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Ausbildungsplatz erhalten? Toll – und jetzt? Viele Azubis berichten, dass sie zu wenig lernen, langweilige Aufgaben bekommen, nicht ernst genommen oder von oben herab behandelt werden. Was wäre, wenn du die Qualität deiner Ausbildung selbst in der Hand hast? Dieses Buch verrät dir mit einfachen, aber wirkungsvollen Tipps, wie du dich in deiner Ausbildung leichter weiterentwickeln kannst, spannendere Herausforderungen erhältst und mehr Spaß hast. Du erfährst, wie du die richtigen Fragen stellst und Fehler als Chance nutzt, um das Beste aus deiner Ausbildung herauszuholen. Mit alltäglichen Beispielen und amüsanten Geschichten erfährst du, wie du mit nur wenigen kleinen Veränderungen deine Entwicklung selbst in die Hand nimmst und dein Selbstvertrauen deutlich steigern kannst. Bereits nach wenigen Tagen werden die ersten Verbesserungen für dich und deine Mitmenschen sicht- und spürbar. Und das Beste dabei ist, dass dir diese Tipps dein ganzes Leben lang helfen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 388
Veröffentlichungsjahr: 2022
1. Der Anfang
1.1 Für wen ist dieses Buch?
1.2 „Ich habe dieses Buch geschenkt bekommen – und jetzt?“
1.3 Ein paar Hinweise vorab
2. Grundlegende Erkenntnisse
2.1 Die Schule ist vorbei, weiter geht’s!
2.2 Unsicherheit ist ein gutes Zeichen
2.3 Woran merke ich, ob ich die richtige Wahl getroffen habe?
2.4 Was ist möglich?
2.5 Die Noten deiner Schulzeit könnten die Noten deiner Ausbildung sein
2.6 Was ist Lernen für dich?
2.7 Noch ein paar Worte zu Glaubenssätzen
3. Fähigkeiten und Stärken
3.1 Die vier Stufen der Fähigkeiten
Stufe 1: Einfache Dinge kompliziert lösen
Stufe 2: Einfache Dinge einfach lösen
Stufe 3: Komplizierte Dinge kompliziert lösen
Stufe 4: Komplizierte Dinge einfach lösen
Was bringen dir die vier Stufen?
3.2 Gibt es einen Unterschied zwischen Fähigkeiten und Erfahrungen?
3.3 Erst Fach-Nashorn, dann Fach-Einhorn
3.4 Auch Misserfolge sind Erfolge
Beispiel für Kommunikation: Also graben wir das Loch
Beispiel für Problemlösungen: Über den Kuchen-Tellerrand schauen
Misserfolg ist nur ein Erfolg mit schlechtem Ruf
4. Umgang mit Fehlern
4.1 „Oh, oh, ich habe einen Fehler gemacht – was jetzt?“
Schritt 1: Begrenzen
Schritt 2: Melden
Schritt 3: Niemals wiederholen
Die drei Schritte auf einen Blick
4.2 Eine alternative Sicht aufs Fehlermachen
4.3 Ein Beispiel aus dem Alltag
4.4 Wer darf dich kritisieren?
Welche Menschen kritisieren dich?
Warum wirst du kritisiert?
4.5 Wie du gut mit Kritik umgehen kannst
Beispiel: Die Knetmaschine und du
Trenne gedanklich die Handlung von der Person
Zusammenfassung: Umgang mit Kritik
4.6 Was tun, wenn Ausbilder:innen herumschreien?
4.7 Falsch entschieden? – Eine andere Ausbildung wählen
Was ist das Problem?
Und jetzt die Lösung
5. Werkzeuge für den erfolgreichen Azubi-Alltag
5.1 Werkzeuge fürs Denken
Hinterfrage deine Annahmen
Stell die richtigen Fragen
Geh richtig mit Informationen um
5.2 Werkzeuge fürs Handeln
Handle selbstständig
Löse Probleme
Bitte um Hilfe
Melde dich freiwillig
5.3 Werkzeuge vor Ort
Das Berichtsheft als wichtigstes Werkzeug
Der Beurteilungsbogen
Bitte frühzeitig um Feedback
6. Verhaltensweisen, die dich nicht weiterbringen
6.1 „Das ist nicht mein Job“
6.2 „Ich komme schon irgendwie durch“
6.3 „Ich melde mich einfach krank“
7. Kleine Übungen zum Mitdenken
7.1 Pünktlichkeit
„Pünktlich zu sein fällt mir schwer“
Dein Umgang mit Pünktlichkeit
7.2 Disziplin
„Mir fehlt es an Selbstdisziplin“
Was Disziplin dir wirklich bringt
7.3 Introvertiertheit
„Ich kann nur schwer aus mir herausgehen“
Wie du deine Introvertiertheit nutzen kannst
7.4 Überforderung
„Ich fühle mich überfordert“
Jeder Mensch ist manchmal überfordert
7.5 Unzufriedenheit
„Ich fühle mich irgendwie unzufrieden“
Unzufriedenheit bietet dir neue Chancen
8. Es geht immer weiter
8.1 Fang einfach an!
8.2 Stell deine Fragen!
8.3 Lass deine Fähigkeiten wachsen!
8.4 Das Ende ist immer ein Anfang
9. Hilf anderen zu wachsen
Danksagung
Abbildungsverzeichnis
Bibliografie
Impressum
Mit einer Ausbildung fängt immer ein neuer Lebensabschnitt an. Egal, wann oder warum du eine Ausbildung beginnst – du wirst immer mit neuen Situationen, Menschen und Aufgaben konfrontiert werden. Dieses Buch setzt genau hier an und kann dir helfen, durch einfache Tipps deine Ausbildung im Betrieb großartig zu gestalten!
Hast du schon einmal einen Fehler gemacht und nicht gewusst, wie du damit umgehen sollst? Standest du schon vor Situationen, bei denen du dir nicht sicher warst, ob du sie meistern wirst? Hast du dich gefragt, wie du Verantwortung übernehmen kannst, oder wie die Menschen in deinem Umfeld vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten bekommen? Die Antworten auf diese Fragen sind viel einfacher, als du vielleicht denkst. Doch nicht viele Menschen kennen diese Antworten – woher auch?
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für dich vorab: Du wirst während deiner Ausbildung im Betrieb nicht alles kontrollieren können, allerdings wirst du dich wundern, dass es viel mehr ist, als du vermutest. Denn über das Wichtigste hast du in jedem Fall die größtmögliche Kontrolle: über dich selbst!
Einmal erkannt, wirst du feststellen, dass Kontrolle über dein Leben dir eine Menge Selbstvertrauen für neue und mutige Vorhaben geben wird. Und wenn diese mal zu groß sind, hilft dir auch diese Erkenntnis: Du bist nicht allein. Deine Ausbilder:innen sind für dich da und mit diesem Wissen hast du die Macht, das Beste aus deiner Ausbildung im Betrieb zu machen.
Dieses Buch ist für dich, wenn du deiner Ausbildung etwas auf die Sprünge helfen möchtest, wenn du neugierig darauf bist, wie du alles nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht nimmst und wie du mit Spaß eine Unmenge an Aha-Erlebnissen bekommst.
