Aphorismen. Parabeln, Märchen und Gedichte. - Marie von Ebner-Eschenbach - E-Book

Aphorismen. Parabeln, Märchen und Gedichte. E-Book

Marie von Ebner-Eschenbach

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Beschreibung

Die 1880 erschienene Aphorismen-Sammlung gehört zu Marie von Ebner-Eschenbachs bekanntesten Werken - nicht zuletzt, weil man die Einführung wörtlich nehmen darf: "Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette". Die Autorin entwickelte ihren unabhängigen Freigeist schon sehr früh Dank der Förderung ihrer Stiefmutter und ihrer Tätigkeit in der Bibliothek in Zdislawitz, wo sie frei jeglicher Anleitung las, was ihr gefiel und sich ihre eigene Meinung bildete. Ein nicht einfaches Unterfangen; ihr ganzes Leben lang kämpfte sie gegen die etablierten Gedanken ihrer Zeit. Sie wollte mit ihren Schriften die Gedanken ihrer Zeit verändern, Sittlichkeit und Humanismus vermitteln. "Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum ersten Mal, und Du bist unsterblich." lautet der erste ihrer Aphorismen. Marie von Ebner-Eschenbach bleibt - nicht zuletzt durch ihre Aphorismen - unvergessen.

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Marie von Ebner-Eschenbach

Aphorismen. Parabeln, Märchen und Gedichte.

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage © 2015 Alojado Publishing, PH 6109 Ilog Covergestaltung: Gospel B. Villagracia ISBN 978-621-8015-01-2

 

www.alojado-publishing.com

Marie von Ebner-Eschenbach

Die 1880 erschienene Aphorismen-Sammlung gehört zu Marie von Ebner-Eschenbachs bekanntesten Werken - nicht zuletzt, weil man die Einführung wörtlich nehmen darf: "Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette". Die Autorin entwickelte ihren unabhängigen Freigeist schon sehr früh Dank der Förderung ihrer Stiefmutter und ihrer Tätigkeit in der Bibliothek in Zdislawitz, wo sie frei jeglicher Anleitung las, was ihr gefiel und sich ihre eigene Meinung bildete. Ein nicht einfaches Unterfangen; ihr ganzes Leben lang kämpfte sie gegen die etablierten Gedanken ihrer Zeit. Sie wollte mit ihren Schriften die Gedanken ihrer Zeit verändern, Sittlichkeit und Humanismus vermitteln.

"Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum ersten Mal, und Du bist unsterblich." lautet der erste ihrer Aphorismen. Marie von Ebner-Eschenbach bleibt - nicht zuletzt durch ihre Aphorismen - unvergessen.

Das vorliegende Werk folgt Band 1 der "Gesammelte Schriften von Marie von Ebner-Eschenbach" aus dem Jahr 1893 der behutsam an die gegenwärtige Rechtschreibung angepasst wurde. Auf eine Anpassung der zeit- und sprachtypischen Ausdrücke die heute nicht mehr gebräuchlich sind wurde jedoch bewusst verzichtet.

Inhalt

APHORISMENErstes HundertZweites HundertDrittes HundertViertes HundertFünftes HundertPARABELN UND MÄRCHENDie MussmenschenEin VergleichZwei GräberPrometheusEine BegegnungDie FremdeDas BlattDie SiegerinVerlorene ZuversichtAm ZielEine dumme GeschichteDer junge FürstKosmogonieBrautwahlWertbestimmungGeschiedenDes Kleinen LobMessenDie NachbarnDer gute FeindOhne VorschulePalemonDas BesteEin GlücklicherDer GottesleugnerDie VerfehmteDie AnhängerDie AusgestoßenenDer VerwöhntePropheten-LosUngelöste AufgabenDie UntrennbarenDie BrüderGEDICHTEEin kleines LiedBoule d'orSommermorgenDer HalbpoetVanitasDas SchiffLebenszweckGrabschriftSankt Peter und der BlaustrumpfLiebeserklärungSo ist esEinschlafenSpruchverseGänsezugDie Erdbeerfrau

APHORISMEN

Ein Aphorismusist der letzte Ring einer langen Gedankenkette.

