Anno Domini 1239  -  Stauferzeit , Hochmittelalter - Andreas Körtgen - E-Book

Anno Domini 1239 - Stauferzeit , Hochmittelalter E-Book

Andreas Körtgen

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Beschreibung

Kaiser Friedrich II. hatte aus drei Ehen fünf eheliche Kinder - und außerdem historisch aktenkundig mindestens dreizehn außereheliche. Soweit sie in diesem Roman auftreten, handeln alle so wie es die vorhandenen Quellen jener Zeit darstellen - die erfundene Romanhandlung fügt sich allein in die Lücken der Überlieferung, ohne den realen Gang der Historie zu verändern. Oft bleibt hier glücklicherweise genügend Raum für eine Deutung der Ereignisse - und eine Möglichkeit zur Utopie.

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Seitenzahl: 406

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Andreas Körtgen - Anno Domini 1239

Kinder des Staunens, Band 3

Andreas Körtgen

Anno Domini 1239

Die Kinder des Staunens

Band 3

© 2023 Andreas Körtgen

ISBN Softcover: 978-3-347-90434-7

ISBN E-Book: 978-3-347-90435-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

So let us leave behind a country better than the one we were left.

With every breath from our bronze-pounded chests,

We will raise this wounded world into a wondrous one.

Amanda Gorman,

The Hill we climb, 2021

[ So lasst uns ein Land zurücklassen, das besser ist als jenes, das man uns überließ. Mit jedem Atemzug unserer

bronze-gepanzerten Brust

Erheben wir diese verwundete Welt in eine wunderbare. ]

Erzähler im Jahre 1239 und andere Personen dieser Geschichte (historisch belegte Personen sind mit * gekennzeichnet)

Tom, 19 Jahre, ehemaliger Schusterlehrling

Cara, 20, einst Ziel seiner Sehnsucht

Luca, 18, Junge aus dem Dorf Peio

Zacco, 19, sein bester Kumpel

Laia, 17, Mädchen aus dem Dorf Peio

Odo, 23, einer der unehelichen Söhne des Kaisers Friedrich II. ,von diesem zum Markgrafen von Peio und Enna ernannt

* Adelheid („Delia“) von Tirol, 20, Odos Ehefrau, ältere Tochter des:

* Albert (III.) (von Eurasburg), 58, Graf von Tirol

* Elisabeth, 19, dessen jüngere Tochter

Helena von Rocassa, 21, eine bezaubernde Nachbarin Rochus von Richleben und Rocassa, 25, deren Ehemann, ein Freund Odos

Gina, 22, Odos ehemalige Liebste

Mahmoud ben Abdallah, 30, Freund Odos, Sarazene und Briefeschreiber

Riccardo, Graf von Monteleone, 61, ein Nachbar

Artemisia, 29, seine kluge Tochter,

Bianca, 25, seine traumatisierte Tochter,

Cordelia, 19, seine wilde und goldene Tochter

Griselda, 36, Riccardos engste Gefährtin, ehemals nur Dienerin

Hildebrandt (von Katzenellenbogen)„von der Elle“,57, Waffenmeister und Ehemann der Artemisia

Kehla, 20, eine sehr ihre Freiheit liebende Jüdin

Zeta, 22, ihre Cousine, Capitana der Miliz

Joshe ben Nathan, 24, Kehlas Bruder

Obadjah ben Rhadaniya, 46, ein Händler

Hagga, Noomi, Nissa, Gudu, Erik und Svein

Maria Christina, 24, leidgeprüfte Ehefrau des dicken Grafen Eberhard von Terrasecca

Bruder Magnus, 27, Mönch und bemühter Chronist in Odos Auftrag

* Friedrich II. von Staufen, 44, Römischer Kaiser, stupor mundi, König von Sizilien und Jerusalem

* Isabella von England, 24, des Kaisers (dritte) Gemahlin

* Heinrich (VII.), 28, des Kaisers Sohn aus erster Ehe, abgesetzter König von Deutschland, in Haft;

* Heinrich und * Friedrich, Zwillinge, 11, dessen Söhne, also des Kaisers Enkel

* Konrad (später IV.), 10, des Kaisers Sohn aus zweiter Ehe, König von Jerusalem

Und des Kaisers nicht eheliche Kinder:

* Federico (von Pettorano), 25, sein ältester Sohn

* Enzio, 22, sein zweiter unehelicher Sohn (und Liebling)

* Katharina (von Marano), 20, seine älteste Tochter

* Salvazza, 15, eine wilde Tochter

* Friedrich (von Antiochia), 14, hier genannt `Anti`

* Richard (von Theate), 13

* Biancafiore, 12, eine weiße Elfe

* Costanza, 8 ; * Manfredi, 6; und * Violanta, 5, die Kinder von des Kaisers großer Liebe *Bianca Lancia (1210-1234)

Frater Carlo, 34, Franziskaner (OFM), ein Geheimagent der Kirche

* Egno von Eppan, 35, Archidiakon von Brixen, ein ehrgeiziger Mann der Kirche

* Ezzelino (III.) da Romano, 45, Graf von Bassano, Herr von Verona und Padua, und ein Bräutigam

* Adelasia de Lacon-Gunale, 31, Iudicessa (Fürstin) von Torres, Logudoro und Gallura, Witwe des *Ubaldo Visconti da Pisa (1207-1238)

Ricoberto, 40, ihr Ritter und Beschützer

Emeralda, 20, ihre Vertraute

* Otto II. von Andechs, 12, Herzog von Meranien, Pfalzgraf von Burgund, noch ein Bräutigam

* Thomas (I.) von Aquino, 54, Graf von Acera, Generalcapitän von Sizilien ( ! Nicht mit dem Heiligen zu verwechseln, der sein Neffe war !)

* Gebhard von Arnstein, 58, Graf von Ruppin, General

* Giordano (II.) Filanghieri, 44, Herr von Candia, General

* Lotterio Filanghieri, 18, dessen Sohn, Knappe

* Galeotto Lancia, 19, noch ein Knappe

* Richard Plantagenet, 31, Earl of Cornwall, Comte de Poitou, Bruder der Kaiserin Isabella

* Sinibaldo Fieschi Conte Lavagna, 43, Kardinal-Bischof von San Lorenzo in Lucina, päpstlicher Rector von Ancona und Legat in Oberitalien, und

* Ottaviano Ubaldini, 25, Archidiakon von Bologna, - die Gesandten der Lombarden,

* Ottone Visconti, 31, deren Assistent

* Ugo della Faggiola, 41, Gesandter der Republik Genua

* Guglielmo da Capraia, 36, Botschafter des Iudex von Arborea, des Herrn *Pietro II. de Bas-Serra

* Rinaldo Glandi, 42, Botschafter und ehemals Regent für den Iudex von Cagliari, Herrn *Guglielmo Salusio V.

