Auf der Todesliste – Drei Nick-Wilson-Krimis - Wolf G. Rahn - E-Book

Auf der Todesliste – Drei Nick-Wilson-Krimis E-Book

Wolf G. Rahn

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  • Herausgeber: Xebusch-Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Dieser Band enthält eine kleine Auswahl der besten Kriminalromane von Wolf G. Rahn.
Drei Klassiker, wiederentdeckte Kleinode eines großen Krimiautors in einem Band vereint.
Zu »Nick Wilson auf der Todesliste«: Er hatte seinem Bruder Jerome Mallon nicht besonders nahegestanden, aber er hätte keinen Grund gehabt, ihn zu töten – auch nicht wegen eines möglichen Erbes. Aber Tobi Rogers, Leiter der Mordkommission Manhattan, glaubt nicht an Carlo Mallons Unschuldsbeteuerungen. Deshalb engagiert der Verdächtige den New Yorker Privatdetektiv Nick Wilson, um den wahren Mörder seines Bruders zu finden.
Der Detektiv ist kniffelige Aufträge gewöhnt und setzt dabei hin und wieder sein Leben aufs Spiel, deshalb lässt er sich auch in diesem verworrenen Fall nicht daran hindern, die Wahrheit aufzudecken, und tritt dabei in ein »Wespennest« der Sonderklasse …


In diesem Band sind folgende Kriminalromane enthalten:
› Das entführte Kind
› Nick Wilson auf der Todesliste
› Der Hunderttausend-Dollar-Job

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Wolf G. Rahn

 

 

Auf der Todesliste

 

Drei Nick Wilson-Krimis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Xebusch-Verlag 

Cover: © by Steve Mayer mit Kerstin Peschel, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv/Xebusch-Verlag

Dieser Band enthält Neuausgaben bereits früher veröffentlichter Romane, die behutsam bearbeitet und neu korrigiert wurden.

 

Verlag: Xebusch. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Auf der Todesliste 

Das entführte Kind 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

Nick Wilson auf der Todesliste 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

Der Hunderttausend-Dollar-Job 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

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Das Buch

 

 

 

Dieser Band enthält eine kleine Auswahl der besten Kriminalromane von Wolf G. Rahn.

Drei Klassiker, wiederentdeckte Kleinode eines großen Krimiautors in einem Band vereint.

Zu »Nick Wilson auf der Todesliste«: Er hatte seinem Bruder Jerome Mallon nicht besonders nahegestanden, aber er hätte keinen Grund gehabt, ihn zu töten – auch nicht wegen eines möglichen Erbes. Aber Tobi Rogers, Leiter der Mordkommission Manhattan, glaubt nicht an Carlo Mallons Unschuldsbeteuerungen. Deshalb engagiert der Verdächtige den New Yorker Privatdetektiv Nick Wilson, um den wahren Mörder seines Bruders zu finden.

Der Detektiv ist kniffelige Aufträge gewöhnt und setzt dabei hin und wieder sein Leben aufs Spiel, deshalb lässt er sich auch in diesem verworrenen Fall nicht daran hindern, die Wahrheit aufzudecken, und tritt dabei in ein »Wespennest« der Sonderklasse …

 

In diesem Band sind folgende Kriminalromane enthalten:

› Das entführte Kind

› Nick Wilson auf der Todesliste

› Der Hunderttausend-Dollar-Job

 

 

***

 

 

 

 

Auf der Todesliste

 

Drei Nick Wilson-Krimis 

 

 

Das entführte Kind

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Er sah die beiden in der Frogg Bar verschwinden, und wusste, dass das seine Chance war. Jetzt würden sie ihm Rede und Antwort stehen, und wenn er die Wahrheit aus ihnen herausprügeln musste.

Wassi Barnam wartete einen Moment. Sie sollten Zeit haben, ihren Drink zu bestellen. Mit angefeuchteter Kehle redete es sich leichter.

Lange hielt er es nicht auf seinem Platz aus. Er fieberte der Entscheidung entgegen.

Der Schwarze stieß die Tür, an der ein grellbuntes Plakat klebte, mit der Schulter auf. Er verfügte über mächtig breite Schultern und Arme, die kräftiges Zupacken gewöhnt waren. Zupacken, aber nicht zuschlagen.

Trotzdem würde er auch das tun, wenn es nicht anders ging.

Wassi Barnam zog seinen Kopf ein wenig zwischen die Schultern und betrat die Bar. Der typische Dunst aus Tabakrauch, Biergeruch, Schweiß und Makeup schlug ihm entgegen und ließ ihn angewidert zurückzucken. Seine Augen suchten die beiden Männer.

Die Frogg Bar, war in Winkelform angeordnet. Vom Eingang her konnte man den Tresen nicht sehen. Nur ein paar runde Tische, an denen Pärchen hockten oder auch ein paar mehr oder weniger seriös wirkende Gestalten, die in angeregte Gespräche vertieft waren.

Barnam war fremd in dieser Bar, aber den Weg zur Theke fand er leicht. Rücksichtslos verschaffte er sich einen Durchlass zwischen ausgestreckten Beinen und Stuhllehnen.

Einen Mann, der ihm gerade entgegenkam, stieß er unwillig beiseite.

Nichts sollte ihn mehr aufhalten.

»Hoppla!«, sagte der Mann. »Nicht so eilig. Es ist noch genug Whisky da. Er reicht für alle.«

»Halt's Maul!«, fauchte ihn Wassi Barnam wütend an und rollte mit den Augen. Er befand sich genau in der Stimmung, in der man sich in der Lage fühlt, es mit jedem aufnehmen zu können. »Geh mir aus dem Weg, sonst raucht‘s.«

Der andere, es handelte sich um Nick Wilson, sah auch nicht gerade wie ein Schwächling aus. Sein Gesicht verhärtete sich.

»Langsam, Junge!«, sagte Nick leise. »Du könntest Ärger kriegen, und den willst du doch sicher nicht.«

Der Schwarze hob bereits die Faust, ließ sie aber wieder sinken, als er das eisige Gesicht des anderen sah. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass das nicht sein Mann war, mit dem er reden wollte.

Er drehte sich abrupt um und ließ den Fremden ohne ein weiteres Wort stehen.

Nick Wilson sah ihm kopfschüttelnd nach. »Ich bin sogar ziemlich sicher, dass du Ärger kriegst«, murmelte er.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Wassi Barnam steuerte den Tresen an. Er hatte die beiden entdeckt, hinter denen er her war. Sie saßen auf Hockern am äußersten rechten Ende des Schanktisches und hatten in der kurzen Zeit nicht nur das erste Glas hinuntergekippt.

»Noch mal dasselbe, Blacky!«, rief der eine. Es war ein massiger Typ mit einem Genick, das als Hauklotz dienen konnte, ohne dadurch in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Seine dunklen Haare hingen ihm weit über den schmuddeligen Kragen.

