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Menopause? Haben so etwas auch Männer? Sinnbildlich gesehen natürlich nicht. Aber auch Männer haben so etwas wie Wechseljahre. In diesem Buch geht es um ein Pärchen, welches liebevoll mit Humor mit diesem Thema, was beide betrifft umgeht. Natürlich gibt es auch mal Diskrepanzen, aber Markus und Heike verstehen es, damit zu leben, auch wenn es mal bei ihm nicht so funktioniert.
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Seitenzahl: 160
Veröffentlichungsjahr: 2024
Apfel an Orangenhaut trifft Würstchen im Speckmantel
Mit viel Spaß in die Wechseljahre von Frau und Mann
Humorvolle Erzählungen über ein Paar in den besten, nein in den allerbesten Jahren, mit Erinnerungen an die guten Jahre und der gewonnenen Leichtigkeit, zusammen in die Zukunft zu sehen.
Doch dafür stehen einige kleine Hürden oder man sich selbst im Weg…und Missverständnisse nicht zu vergessen.
Viele unserer Freunde fanden sich selbst beim Lesen wieder.
Manche gaben es zu. Manchen sahen wir es an und wir schmunzelten.
Wir alle sind nicht alleine!
Wir Ü - 50er
Cover
Titelblatt
Erstes Kapitel: Heike und Markus
Zweites Kapitel: Hitzewallungen und Überstunden
Drittes Kapitel: Der Yogahektiker
Viertes Kapitel: Die Verstopfung
Fünftes Kapitel: Die Endoskopie
6. Kapitel: Urlaubsplanung
7. Kapitel: Stoffwechselkur für Fortgeschrittene
8. Kapitel: Das Würstchen im Speckmäntelchen
9. Kapitel: Treuepunkte
10. Kapitel: Fasten für den Strandbikini
11. Kapitel: Straßenverkehr
12. Kapitel: Sechste Woche
13. Kapitel: Das Äpfelchen im Orangenmäntelchen
14. Kapitel: Der Mann am Handy
15. Kapitel: Der Fotograf der 80‘er
16. Kapitel: Der Motivationsguru
17. Kapitel: Der Onlineapotheker
18. Kapitel: Abflug
19. Kapitel: Ablästern am Pool
20. Kapitel: Das Begräbnis der Stimmungsschwankungen
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Erstes Kapitel: Heike und Markus
20. Kapitel: Das Begräbnis der Stimmungsschwankungen
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Erstes Kapitel
Heike und Markus
„Entschuldigung.“ Sie winkt ab und geht leicht lächelnd. „Entschuldigung.“ Er ruft etwas lauter.
„Macht nix.“ Sie klingt dabei fröhlich, er nickt kurz ab und widmet sich wieder seinem PC und sie sich ihrem Kruschel Raum, wie sie ihn nennt. Alte Kleidungen aussortieren, zu einem sozialen Kaufhaus fahren, welches alles annimmt und nicht fragt, aus welchen Jahren diese Klamotten oder Gegenstände stammen. Sie werden dort weiter für kleines Geld verkauft, getauscht oder verschenkt.
„Eine gute Sache.“ findet Heike, die an diesem Freitag beschloss, nun doch nicht an irgendeinem Samstag zu einem Flohmarkt nach Erlangen zu fahren, um sich dort den ganzen Tag hinzustellen, literweise Kaffee zu trinken und sich von fremden Menschen erklären zu lassen, dass in jedem Secondhandshop oder 1-Euroladen diese Sachen günstiger zu bekommen wären. Nein, sie hatte in Zukunft besseres vor. Zukunftspläne mit 50 Jahren und 29 Tagen. Als sie es Markus sagte, dass sie zukünftig Flohmärkte meiden würde, merkte sie, wie er erleichtert aufatmete, als er ihr antwortete: „Ach wie schade. Hatte mich echt drauf gefreut.“ Dann drehte er sich wieder zu seinem Computer als ihm dieser, zwar nicht allzu laute aber doch unüberhörbare Rülpser entwich.