Inhalt

Cover

Andreas Körtgen - Anno Domini 1239

Titelblatt

Urheberrechte

Was bisher geschah

Kapitel 1: Mahmoud

Kapitel 2: Kehla

Kapitel 3: Tom

Kapitel 4: Frater Carlo

Kapitel 5: Odo

Kapitel 6: Griselda

Kapitel 7: Verhandlung und Urteil

Kapitel 8: Odo

Kapitel 9: Maria Christina

Kapitel 10: Tom

Kapitel 11: Odo

Kapitel 12: Tom

Kapitel 13: Frater Carlo

Kapitel 14: Kehla

Kapitel 15: Mahmoud

Kapitel 16: Kehla

Kapitel 17: Odo

Kapitel 18: Kehla

Kapitel 19: Tom

Kapitel 20: Odo

Kapitel 21: Kehla

Kapitel 22: Tom

Kapitel 23: Kehla

Kapitel 24: Odo

Kapitel 25: Mahmoud

Kapitel 26: Kehla

Kapitel 27: Tom

Kapitel 28: Griselda

Kapitel 29: Frater Carlo

Kapitel 30: Kehla

Kapitel 31: Odo

Kapitel 32: Kehla

Kapitel 33: Tom

Kapitel 34: Odo

Kapitel 35: Riccardo

Kapitel 36: Kehla

Kapitel 37: Tom

Kapitel 38: Maria Christina

Kapitel 39: Bruder Magnus

Nachwort zu Band 3 der Kinder des Staunens: AnnoDomini 1239

Anno Domini 1239 - Stauferzeit , Hochmittelalter

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Nachwort zu Band 3 der Kinder des Staunens: AnnoDomini 1239

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kurzer Rückblick auf den 1. und 2.Teil der Geschichte der Kinder des Staunens

Band 1 , Anno Domini 1234:

Der Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen (1194–1250) wurde schon von Zeitgenossen „Staunen der Welt“ (stupor mundi) genannt – wegen seiner alle Maßstäbe jener Zeit sprengenden, ungeheuerlich „modernen“ Unternehmungen und Projekte, Methoden und Ideen.

Eines seiner zahlreichen außerehelichen Kinder ist Odo, der ihm nicht nur äußerlich sehr ähnlich ist. Dieser macht sich mit einigen wenigen Gefährten auf den Weg, sein Erbe in Besitz zu nehmen: eine kleine, bedeutungslose und heruntergewirtschaftete Grafschaft im Norden Italiens, am Fuße der Berge: Peio.

Sein Freund Rochus, der alte Waffenmeister Hildebrandt und dessen Tochter Gina ziehen mit Odo in dieses Abenteuer, und auch der Sarazene Mahmoud, der vom Kanzler des Kaisers den Auftrag hat, über diese Unternehmung und alles Weitere zu berichten. Eine Station des Weges ist das Kloster des Heiligen Ambrosius, wo sich Odo vom Abt den Mönch Bruder Magnus als Schreiber einer gewissenhaften Chronik der zukünftigen Ereignisse ausbittet.

Gleichzeitig flieht der Schusterlehrling Tom aus seiner Heimatstadt, gemeinsam mit seiner großen Liebe Cara, die nur mit knapper Not und böse verletzt aus den Mühlen der Inquisition entkommen ist. Diese beiden treffen unterwegs auf eine Gruppe reisender Juden: Joshe und Avram wurden von ihren Familie ausgeschickt, um eine Zuflucht und neue Bleibe für ihre von aufgehetzten Christen bedrohte jüdische Gemeinde zu finden. Eingeholt wurden diese beiden Boten von den Ausreißerinnen Kehla und Zeta, die vor einem ihnen bestimmten Leben als brave, jüdische Ehefrauen und Mütter davongelaufen sind.

Nachdem Cara und Tom zur Burg Monteleone gebracht wurden, wo eine Tochter des Grafen Riccardo verfolgten Frauen ein Asyl bietet – wird die Gruppe der Juden von Wegelagerern überfallen. Kehla, von den Räubern losgeschickt um Lösegeld beizubringen, holt Hilfe in Monteleone, wo inzwischen auch Odo und seine Gefährten eingetroffen sind. Dieser bietet den Juden an, sich in seiner Herrschaft Peio unter seinem Schutz anzusiedeln.

Auf dem letzten Stück ihres gemeinsamen Weges dorthin begegnet ihnen der dicke Graf Eberhard von Terrasecca, dessen Versuch, das lange herrenlose Peio auszuplündern, vereiteilt wird – man hat sich einen Feind geschaffen.

Es gelingt Odo, sein Erbe Peio in Besitz zu nehmen und ein erstes Vertrauen seiner wenigen, verstörten Untertanen zu gewinnen. Ein erster Gerichtstag wird abgehalten, und Vorkehrungen für den kommenden Winter sind zu treffen.

Band 2 , Anno Domini 1237:

Ein Franzislaner-Mönch, Frater Carlo, wird von dem ehrgeizigen Kleriker Egno von Eppan mit geheimen Erkundigungen beauftragt. Er soll in Odos Herrschaft ausspionieren, welche unerhörten Neuerungen dort eingeführt wurden, um Gründe für ein Eingreifen der kirchlichen Macht zu sammeln.

In Peio wurden die ersten beiden Jahre trotz aller Schwierigkeiten gut überstanden, auch die wiederholten wütenden Angriffe der Grafen von Terrasecca, nach deren Niederlage die Gräfin Maria Christina mit ihren Kindern als „Geisel“ in Monteleone leben muss.

Viele jüdische Familien wurden nach Peio geholt und haben dort Zuflucht und eine neue Heimat gefunden, ebenso haben sich einige Sarazenen mit ihren Familien hier angesiedelt.

Artemisia von Monteleone hat den Waffenmeister Hildebrandt geheiratet, um ihren Kindern mit dem Sarazenen Mahmoud einen standesgemäßen Vater zu geben. Und auch Odo hat seine Delia gefunden.

Kaiser Friedrich II. ruft alle seine Verbündeten und deren Streitkräfte zusammen, um den aufständischen Bund der lombardischen Städte zu unterwerfen. Auch die neu ausgebildete Miliz aus Peio ist dabei und bewährt sich beim Auskundschaften des Gegners.

Zwei Brüder Odos, Federico und Enzio, wie er uneheliche Söhne des Kaisers, finden in die Arme von Kehla und Artemisias Schwester Cordelia. Auch Tom, Laia, Luca und Zacco verbindet auf ihrem vorgeschobenen Beobachtungsposten ein überraschendes Einvernehmen.

Als es nach lange unentschiedenem Feldzug endlich zur Schlacht kommt, die durch einen fingierten Rückzug mit darauf folgendem nächtlichen Gewaltmarsch erzwungen werden muss. Der Sieg scheint vollkommen, aber der Feind kann entkommen.