Solltest du dieses Buch geschenkt bekommen haben, aber (noch) nichts damit anfangen können: Kein Problem! Leg es zur Seite, aber leg es irgendwohin, wo du es immer im Blick hast. Du wirst vielleicht doch noch darauf zurückkommen wollen …
Mit ein bisschen Glück hat der oder die Schenkende auch nicht bis hierhin gelesen. Möglicherweise ist es nämlich gar nicht das Buch, von dem zum Beispiel deine Eltern wollen, dass du es liest. 😊
Dieses Buch möchte dir zeigen, wie du maximalen Nutzen aus deiner Ausbildung ziehen kannst und dabei Spaß hast – nicht aber, wie du alle Ratschläge deiner Eltern befolgst.
In diesem Buch geht es darum, groß zu denken und keine Angst zu haben, etwas zu versuchen. Es ist kein Erziehungswerk, das die Ratschläge von Eltern und anderen Verwandten in hübscher Buchform an dich weitergibt. Es ist ein Buch für dich, in dem du erfährst, wie du jeglicher Situation die Chance abgewinnst, das zu tun, was dich begeistert.
Die Ideen von Eltern, Verwandten und Bekannten sind die besten, die deren Erfahrungsschatz dir bieten kann. Das ergibt ja auch Sinn, denn Erfahrungen sind erlebte Situationen. Aber es werden immer nur die Erfahrungen anderer Menschen sein, nicht deine eigenen. Auch wenn sie mit bestem Wissen und Gewissen ausgesprochen worden sind, um dir dein Leben zu erleichtern: Ob dir eine Erfahrung nützen kann oder nicht, weißt du im Grunde erst, wenn du sie selbst gemacht hast.
Daher möchte dir dieses Buch folgende Botschaft vermitteln: Lebe nicht das Leben und die Erfahrungen anderer Menschen, das wird dich nicht glücklich machen – lebe dein eigenes!
Dieses Buch unterscheidet sich wahrscheinlich von den Büchern, die du sonst kennst. Beim Lesen dieses Buches wirst du ein paar unkonventionelle Dinge tun. Mir ist klar geworden, dass einige Kapitel einfach nicht gut funktionieren, auch wenn sie textlich noch so klar und einleuchtend sind. Durch ein paar Tests mit echten Azubis habe ich erkannt, dass inhaltlich zunächst alles klar erscheint … bis man an die Umsetzung gehen will und feststellt, dass man keine Ahnung hat, wie oder wo man beginnen soll. Daher fordere ich dich in manchen Kapiteln auf, einen Stift zu nehmen und etwas in dieses Buch einzutragen, ja, ganze Sätze zu verfassen. Denn dies ist ein Arbeitsbuch – dein Arbeitsbuch. Du sollst damit auf die für dich beste Art arbeiten. Ich habe nichts davon, wenn es makellos im Schrank steht – und du auch nicht. Lies es, mach dir Notizen, fülle es aus, mach ganz einfach alles mit dem Buch, was dir hilft – selbst, wenn du alles mit Textmarker anmalst oder das Buch in der Mitte durchschneidest. Du liest Bücher von Anfang bis Ende? Dann los! Du hast nur wenig Zeit? Dann such dir die Themen heraus, die dich am meisten ansprechen – du entscheidest.
Noch ein paar Worte zur Begriffsklärung: In diesem Buch findest du den Begriff Azubi. Damit sind alle Auszubildenden gemeint, ganz gleich welchen Geschlechts. Das Gleiche gilt für alle gegenderten Formen.
Dieses Buch ist aber nicht nur für Azubis, sondern auch für Astubis geschrieben. Ein Wort, das du vermutlich noch nie gehört hast. Dieses Kunstwort kam meiner Frau und mir zu Beginn meiner Tätigkeit als Ausbildungsbetreuer in den Sinn und beschreibt Azubi-Studenten, also Menschen, die ein duales Studium durchlaufen. Auf der Suche nach einem schön kurzen Begriff haben wir einfach „studieren“ in „Azubi“ gestopft und so das Wort Astubi erschaffen. Wenn du also Astubi bist, wirst auch du erhellende Einsichten erhalten.
Also, lass uns anfangen!
Wenn du gerade frisch von der Schule kommst, dann ist dieses Kapitel besonders interessant für dich. Denn bevor wir mit etwas Neuem anfangen, sollten wir kurz das Alte, Vorhergehende abschließen. Dieses Buch zeigt dir nicht, wie du einen Ausbildungsplatz findest – das können andere Bücher viel besser, die dich auf den Punkt vorbereiten, an dem die Schulzeit zu Ende ist. Natürlich hast du in einer Ausbildung in der Regel auch Unterricht an einer Berufsschule, aber jahrelang nahezu jeden Tag in der Schule zu hocken, das ist für dich weitestgehend vorbei.1
Deine Ausbildung in einem Betrieb wird ziemlich sicher anders verlaufen, als du es dir jetzt vorstellst, und das ist eine gute Sache. Die Richtung, auf welche die Schule dich vorbereitet hat, ist relativ klar, denn übermäßig viele Wahlmöglichkeiten wirst du nicht gehabt haben. Doch das wird sich jetzt ändern: Deine Möglichkeiten zu handeln werden in einer Ausbildung im Betrieb deutlich zunehmen. Wir werden später noch viel genauer darauf eingehen.
Verweile nun einen Augenblick bei dem Gedanken, dass eine Phase deines Lebens jetzt abgeschlossen ist und mit deiner Ausbildung etwas Neues und recht sicher etwas Unbekanntes und Spannendes folgen wird.
Hat die Erkenntnis, dass nun ein neuer Abschnitt deines Lebens beginnt, etwas in dir ausgelöst? Unsicherheit oder womöglich Zweifel? Das ist ein gutes Zeichen und absolut in Ordnung, denn du warst vermutlich früher einfach noch nicht so häufig in einer solchen Situation. Ich versichere dir: Diese Gefühle sind gut und richtig, denn sie zeigen an, dass du jetzt eine Fülle an Möglichkeiten haben wirst – und klar kann das auf den ersten Blick etwas einschüchternd sein.
Neue Situationen und Entscheidungen können immer Unsicherheit und Zweifel in dir wecken. Das tun sie bei fast jedem Menschen – ist vermutlich so eine genetische Sache, die das Überleben sichern soll. Heutzutage sind die alltäglichen Gefahren jedoch recht überschaubar, und das bedeutet für dich, dass du diese neue Situation oder Entscheidung, die da kommt, unbedingt ausprobieren solltest! Häufig weißt du gar nicht, ob das, was du zu tun vorhast, auch das ist, was du wirklich machen willst, bis du es einmal ausprobiert hast.
Zögern, aufschieben und etwas Wichtiges nicht machen wäre viel schlimmer, es würde dich nämlich daran hindern, Dinge zu erleben und Erfahrungen zu sammeln.
Hier ein obligatorisches Zitat, mit dem du vermutlich noch nicht so viel anfangen kannst, aber jedes gute Buch sprüht nur so vor Zitaten aus vergangenen Zeiten: 😊
„Noch nie hat es jemand bereut, eine bloße Freude nicht genossen, wohl aber, etwas Gutes unterlassen zu haben.“
Mark Aurel (121–180, römischer Kaiser und Philosoph)
Dieses Zitat wird häufig so interpretiert, dass man die Dinge bereuen wird, die man nicht getan hat. Aber ist diese Aussage uneingeschränkt gültig? Natürlich nicht. Schon mal gegen einen Elektrozaun gepinkelt? Herr Aurel konnte diesen Satz nur bringen, weil es damals noch keine Elektrozäune gab. Aber du verstehst sicherlich die Intention. Viele moderne Abwandlungen dieses Zitats handeln davon, dass du nicht weißt, welche Möglichkeiten dir entgehen, wenn du eine neue Chance ungenutzt verstreichen lässt.
