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Komm mit in die Wildnis und bestehe zusammen mit Aponi und Nakai gefährliche Abenteuer. Indianervater Hastiin findet, es ist Zeit, Aponi und Nakai für das Überleben in der Wildnis vorzubereiten. Nicht nur, dass Aponi und Nakai bei ihren täglichen Ausflügen viel lernen, sie müssen auch überraschende und gefährliche Begegnungen bewältigen. Ein spannendes Abenteuer-Sachbuch, das viel Einblick in die Natur gibt. Mit Zeichnungen, Grafiken und Fotos. Geeignet für Jungs und Mädchen ab 8 Jahren,
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Monika Starzengruber
Inhalt
Spurensuche4
Die Flussüberquerung30
Die Sprache der Bäume65
Der Trip in den Wald90
Weitere Wolkenarten und ihre Bedeutung109
Essbare Pflanzen, Beeren, Früchte und Samen114
Giftige Pflanzen132
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Aponi und Nakai
Gefahr in der Wildnis
von Monika Starzengruber
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Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche bezüglich des Inhaltes, haftet die Autorin nicht für dessen Richtigkeit. Auch nicht für eventuelle gesundheitliche Schäden in jeder Form, die aufgrund des Textes in diesem Buch entstehen könnten.
Impressum
Texte: 2019 © Copyright by Monika Starzengruber Umschlag: © Copyright by Monika Starzengruber
Zeichnungen, Grafiken: © by Monika Starzengruber
Fotos: von Pixabay freie Lizenz
Spurensuche
Es ist Abend und still geworden im Dorf des Indianervolkes Navajo. Die Indianer haben sich in ihre Behausungen zurückgezogen. Nur Hastiin mit seinem Sohn Nakai und seiner Tochter Aponi sitzen noch am Lagerfeuer und erzählen sich die Erlebnisse des vergangenen Tages. Dabei tragen Nakai und Aponi die Stammestracht ihrer Urahnen, die sie zusammen mit ihrer Mutter, so gut es ihnen möglich war, nach alten Fotos nachgearbeitet haben. Sie tragen diese Kleidung in ihrer Freizeit so oft wie möglich, weil sie die Kleidung ihrer Ahnen toll finden und ihre Abenteuerlust anregt. Allerdings ist ihre Tracht, im Gegensatz zur Originaltracht, eine sehr vereinfachte Form geworden. Ursprünglich ist die Tracht ihrer Ahnen noch bunter und noch reicher bestickt gewesen. Und ein Stirnband, wie Aponi es trägt, war damals auch nicht üblich. Jedoch ist es heutzutage cool so ein Stirnband zu tragen.
„Morgen bricht eine neue Zeit für euch an“, sagt Hastiin.
Nakai und Aponi sehen ihren Vater mit großen Augen an. „Was für eine neue Zeit?“, wollen sie wissen.
„Eine Zeit des Lernens, außerhalb der Schule“, antwortet Hastiin.
„Noch mehr lernen?“, maulen beide wie aus einem Mund.
„Ihr müsst lernen zu überleben“, sagt Hastiin. „Und zwar allein zu überleben.“
„Gehst du fort?“, befürchtet Nakai.
Hastiin lacht.
„Nein, ich gehe nicht fort. Aber ihr werdet bald groß sein und ich werde nicht ewig leben. Darum müsst ihr wissen, wie man hier in unserer Wildnis ohne Vater und Mutter überlebt. Alles was ich weiß und kann, hat mir mein Vater beigebracht. So will ich es auch bei meinen Kindern halten. Wenn ihr erwachsen seid und hier im Reservat bei unserem Stammesvolk bleiben wollt, ist dieses Wissen nützlich für euch.“
„Und wenn wir nicht hierbleiben, sondern in der Stadt einen Beruf erlernen und dort leben wollen?“
„Dann schadet euch dieses Wissen auch nicht. Sich Wissen anzueignen ist nie falsch.“
„Warum heißt unser Dorf „Reservat“, Vater?“,
fragt Aponi.
„Es heißt nicht nur so, es ist auch eines, Aponi. Ein Reservat ist ein Gebiet, das uns Indianern vom Staat Amerika, nach harten Kriegen mit unseren Urahnen, zugewiesen worden ist. Dieses Gebiet gehört nun uns Indianern. Hier können und dürfen wir unsere eigenen Gesetze und Rituale einhalten.“
„Ist es schwer, in der Pampa allein zu überleben?“, erkundigt sich Aponi.