Sie waren fettig und voller Schuppen. Er reckte sein Glas der drallen Bar Mieze entgegen, wodurch Barnam sein Profil erkennen konnte. Ein grobes, brutales Gesicht mit Lippen, die sogar dann verächtlich nach unten gebogen waren, wenn er lachte.

Momentan lachte er. Sein Lachen galt Blacky, der kleinen schwarzen Puppe, an der alles rundlich war: das geschminkte Gesicht, die nackten Arme, das Hinterteil und vor allem natürlich die Partie, deretwegen die Männer den Tresen belagerten und von Zeit zu Zeit, wenn sich Blacky über die Platte beugte, um sie abzuwischen, Stielaugen bekamen.

»Trink einen mit uns mit, Blacky«, schrie der Typ. »Heute gibt es was zu feiern.«

Blacky warf ihm genau den Blick zu, der erhöhten Umsatz garantierte, und wippte heran.

»Feiern?«, erkundigte sie sich. »Was ist denn passiert? Bist du volljährig geworden?«

Der Hauklotz lachte zuerst. Dann begriff er, dass das gar keine Schmeichelei gewesen war, und er griff hastig nach seinem neugefüllten Glas.

Sein Partner schlug ihm amüsiert auf den Rücken, dass er um ein Haar das Glas mit verschluckte.

»Hast du das gehört, Inco?«, schrie er. »Volljährig hat sie gesagt. Das Ding ist gut. Dann darfst du ja ab heute alleine in eine Kneipe gehen, und ich muss dich nicht mehr begleiten.« Er lachte röhrend und kippte den scharfen Schnaps unter seine spitze Nase, die gewisse Ähnlichkeit mit einem Geierschnabel aufwies.

Wie ein Geier sah der ganze Mann aus. Er saß so krumm auf seinem Hocker, als hätte er einen Buckel. Sein knochiger Kopf hing vor dem Hals und nicht darüber. Die Finger, mit denen er sein Glas umklammerte, wirkten wie gewichtige Krallen, und seine wasserhellen Augen blitzten tückisch, sogar jetzt, als er sein krächzendes Lachen ausstieß.

Der mit Inco Angeredete warf ihm einen wütenden Blick zu, doch dann quälte er sich wieder ein Lachen ab.

Blacky beeilte sich, die Gläser neu zu füllen. Auch für sich stellte sie eins dazu, doch sie nippte nur daran. Hätte sie jeden spendierten Drink geschluckt, wäre sie innerhalb einer Stunde arbeitsunfähig gewesen. Schließlich war ihr Job noch nicht zu Ende, wenn die rothaarige Biggy sie ablöste. Dann durften die Männer all die hübschen Sachen haben, auf die sie sich am Tresen Appetit geholt hatten. Vorausgesetzt natürlich, sie hatten nicht ihren letzten Fünfzigdollarschein versoffen.

»Ich werde dem kleinen Luder schon noch beweisen, wie volljährig ich bin«, sagte Inco ärgerlich. »Ich will …«

Der andere legte ihm die Hand auf den Arm. »Nicht jetzt«, sagte er leise. »Ich glaube, wir kriegen Besuch.«

Inco musste sich zusammenreißen, um nicht herumzufahren. Rechtzeitig bekam er sich wieder in die Gewalt und griff gelangweilt nach seinem Glas.

Sekunden später fühlte er sich an der Schulter gepackt und herumgerissen.

Er blickte in ein aufgebrachtes Gesicht. Das Gesicht war von einem tiefdunklen Braun, und darin blitzten zwei blendendweiße Zahnreihen, als wollten sie ein wenig Reklame für eine neue Zahncreme machen.

»Wo ist Kerry?«, kam es drohend zwischen diesen prächtigen Zähnen hervor.

Inco machte sich mit einem plötzlichen Ruck frei und stellte sein Glas zurück. »Bist du besoffen, du schwarzes Schwein?«, fragte er wütend. »Was geht mich dein dreckiger Kumpel an?«

»Du weißt genau, wen ich meine«, stieß Wassi Barnam hervor. »Wo ist er? Heraus damit, oder …«

»Oder was?« Der Geier ruckte ebenfalls herum. Sein Gesicht sollte freundlich aussehen, aber ein Geier sah nie freundlich aus, auch wenn er sich noch so viel Mühe gab. »Willst du Ärger? Dann musst du das sagen. Den könntest du nämlich haben.«

»Ich will Kerry, sonst nichts.« Der Schwarze ballte die Hände zu Fäusten. Sein Adamsapfel sprang aufgeregt auf und ab. Winzige Schweißperlen bildeten sich in den Falten seiner Stirn. »Ihr wisst doch genau, wo er ist.«

»Lass uns doch mit deinem Kerry in Ruhe. Merkst du nicht, dass du uns damit auf den Nerv gehst? Wir kennen dich nicht, und dieser Kerry ist uns erst recht unbekannt. Mit Leuten deiner Machart pflegen wir nämlich keinen Umgang. Das würde unserem guten Ruf schaden.«

»Genauso ist es, Gorros«, bestätigte der Hauklotz verächtlich. »Ich sage immer, niemand kann dafür, dass er zu schwarz geworden ist, aber dann soll er sich wenigstens nicht auch noch für einen Menschen halten.«

Die geballte Hand zuckte vor und traf den Sprecher. Sie traf nicht voll, aber immerhin steckte eine gehörige Portion Wut und auch eine ziemliche Kraft hinter diesem Schlag. Manch einer wäre vom Hocker gefallen und so bald nicht wieder aufgestanden.

Inco zog nur scharf die Luft ein und blickte seinen Partner beinahe traurig an. »Es muss wohl sein«, meinte er. »Dabei fing der Abend so nett an.«

Bei den letzten Worten schlug er zu, ohne Wassi Barnam dabei anzusehen. Er hatte sein Ziel längst vorher fixiert, und er war gewöhnt, seine Ziele zu treffen.

Der Schwarze schnappte nach Luft, wankte aber nicht.

»Wo ist Kerry?«, fragte er wieder, aber seine Stimme klang gepresst. Er rammte seine Fäuste in den Hauklotz hinein, und die Männer, die in unmittelbarer Nähe saßen, räumten schleunigst das Feld. Sie waren hergekommen, um ein paar Gläser zu kippen und vielleicht auch, um Blacky zu sehen, auf einen verirrten Schwinger hatten sie keinen Appetit. Inco glitt geschmeidig vom Hocker.

Erst jetzt war zu erkennen, dass er den Schwarzen um mehr als einen halben Kopf überragte. Er war auch viel breiter, und sein Gesicht drückte jetzt wilde Entschlossenheit aus.