Nach dem Motto: Tiefer als auf den Boden kann man nicht fallen, aber nach oben ist eine Menge Luft.
Wenn sich deine Wahl als nicht richtig herausstellen sollte, dann ändere deinen Kurs. Ich sage nicht, dass die Kursänderung einfach sein wird, aber sie ist ziemlich sicher möglich.2
Es ist also egal, ob du Azubi oder Astubi bist oder studieren wirst, du wirst immer etwas an deiner Situation verändern können. Vielleicht mit enormem Aufwand, aber es wird gehen. Ich gehe in Kapitel 4.7 genauer darauf ein.
Jede Erfahrung, egal wie groß oder klein, verändert dich. Große Erfahrungen mehr als kleine, aber auch eine Handvoll kleiner Erlebnisse kann bereits ausreichen, um den Prozess der Veränderung in Gang zu setzen. Du merkst ihn häufig einfach nur nicht, denn es sind ja kleine Erfahrungen, vielleicht nur unbewusst wahrgenommene – aber sie sind da. Mach dir keine Sorgen, im ersten Jahr deiner Ausbildung lernst du so viel, dass du danach fachlich ein anderer Mensch sein wirst. Das passiert uns allen, wenn wir etwas Neues beginnen: beim Führerschein, beim ersten Kontakt zu einem Freund oder einer Freundin, bei der eigenen Wohnung oder einem neuen Job. Faktisch alles verändert und erweitert unsere Sicht auf die Welt – und das ist es, was dich einzigartig macht. Denn niemand wird exakt die gleichen Erfahrungen machen wie du.
Im vorigen Kapitel ging es um den Mut, etwas Neues auszuprobieren, und natürlich wirst du dir früher oder später die Frage stellen: War die Wahl richtig?
Das gilt für alles: für ein neues Hobby, eine neue Wohnung oder eben auch für eine Ausbildung.
Dabei ist es recht einfach herauszufinden, ob die Ausbildung, die du gewählt hast, die richtige für dich ist oder nicht. Das Überraschende ist: Dabei geht es nicht darum, wie wenig Probleme du in deiner Ausbildung haben wirst. Das ist nicht einmal Teil dieser Betrachtung. Es ist einzig und allein die Tatsache, ob du Spaß an deiner Ausbildung hast.
Wenn du nämlich Spaß hast, dann bist du, auch wenn die Arbeitszeit vorbei ist, weiter an der Arbeit interessiert. Du brennst dann für die Themen, die du bewegst und die dich bewegen. Und wenn du für eine Sache brennst, dann gibt es dabei keine Probleme. Es gibt dann manchmal nur Details, die dir gefallen, die du aber noch nicht beherrschst. Natürlich ist es auch absolut in Ordnung, wenn du nicht jedes einzelne Detail der Ausbildung oder eines Berufs liebst. Ob sich der Beruf oder die Ausbildung lohnt, lässt sich nicht immer mit einer schönen Pro-und-Kontra-Liste ermitteln. Das Gefühl am Ende des Tages entscheidet, ob die Themen und Umstände, die dir täglich begegnen, Spaß machen.
Vielleicht bist du schon mal einer Person begegnet, der anzusehen war, dass ihre täglichen Aufgaben sie begeistern. In der Informatik sind mir einige Menschen begegnet, bei denen die Arbeit nach der offiziellen Arbeitszeit nicht aufhört. Solche Menschen haben so viel Spaß an ihrer Tätigkeit, dass sie diese auch in ihre Freizeit verlagern. Und warum auch nicht, es macht ja Spaß! Solche Menschen gibt es in allen Berufen. Natürlich wird eine Maurerin zu Hause nicht noch ein bisschen weitermauern (aber wieso eigentlich nicht?) oder ein Bäcker wird zu Hause nicht pausenlos Kuchen und Brot backen. Aber diesen Menschen siehst du die Freude an ihrer Tätigkeit einfach an. Sie denken gerne über ihren Beruf nach, manche über Zement, andere über Fondant, und das ist einfach toll. Manche Automechaniker:innen lieben Autos einfach und basteln auch nach ihrer Arbeit am Feierabend an ihnen herum, weil sie pure Freude damit verbinden. Du bist übrigens auch so eine Person. Jeder Mensch ist es! Einige haben durch ein paar Entscheidungen einen Weg eingeschlagen, den andere (wie zum Beispiel die Eltern) zwar als richtig ansehen, der ihnen jedoch keinen Spaß macht. Aber jeder, wirklich jeder Mensch hat etwas, das er so gerne macht, dass dabei purer Spaß und Freude aufkommen. Es gilt nur, diese Aufgaben auch zu finden.
Spürst du also dieses Gefühl der Neugier und Freude bei deiner Ausbildung, dann bist du dort ziemlich sicher richtig.
Einen Plan B gibt’s natürlich auch. Denn was du machen kannst, wenn du dieses Gefühl (noch!) nicht hast, erfährst du etwas später in Kapitel 4.7.
Es ist übrigens möglich und sehr wahrscheinlich, dass du dich mit der Zeit veränderst. Du weißt, Erfahrungen und so … Damit verändert sich auch deine Sicht auf die Welt. In solchen Zeiten ist es in Ordnung, wenn die Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben, nicht mehr die sind, an denen du jetzt Spaß hast. Sie waren gut und hatten ihre Zeit. Wenn das passiert, akzeptiere diese Veränderung und sieh es als Möglichkeit, deine Entdeckungsreise fortzusetzen, um deinen Spaß wiederzufinden.
Alles ist möglich.
Bei diesem Satz gibt es zwei Arten von Menschen: Die einen lesen ihn, gehen zum nächsten Absatz und lesen dort weiter. Die anderen fordern ihren Geist, aktivieren ihre Fantasie und versuchen diesen Satz herauszufordern, zum Beispiel mit Fragen wie „Und was ist mit Zeitreisen?“ oder „Kann ich auch ein anderes Sternsystem besuchen?“ und ähnlichen Dingen.
Verrückt, aber beschäftigst du dich mit ein paar dieser scheinbar unmöglichen Dinge, wirst du feststellen, dass viel Unmögliches möglich ist. Dass Zeitreisen keine Fiktion sind, hat Einstein schon bewiesen. Im sehr Kleinen sind Zeitreisen sogar schon möglich, wir haben nur bis jetzt keinen Weg zurückgefunden (van den Boogaard). Wenn du dazu mehr wissen willst, kannst du im Netz nach GPS Zeit Gravitation suchen.
