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Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die meisten Liebesromane mit einem Happy End enden? Bei Francis ist das nicht so sicher. In ihrer Ehe hat sich spätestens seit der Geburt ihrer zwei Kinder der Alltag eingeschlichen - der Mann macht Überstunden, sie fühlt sich vernachlässigt. Sie möchte etwas an ihrem Leben ändern, will wieder berufstätig werden und beschließt, einen Roman zu schreiben. Aber ob das für ein Happy End reicht?
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2016
2016 Susanna Herrmann
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7345-2105-8
e-Book
978-3-7323-7387-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Susanna Herrmann
Aus dem Leben einer Frau
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die meisten Liebesromane mit einem Happy End enden? Am Anfang steht eine Frau, die unglücklich und unzufrieden mit ihrem Dasein ist, dann trifft sie den Mann ihrer Träume, erobert sein Herz und unter ganz romantischen Umständen kommen sie sich näher und werden ein Paar, Ende. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, wie es weitergeht? Was passiert in einer Beziehung zwischen Mann und Frau nach, sagen wir mal, 5 Ehejahren? Ist es überhaupt möglich, ein Leben lang das Prickeln und die Schmetterlinge im Bauch zu erhalten? Nun, ich denke nicht. Oder doch?
Mein Mann und ich trafen uns 1995 in Berlin. Ich arbeitete damals bei einer kleinen Zeitung und schrieb freiberuflich Kolumnen. Mein Hauptaugenmerk richtete ich dabei auf die Obdachlosen und ihr Leben auf der Straße. Der Job machte mir großen Spaß, auch wenn er wenig lukrativ war. Aber die Geschichten, die ich auf der Straße zu hören bekam, die Schicksale und Emotionen, bewegten mich. Als ich dann wieder einmal in die Redaktion kam, wie immer viel zu spät, aber mit einem super Artikel im Gepäck, sah ich Marc zum ersten Mal. Da stand er, am Tresen im Foyer, und lächelte mich an. Er sah gut aus, braun gebrannt, lockige kurze Haare und strahlend blaue Augen. Festen Schrittes kam er auf mich zu, reichte mir die Hand und stellte sich als Marc Jones vor. Er sei der neue Chef aus Florida und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit. Als ich die erste Schrecksekunde überstanden und meine Fassung wiedergewonnen hatte, stellte ich mich ebenfalls kurz vor und folgte ihm in sein Büro.
Ohne einmal aufzublicken und mit sehr ernster Miene, las er meinen Artikel. „Nun“, er machte für meinen Geschmack eine zu lange Pause, „ganz nett. Seite 10, aber den nächsten Artikel hätte ich gern sozialkritischer und bissiger.“ Wie bitte? Hatte ich mich verhört? Bislang wurden meine Artikel immer auf Seite 3 gedruckt und was heißt hier bissiger und kritischer? Es geht doch nicht darum, über diese Menschen zu urteilen, sondern vielmehr darum, wie sie ihren Alltag unter den schwierigsten Bedingungen meistern und dennoch ihre Würde behalten. Was bildete sich dieser aufgeblasene Heini aus Übersee überhaupt ein? Noch nie hatte Einer meine Artikel in Frage gestellt. Mein Puls war auf 180, als ich das Büro damals verließ. Ich war nie besonders gut darin, mit Kritik umzugehen. Selbstkritik war ein echtes Fremdwort für mich. Aber wie sich später herausstellte, war es genau dieser emotionale Auftritt von mir, der ihn so fasziniert hatte. Marc war es nicht gewohnt, auf Gegenwind zu