Baccara Gold Band 31 - Shawna Delacorte - E-Book

Baccara Gold Band 31 E-Book

Shawna Delacorte

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Beschreibung

DER SCHLÜSSEL ZU DEINEM HERZEN von Shawna Delacorte
Wohlig rekelt sich Jessica in der einsamen Berghütte unter ihrer warmen Bettdecke. Doch als sie sich umdreht, starrt sie in ein Paar grüner Augen: Dylan Russell – dunkelhaarig, verführerisch sexy und der beste Freund ihres Bruders. Wie kommt dieser Frauenheld nur in ihr Bett?

EIN HEISSER PLAN von LAURA WRIGHT
Liebe war nicht Teil von Macs Plan, sich an Owen Wilson zu rächen, indem er dessen Tochter Olivia verführt und anschließend eiskalt fallen lässt. Doch als ein Schneesturm die schöne junge Frau zwingt, bei Mac zu übernachten, verwandelt sich heiße Wut in brennendes Verlangen …

LIEBESFIEBER von JENNIFER GREENE
Ein Schneesturm hält Daisy bei ihrem sexy Nachbarn fest. Der Arme ist verletzt und in dem eiskalten Haus schon halb erfroren. Telefon, Strom und Heizung sind lahmgelegt. So bleibt Daisy nur eine Möglichkeit, Teague zu wärmen: ihr vor Begehren erhitzter Körper …

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Seitenzahl: 602

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Shawna Delacorte, Laura Wright, Jennifer Greene

BACCARA GOLD BAND 31

IMPRESSUM

BACCARA GOLD erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Neuauflage in der Reihe BACCARA GOLD, Band 31 12/2022

© 2001 by SKDENNISON, INC. Originaltitel: „Stormbound with a Tycoon“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christian Trautmann Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1166

© 2007 by Laura Wright Originaltitel: „Playboy‘s Ruthless Payback“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christiane Meyer Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1531

© 2004 by Alison Hart Originaltitel: „Wild in the Moment“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: DESIRE Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1388

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751510448

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Der Schlüssel zu deinem Herzen

1. KAPITEL

Jessica McGuire wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als etwas sie anstieß und aufweckte. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie, dass es draußen dämmerte und dass der Regen immer noch nicht aufgehört hatte. Das Nächste, was ihr zu Bewusstsein kam, hatte jedoch nichts mit dem Wetter zu tun, denn ein starker Arm legte sich um ihre Taille, und sofort war Jessica hellwach. Jemand schmiegte sich an sie, und dieser Jemand war eindeutig nackt und männlich.

Sie erstarrte. Angst packte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dann riss ein Adrenalinstoß sie aus ihrer Erstarrung. Hastig stieg sie aus dem Bett, schnappte sich ihr weites T-Shirt, zog es sich über den Kopf und eilte zur Schlafzimmertür. Ein Blick zurück ließ sie erleichtert aufseufzen. Sie blieb stehen. Zwar war der Großteil seines Gesichts verdeckt, doch schien der Fremde in ihrem Bett offenbar zu schlafen.

Verwirrt zog Jessica die Brauen zusammen und schlich vorsichtig zurück zum Bett, um einen Blick auf das Gesicht des Mannes zu erhaschen. Irgendetwas an ihm kam ihr vage vertraut vor. Auf jeden Fall schien er keine unmittelbare Bedrohung für sie darzustellen.

Jessica probierte den Lichtschalter aus. Sie hatte immer noch keinen Strom. Stromausfälle bei Sturm waren in diesem Teil der Olympic Peninsula im Bundesstaat Washington nichts Ungewöhnliches. Das Fehlen der Elektrizität hatte sie daher nicht weiter gekümmert. Außerdem war sie viel zu müde gewesen, um sich darüber Gedanken zu machen, als sie in dem dunklen Ferienhaus, das ihr Bruder und sie nur als „die Hütte“ bezeichneten, die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinaufgestiegen war. Dort hatte sie sich ausgezogen, ihre Sachen auf den Fußboden geworfen und sich ins Bett fallen lassen. Kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, war sie auch schon eingeschlafen.

Heute Morgen sah die Sache allerdings anders aus. Vorsichtig warf sie einen Blick auf den schlafenden Mann in ihrem Bett und hob ihre restlichen Kleidungsstücke vom Boden auf. Sie würde den Fremden aufwecken und hinauswerfen, sobald sie vollständig bekleidet war.

Sie hob ihr letztes Kleidungsstück auf und wollte gerade leise nach unten ins Bad gehen, als sie erschrocken feststellte, dass der Fremde wach war und sie beobachtete. Sie schluckte, als ihr klar wurde, dass dieser attraktive, sexy Mann sich nackt an sie geschmiegt hatte.

Die Decke war bis zu seinen Hüften heruntergerutscht und entblößte einen muskulösen, athletischen Körper. Sein zerzaustes dunkles Haar war an der Seite des Kopfes, die auf dem Kissen gelegen hatte, zusammengedrückt. Selbst in dem dämmrigen Licht des frühen Morgens entging ihr das freche Funkeln in seinen grünen Augen nicht, während er sie von oben bis unten musterte.

Der Krach hatte ihn geweckt. Er hatte sich mitten in einem erotischen Traum von einem warmen, nackten weiblichen Körper befunden, der sich an ihn drängte, und seine Hand war über seidige Haut geglitten. Es war alles so real gewesen, dass ihn die Unterbrechung geärgert hatte. Langsam machte er die Augen auf, und was er sah, passte in jeder Hinsicht zu seinem Traum. Sein Blick wanderte von den schlanken Beinen der Frau zum Saum des weiten T-Shirts, das gerade mal ihren Po bedeckte.

Er drehte sich auf die Seite und stützte den Ellbogen auf. Die Frau war etwa ein Meter siebzig groß. Ihre zerwühlten Haare verliehen ihr etwas Verwegenes, Wildes. Die starke Ähnlichkeit verriet ihm, dass sie Jessica McGuire war, die Schwester seines besten Freundes. Natürlich hatte sie sich verändert, seit er sie vor vielen Jahren zuletzt gesehen hatte, und sie war eindeutig kein schüchterner Teenager mehr.

Er versuchte gar nicht erst zu verbergen, dass ihm gefiel, was er sah. Seine Stimme klang noch heiser vom Schlaf. „So, so, die kleine Jessica McGuire. Du bist erwachsen geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.“

Sie starrte ihn entgeistert an. „Dylan Russell? Bist du das wirklich?“

„Leibhaftig.“ Er spähte unter die Decke, die den unteren Teil seines Körpers verbarg, und lächelte mutwillig. „Und zu allen Schandtaten bereit.“

Jessica errötete. Eigentlich hielt sie sich für eine selbstbewusste, selbstständige Frau, die hart arbeitete und ein geordnetes Leben führte. In ihrem Bett neben einem nackten Mann aufzuwachen passte nicht in dieses Bild. Sie versuchte, ihren spärlich bekleideten Körper zu bedecken, indem sie die übrigen Kleidungsstücke vor sich hielt. Sie war sich nicht sicher, glaubte jedoch ein leises Lachen aus Dylans Richtung zu hören. Sie wurde wütend. Offenbar störte es ihn nicht im Mindesten, dass er nackt neben ihr aufgewacht war. Fast kam es ihr so vor, als würde er ihr Unbehagen genießen.

Sie versuchte gelassen zu wirken, konnte jedoch nicht ganz verhindern, dass sie verärgert klang. „Du scheinst das Ganze ja sehr amüsant zu finden.“

Er lachte. Es war jene Art von sexy Lachen, das sofort das Verlangen einer Frau wecken und jegliche Zweifel vertreiben konnte. „Du nicht?“

„Nein, ich finde es weder amüsant noch entzückend oder sonst was. Wie bist du hierher gekommen? Als ich ankam, habe ich keinen Wagen gesehen. Wie bist du in die Hütte gekommen? Die Tür war abgeschlossen.“

„Alle Fragen lassen sich leicht beantworten.“ Er setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. „Offenbar hast du nicht versucht, deinen Wagen in die Garage zu fahren, sonst hättest du meinen Wagen darin entdeckt.“

„Nein, ich habe so nah wie möglich an der Haustür geparkt, damit ich zwischen Garage und Haus nicht durch den Regen laufen musste. Das erklärt aber noch nicht, wie du hineingekommen bist.“

„Ich habe einen Schlüssel.“

„Einen Schlüssel?“, wiederholte sie erstaunt. „Woher hast du den denn?“

„Justin gab ihn mir, weil ich ihm sagte, dass ich mich gern für ein paar Wochen hier aufhalten würde.“

„Justin hat dir angeboten, die Hütte zu benutzen? Davon hat er mir nichts erzählt.“

„Vielleicht weil er dachte, dass du die nächsten drei Wochen in New York verbringen würdest.“

„Ja, richtig“, meinte sie leise. Es stimmte. Eigentlich sollte sie jetzt in New York sein, nicht in einer Berghütte auf der anderen Seite des Landes. Tatsächlich war sie auch bis gestern Morgen in New York gewesen, bevor sie einen Flug zurück nach Seattle genommen hatte, weil das Projekt, an sie arbeitete, verschoben worden war.