Früher galt schon die Vorstellung zu fliegen als absurd. Oder wer würde schon auf die verrückte Idee kommen, ein Auto an eine Rakete zu schnallen und Richtung Mars zu schießen? Wirklich niemand! Oh, Moment mal …
In der Schule mussten wir lernen, Integrale auf dem Papier zu berechnen. Das ist für einige sicher eine sinnvolle Fähigkeit, aber die Begründung meiner damaligen Lehrerin finde ich noch heute amüsant: Sie hielt um die Jahrtausendwende einen unserer riesigen, alten und großartigen Taschenrechner in die Höhe und sagte: „Ihr werdet nun mal nicht immer einen Taschenrechner dabeihaben, der euch hilft, so etwas auszurechnen.“ Mit Blick auf mein Smartphone bin ich mir nicht ganz sicher, ob meine Lehrerin damals recht hatte … 😁
Als ich jünger war, war die Aussage weitverbreitet, dass man nicht so viel Zeit vor dem Computer verbringen sollte. „Wenn man nur Computerspiele spielt, wird nichts aus einem werden“, hieß es früher. Ich bewundere die erste Person, der das gesagt wurde und die trotzig dachte: „Das wollen wir doch mal sehen!“ – und loszog, um Game-Streamer:in zu werden und damit viel Geld zu verdienen. 😊
Du erkennst hoffentlich die Botschaft: Wir Menschen liegen häufig daneben, wenn wir entscheiden, was unserer Meinung nach möglich ist. Und immer wieder kommt jemand daher, der oder die nicht wusste, dass dies oder jenes unmöglich sei, und macht es einfach.
Die Grenzen existieren nur in den Köpfen der Menschen, die sich nicht vorstellen können, was passieren würde, wenn das Unmögliche möglich wird.
Natürlich ist nicht jeder verpflichtet, etwas Unmögliches oder Riesiges zu schaffen. Aber die Möglichkeiten sind alle da.
Manchmal gibt es besondere Ausnahmen. Schüler:innen, die mehr schlecht als recht durch die Schulzeit gekommen sind, blühen in der Ausbildung und im Studium wahrlich auf. Das ist eine wunderbare Situation, aber manchmal nur ein Zufall. Viel häufiger nehmen Azubis und Astubis den mentalen Werkzeugkasten, den sie sich in der Schule eingerichtet haben, mit in den nächsten Lebensabschnitt und stellen verwundert fest, dass sie mit den gleichen Techniken und Talenten aus der Schule lediglich die gleichen Ergebnisse, und damit meine ich Noten, in ihrer Ausbildung erzielen. Das ist nur natürlich, denn das sind ja die erworbenen oder beibehaltenen Fähigkeiten. Aber bedenke bitte Folgendes: Wenn die Techniken in der Schulzeit nur mittelprächtig funktioniert haben, wie können sie dir in der Ausbildung dann bessere Dienste erweisen?
Auch hier gibt es eine gute Nachricht: Du bist nicht an diese Techniken und Werkzeuge gebunden. Du kannst sie erweitern, austauschen oder durch bessere ersetzen. Dieses Buch wird dir helfen herauszufinden, welche Techniken das sind und wie du sie meisterst, um deine Ausbildung und natürlich auch die Noten in die gewünschte Richtung zu lenken.
Folgender Grundsatz gilt: Ähnliche Handlungen erzielen immer ähnliche Ergebnisse. Solltest du daher wünschen, dass sich die Ausbildung in eine bestimmte Richtung entwickelt (ich hoffe doch in die positive 😊), dann gilt es, deinen mentalen Werkzeugkasten genauer unter die Lupe zu nehmen. Manche deiner vorhandenen „Werkzeuge“ sind vielleicht gar nicht so gut, wie gedacht. Von anderen wusstest du vielleicht nicht einmal, dass du sie hast. Wiederum andere liegen möglicherweise schon seit Ewigkeiten herum und nehmen im Werkzeugkasten wertvollen Platz ein, den du für ein besseres Werkzeug verwenden kannst.
Das wichtigste Werkzeug – das Lernen – schauen wir uns im nächsten Kapitel genauer an.
Wenn du das Wort „Lernen“ liest, was geht da in dir vor? Steigt bei dir immense Vorfreude bei der Vorstellung auf, etwas Neues zu lernen? Oder sind deine Gefühle im Bezug aufs Lernen eher von der unterkühlten Sorte?
Abhängig von deiner Antwort auf die obige Frage wird dir die folgende Erkenntnis gefallen – oder auch nicht. Falls nicht: Kein Problem. Deine Begeisterung fürs Lernen kommt ganz von alleine, wenn du etwas findest, wofür du brennst.
Alle Werkzeuge, die du in diesem Buch noch kennenlernen wirst, sind wichtig und nützlich. Und in verschiedenen Situationen wird mal das eine oder das andere Werkzeug wichtiger werden. Doch ausnahmslos jedes Werkzeug, das du in deinen Werkzeugkoffer packen kannst, hat als Grundlage das Lernen. Es gibt keine Fähigkeit, die dir mehr Möglichkeiten bietet, als die Fähigkeit zu lernen. Völlig egal, was du erleben wirst und was dir widerfahren wird: Wenn du keine Erkenntnisse aus diesen Situationen ziehen kannst, kommst du im Leben nicht weiter. Kein anderes Werkzeug kommt ansatzweise an das Potenzial heran, das das Lernen dir bietet.
Es gibt Menschen, die empfanden das Lernen vor allem in der Schulzeit als so unangenehm, dass sie froh sind, es losgeworden zu sein – und ich kann das absolut nachvollziehen. Stell dir vor, du bekommst eine wirklich widerliche Mahlzeit vorgesetzt und bist gezwungen, sie zu essen. Wirst du es tun? Vielleicht. Wirst du Freude daran haben? Vermutlich nicht. Vor allem wirst du nach dieser Mahlzeit auch nicht sagen: „Hui, das war ja widerlich, gleich noch mal!“ Du wirst in Zukunft vielmehr vermeiden, diese Mahlzeit zu wählen. Mit dem Lernen ist es genauso. Wenn du in der Schule gezwungen bist, Dinge zu lernen, die du nicht magst, oder wenn du mit den Themen über- oder unterfordert bist, dann wirst du ganz natürlich eine Abneigung gegen diese Themen, aber auch gegen das Lernen selbst entwickeln. Du hast es anfangs vielleicht selbstständig probiert und warst sogar kurz motiviert, etwas zu lernen. Dann lief etwas nicht gut oder du wurdest abgehängt – und schon war die Freude am Lernen dahin. Da helfen dann Lehrer, mit denen du dich vielleicht nicht gut verstehst, auch nicht gerade. Solltest du also mit dem Lernen keine Freude verbinden, so hast du dich durch deine vorherigen Erfahrungen selbst darauf konditioniert.
Nehmen wir als Beispiel das Fach Geschichte. Erinnerst du dich an all die Jahresangaben, in denen Kaiser und Herrscher lebten und wann sie ihren Thron durch Gefängnis, Kopflosigkeit oder ein Katapult getauscht haben? Meine Erinnerung hat da große Lücken. In meiner Klasse gab es aber einige Schüler:innen, die sich all diese Fakten sehr gut merken konnten und es vielleicht noch immer können. Was war so besonders an ihnen? Gut auswendig lernen konnte ich damals auch, aber diese Schüler:innen hatten Spaß daran. Sie verspürten Freude und Neugier, etwas über diese Zeiten zu lernen, die aufregenden Veränderungen zu erkunden, denen Kaiser und Herrscher unterworfen waren, und wie es war, damals zu leben. Schade, eine solche Begeisterung verspürte ich nicht. Aber diese Schüler:innen schon! Vielleicht wurden sie später Historiker:innen, Lektor:innen, Autor:innen oder Schauspieler:innen und konnten so ihre Freude an dem Thema zu ihrem Beruf machen – und dieser Beruf fühlte sich dann wie Spaß und nicht wie Arbeit an.
