Bad Boss Christmas - Anabelle Wildbuch - E-Book

Bad Boss Christmas E-Book

Anabelle Wildbuch

3,0

Beschreibung

Eingeschneit mit Mr. Bad Boss! Er kann sie nicht leiden. Sie hasst ihn. Doch dann sind sie alleine in einer Hütte im Wald ... Brandon Cooper, der Bad Boss aus Chicago: kalt, egoistisch, gnadenlos gegenüber Frauen. Aber ... höllisch sexy! Für die Weihnachtstage bei seinen Eltern braucht er das "nette Mädchen von nebenan". Manu, die Praktikantin aus Heidelberg: Sie will nur eins ... in Chicago bleiben! Dafür braucht sie eine Festanstellung in Coopers Firma. Doch wie weit wird sie dafür gehen? Als sie wegen eines Schneesturms in einer Hütte unterschlüpfen, kommt es zum Kampf der besonderen Art zwischen den beiden. Vorsicht, heiß! Doch erst das Geheimnis, das im Haus von Brandons Eltern auf Manu wartet, zwingt sie zu einer Entscheidung, die sie nie treffen wollte. Warnung: Dieses Buch ist nur etwas für Leserinnen, die wissen, wie Bad Boys ticken und die das kalte, egoistische, arrogante, abschätzige, respektlose etc. Verhalten dieser Kerle mögen. (Denn auch ein Bad Boy kann sich ändern, sobald die Richtige kommt ...)

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Seitenzahl: 183

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BAD BOSS Christmas

Anabelle Wildbuch

Impressum

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!

Im Buch vorkommende Personen und Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Copyright © 2021 dieser Ausgabe Obo e-Books Verlag,

alle Rechte vorbehalten.

M. Kluger

Fort Chambray 

Apartment 20c

Gozo, Mgarr

GSM 2290

[email protected]

Inhalt

1. Merry Xmas?

2. Abgefahren

3. In Gefahr

4. Absturz

5. Die Hütte im Wald

6. Im Rausch

7. Leidenschaft

8. Weihnachtswunder

9. Der Bruder

10. Peinlichkeiten

11. Seltsame Begegnung

12. Gefühlsachterbahn

13. Böse Begegnungen

14. Entscheidung

15. Bad Boss

Epilog

Noch ein Bad Boy zu Weihnachten?

Eingeschneit - Ein Weihnachtshörbuch!

Über OBO e-Books

1

Merry Xmas?

„Ich bin doch keine, keine ...“

Das Wort war so schlimm, dass ich es nicht einmal aussprechen mochte.

„Keine ... Hure?“, fragte er kalt lächelnd. „Keine Angst, Sweety. Ich werde dich nicht anrühren.“

Als er das sagte, taxierte er mich mit seinem Blick von oben bis unten, ließ ihn wieder hoch zu meinem Gesicht wandern und grinste dabei so abfällig, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte.

„Für so etwas bist du doch gar nicht mein Typ.“

Ich hob meine Fäuste, um auf ihn loszugehen.

Allerdings nur in meiner Vorstellung. Denn es würde sowieso nichts nutzen und außerdem ... Brandon Cooper war mein Boss.

„Spar dir deine Leidenschaft lieber für deinen Job, Sweety“, sagte er und lachte unverschämt. „So eine lausige Assistentin wie dich hatte ich noch nie.“

„Dann kann ich wohl kaum die geeignete Begleiterin für Sie sein, Mr. Cooper“, antwortete ich mit eisiger Stimme.

Obwohl es in der Agentur gang und gäbe war, sich beim Vornamen zu nennen, blieb ich stur dabei, ihn mit „Mr. Cooper“ anzusprechen.

Mit einem Kerl wie meinem Boss wollte ich mich nicht verbrüdern.

„Du bist der Typ nettes Mädchen von nebenan. Auf so etwas stehen meine Eltern. Wenn du dich gut anstellst, bekommst du einen Vertrag mit einem Gehalt, das deinen beruflichen Fähigkeiten mehr als gerecht wird, und eine schöne Prämie obendrauf. Falls nicht ...“, er zeigte mit der Hand in Richtung Ausgang, „ist dort die Tür.“

Vielleicht will ich gar keine Festanstellung bei einem Ekelpaket wie Ihnen.