Kapitel 1

Mahmoud

Hochgeehrter Herr und Kanzler Petrus, etc., verzeiht Eurem geringen Diener Mahmoud bin Abdallah, dass er hier für einmal bei diesem neuen Bericht die einleitenden Verbeugungen etc. schnöde verkürzt – die Eile drängt, die Ereignisse überstürzen sich, es bleibt kaum Zeit, die geleerte Feder in das schwarze Nass des Tintenhornes zu tunken, um die Fluchten der fliegenden Worte über das Papier zu jagen.

Kaum ist der glorreiche Sieg bei Cortenuova errungen, der stolze Kaiseradler unseres Herrn triumphierend über alle aufrührerischen Feinde emporgestiegen in die klare Luft dieser späten Herbsttage, so gilt es schon, den golden glänzenden Faden glücklicher Entwicklungen weiter zu spinnen und gleichsam doch ein eisernes Netz zu weben, in dem sich alle Reste verräterischer Widersacher fangen lassen müssen – verzeiht die verwirrten Bilder meiner Worte, geschuldet nur dem jubelnden Überschwang Eures geringen Dieners.

Ihr werdet wissen, dass der Kaiser allen Großen seines Reiches befahl, sich nunmehr mit ihm nach Cremona zu begeben, um dort den Winter zu verbringen, und auch, um sein weiteres Vorgehen zu beraten und zu planen und ebenso die bald zu erwartenden, demütigen Gesandtschaften der gänzlich besiegten Feinde mit einer größtmöglichen Demonstration seiner Macht, Herrlichkeit und Stärke zu empfangen, ihnen so keine andere Möglichkeit mehr lassend, als sich gänzlich seiner gnädigen Güte und Verzeihung zu unterwerfen.

Wir alle sind hier aufgerufen, nach Kräften unseren jeweilig möglichen Beitrag zu diesem sich in machtvoller Selbstgewissheit und kaiserlichen Pracht entfaltenden Bilde zu leisten. Um nun das eiserne, waffenklirrende und erschreckliche Schauspiel seiner dort um ihn versammelten Getreuen zu ergänzen zu einem doch auch andererseits alle lieblichen Hoffnungen friedlicher Eintracht verheißenden Bild, beschienen von den alle wohlwollende Herzen wärmenden Strahlen künftiger kaiserlicher Huld, und so weiter etc. – darum eben werden auch die Frauen und Kinder seiner höchsteigenen Familie, mitsamt seiner neuen englischen Gemahlin Isabella in ihrer Mitte, nunmehr zum Hoftage hierselbst zu Cremona gebeten und erwartet.

Auch unser Herr Odo eilte, auf den Wunsch des kaiserlichen Vaters, seine Gemahlin Adelheid aus Peio zu holen und diese jenem vorzustellen, mit meiner geringen Person auch bei diesem Ritt an seiner Seite.

Ebenso brannte ich darauf, wenn ich dieses hinzuzufügen mir gestatten darf, meine geneigte Herrin Artemisia auf Monteleone wiederzusehen, zusammen mit ihrer kleinen, lieben Kinderschar. Hildebrandt, ihr Gatte, ritt mit uns, um sie von dort zu holen. Der gute wird alt und fühlt sich erschöpft von diesem Feldzug, der sich so in die Länge zog, mehr als gedacht und erwartet, er ist aber fest entschlossen, den kommenden Winter dort, in der Behaglichkeit und Geruhsamkeit von Monteleone, zu verbringen und dem alten Grafen Riccardo Gesellschft zu leisten, fern von den lästigen Umtriebendes Hofes, und sich dort wie dieser der Fürsorge von Frau Griselda zu überlassen.

Soviel also nur in aller Kürze zum Stand der Dinge um Herrn Odo und seine Nächsten. Womöglich erübrigt sich ja die weitere Berichterstattung meinerseits demnächst, solltet Ihr, hoher Herr und Kanzler unseres Kaisers, in eigener Person am Hoftage zu Cremona anwesend sein wollen und alldort mit dem geübten Falkenblick des erfahrenen Politikers die Vorgänge, Verflechtungen und Entwicklungen des Geschehens zweifellos mit größerer Präzision und tiefer dringender Schärfe erfassen und bewerten, als es diesem, Eurem geringen Diener, jemals gelingen könnte, welcher Euch gleichwohl seiner unwandelbaren Ergebenheit und seines unermüdlichen Diensteifers zu versichern hier abschließend nicht versäumen will,

Mahmoud ben Abdallah.

Kapitel 2

Kehla

Oh mein Gott. – Was geschieht da mit mir?

Und – wie soll ich es beschreiben, mit welchen Worten fassen?

Alles rast voran, und ich bin mitten dazwischen – wie auf einer Woge, die mich mitreißt – und auch trägt, unsicher, schwindelnd hoch hinaus…

Nur, wenn ich wie jetzt, selten einmal, sehr früh wach bin, dann habe ich in etwa Verstand und Zeit genug, mich zu besinnen – und mich abgrundtief zu wundern, zu staunen, und besonders über mich selbst!Auch habe ich manchmal Angst, dass ich alles falsch mache… Es ist nicht zu begreifen.

Jedenfalls bin ich kein Mädchen mehr, wie man so sagt – das ist mal gewiss.

Und doch, mein Gefühl ist völlig sicher – voller jubelnder Sicherheit! – so den richtigen, den einzig richtigen Weg zu gehen – auch ohne jede Ahnung, wohin das alles führen wird… oder ob das überhaupt so was wie einen Weg geben kann für uns?

Denn er ist ein Sohn des großen Kaisers, sein erster und ältester sogar. Wenn es auch so aussieht, als beachte ihn der Vater nicht sonderlich. Wer kann sagen, was da abläuft zwischen dem Kaiser und diesem.

Seine anderen beiden Söhne, unser Herr Odo, und besonders natürlich der immer glänzende Enzio, die genießen jederzeit die volle Aufmerksamkeit ihres Vaters. Friedrich wendet sich ihnen zu, voller Stolz und mit offenem Herzen, sobald ihm einer von ihnen vor die Augen tritt, egal mit welcher hochwichtigen Angelegenheit er selber gerade beschäftigt sein mag: Eine herzliche Begrüßung, Umarmungen, und sogleich sind sie einbezogen in das, was da eben so läuft.

Mein Federico dagegen ( – mein! – das erlaube ich mir zu denken, weil ich es fühle, nur tief in mir…) der wird gerade mal mit einem kurzen Blick aus dem Augenwinkel und stirnrunzelndem Nicken vielleicht vom Vater wahrgenommen, mehr ist da nicht von zu merken. Ich könnte mich aufregen, wenn ich das so sehe.

Aber der Reihe nach, es ist so schon chaotisch genug alles. Nach dem großen Sieg bei Cortenuova ging in dem Feldlager dort zunächst alles drunter und drüber. Es wurde gefeiert, gesungen und gesoffen. Die deutschen Ritter zumal waren außer Rand und Band, hatten sie doch jetzt endlich ihre Beute gemacht, um die es sich zu zanken, zu würfeln, und dann wieder von neuem zu streiten lohnte.