Wenn du also noch zweifelst, ob Lernen etwas für dich ist oder nicht, hast du noch das unangenehme Bild des Lernens im Kopf. Löse dich für einen Augenblick von dem Lernen, wie du es aus der Schule kennst, und denk einmal darüber nach, was du gerne tust. Egal ob es Fußball spielen, kochen, an Autos schrauben, Endgegner in Computerspielen besiegen, mit anderen Menschen reden, einkaufen gehen, programmieren, malen oder Musik machen ist. Wenn du über Hobbys oder Tätigkeiten nachdenkst, die du gerne machst, wirst du vielleicht nicht als Erstes ans Lernen denken, aber auch das ist lernen. Alles Neue, was in dein Leben kommt, lernst du erst einmal kennen. Und wenn du dir vor allem Sachen aussuchen würdest, an denen du Freude hast, wird Lernen für dich automatisch zu einer Freude.
Dies ist das Bild vom Lernen, das dir hilft. Wenn du die Vorstellung, etwas zu lernen, mit Unwohlsein verbindest, wird dich das immer daran hindern, Neues lernen zu wollen. Manche Menschen lieben Mathe, andere lieben Kunst. Noch ein Mathebuch oder einen Kunstband förmlich zu verschlingen weckt bei diesen Menschen wahre Freude. Doch was passiert, wenn wir bei den beiden Personen die Bücher vertauschen? Dann wird die Mathematikerin womöglich mit einem sarkastischen Ton so etwas sagen wie: „Na toll, auf diesem Bild sind beide Augen auf einer Seite des Kopfes“ oder: „Aha, jemand hat ein Bild von einer Tomatensuppen-Dose gemalt.“ Wenn du hier schon die Begeisterung heraushören kannst, dann stell dir jetzt mal den Künstler vor, der das Mathebuch bekommen hat. 😁
Die Fähigkeit zu lernen ist nicht bei jedem gleich ausgeprägt. Es gibt Menschen, die mit dem Wissen in die Breite gehen wollen, andere in die Tiefe. Selten funktioniert das Lernen bei jeder Person in allen Bereichen gleich gut. Die Aufgaben, die du in deiner Ausbildung bekommst, werden dir Hinweise geben, ob du den richtigen Pfad beschreitest. Wenn dir ein Thema Spaß bereitet, wirst du bereitwillig lernen und gerne immer weiter in die Tiefe gehen wollen. Wenn es dir keinen Spaß macht oder du den Sinn von Aufgaben nicht erkennst, wird das Lernen zu einem Kraftakt und dir deutlich schwerer fallen.
Wir lesen oder hören hin und wieder von Menschen, die nach zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren ihren Job hingeschmissen und etwas völlig anderes begonnen haben. Wenn du solche Menschen triffst, höre ihnen genau zu. Nicht selten ist der erste Beruf eine Vernunftwahl gewesen, vielleicht von den Eltern oder durch das Umfeld vorgegeben. „Lern Steuerrecht, das ist solide und garantiert dir ein gutes Einkommen“ oder ähnliche Aussagen führen dazu, dass Menschen etwas machen, woran sie keine Freude haben. Ob im Handwerk oder in einer Steuerkanzlei – jeder Beruf wird zu dem oben erwähnten Kraftakt, wenn deine Freude und Neugier fehlen. Wenn diese Tätigkeiten diesen Menschen nicht liegen, sind sie meist auch nicht so gut darin. Wenn das Lernen dich nicht begeistert, warum solltest du es dann tun?
Es gibt Menschen, die haben zwar keine Freude an ihrem Beruf, sind aber dennoch gut darin. In dieser Falle sitzen viele, sie haben eine Fähigkeit, die sie nie wirklich mochten, durch lange Übung gemeistert und beherrschen sie. Leider tun sie das, ohne für die Aufgabe zu brennen. Hoffentlich entdecken solche Menschen eher früher als später, dass sie in einer Sackgasse gelandet sind, und suchen sich einen neuen Weg. Dann werden vielleicht die Steuererklärungen links liegen gelassen und es wird eine erfüllende Clown-Karriere begonnen. Andauernd neue Zaubertricks zu lernen ist für diese Personen so viel erfreulicher, als die nächste Korrektur der Einkommensteuer. Übrigens gilt das genauso andersherum. Wer weiß, wie viele Menschen sich danach sehnen, sich die Clown-Schminke vom Gesicht zu wischen und endlich mal ein paar Bilanzen zu erstellen? Das würde zumindest die vielen traurigen Clownsgesichter erklären, bei denen ich dann immer denke: Diese Person hätte vielleicht lieber eine Karriere im Verkehrsrecht einschlagen sollen, statt ständig Bälle zu jonglieren.
Entdeckst du etwas, das du gerne machst, wirst du diese Aufgabe deutlich motivierter angehen. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass es immer eine drastische Maßnahme sein muss. Manchmal gibt es auch Menschen, die ihre Aufgaben schon ganz gut auf das fokussiert haben, was sie mögen, und diese müssen nur ein kleines Stück nachjustieren, um mehr Spaß zu haben.
Wenn du etwas tust, was du nicht magst, kostet es dich Kraft. Wenn du etwas tust, was du liebst, gibt es dir Kraft und bringt dir Spaß.
Die Fähigkeit zum Lernen ist also dein Verbündeter und Wegweiser.
Das Thema Glaubenssätze gehört wohl zu den obligatorischen Kapiteln, wenn du dich mit dir selbst beschäftigst. Doch was hat es mit diesen Glaubenssätzen eigentlich auf sich? Glaubenssätze kannst du von anderen Menschen übernehmen oder durch eigene Erfahrungen selbst bilden. In beiden Fällen gilt: Ein Glaubenssatz kann dich unterstützen, oder er kann dich bei deinen Vorhaben behindern. So ein Glaubenssatz bildet sich, in dem du immer wieder ähnliche Erfahrungen machst. Menschen, die beispielsweise wiederholt von anderen Menschen enttäuscht werden, können den Glaubenssatz entwickeln, dass sie anderen Menschen nicht trauen können – schließlich haben sie es ja selbst mehrmals erlebt. Andere probieren ein Hobby aus, stellen fest, dass sie dort immer wieder Erfolge erzielen und bilden den Glaubenssatz, dass dieses Hobby ihnen liegt. Glaubenssätze sind sehr subjektiv, so kannst du zu gänzlich anderen Glaubenssätzen über zum Beispiel Sport kommen, wenn du nur eine einzige Sportart probierst. Entspricht diese Sportart deinen Fähigkeiten, wirst du dich freuen, war sie jedoch unglücklich gewählt, kannst du durchaus zu dem Entschluss kommen, dass Sport blöd ist. Wie gut du lernst, basiert ebenfalls auf solchen Glaubenssätzen. Wenn du, woher auch immer, den Glaubenssatz geformt hast, dass du nicht gut lernen kannst oder Lernen anstrengend und nervig ist, wirst du möglicherweise zögern, etwas Neues zu versuchen. Jedes Mal, wenn dir eine solche Gelegenheit unter die Finger kommt, könnte es sein, dass dein Unterbewusstsein sagen wird „nee, lernen kann ich ja gar nicht“ und schon ist eine weitere Chance dahin, deine Fähigkeiten zu erweitern. Bist du jedoch überzeugt davon, dass du gut lernen kannst und das Ganze sogar mit Spaß verbunden sein kann, wirst du die exakt gleiche Situation anders bewerten und dich liebend gern in etwas Neues stürzen.