Am liebsten hätte ich ihm das in seine arrogante Visage geschrien.

Ein Fitzelchen Vernunft hielt mich davon ab. Außerdem entsprach es nicht der Wahrheit. Ich würde alles dafür tun, eine Festanstellung zu bekommen. Denn ohne diesen Job könnte ich mich gleich morgen früh in ein Flugzeug setzen und nach Hause fliegen. Dann würde mein Traum, in meiner Lieblingsstadt zu arbeiten und zu leben, wie eine Seifenblase zerplatzen.

„Also, Sweetheart“, sagte er und holte eine Kreditkarte aus seiner Brusttasche. „Du wirst dich bei Neiman Marcus für die Weihnachtstage einkleiden. Lässiger Chic für tagsüber, klassische Eleganz für abends, an Heiligabend etwas Langes. Ganz schlicht. Nicht zu sexy, aber da besteht bei dir sowieso keine Gefahr, kein Glitzer oder Ähnliches. Verstanden?“

Er sah mich streng an.

Ja, ja ... Alter Geldadel von der Gold Coast.

Da hatte man es nicht nötig, zu zeigen, was man besaß oder gar damit zu protzen. Schon gar nicht mit billigem Glitzer. Man setzte auf Understatement.

Das hatte er letztens einem Mitarbeiter um die Ohren geknallt. Keine Ahnung, warum. Aber er haute ja öfter Sprüche raus, ohne dass ich verstand, was er eigentlich wollte. Dass mein amerikanisches Englisch nicht so gut war, wie es hätte sein sollen, hatte mir schon fast das Genick gebrochen.

„Verstanden“, sagte ich und verdrehte genervt die Augen.

„Geld spielt keine Rolle. Aber deine Wirkung muss stimmen. Für meine Eltern bist du in den USA, um in meinem Unternehmen ein Praktikum zu absolvieren. Das ist so nah an der Wahrheit, dass selbst du das hinbekommen wirst. Hol dir Kleider, Schuhe und was du für drei bis vier Tage brauchst, um als Tochter vermögender Eltern durchzugehen. Die Sachen darfst du behalten.“

Wie gnädig! Was sollte ich in der Miniwohnung auf dem Land mit lässigem Schick und klassischer Eleganz anfangen? Das war doch sowieso nicht mein Stil.

Er drückte mir die Kreditkarte in die Hand.

„Falls du klug bist, schöpfst du die fünftausend Dollar aus“, sagte er.

Dann drehte er sich um und ließ mich mit offenem Mund stehen.

Fünftausend Dollar!

Ich konnte es nicht glauben. Davon könnte ich mir ein gebrauchtes Auto kaufen, nach New York fliegen, nach San Francisco und Los Angeles. Damit könnte ich der Einöde im Vorort entfliehen und endlich das tun, wofür ich hergekommen war: Mir endlich alles anschauen!

Stattdessen musste ich mir Klamotten besorgen, die ich gar nicht wollte.

Und wenn ich in einen günstigeren Laden gehe und den Rest anderweitig verwende ...

Denk nicht mal dran!

Mit der Kreditkarte konnte er jeden einzelnen meiner Schritte verfolgen.

Verdammt!

Ich schlüpfte ich in meinen Wintermantel, band mir meinen dicken Schal um den Hals und zog ihn ein Stück hoch über das Kinn. Draußen stürmte es schon den ganzen Tag und der Himmel war grau verhangen.

Heute wird es noch Schnee geben.

Wenn ich nur an die lange Heimfahrt hinaus nach Arlington Heights dachte, wurde mir ganz anders. Ich war jeden Morgen und Abend jeweils eineinhalb Stunden unterwegs. Aber falls es wieder dicke kam, blieb der Zug im Bahnhof stehen und ich konnte sehen, wo ich übernachtete. Das war mir vor ein paar Tagen passiert, als wegen eines Blizzards der Notstand ausgerufen wurde. Die unerwartete Übernachtung in einem Hostel hatte meine Geldbörse leergefegt.