»Verzisch dich, du Bastard!«, flüsterte er. »Ich habe heute noch nicht meine gute Tat hinter mir. Es könnte mir einfallen, dir das Genick zu brechen. Diese gute Tat würde für eine ganze Woche reichen.«

Wassi Barnam hörte gar nicht hin. Er war voller Zorn auf diesen Mann, der ihm seine Frage nicht beantworten wollte. Blindlings drosch er los und fand sich Sekunden später zwischen den Tischen wieder, und zwar der Länge nach auf dem Fußboden.

Ein Mädchen kreischte auf. Ihr Begleiter zog es verstört mit sich fort.

Der Schwarze kam schneller in die Höhe, als das nach diesem Schlag zu erwarten gewesen wäre. Er zitterte vor Zorn und stürzte sich wieder auf den Gegner, obwohl er hätte gewarnt sein müssen. »Du Lump!«, schrie er. »Du mieser …«

Ein Schwinger riss ihn um seine Achse, und ein anschließender Fußtritt beförderte ihn dorthin, woher er gerade erst gekommen war.

»Du bist nicht nur schwarz, sondern auch blöd«, höhnte Gorros, der Geiergesichtige. »Kapierst du nicht, dass du bei uns mit deiner Nummer nicht landen kannst? Hör auf, anständige Leute zu belästigen, du könntest sonst leicht einmal an die Falschen geraten.«

Wassi Barnam befand sich nicht mehr in der Verfassung, in der er ein offenes Ohr für gutgemeinte Ratschläge hatte. Er musterte den Mann mit hasserfülltem Blick und rechnete sich bei dem Hageren reellere Chancen aus. Der Kerl bestand hauptsächlich aus Knochen und war zweifellos leichter zu besiegen als sein Begleiter.

Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf Gorros.

Der Geier rutschte vom Hocker und ließ den Schwarzen ins Leere rennen, nicht ohne ihm einen schmerzhaften Handkantenschlag ins Genick zu versetzen, der ihn gleich bis zur nächsten Wand beförderte.

Dann waren Inco und Gorros beide über ihm. Sie waren gerade so schön in Schwung, und da der Schwarze ohnehin nicht mehr in der Lage war, sich zu wehren, wollten sie das Spielchen noch eine Weile weitertreiben.

Sie fielen über ihn her und wunderten sich, dass sie nicht ihn, sondern einen Fremden zu fassen kriegten, der sich blitzschnell zwischen die beiden Parteien geschoben hatte.

»Ich meine, es reicht«, sagte der scharf. Er war nicht eben schmächtig und machte einen sportlich durchtrainierten Eindruck, aber um sich Inco in den Weg zu stellen, bedurfte es schon etwas mehr als nur ein Mädchenherz beunruhigenden Figur.

»Hör mal zu, Mister«, sagte der Hauklotz grölend. »Das Schwein hat uns belästigt, und dafür geben wir ihm eins aufs Maul. Ist das klar, oder?«

Nick Wilson wusste selbst ein Lied von dem eigenartigen Benehmen des Schwarzen zu singen. Trotzdem ergriff er für ihn Partei. »Das ist kein Grund, ihn zu zweit zusammenzuschlagen«, erklärte er eisig. »Ich war schon immer für faire Verhältnisse. Zwei Mann gegen einen passt nicht in dieses Bild.«

Die beiden sahen sich verdutzt an. Dann grinsten sie und nickten.

»Völlig unsere Meinung, Mister«, versicherte Gorros. »Aber jetzt seid ihr ja zu zweit, und das ist doch wieder unheimlich fair, nicht wahr?«

Er wartete keine Zustimmung ab, sondern ließ seine Rechte vorschnellen. Sie kam ansatzlos, und nicht mal Inco hatte mit einem so überraschenden Angriff gerechnet. Sie musste den Fremden glatt umhauen.

Sie tat es nicht. Sie traf nicht einmal. Jedenfalls nicht die beabsichtigte Körperpartie, sondern lediglich einen blitzschnell hochzuckenden Unterarm. Über diesen Unterarm huschte ein Schatten hinweg, der mörderisch hart war.

Diese Feststellung machte jedenfalls der Geier, den der Schwinger mitten auf seine scharf geschnittene Nase traf.

Nick Wilson wandte sich ungerührt ab und beugte sich über den Schwarzen, der vergeblich versuchte, auf die Füße zu kommen, was ihm wegen seiner Benommenheit aber nicht gelingen wollte.

Gorros erstickte fast vor Wut. So ein Ding auf die Nase ließ er sich nicht ungestraft verpassen. Schon gar nicht von diesem Kerl, der so sauber aussah, als wäre er eben erst aus dem Ei gekrochen. Der Typ hatte ihn gewaltig unterschätzt, sonst würde er ihm nicht so ahnungslos den Rücken zudrehen.

Der Geier ließ seinen Fuß mit voller Wucht vorschnellen, und er hörte schon im Voraus den Schmerzensschrei des anderen, der nichts Wichtigeres zu tun hatte, als sich um den Schwarzen zu kümmern.

Tatsächlich erscholl der Schrei schon Bruchteile von Sekunden später. Allerdings stieß ihn nicht der Fremde aus, sondern Gorros selbst. Sein Fuß wurde gepackt und herumgedreht. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mit dem restlichen Körper dieser Drehung zu folgen, wodurch er zwangsläufig den Halt verlor und auf seine ohnehin schon ramponierte Nase knallte.

Jetzt war der Ofen aus. Gorros kannte sich nicht mehr. Er richtete sich gar nicht erst richtig auf, sondern rannte in gebückter Haltung gegen Nick Wilson an, der schon wieder jedes Interesse an ihm verloren hatte. Mit dem Kopf voraus rammte er ihn, und er war sicher, dass dieser mörderische Stoß den anderen aus den Schuhen reißen musste.

Es krachte gewaltig. Gorros wimmerte auf und hielt sich mit beiden Händen seinen Schädel. Er hatte nicht erwartet, dass der Typ über eine derart harte Bauchdecke verfügte. Er merkte nicht mehr, dass er lediglich gegen die holzvertäfelte Wand hinter den runden Tischen gerannt war, als er in die Knie ging.

Inco, der Hauklotz, hielt es für an der Zeit, seinem Kumpel, der eine etwas unglückliche Figur abgab, zu Hilfe zu eilen. Er hatte genug gesehen, um zu wissen, dass der fremde Bursche, der sich unnötigerweise in ihre Angelegenheiten mischte, den harmlosen Bürger nur mimte. Wer so schnell war und so unerbittlich zuschlagen konnte, hatte das gründlich trainiert, und solche Typen wussten meistens genau, was sie wollten.

Aber das wusste Inco auch, und er hatte jetzt den Vorteil, die Kampfweise seines Gegners zu kennen. Der hielt den Streit offenbar für beendet. Jedenfalls begann er, die umgeworfenen Stühle wieder aufzustellen.

Das Ganze berührte ihn herzlich wenig.

Inco schlich sich hinter ihn, hob beide Fäuste und ließ sie auf den Ahnungslosen niederkrachen.

