. Eine erleichternde Ruhe, wie ein Schutzwall vor dem Schmerz ... zumindest vorerst.

Aber WAS will Angelina nicht wissen? Was war nur mit ihr passiert? Kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstag, als sie sich mit ihren Eltern auf den Weg in die Sommerferien gemacht hatte? War es denn nicht so wie immer gewesen? Als ihre Eltern, Ava und Albert Maginie, den Wagen vollgepackt hatten, mit dem ganzen Zeug, von dem sie nie wussten, ob sie es überhaupt brauchen würden? Als Angelina sich von ihrer Katze Ally verabschiedet hatte, die den Sommer immer bei der Nachbarin verbrachte? Wollten sie nicht wie jedes Jahr auf die Insel Nuria in ihr kleines, aber feines Holzhaus in der Nähe der alten Mühle reisen? Und was war mit Tom, ihrem besten Freund? Hatte sie ihn nicht endlich wiedersehen wollen?

Arme Angelina. Da liegt sie nun. Allein in einem Krankenhaus. Unwissend und verletzt. Doch während ihr Körper schlummert und sich weigert, diesen Fragen nachzugehen, ist es, als ob ihr Unterbewusstsein ihren Geist hinfort trägt. Hinfort in das Land der Träume, hinfort in eine bessere Zeit. Eine Zeit voller Hoffnung und Sonnenschein, als alles noch gut war und die Luft so verheißungsvoll nach Glück und Abenteuer geduftet hatte – damals, als das EINE große Abenteuer seinen Lauf genommen hatte, vor einem Jahr auf Nuria ...

VOR EINEM JAHR AUF NURIA

KAPITEL I

DIE BLAUE BUCHT

An diesem Sommertag war alles leicht und wunderschön. So erschien es zumindest den vielen Familien, die ihre Picknickkörbe gepackt hatten und ans Meer gefahren waren. Angelina saß mit müden Augen auf der Rückbank des Wagens ihrer Eltern. Sie waren auf der wundervollen Urlaubsinsel Nuria, auf dem Weg zur blauen Bucht. Angelina liebte die Insel Nuria und sie liebte die blaue Bucht. Seit sie denken konnte, fuhr sie mit ihren Eltern an diesen Ort. Die Insel lag verborgen im Mittelmeer. Jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien fuhr die Familie Maginie mit dem Auto Richtung Küste, bis sie anschließend mit der Fähre übersetzen konnten. Angelina lebte mit ihren Eltern auf dem Festland, an einem kleinen, aber feinen Ort. Silona hieß das Städtchen, in dem es im Sommer viel zu heiß wurde. Doch auf Nuria wehte immer eine angenehme Brise. Auf Nuria waren die Menschen gut gelaunt und entspannt. Und auf Nuria konnte Angelina ihre Seele baumeln lassen. Aber wirklich immer?

Angelina starrte große Löcher in die Luft. Sie war gerade dreizehn Jahre alt geworden und irgendetwas hatte sich verändert. Wahrscheinlich war es nichts Schlimmes, aber dennoch, Angelina konnte an nichts anderes mehr denken. In der kommenden Nacht wollte sie deswegen kein Auge zumachen. Sie würde nicht einschlafen dürfen, nein, sie würde es sich sozusagen verbieten.

Erst vor ein paar Tagen, genau nach ihrer Geburtstagsfeier, war es passiert ... einfach so, während sie schlief. Angelina war durch das Haus gewandelt wie eine echte Schlafwandlerin. Jedes Mal war das Erwachen gruselig gewesen, denn sie wachte nicht in ihrem Bett auf. Beim ersten Mal war es Mamas Wäschekorb, in dem sie sich wiedergefunden hatte. Und der stand immerhin in der Abstellkammer des düsteren Kellers. Beim zweiten Mal war sie in der Garage aufgewacht, das war keineswegs besser, denn dort war sie umgeben von Spinnen und anderen Krabbeltieren. Angelina hatte in diesen Momenten wie erfroren verharrt, hatte Minuten gebraucht, die sich anfühlten wie Stunden, um zu verstehen, wo sie war und was passiert sein musste, um dann wieder schnell in die Sicherheit ihres großen, warmen Betts fliehen zu können. Es war ein Albtraum.

Nun waren Angelina und ihre Eltern angekommen. Das Auto stoppte abrupt und riss Lina aus ihren Gedanken. Ihr Vater Albert hatte ihr diesen Spitznamen gegeben und nannte sie so, seit Angelina ein Baby war. »Das ist irgendwie niedlicher«, hatte er gemeint, und obwohl Angelina mittlerweile kein Baby mehr war, nannten sie fast alle, die sie kannten, einfach nur Lina.

Da war sie – die blaue Bucht. Schön und bedrohlich zugleich, mit dem klaren Wasser und den Felsen, die wie Meeresungetüme wirkten. Nirgendwo anders schien das Wasser so unendlich blau wie in der blauen Bucht. Manche sagten, es läge an den besonderen Lichtverhältnissen, aber für Lina stand fest, dass irgendeine mystische Kraft dahinterstecken musste.

Lina legte sich erschöpft auf ihr Badetuch und schloss die Augen, während sich ihre Eltern auf die Suche nach Sonnenliegen begaben.

Ich würde so gerne schlafen. Sie schüttelte dann aber strafend den Kopf. Nein, nicht heute.

