Atlantis 2 / 4: Verkünder der Superintelligenz - Dietmar Schmidt - E-Book

Atlantis 2 / 4: Verkünder der Superintelligenz E-Book

Dietmar Schmidt

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Beschreibung

Can Coronto ist die Hauptstadt von Atlantis. In der farbenfrohen Metropole leben Aliens und Menschen friedlich Seite an Seite. Doch Atlantis und der Rest der Erde unterscheiden sich stark von der Welt, die Perry Rhodan gekannt hat. Sie gehören zu einem Sternenreich, in dem die Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Und Rhodan ist in dieser Realität der Bote der Superintelligenz Seth-Apophis. Mit ihm in dieser neuen Wirklichkeit gestrandet sind seine Frau Sichu, der Arkonide Atlan, die Agentin Rowena und die von Atlantis stammende Caysey. Während Caysey und Rowena vor allem ihren Sohn Tyler vor dem Zugriff des mächtigen Koomal Dom schützen wollen, suchen Sichu und Atlan nach einem Ausweg aus dieser Realität. Sie bezeichnen sie als die »Tangente« und wollen zurück in ihre Heimat. Welche Möglichkeiten haben die Gestrandeten, ihr altes Universum wiederzufinden? Und welche Pläne verfolgt Perry Rhodan – der VERKÜNDER DER SUPERINTELLIGENZ?

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Nr. 4

Verkünder der Superintelligenz

Die Wirklichkeit zerbricht – der Terraner im Trugbild Terrania

Dietmar Schmidt

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Dante Turnham

1. Caysey

XIV. Perry Rhodan

2. Dante Turnham

XV. Perry Rhodan

3. Caysey

XVI. Perry Rhodan

4. Caysey

Epilog: Dante Turnham

Impressum

Can Coronto ist die Hauptstadt von Atlantis. In der farbenfrohen Metropole leben Aliens und Menschen friedlich Seite an Seite.

Doch Atlantis und der Rest der Erde unterscheiden sich stark von der Welt, die Perry Rhodan gekannt hat. Sie gehören zu einem Sternenreich, in dem die Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Und Rhodan ist in dieser Realität der Bote der Superintelligenz Seth-Apophis.

Mit ihm in dieser neuen Wirklichkeit gestrandet sind seine Frau Sichu, der Arkonide Atlan, die Agentin Rowena und die von Atlantis stammende Caysey. Während Caysey und Rowena vor allem ihren Sohn Tyler vor dem Zugriff des mächtigen Koomal Dom schützen wollen, suchen Sichu und Atlan nach einem Ausweg aus dieser Realität. Sie bezeichnen sie als die »Tangente« und wollen zurück in ihre Heimat.

Welche Möglichkeiten haben die Gestrandeten, ihr altes Universum wiederzufinden? Und welche Pläne verfolgt Perry Rhodan – der VERKÜNDER DER SUPERINTELLIGENZ?

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Verkünder von Seth-Apophis ist in seiner eigenen Realität gefangen.

Caysey – Die Atlanterin erlebt eine Stadt, die es in der Wirklichkeit nicht gibt.

Dante Turnham – Ein Jugendlicher aus Can Coronto strandet im Strudel der Ereignisse.

Koomal Dom – Der Ritter der Tiefe macht ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.

Tyler Rhodan

Prolog

Dante Turnham

Tag 102, Epoche 10.304

»Lasst mich los, ihr Foraks! Gehen kann ich allein.«

Roboter hätten nicht teilnahmsloser sein können. Ohne auf seine Worte zu achten, zerrten ihn die Druufonsavs, ein Mensch und ein Druuf, aus dem Gleiter. Dante Turnham wand sich in ihrem Griff, warf sich hin und her, aber sie wurden spielend leicht mit ihm fertig, fast als wehrte er sich gar nicht.

