Begegnung der besonderen Art - Monika Starzengruber - E-Book

Begegnung der besonderen Art E-Book

Monika Starzengruber

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Beschreibung

Jonas Arbeitsstelle ist rationalisiert worden, er findet sich zu früh als Rentner wieder. Als seine Elli, mit der er jahrelang verheiratet war und die er monatelang gepflegt hat, stirbt, ist er sehr einsam. Deshalb unternimmt er des Öfteren Tagesausflüge ohne besonderes Ziel. An einem dieser Tagesausflüge hat er schließlich eine Begegnung der besonderen Art ...

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Seitenzahl: 31

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Begegnung

der besonderen Art

von Monika Starzengruber

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Impressum  

Text-Bilder-Cover-Copyright: © Monika Starzengruber

Alle Rechte vorbehalten: Monika Starzengruber 4625 Pennewang   www.monikastarzengruber.at

[email protected]

Jonas hieß er. Und genauso betagt wie er selbst, schien die Kleidung, die er am Leibe trug. Die zerknitterte, viel zu schlottrige Hose ähnelte seinem Gesicht, das von Furchen und Falten übersät war. Jedoch waren es keine harten Furchen und Falten, sondern weiche, ineinanderfließende, die ihm ein vertrauenerweckendes, gutmütiges Aussehen verliehen. Die zu ihm passten, ihn charakterisierten, wie das schneeweiße, noch immer sehr dichte Haar. Die Altersflecken auf seiner runzeligen Haut kamen kaum zur Geltung, erfasste man seine noch jung gebliebenen Augen. Er war hager. Fast zu hager. Sein kariertes Flanellhemd wölbte sich um seine Statur, als wäre es aufgeblasen und ihm viel zu groß. Nur die Hosenträger zwängten es in eine halbwegs körpergerechte Form. Aber das waren Äußerlichkeiten, auf die Jonas keinen Wert legte. Er saß da, den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen, die Hände gefaltet, auf einer kühlen, lederbezogenen Zweierbank und horchte auf das immer wieder kehrende, gleichmäßige Geräusch, das die Räder des Zuges unter ihm verursachten. Er spürte das monotone Vibrieren des Waggons in regelmäßigen Abständen, wenn eine Stelle überfahren wurde, wo ein Gleis sich dem nächsten anfügte. Tack, tack – tack, tack, - tack, tack. Die Landschaft grüßte in gleißendem Sonnenlicht durchs Fenster und flog scheinbar vorüber. Dazu pfiff die Lok ihr Signal, das weit im Tal widerhallte, während sie durch Landstriche und Regionen brauste. Ein Bild, das sich in stetigem Wechsel ablöste. Das turnusmäßige „tack, tack“ der Räder, erfüllte Jonas mit einer Ruhe, die er unbewusst an die Mitreisenden ausstrahlte, deren Anwesenheit er durch seine innere Einkehr kaum wahrnahm. Er genoss das Gefühl zu sitzen und sich gleichzeitig fortzubewegen, dem Ziel näher zu rücken, ohne etwas dafür tun zu müssen. Das war nicht oft so gewesen, in seinem Leben. Das verrieten seine Hände, und die dicken, rauen Stellen auf seiner zerfurchten Haut. Hart zupacken, das war sein Lebensinhalt gewesen, all die Jahre bis zu seiner Pension. Rationalisierungsmaßnahmen an seiner Arbeitsstelle verdrängten ihn und zwangen ihn in den Ruhestand. Für seine Begriffe viel zu früh. Gern wäre er noch geblieben. Zeit seines Lebens hatte er gearbeitet. Was sonst hätte er tun sollen? Wenn er zurückdachte, wurde im klar, wie schnell die Jahre vergangen waren, ohne dass er Zeit gehabt hätte, lange darüber nachzudenken. Alles war so selbstverständlich gewesen. Und nun saß er hier allein und fuhr in eine Stadt, die er genauso wenig kannte, wie die Menschen neben ihm, in dem Abteil. Aber es war gut. Solange er noch in der Lage war, seiner Zweizimmerwohnung zu entfliehen, deren Wände ihn manchmal zu erdrücken schienen, und der Einsamkeit, die ihn dort immer öfter einholte, wollte er zufrieden sein.

Jonas nahm ein Rucken wahr und er schlug die Augen auf. Der Zug wurde langsamer. Betulich richtete er sich auf. Er sah sich nach seinem Beutel um, in den er das Allernötigste gesteckt hatte, für seine Odyssee in die Menschenmenge und Hektik einer Großstadt. Was ihn hier erwartete, wusste er nicht. Alles auf sich zukommen lassen, nichts erzwingen wollen. Mit dieser Einstellung war er bisher gut durchgekommen. Es kommt ja ohnehin alles so, wie es muss, meistens anders als man denkt und viel zu oft, wie man nicht will. Trotzdem. Aus allem das Beste zu machen, war sein Bestreben. So war er gewillt, diesem Tag seine schönste Seite zu entlocken. Er wollte sich am Gipfel seines Lebens an seiner Freiheit erquicken, die ihm mehr als ihm lieb war, zur Verfügung stand. Viel mehr, als er brauchte.