Erstes Hundert

1.

Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum ersten Mal, und Du bist unsterblich.

2.

Was uns an der sichtbaren Schönheit entzückt, ist ewig nur die unsichtbare.

3.

Die verstehen sehr wenig, die nur das verstehen, was sich erklären lässt.

4.

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.

5.

Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft.

6.

Die jetzigen Menschen sind zum tadeln geboren. Vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.

7.

Die glücklichen Pessimisten! Welche Freude empfinden sie, so oft sie bewiesen haben, dass es keine Freude gibt.

8.

Es hat noch Niemand etwas Ordentliches geleistet, der nicht etwas Außerordentliches leisten wollte.

9.

Siege, aber triumphiere nicht.

10.

Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.

11.

Andere neidlos Erfolge erringen sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.

12.

Der Hochmut ist ein plebejisches Laster.

13.

Geduld mit der Streitsucht der Einfältigen! Es ist nicht leicht zu begreifen, dass man nicht begreift.

14.

Die größte Nachsicht mit einem Menschen entspringt aus der Verzweiflung an ihm.

15.

Alt werden, heißt sehend werden.

16.

Anmut ist ein Ausströmen der inneren Harmonie.

17.

Wie weise muss man sein, um immer gut zu sein!

18.

Die einfachste und bekannteste Wahrheit erscheint uns augenblicklich neu und wunderbar, sobald wir sie zum ersten Male an uns selbst erleben.

19.

Der Verstandesmensch verhöhnt nichts so bitter als den Edelmut, dessen er sich unfähig fühlt.

20.

Wir verlangen sehr oft nur deshalb Tugenden von Anderen, damit unsere Fehler sich bequemer breit machen können.

21.

Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

22.

Künstler, was Du nicht schaffen musst, das darfst Du nicht schaffen wollen.

23.

Je mehr Du Dich selbst liebst, je mehr bist Du Dein eigener Feind.

24.

Eiserne Ausdauer und klaglose Entsagung sind die zwei äußersten Pole der menschlichen Kraft.

25.

Nichts wird so oft unwiederbringlich versäumt wie eine Gelegenheit, die sich täglich bietet.

26.

Warten lernen wir gewöhnlich erst, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben.

27.

Die Leidenschaft ist immer ein Leiden, auch die befriedigte.

28.

Schüchterne Dummheit und verschämte Armut sind den Göttern heilig.

29.

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

30.

Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen.

31.

Die Gutmütigkeit gemeiner Menschen gleicht dem Irrlicht. Vertraue nur seinem gleißenden Schein, es führt Dich gewiss in den Sumpf.

32.

Es gibt Frauen, die ihre Männer mit einer ebenso blinden, schwärmerischen und rätselhaften Liebe lieben, wie Nonnen ihr Kloster.

33.

Gebrannte Kinder fürchten das Feuer oder vernarren sich darein.

34.

Mitleid ist Liebe im Négligé.

35.

Ehen werden im Himmel geschlossen, aber dass sie gut geraten, darauf wird dort nicht gesehen.

36.

Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst.

37.

Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen.

38.

Ein Dichter, der einen Menschen kennt, kann hundert schildern.

39.

Einer der seltensten Glücksfälle, die uns werden können, ist die Gelegenheit zu einer gut angewendeten Wohltat.

40.

Die meisten Nachahmer lockt das Unnachahmliche.

41.

Haben und nichts geben, ist in manchen Fällen schlechter als stehlen.

42.

Der Arme rechnet dem Reichen die Großmut niemals als Tugend an.

43.

Die Leute, denen man nie widerspricht, sind entweder die, welche man am meisten liebt, oder die, welche man am geringsten achtet.