stoßen. Er war der Sohn von Robert Jones, des Herausgebers einer der größten Zeitungen in Amerika. Widerstand gab es da nicht, er war der Sohn des Chefs, sein Wort war Gesetz. Ihm gefielen mein Kampfgeist, mein unerschütterlicher Optimismus und der Wille, meine Ziele, koste es, was es wolle, durchzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht. Marc Jones hatte es gewagt, meine Arbeit zu kritisieren, und wurde dadurch für mich zum Staatsfeind Nr. 1. Er wollte, dass ich bissiger schreibe, also bekam er Artikel geliefert, die sachlich korrekt und völlig emotionslos die missliche Situation der sozial Schwachen in unserem Lande wiedergaben. Es hagelte nur so von Beschwerden meiner „Fans“ in der Redaktion. Nach circa 4 Monaten durfte ich wieder schreiben, was und wie ich es wollte. Diesen Kampf hatte ich gewonnen. Aber auch Marc ließ nicht locker. Nachdem ich die ersten Einladungen zum Abendessen durch Ausflüchte erfolgreich ausschlagen konnte, musste ich die Einladung zur Weihnachtsfeier wohl oder übel annehmen. Ich ahnte nicht, dass dies nur ein Vorwand war. Als ich das Restaurant betrat, waren dort weder andere Gäste, geschweige denn Kollegen anzutreffen. Der Einzige, der an dem Tisch, gedeckt für zwei Personen, saß, war Marc. Am liebsten wäre ich auf dem Absatz umgedreht und wieder rausmarschiert. Aber genau das verbot mir mein Stolz. Ich hatte zugesagt, also werde ich den Abend auch durchziehen. Amüsieren musste ich mich ja nicht. Aber allen Vorsätzen zum Trotz, der Abend war traumhaft. Wir haben uns unheimlich gut unterhalten, getanzt und gelacht. Es war der romantischste Abend, den ich je mit einem Mann verbracht habe. Als er mich an diesem Abend wieder vor meiner Haustür absetzte, war all der Ärger der letzten Monate verschwunden. Mein Puls raste, wie an dem Tag, als ich ihm das erste Mal im Foyer gegenüberstand. Seit diesem Abend haben wir uns regelmäßig getroffen, haben verschiedene kulturelle und sportliche Veranstaltungen gemeinsam besucht und uns heftigst ineinander verliebt. Wir waren ein Wochenende in Paris, ohne irgendetwas von der Stadt gesehen zu haben, da wir einfach nicht aus dem Bett gekommen sind. Wir sind nachts Händchen haltend durch Berlin gelaufen und haben uns unter jeder Laterne geküsst. Es war die schönste Zeit meines Lebens.
Mittlerweile sind wir seit 5 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und leben in einer stattlichen Villa am Tegernsee. Marc hat einen Verlag in München übernommen und arbeitet eigentlich rund um die Uhr. Ich sitze zu Hause und kümmere mich um unsere zwei drei- und fünfjährigen Kinder, Jane und Harry. Anfangs war es auch O.K., ich war den ganzen Tag beschäftigt, habe mit den Kindern gefrühstückt, wir sind spazieren gegangen, haben Erlebnistouren in den Tierpark und in die Natur gemacht. Aber leider immer nur zu dritt. Gut, manchmal ist auch Isabel, unser Kindermädchen, mitgekommen. Aber Marc hat leider überhaupt keine Zeit mehr für uns oder für mich. Abends kommt er völlig fertig aus dem Büro und eh ich ihm irgendetwas erzählen kann, ertönt ein lautes Schnarchen von der Couch. Mittlerweile sehe ich ihn hin und wieder in der Redaktion, da auch ich wieder angefangen habe, den einen oder anderen Artikel zu schreiben. Aber es hält sich alles in Grenzen. Es ist genau das passiert, was ich immer verhindern wollte. Es ist auch bei mir Alltag eingekehrt.