In diesem ganzen riesigen Durcheinander des eroberten Lagers war es für uns nicht schwierig, unbeachtet gemeinsam zu verschwinden. Nach einigem Suchen stoßen wir etwas abseits auf ein unauffälliges, schlichtes Zelt, sogar mit noch wärmend glimmender Holzkohle im Becken neben einer eilig verlassenen Lagerstätte – zwischen deren Fellen und Kissen Federico und ich zueinander finden, endlich.

Ich werfe eilig, und ohne einen weiteren Gedanken, alle Kleider von mir und schlüpfe tief hinein unter die Decken, während er noch seinen Schild mit dem schrägen roten Balken über dem Adler vor dem Eingang des Zeltes in den Boden pflanzt, als eine deutliche Warnung an alle möglichen Störenfriede.

Natürlich bin ich mächtig aufgeregt, da braucht ihr nicht fragen, aber mindestens ebenso ungeduldig!

Endlich ist Federico dann auch seine Rüstungsteile und Unterkleider los und kommt zu mir zwischen die Decken… kühl fühlt er sich an, nur seine Hände sind heiß… und schnell sind die überall an mir, ich drücke mich ihm entgegen – ohne Zögern, bereit, alles zu geben und zu nehmen, wie es kommen soll…

Er presst mich an sich, schiebt mich wieder fort, und schaut mir in die Augen, schnell und heftig atmend, lacht und packt mich dann unter den Achseln, dreht sich auf den Rücken, und zieht mich nun hoch, und auf sich drauf.

Meine Beine sind ganz schwach und auf einmal so weit auseinander, wie sie es noch nie waren.

Fest greifen sich seine Hände meinen Hintern und schieben mich hoch, alle meine Haut reibt über die eckigen, harten Stellen dieses drahtigen Männerleibes – eigentlich müsste das wehtun. Tut es aber nicht.

Irgendwie habe ich die Knie hochbekommen, sodass ich seinen Brustkorb in die Zange nehmen kann, und mich noch höher recke, als wollte ich es, dass seine Lippen und Zähne meine Brustspitzen erreichen… Verwirrung und Tumult könnten nicht größer werden, ich muss die Augen schließen.

Seine Hände streicheln mich und greifen nach mir, und drücken mich wieder hinunter – da ist ein gemeinsamer Wille da, ein Ziel zu spüren…

Und ja, Schmerz und Glück finden ihren Weg mitten durch meinen Leib, dass ich schreien könnte – und wahrscheinlich tue ich das auch längst.

Durch ihn fühle ich mich ganz anders auf einmal; jetzt ich bin völlig neu.

Ich weiß ja nicht, ob es anderen auch so geht.

Ich habe das so nicht geahnt – oder doch, vielleicht habe ich schon immer gewusst, dass es das geben müsste, irgendwo, für mich.

Wie in diesen alten Geschichten, die ewige Sehnsucht nach der anderen, der fehlenden Hälfte, die einen ergänzen könnte, um einmal ganz zu werden.

Und vollständig erst dann, wenn sie gefunden ist.

Kapitel 3

Tom

Bald aber, noch vor der großen Schlacht, wurden wir doch auf unserem abgeschiedenen Vorposten in dem halbzerstörten Dorf vom großen Kriegsgeschehen eingeholt. Wir mussten ihn aufgeben, um den Plänen des Kaisers zu dienen. Und damit halt auch, wie Luca es nannte, „unser kleines Paradies zu viert“. Doch das vorerst nur, will ich hoffen.

Unsere wenigen Sachen waren schnell gepackt und meinem guten Eselchen Archimedes aufgeladen. Ich war froh, ihn mitnehmen zu können, das blöde Biest ist mir irgendwie ans Herz gewachsen, ich weiß auch nicht.

So reihten wir uns also wieder ein bei den anderen aus der Miliz von Peio. Und wurden sofort von Zeta wieder neu verteilt. Denn alles kam jetzt doch auf einmal in Bewegung, was so lange Wochen auf der Stelle gestanden war. Der Aufbruch und Abzug des Feindes musste weiter ständig beobachtet werden, das war wichtig, ohne dass der was davon mitbekam oder ihm nur merkwürdig erschien.

Laia kroch also ständig irgendwo am Waldrand herum, mit paar anderen auf ihren Beobachtungsposten. Während Zacco und Luca und ich auf immer neuen, wechselnden Wegen kreuz und quer durch den Wald hetzten, um zu denen da vorne Verbindung zu halten und alle Nachrichten weiter zu bringen, die dann an der anderen Seite des Waldes von unseren reitenden Boten abgeholt wurden und weiterbefördert.

Da bekam man denn auch gelegentlich Cara zu Gesicht, immer nur kurz aber, nur bis sie sich auf ihrem zähen, flinken Pferdchen wieder über die staubigen Herbstfelder davonmachte.

Aber mit unserer Laia kamen wir praktisch gar nicht mehr zusammen, und sie fehlte uns umsomehr. Wir waren also praktisch ganz auf uns allein gestellt, wie man so sagt. Also, naja, ihr wisst schon wie.

Luca jedenfalls überraschte ich einmal, als ich mich mitten in der Nacht aus den Decken herausgewühlt hatte und hinter den nächsten Büschen pissen wollte. Den treffe ich da also auf einmal, an eine schrägstehende Kiefer gelehnt, wie er sich mit energischer Hand und einsam eine hitzige Erleichterung verschafft…

„Oh Mann! Verpiss dich bloß…“, zischt er mir zu, als ich dich bei ihm vorbei stolpere.

Ja was? Als ob ich da gerade was von ihm gewollt hätte!

Aber kann man ja verstehen, wie es ihm ging, oder? Laia war eben gründlich weg und wurde ganz anderswo gebraucht. Aber uns dreien geisterte sie allen dauernd im Kopf herum nur. Und auch genug ungewisse Fragen, wie das wohl weitergehen sollte mit uns allen zusammen.

Einmal nur, bekamen wir sie in diesen Tagen doch noch zu sehen. Gerade war wieder eine wichtige Nachricht von der Späherfront gekommen, und Luca war dran, sie eilig weiter zu bringen auf unseren Trampelpfaden nach hinten durch den dicken Urwald da. Jedenfalls war der losgelaufen und schon weg.

Plötzlich also kommt Laia da aus dem Gebüsch und steht grinsend und fast atemlos vor uns, vor Zacco und mir.

Na, wir denken alle drei dasselbe offensichtlich, und fallen uns in die Arme, und auch gleich übereinender her. Riemen und Gürtel werden gelockert und an den verschiedensten Kleiderteilen gezerrt, keine Zeit für eine ordentliche Reihenfolge bei den Prozeduren.

