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Kitty Harper

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Beschreibung

Eine Nacht, die ihr ganzes Leben verändern könnte. Die FBI-Beamtin Jessie Walker steht an einem Scheideweg. Vor einem Jahr beging sie einen fatalen Fehler, bei dem mehrere Menschen ihr Leben verloren. Als ihr Vorgesetzter ihr auch nach zwölf Monaten im Archiv noch immer die Rückkehr in den aktiven Dienst verwehrt, gönnt sie sich zur Frustbekämpfung einen Abend mit Freunden. Die heiße Nacht mit dem mysteriösen Fremden ist die Krönung eines perfekten Abends. Jessie hat den Mann fast schon wieder vergessen, doch dann wird sie plötzlich den Konferenzraum zitiert, wo sie ihre Affäre von der großen Videoleinwand aus angrinst. Jessie hat die Nacht mit einem gefährlichen Mafioso verbracht und nun soll sie die Beziehung vertiefen – um ihn auszuspionieren. Nur dann bekommt sie ihren alten Job wieder.

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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Epilog
Danksagung
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Bad Company

 

Von Kitty Harper

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Eine Nacht, die ihr ganzes Leben verändern könnte.

 

Die FBI-Agentin Jessie Walker steht an einem Scheideweg. Vor einem Jahr beging sie einen fatalen Fehler, bei dem ein Mensch sein Leben verlor.

Als ihr Vorgesetzter ihr auch nach zwölf Monaten im Archiv noch immer die Rückkehr in den aktiven Dienst verwehrt, gönnt sie sich zur Frustbewältigung einen Barbesuch. Der heiße Tanz mit dem mysteriösen Fremden ist die Krönung eines perfekten Abends. Jessie kann den Mann nicht vergessen, doch dann wird sie plötzlich in den Konferenzraum zitiert, wo sie ihr Flirt von der großen Videoleinwand aus angrinst.

Jessie hat den Abend mit einem gefährlichen Mafioso verbracht und nun soll sie die Beziehung vertiefen – um ihn auszuspionieren. Erst danach bekommt sie ihren alten Job zurück.

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin:

Kitty Harper schreibt gern sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.

 

 

 

 

Eine Mafia Romance

 

Von Kitty Harper

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2023

© 2023 Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.

Kitty Harper

c/o easy-shop

K. Mothes

Schlossstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

E-Mail: [email protected]

Web: https://www.kitty-harper.de

 

Coverdesign: Renee Rott, Dream Design – Cover and Art unter Verwendung von www.depositphotos.com,

www.shutterstock.com

Lektorat: Lektorat Franziska Schenker

Bildnachweise www.depositphotos.com, www.shutterstock.com

Verwendete Schriftarten: Linux Libertine, Corleone Duo, Arial, Caladea

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Prolog

 

Eine dicke Nebelwand erhob sich direkt vor mir. So dicht, dass ich kaum die Hand vor Augen sah.

Ich zog den Kopf ein, hielt meine Glock im Anschlag und schlich geduckt voran.

»Wo stecken die denn alle?« Mehr zu mir selbst als zu irgendwem sonst, murmelte ich Beschimpfungen in Richtung meiner Kollegen.

Weder trug ich taktische Kleidung noch passende Ausrüstung. Mir war gerade genug Zeit geblieben, die Schutzweste hastig überzustreifen, ehe ich den Überwachungswagen übereilt verlassen musste. Wenn meine Leute Verstärkung anforderten, zögerte ich nicht. Dafür war ich schließlich ausgebildet worden.

»Wo seid ihr nur?«

Ich senkte die Waffe, drückte mich mit dem Rücken an eine nasskalte Hauswand und ließ den Kopf gegen das Mauerwerk sinken. Vor meinem inneren Auge beschwor ich den Stadtplan des Piers an der 47. Straße herauf, konzentrierte mich und verfolgte gedanklich den Weg, den mein Team genommen hatte.

Schüsse hallten.

Scheiße!

Hastig spähte ich um die Ecke. Vor mir erhoben sich schemenhafte Gebäude zu beiden Seiten der Straße, in diesiges Orange getaucht. Fahrzeuge säumten die Gehwege.

Hin und wieder blitzte Mündungsfeuer auf.

Zwischen den Fahrzeugen bewegten sich Schatten hin und her. Ein Schuss sauste direkt über mich hinweg. Schnell zog ich den Kopf ein.

»Ryan! Wo seid ihr?!«, bellte ich in den Funk.

Sekunden vergingen. Die Atmung dröhnte mir in den Ohren. Niemand antwortete. Fuck. Wo immer meine Leute waren, sie brauchten meine Unterstützung.

»Ein simples Gebäude stürmen. Eine Drogenküche hochnehmen. Fahrt hin, erledigt den Job. Dann trinken wir ein Bier.« Gemurmelt gab ich die Worte vom Deputy Director wieder.

Pah! Von wegen.

Einsätze bei Nebel waren eine Scheißidee!

So was von kacke!

Ich schlich um die Häuserecke und lief geduckt voran, den Lauf der Waffe vorschriftsmäßig zu Boden gerichtet. In Gedanken folgte ich dem Stadtplan, bewegte mich zielgerichtet zwischen zwei parkenden Fahrzeugen hindurch auf die andere Straßenseite. Nur noch ein paar Meter, dann hatte ich das Zielgebäude erreicht.

Wieder hallten Schüsse.

Zügig duckte ich mich zwischen die beiden Fahrzeuge vor mir, legte eine Hand auf die Motorhaube und spähte über das Heck des anderen Autos.

Mein Puls raste. Gedehnt atmete ich aus und suchte nach der Quelle. Doch der Nebel war so dicht, dass ich nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte. Dem Schützen erging es vermutlich ähnlich. Ich sah ihn nicht, und er mich nicht.

Ein Grinsen umspielte meine Mundwinkel.

Ich brauchte mich nicht verstecken.

Langsam richtete ich mich auf. Wieder knallten Schüsse. In einem Fenster ein paar Meter rechts vor mir blitzte das Mündungsfeuer auf. Das musste das Zielgebäude sein.

Ich legte an und spähte über die Kimme, wartete.

Der nasskalte Nebel kroch mir unter die Schutzweste. Mein T-Shirt klebte mir bereits feucht auf der Haut, das Haar hing mir strähnig ins Gesicht, doch ich bewegte mich nicht einen Millimeter.