Sein „Entschuldigung“ klang wirklich aufrichtig. Das zweite „Entschuldigung“, welches etwas lauter erschallte, galt wohl auch noch dem Geräusch vom gleichen Tag am frühen Morgen, als vibrierende Luft aus seinemResonanzkörper in die Keramikabteilung entwich. Und diese Entschuldigungen klangen auch wirklich ehrlich. Allerdings hörte sie diese in letzter Zeit öfters. Genau wie sein Schnarchen, welches unabhängig davon war, ob er Wein, Bier oder Wasser trank. Das passierte einfach. Sie war froh, wenn sie vor ihm einschlafen und damit für ein paar Stunden die nächtliche Ruhe genießen konnte. Alle drei angeführten Geräusche ob rektal, oral oder nasal wurden dann und wann leiser, was dem in letzter Zeit immer seltener gewordenen Benutzen seines Nasenhaarschneiders geschuldet war. So wurde das, was aus ihm rauskam zwar leiser, aber rein optisch war es dann doch manchmal eine, im wahrsten Sinne des Wortes haarige Angelegenheit und doch auch ein wenig unappetitlich, wenn er hier und da versuchte, sich mit Zeigefinger und Daumen ein oder mehrere Härchen gerade aus der Nase heraus zu zupfen. Dies gelang ihm nach zwei Gläsern Wein dann auch wesentlich besser, weil vermutlich das Schmerzempfinden sank und so ging es mit freier Nase und angegriffener Leber ins Bett. Ein Teufelskreis. Optisch wieder besser, aber akustisch wieder unüberhörbar. Am besten gelang es, wenn sie eins, zwei Gläser mittrank. Aber Markus schaffte es immer vor ihr einzuschlafen. Wie es vieles gab, was ihm in letzter Zeit vor ihr passierte. Sein Glas ist zuerst leer. Sein Teller ist zuerst leer und aber auch zuerst wieder aufgefüllt und wäre er 1969 Astronaut gewesen, wäre mit Sicherheit ER der erste Mann auf dem Mond gewesen. Wobei er sich einige Jahre zuvor noch damit brüstete, immer zweiter zu sein. Er wäre ein Genussmensch und könne warten, egal in welcher Situation und bei was auch immer. Er hätte auch kein Problem damit, ewiger Zweiter zu sein. Er war ja auch 2.
Klassensprecher, stellvertretender Verkaufsleiter und hatte auch nie eine Jungfrau. Zudem musste er auch als Junge die Hosen und Pullover seiner älteren Brüder auftragen. Immer zweiter, auch beim Sex. Damit gab er an. Liebevoll. Und Heike? Sie grinst ihn an, als er so da liegt und schnarcht. Die Straßenlaterne des kleinen Ortes, welche immer um 23.00 Uhr ausgeht und sich um 4.00 Uhr morgens wieder einschaltet, scheint direkt auf sein Gesicht, auf seinen grauen 3 – 8 Tagebart und auf seine Kopfhaut, die gut zu erkennen ist in diesem künstlichen Mondlicht. Es scheint wahrhaftig als ob in dieser Nacht drei Monde sich begrüßen. Der große, natürliche Mond, der kleine, künstliche und der im Bett liegende, graue und sägende. Die Dreieinigkeit in einem Raum und in ihrem Bett, welches zum Glück neu gekauft wurde, als sie sich vor 7 Jahren kennenlernten. Ein gebrauchtes Bett, in dem sich wahrscheinlich auch noch seine damalige Ehefrau lümmelte, wäre für Heike nie in Frage gekommen. Wobei sie sich da auch einig waren, hätte er doch auch keine Schlafunterlage aus ihrer vorherigen Beziehung geduldet. Ein wenig Candy Crash noch auf dem Handy gespielt, im Takt des Schnarchens mit atmend, übermannte auch sie der Schlaf nach ca. 10 Minuten. Statt sich auf die Seite zu drehen und sich das Kopfkissen über die Ohren zu pressen, legte sie ihren Kopf auf Markus' Schultern und schlief lächelnd ein.
Zweites Kapitel
Hitzewallungen und Überstunden
Heike lauschte. Markus atmete ruhig und friedlich. Wie schön. Das ist nicht immer so. Er ist ein lebhafter Träumer. Erzählt auch viel von seinen Träumen, was manchmal nervend sein kann. Vor Allem, wenn wieder verschiedene, junge Frauen in seinen Träumen vorkamen. Konnte er das nicht für sich behalten? Es interessierte Heike nicht, mit wem er da nachts auf eine Heublumenwiese lag und sich massieren ließ. Diese jungen Dinger, von denen sie sich bildlich vorstellen konnte, wie makellos glatt deren Haut war und ihm, dem erfolgreichen Wein- und Spiritousenhändler jeden Wunsch von den Augen ablasen, während er sich wohlig räkelnd ihren weichen Berührungen hingab. Diese jungen Dinger. Die waren doch sicherlich nicht mal volljährig und quietschten noch beim Sex. Nicht wissen, was sie tun, aber verrenken konnten sie sich, diese Hühner.