Sie riss sich zusammen. „Ich schlage vor, wir unterbrechen diese Unterhaltung für eine Weile. Ich muss mich anziehen, und du musst aus meinem Bett verschwinden und aus meinem Schlafzimmer. Du kannst nicht hier bleiben.“

Er betrachtete sie neugierig und machte keine Anstalten, seine Sachen zusammenzusuchen. Stattdessen rekelte er sich behaglich und zog sich die Decke bis zur Brust. „Und wieso nicht?“

„Wieso nicht?“ Hatte sie ihn richtig verstanden? Stellte er tatsächlich ihre Entscheidung infrage? „Ich dachte, das dürfte klar sein – weil ich nicht in New York bin und du hier in meinem Bett liegst, darum.“

„Ich habe einfach das erstbeste Schlafzimmer genommen.“

„Dies hier ist mein Schlafzimmer. Justin gehört das andere.“

„Du hast recht, wir sollten diese Unterhaltung für eine Weile unterbrechen“, lenkte Dylan ein und grinste wieder. „Zumindest bis ich Kaffee getrunken habe.“ Er langte über das Bett nach seiner Jeans, die auf der Sessellehne lag, hielt jedoch inne und sah zu Jessica. „Würde es dir etwas ausmachen, dich umzudrehen, damit ich meine Hose anziehen kann? Oder willst du einfach so stehen bleiben und deine Sachen an dich drücken?“

„Das ist mein Schlafzimmer. Du bist derjenige, der … Ich meine …“ Offenbar stand er im Begriff, die Decke zurückzuschlagen und aufzustehen. „Ich meinte nicht …“ Sie drehte sich abrupt um und rannte zur Tür hinaus, ihre Kleidungsstücke fest an sich gepresst. Dylans Lachen folgte ihr die Treppe hinunter bis ins Badezimmer. Es verstummte erst, als sie die Tür hinter sich zuwarf.

Jessica zog den Duschvorhang zurück, setzte sich auf den Badewannenrand und schloss die Augen. Sie wusste nicht, ob sie über Dylans Dreistigkeit wütend oder amüsiert sein sollte. Ihr Ärger siegte. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, sie in Verlegenheit zu bringen. Und es geschah nicht zum ersten Mal. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie sechzehn Jahre alt war.

Justin hatte Dylan damals am Wochenende mit nach Hause gebracht. Anders als im vorangegangenen Jahr, als die schüchterne fünfzehnjährige Jessica für Dylan geschwärmt und verzweifelt versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, hatte sich die Sechzehnjährige in dieser Aufmerksamkeit gesonnt. Dylan hatte mit ihr Karten gespielt, sich mit ihr unterhalten und sie zum Lunch eingeladen. Er hatte ihr sogar einen Stoffteddy für ihre Sammlung gekauft, und sie hatte gehofft, dass Dylan sie ebenso sehr mochte wie sie ihn.

Sie hatte ihr schönstes Kleid angezogen, extra Make-up aufgetragen und die Haare hochgesteckt. All das, um ihm zu zeigen, dass sie alt genug war, um mit einem zwanzigjährigen Studenten auszugehen. Doch zur verabredeten Zeit musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es sich nicht um das erwartete Rendezvous handelte. Stattdessen war es ein Essen mit fast einem Dutzend Freunden, und Jessica hatte sich als Einzige schick gemacht. Am schlimmsten war jedoch, dass Dylan eine Freundin mitgebracht hatte.

Es war peinlich und demütigend gewesen. Sie hatte diesen Vorfall nie vergessen, obwohl Dylan sie rückblickend betrachtet keineswegs in die Irre geführt hatte. Er hatte nur nett sein wollen, indem er sie zu dem Treffen mit Freunden einlud. Aber Jessica hatte nur gehört, was sie hören wollte, statt das, was Dylan tatsächlich gesagt oder gemeint hatte.

Aber das war lange her. Jetzt war sie eine erwachsene, intelligente Frau von einunddreißig, die sich von einem attraktiven Mann mit dichtem dunklen Haar, grünen Augen und einem umwerfenden Lächeln nicht so leicht aus der Fassung bringen ließ.

Nach allem, was ihr Bruder ihr über Dylan Russells Lebensstil erzählt hatte, war es für ihn nichts Ungewöhnliches, eine Frau in seinem Bett vorzufinden. Was machte er eigentlich hier? Er war nicht der Typ, der sich in einer einsamen Berghütte verkroch, schon gar nicht ohne weibliche Gesellschaft. Die Geschichten über ihn besagten, dass er ein charmanter Schuft war, der von einem Bett zum nächsten sprang und feste Bindungen scheute.

Er war ein durch die Welt ziehender Playboy, der sich in einem luxuriösen Hotel mit Whirlpool und Zimmerservice sicher wohler fühlte. Was machte er also jetzt in ihrer Hütte? Dann fiel ihr etwas anderes ein. Erwartete er womöglich jemanden hier? Eine Frau? Der Zorn, den sie bei dieser Vorstellung verspürte, überraschte sie. Sein Privatleben ging sie schließlich nichts an.

Obwohl sie Justins Geschichten über Dylan stets faszinierend gefunden hatte, wusste sie doch, dass es besser war, die Finger von einem solchen Mann zu lassen, ganz gleich, wie aufregend und sexy er sein mochte. Und Dylan Russell rangierte auf der Liste der aufregenden Männer ganz oben. Aus Erfahrung wusste sie, dass Männer dieses Typs zwar äußerlich viel hermachten, aber wenig Tiefgang besaßen. Sie war mit einem attraktiven Mann verheiratet gewesen, der gern einen Blick riskierte und den es herzlich wenig kümmerte, in wessen Bett er lag. So etwas wollte sie nicht noch einmal erleben.

Sie verscheuchte diese Gedanken, denn jetzt musste sie sich erst mal anziehen.

Nicht nur Jessica dachte über die Ereignisse der letzten Minuten nach.

Dylan hatte das Geplänkel mit Jessica weitaus interessanter gefunden, als er für möglich gehalten hätte. Jessica selbst war viel reizvoller, als er nach den Schilderungen ihres Bruders vermutet hätte. Justin stellte seine Schwester immer als eine sachliche und bodenständige Frau dar, die genau wusste, was sie vom Leben wollte – im Gegensatz zu den Frauen, mit denen Dylan gewöhnlich zusammen war. Was Justin vergessen hatte zu erwähnen, war die Tatsache, dass seine Schwester außerdem einen umwerfenden Körper besaß.

Wo war Jessica McGuire vor drei Monaten gewesen, als er genau jemanden wie sie gebraucht hätte? Als es in seinem Leben rapide bergab ging? Er ermahnte sich, dass sie die Schwester seines besten Freundes war und er somit doppelt vorsichtig sein sollte. Er durfte diese wunderschöne, intelligente Frau, die offenbar genau wusste, was sie wollte, nicht als eine weitere mögliche Bettgespielin betrachten.

Dylan atmete tief durch und versuchte die Erinnerungen an ihren warmen Körper neben seinem zu verscheuchen. Doch es gelang ihm ebenso wenig, wie den Anblick zu vergessen, als er sie mit zerwühlten Haaren und spärlich bekleidet neben dem Bett hatte stehen sehen. Etwas schnürte seine Brust zusammen. Er atmete erneut tief durch in der Hoffnung, dass dieses Gefühl nachließ. Dann warf er die Decke zurück, stieg aus dem Bett und zog sich an.

Dylan ging die Treppe hinunter und blieb auf der letzten Stufe stehen. Durch die geöffnete Küchentür konnte er Jessica sehen. Ihre Miene war finster. Sie schien etwas anzustarren. Er betrat die Küche, trat hinter Jessica und spähte über ihre Schulter.

„Stimmt etwas nicht?“

Seine Stimme erschreckte sie. Abrupt drehte sie sich um und entdeckte sein Gesicht dicht vor ihrem. Einen langen Moment schaute sie in seine Augen, oder besser gesagt, er schien sie in die Tiefen seiner Augen hinabzuziehen, während er in ihrem Gesicht nach einer Erklärung suchte.

„Ob etwas nicht stimmt?“ Sie wich vor seiner beunruhigenden Nähe zurück.