»Schieß noch einmal, du Wichser … nur noch einmal …«

Ich atmete gedehnt aus.

Mündungsfeuer blitzte.

Plötzlich löste sich ein Schatten aus dem Nebel, stürmte mit ausgestreckten Händen auf mich zu. Erschrocken riss ich die Waffe herum und … schoss.

Keinen Meter vor mir hielt eine Frau inne, krümmte die Hände um ihre Mitte und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Das pure Entsetzen entstellte ihre fein geschnittenen Züge. Dunkles Haar umhüllte ihr schönes Gesicht. Die Locken fielen ihr schwer von Feuchtigkeit auf die Schultern.

Sie trug eine hellblaue Bluse und Jeans.

Eine ganz normale, junge Frau.

Unbewaffnet.

Langsam nahm sie die Hände von ihrer Körpermitte. Blut verschmierte ihre Finger. Die Augen rollten nach hinten und dann fiel sie zu Boden. Das Geräusch klang wie ein umfallender Sack Mehl. Doch sie war ein Mensch, aus Fleisch und Blut.

Unter ihrem Körper bildete sich eine Lache. Scheiße.

»Oh, mein Gott!« Hastig ließ ich die Waffe fallen und lief zu ihr, sank neben ihr zu Boden. Hektisch drückte ich die Hände auf die Bauchwunde und sah mich panisch um.

»Mark, Mark!« Ich hämmerte auf den Knopf in meinem Ohr, doch mein Kollege antwortete nicht. Nur statisches Rauschen drang aus dem Funk.

Wo war nur mein verdammtes Telefon?

Ich musste Hilfe rufen, musste –

»Bitte, helfen Sie mir.« Die Frau spuckte Blut, hustete. Ihr Körper krümmte sich um die Schusswunde. Immer wieder quoll Blut zwischen meinen Fingern hindurch. Es schien aussichtslos.

Ich ergriff ihre Hand und drückte sie mir an die Brust. Tränen liefen mir über die Wangen.

»Es tut mir leid«, murmelte ich erstickt. »Ich wollte nicht auf Sie schießen, aber Sie waren plötzlich da, und …«

Mein Funk klickte. »Walker? Alles klar bei dir?«

Mark. Gott sei Dank.

Ich schluchzte auf. »Nein, nein, ich hab’ auf eine Frau geschossen. Ruf einen Krankenwagen, schnell!«

»Verstanden.«

Erleichtert sank ich zusammen. »Es kommt Hilfe. Bitte halten Sie durch. Nur noch ein kleines Bisschen.«

Die Frau hustete, ein kleines Rinnsal lief ihr aus dem Mundwinkel. »Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.« Sie lächelte sanft. »Sagen Sie mi hermamo, dass ich ihn liebe, diesen sturen Bock. Dass er das alles nicht tun muss, dass wir auch so überlebt hätten, dass …«

Die Worte verklangen.

Ich schluckte. »Was soll ich Ihrem hermano sagen? Bitte, reden Sie mit mir?«

Ihr Lächeln erstarb.

Irgendwo in der Ferne heulten Sirenen auf. Und mir wurde klar, dass ich nie erfahren würde, was sie ihrem hermano noch hatte sagen wollen.

Kapitel 1

 

»Das kann nicht sein Ernst sein!«

Ich knallte den Stapel Akten auf Mikes Schreibtisch und funkelte ihn an. Die Last der Stockwerke über uns zerdrückte mir die Lunge, schnürte mir den Atem ab. Hier unten bekam ich ohnehin kaum Luft, aber allein die Vorstellung, ein weiteres Jahr im Keller verrotten zu müssen, versetzte meinen Verstand in eine Art Ausnahmezustand.

Mike lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände über seinem fetten Wanst. Ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen. »Du, meine Liebe, kannst froh sein, dass sie dich nicht hochkant rausgeworfen haben. Sei dankbar und nimm, was du kriegen kannst. Irgendwie musst du ja deine Rechnungen bezahlen.«

Ich schnaubte. »Ein Jahr hat Ryan gesagt, ein verdammtes Jahr. Dann dürfte ich in die CIRG zurückkommen. Ich verkümmere hier unten, Mike. Ich will raus, an die frische Luft.«

Er hob eine Augenbraue. »Um was zu tun? In einem Überwachungswagen die Maus zu schubsen?«

Ich funkelte ihn an.

Wir wussten beide, dass deutlich mehr zur Überwachung eines Außeneinsatzes gehörte, als Bildschirme anzustarren und Statistiken aufzurufen.

Ich beugte mich vor, stützte mich an der Schreibtischkante ab und verengte die Augen. »Du sagst das nur, damit ich ausraste.«

Er grinste.

»Aber das wird dir nicht gelingen. Ich habe zu lange und zu hart für diesen Job gearbeitet, um mit einem weiteren Fehler komplett meine Karriere zu ruinieren.«

Mein Vorgesetzter zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«

»Außerdem brauchst du mich hier unten. Du willst mich gar nicht gehen lassen, oder?«

Er richtete sich auf und wandte sich seinem Bildschirm zu.

Was immer er tat, schien deutlich wichtiger zu sein, als sich mit mir auseinanderzusetzen, der lästigen Strafversetzten, die es geschafft hatte, einen Einsatz dermaßen vor den Baum zu fahren, dass … 

Ich schüttelte mich und verdrängte die Erinnerung.

Ja, ich hatte Mist gebaut, aber das war noch lange kein Grund, mich gleich lebendig zu begraben. Ich war wertvoll für das FBI. Meine Talente verkümmerten im Archiv. Ich brauchte Luft zum Atmen.

Scheiße.

»Mike, das hier ist einfach nichts für mich. Ich kann nicht mein Leben lang Akten digitalisieren.«

Er hob das Kinn. Zum ersten Mal, seit ich das Büro betreten hatte, huschte so etwas wie ein Anflug von Mitleid über seine Züge. »Du bist hier unten sicher, Jessie. Niemand wird auf dich schießen und du musst nicht …«

Wir sahen uns an.

Mike nickte.

Wir wussten beide, worauf er hinauswollte.