Ich schob meine sorgenvollen Gedanken beiseite und hastete, so schnell es auf den hohen Hacken ging, die Michigan Avenue hinunter, während der Wind an mir zerrte und meine langen, lockigen Haare durcheinanderwirbelte. Neiman Marcus. In diesen Nobelladen hätte ich mich niemals hineingetraut. So viel ich wusste, gab es dort nur überteuerte Designermode.

Also genau das Gegenteil von dem, was ich sonst trug.

Ich schaute nach oben. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr. Aber die kahlen Bäume hingen voller Lichter, die gefährlich im Wind schaukelten. An allen Ecken standen überdimensionale Weihnachtsbäume, an denen es bunt blinkte. Die ganze Stadt erstrahlte in weihnachtlichem Glanz.

Ich liebte es, in dieser Stadt zu sein. Und ich wollte und würde hierbleiben.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten.

Komme, was wolle!

Kurz darauf betrat ich durch die Drehtür den riesigen Laden, ordnete meine zerzausten Haare, strich den Mantel glatt und ... hätte am liebsten wieder umgedreht.

Gut zwei Stunden später stand ich mit mehreren Tüten vor der Eingangstür. Der Wind sauste mit solch einer Macht auf mich zu, dass es mir den Atem nahm. Tatsächlich wehte es inzwischen große Flocken vom Himmel. Mich fröstelte, obwohl ich mich erhitzt fühlte.

Dieser Einkauf war anstrengend gewesen! Nachdem ich erst einmal orientierungslos durch sämtliche Abteilungen geirrt war, hatte mich eine Verkäuferin unter ihre Fittiche genommen und mir das verkauft, was hoffentlich genau das Richtige für Mr. Bad Boss und seine vornehme Familie war.

Ich sah auf mein Smartphone. Zum Glück war es jetzt spät genug, dass ich direkt zum Bahnhof eilen und nach Hause fahren konnte. Ich ging noch einmal durch die Drehtür ins Warme, holte meine Sportschuhe aus der Handtasche, zog sie an, und machte mich auf den Weg.

Der Schnee prallte eisig auf meine Wangen. So schnell es mit den schweren Papiertüten möglich war, hastete ich zur Haltestelle der Elevated und lief die Treppe nach oben, um zur Hochbahn zu kommen. Hier wehte der Wind noch ein wenig stärker und zerrte an meinem Mantel.

Ich hatte das Gefühl, jeden Moment abzuheben.

Instinktiv griff ich nach dem Geländer, um mich irgendwo festzuhalten, und glaubte, augenblicklich daran festzukleben.

Sollte ich vielleicht doch ein Taxi nehmen?

Bad Cooper würde sich garantiert kaputtlachen, wenn er mich so sehen könnte: Beladen wie ein Packesel mit den Klamotten, die ich für sein Familienfest brauchte, und vor Kälte zitternd auf einem eisigen Bahnsteig, um nicht ein paar Dollar seines Millionenvermögens zum Fenster hinauszuwerfen.

Ich schüttelte den Kopf.

Das musste ich mir jetzt echt nicht geben.

Ich machte mich wieder auf den Weg nach unten und hob den Arm, um ein Taxi anzuhalten.

Nicht einmal eine Minute später saß ich in einem warmen Wagen, nannte dem Fahrer die Adresse und seufzte zufrieden auf.

Ich wäre viel lieber im Sommer hergeflogen. Doch es gab nur zwei Optionen: Jetzt oder nie. Also hatte ich mich übereilt in ein Flugzeug gesetzt, um in diese Stadt zu kommen, die so wunderschön in weihnachtlicher Beleuchtung erstrahlte.

Der Anblick ließ mich fast vergessen, dass ich mich im Vorort so einsam fühlte wie ein ausgesetzter Hund.

Das Taxi fuhr Richtung Nord-Westen, um auf den Highway zu kommen. Wie gerne würde ich in den angesagten Vierteln Wicker Park oder Bucktown wohnen. Dort gab es kleine Cafés und hübsche Läden und überall wohnten junge Leute.