44.

Die meiste Nachsicht übt der, der die wenigste braucht.

45.

Wenn ein Mensch uns zugleich Mitleid und Ehrfurcht einflößt, dann ist seine Macht über uns grenzenlos.

46.

Raison annehmen kann Niemand, der nicht schon welche hat.

47.

Wenn Jemand etwas tarnt, das gewöhnliche Menschen nicht können, so trösten sie sich damit, dass er gewiss von allem, was sie können, nichts kann.

48.

Hüte Dich vor der Tugend, die zu besitzen ein Mensch von sich selber rühmt.

49.

Wenn man nur die Alten liest, ist man sicher, immer neu zu bleiben.

50.

Das Mitleid des Schwächlings ist ein Licht, das nicht normt.

51.

Wer sich seiner eigenen Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher.

52.

Die eingebildeten Übel sind die unheilbarsten.

53.

Selbst der bescheidenste Mensch hält mehr von sich, als sein bester Freund von ihm hält.

54.

Wenn der Kunst kein Tempel mehr offen steht, dann flüchtet sie in die Werkstatt.

55.

Man muss das Gute tun, damit es in der Welt sei.

56.

Der Hass ist ein fruchtbares, der Neid ein steriles Laster.

57.

Wir sollen immer verzeihen, dem Reuigen um seinetwillen, dem Reuelosen um unseretwillen.

58.

Das Motiv einer guten Handlung ist manchmal nichts anderes, als zur rechten Zeit eingetretene Reue.

59.

Das Vertrauen ist etwas so Schönes, dass selbst der ärgste Betrüger sich eines gewissen Respekts nicht erwehren kann vor dem, der es ihm schenkt.

60.

Was Du zu müssen glaubst, ist das, was Du willst.

61.

Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Ausübende und in bloße Liebhaber.

62.

Das Alter verklärt oder versteinert.

63.

Die Güte, die nicht grenzenlos ist, verdient den Namen nicht.

64.

In der Jugend lernt, im Alter versteht man.

65.

Es ist ein Unglück, dass ein braves Talent und ein braver Mann so selten zusammen kommen!

66.

In einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hinein zu schreiben meinte.

67.

Wir entschuldigen nichts so leicht als Torheiten, die uns zuliebe begangen wurden.

68.

Unbegründeter Tadel ist manchmal eine feine Form der Schmeichelei.

69.

Sei Deines Willens Herr und Deines Gewissens Knecht.

70.

Natur ist Wahrheit; Kunst ist die höchste Wahrheit.

71.

Zu späte Erfüllung einer Sehnsucht labt nicht mehr. Die lechzende Seele zehrt sie auf wie glühendes Eisen einen Wassertropfen.

72.

Die Toren wissen gewöhnlich das am besten, was jemals in Erfahrung zu bringen, der Weise verzweifelt.

73.

Wenn die Neugier sich auf ernsthafte Dinge richtet, dann nennt man sie Wissensdrang.

74.

Etwas sollen wir unseren sogenannten guten Freunden immer abzulernen suchen – ihre Scharfsichtigkeit für unsere Fehler.

75.

Die Liebe hat nicht nur Rechte, sie hat auch immer recht.

76.

Nur was für die Gegenwart zu gut ist, ist gut genug für die Zukunft.

77.

Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen.

78.

In jedem tüchtigen Menschen steckt ein Poet, und kommt beim Schreiben zum Vorschein, beim Lesen, beim Sprechen ober beim Zuhören.

79.

Unerreichbare Wünsche werden als ›fromme‹ bezeichnet. Man scheint anzunehmen, dass nur die profanen in Erfüllung gehen.

80.

Der Geist ist ein intermittierender, die Güte ein permanenter Quell.

81.

Man kann viele Dinge kaufen, die unbezahlbar sind.

82.

Wenn zwei brave Menschen über Grundsätze streiten, haben immer beide recht.