Laia sitzt dann also gerade auf meinem Schoß, und ich versuche, ihren Mund mit wilden Küssen zu fesseln – während Zacco anderswie mit ihr beschäftigt ist, und sie ihre schmale Hand schon tief in seine Hose gezwängt hat. Da wirft er mit lautem Auf-brummen schon seinen Kopf zurück und bäumt sich hoch, dass sie Mühe hat, ihre Hand noch schnell aus seinem Hosenbund zu retten – und da ist Zacco, wie oft schon, schnell durch mit seinem ganzen bisschen Spaß.

„Junge… du gehst aber gleich ab wie ein Armbrustbolzen, was? …und schön zu sehen, dass ich euch so sehr gefehlt habe, wie?“

Ich will sie noch festhalten, und irgendwie doch auch mit meiner Aufregung ans Ziel kommen – aber nein, sie hat es jetzt eilig.

„Lass mich mal, Tom, geht jetzt nicht mehr… bin eigentlich ohnehin schon spät dran… wir holen alles später nach, in Ruhe und bei besserer Gelegenheit, ja?“

Und sie springt ab von mir, und wir kriegen noch jeder einen schnellen Kuss, und weg ist sie durch die Büsche. Und ich und Zacco liegen da im Gras und schauen schnaufend in die Blätter hoch über uns.

Die letzten Aktionen dieses Feldzuges halten uns alle mörderisch in Bewegung, eine ständige Hetzerei hin und her. Bis die schweren Reiter des Kaisers endlich über das friedlich schlafende Lager der Lombarden herfallen mit ihren Spießen und Schwertern, und allem wütenden Dreinschlagen und später freudigem Geschrei.

Ich danke meinem Gott, dass wir das Gemetzel nur aus der Ferne miterleben müssen, und danach auch nur am Rande des Schlachtfeldes bleiben. Schlimm genug von hier das Schreien und Stöhnen der armen Kerle hören zu müssen, die es da übel erwischt hat. Und unheimlicher noch, wenn es plötzlich verstummt, wie von Geisterhand ausgelöscht.

Auch für die Nacht bleiben wir, wo wir sind, ganz am Rand des eroberten Lagers. Nur einige von uns, darunter natürlich wieder Laia vorneweg, werden beauftragt, im Schutz der Finsternis weitere Erkundungen gegen die abgezogenen Feinde zu unternehmen. Die haben sich zwischen den Mauern des alten Kastells vorläufig in Sicherheit gebracht.

Doch dann stellt es sich am nächsten Morgen heraus, dass die schon alle gründlich über die Berge sind, und ab und davon mit allem was sie tragen können. Nur die hoffnungslos Verwundeten haben sie zurückgelassen. So hätte ich's wohl auch gemacht. Irgendwann ist dann ja mal Schluss mit aller tapferen Lust am Untergang.

Also ergibt sich ein plötzliches Ende der Kampagne. Es beginnt ja auch schon der letzte Monat des Jahres, und alle Vernünftigen träumen längst vom Winterlager, am besten zuhause wo's warm und gemütlich ist. Wir, die Miliz von Peio, erhalten dann auch tatsächlich schon an einem der nächsten Tage den lange erwarteten Befehl, in Richtung Heimat abzurücken. Na wunderbar.

Wirklich dumm ist nur, dass alle unsere Frauen und Mädchen nicht mitkommen zurück nach Peio. Die sollen jetzt da bleiben, auf ausdrücklichen Befehl von ganz oben, wird uns gesagt, und mit dem ganzen Heer des Kaisers weiter nach Coromano, oder so.

Da gucken wir uns blöde an, der Luca, der Zacco und ich. Was soll das jetzt? Ohne unsere Laia heim ins Winterlager, das hatten wir uns aber anders vorgestellt. Und wozu sollen die Frauen alle beim Kaiser bleiben? Was denkt der sich, was hat der vor? Ist am Ende doch was dran, an den Geschichten von diesem legendären Harem voller Weiber, den er sich ja halten soll, nur zu seinem privaten Vergnügen?

Je länger wir darüber nachdenken, umso ungeheurer wird uns dabei.

Unser Herr Odo ist ja soweit schwer in Ordnung, das wissen wir inzwischen, kann man nicht anders sagen. Aber sonst und überhaupt kann man nie nicht sicher sein, was man von den hohen Herren so zu erwarten hat. Am Ende sind es vielleicht doch nicht nur die Pfaffen, die dem Kaiser Friedrich seinen üblen Ruf als sündigen Lüstling angedichtet haben. Reichlich Bastarde hat er ja schon in die Welt gesetzt, das sieht man ja. Auch Herr Odo ist einer aus dieser Meute.

Wir sind also ziemlich niedergeschlagen, und machen uns so allerhand Sorgen. An dem Abend, bevor wir nach Peio abmarschieren sollen, wollen wir schon zu Herrn Odo gehen und versuchen, mit ihm darüber zu reden, so schwer uns das fällt. Doch als hätte sie es geahnt, kommt da unsere Capitana Zeta zu uns, wie wir da mit Laia trübe am Feuer hocken und an unseren Bedenken herumkauen.

„Na, Jungs, morgen geht es endlich nachhause für euch.“

„Aber eben nicht für uns alle, leider…“

„Zeta, wir kapieren das nicht, warum Laia… und die ganzen anderen Frauen hier bleiben sollen.“

„Das ist doch nur sonderbar, oder was sollen wir davon halten?“

„Oder was sagst du denn dazu?“

„Leute, bleibt mal ganz ruhig. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen…“

„Doch… machen wir uns aber…“

„Also, sieh mal, Zeta… was man so vom großen Kaiser Friederich hört, ist doch nicht so gerade Vertrauen erweckend…“

„Wieso denn?“

„Naja, du weißt schon… diese ganzen Weibergeschichten…“

„Ja?“

„…also, was Zacco meint, ist… er hat da doch angeblich…“

„Na, ihr müsst das nicht alles glauben, was da wer erzählt. Das wisst ihr doch selber. Seht doch mal, was über uns im Lager alles erzählt wurde, und was dann immer tollere Kreise zog an den Lagerfeuern… wie Graf Ezzelinos Märchen über Odos sagenhafte Amazonentruppe und so weiter…“

„Naja… aber da ist doch auch was dran, oder?“

„Was?“

„Also, ich meine, sowas gab's ja auch bisher nicht und nirgendwo, dass… dass ihr als Frauen jetzt mitkämpfen könnt, und…“

„Klar, Luca. Natürlich ist das neu und noch nie dagewesen. Wie vieles andere auch, was wir da machen in Peio, ohne dass man sich's vorstellen konnte bisher… aber, das ist ja auch ganz richtig und nötig, oder? So neu es ist – und wenn es auch alles Alte umschmeißt.“

Da hat Zeta natürlich recht, sehen wir auch so.

