Nachts enthauptet - Wolf G. Rahn - E-Book

Nachts enthauptet E-Book

Wolf G. Rahn

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Beschreibung

Kopflos seinen Kopf durchsetzen kann nicht jeder.
Auf Haus Sandhurst spukt es seit Jahren immer wieder. Der Ahnenherr Joshua Sandhurst ist hier tonangebend, auch wenn er bereits vor Jahrhunderten von Familienmitgliedern umgebracht, um nicht zu sagen enthauptet wurde. Wer ihm nicht passt, teilt kurze Zeit später sein Schicksal. Sieben Mal hat er schon zugeschlagen und immer fehlt der Leiche der Kopf, der auch nach intensiver Suche nicht gefunden wird.
Eines Nachts wird der derzeitige Hausherr der Sandhursts enthauptet und auch sein Kopf ist nicht auffindbar. Nur mit dem Unterschied, dass auch dessen Körper am Morgen danach spurlos verschwunden ist. Als der Bruder des Toten gegen Mittag nach der Mordnacht zusammen mit seiner Frau aus der Stadt zurückkehrt, werden sie von Mathew Barrels und dessen Schwester Vivian begleitet. Beide wollen der unheimlichen Familiengeistergeschichte der Sandhursts auf den Grund gehen. Zur Begrüßung der Gäste gibt es ein Festschmaus – gefüllten Truthahn. Nur dass sich unter der Servierglocke nicht der Truthahn, sondern der abgetrennte Kopf von Daniel Sandhurst, dem Hausherren, befindet …
Hat hier der Ahnenherr Joshua erneut zugeschlagen? Vieles deutet darauf hin, auch wenn die Fakten diesmal vom üblichen Bild abweichen – bis weitere Morde geschehen … Wer wird das nächste Opfer sein? Finden Mathew und Vivien einen Weg diesem Spuk ein endgültiges Ende zu setzen bevor auch sie ihren Kopf verlieren?

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Wolf G. Rahn

 

 

Nachts enthauptet

 

 

 

Unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by 123rf mit Steve Mayer, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Nachts enthauptet 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

Eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn veröffentlichten unheimlichen Romane und Grusel-Krimis 

 

Das Buch

 

 

 

 

Kopflos seinen Kopf durchsetzen kann nicht jeder.

Auf Haus Sandhurst spukt es seit Jahren immer wieder. Der Ahnenherr Joshua Sandhurst ist hier tonangebend, auch wenn er bereits vor Jahrhunderten von Familienmitgliedern umgebracht, um nicht zu sagen enthauptet wurde. Wer ihm nicht passt, teilt kurze Zeit später sein Schicksal. Sieben Mal hat er schon zugeschlagen und immer fehlt der Leiche der Kopf, der auch nach intensiver Suche nicht gefunden wird.

Eines Nachts wird der derzeitige Hausherr der Sandhursts enthauptet und auch sein Kopf ist nicht auffindbar. Nur mit dem Unterschied, dass auch dessen Körper am Morgen danach spurlos verschwunden ist. Als der Bruder des Toten gegen Mittag nach der Mordnacht zusammen mit seiner Frau aus der Stadt zurückkehrt, werden sie von Mathew Barrels und dessen Schwester Vivian begleitet. Beide wollen der unheimlichen Familiengeistergeschichte der Sandhursts auf den Grund gehen. Zur Begrüßung der Gäste gibt es ein Festschmaus – gefüllten Truthahn. Nur dass sich unter der Servierglocke nicht der Truthahn, sondern der abgetrennte Kopf von Daniel Sandhurst, dem Hausherren, befindet …

Hat hier der Ahnenherr Joshua erneut zugeschlagen? Vieles deutet darauf hin, auch wenn die Fakten diesmal vom üblichen Bild abweichen – bis weitere Morde geschehen … Wer wird das nächste Opfer sein? Finden Mathew und Vivien einen Weg diesem Spuk ein endgültiges Ende zu setzen bevor auch sie ihren Kopf verlieren? 

 

 

***

Nachts enthauptet

Unheimlicher Roman von Wolf G. Rahn

 

 

1. Kapitel

 

Der scharfe Stahl zerschnitt pfeifend die Luft. Zwei Augen traten aus den Höhlen. Der Schädel kippte zur Seite und fiel.