Doch auch er erlebte eine unliebsame Überraschung. So ahnungslos war der Mann nämlich gar nicht, und dass er sich um die Stühle kümmerte, stellte sich als raffinierter Trick heraus, denn ein so massives Möbel gab in der Hand eines Mannes, der damit umzugehen verstand, eine nicht zu unterschätzende Waffe ab.

Der Stuhl fegte den Hauklotz zur Seite, und Inco knickte brüllend in der Hüfte ein. Er kam nicht dazu, sich zu ärgern oder zu wundern, denn der andere, der noch immer wie aus dem Ei gepellt aussah, packte ihn bei den Aufschlägen seiner Jacke.

»Wir haben noch nicht viel miteinander gesprochen«, sagte er fast sanft, »aber ich hoffe, wir haben uns trotzdem verstanden. Nimm deinen Kumpel und überlege mit ihm, was ihr falsch gemacht habt. Ihr könnt das drüben an der Bar tun oder noch besser draußen an der frischen Luft. Da geht das Denken leichter.«

In seinen Augen zuckten kleine Flammen, die man nur sah, wenn man ihnen so dicht gegenüberstand.

Inco befand sich in einen Widerstreit der Gefühle. Am liebsten hätte er den Kerl zusammengemischt, aber dessen Augen warnten ihn vor einer weiteren Unüberlegtheit. Mit einem Ruck riss er sich los und würdigte den anderen keines Blickes mehr. Er konnte allerdings nicht verhindern, dass ihm ein Fluch entfuhr, der dazu noch eine unmissverständliche Drohung enthielt.

Auch Gorros hatte inzwischen seine Sinne wieder beisammen. Er fing Incos warnenden Blick auf, in dem etwas Tückisches lag. Er verstand. Nicht immer waren die, die sich scheinbar geschlagen gaben, auch wirklich die Unterlegenen. Die zweite Runde würde man nicht mit Fäusten und Stühlen austragen. Soviel stand jetzt schon fest.

Er stelzte an dem Fremden vorbei und nahm die Gelegenheit wahr, dem noch immer benommenen Schwarzen im Vorbeigehen einen Fußtritt zu verpassen.

»Das Jahr ist noch nicht zu Ende«, murmelte er, ohne seinen Widersacher anzusehen.

Dann verließen Inco und er die Frogg Bar.

Nick Wilson sah ihnen sekundenlang nach. Dann wandte er sich um und hielt dem Schwarzen seine Hand entgegen, um ihm auf die Füße zu helfen.

Er fing einen hasserfüllten Blick auf.

»Verdammt!«, tobte Wassi Barnam. »Warum kümmern Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten?«

 

 

 

3. Kapitel

 

 

Nick Wilson schluckte. Er hatte zwar keine überschwängliche Dankbarkeit erwartet, aber eine etwas realistischere Einschätzung seiner Situation hätte er dem Schwarzen schon zugetraut.

»Das sollte ich vielleicht wirklich tun«, sagte er ärgerlich. »Sie sind ja durchaus Herr der Lage. Sie pöbeln so ziemlich jeden an, beziehen Prügel und markieren hinterher auch noch den beleidigten Helden.«

Nick drehte sich um und ging auf die Bar zu. Einen abschließenden Schluck hatte er sich jetzt verdient.

»Wo sind die beiden?«, fauchte Barnam und hielt ihn am Ärmel zurück. »Warum haben Sie sie fortgelassen?« Nick platzte langsam der Kragen. Das hatte er nun davon, weil er unbedingt einem Schwächeren hatte helfen müssen. Er wurde mit Vorwürfen überschüttet, und zum Schluss war er der böse Bube, der den Streit vom Zaun gebrochen hatte.

»Seien Sie froh, dass Sie die los sind«, konterte er. »Um mit denen mithalten zu können, müssen Sie noch ‘ne Menge Cornflakes essen.« Da geschah etwas, womit der Detektiv nicht gerechnet hatte. Wassi Barnam schlug beide Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Er weinte so heftig, dass sein ganzer Körper wie im Sturm geschüttelt wurde. Er konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen.

»He, he!«, meinte Nick. »Ich wollte Sie ja nicht kränken. Zum Glück ist nicht jeder ein Schläger. Ich finde das ganz in Ordnung. Nur sollten Sie sich dann Ihre Gesprächspartner entsprechend genau ansehen.«

Der Schwarze nahm die Hände vom Gesicht. Er sah so verzweifelt aus, dass Nick erschrak und zum ersten Mal spürte, dass er hier nicht nur einen angetrunkenen Randalierer vor sich hatte, der auf Streit aus war.

»Was wissen denn Sie?«, seufzte Barnam. Sein Tränenstrom versiegte, aber er hinterließ feuchte Spuren in seinem dunklen Gesicht.

»Vielleicht sollten wir uns darüber unterhalten?«, schlug Nick vor und deutete auf die Bar, an der die Hocker von Gorros und Inco noch immer frei waren.

Der Schwarze winkte müde ab. »Wozu? Mir kann doch keiner helfen. Das muss ich allein erledigen.«

»Das ist das Wort eines echten Mannes«, lobte Nick, »nur leider scheint sich in Ihre Methode ein Fehler eingeschlichen zu haben. Kommen Sie! Ich lade Sie zu einem Drink ein.« Wassi Barnam wollte schon zustimmen, doch dann blitzten seine dunklen Augen auf. »Dafür habe ich keine Zeit«, stieß er hervor. »Ich muss hinter den Schuften her. Ich muss wissen, wo sie hingehen.«

Nick Wilson lächelte. »Dazu ist es längst zu spät. Die haben sich verdrückt, und wenn sie wirklich etwas zu verbergen haben, werden sie nicht ausgerechnet auf Sie warten. Und wenn, dann nur, um Sie endgültig zusammenzuschlagen. Einen sehr fröhlichen Eindruck machten sie zum Schluss auf mich nämlich nicht.« Der Schwarze ließ sich zu einem der beiden Hocker dirigieren, und Nick bestellte zwei Bourbon mit Eis. Das war genau das Richtige, um einen Hitzkopf ein wenig abzukühlen.

Wassi Barnam trank den Whisky nicht. Er umfing das Glas mit beiden Händen. Er presste es so stark, dass es mit einem hässlichen Laut zersplitterte.

Die mollige Blacky huschte wie eine Furie heran. »Jetzt ist aber Feierabend«, fauchte sie. »Erst vergrault er meine Gäste, und dann demoliert er auch noch meine Einrichtung.«

»Reg dich ab, Blacky«, empfahl Nick Wilson lächelnd. »Wichtige Stellen bei dir hat er ja nicht demoliert. Das Glas geht auf meine Rechnung, und einen Lappen zum Aufputzen wirst du ja wohl irgendwo auftreiben.«

Sie wollte aufbegehren, aber Nicks Blick ließ sie verstummen. Sie biss sich auf die viel zu rot geschminkten Lippen und schenkte ihm einen Augenaufschlag, der anfälligere Typen glatt aus der Hose geholt hätte.