„Manchmal“, sagt Hastiin. „Um in diesem Land zu überleben braucht es Spürsinn, Kenntnis, Geschicklichkeit, Mut und Ausdauer. Das Leben hier in der Pampa ist zuweilen gefährlich.“
„Du meinst, wenn wilde Tiere auftauchen“, weiß Nakai.
Hastiin lacht wieder. „Ja, das auch. Aber es gibt viel mehr Gefahren, in die man hineinschlittern kann. Zum Beispiel in Wassernot. Ihr müsst wissen, wie man Trinkwasser findet, wo es scheinbar keines gibt. Welche Pflanzen essbar sind und welche nicht. Wichtig ist auch, dass ihr lernt, Spuren von Lebewesen zu lesen im Gras, am Boden und an den Büschen, um eventuellen Gefahrenzonen aus dem Weg zu gehen. Was die Sonne und die Sterne einem sagen. Wie man am besten einen Fluss überquert, den man nicht kennt. Wie man am Morgen an den verschiedenen Wolken das Wetter für die kommenden Stunden abliest. Was die Abendwolken für den nächsten Tag vom Wetter erzählen und vieles mehr.“
„Das klingt spannend“; meint Nakai, mit einem Ausdruck der Begeisterung. Aponi stimmt ihm nickend zu.
„Lasst uns schlafen gehen. Es sind Sommerferien. Wir wollen die freie Zeit nützen und gleich morgen Früh aufbrechen.“
Sie erheben sich, löschen das Lagerfeuer und begeben sich ins Haus. Als Nakai und Aponi im warmen Schlafsack liegen, denken sie über den nächsten Tag nach und was der ihnen bringen würde. Die Vorfreude hält sie wach. Aber mit fortgeschrittener Stunde überfällt sie doch die Müdigkeit und ihre abenteuerlichen Träume, worin ein wütender Bär und eine giftige, angriffslustige Schlange ihren Weg kreuzen, bereiten sie vor für folgenden Tag vor.
Nach dem Frühstück, das aus Maisfladenbrot, gekochtem Kürbis und Wildkräutertee besteht, verlassen Hastiin, Aponi und Nakai das Haus. Hastiins erster Blick schweift nach oben. Er betrachtet die Wolken, studiert sie kurz und sagt zu Aponi und Nakai, die neben ihm stehen: „Prägt euch die Form der Wolken ein. Es sind Haufenwolken. Das bedeutet: Wir bekommen schönes Wetter über den Tag.“
Haufenwolken
Ausgerüstet mit Beil, Pfeil und Bogen, Trinkflasche mit Wasserinhalt, Messer und Spaten brechen sie auf. Das Beil brauchen sie zum Hacken für Brennholz, falls sie ein Lagerfeuer machen wollen. Pfeil und Bogen dienen ihnen als Verteidigung, wenn sie von wilden Tieren angegriffen werden. Und das Messer brauchen sie, um essbare Pflanzen abzuschneiden. Denn beim Pflücken könnten deren Wurzeln mit ausgerissen werden und das wollen sie vermeiden, weil in der Steppe nicht viele Kräuter wachsen. Würden ihre Wurzeln ausgerissen werden, würden sie nicht wieder nachwachsen können. Die Indianer achten sehr darauf, die Natur nicht zu schädigen. Den Spaten benötigen sie, um essbare Wurzeln auszugraben oder um Wasser unter der Erde zum Trinken oder Kochen zu finden.
Hastiin sagt: „Nachdem es drei Tage geregnet hat, werden wir mit der Spurensuche beginnen. Der Boden ist durch den Regen aufgeweicht, dadurch sind viele Tierspuren sichtbar. Achtet auf den Weg, das Gras und die Büsche, sucht nach Fußabdrücke, Haare, Kot oder Essensreste. Schaut nach links und nach rechts von euch, ob ihr etwas erkennt, das Leben zeigt.“
„Da ist nur sandiger Boden“, antwortet Nakai, das Erdreich überblickend.
