Apologie des Sokrates - Platon - E-Book

Apologie des Sokrates E-Book

Platón

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Beschreibung

Sokrates ist eine singuläre Erscheinung. In der Philosophiegeschichte hat niemand eine solche Bedeutung gehabt wie er. Nach einem verlorenen Krieg wurde er Opfer konservativer Tendenzen und ist im Jahre 399 v. Chr. im Alter von 70 Jahren als Verderber der Jugend hingerichtet worden. In der Apologie lässt Platon Sokrates vor Gericht auftreten und eine Verteidigungsrede halten, in der er Rechenschaft über sein Leben und sein Tun ablegt. Eine neue Übersetzung der platonischen Dialoge muss für den heutigen Leser ohne die Zuhilfenahme des griechischen Textes oder eines Kommentars verständlich sein. Zugleich sollte sie die Eleganz der platonischen Gespräche vermitteln. All das bietet die nun als eBook erschienene Übersetzung, die auf der renommierten Platon-Werkausgabe der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz basiert.

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Seitenzahl: 59

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vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich

Platon

Apologie des Sokrates

Übersetzung von Ernst Heitsch

Vandenhoeck & Ruprecht

Dr. Ernst Heitsch ist em. Professor für Klassische Philologie an der Universität Regensburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2014 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen/Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Printed in Germany.

Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

UTB-Nr. 4152 ISBN 978-3-8463-4152-0 (UTB-Bestellnummer)

Inhalt

ERSTE REDE : ZUR VERTEIDIGUNG

ZWEITE REDE : ZUR BESTIMMUNG DER STRAFE

DRITTE REDE : AN DIE RICHTER

ERSTE REDE : ZUR VERTEIDIGUNG

Wie meine Ankläger auf euch, ihr Männer von Athen, gewirkt haben, [17] weiß ich nicht. Ich jedenfalls bin durch sie beinahe an mir selbst irre geworden; so überzeugend klang, was sie gesagt haben. Wahres allerdings haben sie so gut wie gar nicht gesagt. Und von dem vielen, was sie gelogen haben, wundert mich eines besonders, daß sie nämlich behaupten, ihr müßtet euch in acht nehmen, von mir nicht getäuscht zu werden, da [b] ich ein Meister sei im Reden. Denn daß sie sich nicht schämen, durch Tatsachen sogleich von mir widerlegt zu werden, wenn sich zeigt, daß ich überhaupt kein mächtiger Redner bin, das scheint mir der Gipfel der Schamlosigkeit zu sein – es sei denn, sie nennen den einen mächtigen Redner, der die Wahrheit sagt. Sollten sie das meinen, will ich zugeben, ein Redner zu sein, ein anderer als sie.

Diese also haben, wie gesagt, wenig oder nichts Wahres gesagt. Ihr aber sollt von mir die ganze Wahrheit hören, nicht jedoch, bei Zeus, ihr Männer von Athen, Sätze wie die meiner Ankläger, gesprochen in schönen [c] Wendungen und Wörtern und wohlgeformt. Vielmehr werdet ihr Sätze hören, die gebildet sind aufs Geratewohl in alltäglichen Worten – bin ich doch überzeugt, daß richtig ist, was ich sage –, und niemand von euch habe andere Erwartungen. Würde es sich doch wohl auch, ihr Männer, für mein Alter nicht gehören, vor euch aufzutreten wie ein Jüngling, der gedrechselte Reden komponiert. Doch nachdrücklich, ihr Männer von Athen, bitte ich euch um folgendes und ersuche um eure Nachsicht: Wenn ihr hört, daß ich zu meiner Verteidigung genau so argumentiere wie auf dem Markt bei den Wechseltischen, wo viele von euch zugehört haben, und anderswo, dann wundert euch nicht und werdet nicht unruhig. Denn es steht so: Mit siebzig Jahren trete ich jetzt erstmals vor ein [d] Gericht; mir ist also die hier übliche Redeweise gänzlich fremd. Wie ihr nun, wenn ich wirklich ein Fremder wäre, es mir nachsehen würdet, wenn ich in der Sprache und in der Weise redete, in denen ich aufgewachsen wäre, so ist denn auch jetzt meine Bitte, wie ich denke, nicht unbillig, [18] meine Sprechweise sein zu lassen, wie sie ist – vielleicht ist sie ja weniger gut als die hier übliche, vielleicht besser –, und die ganze Aufmerksamkeit nur darauf zu richten, ob, was ich sage, richtig ist oder nicht. Denn darin zeigt sich die Tüchtigkeit des Richters, die des Redners aber darin, die Wahrheit zu sagen.