Doch Mr. Bad hatte mir meine Unterkunft kostenlos zur Verfügung gestellt und so hatte ich keine andere Wahl gehabt. Ich hatte durch mein Studium wenig Gespartes und davon war ein Großteil für den Flug draufgegangen. Essen musste ich ja auch noch etwas.

Ein Gehalt stand mir als Praktikantin nicht zu. Mein Boss gab mir trotzdem ein Taschengeld, wie er es so schön genannt hatte. Doch sobald ich eine Festanstellung hatte, würde ich mir eine kleine Wohnung leisten können.

Vielleicht sogar in Wicker Park oder Bucktown.

Bei dem Gedanken wurde mir ganz kribbelig zumute. Wie schön wäre es, wenn ich mich jetzt für eine Suppe und ein Sandwich irgendwo an einen kleinen Tisch setzen könnte, um das Geschehen um mich herum zu beobachten. Vielleicht würde ich sogar ein paar nette Leute kennenlernen, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Mal ins Kino gehen, am See entlangspazieren, einen der legendären Blues-Clubs besuchen, die es überall in Chicago gab.

Mit dieser Aussicht auf Veränderung konnte ich leichter in den sauren Apfel beißen und die wenigen Tage mit Mr. Cooper verbringen. Schon alleine die Tatsache, dass ich dann Weihnachten oder Christmas, wie das hier hieß, nicht einsam in dem Vorort sitzen musste, war es wert, die Zähne zusammenzubeißen.

Mir kamen die Bilder vergangener Weihnachtsfeste in den Sinn. Wie ich mit meiner Familie vorm Weihnachtsbaum gesessen hatte, wie wir zusammen Lieder gesungen und Würstchen mit Kartoffelsalat gegessen hatten und später in die Kirche gegangen waren.

Sofort sprangen mir Tränen in die Augen.

Ich wischte sie schnell weg und zog die Nase hoch.

Heulsuse!

Ich hatte es ja so gewollt. Über ein Jahr hatte ich darauf hingearbeitet, nach Chicago zu kommen. Und dann plötzlich hatte ich die Aufenthaltsgenehmigung in der Hand gehalten und der einzige Haken an der Sache war, dass sie an diesen Job gebunden war.

Würde ich ihn verlieren, müsste ich raus aus dem Land.

Und somit hat Mr. Bad ein Druckmittel gegen mich in der Hand.

Mir zog es den Hals zu.

Hatte er deshalb gerade mich für sein Schwindelspiel ausgesucht? Weil ich die bequemste Lösung für ihn war?

„Du bist der Typ nettes Mädchen von nebenan. Auf so etwas stehen meine Eltern“, hatte er gesagt.

Aber machte mich das auch zur perfekten Freundin eines erfolgreichen Mannes?

Ich schüttelte den Kopf.

Seit ich in seiner Beratungsagentur als Praktikantin und persönliche Assistentin arbeitete, verging kaum ein Tag, an dem nicht eine Frau anrief und er sich verleugnen ließ. Sein Frauenverschleiß schien enorm zu sein. Aber bei seinem Aussehen konnte er wohl jede haben, und er lebte offensichtlich ganz nach dem Motto: Benutzen und wegwerfen.

Widerlich!

Warum nahm er nicht eine seiner Bettgespielinnen? Die würden sich bestimmt darum reißen, sexy Brandon zu seinen Eltern begleiten zu dürfen.

Das wird wohl der Grund sein! Die kriegt er dann nicht mehr los.

Ich musste lachen. Das sah ihm doch wieder ähnlich.

Mal schnell die Praktikantin nehmen, die hat ja eh nix zu melden.

Egal! Ich würde diesen Job übernehmen und alles so gut machen, wie ich es eben konnte. Wenn ich nur immer an mein Ziel dachte, bekam ich es auch hin!

Trotzdem zog sich mein Magen zusammen.

Ich seufzte und sah aus dem Fenster. Überall war weihnachtliche Deko angebracht. Es blinkte und leuchtete aus den Wohnungen, von den Balkonen, aus den Straßen.