»Wenn ich nur nicht so weichherzig wäre«, seufzte sie. »Männer wie du sind noch mal mein Ruin.«

Sie räumte die Glasscherben weg und entfernte die beiden Eiswürfel, die in der bernsteinfarbenen Pfütze schwammen. Zum Schluss wischte sie den Rest auf.

»Was haben Sie auf dem Herzen?«, bohrte Nick und sah den Schwarzen aufmunternd an, der grimmig an Blackys unübersehbaren Kurven vorbeistarrte. »Schulden die beiden Männer Ihnen Geld, oder warum sind Sie so sauer auf sie?«

Wassi Barnam wischte sich über die Augen. »Sie haben Kerry«, flüsterte er.

»Und wer ist Kerry?«

»Mein Sohn.«

Nick ließ die beiden Worte nachklingen. Er sah den Farbigen von der Seite an. Er war bestimmt noch nicht dreißig. Sehr alt konnte dieser Kerry demzufolge nicht sein.

Barnam räumte alle Zweifel beiseite. »Sie haben ihn entführt«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin ganz sicher.«

Nick Wilson war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Schon häufig waren Menschen zu ihm gekommen und hatten ihm von Entführungen berichtet. Doch das war stets in seinem Büro geschehen. Selbst er erfuhr nicht alle Tage von einem Kidnapping so ganz nebenbei in einer zweitklassigen Bar bei einem Whisky.

»Entführt?«, vergewisserte er sich. »Und die Polizei? Was sagt sie, wenn Sie auf eigene Faust …«

Wassi Barnam lachte bitter. »Die Polizei? Welche Polizei meinen Sie, Mister? Die Polizei, die die guten Amerikaner schützt? Oder die, die für die guten Italiener zuständig ist? Oder für die guten Holländer? Gibt es auch eine Polizei für Leute wie mich?«

Nick verstand, was er sagen wollte. Ärger stieg in ihm auf. Er wusste, dass in diesem Land längst nicht alles so war, wie es hätte sein sollen. Die Gleichberechtigung der Rassen war ein hübsches Wort, das aber nicht glaubwürdiger wurde, je öfter man es in den Mund nahm. Trotzdem hatte er die Erfahrung gemacht, dass sich zumindest die Polizei von New York City bemühte, keine Farbunterschiede bei der Verbrechensbekämpfung zu kennen. Dass sie vergleichsweise viele Farbige verhaftete, lag nicht an ihrem Vorurteil, sondern eher daran, dass die Schwarzen in ihrem zum Teil menschenunwürdigen Milieu anfälliger für Verbrechen waren. Vielleicht waren sie auch naiver und nicht so geschickt beim Verschleiern ihrer Untaten.

»Sie haben es also erst gar nicht versucht«, stellte er fest. »Sie gehen lieber her und pöbeln Leute in Bars an und bilden sich ein, auf diese Weise für Ihr Problem mehr Verständnis zu finden.«

»Ich will kein Verständnis, ich will mein Kind zurück.« Wassi Barnam knallte die Faust auf den Tresen und erntete dafür von Blacky wieder einen missbilligenden Blick. »Sie haben ihn mir geraubt, diese Schweine. Vielleicht bringen sie ihn sogar um.«

Wieder brach er in Tränen aus und war nicht mit ein paar Worten zu beruhigen.

Nick Wilson erkannte, dass es hier nicht um das Problem von Schwarz oder Weiß ging. Wenn dieser Mann die Wahrheit sagte, dann handelte es sich um eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechen, das sich ein Menschengehirn ersonnen hatte: Kindesentführung.

»Erzählen Sie!«, forderte er den Schwarzen auf. »Mein Name ist übrigens Wilson. Nick Wilson. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«

»Sie? Hätten Sie die Kerle festgehalten, statt sie davonzujagen, wüsste ich jetzt wahrscheinlich schon, wo ich Kerry finden kann.«

»Vielleicht haben Sie sogar recht, aber dazu hätten Sie mehr mit dem Mund als mit den Fäusten reden müssen. Die Fähigkeit des Zweiten Gesichts wurde mir leider nicht in die Wiege gelegt. Ich hatte übrigens nicht den Eindruck, als würden die beiden Männer Sie kennen.«

»Nicht? Und warum sind sie dann seit Tagen um mein Haus herumgestrolcht? Warum haben sie sich in den benachbarten Geschäften nach mir und meiner Familie erkundigt, und warum lassen sie sich seit Kerrys Verschwinden vor sechs Tagen nicht mehr in dieser Gegend blicken?«

»Vor sechs Tagen ist es schon geschehen?«

»Ja, Mister Wilson.«

»Wie darf ich Sie anreden?«

»Barnam. Wassi Barnam.«

»Also gut, Mister Barnam. Kerry wurde also vor sechs Tagen entführt, und Sie haben die Polizei nicht eingeschaltet. Wie alt ist Ihr Sohn? Könnte er nicht fortgelaufen sein, vielleicht aus Angst vor Strafe?«

»Ich habe Kerry nie gestraft. Er ist auch noch so klein.« Er griff in seine Brusttasche und holte ein abgegriffenes Foto hervor. Es zeigte einen höchstens fünfjährigen Jungen mit krausen Haaren und lustigen Augen.

»Kerry hat so gern gelacht«, flüsterte er.

»Wurde der Junge aus Ihrem Haus geraubt?«, wollte der Privatdetektiv wissen.

»Vom Spielplatz. Es waren zwei Männer, und ihre Beschreibung passt haargenau auf diese beiden Schufte.«

Jetzt ärgerte sich Nick natürlich, dass er die beiden förmlich davongejagt hatte, statt sie festzuhalten. Aber wie hätte er die Zusammenhänge ahnen sollen, zumal der Schwarze sich auch ihm gegenüber wie wild gebärdet hatte?

Er versuchte, den Fall möglichst nüchtern zu analysieren. Kein Verbrechen geschah ohne Motiv. Bei einer Entführung wurde in aller Regel ein Lösegeld oder etwas anderes von Wert erpresst.

»Wieviel fordern die Kidnapper?«, erkundigte er sich.

»Nichts«, war die knappe Antwort.

»Nichts? Wollen Sie damit sagen, dass sich die Gangster nach sechs Tagen noch nicht gemeldet haben und mit ihren Bedingungen an Sie herangetreten sind?«

»O doch, sie haben sich gemeldet. Sie haben angerufen. Ein paarmal. Meistens war meine Frau am Apparat. Sie haben sie beschimpft und ebenfalls bedroht. Sie haben gefordert, dass wir das Maul halten sollen. Unseren Jungen würden wir nie wiedersehen.«

»Und sie verlangten kein Geld?«

»Keinen Cent.«

Nick betrachtete angelegentlich die vielen unterschiedlich geformten Flaschen in dem Regal jenseits des Tresens. Sie nahmen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Doch das schien nur so. In Wirklichkeit grübelte er über die möglichen Hintergründe dieses Verbrechens.