Aponi schaut zurück, auf die zertretenen Grashalme, von ihnen selbst verursacht. „Da sind nur unsere eigenen Spuren“, meint sie.
Nach einer Weile bleibt Nakai abrupt stehen. „Vater! Sieh hier!“
Hastiin begutachtet die von Nakai gefundene Fährte im getrockneten Lehm-Sandboden und sagt: „Das ist eine Vogelspur von einem mittelgroßen Vogel. Wahrscheinlich von einem Kauz.“
Er pausiert mit Reden, sieht Nakai und Aponi fragend an und meint: „Was sagt uns das?“
Nakai hebt die Schulter, zieht die Mundwinkel nach unten und antwortet mit Unsicherheit in der Stimme: „Dass hier ein Vogel gewesen ist?“
Hastiin lacht.
„Richtig. Es sagt uns aber auch, dass hier Vögel jagen oder gejagt werden.“
Er sinkt in die Knie und betrachtet die Tierspur genauer. Sie besteht aus vielen Tritten.
„Solche Spuren hinterlassen Käuze oft, nachdem sie einen Fang gemacht haben, bevor sie mit ihm davonfliegen.“ Er beugt sich zu Boden, hebt eine wuschelige graubraune Feder auf und betrachtet sie eingehend. „Die hat er dabei verloren.“
Hastiin blickt nach rechts. „Den Spuren nach hat der Kauz einen Hasen gefangen, denn seine Fußabdrücke enden genau bei den Kauztritten. Sehen wir nach, woher der Hase gekommen ist.“
Aponi und Nakai folgen der Hasenspur, die von der Vogelspur wegführt, in die Pampa hinein. Nach ein paar Metern meint Nakai: „Der Hase kam von dort. Verfolgen wir die Spur weiter, Vater?“
„Ja, ein kurzes Stück.“ Nach ein paar Minuten sehen sie, dass die Hasenspur aus einem Erdloch gekommen ist.
Hasenbau
„Da ist er, der Hasenbau“, erklärt Hastiin. „Sicher sind weitere Hasen drin. Das sieht man an den Abdrücken der Hasenpfoten und des Kotes vor dem Loch.“
Eine Weile betrachten die drei das Loch im Boden und die Spuren davor.
„Hier gibts nichts weiter zu sehen, gehen wir zurück“, meint Hastiin schließlich.
Wieder bei der Vogelspur angekommen, fragt Hastiin: „Die Vogelspur und die hier plötzlich endende Spur des Hasen sagt uns - was?“
„Dass der Kauz den Hasen gefangen hat und mit ihm davongeflogen ist?“, antwortet Aponi, die sich in ihrem Denken nicht sicher ist.
Hastiin nickt. „Es scheint ein junger Hase gewesen zu sein. Die Fußspuren eines ausgewachsenen Hasen sind größer.“
„Der arme Hase“, seufzt Aponi. Verzagt blickt sie auf die Hasenabdrücke.
Hastiin sieht in Aponis Augen Traurigkeit und legt tröstend seinen Arm auf ihre Schulter.
„Natürlich ist es nicht schön, dass der Hase sterben musste, Aponi. Aber der Kauz hatte keine andere Wahl. Tiere töten ja nicht aus purer Lust, sondern aus einem Überlebenstrieb heraus, weil sie Nahrung brauchen. Auch um ihre Jungen zu versorgen, die hungrig im Nest warten.“
Aponi ist außer sich. „Warum frisst ein Kauz nicht Gras, wie andere Tiere auch?“ Sie zeigt um sich. „Es gibt genug davon!“
„Käuze können Gras in ihrem Körper nicht verdauen, Aponi. Käuze sind von Natur aus Fleischfresser. Nur Fleisch bringt ihnen die Energie, die ihnen Leben ermöglicht.“
Aponi hebt die Arme in die Höhe und lässt sie wieder sinken. Ein Ausdruck ihres Unmutes. „Warum ist das so?!“
„Weil es von Manitu (Gott) gewollt ist?!“
„Ich verstehe es trotzdem nicht“, erwidert Aponi trotzig. Heftig stampft sie mit dem Fuß auf den Boden. Tiere zu töten ist für sie ein Unding. Und zwar ein total Überflüssiges. Alle Lebewesen haben ein Recht auf ein langes und schönes Leben. Auch Hasen.