Morgen war noch einmal ein normaler Arbeitstag für mich, abends musste ich packen und wenn die Kollegen am Vormittag des Heiligabends in der Agentur schuften würden, wäre ich schon auf dem Weg zu Mr. Bad, um mit ihm nach ...

Wohin eigentlich? Das hatte er mir noch gar nicht verraten. Aber war es nicht egal, wohin wir fuhren? Jedes Ziel mit ihm würde unangenehm für mich werden, denn ich würde mit Leuten aus einer Gesellschaftsschicht konfrontiert werden, die mir gänzlich fremd war.

Wahrscheinlich werde ich von einem Fettnäpfchen ins nächste tappen.

Und immer Mr. Bad Boss an meiner Seite, der mich mit seinem kalten Blick beobachten würde.

Mir wurde irgendwie übel bei diesem Gedanken.

2

Abgefahren

Die Firma von Mr. Bad Boss befand sich in der obersten Etage eines Wolkenkratzers mitten in Downtown. Alles war minimalistisch und sehr stylisch mit Metall und Glas eingerichtet. Nur die Holzböden gaben den Räumen eine gewisse Wärme. Aber wenn man an den bodentiefen Fenstern im riesigen Büro von Brandon Cooper stand, lag einem die ganze Stadt zu Füßen. Als ich diesen Ausblick das erste Mal gesehen hatte, hätte ich am liebsten vor Begeisterung gejubelt.

Das war natürlich nicht möglich gewesen, denn Mr. Bad hatte vor mir gestanden und mich kritisch mit seinem eisigen Blick taxiert. Seltsamerweise hatten seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde aufgeleuchtet. So, als würde er mich wiedererkennen.

Aber dann hatte er irritiert den Kopf geschüttelt, als würde er sich über etwas wundern, das nicht greifbar war, und schon schickte er mich hinaus in das Vorzimmer an meinen Arbeitsplatz.

Dort gab es natürlich die gleichen riesigen Fenster, doch der Blick zeigte nur auf den Michigansee, der in seiner endlosen Weite wie ein Meer wirkte.

Wenn Brandon Cooper, wie es sehr oft der Fall war, nicht in seinem Büro saß, stand ich oft an einem seiner Fenster und schaute hinab auf die anderen Wolkenkratzer und das Gewusel in den Straßen, das von hier aus ganz weit weg war.

Chicago war wirklich eine aufregende Stadt mit wunderschönen Gebäuden und wenn nicht gerade ein Blizzard blies oder es schneite, schien die Sonne von einem strahlendblauen Himmel. Aber am schönsten war der Blick in der Abenddämmerung, sobald nach und nach die Lichter der Stadt angingen. Dann war der Ausblick überwältigend.

Ich zuckte zusammen und wirbelte herum, weil hinter mir die Tür aufgerissen wurde.

„Wo ist Brandon?“

Vor mir stand eine Blondine mit ewig langen Beinen, die das knappe Kleid, das sie trug, kaum bedeckte, und die geschminkt war, als würde sie auf den Kriegspfad gehen. Sie sah so aus wie alle Frauen, die ich bisher in Mr. Coopers Büro gesehen hatte. Und es waren in der kurzen Zeit, die ich in seinem Vorzimmer saß, ziemlich viele gewesen.

„Wer sind Sie?“, fragte ich höflich, aber distanziert.

Sie funkelte mich böse an.

„Und Sie?“

Ich verdrehte die Augen. Dass ich keines seiner Betthäschen war, sah man doch auf den ersten Blick! Braune, lockige Haare, fast ungeschminkt, klassischer Hosenanzug. Absolut unauffällig und absolut nicht sein Beuteschema!

„Seine Assistentin. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Ich schenkte ihr sogar ein freundliches Lächeln, als ich sie das fragte. Sie hatte es sicher nicht leicht mit ihm. War sie doch nur eine unter vielen.

„Wir sind zum Dinner verabredet“, sagte sie und reckte ihr Kinn.