„Also, darum seid nur zuversichtlich und habt Vertrauen, wie das weitergeht hier und dort mit uns. Glaubt mir das einfach. Ich… kenne Friedrich… den Kaiser Friedrich inzwischen recht gut, wir… nun, ihr wisst doch. Ich bin immer klar und offen zu euch… so wie es ist, brauchen wir kein Geheimnis draus zu machen…“ Wie immer hat Zeta unsere volle Aufmerksamkeit. „Wir beide sind uns… nähergekommen, Friedrich und ich, sage ich mal… und haben…“

Auch Laia schaut mit großen Augen auf Zeta…

„…also, weil ich ihn, den Kaiser, nun wirklich gut kenne, kann ich euch mit Sicherheit versprechen, dass nichts, gar nichts geschehen wird, was euch missfallen würde. Es war sogar, kann ich sagen, unsere gemeinsame Idee, einige der Frauen und Mädchen von Peio hierzubehalten, oder dann mit nach Cremona zu nehmen, und etwas ganz Besonderes aus ihnen zu bilden, sozusagen. Um so wieder ein Zeichen zu setzen… naja, wir werden ja sehen. Jedenfalls, habt keine Sorge um eure Laia hier, oder um Cara…“ – ein kurzer Blick in meine Richtung – „oder die anderen. Ich verspreche euch, es ist alles gut. Und an diesen wilden Haremsgeschichten ist überhaupt nichts Wahres dran.“

Na, wenn Zeta das sagt, sie muss es ja wissen. Wenn wir ihr nicht vertrauen, wem dann überhaupt.

So bleibt uns noch eine lange Nacht, um von Laia Abschied zu nehmen. Viel zum Schlafen kommen wir da nicht, könnt ihr euch denken. Weiß ja keiner, ob wir uns so bald wiedersehen.

Auch von meinem Archimedes muss ich mich trennen. Der soll mit seiner Karre die Sachen der Mädchen nach Cremona bringen. Cara und Laia wollen sich gut um ihn kümmern, das haben sie mir versprechen müssen.

Nächsten Tag geht's dann also für uns wieder zurück, in Richtung Peio. Auch die Wagen fahren mit, und wir sehen zu, dass die uns mitnehmen, dass wir nicht den ganzen Weg laufen müssen. Wir sind echt geschafft vorläufig.

Ebenso sind die Sarazenen mit dabei, und zwar nicht nur unsere, also die sich mit ihren Familien inzwischen bei uns angesiedelt haben, sondern noch eine stattliche Anzahl mehr, dreißig Mann so etwa insgesamt. Naja, denke ich so, spricht sich eben immer mehr herum, was Herr Odo alles für seine Leute tut, und ist kein Wunder, dass immer mehr auf Dauer bei uns dann leben wollen.

Ja, was sich einer so denkt. Es stellt sich nämlich schnell heraus, dass diese Sarazenen nur als Begleitschutz, als eine Leibwache gewissermaßen den Auftrag haben, Herrn Odos Ehegemahlin, Frau Adelheid von Peio, und einige andere hohe Frauen, auch die Gräfin Monteleone von nebenan eben, abholen und ins Winterlager des Kaisers nach Ceremonia, oder wie das heißt, mitbringen sollen. Wie auch immer.

Kapitel 4

Frater Carlo

(Abschrift der geheimen Aufzeichnungen des Carlo Andrea Balbi, Ordo Fratrum Minorum. Dritter Teil.

Weitgehend verblasste Tinte auf gelblichem Papyrus, Spiegelschrift):

Auf meinem weiteren Weg dann gelangte ich in ein Dorf, das bis vor wenigen Jahren noch, wie mir gesagt wurde, unter der harten und gefürchteten Herrschaft der Grafen von Terrasecca gestanden – oder in dem Falle sollte ich besser sagen: gelegen hatte.

Dann aber seien diese bei einem kriegerischen Unternehmen gegen jenen Grafen Odo von Peio unterlegen, auch in Gefangenschaft geraten, und nur gegen ein hohes Lösegeld wieder freigekommen. Und zu solcher erpressten Auslöse gehörten eben auch dieses und zwei weitere Nachbardörfer nordwestlich, nebst einiger waldiger Hügel und den sumpfigen Wiesen, unten entlang dem Flusse und der Landstraße nach der Stadt Brixen.

Somit befand ich mich hier zum ersten Mal wirklich im Herrschaftsbereich jenes dem guten Bischofe Heinrich und seinem Rechte-Hand-Pater Egno so verdächtigen Kaisersohnes.

Nun ist es zwar erst wenige Jahre her, dass jener das Regiment über diese Dörfer übernommen hat, doch sind durchaus deutliche Veränderungen erkennbar.

Einmal, das fiel mir als erstes auf, ist der Weg, die schlichte Landstraße welche ich unter den Füßen hatte auf meinem Weg dorthin, an vielen Stellen ausgebessert, die schlimmsten Löcher jedenfalls, mit einigem Kies, wohl aus dem Bach nebenbei geholt, und so verfüllt, wie es eben mit diesen einfachen Mitteln auf die Schnelle möglich ist. Eine ungewöhnliche Fürsorge des Landesherren genug.

Doch an einer sinnvollen Stelle ist sogar eine anscheinend ganz neue, einfache Brücke über eine tiefe Furche des Geländes geschlagen, ein trockenes Bachbett wohl, wodurch es jetzt Fuhrwerken und Wanderern wie mir erspart bleibt, dort mühsam und nicht ungefährlich zu dem versiegten Wasserlauf hinab und andererseits wieder hinauf zu steigen. Eine ganz augenfällige Verbesserung für jedermann, aus den eigenen Mitteln des neuen Herrn errichtetet, wie man mir sagte.

Und nicht einmal ein Brückenzoll wir dabei erhoben. Wirkliche eine erstaunliche Angelegenheit.

Im Gespräch mit den Dorfleuten erfahre ich außerdem, dass dieser Graf Odo ihnen die Zehnt-Abgabe herabgesetzt hat – nein, zwei Jahre lang hatten sie gar keine Steuern zu zahlen, nichts, rein gar nchts!

Und das ist nun wirklich unerhört! Will er, dieser kleine Graf, will der die göttliche Ordnung denn ganz auf den Kopf stellen?

Wohin noch soll das führen?

Und immer noch nicht genug: Es darf anscheinend ganz erlaubt Holz gesammelt werden mitten im herrschaftlichen Wald. Das ist sonst überall verboten oder, soweit ich weiß, nur gegen ein weiteres Zehntgeld vielleicht möglich, jedenfalls streng geregelt. Hier aber können die Bauern sich alles holen, was auf dem Boden liegt, als Feuerholz für ihre Herde und Öfen. Kein Wunder, dass die armen Leute ihr Glück nicht fassen können.

Einen habe ich sogar gesehen, wie er mit zwei gefangenen Hasen über der Schulter aus dem Wald zurückkam, ganz seelenruhig und völlig entspannt. Das wäre überall sonst in der Christenheit eine frevelhafte Wilderei, ein ernsthafter Verstoß gegen die Jagdvorrechte des Adels. Nasen und Ohren werden dafür abgeschnitten, aber ganz fix, würde man ihn dabei erwischen, ohne langen Prozess und Erbarmen. Denn alle Tiere des Waldes gehören allein dem Herren des Landes, sei dies ein Graf oder Bischof, ganz egal ob der hier oder dort oder überhaupt auf die Jagd zieht oder nicht.