Rechne also damit, dass manches, was ich hier schreibe, mental bei dir auf Widerstand stoßen wird. Das passiert immer dann, wenn ich dir von Glaubenssätzen und Handlungen berichten werde, die gegen deine eigenen Glaubenssätze zu verstoßen scheinen. Und das ist gut. Gehe kritisch mit den Aussagen in diesem Buch um, aber suche auch die Wahrheit in ihnen.
Im vorigen Kapitel habe ich darüber geschrieben, dass dir lernen Spaß machen sollte, damit du weiterkommst. Falls du mir in dem Punkt nicht zustimmst, hast du vermutlich bisher Glaubenssätze in deinem Kopf verankert, die Spaß und Lernen nicht kombiniert haben. Ein bisschen habe ich dich ja schon herausgefordert und dich auf die Suche nach den Dingen geschickt, die dir Spaß gemacht haben.
Denk mal an die Situationen, in denen Lernen dir Spaß gemacht hat. Es ist vermutlich nicht „Bücher auswendig lernen“, oder? Wobei hattest du Spaß? Fahrradfahren zu lernen kann so eine Situation gewesen sein. Diese Fähigkeit zu erlernen ist nicht ganz ungefährlich, wie zahllose aufgeschlagene Knie und der ein oder andere abgebrochene Zahn beweist. Und trotzdem wagen sich viele Menschen auf ein wackeliges Zweirad. Denn das zu lernen brachte ihnen und vermutlich auch dir Spaß – und wenn schon nicht das Rumeiern auf den ersten Metern, so doch sicherlich die Vorstellung der Möglichkeiten, die sich dir eröffnen werden, wenn es einmal klappt. Ja, auch das war Lernen. Man vergisst solche Ereignisse ab und zu, aber trotzdem sind sie in deiner Vergangenheit in Hülle und Fülle vorhanden.
Denke einen Augenblick über vergangene Ereignisse nach. Fallen dir weitere Situationen ein, in denen du etwas Neues gelernt hast? Es kann Theaterspielen, Singen, Baggerfahren, Nähen, Inlinerfahren, ein besonderer Sport, Schreiben, Programmieren, Zeichnen, Spielen, Team-Aktivitäten, Reiten, Jonglieren, Hinter-einem-Ball-Herrennen oder vieles mehr sein.
Wieso erinnern wir uns schnell an negative Ereignisse, aber nicht so leicht an positive? Unser Gehirn ist so gebaut, dass es negative Ereignisse schneller hervorholt als positive. Dieser Schutzmechanismus dient dazu, in gefährlichen Situationen schneller reagieren zu können. Früher ist man mit „Oooh, wie niedlich, ein Säbelzahntiger!“ deutlich schlechter durch den Tag gekommen als mit „Säbelzahntiger? Okay, ohne mich“. In späteren Kapiteln werden wir noch genauer auf dieses System schauen.
Wenn du aber deine Ausbildung nicht gerade auf einer Insel, auf der Dinosaurier geklont werden, begonnen hast, sind derartig gefährliche Begegnungen sehr unwahrscheinlich. Und so ist es auch viel nützlicher, sich auf positive Aspekte des Lebens zu fokussieren.
Diese oder ähnlich klingende Aussagen findest du überall in diesem Buch: „Du hast die Kontrolle über dein Leben!“ Auch das ist ein Glaubenssatz. Und recht sicher der wichtigste. Es werden Dinge in deiner Ausbildung und auch in deinem Leben passieren, die außerhalb deiner Kontrolle liegen und dir nicht gefallen werden. Auf viele Dinge hast du keinen Einfluss. Aber wie du auf diese Situationen reagierst, das entscheidest du. Dieser Glaubenssatz ist viel besser als einer wie: „Andere Leute entscheiden über mein Glück oder Unglück – und ich bin ihnen ausgeliefert.“ Denn wenn du dich auf einen solch negativen Glaubenssatz konzentrierst, wirst du auch genug Beispiele finden, die diese Sichtweise untermauern. Das Interessante ist, dass auch für die Sichtweise, dass du die Kontrolle über dein Leben hast, genug Beispiele zu finden sind.
Welchen Standpunkt du einnimmst, obliegt ganz allein dir. Und „Ich habe Kontrolle über mein Leben“, „Lernen macht mir Spaß“, „Ich bekomme die beste Ausbildung aller Zeiten“ und „Ich bin glücklich“ klingt doch ziemlich, ziemlich großartig!
Glaubenssätze funktionieren sehr gut, wenn du sie mit deinen Fähigkeiten kombinierst. Fangen wir daher mit ein paar einfachen Aha-Erlebnissen an: dem Verständnis von Fähigkeiten und Stärken.
Wenn du deine Ausbildung beginnst, wirst du von einer ganzen Reihe von Tätigkeiten noch ein recht unklares Bild haben. Du wirst auch noch keine vollständigen Lösungen für die kommenden Herausforderungen haben. Das ist absolut normal und gilt für viele Bereiche des Lebens. In jedem Bereich, in dem du neu bist, wird dir am Anfang alles, nun ja, neu erscheinen. Du kommst an einen neuen Ort, bist mit neuen Aufgaben konfrontiert und mit den Abläufen noch nicht vertraut. Du kennst vielleicht die Menschen noch nicht, mit denen du zusammenarbeiten sollst und vermutlich auch noch nicht die benötigten Technologien und Werkzeuge, die du nach und nach beherrschen sollst. Möglicherweise darfst du erstmal loslegen und deine eigenen Erfahrungen sammeln oder du bekommst grundlegendes Wissen und die Hilfsmittel vermittelt, mit denen du beginnen wirst. Deine in der Ausbildung geforderten Fähigkeiten befinden sich daher ganz am Anfang.
Deine Fähigkeiten durchlaufen dabei mit der Zeit vier Stufen, in denen sie sich immer weiterentwickeln. Auf jeder Stufe wirst du anders an Herausforderungen herangehen und Problemlösungen erarbeiten (Abbildung 1). Durch neue Erfahrungen entwickelst du deine Fähigkeiten und bringst sie auf die nächste Stufe. Vielleicht siehst du hier eine Ähnlichkeit zu Computerspielen, denn es ist der gleiche Prozess, wie das hochleveln deiner Spielfigur. Dabei gilt sowohl im Spiel, als auch in der Realität: Stufen kannst du in der Regel nicht überspringen. Du brauchst den Prozess, um deine Fähigkeiten zu trainieren. Schließlich bekommst du auch nicht von heute auf morgen starke Muskeln – es braucht Zeit, um zu trainieren und Fähigkeiten zu entwickeln. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe entwickelst du dich weiter. Vielleicht hältst du dich auf einer bestimmten Fähigkeiten-Stufe etwas länger auf als andere. Doch genauso kann es sein, dass du bei einer anderen Fähigkeit die Stufen leichtfüßig meisterst und andere überholst. Es ist völlig normal, unterschiedlich lange mit einer Fähigkeit auf einer Stufe zu sein, aber die Entwicklung deiner Fähigkeiten folgt immer der obigen Reihenfolge.