„Dann wird Mr. Cooper sicher jeden Moment erscheinen. Darf ich Sie nach draußen bitten, um dort Platz zu nehmen?“

Die Blonde warf ihr langes Haar in den Nacken. Sie sah mich giftig an, als hätte ich ihr eine Kampfansage gemacht.

„Ich bin eine Freundin von Brandon und werde natürlich hier warten.“

Eine Freundin ... genau das war sie. Mit Betonung auf eine.

„Dennoch darf ich Sie bitten, draußen Platz zu nehmen“, sagte ich und versuchte, soviel Dominanz in meine Stimme zu legen, dass sie ihre langen Beine in Gang setzte und sich nach draußen begab.

„Von einer kleinen ...“

Sie schien nach dem richtigen Wort zu suchen.

„Von einer wie Ihnen lasse ich mir nichts befehlen.“

„Ganz wie Sie wünschen“, antwortete ich. „Dann nehmen Sie eben hier Platz.“

Ich würde mich garantiert nicht mit ihr anlegen. Wenn Mr. Cooper seine Frauen nicht im Griff hatte, war das nicht mein Problem.

Die Blonde ließ sich auf einem der beiden Sofas nieder und schlug ihre Beine übereinander.

„Bringen Sie mir einen Kaffee“, sagte sie. „Mit zwei Stück Zucker und einem Schuss Milch.“

Ich presste die Lippen aufeinander, um nichts Böses zu sagen.

Dann holte ich tief Luft.

„Tut mir sehr leid! Aber ich nehme Anweisungen ausschließlich von Mr. Cooper entgegen.“

Wie auf ein Stichwort stand er in der offenen Tür und schoss einen bösen Blick in meine Richtung. Dann wandte er sich der Besucherin zu.

„Wer hat dir erlaubt, mein Büro zu betreten?“

Die Blondine sprang sofort auf und senkte ihren Blick. Dann hob sie den Kopf, lächelte meinen Boss verführerisch an, ging mit kleinen Schritten auf ihn zu und wiegte sich dabei in den Hüften, als wäre sie auf der Tanzfläche.

„Darling!“, sagte sie dabei. „Wir wollten doch essen gehen.“

Ihre Stimme klang so honigsüß, dass ich befürchtete, sie würde an meinem Boss kleben bleiben, wenn sie ihn anfasste.

Auf so etwas fährt er also ab.

Seine Miene verzog sich, als hätte er etwas Widerliches im Mund, das er am liebsten auf den Boden spucken würde.

„Da hast du dich getäuscht!“

Und schon war es auf dem Boden gelandet.

„Aber Darling ...“

„Du weißt, wo der Ausgang ist?“, unterbrach er sie. „Oder soll ich dich begleiten?“

Seine Stimme hatte messerscharf geklungen.

„Aber Brandon ...“, protestierte die Blondine. „Wir hatten doch so eine schöne Nacht miteinander. Was ist denn in dich gefahren?“

„Alles Schöne geht vorbei, Sweety!“

Das war dann wohl seine Standardanrede für alle Frauen.

Er ging auf die Blondine zu, packte sie am Arm und zog sie trotz ihres Protestes hinaus aus seinem Büro.

So also ging Bad Cooper mit Frauen um! Genau, wie ich es vermutet hatte: Benutzen und wegwerfen.

Die Blondine tat mir leid, obwohl ich mir sicher war, dass sie gewusst hatte, mit wem sie sich da einließ.

Trotzdem. So ging man nicht mit Menschen um!

Wie angewurzelt stand ich noch immer auf derselben Stelle, als er zurückkam.

„Sweety, hast du keine Arbeit, dass du hier in meinem Büro herumstehst?“, fragte er mit schneidender Stimme. „Dir wird doch nicht zu Kopf gestiegen sein, dass du für ein paar Tage meine Freundin spielen darfst?“

Garantiert nicht, Mr. Bad Boss!

Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Ja, er sah umwerfend aus. Er hätte direkt der Kinoleinwand entstiegen sein können mit seinen markanten Gesichtszügen, seinem Bartschatten, den blauen Augen und der einen Hauch zu großen Nase, die aber dafür sorgte, dass er unerhört männlich und sexy wirkte.

