Arkon 4: Palast der Gedanken - Michael Marcus Thurner - E-Book + Hörbuch

Arkon 4: Palast der Gedanken E-Book und Hörbuch

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Arkon 4: Palast der Gedanken Atlan im Duell - und im Kampf gegen das Vergessen Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße weitestgehend friedlich ist, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok - den die Terraner als M 13 bezeichnen - ein unerklärlicher Konflikt. Eine Welle von Gewalt erschüttert das mächtige Kristallimperium der Arkoniden. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Auch Perry Rhodan ist in die Konflikte verwickelt worden. Mit seinem alten Freund, dem Mausbiber Gucky, sowie der geheimnisvollen Sahira Saedelaere befindet er sich in arkonidischer Gefangenschaft. Weder Rhodan noch seine Begleiter kennen den Grund für die aktuellen Geschehnisse. Die Lage spitzt sich zu, als sogar Atlan - der alte Freund der Menschheit - zu einem Spielball der unbekannten Mächte wird. Der Arkonide wird in ein Duell verwickelt, das er kaum gewinnen kann: Der Kampf tobt im PALAST DER GEDANKEN ...

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Zeit:3 Std. 28 min

Sprecher:Marco Sven Reinbold

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Nr. 4

Palast der Gedanken

Atlan im Duell – und im Kampf gegen das Vergessen

Michael Marcus Thurner

Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße weitestgehend friedlich ist, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok – den die Terraner als M 13 bezeichnen – ein unerklärlicher Konflikt. Eine Welle von Gewalt erschüttert das mächtige Kristallimperium der Arkoniden. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen.

Auch Perry Rhodan ist in die Konflikte verwickelt worden. Mit seinem alten Freund, dem Mausbiber Gucky, sowie der geheimnisvollen Sahira Saedelaere befindet er sich in arkonidischer Gefangenschaft. Weder Rhodan noch seine Begleiter kennen den Grund für die aktuellen Geschehnisse.

Die Lage spitzt sich zu, als sogar Atlan – der alte Freund der Menschheit – zu einem Spielball der unbekannten Mächte wird. Der Arkonide wird in ein Duell verwickelt, das er kaum gewinnen kann: Der Kampf tobt im PALAST DER GEDANKEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide kämpft in seiner eigenen Erinnerung.

Thornton da Ariga – Das Oberhaupt des Khasurn Ariga greift nach der Macht.

Soivah – Thorntons Zuchttochter entwickelt eigene Gedanken.

Amaltheia – Ihre plötzliche Gegenwart verwirrt Atlan.

Sercu da Pifista und Leonarduuhl

Wartok war mächtig und stark. Ein stolzes Wesen, das den Weltenraum rastlos durchquerte und dabei viele sonderbare Geschöpfe kennenlernte. Stets jagte er weiter, immer auf der Suche nach dem Neuen, niemals mit dem Erlebten zufrieden.

Bis er eines Tages einen Ort entdeckte, wie er schöner nicht sein konnte: Ruhig lag er da in der Schwärze des Alls, umkränzt von Artgenossen, umgeben von ausreichend Kleinen, für die er Verantwortung übernehmen wollte. Wartok spürte, dass er zur Ruhe kommen wollte.

Doch ein Nebenbuhler tauchte auf. Koniga nannte er sich. Stürmisch und wild war er, ein Jungspund, voll brennendem Hass.

Es kam zum Kampf, und nach einem Ringen, das über Jahrzehntausende hinweg andauerte, vertrieb Wartok seinen Konkurrenten.

Einer der Kleinen war indes gestorben, zerschmolzen und in unzählige Teile zerfetzt. Wartok trauerte gebührend um ihn und teilte ihm einen ehrenvollen Platz im Gefüge der lebenden Geschwister zu. Um dann endlich selbst zur Ruhe zu kommen.

Wartok nahm den ihm zustehenden Platz als Muttergestirn ein und wachte von diesem Tag an über seine Kleinen; über all die Welten und all die Monde seines Systems. Liebevoll, ruhig, stets für seine Kleinen da.

Koniga jedoch, der Vertriebene und Geschlagene, sprach aus der Ferne eine Warnung aus: Eines Tages würde er wiederkehren, stärker als zuvor, und Wartok seine Kleinen streitig machen.

1.

Thornton da Ariga

25. Mai 1402 NGZ

»Was ist Macht?«, fragte das Oberhaupt des Khasurns der da Ariga. »Was meint ihr, meine Zuchttöchter?«

Der Arkonide starrte gedankenverloren in den Himmel. Zwei der drei Monde, Edlon und Loska, standen bereits hoch im Firmament. Der dritte und größte, Napad, würde erst in einigen Tontas aufgehen.