Abbildung 1: Die vier Stufen beschreiben die Schritte und die Richtung zur Entwicklung deiner Fähigkeiten.
Zu Beginn deiner Ausbildung versuchst du dein Bestes, die neuen Herausforderungen irgendwie zu meistern und deine Fähigkeiten zu verbessern. Schauen wir uns dieses irgendwie anhand der Stufen mal etwas näher an.
Ganz am Anfang deiner Ausbildung wirst du versuchen, die dir gestellten Aufgaben so gut wie möglich zu lösen. Aber mach dir bewusst, dass du auf der „Einfache Dinge kompliziert lösen“-Stufe startest und deine neuen Fähigkeiten sich erst noch entwickeln werden. Auf dieser ersten Stufe herrschen bestimmte Regeln. Die wichtigste ist: Erwarte keine perfekten Ergebnisse, sondern erfreue dich an jedem Ergebnis! Denn das bedeutet, dass deine Fähigkeiten wachsen.
Was sind denn nun eigentlich die einfachen Dinge auf dieser Stufe? Ob eine Aufgabe einfach ist, hängt natürlich stark von der Seite ab, von der aus sie betrachtet wird.
Ein Beispiel: Dir wird in der ersten Woche deiner Ausbildung eine Aufgabe gestellt, von der du (zunächst) keine Ahnung hast, wie du sie lösen sollst. Aus der Perspektive deiner Vorgesetzten ist es vielleicht eine einfache Aufgabe, die mit ihrem Wissen und Erfahrungsschatz schnell gelöst werden könnte, doch in deinem Kopf stellt sich nur die Frage: „Moment mal, wie soll ich das denn machen?“ Die Aufgabe wird auf dich womöglich alles andere als einfach wirken.
Anfangs wirst du die Aufgabe mit den Fähigkeiten lösen, die du hast – nicht aber mit den Fähigkeiten, die du brauchst. Das ist okay. Die ganze Idee der Ausbildung ist es ja, diese neuen Fähigkeiten zu erwerben und auszubauen. Deine erste Lösung wird nicht schön, vielleicht hakelig, nicht lecker, zu tief, zu grob, zu strubbelig oder nicht in der optimalen Farbe sein, aber du wirst so lange daran arbeiten (ggf. natürlich mit der Hilfe von Ausbilder:innen, Kolleg:innen oder dem Internet), bis deine Lösung die gestellte Aufgabe auch löst. Du wirst auf diese Weise recht viele neue Schritte erleben und lernen – und kannst auf deine Lösung stolz sein!
Aus der Perspektive eines Profis wird deine Lösung aber vermutlich superkompliziert sein oder viel zu viele Schritte beinhalten. Manche Dinge werden unnötig gewesen sein und womöglich wird deine Lösung einen hohen Verbrauch deiner Zeit und von Materialien beanspruchen.
Erkennst du den Unterschied in der Wahrnehmung der Herausforderung aus deiner und aus der Sicht einer erfahreneren Person? Welche der beiden Sichtweisen ist nun richtig bei der Bewertung der Situation? Na, beide Seiten natürlich! Während du auf deiner Fähigkeiten-Leiter womöglich soeben ein ganzes Stück nach oben geklettert bist, liegt deine Lösung auf der Fähigkeiten-Leiter der Profis eventuell noch sehr weit unten. Guten Ausbilder:innen ist das bewusst, denn du bist ja hier, um neue Fähigkeiten zu bilden – und das setzt voraus, dass du ein paar Dinge noch nicht weißt. 😊
Mit der Zeit wirst du sehr gut darin, einfache Aufgaben kompliziert zu lösen, es wird dir nur noch nicht auffallen. Doch nach und nach stellst du gewisse Muster fest. Es zeigen sich bei den Aufgaben vielleicht Lösungen, die du vorher nicht wahrgenommen hast, und du bekommst das Gefühl, dass diese Lösungen in irgendeiner Form besser sind als die vorherigen. Tritt dieser Fall ein, so sind die Fähigkeiten, die du angewendet hast, auf die zweite Stufe hochgeklettert.
Ein Tipp von mir: Keine Hektik! Wie lange du brauchst, deine Fähigkeiten auf die nächste Stufe zu bringen, ist individuell von dir selbst und vom Aufgabenumfeld abhängig. Das kann eine Woche, einen Monat oder länger dauern und wird in der Regel einfach die Zeit in Anspruch nehmen, die du brauchst.
Mit der Zeit und mit der Hilfe der Ausbilder:innen wirst du immer besser in den Aufgaben, die dir gestellt werden. Dies kann in winzigen Häppchen, aber auch in monumentalen Aha-Erlebnissen passieren. Das hängt stark von den Aufgaben, den Personen und den Themen in deiner Ausbildung ab. Dabei passiert etwas sehr Spannendes: Du wirst sicherer im Umgang mit den täglichen Werkzeugen. Diese Sicherheit erlaubt dir, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deine Aufmerksamkeit ist nicht mehr darauf konzentriert, wie man mit Excel umgeht, wie man den Ofen bedient, wie man Farben mischt oder wie man mit Kunden spricht – und richtet sich allmählich auf die Dinge, die du vorher gar nicht wahrgenommen hast.
Von diesem Punkt an lernst du noch viel mehr und erweiterst deinen Horizont. Du wirst immer besser darin, einfache Dinge auf recht einfache Art und Weise zu lösen und das ist eine sehr gute Sache! Ob du diese Stufe erreicht hast, kannst du ganz leicht überprüfen: Erinnere dich an die ersten Aufgaben, die du gelöst hast. Zu dem Zeitpunkt konntest du auf die damalige Lösung zu Recht stolz sein, denn es war deine eigene Leistung. Sie war nicht perfekt, aber sie war dein erster Versuch. Je mehr neue Aufgaben du löst, desto mehr Erfahrungen sammelst du. Deine Fähigkeiten wachsen. Damit gehen neue Erkenntnisse über die Aufgaben, die du schon gelöst hast, einher. Diese Erkenntnisse formen sich in deinen Gedanken zu Sätzen wie: „Wenn ich die damalige Aufgabe noch einmal machen würde, würde ich sie ganz anders lösen.“ Hast du solche Gedanken, dann blickst du auf deine früheren Lösungen mit neuen Ideen und siehst, wo du Zeit oder Materialien hättest sparen können. Du bist also besser darin geworden, einfache Herausforderungen zu lösen. Wenn dir diese Erkenntnis noch fehlt: Macht nichts, dann bist du einfach nur noch nicht so weit.
Keine Sorge, irgendwann macht es bei dir ganz von allein „klick“ oder „klong“ oder welches Geräusch auch immer eine Erkenntnis bei dir verursacht und dann fällt dir auf, wie du frühere Aufgaben hättest leichter lösen können. Du wirst auf frühere Lösungen schauen und denken: „Toll, viel komplizierter hätte ich es damals nicht lösen können“, oder: „Interessant, es war gar nicht nötig, eine neue Farbe zu erfinden, um die Aufgabe zu lösen.“ Solche Erkenntnisse markieren einen wichtigen Punkt in deiner Entwicklung. Du bist so viel klüger geworden, weil du verstanden hast, warum die damals beste Lösung noch viel Verbesserungspotenzial hatte. Durch diese Fähigkeit zur Reflexion3 hast du dich in die Lage gebracht, aus deinen Taten der Vergangenheit zu lernen.