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, wie Männer zuhören? Am Sonntag, der einzige Tag, an dem Marc wirklich bei uns zu Hause ist und wenigstens versucht ein bisschen an unserem Familienleben teilzuhaben, unternehme auch ich am Frühstückstisch den Versuch, mit meinem Liebsten ein wenig über meinen Alltag und meine Probleme zu reden. Das läuft dann meistens so ab:
Er liest Zeitung, natürlich von der Konkurrenz, und fragt ganz beiläufig: „Na, Schatz, wie war deine Woche?“ Ist es Ihnen aufgefallen? ER LIEST ZEITUNG. Seit wann können Männer zwei Dinge gleichzeitig, Zeitung lesen und zuhören? Also habe ich ihn getestet. Ich erzählte einfach drauflos. „Am Montag war ich im Tennisclub und stell dir vor, die Meyers von gegenüber lassen sich scheiden. Jane kann schon ein Frühlingslied singen und Harry will unbedingt zum Fußball. Ach ja, nächste Woche Mittwoch findet in der Kita ein Elternabend statt. Ich habe schon mit Isabel gesprochen, es wäre schön, wenn du mitkommen könntest, unsere Kinder haben ja schließlich Mutter und Vater, und am 21. April veranstaltet die Kita ein Frühlingsfest, was hältst du davon, einen kleinen Betrag zu spenden, damit die Kinder eine neue Rutsche bekommen?“
Keine Reaktion. Ich frage noch mal: „Liebling, was hältst du davon?“ Verwirrt schaut er von seiner Zeitung hoch: „Was halte ich wovon?“
„Au Mann, hast du mir überhaupt zugehört? Warum fragst du mich, wie meine Woche war, wenn du mir ja doch nicht zuhörst?“ Wütend und enttäuscht verlasse ich die Küche. Das ist wieder einmal typisch. Verstehen Sie, was ich meine? Früher hätte er jedes einzelne Wort wiederholen können, da hat er nicht Zeitung gelesen, da hat er mich angeschaut und mir wirklich zugehört. Und was das Schlimmste ist, er fühlt sich ja nicht einmal schuldig. Nein, er ignoriert einfach meinen vorwurfsvollen Unterton und widmet sich wieder seiner Zeitung. Ist denn das zu fassen! Und allein diese Reaktion macht mich noch wütender. Aber ich habe mir fest vorgenommen meine Gefühlsausbrüche zu kontrollieren, also versuche ich meine Wut zu überspielen. Ablenken, ich muss mich irgendwie ablenken. Zum Glück kommen gerade unsere zwei kleinen Engel angerannt. Jane springt Marc gleich auf den Schoß ohne Rücksicht darauf, dass ja Papa Zeitung liest, und siehe da, mit einem Lächeln im Gesicht legt er tatsächlich die Zeitung zur Seite. „Na, meine kleine Prinzessin, hast du gut geschlafen?“ Harry setzt sich ordnungsgemäß auf seinen Stuhl. „Gehen wir heute in den Tierpark? Der Paul hat erzählt, es gibt ein Löwenbaby.“ „Nöö, ich will auf den Spielplatz, bitte, Papi.“ Jane kann so herrlich einen Schmollmund machen, da kann Marc nie widersprechen. Unsere Kleine hat ihren Papa ganz schön im Griff. Aber warum fragt mich eigentlich keiner? Bin ich nicht die liebe Mami, die zu Hause ist, sich um euch kümmert? Na ja, das ist das Los der Mütter, wie meine beste Freundin Meike immer sagt. Du bist den ganzen Tag zu Hause und kümmerst dich um alles, aber die Männer, die abends gerade zum Gute-Nacht-Kuss nach Hause kommen, ernten die ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung. Wie ungerecht. Marc hat natürlich, als fairer Papa, eine Kompromisslösung parat. Da es im Tierpark auch einen Spielplatz gibt, kann Jane ihren Buddeleimer einfach mitnehmen. Alles klar, also ein Sonntag im Zoo.