Zwei Männer sprangen herbei und wollten den stürzenden Leichnam auffangen, damit er nicht die Treppe hinunterpolterte und womöglich die Schlafenden weckte. Dabei kamen sie sich gegenseitig ins Gehege und prallten mit ihren Köpfen zusammen. »Verdammter Narr!«, zischte der eine. »Kannst du nicht aufpassen?«

»Selber ein Narr«, verteidigte sich der Gescholtene und rieb sich die Stirn, an der eine stattliche Beule zu wachsen begann. »Warum stehst du mir auch im Weg?«

»Haltet endlich eure Klappen!«, fauchte der dritte Mann, der das mächtige Schwert an seinen ursprünglichen Platz neben der alten Rüstung zurückstellte. Es war voll Blut, und auch dort, wo er die Schandtat verübt hatte, bildete sich eine dunkle Lache. »Streiten könnt ihr später. Lasst den Körper liegen! Das entspricht der Überlieferung. Wichtig ist nur, dass der Schädel verschwindet. Wo ist der Sack?«

»Banks hat ihn«, sagte der Bursche mit der Beule. Wie die anderen war auch er vermummt. Man konnte lediglich abschätzen, dass er nicht allzu groß war.

Der Angesprochene brachte unter seinem Umhang einen Sack zum Vorschein, bückte sich und packte den Kopf des Erschlagenen bei den Haaren.

»Angenehme Ruhe!«, wünschte er gehässig und ließ den Schädel in den Sack plumpsen. »Deine Sorgen bist du los.«

»Und wir die unseren«, ergänzte der Mörder dumpf. »Kommt jetzt! Ich habe etwas gehört …«

Tatsächlich wurden Stimmen laut. Sie klangen aufgeregt und kamen näher.

Die drei Verbrecher eilten die Treppe hinunter und kümmerten sich nicht um den Lärm, den sie dabei verursachten. Den Schlüssel zur großen Eingangstür hatten sie sich rechtzeitig beschafft. Deshalb war ihre Flucht kein Problem. Sie versäumten auch nicht, hinter sich sorgfältig wieder abzuschließen. Kein Mensch würde an einen normalen Mord glauben. Es lag auf der Hand, dass der unselige Joshua wieder ein Opfer geholt hatte. Die Leute waren ja für solchen Unfug empfänglich.

Die Mörder tauchten in der Dunkelheit des Parks unter.

Einen Umstand hatten sie allerdings nicht in ihre Rechnung einbezogen. Er bestand darin, dass die enthauptete Leiche, kaum dass sie die Tür hinter sich verschlossen hatten, zu neuem, gespenstischem Leben erwachte!

Der Tote richtete sich langsam auf, wobei seine Hände sich spreizten, als wollten sie einen Zusammenstoß vermeiden. Er stand aufrecht am oberen Ende der Treppe und setzte sich ruckartig in Bewegung.

Inzwischen näherten sich die Schritte der Bewohner.

Eine Stimme rief besorgt: »Ist alles in Ordnung, Onkel Dan?«

Der Tote antwortete nicht. Unbeirrt setzte er seinen Weg fort und schritt die Stufen hinunter, die unter seinem Gewicht gequälte Laute von sich gaben.

Das Licht des pompösen Kronleuchters in der Halle flackerte, als er unter ihm hindurchging. Schließlich erlosch es, was ein entsetztes Kreischen im oberen Stockwerk verursachte.

Als Sekunden später die Halle wieder in der gewohnten Helligkeit erstrahlte, war der Tote verschwunden. Nur ein eigentümlicher Geruch lag noch in der Luft. Ein Geruch nach Moder und Blut …

 

 

2. Kapitel

 

Pamela Sandhurst erreichte als erste die Galerie, von der die breite Treppe zur Halle hinunterführte. Verwirrt blieb sie stehen. »Onkel Dan?«, fragte sie vorsichtig.

Niemand antwortete ihr. Lediglich ein mühsames Schnaufen hinter ihrem Rücken zeigte an, dass inzwischen auch Vetter Frank die Galerie erreicht hatte.

Pamela wandte sich um. »Er ist gar nicht da«, stellte sie irritiert fest. »Glaubst du, dass es ein Einbrecher war?«

Frank Sandhurst zuckte zusammen. Er wurde eigentümlich grün im Gesicht. Der Gedanke, den Helden spielen zu müssen, behagte ihm ganz und gar nicht.