Er hörte ein dreifaches Seufzen. Thornton da Ariga drehte sich nicht um, er kannte derlei Reaktionen zur Genüge.

»Ist Macht ein greifbares Gut?«, fuhr er fort, während er auf die Loviander-Bucht hinausblickte. »Ist sie bloß eine Idee oder ein banales Konzept? Besitzt sie einen realen Wert?«

»Sie ist etwas, das uns grässlich nervt, Vater«, antwortete Soivah, die jüngste Zuchttochter. »Seit Jahr und Tag plagst du unsere einfältigen Köpfe mit all diesen unsinnigen Fragen.«

»Was ist Freiheit?«, fragte Niece, das mittlere der drei Mädchen, und äffte dabei seine Stimme nach. »Was ist Ethik, was Verlangen, was Recht?«

»Diese Dinge kümmern uns allesamt nicht sonderlich«, ergänzte Deora, die Älteste. »Warum möchtest du unbedingt unser Interesse an all dem Zeugs erzwingen? Wir wollen nicht nachdenken! Wir wollen Spaß haben!«

Eine Schaubmöwe nutzte die günstigen Aufwinde entlang des zerklüfteten Felslandes. Sie glitt Richtung Süden, aufs Meer hinaus, vorbei am heimatlichen Khasurn. In ihrem Gefolge befanden sich etliche Jungtiere. Sie stritten um ihre Beute, womöglich ein meterlanger Salzaal, womöglich etwas anderes. Etwas, das sie längst zerstückelt hatten und nun gegen die vielen Neider innerhalb der Gruppe verteidigten.

»Seht sie euch nur an, diese dummen Viecher«, murmelte Thornton. »Sie hacken einander das Futter aus den Mäulern. Weil sie gierig sind, weil sie den Brüdern und Schwestern die Beute nicht gönnen. Sie riskieren, ihres eigenen Stücks Fleisch verlustig zu gehen, sobald sie ihre Schnäbel öffnen.«

»Was sagst du, Vater?«

»Nichts, Soivah, gar nichts.« Er verfolgte den Fresstanz der Schaubmöwen noch eine Weile, bis sie erschöpft zur Ruhe fanden, jede mit dem Stück in ihrem Schnabel zufrieden. Sie kehrten in den sicheren Familienhorst in den Felsen östlich des Khasurns zurück.

Dort nisteten sie. Im Sperrgebiet, das niemand betreten durfte. Nicht einmal Thorntons nächste Vertraute, und schon gar nicht seine Zuchttöchter.

Er ließ das Panoramafenster mit einem Befehl an die Aeroboter schließen und wandte sich den drei erwachsen gewordenen Frauen zu.

Sie saßen allesamt ruhig da, tief in ihr Spiel versunken. Licht und Nebel hieß es, wenn er sich recht erinnerte. Es bestand aus zahlreichen feinen virtuellen Fäden, die sie zwischen ihren Fingern entfalteten und umlenkten und gemeinsam zu einem vorgegebenen Muster entwickeln mussten. In einer Gemeinschaftsarbeit oder auch alleine, in einem heimtückischen Kampf gegen den einen Partner, intrigant gegen den anderen.

»Ich wollte, ihr würdet das Spiel sein lassen, wenn ich bei euch bin.« Thornton da Ariga stieg die wenigen Stufen zum Großen Raum hinab.

»Wozu?«, fragte Soivah, lächelte ihn knapp an und schoss einen energetischen Faden in seine Richtung ab. »Worüber sollten wir uns schon mit einem alten Mann unterhalten?«

Der Faden verglühte in seinem dünn gewordenen Haar und erzeugte ein sonderbares Juckgefühl. »Über eure Aufgaben. Wir erwarten Besuch heute.«

»Schon wieder? Ich dachte, wir hätten es für diese Periode bereits hinter uns gebracht.«

»Das habt ihr auch, Soivah. Aber es beginnen aufregende Zeiten für uns mit aufregenden Neuerungen.«

»Und diese Neuerungen bedeuten für uns noch mehr Pflichten?«

»Ich befürchte, ja. Ich möchte euch allesamt an meiner Seite haben, wenn die Gäste kommen.«

»Und wenn wir nicht wollen?«, hakte Deora nach, ohne den Blick vom Spiel zu lassen.