„Scheiß Kopfkino!“, murmelt sie vor sich hin, dreht sich zu ihm, da sie natürlich irgendwann nachts ihre eigene Stelle zum Schlafen suchte. 7 Stunden lang kuscheln hält auch der verliebteste Mensch nicht aus. Vor allem bei diesen Temperaturschwankungen. Selbst der Frauenarzt ihres Vertrauens zu dem sie seit über 20 Jahren ging, meinte beim letzten Besuch, er wäre kein Wärme- und Kältetechniker und nur mit Medikamenten ließe sich dieses, ihm natürlich bekannte Frauenproblem nicht lösen. Da man sich lange kannte, durfte er sich diesen Scherz erlauben. Doch so richtig amüsiert war Heike nicht. Esnervte schon, wenn diese Hitzewallungen kamen, wenn man sie gerade nicht brauchen konnte. Aber wann konnte „Frau“ schon Hitzewallungen gebrauchen. Im Grunde nie. „Witzehallung.“
„Was?“ Sie blickte vor einigen Wochen von ihrem Frühstücksmüsli auf, als Markus diese eigenartige Bemerkung machte.
„Witzehallung! Ein Comedian macht ein Programm mit lustigen Bemerkungen über Frauen in den Wechseljahren und nennt das Programm so, weil er ja den ganzen Abend Witze über diese weiblichen Defizite macht.“ „Und über Eure männlichen Wechseljahre gibt es nichts Lustiges zu berichten?“, meinte sie damals, etwas unterkühlt.
„Gerade Ihr Männer über 50 habt doch auch Eure kleinen Wehwehchen.
„Ja, aber wir reden nicht drüber.“ erwiderte Markus. Markus gehörte wahrhaftig nicht zu den großen Jammergestalten, die bei der kleinsten Temperaturschwankung, Husten, Schnupfen oder Heiserkeit einen Arzt konsultierten oder ihrer Frau die Ohren voll heulten. Wenn ihn etwas plagte, zeigte er es eher durch sein Schweigen und einen leisen Rückzug ins Arbeitszimmer, in dem er dann Rechnungen schrieb und Angebote versendete. Sein Wein- und Spiritousenhandel lief seit Jahren gut und sie hatten materiell und finanziell nie Grund zur Klage. Auch sie war, wenn auch nur halbtags bei einem ortsansässigen Apotheker angestellt und half Markus noch drei Mal pro Woche beim immer wieder anfallenden Bürokram. Dort ergänzten sie sich wirklich gut und sie tat es auch gern, brauchte aber für sich diese Beschäftigung in der Apotheke.
„Freiheit und Sicherheit“ wie sie es nannte
„Wo ist die Freiheit, wenn Du für fremde Menschen arbeiten gehst?“
„Ich tue das für uns. Für Dich und für mich.“ „Warum? Dein Chef ist ein Ausbeuter, deine Chefin launisch, nur hinter seinem Geld her, hat eh nie etwas gelernt und die Tochter der beiden eine verzogene Rotzgöre. Ich verstehe nicht warum Du da noch hingehst. Und für eine 36,5 Stunden Woche bist Du total unterbezahlt.“
„25 Stunden, Schatz. Ich habe eine 25 Stunden Woche.“ „Ja, rennst aber jede Woche 40 Stunden hin, wirst ausgebeutet und bekommst das Gehalt einer 450,- € Kraft.“ Dass sie Überstunden machte war richtig. Nicht jedoch, was die Bezahlung anbelangte. Es war nicht zu viel, aber übertariflich und an die Macken der Vorgesetzten Erwin und Bärbel Kauer, einer renommierten Apotheke in der 4. Generation der kleinen Ortschaft mit 1.200 Einwohnern, hatte sie sich in den letzten 4 Jahren doch einigermaßen gewöhnt. Sie wusste damit umzugehen.
Offiziell hatte man sich auf eine 5 Tage Woche von Dienstag bis Samstag geeinigt. Irgendwann setzte sie es, auch auf Markus' Drängen durch, nur noch jeden 4. Samstag zu arbeiten. Da sie und er nicht zu den Menschen gehörten, die 3 Wochen am Stück irgendwo hin verreisten, er aber auf verlängerte Wochenenden nicht verzichten wollte. Sie war, was solche Angelegenheiten betraf, geduldiger und es brauchte lange, bis sie mal den Mund aufmachte.