„Du hast den Herd so düster angesehen. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

Sie wich einen weiteren Schritt zurück, bis sie gegen den Küchentresen stieß. „Ob etwas nicht in Ordnung ist?“ Sie wusste, dass sie sich ziemlich dumm anhörte, wenn sie bloß immer wiederholte, was er sagte. Sie riss sich energisch zusammen. „Der Gasherd funktioniert nicht, und es gibt kein warmes Wasser, und die Fußbodenheizung im Wohnzimmer geht nicht an. Etwas muss mit dem Propangastank nicht in Ordnung sein.“

„Gestern Abend habe ich nichts gemerkt, denn ich bin gleich ins Bett gegangen. Ich wollte noch eine Weile lesen, aber dann fiel durch das Unwetter der Strom aus. Der Tank dürfte eigentlich nicht zugedreht sein. Er wurde letzte Woche erst aufgefüllt und müsste aufgedreht sein.“ Sie schaute zum Fenster und dann nach oben, wo der Regen auf das Dach prasselte. „Verdammt, es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als hinauszugehen und nachzusehen, was los ist.“

„Wo ist der Propangastank?“

„Hinter der Garage.“

Dylan sah aus dem Fenster. „Es regnet ziemlich stark. Ich werde hinausgehen und nachsehen. Du bleibst hier im Trockenen.“

„Vergiss es. Ich komme schon allein zurecht.“

„Ich habe ja auch nicht behauptet, dass du nicht allein zurechtkommst“, stellte er klar. „Ich habe nur meine Hilfe angeboten.“

Jessica schnappte sich eine Jacke von der Garderobe neben der Haustür. „Du hast mir nicht deine Hilfe angeboten, sondern mir gesagt, was ich zu tun habe.“ Sie zog die Jacke an, schlug den Kragen hoch und öffnete die Haustür. Bevor sie ging, warf sie Dylan einen geringschätzigen Blick zu. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Damit trat sie hinaus, um dem Wetter zu trotzen.

Draußen überlegte sie, ob sie vielleicht ein bisschen zu grob gewesen war. Dylan hatte ja eigentlich nichts Falsches gesagt. Doch dann setzte sie eine entschlossene Miene auf. Er hatte sie völlig aus der Fassung gebracht, und das gefiel ihr absolut nicht. Sie zog fröstelnd die Schultern hoch und lief hinaus in den Regen.

Dylan sah ihr wütend nach. Sie hatte ihn zurückgewiesen, als hätte er eine abfällige Bemerkung gemacht. Dabei hatte er ihr lediglich seine Hilfe angeboten. Eine solche Behandlung war er nicht gewohnt, besonders nicht von einer schönen Frau. Allerdings war er es auch nicht gewohnt, sich mit unabhängigen, selbstbewussten Frauen auseinanderzusetzen, die wussten, was ein Propangastank war, geschweige denn, was sie damit zu tun hatten.

Er folgte ihr hinaus in den Regen und holte sie an der Garagenecke ein. Er stand daneben, während sie sich bückte, um die Gasanzeige des Tanks und die Anschlüsse zu überprüfen. Sie sah auf zu ihm und schützte mit der Hand ihre Augen gegen den Regen. „Das Ventil ist zu. Der Tank war zugedreht.“

Sie drehte das Ventil auf und richtete sich wieder auf. Dylan stellte sich ihr in den Weg. Sie standen dicht voreinander, fast so wie vorhin in der Küche.

Erneut zog sich in seiner Brust etwas zusammen, während er sie betrachtete. Ihr Haar klebte nass vom Regen an ihrem Kopf. Kleine Rinnsale liefen ihr übers Gesicht und formten ihre dunklen Wimpern zu winzigen Spitzen. Er wollte ihr das Wasser von den Wangen wischen und die Tropfen von ihren allzu verlockenden Lippen küssen. Sie hatte einen Mund, der einen Mann in den Wahnsinn treiben konnte. Dylan unterdrückte sein Verlangen und gab ihr den Weg frei.

Doch Jessica rührte sich nicht. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach der Berührung, die beinah stattgefunden hätte. Sie schluckte und versuchte ihren rasenden Puls zu beruhigen. Schließlich gelang es ihr, sich aus seinem Bann zu befreien und zurück zur Hütte zu rennen.

Dylan folgte ihr. Auf der überdachten Veranda zog sie ihre regendurchweichte Jacke aus, schüttelte das Wasser ab, stieg aus den matschbedeckten Stiefeln und ließ sie draußen zurück. Dylan folgte ihrem Beispiel und streifte ebenfalls seine Schuhe ab. Drinnen hängte Jessica ihre Jacke zum Trocknen auf den Garderobenständer.

Dylan zog sich sein nasses Sweatshirt über den Kopf. Darunter kam ein nasses T-Shirt zum Vorschein. Jessica versuchte nicht darauf zu achten, wie der Stoff an seinen ausgeprägten Muskeln klebte, doch dieser Versuch war zwecklos. Ihre Atmung beschleunigte sich, und zu ihrem Entsetzen begann auch ihr Puls wieder zu rasen. Irgendwie musste sie verhindern, dass Dylan weiterhin diese Wirkung auf sie hatte.

Er hängte den Sweater auf den Türknopf, fuhr sich durch die nassen Haare und drehte sich zu Jessica um. „Damit dürften die Fragen nach dem heißen Wasser und dem Herd wohl geklärt sein. Wo hast du die Streichhölzer? In der Küche?“

Sie gab sich große Mühe, sich ihre Aufgewühltheit nicht anmerken zu lassen. „Der Gaslieferant muss den Tank zugedreht und vergessen haben, ihn wieder aufzudrehen, als er ihn letzte Woche aufgefüllt hat.“ Sie nahm die Streichhölzer vom Kaminsims. „Zum Glück für dich bin ich rechtzeitig hier aufgetaucht, um alles wieder in Ordnung zu bringen.“ Sie hatte diesen Gedanken gar nicht laut aussprechen wollen.

Dylan sprang sofort darauf an. „Einen Gastank aufzudrehen und ein Streichholz an ein paar Sparbrenner zu halten übersteigt nicht meine Fähigkeiten.“

Sie errötete vor Verlegenheit. Was war los mit ihr? Sie schien nicht in der Lage zu sein, mit dem Sticheln aufzuhören. „Ich wollte damit nicht andeuten …“

Er unterbrach sie spöttisch. „Da du ja alles so gut im Griff hast, überlasse ich alles Weitere dir und nutze die Gelegenheit, aus den nassen Sachen zu kommen. Wenn du mich entschuldigen würdest …“ Damit drehte er sich um und ging davon.

Jessica schaute ihm nach, wie er die Treppe hinaufging. Dieser Mann, den sie früher so angebetet hatte, war plötzlich nur noch ein ganz gewöhnlicher Mann in nassen Kleidern, aus denen das Wasser auf den Boden tropfte. Na ja, „gewöhnlich“ war vielleicht nicht das richtige Wort. Denn an Dylan Russell und seiner überraschend beunruhigenden Wirkung auf sie war nichts Gewöhnliches. Wie um ihre Gedanken und Empfindungen zu bestätigen, durchlief sie ein prickelnder Schauer, der sie daran erinnerte, dass sie längst nicht alles so gut unter Kontrolle hatte, wie sie es sich wünschte.

Dylan zog sich die nassen Sachen aus. Er war sich nicht sicher, was er von dem unerwarteten Verlauf dieses Morgens halten sollte. Er verfügte über keinerlei Erfahrung mit Frauen, die nicht nur hübsche Begleiterinnen und begeisterte Bettgefährtinnen waren.

Aber die gab es jetzt ohnehin nicht mehr für ihn. Es war lange her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war. An Gelegenheiten hatte es sicher nicht gemangelt. Doch die Jagd machte ihm keinen Spaß mehr, besonders wenn die Beute keine Herausforderung darstellte. In diese Kategorie fiel Jessica jedenfalls absolut nicht. Zu welcher Kategorie sie gehörte, wusste er allerdings auch noch nicht. Er wurde jedoch den Verdacht nicht los, dass sie für ihn etwas völlig Neues war.

Er nahm warme Socken, einen Pullover und eine Jeans aus der Kommode, in die er gestern Abend seine Sachen eingeräumt hatte. Während er sich anzog, kreisten seine Gedanken weiter um Jessica. Er fand sie schön, intelligent, faszinierend … und sehr beunruhigend.

Er dachte an ihre Bemerkung, dass er sich glücklich schätzen konnte, dass sie da war, um Reparaturen in der Hütte durchzuführen. Ihm gefiel die darin enthaltene Andeutung nicht, er sei unfähig, sich um solche einfachen Dinge zu kümmern. Vermittelte er ein solches Bild von sich? War das die Meinung, die man von ihm hatte? Sah man ihn als jemand, der sich ziellos durchs Leben treiben ließ? Als jemand, der nicht in der Lage war, die alltäglichen kleinen Dinge zu bewältigen? Er presste die Lippen zusammen. Das gefiel ihm nicht, aber er wusste, dass es das war, das die Leute glaubten.

Zu dieser Erkenntnis war er schon vor drei Monaten gekommen, als ein Geschäft schief gelaufen war und ihn in eine tiefe Depression gestürzt hatte. Es war nicht das Geschäft selbst und schon gar nicht der Verlust des Geldes, was eine solche Wirkung auf ihn gehabt hatte. Es war viel mehr als das. Und aus diesem Grund hatte er Justin gebeten, die Hütte benutzen zu dürfen. Er musste sich über seine Möglichkeiten klar werden und Entscheidungen treffen. Er musste etwas tun, um sein Leben wieder in Ordnung zu bringen.