»Was schüttelst du mit dem Kopf?«, rief der Junge mit den lustigen braunen Locken. Es war Tom, Linas bester Freund. Sie kannten sich eine halbe Ewigkeit, waren verbunden wie Geschwister. Lina hatte ihre Augen wieder geöffnet und blickte verschämt zu ihm auf.

»Nicht so neugierig«, sagte Lina.

»Wieso?«, fragte Tom. »Gibts Geheimnisse?«

Tom war ein Abenteurer, ganz anders als sie. Manchmal erschien es ihr, als denke er nie nach. Irgendwie war er immer mittendrin und überall dabei. Mit Wucht ließ er sich auf Linas Strandtuch fallen.

»Hey, setzte er feierlich an, »dieses Jahr gibt es keine Ausreden mehr. Du wirst springen und du wirst es heben. Das wird ein irres Erlebnis, besser als Achterbahnfahren, hoch und heilig versprochen!«

Angelina blickte gequält vor sich hin. Da hatte er es wieder gesagt. Ja, viele Kinder trauten sich, hier von den Klippen ins Meer zu springen, sicherlich, aber Lina hatte eine Heidenangst davor. Jedes Jahr nervte Tom sie mit seinen Klippen, dann wurde er ernsthaft zum Blödmann, denn er wusste, dass Lina sich davor fürchtete.

»Das ist das Letzte, was ich heute gebrauchen kann«, erwiderte Lina.

Tom sah sie überrascht an. Irgendwie war Lina anders als sonst, das spürte er. Traurig sah sie aus.

»Was ist los?«, fragte er. »Ist was passiert?«

Lina überlegte, ob sie Tom einweihen sollte. Aber was sollte sie ihm sagen? Dass sie jetzt nachts durch die Gegend wandelt und Angst hat, verrückt zu werden ... Das klang ziemlich blöd. Also schüttelte sie erneut mit dem Kopf.

»Neeee«, seufzte sie, »ich habe nur schlecht geträumt. Ich brauche jetzt echt meine Ruhe, ist das okay?«

In der Ferne konnten sie Linas Eltern erkennen, wie sie, bepackt mit Sonnenschirm und Liegen, durch den heißen Sand stapften.

»Ist gut«, flüsterte Tom und stand wieder auf. »Und wenn du reden willst, dann ...«

»Klar«, unterbrach ihn Lina.

Er lief zurück, auch wenn es ihm schwerfiel, Lina so traurig wirkend zurückzulassen. Er lief zurück zu den anderen. Sie sprangen von den Klippen ins Meer und hatten ihren Spaß, und Tom war eben wieder mittendrin und überall dabei.

Es dauerte nicht lange, da war Lina wieder allein. Ihre Eltern hatten sich zu einem Strandspaziergang auf gemacht. Sie waren vollkommen ahnungslos, hatten nicht mitbekommen, was in den letzten beiden Nächten passiert war. Und diesmal war Lina froh darum, denn sie wollte nicht, dass ihre Eltern sich sorgten.

Das hieß dann wohl abwarten. Sie ließ sich wieder zurück auf ihr Badetuch fallen, das wunderbare Blau des Himmels vor ihren Augen. Was hatte das alles nur zu bedeuten?

KAPITEL II

ES WAR NACHT

Es war schon spät, aber Lina lag nicht in ihrem Bett. Sie saß auf der Fensterbank und überlegte krampfhaft, was sie im Kampf gegen die Müdigkeit noch alles unternehmen könnte. Sie hatte bereits ihr gesamtes Zimmer aufgeräumt, sogar die Kiste mit ihren Mal- und Bastelsachen hatte sie hervorgekramt, alles ausgekippt, um dann Stück für Stück alles zu sortieren. Heimlich hatte sie eine Flasche Cola aus der Küche stibitzt, diese allerdings war schon fast leer getrunken und Linas Bauch gab nun bei jeder kleinen Bewegung glucksende Geräusche von sich.

Na toll, jetzt bin ich hundemüde und habe dazu noch einen Gluckerbauch. Ewig werde ich dieses Bleib-wach-Programm nicht durchziehen können. Sie blinzelte zu ihrem Bett. Mein Gott, sah das gemütlich aus. »Vielleicht sollte ich mich einfach nur hinlegen und schlafen«, flüsterte sie. Aber dann meldeten sich wieder Zweifel und sie blieb artig an Ort und Stelle sitzen.

»Ach«, seufzte sie schweren Herzens, »womit habe ich das nur verdient?« Sie wusste, dass es nicht schlimm war, wenn man schlafwandelte. Einer ihrer Schulfreunde erzählte zu Hause immer witzige Geschichten darüber, wenn er seine Eltern mit seinen nächtlichen Streif zügen durchs Haus wieder einmal zu Tode erschreckt hatte. Ihre eigene Geschichte fand Lina kein bisschen lustig. Sie hatte keine Lust, wieder an irgendeinem gruseligen Ort aufzuwachen, und schon gar nicht wollte sie anderen davon erzählen. Natürlich wusste sie, dass sie nicht jede Nacht würde wach bleiben können. Aber heute, zumindest in dieser Nacht, wollte sie Ruhe haben vor dunklen Kellerräumen und Garagen. Und wer weiß, vielleicht ist der Spuk ab morgen vorbei und ich kann ENDLICH meine Sommerferien genießen!