Der Gleiter dockte an dem Wohnturm in Mandrogal, in dem seine Pflegeeltern wohnten, sogar auf der richtigen Etage an. In der Feldschleuse stellten sie ihn ab, und Dante Turnham biss die Zähne zusammen.

Hinter ihnen schloss sich das Schirmfeld, vor ihnen wurde es passierbar. Die Schleuse funktionierte wie in einem Raumschiff, und wenn kein Gleiter vor dem Außenfeld ankerte, öffnete sich das Feld gar nicht.

Das Verfahren wurde als Unfallschutz bezeichnet, aber Dante war überzeugt, dass es in Wirklichkeit nur Selbstmorde verhindern sollte. Bis zu den unteren Ebenen stürzte man ziemlich tief; für manch einen sicher ein Ausweg, um der Unterdrückung durch das Korrelat zu entkommen.

Der menschliche Sav gab ihm einen sachten Stoß in den Rücken. Schweigend stapfte Dante los. Sie führten ihn zielstrebig bis in den Korridor, an dem die Wohnung der Turnhams lag, und noch bevor der Summer betätigt worden war, ließ Dantes Pflegemutter die Tür zur Seite fahren.

Ylode Turnham hatte lange blonde, zerzauste Haare. Ihre blauen Augen wirkten traurig; aus ihrem faltigen Gesicht sprach Sorge. Durch eine Scheibe mit schadhaftem Polarisator erkannte Dante die Umrisse der beiden leiblichen Turnham-Töchter im Gang neben der Tür. Neugierig begafften sie, wie die Savs ihn nach Hause brachten. Er prustete leise. Als wäre es das erste Mal.

Wie gewohnt hielt sich Clodan, sein Pflegevater, dezent im Hintergrund.

Der Druuf legte Dante eine Hand auf die Schulter. Er war eine einschüchternde Gestalt, drei Meter hoch auf stämmigen Säulenbeinen und fast genauso breit, darauf ein kleiner Kopf mit vier Facettenaugen und Fühlerstummeln. Für Letztere gab es Aussparungen im Helm der Uniform, denn es handelte sich um das Ultraschall-Sprechorgan der Druuf. Ein Transposer setzte seine Laute in für Menschen hörbare Frequenzen um.

»Dante Turnham ist euer Pflegekind?« Der Druuf brauchte die Frage nicht zu stellen, aber sie gehörte zum Ritual. Der Sav hatte sicher noch im Gleiter über sein Schläfenimplantat Dantes Akte abgerufen.

Dante biss die Zähne zusammen. Er war kein Kind mehr. »Pflegesohn«, knurrte er.

»Das ist richtig«, sagte Ylode, ohne Dante oder die Druufonsavs anzusehen. »Was hat er jetzt wieder angestellt?«

Der Sav hob die Hand. »Nichts. Er hatte einen Unfall und ist bereits medotechnisch versorgt worden.«

Dante musste an sich halten, um ihn nicht mit offenem Mund anzugaffen wie ein Landei das neonbunte Zentrum von Can Coronto.

Der Druufonsav belog Ylode.

Dante hatte keinen Unfall erlitten. Er hatte von Koomal Dom, dem kol-manischen Ritter der Tiefe, eins aufs Maul bekommen. Dom hatte ihn und Tyler Rhodan zum Heiligtum von Seth-Apophis verschleppt, das seit Jahren niemand mehr betreten durfte. Koomal Dom hatte Tyler gepackt und gegen den Rumpf des uralten Raumschiffs geschleudert, das im Herzen des Heiligtums stand.

Als Dante mit ansehen musste, wie Ty behandelt wurde, hatte er durchgedreht und sich auf den Ritter der Tiefe gestürzt. Sehr wirksam war sein Wutausbruch allerdings nicht gewesen. Wie es weitergegangen war, konnte er nicht sagen, denn Koomal Dom hatte ihn sofort und mit nur einem Hieb bewusstlos geschlagen.