Er sah zur Treppe, die ins Wohnzimmer hinunterführte. Wie sollte er in Ruhe nachdenken, wenn die aufregende Jessica McGuire in seiner Nähe war und ihn ablenkte?

Kaffee … er brauchte Kaffee gegen die feuchte Kälte. Er wollte schon die Treppe hinuntergehen, machte aber noch einmal kehrt. Es gab keinen Grund, weiter ihre Privatsphäre zu stören, indem er ihr Schlafzimmer benutzte. Es wäre nichts gewonnen, wenn er sie sich absichtlich zum Feind machte. Rasch packte er daher seine Sachen zusammen und brachte sie in das zweite Schlafzimmer.

Anschließend eilte er die Treppe hinunter. Er hatte ein paar Lebensmittel mitgebracht, aber nicht genug, um damit zwei Leute länger als zwei Tage zu versorgen. Sobald der Regen nachließ, würde einer von ihnen zu dem kleinen Supermarkt an der Hauptstraße gehen müssen. Plötzlich hielt er inne. Offenbar hatte er bei seinen Überlegungen bereits beschlossen, dass sie sich die Hütte teilen würden. Oder besser gesagt, er hatte nicht die Absicht zu gehen.

Selbst als er seine Sachen in das andere Schlafzimmer gebracht hatte, war dieser Gedanke nicht konkret gewesen. Er grinste. Wie würde Jessica wohl auf diese Aussicht reagieren? Doch seine Amüsiertheit hielt nur kurz an. Kaum hatte er das Wohnzimmer betreten, registrierte er ihre finstere Miene.

„Wenn du in meinem Schlafzimmer fertig bist, würde ich mir gern trockene Sachen anziehen“, erklärte sie.

„Selbstverständlich.“ Er trat zur Seite und fragte sich, woher ihre Gereiztheit jetzt kam. Er beschloss, sie selbst herausfinden zu lassen, dass er seine Sachen aus ihrem Schlafzimmer entfernt hatte.

Sie begann die Treppe hinaufzugehen, blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um, gerade lange genug, um ihm einen missbilligenden Blick zuzuwerfen. Sie schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und ging weiter.

Er war sich nicht sicher, was dieser Blick zu bedeuten hatte, aber er beunruhigte ihn. Es hatte nicht nur damit zu tun, dass ihr seine Anwesenheit hier missfiel. Da war noch etwas anderes in ihrem Blick gewesen, das er nicht genau benennen konnte. Vor vielen Jahren waren sie sich bei verschiedenen Anlässen begegnet, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie heute praktisch Fremde waren. Natürlich war es eine unangenehme Situation, und er wusste auch nicht genau, wie man am besten damit umging, damit jeder bekam, was er wollte … oder, in seinem Fall, was er brauchte.

Und was er unbedingt brauchte, war eine Flucht in die Einsamkeit. Er wollte weder das geschäftige Treiben in einer Ferienanlage noch die unpersönliche Atmosphäre eines Hotels oder das Gefühl des Eingesperrtseins in einem Zimmer, nur um Menschen und jeglichen Aktivitäten zu entkommen. Justins Hütte war die perfekte Lösung seines Problems gewesen – Einsamkeit ohne das Gefühl des Eingesperrtseins.

Im Erdgeschoss des Ferienhauses lagen das Wohnzimmer mit der Essecke, die Küche und ein Bad. Ging man die Treppe hoch, so gelangte man auf eine Galerie, von der aus man das Wohnzimmer überblickte. Außerdem befanden sich im ersten Stock zwei Schlafzimmer und ein Balkon. Das Haus war groß genug, um sich darin nicht eingeengt zu fühlen, und umgeben von Wald, in dem Dylan wandern konnte, ohne anderen Menschen zu begegnen.

Sein ganzes Leben schien ein Durcheinander zu sein, und er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Er musste in Ruhe über alles nachdenken, ein paar Entscheidungen treffen, und zwar rasch, bevor alles schlimmer wurde. Er dachte an Stanley und Rose Clarkson und bekam sofort wieder Schuldgefühle.

Kaffee … er brauchte dringend Kaffee. Er ging in die Küche. Ohne Strom war die elektrische Kaffeemaschine nutzlos. Er durchwühlte die Küchenschubladen auf der Suche nach einem Kaffeefilter, um den Kaffee mit der Hand aufzubrühen. Schließlich kniete er sich hin, um auch in die unteren Schränke zu schauen.

Jessica kam die Treppe hinunter, nachdem sie sich umgezogen hatte. An der Tür zur Küche blieb sie stehen und beobachtete, wie Dylan in den Schränken kramte. Seine Jeans umschmiegte seine Beine und seinen Po wie eine zweite Haut. Selbst durch den weiten Pullover erkannte sie seinen muskulösen Rücken und die breiten Schultern. Sie schloss die Augen, doch es half nichts. Die Szene von heute Morgen ließ sich nicht verdrängen – Dylan, auf den Ellbogen gestützt im Bett, die Decke bis zu den Hüften heruntergerutscht, die Konturen seiner muskulösen Brust im Licht des frühen Morgens, ein mutwilliges Grinsen auf dem attraktiven Gesicht und ein freches Funkeln in den Augen.

Sie verscheuchte dieses Bild und hoffte, die Schmetterlinge in ihrem Bauch würden aufhören zu flattern. „Wonach suchst du?“, fragte sie gelassener, als sie sich fühlte.

Erschrocken richtete er sich auf und stieß sich prompt den Kopf. Er verzog vor Schmerz das Gesicht und rieb sich die Stelle. Jessica hatte Mühe, nicht zu lachen.

Dylan holte mit der anderen Hand einen alten Kaffeefilter aus dem Schrank und hielt ihn triumphierend hoch. „Danach habe ich gesucht.“

Sie betätigte den Lichtschalter, um herauszufinden, ob der Strom noch immer weg war. „Tja, da bin ich froh, dass du ihn gefunden hast. Kaffee war auch das Erste, was mir in den Sinn kam.“ Wenn man das äußerst reizvolle Bild von Dylan Russell in ihrem Bett nicht mitzählte.

2. KAPITEL

Dylan stand auf, stellte den Kaffeefilter auf den Küchentresen und setzte sein einnehmendstes Lächeln auf. „Ich bin froh, dass wir etwas gefunden haben, wobei wir uns einig sind. Wo bewahrst du den Kaffee auf?“

„Ich kümmere mich darum. Ich weiß, wo alles ist.“ Jessica öffnete die Tür der winzigen Speisekammer und nahm die Dose heraus.

Dylan nahm ihr die Dose ab, und sein Ton verriet eine gewisse Gereiztheit darüber, dass sie ständig seine praktischen Fähigkeiten infrage stellte. „Ich weiß, wie man Kaffee kocht.“ Er füllte den Teekessel mit Wasser und zündete den Brenner des Herdes an. Anschließend nahm er eine Kaffeekanne und zwei Becher aus dem Schrank und stellte sie auf den Küchentresen. Dann starrte er den Teekessel an, als könne er das Wasser auf diese Weise schneller zum Kochen bringen.

Jessica wandte sich zum Bad um. „Ich denke, wir haben mittlerweile heißes Wasser. Ich gehe duschen.“

„In Ordnung.“ Dylan sah in ihre Richtung. „Ich werde duschen, wenn du fertig bist.“ Er fuhr sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn und seinen Wangen. „Außerdem muss ich mich rasieren.“ Erneut hatte er den Eindruck, dass sie etwas sagen wollte, sich jedoch dagegen entschied. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Teekessel und hoffte, dass Jessica das als Zeichen nahm, sich ruhig um ihre Sachen zu kümmern. Einige Minuten später hörte er die Dusche rauschen.

Dylan lehnte sich gegen den Küchentresen und war erleichtert, dass Jessica weg war. Abgesehen von einigen erfreulichen Momenten heute Morgen nach dem Aufwachen, war die Situation bisher unangenehm und peinlich gewesen. Er hatte seinen Charme spielen lassen, doch nicht mal das hatte Jessica weicher gestimmt.

Erneut packte ihn Verzweiflung bei der Erinnerung daran, was Stanley und Rose Clarkson geschehen war. In der Vergangenheit war alles stets ein Spiel für ihn gewesen, doch allmählich dämmerte ihm, dass er fünfunddreißig Jahre alt war und nichts Wichtiges im Leben vorzuweisen hatte. Er hatte viele denkwürdige Abenteuer erlebt, hatte Bekannte rund um den Globus und besaß mehrere Millionen Dollar. Aber er hatte kein echtes Zuhause, keine Familie oder enge Freunde, bis auf Justin McGuire. All die Dinge, auf die es wirklich ankam, hatte er nicht.

Als er den Kaffee aufgebrüht hatte, goss er sich einen Becher ein und ging damit ins Wohnzimmer. Er öffnete die Haustür und sah in den Regen hinaus. Die feuchte, kalte Luft ließ ihn trotz des heißen Kaffees frösteln. Er musste etwas finden, mit dem er Jessica beweisen konnte, dass er nicht so ungeschickt war, wie sie offenbar glaubte. Sein Blick fiel auf das ordentlich auf der Veranda gestapelte Feuerholz.