»Bleib einfach hier, ja? Das Archiv ist ordentlich, sicher und gut strukturiert. Ich finde eine Aufgabe für dich, die deinen Fähigkeiten entspricht. Wir wollten sowieso das Ablagesystem überarbeiten. Vielleicht kannst du …«

Ich hörte nicht mehr hin. Vor einem Jahr war ich total motiviert in den Keller gegangen. Allein die Vorstellung, nach zwölf Monaten zurück an meinen alten Arbeitsplatz zu kehren, hielt mich am Leben.

Ich hasste die Dunkelheit, den Mangel an Tageslicht, die ekelhaft gelb gestrichenen Wände, das Quietschen meiner Sneaker auf dem hässlichen Linoleum und erst recht den Geruch. Schweiß, Staub und vergilbtes Papier, vermischt mit Mikes grässlichen Deo und Carolines billigem Parfüm.

Nein, ich musste hier raus!

Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte Mike die alten Akten in den Rachen gestopft und wäre gerannt.

Doch so einfach war das nicht.

Der Job beim FBI bedeutete mir alles. Meine Mutter hätte mir niemals ein teures Elite-College finanzieren können. Also konnte ich wählen: eine staatliche Behörde oder das Militär.

Da ich es nicht so mit Waffen hatte, wählte ich das FBI.

Ha! Dass ich nicht lachte. Die Sache mit der Waffe hätte ich noch einmal überdenken sollen.

Wenn ich weiter hier arbeiten wollte, musste ich mich Mikes Wünschen fügen.

Er würde mich niemals gehen lassen. Dafür war ich viel zu wertvoll für seine Abteilung.

Verdammt.

 

Tabellen mit endlosen Zahlenkolonnen flirrten an meinen Augen vorbei. Sie sollten die Einnahmen und Ausgaben der Studios im letzten Quartal zeigen. Doch ich konnte so lange auf die Zeilen und Spalten starren, wie ich wollte. Ein Sinn erschloss sich mir nicht.

Normalerweise war es ein Leichtes für mich, die fingierten Zahlen zu überprüfen, Beleg und Buchung abzugleichen. Es durften sich keine Muster entdecken lassen, keine Regelmäßigkeiten. Nur dann funktionierte die Geldwäsche reibungslos.

Doch heute wollte es mir nicht so recht gelingen.

Esme stand in der Bürotür und verschränkte die Arme unter ihren kleinen Brüsten. Sie trug ein fantastisches rotes Kleid, das ihre Titten so perfekt in Szene setzte, dass ich mich wirklich anstrengen musste, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.

Eine weitere Ablenkung, die ich nicht gebrauchen konnte. Zumindest nicht heute.

»Du solltest ausgehen.« Esme reckte das Kinn. »Für die Quartalsabrechnung ist morgen auch noch Zeit. Ich habe dieses Kleid nicht angezogen, damit du nur grübelst und starrst.«

Ich seufzte. »Wirklich, Esme, ich muss arbeiten.«

»Papperlapapp. Das kannst du deiner Hure erzählen, aber nicht deiner Sekretärin.« Esme stöckelte auf mich zu, stützte sich an der Schreibtischkante ab und gewährte mir einen tiefen Einblick in ihren Ausschnitt. »Wir könnten dieses wunderschöne Kleid ausführen und …«

Ich schmunzelte. »Vielen Dank für das Angebot, Kleines, aber du musst das nicht tun. Ich komm’ schon klar.«

Esme schnaubte. »Tust du nicht. Sorgenfalten stehen dir nicht. Dein Gesicht ist viel zu schön.« Sie richtete sich wieder auf und funkelte mich an. »Wenn du schon nicht mich flachlegen willst, obwohl dieses Kleid wirklich sündhaft an mir aussieht …« Sie drehte sich herum und präsentierte mir ihre Kehrseite. Dunkle Locken fielen ihr über den Rücken. Dann bückte sie sich und wackelte mit ihrem zuckersüßen Hintern. Meine Finger juckten.

Es war Wochen her, seit ich Esme gefickt hatte. Eine einmalige Sache unter dem Einfluss von zu viel Alkohol. Normalerweise vögelte ich mich nicht durch die Reihen unserer Mitarbeiterinnen. Verärgerte Ladies führten zu weitaus größeren Problemen als ein beschädigtes Arbeitsverhältnis.

Esme hatte sich sehr verständnisvoll gezeigt und mir versichert, sie hatte mich nur aufheitern wollen. Ich hatte ihr geglaubt. Genau wie heute.

Allerdings war mir gerade an diesem Tag überhaupt nicht nach Zerstreuung.

Ich schob die Tastatur von mir und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Lass es gut sein, Esme, ich werde mich heute nur noch besaufen und den Tag im Koma ausklingen lassen.«

Sie drehte sich um und runzelte die Stirn. »Genau das, was ich nicht wollte. Du solltest heute nicht allein sein.«

»Danke, ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber …«

Vince schlenderte an meiner Bürotür vorbei. Genau der Mann, auf den ich gewartet hatte. Ein Fick mit Esme wäre toll, aber nichts ging über einen gepflegten Clubbesuch mit anschließendem privaten Alkoholrausch mit dem besten Kumpel, um einen Tag voller schmerzhafter Erinnerungen zu überstehen.

»Aber … ich gehe mit Vince aus.«

Der blieb abrupt stehen, nahm die Hände aus den Taschen seines schwarzen Anzugs und drehte sich so um, dass er die Tür zu meinem Büro mit seinen breiten Schultern beinahe komplett ausfüllte. »Habe ich meinen Namen gehört?«

Ich schmunzelte. »Hast du. Wir gehen heute aus.«

»Tun wir?«

Innerlich stöhnte ich auf. Vince war ein grandioser Kumpel, der jeden Scheiß mittrug, aber manchmal war er wirklich etwas schwer von Begriff. Ich konnte förmlich sehen, wie die Rädchen hinter seiner Stirn ineinandergriffen.

Sein Blick fiel auf Esme. Er hob eine Augenbraue und deutete fragend auf sie. »Natürlich gehen wir. Wie abgesprochen.«

Klar, in dem Outfit würde sie perfekt in den Club unserer Wahl passen. Wenn Vince sich um sie kümmerte, konnte er sie gern mitnehmen. Da ich allerdings sein Boss war, würde er mir immer den Vortritt lassen, selbst wenn ich ablehnte. Also würde Esme hierbleiben.

Esme wandte sich Vince zu.

Das war meine Chance.

Zügig schüttelte ich den Kopf und hoffte, Vince verstand den Wink.

