Anglizismen in der russischen Sprache - Tatiana Cuypers - E-Book

Anglizismen in der russischen Sprache E-Book

Tatiana Cuypers

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Russistik / Slavistik, Note: 1,0, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie der russische Staat selbst, wird auch die russische Sprache heute durch Prozesse der sprachlichen Demokratisierung und Liberalisierung gekennzeichnet. Sprachliche Normen, die im totalitären sowjetischen Staat Normalität waren, werden gesprengt. Eine Flut von Dialektismen, Jargonismen und Vulgarismen strömt in die Alltagssprache, in die Sprache der Medien und sogar in die russische Literatursprache. Hat sich der sprachliche Geschmack der Nation verschlechtert? Kann man die modernen sprachlichen Tendenzen, vor allem die starke Vorliebe für Anglizismen, als Mode sehen? Sind Anglizismen eine Gefahr für die Eigenständigkeit des Russischen? Im Rahmen dieser Arbeit sollen Antworten auf folgende Fragen gefunden werden: Welche Entlehnungsgründe gibt es? Wie verlief der Entlehnungsprozess aus dem Englischen aus der historischen Perspektive? Welche Bereiche der Lexik sind von der Anglifizierung bzw. Amerikanisierung des Russischen betroffen? Wie werden Anglizismen auf verschiedenen Ebenen der Sprache (der phonologischen, morphologischen, semantischen) assimiliert? Das verwendete Sprachmaterial wurde der überregionalen russischen Presse (April - September 2003), Internetseiten und Forschungsliteratur entnommen.

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Veröffentlichungsjahr: 2004

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Einleitung

1. Anglizismen  im Russischen – ein historischer Überblick

1.1 Anglizismen im Russischen vor dem 20. Jahrhundert

1.2 Anglizismen im Russischen im 20. Jahrhundert

2. Begriff des Anglizismus und Typologie von Anglizismen im Russischen

2.1 Semantische Typologie

2.2 Typologie nach dem Assimilationsgrad

3. Entlehnungsgründe und Assimilationsbedingungen von Anglizismen im Russischen

3.1 Außersprachliche Entlehnungsgründe

3.2 Innersprachliche Entlehnungsgründe

3.3 Assimilationsbedingungen von Entlehnungen im Russischen

4. Einführungsmechanismen von Anglizismen ins Russische

4.1 Transplantation

4.2 Transliteration

5. Formale Veränderungen von Anglizismen

5.1 Phonologische Ebene

5.1.1 Vokale

5.1.1.1 Entlehnung des englischen [æ]

5.1.1.2 Entlehnung des englischen Halbvokals [w]

5.1.2 Konsonanten

5.1.2.1 Palatalisation von Konsonanten

5.1.2.2 Stimmhafte und stimmlose Endkonsonanten

5.1.2.3 Anglizismen mit Doppelkonsonanten

5.2 Morphologische Ebene

5.2.1 Substantive

5.2.1.1 Substantive auf –инг

5.2.2 Adjektive

5.2.3 Verben

5.3 Wortbildung mit Anglizismen

5.3.1 Ableitungen von Anglizismen

5.3.2 Zusammensetzungen mit Anglizismen

5.4 Kalkierungen

6. Inhaltliche Veränderungen von Anglizismen im Russischen

6.1 Aktualisierte Lexik

6.2 Umorientierte Lexik

6.3 Determinologisierte Lexik

6.4 Neuentlehnungen

7. Funktionsbereiche von Anglizismen

7.1 Politik, Rechtswesen, staatliche Organisation

7.2 Wirtschaft

7.3 Kultur/Alltagsleben

7.4 Sekundäre und versteckte Anglizismen

8. Anglizismus versus eigensprachlicher Begriff bzw. anderes Lehnwort

8.1 Имидж versus образ

8.2 Саммит versus встреча на высшем уровне

8.3 Спонсор versus меценат

8.4 Брифинг versus пресс-конференция

9. Stilistische Funktionen von Anglizismen

10. Anglizismen: Pro & Contra

10.1 Anglizismen in der Rezeption von RussischsprecherInnen

10.2 Anglizismen in der Rezeption von LinguistInnen

10.3 Puristische Tendenzen in der russischen Linguistik

10.4 Braucht Russland Sprachpolitik gegen Anglizismen?

Fazit

Bibliographie

 

  Einleitung

 

Коллоквиум штормило.

Схватились дискутанты.

Один сказал:

\

- Маркетинг!

 

Другой отрезал:

 

- Брифинг!

 

А третий рявкнул:

 

- Клиринг!

 

И грохнул кулаком.

 

Так в нашем регионе

 

Достигнут был консенсус

 

Посредством плюрализма,

 

Хотя и эксклюзивно,

 

Но что весьма престижно –

 

          Без спонсоров притом![1]

 

Dieser Vers, der 1989 in einer der führenden russischen Zeitungen erschienen ist, ist ein klarer Ausdruck dessen, was von vielen RussischsprecherInnen und  LinguistInnen als das wichstigste Merkmal der neuesten sprachlichen Entwicklung in Russland empfunden wird: Eine Vielzahl von Entlehnungen aus der amerikanischen Variante des Englischen, die Ende des 20. Jahrhunderts in die russische Sprache Eingang gefunden haben, sind inzwischen im russischen Sprachgebrauch fest verankert. Duličenko führt den Begriff русангл bzw. интеррусскийязык (interrussische Sprache) ein, um den heutigen Zustand des Russischen zu charakterisieren[2]. Diese Begriffe bezeichnen das sprachliche Konstrukt, in welchem Elemente aus beiden Sprachen vereinigt sind.