Er drehte sich zum Kamin um. Das war es. Es gab doch nichts Besseres als ein warmes, gemütliches Feuer, um das Eis zu brechen. Er brachte seinen Kaffeebecher zurück in die Küche und machte sich daran, Feuerholz hereinzutragen und im Kamin aufzuschichten. Wie man ein gemütliches Feuer einsetzte, um eine romantische Atmosphäre zu erzeugen, wusste er genau. Oder, in diesem Fall, zumindest eine freundlichere Atmosphäre, frei von jeglichen Spannungen.

Er musste unwillkürlich grinsen. Sie könnten sich die Sessel vor den Kamin stellen, zusammen Kaffee trinken und sich unterhalten. Auf diese Weise würde es ihm auch gelingen, Jessicas schlechte Meinung von ihm zu korrigieren. Genau. Er war sehr zufrieden mit sich und seinem Plan.

Nachdem er mit dem Kamin fertig war, ging er in die Küche, um seinen Becher zu holen. Er rief Jessica, als er sie aus dem Bad kommen hörte. „Der Kaffee ist fertig. Möchtest du ihn mit Milch und Zucker oder schwarz?“

„Oh mein Gott! Was hast du getan!“ Jessicas alarmierter Schrei erfüllte die Hütte ebenso wie der Geruch nach Rauch, der den Kaffeeduft vertrieb. Es qualmte in dicken Wolken aus dem Kamin ins Wohnzimmer. Jessicas erster Gedanke war, dass die Hütte brannte. Doch dann erkannte sie, dass es etwas anderes war.

Dylan rannte zum Kamin. „Öffne die Tür und ein paar Fenster, damit der Qualm abzieht!“ Er schnappte die größten Holzscheite, die noch kein Feuer gefangen hatten, und warf sie auf die Kaminplatte. Mit dem Schürhaken verteilte er die glimmenden Stücke, damit das Feuer keine Nahrung mehr hatte. Dann holte er den mit Sand gefüllten Eimer, den er auf der Veranda entdeckt hatte, und schüttete ihn über die Glut, um sie zu ersticken.

Jessica ging auf die Veranda hinaus und atmete tief die frische Luft ein. „Du hast anscheinend vergessen, die Zugklappe zu öffnen, bevor du den Kamin angezündet hast“, stellte sie fest.

Dylan kam ebenfalls heraus. „Ich habe oft genug Feuer im Kamin gemacht. Die Zugklappe war offen.“ Damit drehte er sich um und ging in die Küche, um sich noch einen Becher Kaffee zu holen.

Als er zurückkam, kniete Jessica vor dem Kamin und betätigte den Hebel für die Zugklappe. Zufrieden registrierte er ihren verlegenen Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn ansah. Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab, stand auf und ging zu ihm.

Dylan neigte den Kopf und hob eine Braue. „Nun?“

Sie errötete und schaute zu Boden. „Du hattest recht. Die Zugklappe ist offen. Ich … tja, anscheinend verstopft irgendetwas den Kamin.“

„Davon kann man wohl ausgehen“, erwiderte er spöttisch. Er sah sie an und wartete. Sie hatte ihm unterstellt, sich so wenig auszukennen, dass er die Zugklappe nicht überprüft hatte. Damit nicht genug, hatte sie auch noch seine Worte angezweifelt, als er ihr versichert hatte, dass die Klappe geöffnet war, und selbst nachgesehen. Jetzt musste sie zugeben, dass er für das Chaos nicht verantwortlich war.

Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Dann nahm sie sich zusammen und straffte die Schultern. „Du wirst es mir nicht einfach machen, oder?“

„Was meinst du?“, entgegnete er mit gespielter Unschuld. Justin hatte ihm verraten, dass seine Schwester es hasste, zugeben zu müssen, wenn sie sich geirrt hatte, und dass sie in dieser Hinsicht sehr stur war.

Sie atmete tief durch. „Also schön! Du hattest recht, und ich habe mich geirrt. Die Zugklappe war offen.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Bist du jetzt zufrieden?“

Er schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln und meinte triumphierend: „So schwer war das doch gar nicht, oder?“

„Und ob es das war!“ Auf ihre wütende Antwort folgte verlegenes Schweigen. Jessica rieb sich den Nacken und schaute zu Boden. Leise meinte sie: „Ich hatte angenommen …“

„Was hast du angenommen? Dass ich ein hilfloser, unfähiger Idiot bin, der nicht einmal mit den einfachsten Aufgaben fertig wird?“ Er bemerkte, wie sie erneut errötete und bedauerte seine schroffen Worte, auch wenn sie der Wahrheit vermutlich recht nahe kamen.

Jessica versuchte wieder die Oberhand zu gewinnen. „Du musst zugeben, dass dein Lebensstil nicht geeignet ist …“

„Vielleicht ist mein Lebensstil gar nicht so, wie du denkst“, unterbrach er sie. „Sicher, ich bin in den letzten Jahren viel herumgezogen …“ Plötzlich stiegen die Traurigkeit und Verzweiflung wieder in ihm hoch.

Er dachte über das Wort „Lebensstil“ nach und darüber, dass er sich eigenartigartig orientierungslos fühlte, weil er keine Ziele hatte, die diesen Namen verdienten. Und gefühlsmäßig herrschte in ihm eine große Leere. Immer gab es eine Party, die man besuchen konnte, aber niemand Besonderen, mit dem er Kummer und Leid teilen konnte … vor allem den Kummer. Das war kein Lebensstil, das war Einsamkeit.

Er hatte Justin stets beneidetet, der alles zu haben schien, was er, Dylan, nicht hatte. Obwohl Justin geschieden war, hatte er eine Familie und stand seiner Schwester sehr nah. Er hatte einen Beruf, den er liebte, ein Zuhause und gute Freunde. Und Jessica war ein sehr ausgeglichener Mensch. Die beiden hatten alles, worauf es ankam und wonach Dylan sich sehnte.

Er war ein Einzelkind. Sein Vater hatte die Familie verlassen, als er zehn Jahre alt war. Später hatte er erfahren, dass sein Vater fünf Jahre danach gestorben war. Und dann war da noch die Sache mit Dylans geplatzter Hochzeit gewesen. Seine Mutter war zwei Wochen, nachdem er buchstäblich vorm Altar sitzen gelassen worden war, gestorben. Damit hatten ihn alle, die ihm nahe standen, verlassen. Das war eine bittere Lektion, die er gelernt hatte – wenn du jemanden in dein Herz schließt oder dich von deiner verletzlichen Seite zeigst, wird man dir wehtun. Enge emotionale Beziehungen waren nichts für ihn. Trotzdem beneidete er Justin und Jessica.

Dylan wandte sich ab, bevor sie ihm diesen melancholischen Moment anmerkte. Denn das war genau die Art von Verletzlichkeit, die er dieser Frau, die bereits eine feste Meinung von ihm hatte, nicht zeigen wollte. Er nahm den leeren Becher vom Küchentresen, schenkte ihn voll und gab ihn Jessica.

„Du hast mir nicht geantwortet, ob du ihn schwarz oder mit Milch und Zucker willst.“

„Schwarz.“ Sie nahm den Becher entgegen. Für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Finger, und ihre Blicke trafen sich. Jessica erstarrte, und ihr Herz schlug schneller. Rasch wandte sie den Blick ab.

Dylan ging mit seinem Kaffee ins Wohnzimmer und trank unterwegs einen Schluck. Er wollte unbedingt die Atmosphäre entspannen. Plötzlich fiel ihm ein Vorfall aus seiner Jugend ein, und er musste unwillkürlich lachen.

Jessica betrachtete ihn einer Mischung aus Neugier und Gereiztheit. „Der ganze Morgen war eine einzige Katastrophe. Was findest du jetzt so lustig?“

Er trank einen weiteren Schluck Kaffee und machte es sich in einem Sessel bequem. „Das Chaos mit dem Kamin erinnert mich an etwas, das vor langer Zeit passiert ist, als ich ungefähr fünfzehn war.“ Er lachte erneut leise bei der Erinnerung daran. „Meine Mutter und ich lebten in einem alten Haus mit einem Kamin im Wohnzimmer, den wir normalerweise nie benutzten. Sie spielte Karten mit den Nachbarn, also entschied ich, dass es der perfekte Abend war, um meine Freundin einzuladen, mit der Ausrede, wir würden zusammen lernen. Ich hatte vor, ein romantisches Feuer im Kamin zu machen, so wie ich es im Kino gesehen hatte.“

„Mit fünfzehn hast du schon romantische Abende geplant?“

Er warf Jessica einen mutwilligen Blick zu. „Ein Fünfzehnjähriger wird nun mal von seinen Hormonen gesteuert.“ Einen Moment lang dachte er an jene unbeschwerte Zeit zurück. „Ich hatte Holz, Zeitungen und Streichhölzer. Alles, wovon ich dachte, dass man es für ein romantisches Kaminfeuer braucht. Ich baute alles so auf, wie ich glaubte, dass es richtig ist – ganz unten die Zeitung, kleinere Holzscheite darüber und die großen oben drauf. Nachdem ich sicher war, dass das Feuer brannte, lief ich auf die Veranda, um auf meine Freundin zu warten. Im Nu war das Zimmer mit Rauch gefüllt, der zur Tür herausquoll. Ein Nachbar bemerkte den Rauch und rief die Feuerwehr.“ Er sah Jessica an. „Auf diese Weise habe ich von Zugklappen in Kaminen erfahren.“ Er lachte ein wenig verlegen. „Und du? Gibt es einen absolut peinlichen Moment in deiner Vergangenheit, von dem du mir erzählen möchtest?“

Ihr fielen nur zwei wirklich peinliche Begebenheiten ein. Die erste war, dass mehrere Leute zu ihrer Verabredung mit Dylan erschienen waren, als sie sechzehn war. Die andere war, dass sie ihren Mann mit einer anderen Frau im Bett erwischt hatte. Sie hatte nicht die Absicht, einen dieser Vorfälle zu erwähnen. „Mir fällt im Augenblick nichts ein.“

„Ich verstehe. Ich entblöße mich also hier, und du behältst deinen peinlichsten Moment einfach für dich.“ Sein neckendes Grinsen verriet ihr, dass er nicht ernsthaft böse war.