Er verzog das Gesicht. »Männerabend. Sorry, Esme. Du siehst rattenscharf aus, aber heute gehen nur die Kerle spielen.«

Esme drehte sich wieder zu mir. Sie schob die Lippen vor. Rot geschminkt und einladend gespitzt. Dann seufzte sie. »Wie ihr wollt. Aber heult dann nicht rum, wenn ihr niemanden findet, der euch die Schwänze lutscht.« Sie warf ihre schwarze Mähne über die Schulter, wandte sich zur Tür, räusperte sich. »Kannst du bitte Platz machen.«

»Oh, klar.« Vince betrat mein Büro und kratze sich am Hinterkopf.

Esme verließ es mit erhobenem Haupt. Das Klacken ihrer Absätze begleitete ihren Abgang.

Erst als nichts mehr zu hören war, atmete ich erleichtert aus.

Vince deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Was war das denn? Eine zweideutige Einladung?«

Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Vermutlich.«

»Und warum zum Geier nehmen wir sie dann nicht mit, teilen sie und genießen den Abend?«

Gedehnt stieß ich die Luft aus. »Weil mir heute Abend nicht nach Ficken ist. Nur nach Alkohol.«

Vince verengte die Augen. »Habe ich etwas verpasst? Welcher Abend ist heute? Du hast weder Geburtstag noch ist jemand ge –«

Ich sah ihn an.

Und verzichtete bewusst darauf, es laut auszusprechen.

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Vince begriff und die Schultern sinken ließ. »Alles klar. Sorry, Mann. Ich … hätte es nicht vergessen dürfen.«

»Schon gut. Am liebsten würde ich einfach nur nach Hause fahren, mich volllaufen lassen und den Tag irgendwie hinter mich bringen.«

Vince schüttelte den Kopf. »Esme hat recht. Du solltest nicht allein sein. Wenn wir also schon nicht ficken, dann gehen wir aus. Du musst unter Leute, das Leben genießen. Das hätte ihr gefallen.«

Ein dicker Kloß drückte sich meinen Hals herauf. Hastig wischte ich die Gedanken beiseite, schaltete den PC aus und erhob mich. »Worauf warten wir noch? Aber bevor wir in den Club fahren, müssen wir noch einen Abstecher bei den Mädchen machen.« Ich griff nach meinem Mantel und zog ihn im Rausgehen über. Vince folgte mir.

»Ich will sichergehen, dass alles in Ordnung ist.«

Kapitel 2

 

Gegen Mitternacht standen wir vor einer langen Schlange, die sich vor dem Einlass der GoldBar gebildet hatte.

Der Club lag an der Broome Street, einer der Hauptverkehrsstraßen Lower Manhattans. Normalweise besuchten wir andere Lokalitäten, aber wir hatten von den hervorragenden Cocktails und der fantastischen Musik gehört. Das mussten wir ausprobieren.

»Mir ist trotzdem nicht wohl bei dem Gedanken, morgen früh total unausgeschlafen im Archiv aufzutauchen.« Ich sah mich um.

Durchweg Menschen in unserem Alter und jünger. Na klar, jeder über dreißig wäre vernünftig und würde den Arbeitstag auf der Couch ausklingen lassen.

Jamie hakte sich bei mir unter und zuckte mit den Schultern. Über ihrem schwarzen Minikleid trug sie eine Strickstola. Trotz der bereits kühlen Jahreszeit herrschten angenehme 15 Grad.

Ich steckte ebenfalls in einem Minikleid. Eingewebte Silberfäden peppten das schlichte Schwarz auf. Der Saum endete weit oberhalb des Knies.

Für meinen Geschmack fiel das Kleid zu kurz aus, aber Jamie hatte mit einem Augenzwinkern darauf bestanden.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Als ob ich heute Lust auf ein Abenteuer hatte.

»Du baust dir morgen einfach einen hübschen Schlafplatz aus Akten und gut ist. Im Übrigen ist man nur einmal jung. Schlaflos in New York oder so.« Schwungvoll warf sie ihre Locken zurück. »Schau, der Türsteher lässt wieder eine Gruppe rein.«

Wir stöckelten auf unseren High Heels, bis wir an der Reihe waren. Ein Typ, mindestens ein Meter neunzig groß, dessen übertrieben durchtrainierten Oberkörper in ein Shirt mit dem Aufdruck der GoldBar steckte, musterte uns.

»Und, Kinder, seid ihr schon einundzwanzig?« Er musterte uns grimmig, aber sein Mundwinkel zuckte. Das Licht der roten Neonbeleuchtung spiegelte sich auf seinem blanken Schädel.

»Natürlich, Sir.« Jamie klimperte mit ihren Wimpern und schenkte ihm einen ihrer unwiderstehlich süßen Augenaufschläge.

Der Typ lachte schallend. »Na dann, rein mit euch. Und schön brav sein. Im hinteren Bereich sind die Billardtische geöffnet. Wenn ihr euch traut?«

Kichernd steckten wir die Köpfe zusammen und huschten in den Eingangsbereich. Ich gab meine Jacke und Jamie ihre Stola ab. Dann hakte sie sich bei mir unter und zog mich zum Eingang, den ein dicker Vorhang, der die Geräusche schluckte, von der eigentlich Bar trennte. Doch sobald wir den Stoff auseinanderschoben, traf uns eine Woge aus lauter Musik, Stimmengewirr und Hitze, vermischt mit den typischen Gerüchen nach Alkohol, Schweiß und Parfüm jeglicher Marke. Immer mehr Nuancen mischten sich in die Duftwolke. Frisch Gebratenes, fruchtige Noten. Ein buntes Sammelsurium.

Ah, das hatte ich gebraucht.

Ich sog den Duft ein und ließ mich von Jamie mitziehen. Gemeinsam tauchten wir in der Menge unter, drängten uns an hübschen Frauen, gut gekleideten Männern, Tischen und Stühlen vorbei, Richtung Bar. Wie üblich unser erstes Ziel. Denn nur mit einem Getränk in der Hand verflog der Frust des Tages.

Jamie beugte sich über die Bar und winkte dem Barkeeper zu. »Einen Caipirinha und einen Sex on the Beach!«

Der junge Mann nahm die Bestellung mit einem Nicken entgegen, warf sich ein Geschirrtuch über sein glänzendes schwarzes Hemd und machte sich an die Arbeit.