Brandon Cooper war kein Junge, sondern ein Mann, ein richtiger Kerl, um genau zu sein. Wären seine Augen nicht so eisig, hätte ich mich womöglich sofort in sein Aussehen ... nun ja ...

Gott behüte, dass ich mich jemals in einen Typen wie ihn verliebe!

Wenn wir zu Weihnachten in die Kirche gingen, würde ich eine Kerze dafür anzünden, dass ich mir von einem richtig netten Kerl den Kopf verdrehen ließ. Einem, der mich zu schätzen wusste und auf Händen trug. So, wie es bei meinen Eltern schon immer der Fall gewesen war.

„Nein, Mr. Cooper. Ich habe in der Tat nichts mehr zu tun und ihre Lügengeschichte wird mir garantiert nicht zu Kopf steigen“, sagte ich steif und wollte an ihm vorbei nach draußen gehen.

Doch er hielt mich am Arm fest.

„Kein Wort über unser spezielles Arrangement zu jemandem aus der Firma. Verstanden?“

Der immer mit seinem ‚Verstanden‘.

„Ich bin nicht taub, Mr. Cooper. Wenn Sie es mir einmal sagen, verstehe ich es.“

Mit einer arrogant nach oben gezogenen Augenbraue schaute er auf mich herab, denn er war einen Kopf größer als ich.

„Sweety, überschätz dich nicht“, sagte er mit einer so kalten Stimme, dass ich eine Gänsehaut bekam.

„Würden Sie bitte meinen Arm loslassen, Mr. Cooper? Und würden Sie mich bitte nicht immer Sweety nennen?“

Meine Stimme zitterte ein wenig, als ich das sagte.

Da grinste er hämisch, ließ mich los und wischte seine Hand an seinem Sakko ab, als hätte er sie sich an mir schmutzig gemacht.

Und so fühlte ich mich auch. Schmutzig.

Mit vor Zorn bebender Stimme sagte ich: „Ich denke, es ist besser, wir lassen das mit dem ...“, ich sah ihm so fest in die Augen, wie es mir möglich war, „mit dem Arrangement. Sie finden sicher jemanden, der eher dafür geeignet ist, sich von Ihnen wie ein Fußabtreter behandeln zu lassen.“

Ich straffte meine Schultern, ging an ihm vorbei nach draußen, packte meine Sachen in die Tasche und schluckte heftig, damit die aufsteigenden Tränen nicht aus meinen Augen schossen.

So sehr ich es auch liebte, hier zu sein ... Ich würde mich für dieses Privileg nicht so lausig behandeln lassen. Von niemandem!

Auf den Gängen war es leer und so verschwand ich ohne ein Wort des Abschieds von meinem Arbeitsplatz. Das war nicht schlimm, denn die Kollegen waren sowieso immer distanziert zu mir gewesen.

Ich gab am Empfang meinen Kartenschlüssel ab.

Die Kollegin sah mich verdutzt an. Doch ich sagte nur: „Bye!“, drehte mich um und ging davon.

Das war es dann, du schreckliches Ekelpaket!, dachte ich und merkte gar nicht, dass ich Brandon Cooper zum ersten Mal geduzt hatte.

Als ich im Zug saß, kam der Katzenjammer. Was hatte ich getan? Hätte ich ihn nicht einfach angrinsen oder ihm den Vogel zeigen können? Wieso hatte ich überhaupt zugelassen, dass er mich verletzen konnte?

Einer wie der!

Von so einem sollte ich mich echt nicht ins Bockshorn jagen lassen. Ich hätte seine Bemerkungen und alles andere auch an mir abprallen lassen sollen.

Oder ihn fragen, ob er Desinfektionsmittel bräuchte.

Ja, das wäre eine coole Reaktion gewesen. Da wären ihm sicher die Gesichtszüge entglitten.

Ich lachte so hysterisch auf, dass sich die Leute auf der Sitzbank vor mir umdrehten und mich irritiert ansahen.

„Are you okay, Pretty?“, fragte eine Frau.

Ich nickte und drehte schnell den Kopf zum Fenster.