Wenn du ähnliche einfache Aufgaben nochmals gestellt bekommst, wirst du dein Wissen und deine Fähigkeiten anwenden und diese Aufgaben etwas besser oder schneller machen. Du wirst dich erinnern und denken: „Moment, mir stehen mittlerweile neue Techniken oder Werkzeuge zur Verfügung, um diese Aufgabe besser zu lösen.“ Das ist der perfekte Augenblick, um die neuen Fähigkeiten auch einzusetzen.
Jetzt bist du in der Lage, einfache Aufgaben einfach zu lösen. Es ist definitiv wieder Zeit, Freude und Stolz zu empfinden. Vermutlich ist der Stolz für die früheren Aufgaben geschmolzen, aber genau dieses Gefühl, dass du frühere Aufgaben jetzt besser lösen kannst, sagt dir, dass du weitergekommen bist.
Einen kleinen Punkt sollte ich aber erwähnen: Eine Aufgabe anders zu lösen bedeutet nicht automatisch, sie besser zu lösen. Das Schlüsselwort habe ich oben erwähnt, es ist Reflexion. Sich in eine einfache Aufgabe ohne Nachdenken zu stürzen ist kein Garant dafür, dass du sie besser meistern wirst. Es ist das Nachdenken, wie die Aufgabe besser gelöst werden kann, das den Mehrwert bietet. „Einfach lösen“ kann dabei verschiedene Richtungen haben. Wenn du eine Aufgabe so löst, dass sie von anderen ohne Erfahrungen nachvollzogen werden kann, so ist das großartig. Denn auch dein Zukunfts-Du, wenn du noch mal an diese Aufgabe kommst, wird verstehen, warum du sie damals so gelöst hast. Einfacher kann aber auch mit weniger Mitteln bedeuten, zwei statt zehn Werkzeugen oder in einem statt in vier Tagen. Du wirst einfacher erkennen, wenn du das erste Mal darauf stößt. 😊
Deine Fähigkeiten werden auch auf dieser Stufe immer besser und deine Ausbilder:innen werden dich mit immer größeren Herausforderungen konfrontieren. Manchmal wirst du dich wie auf der ersten Stufe fühlen, aber in Wirklichkeit näherst du dich den Fähigkeiten deiner Ausbilder:innen immer weiter an und erreichst nach einiger Zeit mit deinen wichtigsten Fähigkeiten die dritte Stufe.
In deiner Ausbildungszeit wirst du es ohne Zweifel hinbekommen, die dritte Stufe zu meistern, denn dieses Buch wird dir dabei helfen. Die Besonderheit der dritten Stufe ist vielmehr, dass die meisten Menschen es nicht schaffen, diese Stufe zu verlassen, um die nächste zu erklimmen. Du wirst mit deinem neuen Bewusstsein für die Stufen erkennen, wann jemand Fähigkeiten auf der dritten Stufe einsetzt, und du wirst mit deiner Fähigkeit zur Reflexion in der Lage sein, weiterzukommen.
Aber greifen wir mal nicht zu weit vor. Komplizierte Aufgaben haben die Eigenschaft, dass sie vielschichtig, veränderlich oder unklar sind. Oder all das zusammen und vieles mehr. Nachdem deine Fähigkeiten sich so stark vermehrt haben, dass die einfachen Aufgaben der zweiten Stufe keine Herausforderungen mehr für dich darstellen, kommen die komplizierten Aufgaben.
Stell dir in einem Bereich, in dem du keine Erfahrung hast, eine sehr komplizierte Aufgabe vor. Um zum Beispiel als Pilot:in ein Flugzeug eines neuen Flugzeugtyps zu fliegen, solltest du vorher gelernt haben, was die Anzeigen im Cockpit bedeuten. Das Gleiche gilt auch in deinem Fall. Du wirst Aufgaben bekommen, bei denen du deine Fähigkeiten einsetzen wirst, um die Aufgabe zu lösen – das ist klar und gilt für alle Stufen. Du wirst dich aber möglicherweise zwischendurch wieder an den Anfang versetzt fühlen. Es gilt, eine Aufgabe zu lösen, für die du womöglich noch gar nicht die Fähigkeiten hast. Du wirst sie wieder mit oder ohne Hilfe anderer Menschen lösen. Es wird vielleicht eine Zeit dauern, aber irgendwann wirst du dank deiner bisherigen und neu dazugewonnenen Fähigkeiten die Aufgabe lösen. In diesem Augenblick kannst du wieder stolz auf dich sein. Wiederholst du auf dieser Stufe ähnliche Herausforderungen, wirst du mit der Zeit durch Erfahrung und Nachdenken selbstständig zu besseren Ergebnissen kommen. Der Prozess ist immer der gleiche, nur befindest du dich auf einer viel höheren Stufe deiner Fähigkeiten.
Erst wenn du als Pilot:in die Farben der Anzeigen, die Eigenschaften des neuen Flugzeugs, die Bedeutung der Regler, Tasten und Hebel verinnerlicht hast, folgt der nächste Schritt. Triebwerke anlassen, Schub geben, manövrieren und noch tausend andere Dinge werden dann auf einmal etwas vertrauter, weil du jetzt weißt, welcher Regler für den Schub ist und wie du die Pedale zum Manövrieren benutzt.
Wenn du dich gerade gefragt hast, wo der Unterschied dieser Stufe zur allerersten Stufe ist, hast du den Kern der Sache getroffen. Oben schrieb ich, dass einfach und kompliziert subjektiv und abhängig vom Blickwinkel sind. Ab einem gewissen Punkt vertrauen deine Ausbilder:innen so sehr in deine Fähigkeiten, dass sie dir Aufgaben geben werden, die auch für sie selbst kompliziert wären.
Während deine Ausbilder:innen alle Ecken einfacher Probleme kennen und dir überall Ratschläge und Tipps geben können, haben komplizierte Probleme diesen Bonus nicht. Du befindest dich jetzt mit deinen Ausbilder:innen auf einer Stufe, in dem beide Seiten die Teile der Lösung erst erarbeiten oder besprechen müssen.
Stell dir vor du machst eine Ausbildung als Restaurator:in. Ein Kunstwerk zu restaurieren mag für dich noch recht neu sein und für einen Ausbilder-Gesellen ist es vielleicht schon Alltag. Jetzt bekommt ihr einen neuen Auftrag: hohe Decken, ungünstige Lage der Kunstwerke und dazu auch noch von Meistern gemalt, also auch noch recht wertvoll. Solch eine Aufgabe ist für euch beide neu, vor allem die wilde und unbekannte Architektur des Gebäudes. Sie ist aber auf jeden Fall auch kompliziert, weil eure bisherigen Fähigkeiten eventuell noch nicht ausreichen, um diese Aufgabe zu lösen. Während ein Gerüst zu beschaffen leicht wäre, könnten die Winkel und Ecken des Gebäudes etwas Neues und Unbekanntes darstellen, bei denen ein normales Gerüst nicht ausreicht.