Es war auch wirklich ein schöner Tag. Bei blauem Himmel und Sonnenschein haben auch Marc und ich tatsächlich ein paar Minuten für uns auf der Bank am Rande des Spielplatzes. Harry steht im Streichelzoo umringt von Ziegen und Schafen, die ihm das Futter aus der Hand stehlen wollen, und Jane sitzt glücklich und zufrieden in der Sandkiste und baut eine Burg. Marc legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich heran. „Mhmm, Schatz, du riechst gut“, haucht er mir ins Ohr. Ach wirklich, wie aufmerksam, dachte ich, dieses Parfüm trage ich bereits seit zwei Monaten. Ich ließ mir aber nichts anmerken, nein, nur keinen Streit vom Zaun brechen. Einfach mal diese Nähe, wenn auch auf einer Parkbank, genießen. Und wie ich dies so dachte und gerade die Augen schloss, hörte ich auch schon den schmerzhaften Schrei unseres Sohnes. „Maaaammmaaaa, die Ziege hat mich gebissen, auuuuuuaaaa.“ Weg war er, unser romantischer Augenblick der Zweisamkeit. Natürlich mussten wir nun fluchtartig den Tierpark verlassen, da sich unser Sohn weigerte noch irgendeines von den doofen Tieren anzuschauen. Allerdings hatten wir auf der Heimfahrt nun zwei heulende Kinder im Auto, da Jane nun gar nicht einsah, warum sie unbedingt mit nach Hause musste. Was für ein Tag! War ich froh, als wir beide Kinder abends im Bett hatten. Ich ließ das Badewasser ein, holte zwei Gläser, eine Flasche Rotwein und zündete die Kerzen an. Wenigstens Sonntagabend habe ich mir ein bisschen Entspannung verdient. Ich legte mich in das heiße Wasser und schloss die Augen, herrlich, Erholung pur. Marc kam leise herein, er zog sich leise aus und kam zu mir in die Wanne geglitten. Langsam fing er an mich zu streicheln. Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen. Er glitt an meinen Beinen entlang hoch zum Bauchnabel und dann zu meinen Brüsten. Ich spürte, wie meine Erregung stieg. Er fing an mich zu küssen, ganz zart, als hätte er Angst, meine Lippen könnten zerplatzen, wenn er zu gierig ist. Er lag nun halb auf mir und das Wasser schwappte ein wenig über. Ganz langsam schob er sich zwischen meine Beine und drang vorsichtig in mich ein. Ich brauchte nur genießen, es war fantastisch. Er liebte mich wie lange nicht. So intensiv und zärtlich, es war unglaublich schön. Langsam entglitt er mir wieder. Ich öffnete die Augen und lächelte ihn an. Er reichte mir ein Glas Wein und lächelte zurück. Genau aus diesem Grund habe ich ihn geheiratet, wir verstanden uns ohne Worte, zumindest hin und wieder.
Als am anderen Tag morgens halb sieben der Wecker klingelte und ich mich, noch voller Glückshormone, an meinen Liebsten kuscheln wollte, hatte mich die Realität wieder. „Schatz, wir müssen aufstehen, ich habe ein wichtiges Meeting um acht.“ Marc schob meine Hand zur Seite und stand auf. Ich ließ mich zurückfallen. Alles klar, ein wichtiges Meeting, was sonst. Also los, aufstehen, Kinder wecken, Frühstück machen, Kinder in die Kita bringen und ach ja, heute ist ja Montag. Meine Laune besserte sich schlagartig. Ich war ja heute mit meinen Freundinnen Meike und Susi zum Brunch verabredet.
Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und haben es tatsächlich geschafft, unsere Freundschaft trotz täglicher Veränderungen in unserem Leben aufrechtzuerhalten. Und das seit nunmehr fast 20 Jahren. Zuerst ist Meike mit Ralf und dann, vor ca. 4 Jahren, Susi nach München gezogen und seit auch ich in der Nähe wohnte, trafen wir uns regelmäßig. Susi ist eine absolute Powerfrau, die ihr Singleleben über alles liebt und ihre Freiheit in vollen Zügen genießt. Sie ist ständig auf Reisen in der ganzen Welt. Sie testet für Reisebüros verschiedene Hotelketten und hat einfach immer was zu erzählen. Vor allem über ihre vielen Liebhaber, die wechselt sie nämlich noch häufiger als ihre Hotels. Meike dagegen ist eher bodenständig, so wie ich. Sie ist Hausfrau und Mutter von mittlerweile drei Kindern und ich glaube, es wird wohl noch ein viertes kommen. Sie selbst bestreitet das zwar, aber Meike ist der absolute Muttityp. Sie ist eigentlich rund um die Uhr für ihre Kinder da. Ralf, ihr Mann, ist Immobilienmakler und ziemlich viel unterwegs, daher kümmert