Es den Bauern wie hier also zu erlauben, am Waldrand Schlingen zu legen, um ihre magere Ernte vor Fraßschäden zu beschützen – und sich noch für den eigenen Kochtopf die Hasen zu holen – das bedeutet einen gänzlichen Umsturz, eine Revolution der bestehenden Ordnung, ohne Zweifel.

Noch scheinen es die guten Leute hier selber kaum glauben zu können. Verlegen sehen sie beiseite, wenn man sie darauf anspricht und Fragen stellt dazu. Doch solche Zustände werden sich wie ein Lauffeuer herumsprechen, landauf und landab – nicht auszudenken, welch ein Aufruhr hieraus entstehen mag, weit in andere Lande hinein. Schnell fliegt Frau Fama über Hügel und Berge, Flüsse und Seen, und bringt das Volk in Unruhe, ja Rebellion, Aufruhr und Umsturz sind nicht fern, schneller als die Obrigkeiten ihre bewaffneten Knechte werden losschicken können, um solchem gottlosen Treiben zu wehren.

Nach diesem Besuch in den vor kurzer Zeit erst durch den Grafen Odo übernommenen Dörfern frage ich mich, ob es so sinnvoll ist, jetzt gleich als Nächstes seine Kerngebiete zu besuchen. Eher denke ich, es langsamer angehen zu lassen und mich sozusagen in einem großen Bogen jenem Zentrum zu nähern – wie die sprichwörtliche Katze um den Brei.

Dies allerdings weniger, weil ich diesen noch für zu heiß hielte, das nicht. Aber es scheint mir doch besser, zunächst noch weitere Dörfer des Randgebietes zu besuchen und so die Meinungen und Stimmungen der Nachbarn von Peio zu sammeln.

Soll er doch noch eine Weile länger auf meinen Bericht warten, jener Pater Egno, der so besorgte Hirte, ehe er seine Gegenmaßnahmen planen und anzetteln kann, was er nötig findet. Nächstens also mehr.

(Für den Bericht an Pater Egno zu notieren :)

Graf Odo scheint doch einige sonderbare Maßnahmen zu ergreifen, wie es in seinen neu übernommenen Dörfern im Ansatz zu bemerken war. Längerfristige Auswirkungen und weitere Entwicklung sind zur Zeit noch nicht absehbar. Eher dürfte wahrscheinlich sein, dass auch jener früher oder später zur bewährten, alten Ordnung der Verhältnisse wird zurückkehren müssen.

Kapitel 5

Odo

Endlich werde ich meine Delia wiedersehen, der Kopf ist mir schon ganz wirr vor Sehnsucht. Bald zehn Wochen waren wir getrennt durch diesen langwierigen Feldzug meines Vaters, um seine Feinde zu unterwerfen.

Anfangs, in der ersten Zeit unterwegs, war sie immer in meinem Herzen bei mir. Ein ständig andauerndes und mich begleitendes Gefühl von Wärme und Freude, egal was um mich herum geschah.

In den stillen Momenten dann kommen deutliche Bilder von ihr, die ich festzuhalten versuche, dass sie mir nicht entgleiten und verblassen: Ihre liebe Silhouette im Morgenlicht vor dem Fenster vielleicht, wenn sie sich von unserem Lager erhebt, ganz leise, weil sie meint, dass ich wohl noch schlafe… bis sie zu mir herüberblickt und wahrnimmt, dass ich sie doch beobachte, und sie sich eben die Haare nach hinten streicht, etwas verlegen – dann aber lächelt, und etwas murmelt wie: „Oh, dieser Schuft – belauert er mich die ganze Zeit!“

Und dann wieder zu mir kommt, nackt wie sie ist, und, schon auf dem Lager knieend, mit Stolz meinen bewundernden Blick einen Moment genießt – und dann flink zu mir unter die Decke schlüpft. Oder, noch aufregender, sich kurzerhand rittlings auf mich setzt, und so tut, als wolle sie mich erwürgen, zur Strafe, dass ich ihre unbekümmerte Nacktheit beobachtet habe – und eine spielerisch wilde Balgerei beginnt, die bald unweigerlich in andere Zärtlichkeiten übergeht…

Ein taumelnder Traum von Bildern, die ich mir auf meinem einsamen Lager vor Augen rufe, mich so am wahren Leben festzuhalten – während rings um mich her dieses fremde Kriegstheater seinen Lauf nimmt, voller absurder Schrecken, auch dann noch, wenn es am Ende einen gloriosen Triumph darstellen will.

Jetzt aber kehren wir heim voller Freude!

Und schon in Monteleone finde ich meine Delia. Sie läuft mir entgegen, wie im Fluge die lange Treppe in den Burghof herunter, und springt mir in die Arme, atemlos… und fängt meine Hand ein, die sich beim Kuss in ihren Schopf gewühlt hat, und führt sie zu ihrem flachen Leib hinab – oder ist da ein kleines, runderes Bäuchlein schon zu spüren?

„Liebster… denk nur…“ – und alle Freude verdreifacht sich!

Eng umschlungen gehen wir die Treppe langsam wieder hinauf.

„Elisabeth ist auch hier…“

„Deine Schwester?“

„Ja, vor einigen Tagen angekommen. Und ihren… naja, ihren Ehegemahl hat sie mitgebracht, Otto heißt der…“

„Ja, der Herzog von Meranien! Ich kenne ihn noch gar nicht… und, ist sie nun mächtig stolz als Herzogin?“

„Vonwegen! Sie schäumt vor Wut. Ihr Ehemann, der kleine Herzog Otto ist noch ein Kind, erst zehn Jahre alt! Mit ordentlichen Segelohren auch noch ausgestattet, und ziemlich…naja, rundlich, würde ich es mal nennen… Das wird schon noch, denke ich – aber Elisabeth nennt ihn abwechselnd nur dicke Kröte, oder fetter Zwerg, und ähnliches…“

„Oh weia, der arme Junge!“

„Das kannst du wohl sagen. Der ärmste hat nichts zu lachen bei meiner Schwester, du kennst sie ja. Die Enttäuschung ist halt zu groß: Statt einem stolzen Aufstieg in den Rang einer Herzogin nach einer glänzenden Heirat – hat sie jetzt dieses bedauernswerte Kind an den Hacken, als Ehegatten, wenn auch nur… nur theoretisch ja vorerst, sozusagen.“

„Und was sagt Graf Albertdazu, euer Vater, der das alles so fein und machtbewusst eingefädelt hat?“

„Papa lässt sich nicht blicken. Er ist schon vor Wochen fortgeritten und unterwegs in irgendwelchen dringenden Angelegenheiten, und jetzt will er wohl weiter an den Hof des Kaisers in Cremona.“

„Ach, sieh an. Den ganzen Feldzug über hat er oben in seinen tiroler Bergen gesessen und abgewartet. Jetzt aber, nach dem siegreichen Ende, eilt er herbei, sich in die Scharen der Kaisertreuen einzureihen.“

„Sei nicht so streng mit ihm, er ist halt vorsichtig – und gewohnt, sein Risko bei allem zu bedenken…“

„Richtig, ich vergaß… er hatte ja seine Tochter mit dem kindlichen Herzog zu vermählen – das war ja, scheint es, auch nicht ganz ungefährlich…“

Lachend kommen wir oben in der Halle von Monteleone an.