Jamie drehte sich zu mir. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Theke, stützte die Ellenbogen auf den Tresen und beobachtete das muntere Treiben der ausgelassenen Menge.

In jedem Gesicht strahlte mir Fröhlichkeit entgegen. Doch nicht jeder Tanzende trug seine innere Gemütsstimmung zur Schau. Manche ließen sich einfach mitreißen, saugten die Stimmung auf und gaben vor, glücklich zu sein.

Woran ich das erkannte?

Gelegentlich huschte ein Schatten über die Züge, das Lachen wirkte zu aufgesetzt oder die Miene bekam einen flüchtigen Riss. Ich würde meinen letzten Dollar darauf verwetten, dass ich auf andere genauso wirkte. Nach außen hin gab ich mich fröhlich, doch tief in mir drinnen, vergraben unter einer dicken Schicht Make-up und Ausgelassenheit, wollte ich mich in meinem Elend aalen.

Das war Jamie gegenüber nicht fair. Sie hatte sich solche Mühe gegeben, also würde ich sie nicht enttäuschen. Ich riss mich von der Betrachtung der Menge, löste mich von den düsteren Gedanken und wandte mich meiner besten Freundin zu. Diesmal bemühte ich mich um ein ehrliches Lächeln. »Für wen ist der Sex on the Beach?«

Jamie warf ausgelassen lachend ihre Mähne zurück. »Na, für dich. Wenn hier eine gevögelt werden muss, dann bist du es.«

Ich prustete. »Wie bitte? Sex ist keine Lösung. Es sei denn, ich vögele Mike oder Ryan, damit sie mir meinen alten Job zurückgeben. Ich glaube kaum, dass das funktioniert.« Angewidert verzog ich das Gesicht. Allein bei dem Gedanken, mich auf Mikes Schoß herumzuwälzen, bekam ich Schüttelfrost.

Und Ryan … Na ja, der war eine andere Hausnummer. Groß, sexy und muskulös. Genau mein Beuteschema. Wenn da nur nicht seine Arroganz wäre. Ryan war so verbissen auf Erfolg und eine Beförderung aus, dass er seinen Plan mit absoluter Rücksichtslosigkeit verfolgte und unbrauchbare Mitarbeiterinnen wie Restmüll entsorgte.

Jamie schüttelte sich. »Igitt. Wie kannst du die beiden zusammen erwähnen? Ryan geht glatt als Model für Men’s Heath durch. Aber Mike … Sich hochzuvögeln hat noch niemandem geholfen.«

»Dito.«

»Eure Drinks, Ladys.« Der Barkeeper schob uns je einen Cocktail zu, den Caipi klassisch mit Minze, einer Scheibe Zitrone, Rohrzucker, Rum und Eis, den Sex on the Beach mit perfektem Farbverlauf.

»Danke, mein Süßer.« Jamie zwinkerte dem Barkeeper zu und nahm die Getränke. Er schenkte ihr ein Schmunzeln und wandte sich dann dem nächsten Gast zu.

Kopfschüttelnd ergriff ich mein Getränk und trank durch den Strohhalm. Die fruchtige Süße verteilte sich auf meiner Zunge und ich schloss genussvoll die Augen. Der brennende Geschmack des Alkohols harmonierte meisterhaft mit den Säften.

»Ah, das tut gut.«

Als ich die Augen wieder öffnete, starrte mich Jamie an. »Jetzt weiß ich auch, warum der Cocktail Sex on the Beach heißt.«

Wir prusteten los und stießen an.

Zwei Stunden, fünf weitere Getränke und einer Runde ausgelassenen Tanzens später fühlte ich mich nicht länger, als stünde ich vor dem Scherbenhaufen meines Lebens.

Nein, ich verspürte einen Anflug von Schaffenskraft, die mich durch das nächste Jahr tragen würde. Es könnte aber auch am Alkohol liegen. So genau ließ sich das nicht trennen.

»Die GoldBar gehört ab heute zu meinen absoluten Lieblingsclubs!« Jamie prostete mir mit ihrem Tequila Sunrise zu und ich stupste sanft meinen Mai Tai dagegen.

Cocktailkarte rauf und runter saufen hatten wir schon mal drauf.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Halb zwei.

»Seit gestern!« Ich gluckste und lehnte mich seufzend gegen die Bar. Mein Verstand surrte angenehm, doch ich war noch nicht so betrunken, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Morgen früh um neun wurde ich im Büro – respektive Keller des Grauens – erwartet. »Wir sollten trotzdem gehen. Ich brauche wenigstens ein paar Stunden Schlaf.«

Jamie schubste mich an. »Okay, letzter Tanz.«

Wir leerten unsere Gläser und zahlten die Getränke, bevor wir uns Richtung Tanzfläche aufmachten, die trotz der späten Stunde noch gut gefüllt war.

Während ich zu Dancing in the Dark die Arme hochwarf, mich zum Takt der Musik bewegte und den Beat genoss, schloss ich die Augen. Der Bass vibrierte in meinen Knochen, strahlte bis in meinen Magen aus und versetzte meinen Körper in Schwingungen.

Intuitiv legte ich die Hand auf meinen Bauch und wiegte mich hin und her. Ich spürte den Song, ging vollständig in der Musik auf. Die Gedanken an die Arbeit, die verpatzte Chance und meinen Boss verschwanden. Ich konnte eins sein mit dem Beat.

Leben. Atmen. Existieren. So simpel.

Als die Musik verklang, öffnete ich die Augen, ein Lächeln auf den Lippen. Jedes Mal, wenn ich mich in dem Rhythmus verlor, vergaß ich auch meine schlechte Laune. Negative Gefühle lösten sich in nichts auf, sobald ich mich in einen Song fallen ließ. Danach fühlte ich mich immer glücklich. Mit diesem Kribbeln im Magen wollte ich nach Hause gehen, es in eine Dose packen und an Tagen wie heute hervorholen.

Um irgendwie das nächste Jahr zu überstehen.

Doch dann sah ich zwei absolut finstere Augen, schwärzer als die Nacht. So anziehend erotisch, das ich vergaß zu atmen.

Ein Kribbeln durchdrang meinen Körper. Jedes Härchen auf meiner Haut stellte sich auf und ein wohliger Schauer rieselte über meinen Rücken. Hitze sammelte sich unterhalb meines Bauchnabels, kroch tiefer und löste ein Pochen zwischen meinen Schenkeln aus.