„Wenn Du nicht gehst und fragst, gehe ich persönlich hin und rede mit dem Kauer, diesem Kurpfuscher undScharlatan.“
Markus hatte Apotheker Erwin Kauer und dessen Frau Bärbel einmal kennengelernt bzw. bisher nur einmal gesehen. Das reichte ihm. Sie hatten Heikes Vorgesetzten und dessen Frau zum Grillen eingeladen. Ganz am Anfang, als Heike diese Anstellung als gelernte Drogistin bekam. Was sich damals nach einem müden Abtasten in eine nette Unterhaltung entwickelte, wurde dann doch gegen Ende des Abends ein Flop, als der Apotheker mit Mitte 50 Markus Tipps gegen erektile Dysfunktion gab und dabei nach gefühlten 8 Gläsern Wein auch noch die alten Kalauer brachte:
„Markus, weißt Du wie eine Viagra von innen aussieht? Nicht? Brauchst Du auch schon eine ganze? Hahaha…“ Und dann hielt sich dieser durchtrainierte, geleckte und schmierige Apotheker, der die 800 Meter von seinem Wohnhaus bis zu Markus und Heike natürlich mit dem Porsche Cabriolet fuhr, seinen nicht vorhandenen Bauch vor lauter Lachen und Markus war angewidert. Dieser Lackaffe, der mit dreiviertellangen Karohosen, hellbeigen Socken in krokodilledernen Halbschuhen, einem weißen Poloshirt mit einem dämlich grinsenden Alligator auf der linken Brusttasche aufgesetzt und natürlich noch einem gelben Segeljachtsweater, den er lässig um die Schultern trug, stand nun also da und merkte gar nicht, wie sehr er vor Arroganz stank. Der Höhepunkt des Abends war dann als Erwin Kauer sagte:
„Nun denn, dann nehmen wir mal 6 Fläschchen von diesem Rosè. Obwohl - der Grauburgunder war nun auch nicht schlecht. Kann man den auch mischen?“
Markus wusste sehr wohl aus seiner langjährigenErfahrung als anerkannter Weinberater und Verkäufer mit Humor, dass die Frage hinsichtlich des Kartons gestellt war und ob man verschiedene Sorten in einen packen konnte. Innerlich verdrehte er die Augen. Er wusste, dass der Apotheker gerne Wein trank und den überdurchschnittlichen Verbrauch eines Deutschen p. Jahr hatte. Ein Glas Wein verdoppelt die Herzkranzgefäße. Wenn dem wirklich so wäre, hatte der Apotheker die seinigen an jenem Grillabend auf die 16-fache Größe erweitert. Er schien einiges gewohnt zu sein. Zwar wurde seine Stimme lauter, piepsiger und schriller, ja fast tuntenhaft, aber er lallte nicht. Erstaunlich.
„Nun, Markus. Sag mir, kann man da auch mischen?“ „Wenn Du ihn mischst, bekommst Du Schädelweh, Kauer.“ Shit. Heike wusste, dass, wenn Markus seine Gegenüber duzte, aber beim Nachnamen ansprach, hatten die Angesprochenen so gut wie verschissen. Und Markus war es dann in dem Moment egal, wen er vor sich hatte. Hatte er ja auch nicht nur Wasser getrunken, wenn überhaupt. Er vertrug einiges und war diesbezüglich hart im Nehmen. Allerdings gehörte er nicht zu den Weinverkostern, der bei Weinproben außer Haus mit seinen Interessenten probierte. Er kannte seine Weine und war sehr vorsichtig. Einmal hatten sie ihm den Führerschein genommen. 0,2 Promille! 0,2 Promille zu viel. 4 Wochen damals. 4 Punkte und 625,- €. Die stanken ihm gewaltig. Nicht die 4 Wochen ohne Lappen. Nicht die 4 Punkte, aber das Geld. Da war er geizig. Und sparsam. Naja, gebürtiger Schwabe eben.
„Das hat nichts mit meiner Herkunft zu tun. Ich muss ca. 120 Flaschen Wein verkaufen, um auf diesen Betrag zukommen. Netto, abzüglich aller Nebenkosten. 140 Flaschen entsprechen dem großen Winzergebinde, genauer gesagt 144 Flaschen, also 12 Kartons mit jeweils 12 Flaschen.
Nicht jeder nimmt Dir diese Mengen ab.“
Bei diesem Thema redete er sich gerne in Rage.
Und dann steht da dieser Kauer vor ihm und fragt allen Ernstes, ob man 6 Flaschen im Karton auch mischen kann. Der wahre Schwabe war dieser Apotheker, der mit Sicherheit das große Gebinde
2 x pro Jahr benötigte. Kein Wunder, dass Markus mit Zynismus nicht sparte.