Er hatte ihr eine persönliche Erfahrung aus seiner Vergangenheit erzählt, und in diesen wenigen Minuten hatte sie eine Nähe empfunden, mit der sie nicht gerechnet hatte. Es war, als würde sie plötzlich einen ganz anderen Dylan Russell sehen als den, den sie zu kennen glaubte.

Er stand auf und riss sie aus ihrer Nachdenklichkeit. „Jetzt sollten wir herausfinden, was den Kamin verstopft.“ Er kniete sich auf die Kaminplatte und versuchte in die Dunkelheit hinaufzuspähen. „Hast du hier irgendwo eine Taschenlampe?“

„Ja, in der Küche. Ich werde sie holen.“ Sie lief in die Küche, um seiner beunruhigenden Gegenwart zu entkommen. Nichts war so, wie es sein sollte – am wenigsten Dylan Russell. Und es hatte nicht nur damit zu tun, dass Justin ihn die Hütte benutzen ließ und sie aus Versehen zu ihm ins Bett gestiegen war. Sie fürchtete sich davor, womit es tatsächlich zu tun haben könnte.

Jedes Mal, wenn sie ihre vorgefasste Meinung über ihn bestätigt sehen wollte, weigerte er sich, diesem Bild zu entsprechen. Je entschlossener sie es versuchte, desto mehr widerstand er diesen Versuchen. Sie fand es sehr verwirrend und frustrierend. Dabei besaß sie sonst eine ausgeprägte Fähigkeit, Menschen einzuschätzen. Doch bei Dylan klappte es einfach nicht – besonders wenn er sein sexy Lächeln aufblitzen ließ.

Möglicherweise wollte sie ihn unbedingt in eine Schublade stecken, weil sie sich durch seine Art, seine Freiheit auszuleben, bedroht fühlte. Es ärgerte sie, dass er sich über ihr geordnetes und von Vernunft bestimmtes Leben lustig zu machen schien. Aber das war noch nicht das Schlimmste.

Viel schlimmer war, dass seine Nähe sie erschauern ließ und erregte. Er löste etwas in ihr aus, worüber sie keine Kontrolle hatte, und sie musste sich ständig ins Gedächtnis rufen, dass sie kein Teenager nicht mehr war, der für den Freund ihres Bruders schwärmte.

Dylan durchsuchte ein paar Schränke, während Jessica die Taschenlampe suchte. Er fand einen alten Besen, einen Schrubberstiel und Klebeband. Indem er die Enden der Stiele zusammenklebte, erhielt er einen langen Stab.

„Was soll das sein?“, fragte Jessica, als sie ihm die Taschenlampe gab.

Er lehnte den Stab an die Wand und nahm die Taschenlampe. „Ich brauche etwas, das lang genug ist, um damit in den Schornstein zu gelangen und zu lösen, was ihn verstopft, ohne dass ich dazu aufs Dach muss.“

„Aufs Dach? Es regnet noch, und das Dach ist sehr steil. Das ist viel zu gefährlich.“

„Eben.“ Er umfasste ihr Kinn und sprach nun ganz langsam wie mit einem Kind. „Deshalb will ich ja auch nicht dort hinauf, wenn es sich vermeiden lässt.“ Da Jessica verärgert aussah, grinste er, um sie wissen zu lassen, dass er sie nur neckte.

Er streichelte ihre Wange. Es war ein flüchtiger Augenblick der Intimität, der ihm den Atem raubte und völlig verwirrte. Er versuchte, das aufsteigende Verlangen zu unterdrücken, indem er sich dem Problem mit dem Kamin widmete.

Dylan schaltete die Taschenlampe ein, kniete sich auf den Kaminrost und schaute nach oben. „Da oben ist tatsächlich etwas. Ich hoffe, ich komme da ran.“ Er zog den Kopf aus dem Kamin und gab Jessica die Taschenlampe. „Leuchte mir, während ich versuche zu entfernen, was den Abzug blockiert.“

Jessica lehnte sich an den Kamin, schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete in die Dunkelheit hinauf. Dylan betrachtete sie einen Moment und lachte leise. „Du solltest deinen Kopf lieber nicht hineinstecken, sonst fällt dir das, was von dort oben herunterkommt, ins Gesicht.“

Leise fluchend zog sie sich zurück. „Ich weiß.“

Ihre offenkundige Gereiztheit über ihren eigenen Fehler amüsierte ihn. „Wie bitte? Ich habe nicht verstanden, was du gesagt hast.“

„Wollen wir jetzt den Kamin freibekommen oder nicht?“

„Natürlich, Ma’am. Genau das werden wir tun.“ Und damit konzentrierte er sich auf die bevorstehende Aufgabe. Er schob den Stab so weit er konnte den Kamin hinauf, bis er auf ein Hindernis traf. Mehrmals stieß er dagegen, und getrocknete Zweige und Blätter fielen herunter. Dann gab plötzlich alles nach und krachte nach unten.

Jessica sprang auf und ließ die Taschenlampe fallen, um ihre Augen vor dem aufwirbelnden Staub zu schützen. Dylan wich hustend vor der Wolke aus Ruß und Asche zurück, die aus dem Kamin quoll.

Gemeinsam flohen sie hinaus auf die Veranda, um der erstickenden Luft im Innern der Hütte zu entkommen.

Jessica fuhr sich durch die Haare, in denen sich ein paar Blätter verfangen hatten. Dann wischte sie sich den Staub von der Stirn und den Wangen. „Was für ein Dreck!“

„Ich glaube, wir haben das Hindernis beseitigt.“ Dylan zupfte sich Zweige von der Kleidung. „Hast du einen Staubsauger? Diese pudrige Kaminasche bekommt man mit einem Besen schlecht weg.“

„Ja, aber es gibt doch keinen …“

„Strom!“, beendete Dylan den Satz für sie.

Sie mussten beide über die unmögliche Situation lachen. Doch so schnell wie sie zu lachen begonnen hatten, so rasch verstummten sie wieder, als ihre Blicke sich erneut für einen Moment trafen. Es war fast eine instinktive Geste, als Dylan Jessica zärtlich etwas Schmutz von der Wange wischte. Er ließ die Fingerspitzen auf ihrer Haut verweilen und umfasste schließlich ihr Gesicht mit beiden Händen. Am liebsten hätte er jetzt ihren sinnlichen Mund geküsst. Doch er widerstand der Verlockung und zog die Hände wieder zurück. Noch nie hatte er sich in der Lage befunden, jemanden so sehr küssen zu wollen und es nicht zu wagen.

Es überlief Jessica heiß bei seiner Berührung, und sie trat einen Schritt zurück. Er war eindeutig der falsche Mann für sie, obwohl seine bloße Gegenwart sie auf eine Art erregte, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Sie versuchte diese faszinierenden Gefühle abzuschütteln. Es war eine dumme Situation, die so schnell wie möglich enden musste.

Sie wich einen weiteren Schritt zurück und rieb sich nervös den Nacken. „Tja, dann sollten wir wohl mal die Bescherung da drin aufräumen.“ Damit ging sie ins Wohnzimmer und ließ Dylan auf der Veranda stehen.

Während sie aufräumten, hielt sie bewusst Abstand zu ihm. Als sie fertig waren, war es fast Mittag. Den ganzen Vormittag über hatte sich eine Katastrophe an die andere gereiht. Dylan Russell hatte sie völlig durcheinandergebracht, und das gefiel ihr gar nicht. Am schlimmsten war jedoch, dass sie keine Ahnung hatte, was sie dagegen tun sollte. Noch immer konnte sie seine Finger auf ihrer Wange spüren, die Wärme seiner Berührung.