Ich schnappte nach Luft.

Fassungslos wich ich zurück, doch ich konnte nicht wegsehen. Wollte nicht. Diese Intensität lockte mich, zog mich an und ich gab dem Drängen nach. Zumindest für einen Schritt.

Der Mann saß an der Bar und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche, ohne mich aus seinem Bann zu entlassen. Er verengte die Augen und ich machte einen Schritt vorwärts.

Irgendwoher kannte ich das Gesicht, nur woher?

»Jessie? Wo willst du hin?« Jamie griff nach mir.

Irritiert blinzelte ich, riss mich von ihm los und sah meine Freundin an. »Ich weiß nicht. Da ist ein Kerl.«

Jamie lachte. »Hier sind eine Menge Kerle.«

Aber nicht so einer.

Ich wandte mich wieder dem Mann zu und betrachtete ihn genauer. Er saß an der Bar, den Arm lässig auf den Tresen gelegt. Sein Anzug passte ihm wie angegossen und verhüllte eine schlanke Statur. Er wirkte wie ein Panther – stark, wachsam, elegant. Ein Raubtier, das mich genauso aus dem grünen Dickicht eines Urwaldes anstarren konnte. Als hätte er seine Beute ausgemacht.

Wie ein ganz gewöhnlicher Kerl hockte er an der Bar. Ein Bein angewinkelt auf die metallenen Schuhablage gestellt, das andere auf dem Boden. Doch an ihm war rein gar nichts gewöhnlich.

»Jessie, du machst mir Angst.«

Jamie nahm mein Handgelenk und zog mich zu sich. Endlich konnte ich mich losreißen und mich ihr zuwenden. Der Verlust des Blickkontakts jagte ein Frösteln über meinen Rücken. Obwohl in der GoldBar angenehme Temperaturen herrschten, fuhr ich mir über die Arme.

»Brauchst du nicht. Ich hab’ da nur jemanden gesehen, der mich interessiert.« Ich lächelte und drehte mich wieder in seine Richtung.

Sein Blick ruhte immer noch auf mir. Er hatte ein wenig von seiner Intensität verloren, aber er sah mich noch genauso an, lockend. Damit ich ihm ins Unterholz hinterherlief, wo er mich dann auffressen konnte.

Ich erschauerte.

»Willst du ihn?« Jamie legte die Arme um meine Taille und platzierte ihren Kopf auf meiner Schulter. Sie folgte der Richtung meiner Augen und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Heiß ist er ja.«

Ich hob die Schultern. »Nicht, dass ich der Typ Frau bin, die auf Kerle zugeht.«

»Er sieht dich an, als ob er will, dass du zu ihm kommst.«

»Natürlich tut er das. Ein Mann wie er hat es nicht nötig, Frauen nachzustellen. Aber ich will nicht so eine sein, die einen Kerl anspricht. Als ob ich es nötig hätte.«

Hatte ich. Sagte ich aber nicht.

Innerliche verzehrte ich mich danach, endlich mal wieder gevögelt zu werden. Orgasmen mit Vibratoren waren okay, aber ein Mann, der sich zwischen meinen Schenkeln verausgabte, war eine ganz andere Hausnummer. Ihn konnte ich mir prima als Hauptdarsteller vorstellen.

Er rutschte vom Barhocker, lächelte seinen Sitznachbarn an, wechselte noch ein paar Worte mit ihm und bewegte sich dann in meine Richtung.

Oh, Gott, er schlängelte sich durch die Menge, als wäre er auf der Jagd. Jeder Schritt die formvollendete Eleganz. Wie ein Künstler umrundete er die Tanzenden, ohne sich der Musik anzupassen. Nein, es schien fast so, als würde sich die Musik ihm anpassen.

Meine Wangen wurden heiß. »Er kommt her.«

Jamie löste sich von mir, nahm meine Hand und drückte sie. »Du schaffst das schon. Geh nicht zu spät nach Hause.«

Hektisch drehte ich mich zu ihr. »Du kannst mich doch nicht allein lassen!«

Sie zwinkerte mir zu. »Doch, kann ich und werde ich. Wenn ein Mann, der so aussieht, auf dich zukommt, ist es an der Zeit, dass ich mich zurückziehe. Du bist unter Menschen. Kein Grund, davonzulaufen. Genieß seine Aufmerksamkeit.«

»Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht!«

»Lass ihn machen. Er scheint genau zu wissen, was er tut.« Jamie ließ meine Hand los.

Panik durchfuhr mich. »Aber …«

Sie winkte ab. »Ich bleibe in der Nähe. Wenn es schiefgeht, rette ich dich. Wenn nicht, sehen wir uns später.« Sie wandte sich dann in Richtung der Toiletten.

Sehnsüchtig sah ich ihr hinterher. Vielleicht konnte ich mich anschließen …

Doch plötzlich spürte ich eine Präsenz hinter mir, deren Ausstrahlungskraft ich mich nicht entziehen konnte. Eine Kraft, die wie eine zwölf Meter hohe Mauer hinter mir aufragte, gegen meine Wahrnehmung drückte, ohne mich auch nur zu berühren.

Ich schluckte und rieb mir über die Arme, doch das Gefühl blieb. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass er da war.

Die Musik trat in den Hintergrund, wurde leiser. Seine Präsenz genügte und sämtliche Geräusche verstummten.

Eine Hand tauchte neben meiner linken Schulter auf, verharrte schwebend über meiner Haut. Ich neigte den Kopf. Mein Blick fiel auf schlanke, lange Finger.

Intuitiv drehte ich mich herum und begegnete seinem Lächeln. Es sah fast genauso aus wie vorhin, als er sich von seinem Gesprächspartner verabschiedet hatte. Aber nur fast. Das Lächeln wirkte nach wie vor freundlich, ein Hauch Gefahr machte ihn noch reizvoller.

»Möchtest du tanzen?«

Der Klang einer tiefen, sonoren Stimme rollte über meinen Rücken und hinterließ eine Gänsehaut, die ich am liebsten wegrubbeln würde. Kein Mann hatte jemals so eine Wirkung auf mich ausgeübt.