Dante sagte trotzdem kein Wort. Jede Richtigstellung, jede Erklärung hätte nach Schwäche geklungen, und Dante war nicht schwach. Glauben würde ihm Ylode die wilde Geschichte sowieso nicht.

Und wenn er etwas sagte, würde vielleicht herauskommen, dass Dante, Tyler und die anderen vorher versucht hatten, Koomal Dom zu entführen, um ein Zeichen gegen das Korrelat zu setzen. Eine echt kaputte Idee, aber anfangs war sie ihnen mutig vorgekommen. Das Blatt hatte sich allerdings sehr schnell gewendet und ihnen gezeigt, wie dämlich ihr Plan war, und Dom hatte sich mit Tyler und Dante abgesetzt.

Ty befand sich noch immer in der Gewalt des Ritters.

Das machte Dante zu schaffen. Die Entführung war seine Idee gewesen, und nun wusste er nicht, wo sein Freund war, und malte sich aus, was der Kol Mani ihm noch alles antun könnte.

Dazu kam eine Bemerkung Koomal Doms, bevor er ihn bewusstlos geschlagen hatte. Dante gingen die Worte nicht mehr aus dem Kopf.

Du bist der Schlüssel, nach dem ich so lange gesucht habe. Wenn ich dich habe, brauche ich Perry Rhodan nicht mehr.

Mit »Schlüssel« hatte Dom wohl Tyler gemeint. Den Rest des geheimnisvollen Ausspruchs hatte Dante nicht kapiert. Er wusste nicht, was Dom von Ty wollte, wo Tyler war und wie er, Dante, die Sache wieder in Ordnung bringen sollte.

Auf jeden Fall war es besser, wenn die Turnhams von allem nichts erfuhren.

Und vielleicht log der Sav auch gar nicht. Stand am Ende wirklich kein Wort davon in den Berichten, weil Koomal Dom sie manipuliert hatte? Dass aktenkundig wurde, dass er einen Jungen misshandelt hatte, konnte nicht in seinem Interesse liegen.

»Wir überstellen ihn in deine Obhut«, fuhr der Druuf fort. Er und sein menschlicher Kollege ließen Dante los, wandten sich ohne ein weiteres Wort um und machten sich auf den Rückweg zu ihrem Gleiter.

»Komm herein!«, sagte Ylode. »Erzähl mir, was passiert ist.«

Dante schüttelte nur den Kopf. Er konnte gerade kein endloses Gespräch brauchen, das sowieso immer auf das Gleiche hinauslief, nämlich auf die drei finalen Fragen der Ylode: Was haben wir nur falsch gemacht?, Wie konntest du das nur tun?, und Wie soll es jetzt nur weitergehen?

Im Grunde mochte er seine Pflegeeltern. Sie hatten ihn bei sich aufgenommen, bemühten sich für ihn und versuchten, ihm einen guten Start ins Leben zu verschaffen. Nur, wie konnte es unter der Diktatur des Korrelats ein gutes Leben geben? Für niedere Menschen waren die Turnhams in Ordnung, sogar seine nervigen älteren Schwestern. Zu ihrem Pech war ihm ein anderer Mensch viel wichtiger, aus welchen Gründen auch immer.

Ty.

Er hatte Tyler im Stich gelassen.

Er rückte die Kapuze seines Holovers zurecht, kehrte Ylode schweigend den Rücken zu und ging davon.

»Dante!«, rief Ylode schrill. »Komm zurück! Lass mich dich doch ansehen.« Dann, als er schon um die Ecke bog: »Wir können doch über alles reden.«

Klar. Reden. Sollte sie ihm ruhig hinterherquarken. Wichtig war bloß eins: Was sollte er unternehmen?

*

Dante empfand Erleichterung, wieder in seiner Heimatstadt zu sein. Allerdings war er so lange durch Can Coronto geirrt, dass er ausgerechnet dort ankam, wo er zuletzt sein wollte.