»Dann werde ich euch daran erinnern müssen, wer für all diesen Luxus hier sorgt.«

Er umrundete die Statue Theta von Arigas, streifte mit den Fingern sachte über ihren marmornen Körper und trat an den Tisch. Er griff nach dem Steuergerät des Spiels und drückte den »Aus«-Knopf. Das Fadengeflecht brach in sich zusammen. Der holografische Leiter, ein terranisch anmutendes Männlein, gerade mal kniehoch, gab ein Schluchzen von sich und löste sich ebenfalls im Nichts auf.

»Vater!«, rief Niece. Sie sprang auf, erbost und mit Tränen in den Augenwinkeln. »Ich bin eben in Führung gegangen! Wie kannst du nur?«

Sie war die hübscheste seiner drei Zuchttöchter. Die araischen Genetiker hatten ausgezeichnete Arbeit an ihr geleistet. Doch wenn der Zorn sie packte, verlor sich alle Schönheit und machte Wesenszügen Platz, die ihr eine infame Hässlichkeit verliehen.

»Du vergisst dich, Niece«, sagte er gelassen. »Ihr zieht euch nun alle drei zurück und bereitet euch auf die Gesellschaft vor. Ich erwarte, dass ihr heute Abend euer Bestes gebt. Die letzte Veranstaltung war ein einziges Ärgernis und eine Schande für den Khasurn der da Ariga.«

Deora trat auf ihn zu. Sie war groß gewachsen und schlank und von kräftigem Muskelbau. Sie reichte ihm beinahe bis zum Kinn.

»Es wird der Tag kommen, da werden wir deine Anweisungen nicht mehr befolgen«, sagte sie gefährlich leise.

»Nein, wird er nicht«, gab Thornton da Ariga ruhig zurück. »Ihr werdet gefälligst das tun, was ich euch befehle.«

»Wir sind alt genug, um über unser Schicksal selbst bestimmen zu können.«

Er schüttelte den Kopf über die Dummheit seiner Zuchttochter, so lange, bis er merkte, dass er einer typisch terranischen Unsitte folgte. »Wenn du meinst, mich herausfordern zu können, dann versuch es doch, Deora.« Er erwiderte problemlos ihren Blick.

Sie kämpfte mit sich. Sie wog ihre Möglichkeiten ab. Und gab dann doch klein bei, so wie immer.

»Schön«, sagte sie. »Wir gehorchen. Vater.«

»Na also!« Thornton da Ariga klatschte in die Hände, das große Tor zum Raum öffnete sich und einige Diener traten ein, um die Töchter in ihre Zimmerfluchten zu geleiten.

Niece drehte sich nochmals um zu ihm. »Wie wird es werden, Vater?«, fragte sie. »Müssen wir mit jemandem schlafen?«

Er blickte sie an, dieses wunderschöne und optimierte Geschöpf, für dessen Zeugung er sein Genmaterial zur Verfügung gestellt hatte. »Selbstverständlich«, sagte er. »Dafür habe ich euch schließlich, meine drei liebreizenden Töchter.«

2.

Atlan

1. Juni 1402 NGZ

Wie oft war ich im Arkonsystem willkommen gewesen? Wie oft war ich von hier vertrieben, gedemütigt, verhöhnt, beleidigt worden?

Und doch war es die Heimat. Besser gesagt: eine Heimat, nachdem ich auf Larsaf III eine zweite gefunden hatte.

»Mascaren da Gonozal also?«, sagte mein Gegenüber. »Ich wüsste nicht, dass du einen Termin vor dem Rat hättest.« Die Frau mit dem ungewöhnlich dunkelblonden Haar blickte zu mir hoch. Sie tat dies mit allen Anzeichen körperlichen Widerwillens. »Ich rate dir, in der nächsten Periode wiederzukommen. Für heute und morgen sind die Audienzlisten bereits voll. Wie du sicherlich weißt, tagt der Rat nicht regelmäßig und ...«

»Wie du sicherlich weißt, ist mein eigentlicher Rufname Atlan da Gonozal. Ich bin mir sicher, du findest ihn in deinem holografischen Namensverzeichnis. Möglicherweise auch unter Gos'athor oder Kristallprinz. Wenn das nicht hilft, werde ich vermutlich unter Imperator geführt.«

»Vielleicht als ehemaliger Imperator. Aber auch unter diesen Begriffen finde ich bedauerlicherweise nichts.«

Die Frau blickte nicht einmal in ihre Unterlagen. Sie unternahm nichts.

Sie war bereits das dritte Hindernis, das mir in den Weg gelegt wurde. Gewisse Kreise auf Arkon I behinderten mich und alles, was mit mir zu tun hatte. Doch diese gewissen Kreise hatten sich den falschen Mann für ihre Spielchen ausgesucht.