Ich drehte mich vollends herum. »Wieso?«

Er runzelte die Stirn. »Was … wieso?«

Schulterzuckend wich ich seinem Blick aus »Wieso willst du mit mir tanzen? Hier befinden sich Dutzende Frauen, eine schöner als die andere. Aber du fragst mich? Ich denke, ich sollte erfahren, warum.«

Er reichte mir seine Hand. »Ich erkläre es dir, wenn du mit mir tanzt.«

Ich fixierte seine Finger.

Wenn ich mit ihm tanzte, müsste ich ihn berühren. Mir wurde ganz anders, wenn ich daran dachte, wozu sein Blick bereits fähig war.

Andererseits, wann hatte mich solch ein Mann das letzte Mal aufgefordert? Eben.

Hastig verscheuchte ich die Erinnerungen an die letzte Weihnachtsfeier in meiner alten Abteilung. Die waren alle besoffen und unfähig gewesen zu tanzen.

Ich sehnte mich danach, berührt und gehalten zu werden. Und seine Bewegungen ließen darauf schließen, dass er wusste, wie er seinen Körper einzusetzen hatte. Wenn er mich in den Armen hielt, konnte ich mich getrost fallen lassen.

Glaubte ich. Hoffte ich.

Er wackelte mit den Fingern und zog meine Aufmerksamkeit auf seine dargebotene Hand. »Genug gegrübelt?«

Ich sah auf. »Kennen wir uns?«

Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. »Das wüsste ich aber. Los, komm, es ist nur ein Tanz.«

»Nur. Ein. Tanz.«

Hoffentlich verstand er meine Betonung, dass ich nicht solch eine Frau war. Er brauchte nicht mit dem Finger schnipsen und schon lag ich ihm zu Füßen.

Nein, selbst wenn ich mich danach sehnte, verführt zu werden, würde ich nicht nachgeben. Zumindest … nicht sofort.

Ich legte meine Finger in seine Hand.

»Danke«, murmelte er, packte zu und zog mich mit einem kräftigen Ruck an sich.

Erschrocken japste ich nach Luft. Seine Hand in meinem Rücken presste mich an seinen Körper.

»Keine Angst, wir tanzen nur. Und ich führe gern. Lass es einfach zu.« Er schenkte mir ein vertrauensvolles Lächeln, positionierte mich so, wie er mich haben wollte. Dabei hielt er meinen Arm mit der Hand, die ich ihm gereicht hatte, in Tanzhaltung, platzierte sein Knie zwischen meinen Beinen und drängte sich an mich.

Ich spürte seine Hüfte an meiner, mein Bauch berührte seine Taille, mein Busen drückte sich fest gegen seine Brust, sodass meine Busen über den Rand des Kleides quoll. Verführerische, kleine Erhebungen.

Sein Verhalten überrumpelte mich. Er überschritt eindeutig eine Grenze. Kein Fremder sollte mich so berühren und doch mochte ich seine Dominanz. Er gab mir ein Gefühl der Sicherheit.

Ich sah auf und schluckte. Mein Atem beschleunigte sich.

»Alles okay?«

Ich nickte.

Ein sanftes Lächeln glitt über seine Züge.

Wie auf einen Befehl hin verstummte der harte Beat, zu dem Jamie und ich uns bis vor wenigen Augenblicken noch die Sorgen aus dem Verstand geschleudert hatten. Eine ruhige, sanfte Melodie setzte ein.

Er beugte sich vor und brachte seine Lippen in die Nähe meines Ohres. »Ich führe. Lass es zu.«

Und dann bewegte er uns zu ruhigen Rhythmen. Seine Hüften kreisten und die Hand in meinem Rücken hielt mich an ihn gedrückt, sodass ich mich mit ihm bewegen musste.

Sein Bein gab die Richtung vor, drückte mich nach hinten und ich machte einen Schritt zurück. Oder er zog mich mit sich und ich folgte. Immer begleitet von dem betörenden Schwingen seiner Hüften.

Mir wurde ganz anders. Meine Sinne schwirrten, mein Körper begann zu summen und zu kribbeln. Eintausend Bienen ertönten in meinem Innern und ihre Flügelschläge tänzelten über meine Haut.

Seine Augen strahlten Wärme aus, die mich einhüllte, einen Kokon um unsere miteinander verschmolzenen Körper schuf und all meine Sinne in Schokolade tauchte.

Ich klebte förmlich an ihm und mein Blick ertrank in seinem.

Er führte mich und ich harmonierte so perfekt mit ihm, als hätten wir die Choreografie stundenlang einstudiert. Nur für diesen einen, absolut perfekten Augenblick.

»Du bist nicht zu mir gekommen.«

Ich blinzelte und die Blase ließ ein wenig Realität zu.

Seine Finger glitten über meine Wirbelsäule, tiefer, kurz unterhalb des Rückenausschnitts meines Kleides. »Deine Frage.«

Er drehte mich herum, wirbelte mich einmal über die Tanzfläche und zog mich wieder an sich. Diesmal verharrte ich einen Moment, die Hände auf seine Brust gelegt, und suchte seinen Blick.

»Deine Hand.«

Ich ging in Position und wir tanzen weiter.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich erneut unter Kontrolle hatte. Ich sah auf und kämpfte diesmal dagegen an, nicht ein weiteres Mal in seinem Blick zu versinken. Dieser Mann besaß eine erschreckende Wirkung auf mich. Ich durfte mich nicht so hinreißen lassen.

Ja, ich verhungerte emotional und er gab mir gerade, was ich so dringend brauchte. Aber ich durfte nicht zulassen, dass mir ein charmantes Lächeln zu Kopf stieg.

Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich auf seine Worte. »Inwiefern?« Mehr brachte ich nicht zustande.

Aber immerhin, ein Anfang und kein Gestammel.

Der Mann senkte den Kopf und brachte seine Lippen ganz nah an mein Ohr. Dabei bewegte er uns sanft über die Tanzfläche, sodass sich mein Verstand erneut von den lustvollen Bewegungen einlullen ließ. Sein Atem auf meiner Haut gab mir den Rest.

»Normalweise genügt ein Blick und die Frauen kommen zu mir. Früher habe ich diese Masche öfter benutzt.«

»Früher?«

Wieder nur ein Wort, herrje. Ich sollte daran arbeiten, ganze Sätze in seiner Nähe auszusprechen.