Schließlich kam er zu einem Schluss.

»Sie verschweigen mir etwas, Mister Barnam«, stellte er fest. »Es muss etwas geben, weswegen sich jemand an Ihnen rächen will. Man entführt kein Kind ohne Grund.«

Wassi Barnam nickte. »Da haben Sie recht. Es gibt auch einen Grund, obwohl ich keinem Menschen etwas getan habe. Ich bin auch kein Schläger, wie Sie vielleicht glauben. Wenn ich das wäre, würden die Strolche jetzt mit gebrochenen Knochen hier liegen.«

»Okay! Ich fange an, Ihnen zu glauben. Nennen Sie mir trotzdem den Grund.«

Der Schwarze zog ein zweites Foto aus seiner Tasche. Diesmal zeigte es eine Frau. Sie war sehr jung, ausgesprochen hübsch und sehr blond.

»Sie heißt Ellen«, verriet Wassi Barnam. »Vor fünf Jahren haben wir geheiratet.«

 

 

 

4. Kapitel

 

 

Nick Wilson war nicht der Mann, der ob dieser Eröffnung in bagatellisierende Beteuerungen ausgebrochen wäre. Wenn eine Mischehe auch längst keine Sensation mehr war, so waren die daraus resultierenden Probleme im Laufe der Jahrzehnte kaum geringer geworden. Die meisten Verbindungen zerbrachen früher oder später daran.

Er ließ seinen Blick zwischen beiden Fotografien hin und herwandern und stellte kaum Ähnlichkeiten fest.

»Äußerlich gleicht Kerry leider mir«, erklärte der Schwarze, »aber innerlich hat er viel von Ellen. Er ist genauso sanft und liebebedürftig, und diese Lumpen haben ihn uns weggenommen, nur, weil ich kein Recht habe, den Sohn einer Weißen auch meinen Sohn zu nennen.« Er ballte die Hände in ohnmächtigem Zorn.

»Haben Sie einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte? Ich meine, zwei Gangster, die Sie im Übrigen gar nicht kennen, haben doch kaum ein Interesse daran, Ihre privaten Entscheidungen zu missbilligen. Es könnte eine jener fanatischen Organisationen dafür verantwortlich zeichnen.«

Wassi Barnam schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß es nicht«, beteuerte er. »Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich keinem Menschen etwas Böses angetan habe, aber wenn ich diese Banditen erwische, bringe ich sie um. Das schwöre ich.« Nick rang sich zu einer kritischen Frage durch. Sie musste sein, wollte er sich ein klareres Bild von den Möglichkeiten eines guten Ausgangs dieses Dramas machen. »Wann haben Sie das letzte Lebenszeichen von Kerry erhalten?«

Der andere würgte an einer Antwort. Seine Erregung wurde immer größer. »Sie haben uns keins gegeben«, flüsterte er. »Aber ich weiß, was mit Kerry geschieht, wenn ich ihn nicht finde. Ein kräftiger Junge wie er bringt ein hübsches Stück Geld. Es ist nicht schwer, ein Kind mit einem Schiff außer Landes zu schmuggeln.«

Nick überlegte. Ganz abwegig war diese Theorie sicher nicht. Der kleine Kerry wäre nicht das erste Kind, das verschleppt und verkauft worden wäre. Der erzielbare Gewinn war dabei zwar geringer, als wenn man von den Eltern eine Riesensumme erpresste, aber die Gefahr, bei der Lösegeldübergabe von der Polizei erwischt zu werden, bestand dafür nicht. Das Risiko der Gangster war also minimal.

Jedenfalls waren es mit Sicherheit Berufsverbrecher, die sich mit solch schmutzigem Geschäft befassten. Er kannte zwei Namen und konnte Gorros und Inco beschreiben. Und wenn er die ganze Nacht beim Erkennungsdienst zubrachte, er war entschlossen, die beiden Verdächtigen, die durch seine Unkenntnis entwischen konnten, wieder aufzuspüren.

Das sagte er dem verzweifelten Vater.

Der sah ihn fassungslos an. »Soll das heißen, dass Sie uns wirklich helfen wollen, Mister Wilson?«

»Das bin ich Ihnen jetzt wohl schuldig. Außerdem ist es mein Beruf.« Er gab ihm eine seiner Karten. »Da steht meine Telefonnummer drauf«, sagte er. »Falls sich etwas Neues ergibt oder Ihnen noch irgendetwas einfällt, müssen Sie mich sofort anrufen. Auch nachts.«

Wassi Barnam las die wenigen Zeilen. »Privatdetektiv?«, fragte er erschrocken. »Wieviel verlangen Sie?«

»Ich erwarte nur, dass Sie mit mir zusammenarbeiten und nichts mehr auf eigene Faust unternehmen.«

»Ich meine Ihr Honorar.«

»Ich weiß, was Sie meinen, Mister Barnam, und ich versichere Ihnen, dass wir uns einigen werden. Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir Ihren Sohn finden und zurückholen.«

»Sie werden Geld bekommen, Mister Wilson. Das verspreche ich Ihnen. Ich selbst besitze zwar nicht viel. Ich arbeite in einer Autoreparaturwerkstatt. Sie können sich sicher denken, was von meinem Verdienst übrigbleibt. Aber ich werde meiner Frau schreiben. Sie wird dafür sorgen, dass Ihre Forderungen erfüllt werden können.«

»Sie werden ihr schreiben? Haben Sie sich denn getrennt?«

»Ich habe sie zu ihren Eltern geschickt. Ich sagte Ihnen ja bereits, dass man auch ihr drohte. Da hielt ich es für sicherer, sie aus New York herauszubringen. Sie hält sich momentan in Georgia auf. Dort wird ihr hoffentlich nichts geschehen. Ellens Eltern besitzen einigen Einfluss.«

»Sie müssen mir ihre Adresse geben. Wahrscheinlich muss ich mich auch mit ihr unterhalten. Außerdem muss ich wissen, wo ich Sie erreichen kann. Ich meine Wohnung und Arbeitsstelle. Wir müssen jederzeit miteinander Kontakt aufnehmen können.«

Wassi Barnam schrieb drei Anschriften auf einen Zettel. Seine Hand zitterte dabei.

Nick las die Adressen und steckte sie zu sich. Dann glitt er von seinem Hocker.

»Was haben Sie jetzt vor?«, wollte Wassi Barnam wissen.