Ich tappte mit den Fingern auf den Tisch zwischen uns, in einer bestimmten Reihenfolge. Ein Schriftzug erschien in der Luft. Er zeigte den Namen der Frau.

»Shokra on Notrob«, las ich. »Bedienstete im Auftrag des Ratsverbunds Interstellarer Warenverkehr.«

»Möchtest du dich über mich beschweren?« Die Frau lehnte sich zurück und lächelte. »Dazu müsstest du allerdings einige beschwerliche Wege auf dich nehmen. Ich bedauere es zutiefst, dass der Filz des Beamtentums auf Arkon derart dicht geworden ist.«

»Wer redet von einer Beschwerde, on Notrob?« Ich stützte mich mit beiden Armen auf ihrem Tisch auf. »Wenn die Bürokratie krakenartig in den Verwaltungskhasurnen zu wuchern beginnt, dann ist ihr lästiger Zwillingsbruder nicht weit. Du weißt, wie er heißt, dieser sonderbare Kerl? Man nennt ihn Bestechlichkeit. Dem einen ist er Freund, dem anderen Verlockung.«

»Wie kannst du es wagen ...!«

Sie wollte aufspringen, ich drückte sie in ihren Stuhl zurück.

»Keine Sorge«, sagte ich mit aller Arroganz, derer ich fähig war, »ich werde doch keine simple Vorzimmerkraft zu einer bösen Tat verführen wollen. Du kannst dir gewiss sein, dass ich einige Etagen höher eingreife. Das notwendige Kleingeld dafür besitze ich glücklicherweise. Und ich werde das verlangte Bestechungsgeld gerne verdoppeln, wenn ich dafür sorgen kann, dass dieser Arbeitsplatz hier an eine kompetentere Kraft als dich übergeben wird.«

Sie starrte mich an, fassungslos. Ihre Augen begannen stärker zu tränen. Zeichen ihrer Aufregung, Zeichen ihrer Angst.

Sie war so leicht zu durchschauen. Sie hatte es gewiss nicht notwendig, die Arbeit von Verwaltungsrobotern zu übernehmen. Doch diese Frau, sie suchte Selbstbestätigung. Das Gefühl der Macht über Bittsteller.

»Wenn du meinst, dass die Positronik dieses Khasurns unser Gespräch aufzeichnet, muss ich dich leider enttäuschen.« Ich streifte den linken Ärmel hoch und zeigte ihr mein kleines Gimmick, das ans Armbandkom angeklebt war. Ein Spielzeug, das ich mir vorsorglich auf meine Reise ins Arkonsystem mitgenommen hatte, wissend, dass es gute Dienste verrichten würde. »Ist es nicht ein Wunderwerk moderner Technik, dieses Ding? Es überlagert unsere Plauderei. Es gibt keinen Beweis für das, was ich sage und was ich zu tun gedenke.«

Shokra on Notrob presste die Lippen fest aufeinander. Sie zögerte immer noch. Womöglich stand sie einer der vielen patriotischen Gruppierungen auf Arkon nahe. Solche, die mir als Freund der Terraner den Aufenthalt auf meiner Heimat- und Geburtswelt erschweren wollten. Und solche, für die die Intrige das Schmiermittel ihres Lebens war.

Ich tippte ins Bedienungsfeld meines Armbandkoms und zeigte ihr einige Ziffern auf dem grün blinkenden Display. »Dies ist die Summe, die ich für meinen Weg in den Rat vorausblickend veranschlagt habe. Einiges davon musste ich bereits ausgeben. Aber es bleibt immer noch eine Zahl von erklecklicher Höhe über. Sie hat viele Nullen am Ende. Würden denn deine Vorgesetzten widerstehen, wenn ich sie ebenfalls einen Blick auf mein Armbandkom werfen lasse? Ich glaube nicht.«

On Notrobs Finger zitterten ein wenig, als sie über das rasch wieder aufgebaute Tastenfeld ihres virtuellen Kalenders huschten. »Es ist soeben ein Termin beim Rat frei geworden«, sagte sie leise. »Du kannst in fünf Dezitonta eintreten.«

»Was für eine Überraschung.« Ich verbeugte mich knapp. »Danke für deine Unterstützung. Ich wünsche dir einen schönen Tag, Shokra on Notrob.«

Ich drehte mich um, desaktivierte die Anzeige meines Armbandkoms und ging weiter, in den nächsten Vorraum. Dort würden mich keine Hindernisse mehr erwarten. In den wenigen Sekunden, die ich für meinen Weg benötigte, würde jedermann in diesem Gebäude wissen, dass ich mich nicht länger aufhalten ließ.