Teils zu Fuß, teils mit dem öffentlichen Nahverkehr und den kostenlosen Transmitterverbindungen war er stundenlang unterwegs gewesen, während er über das Schläfenimplantat kommunizierte, das im Korrelat so ziemlich jeder trug. Aber Tyler ließ sich nicht kontaktieren; eine Anfrage bei AMMANKOM, dem galaxisweiten Kommunikationsnetzwerk, war ohne Ergebnis geblieben. Fast schien es, als hätte Ty kein Implant mehr.

Dantes Clique blockierte seine Anrufe. Eine Antwort war nur von Lima gekommen: Sie hatte sein Implant mit Stinkefinger-Emoticons bombardiert, bis er wiederum sie sperrte. Während Tylers Unerreichbarkeit ihn beunruhigte, schwer sogar, fand er es echt mies, dass Lima, Triilüma und Kicko ihm die kalte Schulter zeigten.

Auch Anjo Methortan, sein Unterweltkontakt in Mandrogal, wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Von allen Bekannten redete nur Pnuut mit ihm, der alte Druuf mit den Blumenkohlfühlern, einem Andenken an seine Zeit als Arenakämpfer.

Pnuut brachte es auf den Punkt, wie es seine Art war: »Hätteste dich mal besser nicht mit den Kol Mani angelegt, Kleiner. Geh auf Tauchstation, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«

Wie schnell sich die Neuigkeit herumgesprochen hat, staunte Dante.

In den Druufonsav-Datenbanken stand offenbar nichts über den – im Nachhinein echt hirnrissigen – Versuch, Koomal Dom zu entführen, und die Sache mit dem Heiligtum. Für beides hätten sie Dante wegsperren können, doch offiziell war es nie geschehen.

Inoffiziell wusste aber jeder, den er ansprach, dass er auf der schwarzen Liste stand, und dafür konnte es nur eine Erklärung geben: Koomal Dom musste persönlich dafür gesorgt haben, dass Dante überall gegen einen Energieschirm lief. Doms Wort hatte Gewicht. Mit dem Ritter der Tiefe wollte es sich niemand verscherzen.

Dante musste sich wohl damit abfinden, dass er auf sich allein gestellt war.

Und nun stand er in Gonhar, wo sie wohnte. Sie lebte natürlich in keinem Wohnturm, sondern über einem Rasengrundstück an der Gruelfin-Straße in einem allein schwebenden Bungalow. Die Trivid-Fassade zeigte eine Kitschlandschaft aus rotem Schilf an einem Fluss. Wie er hierhergelangt war, wusste er schon nicht mehr, aber dass es geschehen war, wunderte ihn kein bisschen. Es war nur folgerichtig, dass er vor dem Bungalow stand, den Tyler mit seinen beiden Müttern bewohnte. Der Harmlosen namens Caysey – und ihr. Der Arkonidin.

Er verabscheute sie aus gleich zwei Gründen: politisch, weil sie Druufonsav leitete, und persönlich, wegen dem, was sie getan hatte.

Das, woran Dante nicht denken wollte. Nicht denken durfte.

Wahrscheinlich war auch der Verkünder der Superintelligenz im Haus. Perry Rhodan kannte die beiden Frauen. Tyler redete manchmal von ihm, als wäre Rhodan fast so etwas wie ein Vater für ihn. Tyler trug sogar seinen Namen, betonte aber auch immer, dass Rhodan nicht sein Erzeuger sei. Der Verkünder von Seth-Apophis wäre allerdings auch ein Forak von einem Vater gewesen, denn er war kaum je zu Hause, sondern trieb sich meistens irgendwo in der Galaxis rum.

Konnte Dante sich an diese Leute wenden? Oder wäre das ein Verrat an seinen Eltern – an seinen echten Eltern?

An die er nicht denken durfte.