Dylan war sich jeder ihrer Bewegungen und Gesten bewusst. Ihre Körpersprache verriet ihm, dass sie die Nase voll hatte von dieser Serie Minikatastrophen. Daher hatte er den Entschluss gefasst, sich ein wenig zurückzuziehen und ihr Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Er schaute sich im Zimmer um, zufrieden, dass es so ordentlich war, wie unter den Umständen möglich.

„Es scheint alles wieder unter Kontrolle zu sein“, stellte er fest. „Ich glaube, jetzt ist eine gute Gelegenheit für mich, duschen zu gehen.“ Damit verschwand er im Bad.

Ein paar Minuten später hörte Jessica die Dusche rauschen. Endlich hatte sie ein wenig Ruhe vor Dylan, der ihr Herz schneller schlagen ließ und ihren Puls beschleunigte. Sie goss sich einen zweiten Becher Kaffee ein, schaltete das batteriebetriebene Radio ein und machte es sich auf dem Sofa bequem. Dann dachte sie über die Ereignisse dieses Vormittags nach. Alles, was sie gewollt hatte, waren ein paar Tage Einsamkeit und Ruhe. Das konnte doch nicht zu viel verlangt sein, oder? Stattdessen schien sich alles gegen sie zu verschwören, und sie geriet von einem Desaster ins nächste. Zuerst war es der Regen während der Fahrt zur Hütte, dann der Stromausfall bei ihrer Ankunft und schließlich das Chaos in Gestalt von Dylan Russell.

Es war eine unmögliche Situation. Er würde gehen müssen, sobald er im Badezimmer fertig war. Es war schon schlimm genug, durch ein Versehen im gleichen Bett mit ihm aufzuwachen. Doch ihm zu erlauben, weiterhin in der Hütte zu bleiben, kam auf keinen Fall infrage. Sie war fest entschlossen. Sie würde höflich, aber unnachgiebig sein. Schon möglich, dass Justin ihm erlaubt hatte, die Hütte zu benutzen. Aber selbst Dylan müsste inzwischen gemerkt haben, in welch unmöglicher Lage sie sich befanden.

Einige Minuten später hörte sie, wie die Badezimmertür aufging. Jessica kämpfte gegen den Wunsch an, in seine Richtung zu sehen. Sie durfte ihm nicht die Gelegenheit geben, sie erneut mit seinen grünen Augen und dem umwerfenden Lächeln zu bezirzen. Doch wie schon zuvor, siegte ihr Verlangen über ihre Vorsätze. Wider besseres Wissen schaute sie ihn an. Das genügte, um ihre Entschlossenheit sofort zu unterminieren. Dylan sah einfach viel zu sexy aus.

3. KAPITEL

Jessica sagte sich, dass sie sich zusammennehmen musste, sonst würde sie Dylans Charme doch noch erliegen. Daher wandte sie den Blick ab, um sich stattdessen auf einen leblosen Gegenstand zu konzentrieren. Sie entschied sich für die Tischlampe. „Ich … also, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Bevor noch etwas passiert, müssen wir klären, wer die Hütte benutzt. Ich glaube dir, dass Justin dir die Hütte versprochen hat, weil er dachte, ich sei in New York. Aber da ich nun mal hier bin und da der Strom ausgefallen ist, dachte ich …“ Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Nun, ich dachte, es wäre für dich viel komfortabler im Hotel. Es liegt nur ein paar Meilen von hier entfernt.“

„Nein. Es wäre für mich nicht komfortabler im Hotel.“

„Was?“ Entsetzt schaute sie in seine Richtung. Seine Antwort hatte sie völlig überrascht. Seine ausdruckslose Miene verriet absolut nicht, was er dachte, und das beunruhigte sie noch mehr. Sie sah wieder die Lampe an, da sie nicht in der Lage war, ihm in die Augen zu blicken. Nichts an Dylans Haltung oder Körpersprache verriet auch nur die geringste Unsicherheit. „Das Hotel ist sehr hübsch“, sagte sie, doch klang ihre Stimme längst nicht so bestimmt, wie Jessica sich das wünschte. „Es wird dir dort sicher besser gefallen als hier.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand. „Die Hütte gehört zur Hälfte dir“, erwiderte er ruhig. „Die andere Hälfte gehört Justin. Du hast ihm gesagt, du würdest für drei Wochen in New York sein. Deshalb hat er mir die Hütte versprochen. Da du aufgetaucht bist, ohne dich vorher zu erkundigen, habe ich meiner Ansicht nach jedes Recht zu bleiben.“

Sie schnappte sich den Schürhaken und stocherte in den Resten des verunglückten Feuers, um ein wenig Zeit zu gewinnen, während sie sorgfältig ihre Worte wählte. Sie wollte keinen Streit mit Dylan, aber sie wollte ihren Standpunkt klarmachen. Sie drehte sich zu ihm um. „Es geht nicht darum, ob ich jetzt in New York sein sollte oder nicht. Tatsache ist, dass ich hier bin, nicht in New York.“ Sie versuchte ihre Gereiztheit zu unterdrücken. „Es tut mir aufrichtig leid, dass es zu dieser unglücklichen Situation kommen musste, aber ich bin wirklich der Auffassung, dass du dich in einem Hotel wohler fühlen wirst. Die Hütte kann kaum die Art von Unterkunft sein, die du gewöhnlich in Anspruch nimmst. Diese Einsamkeit bist du sicher nicht gewohnt.“ Sie runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wieso du überhaupt hierher gekommen bist.“

„Auch in meinem Leben gibt es Zeiten der Einsamkeit. Aber das verstehst du sicher nicht.“

Hörte sie da etwa Verletzlichkeit heraus? Doch sofort verbarg er sich wieder hinter seiner glatten Fassade. Es war nur ein kurzer Moment gewesen. Der hatte jedoch ausgereicht, um ihr zu zeigen, dass sich in ihm mehr abspielte, als er nach außen hin zeigte.

Sie hatte keine Ahnung, was genau Dylan in den letzten Jahren gemacht hatte, und wusste nur das, was ihr Bruder ihr erzählt hatte. Vielleicht bestanden seine Geschäfte aus Betrügereien, um arglose Leute um ihr Geld zu bringen? Allerdings hoffte sie inständig, dass das nicht der Fall war. Sie betrachtete ihn eine Weile. Er wirkte so ruhig und gefasst, als könnte ihn nichts aufregen. Sie wünschte, sie wäre ebenso beherrscht wie er.

Es spielte für Dylan keine Rolle, wie sehr sie ihn drängte, denn er hatte nicht die Absicht, im Hotel zu wohnen, umgeben von Urlaubern, die sich amüsierten. Ebenso wenig wollte er in den vier Wänden eines Hotelzimmers Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Und das kleine Apartment, das er in Los Angeles besaß, war nicht so groß wie die Hütte. Es war kaum mehr als ein Ort, an dem man sich zwischen zwei Flügen zu einem exotischen Urlaubsziel oder einem internationalen Geschäftstreffen umzog und eine Nacht schlief. Justins Ferienhaus mitten im Wald war genau das, was er brauchte. Und selbst mit Jessica war es immer noch besser als alle anderen Möglichkeiten.

Oder vielleicht gerade weil sie da war?

Dieser unwillkommene Gedanke löste eine gewisse Angst in ihm aus. Nicht einmal Justin hatte er erzählt, wie dringend er allem entfliehen musste, um über sein Leben nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Er musste Jessica einen Kompromiss anbieten und sie von seinem Vorschlag überzeugen, auch wenn ihre Miene störrische Entschlossenheit ausdrückte. Das beunruhigte ihn ein wenig.

Er ließ die Arme sinken, stieß sich von der Wand ab und ging auf Jessica zu. Dabei griff er auf seinen Charme zurück, der ihm schon so oft geholfen hatte. „Es gibt keinen Grund, weshalb diese Situation ein Problem für uns sein muss. Die Hütte ist groß genug für uns beide, ohne dass wir uns in die Quere kommen.“ Die Vorstellung gefiel ihm, und seine Stimme wurde verführerisch. „Du hast dein Schlafzimmer, und ich habe meine Sachen bereits in das andere Zimmer gebracht. Ich denke, wir können problemlos zusammen hier wohnen.“ Er setzte sein überzeugendstes Lächeln auf. „Meinst du nicht?“

„Du schlägst allen Ernstes vor, dass wir zusammen hier wohnen?“

„Es hat letzte Nacht funktioniert, und da haben wir uns sogar ein Bett geteilt. In getrennten Zimmern zu schlafen müsste es doch noch einfacher machen.“ Die Erinnerung daran, wie sie sich unter der Decke aneinander geschmiegt hatten, kam mit ganzer Wucht zurück, aber es gelang ihm, sich seine lüsternen Fantasien nicht anmerken zu lassen. Auf keinen Fall wollte er Jessica einen Grund zur Beunruhigung geben.

„Wir haben nicht das Bett miteinander geteilt!“, rief sie.