 

Der oben zitierte Text kann ebenfalls als Widerhall der gesellschaftlichen Veränderungen, die Ende des 20. Jahrhunderts Russland erschüttert haben, interpretiert werden. Das Verschwinden vieler sowjetischer Realien und Konzepte führte dazu, dass deren Bezeichnungen heute in den passiven Wortschatz des Russischen übergegangen sind. Dies betrifft in erster Linie politische Termini der sowjetischen Epoche und wirtschaftliche Begriffe, die für sozialistische Planwirtschaft typisch waren. Gleichzeitig wurden durch die gesellschaftlichen Neuerungen sprachliche Elemente aktiviert, die sich an der Peripherie des sprachlichen Bewusstseins von RussischsprecherInnen befanden. Der Prozess der lexikalischen Aktualisierung ging mit dem Umwertungsprozess von Begriffen, die früher ausschließlich zur Bezeichnung von ‚fremden’, ausländischen Realien verwendet wurden, einher. Das derzeit besonders intensive Eindringen englischer Fremdwörter ins Russische, bedingt durch die Globalisierung der Wirtschaft und die weltweit angewendeten Informationstechnologien, kann als Internationalisierung der russischen Sprache gedeutet werden.

 

Wie der russische Staat selbst, wird auch die russische Sprache heute durch Prozesse der sprachlichen Demokratisierung und Liberalisierung gekennzeichnet. Sprachliche Normen, die im totalitären sowjetischen Staat Normalität waren, werden gesprengt. Eine Flut von Dialektismen, Jargonismen und Vulgarismen strömt in die Alltagssprache, in die Sprache der Medien und sogar in die russische Literatursprache. Hat sich der sprachliche Geschmack der Nation verschlechtert? Kann man die modernen sprachlichen Tendenzen, vor allem die starke Vorliebe für Anglizismen, als Mode sehen? Sind Anglizismen eine Gefahr für die Eigenständigkeit des Russischen?

 

Diese Arbeit präsentiert gegensätzliche Standpunkte, die in der Forschung zu diesem Thema vertreten werden. Krysin sieht in der aktiven Verwendung von Anglizismen keine Gefahr für das Russische[3]. Dunn plädiert dafür, den Einfluss von Anglizismen nicht zu übertreiben[4]. Kostomarov und Duličenko vertreten eine puristische Ansicht und lehnen Anglizismen ab[5]. Zwecks vollständiger Darstellung der Rezeption von Anglizismen wird auch der Umgang mit Anglizismen aus der Perspektive der RusssischsprecherInnen vermittelt.

 

Im Rahmen dieser Arbeit sollen Antworten auf folgende Fragen gefunden werden:

 

Welche Entlehnungsgründe gibt es?

 

Wie verlief der Entlehnungsprozess aus dem Englischen aus der historischen Perspektive?

 

Welche Bereiche der Lexik sind von der Anglifizierung bzw. Amerikanisierung des Russischen betroffen?

 

Wie werden Anglizismen auf verschiedenen Ebenen der Sprache (der phonologischen, morphologischen, semantischen) assimiliert?

 

Entlehnungen sind kein neuartiges Phänomen der russischen Sprachgeschichte, deshalb wird ein historischer Überblick über Anglizismen im Russischen vor und im 20. Jahrhundert an den Anfang gestellt. Im Weiteren wurde folgende Vorgehensweise gewählt: nach der Begriffsbestimmung von Bußmann, Betz und Baš werden Entlehnungsgründe sowie allgemeine Assimilationsbedingungen von Entlehnungen im Russischen beschrieben. In diesem Kapitel beziehe ich mich vor allem auf Krysin, Sorokin, Aristova und Filipovič. Ein wichtiger Baustein der Arbeit ist die Darstellung der Einführungsmechanismen von Anglizismen ins Russische. Es werden drei Einführungsarten (Transplantation, Transliteration und praktische Transkription) anhand der Untersuchungen von Timofeeva detailliert beschrieben. Sie zeigen die graphischen Veränderungen, die Anglizismen in der Aufnahmesprache erfahren. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird mithilfe der Analysen von Holden, Timofeeva, Shakhovsky, Sešan u.a. gezeigt, welchen Veränderungen die Lehnworte auf der phonologischen und morphologischen Ebene unterliegen. Dabei wird ausführlich auf die Wortbildungsmechanismen der Anglizismen eingegangen. In diesem Kapitel beziehe ich mich auf die entsprechenden Untersuchungen von Popp. Die formalen und inhaltlichen Veränderungen der Anglizismen im Russischen (untersucht von Ferm) werden anhand von ausgewählten Beispielen dargestellt. Zuletzt werden stilistische Funktionen von Anglizismen im Russischen genannt und durch Beispiele illustriert. Eine Liste von Anglizismen, aufgeführt nach ihren Funktionsbereichen, vervollständigt die Arbeit. Das Anliegen dieser Arbeit ist es zu zeigen, auf welche Art und Weise sich Anglizismen an das russische Sprachsystem anpassen und, davon ausgehend, aufzuspüren, inwiefern durch sie die Eigenständigkeit des heutigen Russischen bedroht wird oder nicht.

 

Das verwendete Sprachmaterial wurde der überregionalen russischen Presse

 

(April - September 2003), Internetseiten und Forschungsliteratur entnommen. Im Rahmen dieser Arbeit kann kein Anspruch auf Vollständigkeit der Darstellung aller in Hinblick auf Anglizismen wichtigen Aspekte erhoben werden. Vielmehr soll ein Überblick über Anglizismen im heutigen Russischen unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung der Sprache gegeben werden.