Dort erwartet uns Artemisia, die älteste Tochter des Grafen und Herrin der Burg, mit einigen Damen, die sich hier um sie versammelt haben.

Maria Christina, die Gräfin von Terrasecca ist darunter mit ihren Kindern.

Und auch die blendend schöne Helena von Rocassa, die es nie lassen kann, ihre funkelnden Blicke auszusenden, sobald ein männliches Wesen sich ihrem Bannkreis nähert. Daran hat sich nichts geändert durch ihre Heirat mit meinem alten Freund und Gefährten Rochus. Schon ihre Kleidung schreit geradezu nach Aufmerksamkeit, zumal sie nicht daran denkt, ihre prächtige, dunkle Lockenflut unter der schicklichen Haube einer verheirateten Dame zu verstecken. Sie macht keineswegs den Eindruck als habe sie in dieser Ehe das Ziel ihrer Wünsche schon erreicht. Mag es nun an ihrem wirbelnden Temperament liegen allein, oder doch an einem kaum verborgenen, ungestillten Ehrgeiz, eine glänzendere Rolle zu spielen, als die der Herrin einer kleinen Herrschaft dort, an der Seite des guten Rochus.

Welcher es nun seinerseits, folgt man der Einschätzung meiner Delia und anderer kritischer Damen, auch in jener Hinsicht faustdick hinter den Ohren haben soll. Ich selber habe ja weniger das Auge für Beobachtungen solcher Art.

Helena jedenfalls begrüßt mich mit einem so jubelnden Strahlen, als sei ich ihr zurückkehrender Odysseus und sie nun die seiner harrende Penelope. Ihr eigentlicher Ehemann ist zunächst noch im Hof zurückgeblieben und bisher nur Mahmud mir in den Saal hinauf gefolgt, der aber völlig vom Ansturm der bald dreijährigen Zwillinge okkupiert ist, die ihm mit juchzender Begeisterung in die Arme gestürzt sind. Artemisia sieht ihren Lieben lächelnd zu.

Von einer der Fensternischen, wo er mit seinem Lehrer über einigen Büchern gesessen hat, schaut ein etwa zehnjähriger, dicklicher Junge in feinen Gewändern zu unseren Umarmungen herüber. Ich mache mich los und gehe zu ihm hinüber:

„Herzog Otto von Meranien, vermute ich…“

„Ja – a…, Herr Odo, – Otto von A – Andechs ist mein Name, und ja, auch… auch das… eben… Herzog.“

Der ärmste verschluckt sich an seinem Stottern geradezu und verstummt dann nach leiser werdendem Murmeln mit einem flehenden Blick und in zartem Rot glühenden Ohren, die übrigens gar nicht so weit abstehen, wie man mir berichtet hat.

„Ich freue mich sehr, Euch hier bei uns zu sehen, Herr Otto – wir sind ja fast Namensvettern außerdem! Wart Ihr schon oben in meinem Peio?… Nein?… Wenn es Euch beliebt, reiten wir an einem der nächsten Tage vielleicht einmal gemeinsam hinüber. Ich hätte Euch vieles zu zeigen dort, was Euch interessieren könnte. Und es wäre mir eine große Ehre und Freude.“

Ich fasse den armen kleinen Kerl fest um die Schulter und ziehe ihn mit hinüber zu dem Kreis der Damen an der großen Tafel in der Mitte der Halle. Er folgt mir mit zögernd schleppenden Schritten und wendet den Blick seiner traurigen Augen nicht ab von mir, bis wir an einer schlichten Sitzbank anlangen, wo wir uns gemeinsam, Seite an Seite niederlassen können.

Die gute Elisabeth, Delias Schwester, kann ihre Wut nun nicht länger zügeln:

„Na, da schau ihn dir an – ist es nicht zum Lachen, liebster Schwager! Da hast du ihn dir sofort herausgepickt, unseren großen Herzog Otto, und dicke Freunde seid ihr auch gleich miteinander… dieser unzumutbare, mikrige Zwerg und du?“

„Aber Elisabeth, so solltest du nicht sprechen.“ Ich versuche, sie recht streng anzusehen. „Doch verzeiht mir, Frau Herzogin, es war mein Fehler: Euch gebührte mein erster Gruß. Denn Ihr seid die ranghöchste unter allen Damen hier…“

„Pah, was soll das Gesülze! Spar es dir. Das alles kann mich nicht versöhnen. Gefesselt zu sein an diesen… diesen dummen, unnützen Wicht!“

„Aber von Fesseln, schöne Frau Elisabeth, davon kann doch keine Rede sein…“ Rochus setzt sein charmantes Lächeln ein, wie ein Steinmetz seinen Hebel…

„Elisabeth, mäßigt Eure Worte, ich bitte Euch!“ Auch Artemisia findet es an der Zeit beruhigend einzugreifen.

Und meine Delia versucht, die Hände ihrer Schwester einzufangen, die zu ihren wütenden Reden abwechselnd auf die Tischplatte und in den eigenen Schoß schlagen.

Es scheint notwendig, einige klare Worte zu sprechen. Auch wenn mir das gerade, wie meistens, nicht leicht fallen will.

„Elisabeth, es war euer Vater, Graf Albert, der dir diesen Ehegemahl ausgesucht hat. Und… und dir war es recht so, und auch ein angenehmer Gedanke, oder eine Aussicht, die dir gefiel, solange dir nur Name und Titel deines Zukünftigen bekannt waren. Nun, Otto hier, ist ein Kind noch, ja. Ein recht… einsames Kind, wie mir scheint, und traurig und verschüchtert zudem… doch er hat sich diese Verbndung zu dir auch nicht ausgesucht… und jedes Kind, mag es auch kostbare Kleider tragen, ist angewiesen darauf, dass die Großen sorgsam mit ihm umgehen… und liebevoll. Mein Vater hat das immer so gehalten, allen seinen Kindern gegenüber, egal ob sie einer legitimen Ehe entstammten, oder nicht – wie ich zum Beispiel. Wir wollen nur hoffen, Elisabeth, dass du das einsehen kannst.“

Sie hatte mir mit offenem Mund und heftig atmend zugehört, inzwischen von Delia fest in den Arm genommen, und so zornig sie mich auch ansieht, bleibt sie doch still.

Da kommt es, noch leise und stockend, von dem Jungen neben mir:

„Elisabeth, es… es tut mir auch leid…“