„Kauer, weißt Du, die meisten meiner Kunden haben mal angefangen in einem Discounter, Weine nach Etikett, Schönheit der Flasche und natürlich wie Du nach Preis zu kaufen, bis sie merkten, dass eine umfassende Weinprobe ohne Kaufzwang die ideale Lösung ist. Man probiert vorher und dann kann man bestellen und ab 72 Flaschen liefern wir Frachtfrei ins Haus.“
Das war nicht ganz richtig. Markus lieferte ab 36 Flachen ohne Porto, aber bei diesem Geizhals machte er gerne eine Ausnahme, damit dieser überhaupt etwas nahm, wenn er überhaupt etwas nahm.
Doch Apotheker Kauer legte gefällig seinen Arm um Markus' Schultern und lachte:
„Markus. Das nächste Mal, wenn Ihr zu uns kommt, probierst Du mal einen echten Luganer oder Pinot Grigio aus der Toskana. Das sind Weine mein Lieber. Gar kein Vergleich.“ Er lallte nun doch schon unüberhörbar und nutzte Markus' breite Schultern eher schon als Halt um nicht umzukippen. Kein Vergleich zu was? Markus kanntediese Gespräche und ließ sich trotz seiner Angriffslust nicht näher darauf ein.
Das waren diese Momente, in denen er sich, aber nicht seinem Gast nochmal einschenkte. Dieser merkte das gar nicht. Er hatte genug und für solche Fälle gab es bei Markus, falls es doch noch Trinkbedarf gab, tatsächlich alkoholfreien Wein, den er vorher in eine edle Flasche umfüllte und den alkoholisierten Gästen als den besten im Haus anbot. Solchen Gästen wie Kauer, bei denen er wusste, diese würden sowieso nie etwas von ihm kaufen. Heike beobachtete diese ganze Szenerie. Sie kannte Markus und wusste, dass er nichts Unbedachtes anstellte. Im gleichen Moment als er ihren Chef süffisant verhöhnte, setzte er wieder sein gewinnbringendes Lächeln auf, mit dem er sie damals gewann, als sie sich kennenlernten. Ein Kennenlernen mal nicht über diese sozialen Medien, in denen man sich vor aufploppenden Chatfenstern in denen man permanent eindeutig zweideutige Angebote bekam, kaum retten konnte.
Markus war bei Instagram und Facebook nur wegen seinem Weinhandel und päppelte die Seite in regelmäßigen Abständen neu auf. Privates interessierte ihn dort nicht. Er baggerte nicht auf solchen Kanälen und privat auch nicht. Hatte er auch nicht nötig. Sie hatte das Gefühl, er bräuchte nur einmal lächeln und sämtliche Herzen flogen ihm zu. Frauen, Kinder, Tiere, Einrichtungsgegenstände waren ihm erlegen. Also, damals vor 7 Jahren. Die Zeit war irgendwie vorbei. Er schien müde geworden zu sein. In allen Belangen. Hatten sie damals mindestens 200-mal Sex in den ersten drei Jahren……..pro Jahr, fühlte es sich jetzt so an, als würden sie in den nächsten 200 Jahren noch dreimalSex haben. Insgesamt. Ihn schien das nicht zu stören. „Liebling“, sagte er zu Heike. „Ich habe alles, was ein Mann braucht und die wilde Phase ist nun mal vorüber und ich vermisse nichts. Ich habe auch nichts versäumt.“
Das glaubte sie ihm auf Anhieb. Er war in jungen Jahren oft mit seiner Band unterwegs. Sie waren in vielen Bierzelten, auf Dorffesten bis hin zu den großen Veranstaltungen wie in Stuttgart, München oder Straubing. Markus war der Frontsänger und Gitarrist und Heike wollte sich gar nicht vorstellen, was nach den Auftritten noch alles abging. Er war groß, schlank, -also damals- und charmant, -heute noch- und konnte, was ja als Frontsänger auch Sinn machte, ausgezeichnet singen. Nach den Auftritten konnten sie es sich leisten, die Bühne abbauen zu lassen während er und seine 5-köpfige Band schon an der Theke mit jungen Mädels Spaß hatten. Als sie sich kennenlernten, erzählte er ab und an davon. Zumindest probierte er es und Heike erstickte diese Erzählungen schon im Keim und Ansatz. Sie wollte nichts davon wissen. Für sie gab es das Jetzt und Hier. Seinen Spaß hatte er gehabt. Glückwunsch, doch sie war froh, nie eine von denen gewesen zu sein, die Musikern hinterherlaufen. Eine von vielen. Sammelalbum mit Klebebildchen vielleicht noch. Wahrscheinlich führte er damals Strichlisten oder einen Karteikasten von seinen weiblichen Trophäen.