83.

Nichts ist weniger verheißend als Frühreife; die junge Distel sieht einem zukünftigen Baume viel ähnlicher als die junge Eiche.

84.

Wenn die Missgunst aufhören muss, fremdes Verdienst zu leugnen, fängt sie an, es zu ignorieren.

85.

Die Teilnahme der meisten Menschen besteht aus einer Mischung von Neugier und Wichtigtuerei.

86.

Macht ist Pflicht – Freiheit ist Verantwortlichkeit.

87.

Seit dem bekannten Siege der Schildkröte über den Hasen halt sie sich für eine Schnellläuferin.

88.

Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.

89.

Sich mit Wenigem begnügen ist schwer, sich mit Vielem begnügen noch schwerer.

90.

Die Bescheidenheit, die zum Bewusstsein kommt, kommt ums Leben.

91.

Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun.

92.

Wenn Du einen vielbetretenen Weg lange gehst, so gehst Du ihn endlich allein.

93.

Es gibt Menschen mit leuchtendem und Menschen mit glänzendem Verstande. Die ersten erhellen ihre Umgebung, die zweiten verdunkeln sie.

94.

Man fordre nicht Wahrhaftigkeit von den Frauen, solange man sie in dem Glauben erzieht, ihr vornehmster Lebenszweck sei – zu gefallen.

95.

An das Gute glauben nur die Wenigen, die es üben.

96.

Der am unrechten Orte vertraute, wird dafür am unrechten Orte misstrauen.

97.

Es würde sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.

98.

Alles wird uns heimgezahlt, wenn auch nicht von Denen, welchen wir geborgt haben.

99.

Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, die geben uns den Halt im Leben.

100.

Es gibt eine schöne Form der Verstellung: die Selbstüberwindung, – und eine schöne Form des Egoismus: die Liebe.

Zweites Hundert

1.

Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet, dann vermag man es immer zu ertragen.

2.

Schwächliche Grämlichkeit, die alle Fünf gerade sein lässt, ist die Karikatur der Resignation.

3.

Der Gläubige, der nie gezweifelt hat, wird schwerlich einen Zweifler bekehren.

4.

Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, zur Ausübung der einfachsten angewendet würde.

5.

Man kann nicht allen helfen! sagt der Engherzige und – hilft Keinem.

6.

Wer nichts weiß, muss alles glauben.

7.

Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie selbst ihnen anerzogen haben.

8.

Wenn ein edler Mensch sich bemüht ein begangenes Unrecht gut zu machen, kommt seine Herzensgüte am reinsten und schönsten zu Tage.

9.

Du kannst so rasch sinken, dass Du zu fliegen meinst.

10.

Was liegt dem Narren an einem vernünftigen Menschen? Die wichtige Person für ihn ist der andere Narr, der ihn gelten lässt.

11.

Verständnis des Schönen und Begeisterung für das Schöne sind Eins.

12.

Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf.

13.

Auch was wir am meisten sind, sind wir nicht immer.

14.

Um in eine Versammlung feiner Leute treten zu dürfen, muss man den Frack tragen, die Uniform oder – die Livree.

15.

Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer, Kraft.

16.

Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.

17.

Das Verständnis reicht oft viel weiter als der Verstand.

18.

So mancher meint ein gutes Herz zu haben und hat nur schwache Nerven.

19.

Zwei sehr verschiedene Tugenden können einander lange und scharf befehden; der Augenblick bleibt nicht aus, in dem sie erkennen, dass sie Schwestern find.

20.

Beim Tode eines geliebten Menschen schöpfen wir eine Art Trost aus dem Glauben, dass der Schmerz über unseren Verlust sich nie vermindern wird.

21.

Was ein Mensch glaubt und woran er zweifelt, ist gleich bezeichnend für die Stärke seines Geistes.

22.