Zuerst also muß ich mich, ihr Männer von Athen, gegen die Unwahrheiten der älteren Beschuldigungen und gegen die älteren Ankläger verteidigen, dann gegen die späteren. Groß nämlich ist die Zahl derer, die als [b] Kläger gegen mich bei euch aufgetreten sind und das seit langem, viele Jahre schon, ohne ein wahres Wort zu sagen. Und diese Leute fürchte ich mehr als Anytos und seine Gruppe, obwohl auch sie gefährlich sind. Doch gefährlicher, ihr Männer, sind jene, die viele von euch, die ihr ihnen schon von Jugend auf ausgeliefert wart, beeinflußt haben und nur allzu unwahre Beschuldigungen gegen mich vorbrachten, es gäbe da einen gewissen Sokrates, einen klugen Mann, der über die Dinge am Himmel spekuliere und alles untersuche, was unter der Erde ist, und der (in Diskussionen und vor Gericht) die schwächere Sache zur stärkeren mache. [c] Diese Leute, ihr Männer von Athen, die dies Gerücht verbreiten, sind die gefährlichen meiner Ankläger. Denn wer das hört, glaubt, daß die, die solche Untersuchungen anstellen, keine Götter anerkennen. Ferner sind diese Ankläger zahlreich und mit ihren Beschuldigungen schon seit langem am Werk, und zudem haben sie in einem Alter zu euch geredet, da ihr allzu gutgläubig wart, einige von euch noch Kinder und Jugendliche, und sie trugen ihre Klagen geradezu in Abwesenheit des Angeklagten vor, wo keiner sich verteidigt. Was die Sache aber besonders schwierig macht, nicht einmal ihre Namen kann man erfahren und angeben, es sei denn, einer ist ein Komödienschreiber. Alle die aber, die aus Gründen [d] des Neides und der Verleumdung euch irrezuführen suchten, aber auch die, die, da selbst überzeugt, andere überredeten, gegen alle die bin ich gänzlich machtlos; denn keinen von ihnen kann ich hier auftreten lassen und einem Kreuzverhör unterziehen, sondern ich muß mich verteidigen wie ein Schattenboxer und Fragen stellen, wo niemand antwortet. Geht also auch ihr, wie ich, davon aus, daß es zwei Gruppen von Anklägern gegen mich gibt, die einen, die soeben ihre Beschuldigungen vorgebracht haben, und die anderen, die, wie gesagt, schon lange tätig sind, und seid [e] überzeugt, daß ich mich zuerst gegen sie verteidigen muß; denn auch ihr habt sie und ihre Beschuldigungen zuerst gehört und viel intensiver als hier die späteren.

Also gut. Ich muß mich jetzt verteidigen, ihr Männer von Athen, und versuchen, euch von einem Vorurteil zu befreien, das ihr in langen Jahren [19] gewonnen habt, und das in so kurzer Zeit. Und ich wollte, daß es gelänge, falls es für euch und mich von Vorteil ist, und daß ich mit meiner Verteidigung etwas ausrichte. Doch ich glaube, es ist schwierig, und ich sehe genau, wie es steht. Dennoch, das mag gehen, wie es dem Gott gefällt, meine Aufgabe aber ist, dem Gesetz zu gehorchen und mich zu verteidigen.