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Wieso muss man Frankreich eigentlich suchen, mag man fragen. Man weiß doch, wo es zu finden ist, auf der Landkarte nämlich links von uns nach unten verschoben. Eine Sache freilich ist es, unseren Nachbarn geografisch zu lokalisieren, eine ganz andere aber, seine Seele zu finden. Die aber findet man nur mit dem Herzen, stimmt Hannes Hansen Saint-Exupérys kleinem Prinzen zu und blickt in seinen Reisefeuilletons mit den Augen der Liebe auf Douce France. Im Plauderton erzählt er von Land und Leuten, von Geschichte, Geografie und Kunst Frankreichs. Mit ihm treffen wir eine bezaubernde Friseurin und hören, was es mit einem Preis für bäuerlichen Ziegenkäse auf sich hat. Wir erfahren, welches Taschenmesser alle französischen Präsidenten bei ihrem Amtsantritt geschenkt bekommen, und lassen uns von einer bayerischen Metzgerin erzählen, warum sie jedes Jahr in einer südfranzösischen Kleinstadt Weißwürste verkauft.
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Seitenzahl: 150
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Hannes Hansen
Auf der Suche nach Frankreich
Eine Liebeserklärung
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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© 2012 by Verlag Ludwig
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Tel.: +49-(0)431-85464
Fax: +49-(0)431-8058305
www.verlag-ludwig.de
ISBN 978-3-86935-179-7
ISBN der Printausgabe 978-3-86935-039-4
Ein seltsamer Titel, mag man denken, dieses »Auf der Suche nach Frankreich«. Weiß denn nicht jedes Kind, wo Frankreich zu finden ist? Als unser südwestlicher Nachbar auf der Landkarte nämlich, nach links unten verschoben?
Gewiss, die geografische Lage des Hexagons ist eindeutig; da gibt es nichts zu suchen. Aber etwas ganz anderes ist es mit dem, was man die Seele des Landes, sein Eigenstes nennen möchte. Es ist ja wahr, die Banlieue von Paris gleicht in vielem der von Berlin, Madrid oder Rom. La Défense ähnelt dem Märkischen Viertel auf eine Weise, die gruseln macht. Einander zum Verwechseln ähnliche Hochhäuser überall in die zugleich zersiedelte und aufgeräumte Landschaft geklotzt; die nämlichen Lebensmittelgeschäfte in den Städten und auf der grünen Wiese oder inmitten gestaltlosen architektonischen Einheitsbreis die gleichen Einkaufszentren. So betrachtet, scheint Frankreich in der globalisierten Welt zu verschwinden.
Und doch, es gibt douce France, das süße, das liebliche Frankreich. Man muss es nur suchen. Muss es mit offenen Augen und Ohren suchen und sich ihm öffnen. »Man sieht nur mit dem Herzen gut«, sagt der Fuchs zum Kleinen Prinzen in Saint-Exupérys Erzählung für Kinder und kindlich gebliebene Erwachsene. Wer sich mit dieser Einstellung unserem Nachbarland nähert, dem öffnet es sich, dem gewährt es Einblick in sein Innerstes. Und dieses Innerste ist seine civilisation, ein Begriff, der das in einem Wort zusammenfasst, was man in Deutschland säuberlich aufteilt in »Zivilisation« und »Kultur«, zum Nachteil der Zivilisation; ein Begriff, der nicht trennt zwischen der Bedeutung eines Rohmilchkäses und der Romane Camus’ für eben diese civilisation.
So erklärt sich der Untertitel dieses Buches von selbst. Ja, ich liebe Frankreich. Es ist in meinen Augen immer noch das zivilisierteste Land der Erde. Wer Begründungen für diese Liebe sucht, mag einige auf den folgenden Seiten finden, die der Niederschlag mehrerer Reisen kreuz und quer durch Frankreich sind. Aber Liebe braucht keine Begründung.
Dieses durch und durch unsystematische Buch ist kein Reiseführer. Vieles, was man von einem solchen erwarten würde, findet sich nicht, anderes mag nebensächlich erscheinen. Ich bin bei der Auswahl der Geschichten, die ich über Frankreich zu erzählen habe, allein meiner Liebe zu diesem immer noch wunderbaren Land gefolgt.
Wer von Freiburg nach Neuf Brisach im Elsass fährt, der muss auf dem Weg das deutsche Breisach besuchen. Die alte kaiserliche Reichsstadt, an deren Anfängen ein römisches Kastell stand, und die Festungsstadt Ludwig XIV. sind Geschwister, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch wie siamesische Zwillinge miteinander verbunden.
Bis 1817 der Wasserbaumeister Tulla den hier in zahlreiche Flussarme mit Schotterinseln und Auwäldern sich auffächernden Rhein begradigte, erkläre ich meiner Begleiterin Helga, habe der Felsen, auf dem Breisach angelegt ist, direkt im Wasser gestanden, und so bedeute der Name dann auch »Dort, wo das Wasser sich bricht«. Helga, die nicht zu übertriebener Verehrung männlichen Kenntnisreichtums neigt, sagt trocken:
»Google, was?«
»Ja«, gebe ich zu, »Wikipedia.«
»Na dann muss es ja stimmen«, sagt Helga spöttisch. Die muntere Berlinerin, eine Gymnasiallehrerin für Kunst und Deutsch, hat sich ein Sabbathjahr gegönnt und wird mich einige Zeit begleiten und, wie ich sie kenne, dafür sorgen, dass die Bäume, an denen die Früchte meiner Er- und sonstigen Kenntnisse reifen, nicht in den Himmel wachsen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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