Rhodan war der Verkünder von Seth-Apophis, ein Scherge des Korrelats also und damit Dantes Feind. Gleichzeitig stand fest, dass Koomal Dom und Perry Rhodan verfeindet waren – und außer Rhodan und der Arkonidin hätte niemand den Mut, gegen den Willen des Ritters der Tiefe nach Tyler zu suchen. Dante war hin und her gerissen. Der Feind seines Feindes konnte zwar kein Freund, aber doch ein Verbündeter sein – fürs Erste.

Dante überlegte nicht länger.

Er trat in die Transmitterkabine. Häuser wie dieses hatten keinen simplen Eingang, sondern waren nur über eine Transmitterverbindung zu erreichen. Auf diese Weise hofften reiche Leute, sich vor Gesindel zu schützen; vor Leuten wie ihm.

Aus der schlichten Konsole erklang eine sanfte Frauenstimme. »Du bist kein Hausbewohner und kein registrierter Gast. Soll ich dich anmelden?«

Ehe er es sich noch anders überlegte, sagte Dante: »Ja.«

»Dein Name?«

»Geht dich nichts an.«

»Eine visuelle Identifikation durch Hausbewohnende ist erforderlich.«

Sein Holo tauchte bereits oben im Haus auf; Dante kannte sich mit diesen Systemen ein wenig aus. Viele Türstehersyntroniken ließen sich austricksen, aber es an dieser Stelle probieren? Das wäre eine ganz schlechte Idee. Rowena war die Chefin von Druufonsav und kaum so blöd, die Herstellerpasswörter nicht zu ändern. Sofern sie überhaupt ein handelsübliches Sicherheitssystem installiert hatte. Nein, davon ließ er besser die Finger.

Vor ihm baute sich ein Holo auf, und sie stand vor ihm: ein kaltes Gesicht mit kurzen weißblonden Haaren, dazu stechende rötliche Augen. Die Arkonidin – Rowena Gonozal.

Ihr Blick hatte sich ihm unauslöschbar ins Gedächtnis gebrannt. Eines Tages würde er ...

Aber nicht an diesem Tag. Er musste sich zusammenreißen.

»Dante.« Den Namen sprach sie aus wie ein Schimpfwort, und ihr zwingender Blick fixierte ihn. »Was willst du hier?«

»Ich komme wegen Tyler«, setzte er an.

»Tyler ist nicht da. Verschwinde nach Hause und lass dich hier nicht mehr sehen!« Ihre Hand wanderte zur Schläfe – sie war im Begriff, die Verbindung zu beenden.

»Warte!«, rief er.

Fragend sah sie ihn an. Ihre Rechte verharrte auf Schläfenhöhe. Immerhin, er hatte sie zum Innehalten gebracht.

Dante zögerte – er redete nicht gern viel. Was in seinem Kopf passierte, ging nur ihn etwas an, und diese Erwachsene am allerwenigsten..

Rowenas Finger näherte sich wieder der Schläfe.

»Ich weiß, dass er nicht da ist!«, rief er, damit sie nicht die Verbindung kappte. »Ich weiß auch, dass du mich für einen schlechten Einfluss hältst. Bin ich vielleicht sogar. Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass Koomal Dom ihn in seine Gewalt gebracht hat.«

Es tat ihm weh, sich diese Blöße zu geben; er fühlte sich schwach, und lieber hätte er sich selbst geohrfeigt. Doch Ehrlichkeit, vor allem wenn sie unerwartet kam, war oft entwaffnend. Rowena Gonozal war ein Instrument; er brauchte bloß die richtigen Tasten zu drücken.

»Gut. Du solltest dich dafür verantwortlich fühlen, Dante. Das bist du nämlich.«

»Ich möchte helfen, ihn da wieder rauszuholen. Bitte.«

Rowena musterte ihn, ein wenig besänftigt. Vielleicht merkte sie ihm an, dass er seine Zerknirschung nicht nur spielte. Als Sav musste sie schließlich erkennen können, ob jemand ehrlich war, oder nicht?

»Wir wissen deine Sorge zu schätzen, Dante. Aber du kannst nicht helfen. Geh nach Hause.« Wieder hob sie die Hand.