Der herbste Tadel lässt sich ertragen, wenn man fühlt, dass Derjenige, der tadelt, lieber loben würde.

23.

Alte Diener sind kleine Tyrannen, an welche die große Tyrannin Gewohnheit uns knüpft.

24.

Verschmähtes Erbarmen kann sich in Grausamkeit verwandeln, wie verschmähte Liebe in Hass.

25.

Aus dem Verlangen nach dem Überflüssigen ist die Kunst entstanden.

26.

Es gibt Gelegenheiten, in denen man sonst ganz wahrhaftigen Menschen keinen Glauben schenken darf. Zum Beispiel, dem Großmütigen, wenn er von seinen Ausgaben, und dem Sparsamen, wenn er von seinen Einnahmen spricht.

27.

Man kann nicht jedes Unrecht gut, wohl aber jedes Recht schlecht machen.

28.

Fortwährendem Entbehren folgt Stumpfheit ebenso gewiss wie übermäßigem Genuss.

29.

Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids – und ein Quell unendlichen Trostes.

30.

Wo wäre die Macht der Frauen, wenn die Eitelkeit der Männer nicht wäre?

31.

Menschen, die nach immer größerem Reichtum jagen, ohne sich jemals Zeit zu gönnen, ihn zu genießen, sind wie Hungrige, die immerfort kochen, sich aber nie zu Tische setzen.

32.

Einen Gedanken verfolgen – wie bezeichnend dies Wort! Wir eilen ihm nach, erhaschen ihn, er entwindet sich uns, und die Jagd beginnt von Neuem. Der Sieg bleibt zuletzt dem Stärkeren. Ist es der Gedanke, dann lässt er uns nicht ruhen, immer wieder taucht er auf – neckend, quälend, unserer Ohnmacht ihn zufassen, spottend. Gelingt es aber der Kraft unseres Geistes, ihn zu bewältigen, dann folgt dem heißen Ringkampf ein beseligendes, unwiderstehliches Bündnis auf Leben und Tod, und die Kinder, die ihm entspringen, erobern die Welt.

33.

Die Sittlichkeit verfeinert die Sitte, und die Sitte wiederum die Sittlichkeit.

34.

Nichts ist erbärmlicher als die Resignation, die zu früh kommt.

35.

Arme Leute schenken gern.

36.

Auch in ein neues Glück muss man sich schicken lernen.

37.

Der eitle, schwache Mensch sieht in Jedem einen Richter, der stolze, starke hat keinen Richter als sich selbst.

38.

Autoren, die bestohlen werden, sollten sich darüber nicht beklagen, sondern freuen. In einer Gegend, in der kein Waldfrevel vorkommt, hat der Wald keinen Wert.

39.

Wenn alberne Leute sich bemühen, ein Geheimnis vor uns zu verbergen, dann erfahren wir es gewiss, so wenig uns auch danach gelüstet.

40.

Merkmal großer Menschen ist, dass sie an Andere weit geringere Anforderungen stellen als an sich selbst.

41.

Denkfaulheit, Oberflächlichkeit, Starrsinn sind weibliche, Genusssucht, Rücksichtslosigkeit, Rohheit sind männliche, Trotz, Eitelkeit, Neugier sind kindische Fehler.

42.

Wer in der Gegenwart von Kindern spottet oder lügt, begeht ein todeswürdiges Verbrechen.

43.

Die Eitelkeit weist jede gesunde Nahrung von sich, lebt ausschließlich von dem Gifte der Schmeichelei und gedeiht dabei in üppigster Fülle.

44.

Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.

45.

Der Mann ist der Herr des Hauses; im Hause aber soll nur die Frau herrschen.

46.

Treue Liebe kann zwischen Menschen von sehr verschiedenem, dauernde Freundschaft nur zwischen Menschen von gleichem Werte bestehen. Aus diesem Grunde ist die zweite viel seltener als die erste.

47.

Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: – alle dummen Männer.

48.