Als er jedoch das etwas spöttische Gesicht seiner hübschen Cousine sah, blähte er sich zu erstaunlicher Größe auf und warf sich in die Brust.

»Das werden wir gleich feststellen«, versicherte er. Er blickte sich suchend nach einer brauchbaren Waffe um und erfasste das Schwert, das an der furchteinflößenden Ritterrüstung lehnte. Entschlossen griff er danach.

»Nicht das Schwert!«, schrie das Mädchen entsetzt. »Es ist … es liegt ein Fluch auf ihm.«

Der junge Mann mit dem feisten Gesicht und den kurzgeschnittenen, blonden Haaren grinste überheblich. »Glaubst du etwa an dieses alte Ammenmärchen? Seit ich im Haus wohne, und das sind immerhin schon achtundzwanzig Jahre, hat dieser verrostete Stahl noch kein einziges Mal gespukt.«

»Aber man sagt …«

»Ich weiß, was erzählt wird, Pamela. Der tote Joshua, den man auch den unseligen nennt, soll angeblich in früheren Zeiten umgegangen sein und mit diesem Schwert fürchterlich gewütet haben. Sieben grausige Verbrechen sagt man ihm nach, aber ein Beweis konnte bis heute nicht erbracht werden. Alles Humbug, sage ich dir. Den Leuten geht es zu gut! Wenn keine Kriege die Welt erschüttern und Naturkatastrophen die Erde nicht heimsuchen, erfinden sie Schauergeschichten, um ihr Bedürfnis nach Gänsehaut zu befriedigen. Ich werde dir zeigen, dass nichts dahintersteckt.«

Entschlossen packte er das Schwert, musste aber beide Hände benutzen, denn es handelte sich um ein gewaltiges Instrument, das zu handhaben, beträchtliche Körperkraft erforderte.

Pamela Sandhurst wich zurück und bekreuzigte sich. Sie bedauerte, dass ihre Eltern noch nicht wieder zu Hause waren. Beide begegneten den alten Überlieferungen mit wesentlich mehr Respekt. Warum sich Onkel Dan nicht blicken ließ? Er musste den Lärm doch ebenfalls gehört haben.

Frank schleppte das Schwert die Treppe hinab. Es erschien fraglich, ob er nötigenfalls imstande war, sich damit zu verteidigen. Seine Arme waren keine Arbeit gewöhnt, wenn man von der anstrengenden Beschäftigung des Geldausgebens absah, und übermäßig sportlich war er auch nicht.

Während der Mann die Halle durchquerte und sein grimmigstes Gesicht zeigte, von dem er hoffte, dass es jeden etwaigen Eindringling in die Flucht schlagen würde, eilte Pamela zum Schlafzimmer ihres Onkels und klopfte leise an die Tür.

»Onkel Dan, bist du wach?«

Da sie keine Antwort erhielt, pochte sie energischer, und der Ton hallte unheilvoll durchs Haus.

Pamela fröstelte. Sie trug nur ein dünnes Nachthemd, über das sie ihren Morgenmantel geworfen hatte. Ihre Füße steckten in Pantoffeln. Das lange, schwarze Haar umfloss ihre Schultern. Die dunklen Augen blickten beunruhigt zu Frank hinüber, der gerade an der Haustür rüttelte und sie verschlossen fand.

Zaghaft drückte sie die Klinke; die gab nach. Natürlich. Warum hätte sich Onkel Dan auch einschließen sollen?

»Hörst du mich?«, flüsterte sie.

»Hörst du mich?«, klang es von den Wänden zurück. »Hörst du mich?«

Das Mädchen schauderte. Noch nie war ihm bewusst geworden, wie unheimlich es in diesem Haus sein konnte, das viel zu groß für sieben Leute war, von denen zwei sich sogar nachts im Nebengebäude aufhielten.

Pamelas Hand suchte den Lichtschalter. Im Zimmer wurde es hell.

Das breite Bett war leer und unberührt. Daniel Sandhurst hatte es noch nicht benutzt.