»Bitte. Ich will doch nur ...«

»Lass den Burschen rein, Rowena«, erklang eine Männerstimme außerhalb der Holoerfassung. »Ich möchte hören, was er zu sagen hat.«

Rowena erstarrte. Einen Augenblick lang war ihr Gesicht eine Maske, die unmöglich zu deuten war. Dann zuckte ein Mundwinkel. Ihr Holo verschwand, und er konnte in das Entstofflichungsfeld treten. Trotz seiner Hoffnung, Verbündete zu finden, brannte in ihm die Wut. Niemand anderem als Perry Rhodan, Verkünder von Seth-Apophis, hatte er zu verdanken, dass er sein Anliegen vorbringen durfte.

*

Das Wohnzimmer, in dem er aus der Empfangsstation trat, sah aus wie in einer Trivid-Doku über Kleinbürger. Sie hatten sogar einen Kronleuchter. Die Kapuze des Holovers verdeckte zum Glück sein Gesicht. Der Ekel wäre ihm sonst anzusehen gewesen.

Rowena stand neben dem Transmitter und schien so aufgebracht, dass ihm ihre kurzen weißblonden Haarsträhnen vorkamen wie Stacheln. Ihre Blicke wirkten nicht weniger gefährlich.

Caysey hatte auf der Ledercouch gesessen und war aufgestanden. Die schwarzen Haare hatte sie im Nacken zusammengebunden. Ihr braunes Gesicht verriet Anspannung, und sie trug ein Spiralmuster in dunkelroter Fluoreszenzfarbe auf der Stirn. Vielleicht stimmte es wirklich, dass sie als Barbarin auf die Welt gekommen war, wie Ty behauptete.

Rhodan stand neben der Couch, eine Hand auf die Rückenlehne gelegt. Er trug eine schmuck- und farblose, hellgraue Kombination, die Dante gefiel, weil jeder Kol Mani bei ihrem Anblick einen Anfall bekommen hätte. Mit seiner Frisur wirkte er weicher als Rowena, aber seine forschenden graublauen Augen warnten Dante davor, ihn zu unterschätzen. Nicht dass er das vorgehabt hätte: Perry Rhodan war der Verkünder von Seth-Apophis und damit definitiv sein Feind.

Wie es aussah, war er in ihre Beratung geplatzt. Sie hatten überlegt, was sie wegen Tyler unternehmen wollten. Schlagartig wurde ihm klar, dass er zu ihnen gegangen war, ohne auch nur ansatzweise einen Plan zu haben.

»Ich will bei der Suche nach Ty helfen«, wiederholte er leise. »Dass er weggebracht wurde, ist nur meine Schuld.« Verblüfft lauschte er den Silben aus seinem eigenen Mund. Da war es wieder, das Schuldeingeständnis! Was war mit ihm los?

»Das hatten wir bereits festgestellt«, versetzte Rowena. »Wie denkst du, dass du uns helfen kannst?«

»Ich tue alles, was ich kann. Was ihr von mir verlangt. Aber lasst mich helfen. Irgendwie. Tyler will, dass ich ihn da raushole.«

Rhodan und Rowena tauschten einen Blick, dann lächelte der Verkünder von Seth-Apophis und schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht infrage. Wir können dich unmöglich erneut in Gefahr bringen. Ich rechne dir an, dass du versucht hast, Tyler beizustehen, als Koomal Dom ihn misshandelt hat, aber gegen einen Ritter der Tiefe kannst du nichts ausrichten. Außerdem war es nicht deine Schuld.«

»Du hast schon genug ... getan«, fügte Rowena hinzu. Wie sie es aussprach, merkte Dante deutlich, dass sie eigentlich angerichtet hatte sagen wollen. »Geh nach Hause!« Wenn man jeden Tag mit ihr zu tun hatte, nervte sie vermutlich genauso wie Ylode.