»Ich versuche, unsere beiden Fausthelden wiederzufinden. Wenn wir die haben, werden wir erfahren, ob Sie sich geirrt haben oder nicht.«

»Sie werden Ihnen bestimmt nicht die Wahrheit sagen, Mister Wilson.« Nick grinste. »Sie werden, Mister Barnam, sie werden.«

Er zahlte und vergaß dabei auch nicht das zerbrochene Glas. Dann durchquerte er die Bar und trat auf die Straße. In seinem Kopf bewegten sich viele Gedanken, die erst noch sortiert werden mussten. Zu plötzlich war er mit diesem Verbrechen konfrontiert worden.

Seinen Mercedes 450 SL hatte er zwei Straßen entfernt geparkt, weil er in der Nähe keinen freien Platz gefunden hatte. Der kurze Spaziergang in der frischen Luft tat ihm jedoch gut. Am liebsten wäre er das ganze Stück bis zu seinem Apartment zu Fuß gegangen, aber morgen früh würde er den Wagen wieder brauchen.

Er überquerte die Straße und überlegte, ob Wassi Barnam sich an seine Anweisungen halten würde. Er versuchte, sich in dessen Situation zu versetzen, und kam zu dem Schluss, dass er selbst wahrscheinlich auch alles unternehmen würde, um sein Kind aus den Klauen von Gangstern zu befreien.

Er war wütend, dass er die beiden Verdächtigen hatte entwischen lassen. Er hätte sich eine Menge Arbeit und vor allem viel wertvolle Zeit sparen können. Doch das war nun nicht mehr zu ändern. Er konnte nur hoffen, dass es ihm gelang, die Spur möglichst schnell wieder aufzunehmen.

Er passierte noch einige Bars. Überall drang Lärm durch die Türen. Gelächter war zu hören und viel zu laute Musik. Irgendwo stolperte ein Betrunkener auf die Straße. Er drehte sich um und hob die Faust einem unsichtbaren Widersacher entgegen. Dann torkelte er vor Nick Wilson her, ließ sich aber Zeit und schien direkt auf ihn zu warten.

Nick hatte an einem nächtlichen Disput mit einem Alkoholisierten nicht das geringste Interesse. Diese lästigen Burschen mit ihren menschenverbessernden Weltanschauungen wurde man nicht wieder los.

Deshalb zog er es vor, wieder auf die andere Straßenseite zu wechseln, um dem Mann auszuweichen und ihn in gebührender Entfernung zu überholen.

Er bog in eine Seitenstraße ein, ging bis zur nächsten Kreuzung und sah dann seinen Wagen von Weitem stehen. Er stand innerhalb des Lichtkegels einer Laterne. In unmittelbarer Nähe befand sich eine überquellende Mülltonne, die jemand für den kommenden Morgen an den Straßenrand geschoben hatte.

Nick kniff die Augen zusammen, als er das Blechmonstrum sah. Er würde sich nicht wundern, wenn er auf der Beifahrerseite in dem silbergrauen Lack ein paar mächtige Kratzspuren entdeckte.

Als er den Wagen erreichte, umrundete er ihn misstrauisch, konnte aber auf den ersten Blick nichts feststellen. Schon wollte er beruhigt die Tür öffnen, um die Heimfahrt anzutreten, als er knapp über dem Chassis am linken vorderen Kotflügel eine beachtliche Beule entdeckte.

Also doch! Dass diese Halunken nie aufpassen konnten. Als ob sie es mit Absicht taten, wenn sie einen Wagen sahen, der ihren Neid weckte.

Ärgerlich bückte er sich, um sich das Malheur näher zu betrachten. Das rettete ihm das Leben.

Eine Kugel schlug knapp über seinem Kopf in das Blech der Mülltonne und blieb dort stecken. Eine zweite raste ebenso dicht an ihm vorbei. Erst Sekundenbruchteile später hörte er die Detonationen.

Nick warf sich flach auf den Boden. Seine Hand fuhr in die Jacke und förderte die Automatic zutage. Ein kühner Satz brachte ihn hinter die Tonne, die er jetzt mit völlig anderen Augen ansah. Auch die Beule im Kotflügel erschien ihm nun wie ein Geschenk des Himmels.

Ungefähr vermochte er die Richtung abzuschätzen, aus der die Schüsse auf ihn abgefeuert worden waren. Die Halunken mussten schräg gegenüber in dem Haus mit der abblätternden gelblichgrauen Fassade hocken. Eine bessere Deckung konnten sie sich gar nicht wünschen.

Nick feuerte noch nicht zurück. Das wäre aussichtslos gewesen, denn er konnte seine Gegner nicht sehen. Außerdem war.es nicht nötig, dass sie jetzt schon erfuhren, dass er ebenfalls eine Waffe bei sich trug.

Nick Wilson kannte genügend Leute, die ihm zwar einen Platz im Himmel wünschten, aber vor allem bereit waren, ihn eigenhändig dorthin zu befördern. Dass ihn hier auf nächtlicher Straße einer seiner alten Widersacher zufällig aufgespürt hatte, glaubte er aber nicht. Er wusste genau, mit wem er es zu tun hatte. Die beiden Schläger aus der Frogg Bar, hatten ihm ihre Niederlage nicht verziehen und fuhren nun ein Geschütz auf, dass in keinem Verhältnis zu den vergangenen Ereignissen stand.

Nick Wilson spähte zur anderen Straßenseite hinüber, aber dort rührte sich nichts. Er sah seine Chance, die verlorene Spur wieder aufzunehmen, und fürchtete, dass die Heckenschützen das Haus durch einen Hinterausgang verlassen würden.

Leider bog jetzt der Betrunkene um die Ecke. Er hatte lange für die kurze Strecke gebraucht, aber jetzt war er da, und das zu einem alles andere als günstigen Zeitpunkt.

Er sah Nick hinter der Mülltonne liegen und begann zu grölen: »He, alter Saufkumpel! Hat es dich auch umgehauen? Das Zeug, das die uns einschenken, ist das reinste Gift, glaub’ mir.«

Nick Wilson erkannte augenblicklich die Gefahr. Die Gangster würden sich nicht scheuen, den Mann als Kugelfang zu benutzen, wenn sie dadurch in eine günstigere Schussposition kamen. Er musste dafür sorgen, dass er einen anderen Weg benutzte.

»Hauen Sie ab!«, schrie er. »Hier wird scharf geschossen.«

Der Säufer stutzte. Dann grinste er über das ganze schmierige Gesicht.

»Prima Witz«, lallte er. »Geschossen? Hocken vielleicht die Bullen in der Müllbombe?« Er lachte wiehernd und torkelte weiter.

Er befand sich höchstens noch zehn Schritte von dem fraglichen Hauseingang entfernt. Nick Wilson musste schnell handeln.

Er gab einen Schuss ab, der den Burschen zurücktreiben sollte. Die Kugel schlug ungefähr drei Yard neben dem Mann in das Mauerwerk. Eine Partie des Putzes setzte sich in Bewegung und rauschte nach unten.