»Er ist nicht da«, rief Pamela in die Halle hinunter. »Dein Vater ist nicht in seinem Zimmer.«

Frank schaute zu ihr empor. Gerade hatte er die Suche ergebnislos abbrechen wollen. Sie hatten sich wohl getäuscht. Vermutlich war der Lärm außerhalb des Hauses verursacht worden. Das Verschwinden seines Vaters warf allerdings neue Probleme auf. Es war ungewöhnlich, dass er um diese Zeit nicht schlief.

»Er wird in der Küche sein«, vermutete er. »Sicher hat er noch Appetit auf ein Steak bekommen. Ich könnte übrigens auch eins vertragen. Oder auch zwei.« Seine Zunge huschte über die Lippen. Essen gehörte zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, was er auch nicht verleugnen konnte.

»Wie kannst du jetzt an ein Steak denken?«, tadelte das Mädchen. »Stell endlich das grässliche Monstrum zurück, und schau in der Küche nach! Ich bin unruhig … Ich bilde mir ein, dass ich deinen Vater zur Bibliothek habe schleichen sehen.«

Der Mann lachte auf. »Schleichen? Dad schleicht nicht, er schreitet hocherhobenen Hauptes. Du kennst ihn doch. Er verzichtet auf seine imposante Positur nicht mal, wenn er sich allein weiß. Ich habe ihn im Verdacht, dass er das heimlich vor dem Spiegel übt.«

»Mag sein«, gab Pamela ungehalten zurück. Diesmal ging er jedoch tief gebeugt. Sein Kopf war gar nicht mehr zu sehen. Ich habe ihn lediglich an seinem altertümlichen Hausmantel erkannt.«

»Wieso suchst du ihn dann in seinem Zimmer?«

»Weil – weil er so schnell verschwand, und ich glaubte, ich hätte mir das nur eingebildet. Jetzt aber bin ich sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe.«

Frank Sandhurst machte ein Gesicht, in dem geschrieben stand, was er von dieser Behauptung hielt. Mit seiner Cousine ging wieder mal die Phantasie durch. Gramgebeugt konnte er sich seinen Vater beim besten Willen nicht vorstellen. Dad beherrschte alle Menschen hier im Umkreis. Sorgen kannte er nicht, und wenn er etwas haben wollte, bekam er es auch. Er hatte so seine Methoden.

»Ich sehe in der Bibliothek nach«, sagte er seufzend. »Aber danach gehe ich wieder ins Bett. Morgen wird ein anstrengender Tag. Da müssen wir die glückliche Familie mimen. Ich finde den Einfall deiner Eltern, uns diese Fremden ins Haus zu schleppen, einfach idiotisch.«

»Auch Dad ist nicht mit allem einverstanden, was du tust oder, besser gesagt, nicht tust, Frank«, entgegnete Pamela spitz. »Das Haus ist groß genug. Die Barrells werden uns sicher nicht stören.«

Frank Sandhurst verzichtete auf eine Antwort und stieß die Tür zur Bibliothek auf, in der kein Licht brannte. Er schaltete es ein und vergewisserte sich, dass der Raum leer war.

»Na also!«, sagte er. »Hier ist er nicht. Du hast geträumt.«

Pamela schwieg. Wahrscheinlich hatte Frank recht. Sie hatte sich das alles nur eingebildet. Aber den Lärm hatte auch er gehört. Der ließ sich nicht wegdiskutieren. Außerdem war Onkel Dan verschwunden. Vielleicht befand er sich doch in der Küche.

Frank grinste zu ihr hoch. Eigentlich sah sie fabelhaft aus, fand er. Geradezu verlockend. Besonders jetzt, da eine unerklärliche Angst in ihren großen Augen flackerte. Warum war er noch nie auf den Gedanken gekommen, sie zu erobern? Das konnte nicht schwer sein, auch wenn sie ihn nicht sonderlich gut leiden konnte. Er besaß Geld und sie nicht, das allein würde den Ausschlag geben.

Jedenfalls war es bestimmt nicht verkehrt, ein bisschen den unerschrockenen Helden zu spielen. So etwas zog immer. Pamela war für ideelle Werte empfänglich.

Er packte das Schwert fester, obwohl es ihm fast aus den schwitzenden Fäusten rutschte. Der Teufel mochte wissen, wie die Männer früher damit Kämpfe ausgefochten hatten.

Dann schickte er sich an, das Licht in der Bibliothek wieder zu löschen und die Tür hinter sich zu schließen. Da ertönte lautes Gepolter. Vor Schreck ließ er das Schwert fallen und verzog das Gesicht, als es auf seinen Fuß prallte.

