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Wo Schleswig-Holstein liegt, weiß doch jeder, sollte man meinen, das braucht man nicht zu suchen. Doch, sagt Hannes Hansen, jedenfalls dann, wenn man ein Land entdecken will, das mehr bietet als den allerorts zwischen Castrop-Rauxel und Bombay vorhandenen Einheitsbrei aus gesichtsloser Architektur und zersiedelter Landschaft. Der bekannte Kultur- und Reisejournalist nimmt Sie in diesem zweiten Band mit an die Unterelbe, nach Dithmarschen und nach Nordfriesland. Im feuilletonistischen Plauderton erzählt er von den Schönheiten des Landes und lässt seine Menschen zu Wort kommen. So verbindet er Geschichte und Geschichten zu einer eindrucksvollen Reise in ein bekanntes, immer wieder neu zu entdeckendes Land.
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Seitenzahl: 142
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Hannes Hansen
Auf der Suche nach Schleswig-Holstein
Geschichte und Geschichten aus dem westlichen Teil des Landes
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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© 2012 by Verlag Ludwig
Holtenauer Straße 141
24118 Kiel
Tel.: +49-(0)431-85464
Fax: +49-(0)431-8058305
www.verlag-ludwig.de
ISBN 978-3-86935-178-0
ISBN der Printausgabe 978-3-86935-020-2
Ein seltsamer Titel, dieses »Auf der Suche nach Schleswig-Holstein«, hatte ich in dem ersten Band dieser Reisebilder, der vom Osten des Landes handelt, geschrieben. Schließlich wisse doch jedes Schulkind, wo es liegt; nämlich auf der Landkarte ganz oben, dort wo Deutschland zwischen Ost- und Nordsee schmal wird. Nein, Schleswig-Holstein brauche man nicht zu suchen.
Aber was ist mit der Klage mancher Kulturkritiker, dass die Welt immer ein- und gleichförmiger werde? Dass die Banlieue von Paris, die Vorstädte von Madrid oder Mumbai denen von Essen oder Kiel gleichen wie ein Ei dem anderen?
In der Tat, wenn diese Klage berechtigt ist, wenn man hier wie dort bei identischen Warenhaus- und Lebensmittelketten die gleichen Waren einkauft, dann gibt es kein Schleswig-Holstein. Dann gibt es nur einen Einheitsbrei aus gesichtsloser Architektur und zersiedelter Landschaft. Der bloße Augenschein aber zeigt, dass die beredte Klage falsch, zumindest übertrieben ist. Schleswig-Holstein mit seinen landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten, seiner komplizierten Geschichte und seinen, wie eine populäre Le-gende es will, meist verschlossenen und wortkargen Menschen, dieses Land gibt es wirklich. Nur: Man muss es suchen. Suchen abseits der großen Städte und der Hauptverkehrswege. Wer die Augen öffnet, entdeckt seine Schönheiten, und wer zuhören kann, dem öffnen sich die Menschen, dem erzählen sie ihre Geschichten.
Dieser zweite »Auf der Suche«-Band ist der Niederschlag von Ausflügen in das wenige Jahrtausende, manchmal nur Jahrhunderte alte Marschenland an der Unterelbe und der schleswig-holsteinischen Westküste zwischen Brunsbüttel und der dänischen Grenze.
Die Auswahl der Ziele dieser Ausflüge in ein bekanntes Land, in dem meine wechselnden Begleiter und ich Unbekanntes entdeckten, ist erneut weder zufällig noch systematisch. Sie ist vielmehr geprägt von persönlichen Vorlieben, von Augenblickseindrücken und einem, wie ich hoffe, vertrauenswürdigen Gespür für Sinnfälligkeiten.
Wer Glückstadt sagt, sagt Matjes. Aber so weit sind wir noch nicht. An diesem warmen Sommertag wollen Otto und ich die Gelegenheit nutzen, kreuz und quer durch die Elbmarschen zu fahren.
Zunächst steuern wir hinter Itzehoe das Örtchen Krempe an. Das Renaissancerathaus und sein über die Stadtgrenzen hinaus gerühmter Ratskeller locken. Das Rathaus liegt, wie es sich gehört, am Markt, und um den herum stehen schöne alte Fachwerkhäuser wie aus der Tourismuswerbung. Er ist menschenleer, nur eine über das heiße Kopfsteinpflaster schleichende Katze täuscht Leben vor. Die Hitze braucht uns nicht weiter zu stören, im alten Ratskeller mit der dunklen Holzverkleidung und den Bildern aus Krempes großer Zeit – die ist lange her – ist es bestimmt angenehm kühl. Nur leider ist das Restaurant wie gleich das ganze Rathaus über Mittag geschlossen. So wird es weder mit einer Fischmahlzeit etwas noch mit der Besichtigung der beiden, nach Angaben des Reiseführers reich ausgemalten Ratssäle. Für das streitende Ehepaar, das sich mittlerweile am aushängenden Speisezettel eingefunden hat, hat die Sache dagegen etwas Gutes. Die Frage, ob Matjes oder doch lieber Putenschnitzel, kann unentschieden bleiben. Das Problem, warum einer den anderen nicht einmal beim Essen nach seiner Fasson selig werden lassen kann, bleibt Freund Otto und mir verschlossen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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