»Hast du das gehört, Kumpel?«, schrie der Betrunkene. »Ein Feuerwerk. Ich liebe Feuerwerk. Komm, das sehen wir uns an.«

»Verdammt!«, schrie Nick Wilson. »Machen Sie, dass Sie wegkommen, sonst reißt Ihnen das Feuerwerk ein Loch in die Figur.«

Er durfte nicht noch eine Kugel verschwenden. Erstens verfehlte sie offensichtlich ihre Wirkung, und zweitens war es gefährlich, Munition sinnlos zu vergeuden, die er vielleicht noch notwendig brauchte.

Dem anderen erschien alles wie ein riesiger, unverhoffter Spaß. Er lachte scheppernd und begann auch noch zu singen. Er veranstaltete einen Heidenlärm, bei dem ein Geräusch, das die Gangster eventuell verursachten, zwangsläufig untergehen musste.

Nur noch drei Schritte bis zum Hauseingang.

Nick Wilson glaubte in dem tiefen Schatten eine Bewegung wahrzunehmen. Er durfte nicht riskieren zu schießen, denn es konnte sich genauso gut um einen völlig harmlosen Bewohner handeln. Erst wenn er seine Gegner sah, würde er das Feuer eröffnen, und auch dann nicht, um zu töten, sondern um sie zu stellen und die Wahrheit aus ihnen herauszuholen.

Der Betrunkene taumelte vorwärts. Er hielt sich mit der Linken an der lädierten Mauer fest und kicherte vor sich hin: »Ein hübsches Feuerwerk. Das wird heute noch lustig.«

Dicht neben dem Mann blitzte es auf.

Nick Wilson sprang auf und sprintete los. Der Kerl war viel zu benebelt, um die tödliche Gefahr zu erkennen, in die er sich begab. Der stolperte genau in eine Kugel hinein, ohne es zu merken.

»Da bist du ja«, strahlte er. Er änderte seine Richtung und hielt nun auf den Detektiv zu. Dazu musste er die Hauswand loslassen, was ihn in Gleichgewichtsschwierigkeiten brachte.

Neben Nick Wilson schlugen die Kugeln ein. Die Gangster belegten ihn mit Dauerbeschuss, wobei sie sich aber ziemlich aus dem Hauseingang herauswagen mussten.

Nick wartete auf das nächste Mündungsfeuer und schoss zurück.

Mehr als ein unterdrückter Fluch sprang nicht dabei heraus. Etwas Putz rieselte. Die Banditen zogen sich vermutlich ein wenig zurück.

Diese Sekunden nutzte Nick Wilson. Er langte bei dem Betrunkenen an, der begeistert lallte: »Prima, Kumpel! Wie beim Film. Deine Freunde können mitkommen. Ich lade euch alle ein. Und hinterher sehen wir uns das Feuerwerk an, jawohl.«

Er besaß ellenlange Arme, und mit denen umschlang er Nick Wilson und beteuerte immer wieder, wie sehr er sich freue, endlich John Wayne persönlich kennenzulernen.

Nick richtete sein Hauptaugenmerk auf das Haus mit seinem drohenden Eingang. Ein Schatten bewegte sich dort. Im nächsten Augenblick musste der Schuss aufblitzen, und dieser Trottel hing wie eine Klette an ihm und ließ sich nicht abschütteln.

Nick Wilson zögerte nicht länger. Er grinste den Anhänglichen an und verpasste ihm im nächsten Moment einen gezielten Haken, der ihn drei Yard aus der Gefahrenzone beförderte.

Er hörte noch das empörte Grunzen, nahm sich aber nicht die Zeit, sich weiter um den Burschen zu kümmern, denn im gleichen Augenblick schrammte eine Kugel direkt zwischen seinen Füßen über den Straßenbelag. Er musste sich mit einem gewagten Hechtsprung vorläufig in Sicherheit bringen.

Nick Wilson feuerte nun ohne Hemmungen zurück. Es war jetzt klar, dass die Männer im Dunkeln ihm nicht lediglich einen Denkzettel verpassen wollten. Sie hatten die Absicht, ihn zu töten.

Ihm wurde blitzschnell bewusst, dass dieses Vorhaben mit Wassi Barnam und dessen gekidnapptem Sohn zusammenhing. Anders war diese brutale Entschlossenheit nicht zu erklären. Niemand legte einen Gegner um, nur weil er eins auf die Nase gekriegt hatte, noch dazu, wenn er reichlich Gelegenheit gehabt hatte, sich die Sache gründlich zu überlegen. Da steckte mehr dahinter.

Nick Wilson hörte keinen Schrei, also hatte auch er nicht getroffen.

Offenbar wechselten sie sich ab, während der eine sein Magazin oder seine Trommel leer Schoß, lud der andere seine Waffe nach. Sie waren im Vorteil, das war ganz klar.

Gewohnheitsgemäß zählte Nick Wilson seine Schüsse. Er wusste, dass jetzt nur noch zwei Patronen im Magazin steckten. Er musste es schleunigst wechseln, wollte er nicht plötzlich wehrlos dastehen.

Er wich durch eine blitzschnelle Drehung auf dem Pflaster dem nächsten Geschoss aus und gab im Liegen seine Antwort. Zweimal hintereinander. Damit trieb er die Halunken für Sekunden in ihre Deckung zurück und bekam eine wenig Luft.

Die benutzte er, um mit ein paar gewaltigen Sätzen das Haus zu erreichen, indem sie sich verborgen hielten. Er presste sich eng gegen die Mauer und tauschte mit geübten Bewegungen die Magazine aus. Es war eine Angelegenheit von Sekunden.

Jetzt fühlte er sich wieder beträchtlich wohler. Er pirschte sich behutsam an den Eingang heran und ließ die gähnende Öffnung keinen Moment aus den Augen. Bei der geringsten verdächtigen Bewegung würde er explodieren.

Aber es geschah nichts. Kein einziger Schuss folgte. Keine Hand, die eine Waffe hielt, ließ sich blicken.

Nick Wilson blieb misstrauisch. Er glaubte nicht, dass sie aufgaben. Sie waren zu zweit und befanden sich in ausgezeichneter Deckung. Es bestand überhaupt kein Anlass, diese Vorteile nicht rücksichtslos auszuspielen, nachdem sie sich schon so weit vorgewagt hatten.

Also konnte es sich nur um eine Falle handeln. Sie wollten ihn ins Haus locken, wo sie dann über ihn herfallen würden.

Während er das alles überlegte, vernahm er leise Schritte, die sich eindeutig entfernten. Sie kamen aus dem Hauseingang. Auch unterdrückte Stimmen waren zu hören.

Dann sirrten zwei Kugeln auf die Straße, allerdings so, dass sie ihn beim besten Willen nicht gefährden konnten. Sie flogen quer über die ganze Straße und schlugen in ein gegenüberliegendes Schaufenster. Es gab einen hässlichen Laut. Nick Wilson sah die Einschläge.

---ENDE DER LESEPROBE---