Pamela stieß einen spitzen Schrei aus.

»Was war das, Frank?«

Der Mann ärgerte sich über seine Kopflosigkeit und mimte den Gleichgültigen. »Was soll schon gewesen sein? Ich habe das blöde Schwert fallen lassen.«

»Nein«, widersprach das Mädchen, »da war schon vorher etwas. Es hörte sich an, als würde das ganze Haus ein stürzen.«

»Unsinn«, wetterte der Cousin. »Das steht schon über dreihundert Jahre und wird auch sämtliche Neubauten überdauern. Wenn du aus diesen Mauern einen Stein entfernen willst, musst du ihn heraussprengen.«

»Aber ich habe es doch gehört«, beharrte Pamela.

»Ich weiß, du hast ja auch Dad gesehen, wie er gramgebeugt in die Bibliothek ging. Seltsamerweise ist er da nicht. Du kannst dich selbst …«

Er stockte und hielt in der Bewegung inne, mit der er in den Raum gedeutet hatte.

Er räusperte sich, aber es klang eher wie ein Krächzen.

»Was hast du?« Pamela eilte die Stufen hinunter und näherte sich ihrem Vetter.

Dieser starrte betroffen in den Raum und schüttelte den Kopf. »Wie konnte das geschehen?«, murmelte er.

Pamela blickte über seine Schulter. Auch sie erschrak.

In der Bibliothek befand sich vor dem großen Fenster ein riesiger Schreibtisch mit hochlehnigen Ledersesseln. Eine weitere Sitzgruppe stand ungefähr in der Mitte. Von den Bücherregalen abgesehen, war das das einzige Mobiliar.

Die Regale reichten vom Fußboden bis zur in diesem alten Bauwerk noch sehr hohen Decke. Sie umfassten sämtliche Wände und ließen lediglich die Fenster und die Tür frei. Sie waren mit Büchern gefüllt, die zweifellos einen beträchtlichen Wert darstellten. Sie gehörten Daniel Sandhurst, wie fast alles im Haus.

An der Wand neben dem Fenster waren aus mehreren Reihen Bücher gefallen. Sie lagen auf dem dicken Teppich verstreut. Die Ursache des Lärms war damit geklärt.

Pamela war totenbleich. Sie brachte kein Wort heraus.

Frank betrachtete kopfschüttelnd seine Cousine. »Was ist los mit dir?«, erkundigte er sich. »Siehst du schon wieder Gespenster? Ich werde Nancy sagen, dass sie Dads Bücher sorgfältiger aufstellen muss. Dieses Weib wird auch immer fauler.«

Das Mädchen hob zitternd den Arm und deutete auf die Lücken im Regal. »Siehst du das nicht?«, hauchte es. »Es ist, als wäre ein Mensch hindurchgegangen.«

Tatsächlich befand sich in den Lücken, die die herausgefallenen Bücher hinterlassen hatten, ein gewisses System. Nicht nur, dass sie symmetrisch angeordnet waren, sie bildeten auch bei einiger Phantasie die Umrisse eines Menschen.

»Du bist verrückt«, stellte der Mann herablassend fest. »Als nächstes behauptest du womöglich, dass Dad an dieser Stelle durch die Mauer spaziert ist. Er bringt zwar eine Menge fertig, aber dieses Kunststück dürfte sogar ihn vor einige Probleme stellen.«

»Natürlich kann er das nicht«, gab Pamela tonlos zu, »aber kannst du mir endlich erklären, wo er ist und was hier geschehen ist?«

»Wenn er sich nicht in der Küche den Bauch vollschlägt, will ich morgen zur Strafe Abel bei der Arbeit im Garten helfen«, versprach Frank Sandhurst, machte kehrt und durchquerte die Halle. Das Schwert schleppte er dabei mit.

Pamela konnte sich von den Büchern nicht losreißen. Sie dachte an den unseligen Joshua, der früher häufig in diesen Gemäuern gespukt haben sollte. Sie hatte nie begriffen, warum Onkel Dan sich nicht von dessen schauriger Rüstung und dem unheimlichen Schwert trennte. Vielleicht wollte er sie alle damit in den Wahnsinn treiben.

---ENDE DER LESEPROBE---