Gut gebrüllt, Löwe, meinte der Extrasinn.

*

Ich war eine Persona non grata auf Arkon, und man ließ es mich spüren. Trotz aller Legitimationen und trotz des Auftrags, den mir der Erste Vorsitzende des Galaktikums erteilt hatte. Selbst wenn dieser Gaumarol da Bostich hieß und er zugleich arkonidischer Imperator war.

Doch sie mussten mich anhören, all die Hochedlen und Edlen, die Traditionalisten und die Progressiven, die auf Arkon Gebürtigen und jene aufgeblasenen Diplomaten, die von Provinzplaneten des Kugelsternhaufens M 13 hierhergereist waren.

Ich war in meiner Funktion als Sonderbeauftragter Sonnentransmitter unterwegs. Ich wollte dafür sorgen, dass eine Optimierung des Arkon-Terra-Transits stattfand.

Ich unterhielt mich mit zwei da Lada und mit einem da Gonozal, der womöglich ein weit entfernter Verwandter von mir war. Mit Vertretern von mehr als einem Dutzend Khasurne, die im Sud der Intriganten auf Arkon derzeit obenauf schwammen. Mit Lobbyisten und Industriellen. Mit einem Hochadligen, der mir kaum zuhörte und sich stattdessen um ein sonderbares virtuelles Spiel kümmerte. Mit Neureichen und mit den Repräsentanten alten Geldes. Mit Angehörigen mehrerer arkonidischer Geheimdienste. Mit Kämmerern. Mit Leuten, die sich zu wichtig nahmen, und solchen, die es wirklich waren.

Es war eine Tour de Force, die mir unter anderen Umständen vielleicht sogar Freude bereitet hätte. Denn dies hier, dies war Arkon! Das Leben am Hof entbehrte nicht eines gewissen Charmes. Irgendwie gehörten die Spielchen, die ich treiben musste, zur Folklore des riesigen Imperiums.

In seinem Inneren wirkte es wie ein massiver, alles behindernder Steinblock, der sich kaum bewegen ließ. Doch ich wusste, wo man den Meißel anzusetzen hatte. Um anfänglich einige kleine Steinchen aus dem Brocken herauszuarbeiten und allmählich das gesamte Gebilde zum Wanken und gegebenenfalls zum Einstürzen zu bringen.

Also erzwang ich Entscheidungen und saß Sitzungen aus. Ich ging den Arkoniden so lange auf die Nerven, bis sie sich mir und damit dem Galaktikum verpflichteten.

Damit war noch längst nichts gewonnen, wie ich wusste. Sobald ich Arkon verließ, würden Beamte auf unteren Ebenen zu verhandeln beginnen. Zäh wie Molasse würden sich die Gespräche hinziehen, und irgendwann, vermutlich in einem halben Jahr oder mehr, würde ich wieder in diesen Sälen sitzen und weitere Verhandlungen führen.

Doch ich besaß einen langen Atem. Den eines Wesens, das weit über zwanzigtausend Jahre alt geworden war – und das auch die terranische Bürokratie halbwegs schadlos überstanden hatte.

*

Ich verzichtete darauf, in mein Schiff zurückzukehren. Zu lange war ich nicht mehr auf der Kristallwelt zu Gast gewesen, hatte nicht mehr das Licht der heimatlichen Sonne genossen und nicht mehr das Steppengras der Kogruk-Hochebene unter meinen Füßen gespürt.

Mein Terminplan gestattete es mir, einen Tag hier zu vertändeln und mich meinen Erinnerungen hinzugeben. Es war mir einerlei, ob ich auf Arkon I erwünscht war oder nicht, und auch, ob mich einer der Geheimdienste des Imperiums beobachten ließ.

Ich verließ die Prunkstadt Mirkandol, in der die Verhandlungen stattgefunden hatten. Ein öffentlicher Gleiter brachte mich bis an die östlichen Grenzen jenes Hochlands, in dem die Khasurne der da Gonozal standen.

Ich hieß den Gleiter kurzerhand nach Mirkandol zurückkehren. Vor mir lag spärlich besiedeltes Land, eingerahmt von schroffen Gebirgsstöcken und zerteilt vom Großen Kiesel, jenem Fluss, der namensgebend für das Hochland war.

Ich machte mich auf den Weg, bloß mit leichtem Gepäck auf dem Rücken, hinab zu den kleinen Ansiedlungen und Flecken, deren Bewohner hauptsächlich Wein kelterten oder saure Früchte kultivierten.