„Ach nein?“, erwiderte er amüsiert. „Wie würdest du es denn nennen, wenn wir zusammen in einem Bett aufwachen? Und vergiss nicht, ich war zuerst in dem Bett. Du bist zu mir gekommen, nicht umgekehrt.“

Sie hatte Mühe, sich zusammenzunehmen. „Ich würde es einen Irrtum nennen.“

Dylan musste unwillkürlich lachen. „Du kannst es nennen, wie du willst, aber es ist nun mal so. Ich bin bereit, dir insofern zu vertrauen, dass du dich in den nächsten Tagen anständig benimmst. Also, abgemacht?“

„Du bist bereit, mir zu vertrauen?“, rief Jessica aufgebracht. „Hast du da nicht etwas verdreht? Schließlich bin ich nicht diejenige mit dem Ruf eines Playboys, der nichts anbrennen lässt!“

Ihre Worte trafen ihn. Er wollte das nicht hören, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Trotzdem gab er sich unbeeindruckt. „Nun, Miss McGuire, nicht nur ich habe einen Ruf. Ihrer unterscheidet sich zwar von meinem, aber Sie haben dennoch einen. Nämlich den, ordentlich, sachlich, vom Beruf besessen und ohne jegliche Spontanität oder Humor zu sein.“ Es war besser, sie sich nicht zum Feind zu machen, daher versuchte er, seine Worte abzumildern. „Wir sind beide erwachsen, und ich bin sicher, dass wir uns dementsprechend benehmen können. Ich bin jedenfalls bereit, es zu versuchen. Und du?“

„Das ist absurd.“ Jessica hatte keine Ahnung, wie sie mit dieser seltsamen Wendung der Dinge umgehen sollte. Sie brauchte einen Moment zum Nachdenken. Sie vermochte nicht zu sagen, was sie mehr beunruhigte – die Umstände oder Dylans Bemerkungen zu ihrem Ruf. Vermittelte sie den Eindruck eines zugeknöpften Workaholics, der sich nicht amüsieren konnte? Nein, das stimmte nicht. Er wollte sie mit seinen Bemerkungen nur in die Defensive drängen. Sie entfloh dem verlegenen Schweigen, indem sie zwei Öllampen aus einem Regal nahm, für den Fall, dass sie bei Einbruch der Dunkelheit noch immer keinen Strom hatten.

Schließlich wandte sie sich wieder an Dylan. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren …“

Eine Ankündigung aus dem Radio weckte ihrer beider Aufmerksamkeit. Wegen des Hochwassers und des Gerölls, das talwärts gespült wurde, blieb die Brücke – der einzige Weg zur Hauptstraße – bis auf Weiteres gesperrt. Dylan und Jessica starrten einander an, während ihnen langsam dämmerte, was das zu bedeuten hatte. Keiner von beiden wusste, was er jetzt sagen sollte.

„Anscheinend wurde uns die Entscheidung gerade abgenommen“, bemerkte Jessica mit leicht zitternder Stimme.

Dylan registrierte ihre Nervosität und wusste nicht, ob er sich über die unerwartete Wendung freuen oder deswegen besorgt sein sollte. „Es sieht ganz so aus.“

Ihre Blicke trafen sich, und Jessica erschauerte. Sie rieb sich den Nacken, um dieses unwillkommene Gefühl zu vertreiben, doch es gelang ihr nicht, sich Dylans faszinierender Ausstrahlung zu entziehen.

„Na ja, solange wir hier vorübergehend festsitzen, sollten wir ein paar Regeln aufstellen“, erklärte sie und wünschte, sie würde sich so selbstsicher fühlen, wie sie klang. Ja, sie brauchten Regeln. Aber noch dringender musste sie Ordnung in ihre Gedanken bringen und klären, wieso ein Mann, der absolut nicht zu ihr passte, sie dermaßen in seinen Bann ziehen konnte.

Sie beobachtete Dylan einen Moment. Er zeigte keine äußere Reaktion auf ihre Ankündigung. Ihr Selbstvertrauen kehrte allmählich wieder zurück. Vielleicht interpretierte sie auch zu viel in die Sache hinein. War es womöglich so wie damals, als er sie zum Lunch eingeladen hatte? Wollte er auch diesmal nur auf seine Art nett sein zur Schwester seines besten Freundes und das Beste aus diesen ungewöhnlichen Umständen machen? Wie er gesagt hatte, sie waren beide erwachsen. Sicher, sie steckten in einer Ausnahmesituation, aber das hieß noch lange nicht …

Ein weiterer ängstlicher Schauer bestätigte, was sie bereits wusste – die Schwärmerei aus ihrer Teenagerzeit war wieder erwacht. Sie hatte Dylan Russell nie ganz vergessen können. Dabei war er in jeder Hinsicht der falsche Mann für sie. Eigentlich für jede Frau, die eine stabile, dauerhafte Beziehung wollte. Aber dieses Wissen änderte nichts an der prickelnden Erregung, die sie jedes Mal empfand, wenn er sie nur ansah.

Jessica räusperte sich. „Also, ich befasse mich mit Öffentlichkeitsarbeit …“

„Tatsächlich?“ Dylan hob fragend eine Braue.

Ihre Miene verfinsterte sich, da sie nicht wusste, wie er das meinte. „Wieso fällt es dir so schwer, das zu glauben?“

Er zuckte gleichgültig die Schulter, während er sich rasch über die Lage klar zu werden versuchte. Ihr zu sagen, dass sie sich viel zu feindselig benahm für jemanden, der in einer Branche arbeitete, in der Freundlichkeit gefragt war und die Fähigkeit, Wogen zu glätten, würde keinen Sinn haben. „Ich bin nur ein wenig erstaunt, das ist alles. Justin hat nie erwähnt, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst. Fahr fort mit dem, was du sagen wolltest … irgendetwas über Regeln.“

Er war nicht besonders froh darüber, dass sie wegen der Sperrung der Brücke hier festsaßen. Bis jetzt hatten sie beide noch die Möglichkeit gehabt, entweder in der Hütte zu bleiben oder zu gehen. Von einem Moment zum anderen hatte sich die Lage jedoch drastisch geändert und sie waren hier gefangen.

Unter normalen Umständen wäre es für ihn eine erfreuliche Abwechslung gewesen, mit einer begehrenswerten Frau wie Jessica in einer einsamen Hütte festzusitzen. Aber diese Situation beunruhigte ihn eher. Sie war ebenso voller Möglichkeiten wie emotionaler Gefahren. Und weitere Turbulenzen konnte er in seinem Leben nicht gebrauchen, schon gar nicht jetzt – ganz gleich, wie attraktiv er Jessica fand.

Er berührte sanft ihre Wange, strich mit den Fingern über ihre Haare und umfasste schließlich ihr Kinn, um ihr in die Augen zu sehen. Es durchströmte ihn heiß. Jessica erregte ihn mehr, als ihm lieb war, und das machte ihm Angst. Benommen zog er die Hand zurück.

„Was sagtest du? Etwas über Regeln?“ Seine Worte klangen heiser.

„Wie?“ Ihr Herz pochte. Sicher konnte er es hören. „Richtig, die Regeln.“ Die sinnliche Wärme seiner Berührung wirkte noch nach. Sie nahm sich zusammen und konzentrierte sich auf die Realität. „Ich arbeite in der PR-Branche, was bedeutet, dass ich viel lächeln und zu Leuten nett sein muss, die ich lieber ignorieren würde. Ich bin alldem nicht entflohen, um in dieser Hütte, in der ich meine Ruhe gesucht habe, für jemanden die liebenswürdige Gastgeberin zu spielen.“

„Darum geht es? Das sind die Regeln?“ Dylan grinste amüsiert und war erleichtert. Er hatte sich auf Schlimmeres eingestellt. „Damit habe ich kein Problem. Ich bestehe sogar darauf, dass du mich nicht als Gast betrachtest. Ich kann mich selbst beschäftigen, und die anfallenden Arbeiten können wir uns teilen.“ Er bot ihr mit einem breiten Lächeln die Hand. „Einverstanden?“

Sie zögerte, dann nahm sie seine Hand. Es begann wie ein geschäftsmäßiger Händedruck, doch dann verwandelte sich die harmlose Berührung rasch in etwas viel Intimeres. Jessicas Verstand riet ihr, den Kontakt sofort zu unterbrechen und zurückzuweichen. Aber Dylans Charme zog sie an wie das Licht die Motten.

Plötzlich begriff sie, dass sie nicht nur im übertragenen Sinn von ihm angezogen wurde, sondern buchstäblich.

Der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr deutlich, was er vorhatte. Er besaß eine erotische Ausstrahlung, auf die sie nicht vorbereitet war und die ihr den Atem raubte. Im nächsten Moment drückte er sie an sich. Sie wollte sich von ihm befreien, bevor es zu spät war. Aber es gelang ihr nicht. Sie konnte nur dastehen, eng an ihn geschmiegt, und in seine faszinierenden Augen schauen.

Was war, wenn er sie zu küssen versuchte? Jessica hatte absolut keine Ahnung, ob sie in der Lage sein würde, ihn aufzuhalten. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das überhaupt wollte. Sie unternahm einen schwachen Versuch, den emotionsgeladenen Moment zwischen ihnen zu unterbrechen. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Was ist mit Lebensmitteln? Wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen. Wir …“