»Ja, es langweilte mich. Mittlerweile probiere ich es gar nicht mehr, weil das Ergebnis immer das Gleiche ist.«

Verständlicherweise. Ein solches Verhalten würde mich auch nerven. Aber er hatte mich angesehen. Ob er ein ähnliches Ergebnis erwartet hatte?

»Warum hast du mich dann angesehen? Wenn du das Ergebnis schon kanntest?«

Er schmunzelte. »Wahnsinn? Immer das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten, ist doch wahnsinnig, oder?«

»Ich bin nicht zu dir gekommen.«

»Und das macht dich interessant.« Unvermittelt machte er einen Schritt zurück, stieß mich von sich und drehte mich mehrere Male über die Tanzfläche.

Als er mich wieder an sich zog, verharrte ich an ihm. Meine Nasenspitze befand sich genau auf Höhe seines Kiefers. Ich fuhr mit den Augen sein bärtiges Kinn nach, blieb an seinen Lippen hängen und ertappte mich dabei, wie meine Zungenspitze über meine Unterlippe glitt.

Gedehnt stieß er den Atem aus. »So was solltest du nicht tun.«

Ich presste die Lippen zusammen.

»Das auch nicht.« Er schüttelte den Kopf.

»Wieso nicht?« Ich reckte mich ihm entgegen und blickte ihn herausfordernd an.

»Weil ich dann das tun würde.« Seine Hände um mein Gesicht gelegt, beugte er sich über mich, brachte seine Lippen ganz nah an meinen Mund.

Kurz, bevor er mich berührte, verweilte er. »Ich werde dich jetzt küssen. Wenn du das nicht willst, dann sag es, jetzt. Ansonsten garantiere ich für nichts.«

Ich klammerte mich an seine Arme, mein Unterleib blieb an seinen Leib gedrückt.

Herrje, er brauchte mich gar nicht festzuhalten. Ich klebte auch so an ihm. Wie mit Heißkleber zusammengehalten.

Meine Lider flatterten. »Bitte …«

Er schmunzelte. »Bitte ja oder bitte nein? Soll ich dich küssen?«

Ich schluckte. Weil ich meiner Stimme nicht traute, reckte ich mich ihm noch ein klein wenig mehr entgegen. Mein Mund öffnete sich in stummem Einverständnis.

Bitte, küss mich. Bitte.

Ein Lächeln glitt über seine Lippen und er senkte seinen Mund auf meinen, trank meinen Atem und tauchte seine Zunge in meinen Mund.

Ich seufzte erleichtert auf.

Er hatte mich verstanden. Dem Himmel sei Dank.

Hingebungsvoll erwiderte ich seinen Kuss mit einer Verzweiflung, die ihm klarmachen musste, dass ich mich in keiner Weise von den Frauen unterschied, die sich ihm üblicherweise vor die Füße warfen. Ich gierte genauso verzweifelt nach Berührungen. Gleich würde er mich stehenlassen.

Also nahm ich, was ich kriegen konnte, klammerte mich an ihn und erwiderte seinen Kuss, verlor mich mit voller Leidenschaft in seinen Berührungen. Als wäre er mein Geliebter, den ich in den Krieg verabschieden müsste, nicht wissend, ob wir einander je wiedersehen würden. Genauso fühlte es sich an.

Ich würde ihn ohnehin nie wieder sehen.

Also musste ich den Kuss beenden. Denn ich wollte so viel mehr. Ich wollte ihn in meinem Bett, die Beine spreizen und mich ihm hingeben, die Kontrolle verlieren und mir wortwörtlich von ihm den Verstand herausvögeln lassen.

Ja.

Ja!

JA!

Aber das durfte nicht sein. Denn so eine Frau war ich nicht. Ich vögelte niemals beim ersten Date.

Ha, wenn es denn jemanden gegeben hätte, der sich jemals für mich interessiert hätte. Meine mangelnde Erfahrung wollte ich ihn allerdings nicht spüren lassen.

So schwer es mir auch fiel, ich beendete den Kuss und wich ein paar Zentimeter zurück.

Er hielt noch immer meinen Kopf und sah mich mit solcher Intensität an, dass ich kaum den Boden unter mir wahrnahm.

»Ich … muss gehen.« Meine Stimme schwankte.

Innerlich flehte ich ihn an, mich festzuhalten, mich zu zwingen, mit ihm zu schlafen. Nichts würde ich lieber tun.

Doch er nickte nur und ließ meinen Kopf los, leckte sich über die Lippen und versenkte den Blick in meinem. »Wir sehen uns wieder.«

Kein vielleicht, kein Zögern, er sprach die Worte mit solcher Überzeugung, dass ich nur nicken konnte.

»Gut.« Dann beugte er sich noch einmal vor und küsste mich auf die Wange. »Vielen Dank für den Tanz, Kleines.«

Er wich zurück, drehte sich herum und ging.

»Wie … heißt du?«

Verdammt. Ich wollte wirklich nicht nachfragen, aber meine Selbstbeherrschung hatte sich irgendwann zwischen den letzten beiden Küssen verabschiedet. Leider klang ich genauso verzweifelt, wie sich meine Libido anfühlte.

Einsam, allein gelassen und kurz vor dem Verhungern.

Er drehte sich noch einmal zu mir um und schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln. »Alejandro.«

Kapitel 3

 

Ich hob das Kinn und starrte wie gebannt auf die Digitalanzeige des Fahrstuhls.

2, 6. 4, 5, 6.

Kurzer Halt.

Vor mir verließen eine Frau im Businesskostüm und ein jüngerer Mann in Jeans und T-Shirt die Kabine. Ich warf einen kurzen Blick in die sechste Etage, bevor sich die Fahrstuhltüren wieder schlossen und sie sich erneut in Bewegung setzte.

Mein Puls raste. Und er ließ sich weder mit tief durchatmen noch mit kurzem Schließen der Augen beruhigen. In hohem Tempo schlug mein Herz, als ob ich einen 100-Meter-Sprint hinlegen musste.

Was wollte der Deputy Director von mir?

Caroline hatte mir nur zugerufen, dass ich mich schleunigst in den achten Stock begeben sollte.

Mist, hätte ich doch nachgefragt.

Wie ein Schutzschild drückte ich die Akten an mich, suchte in dem gewohnten Duft nach Staub und abgestandener Luft Sicherheit.

Vergeblich.

Niemand zitierte einen strafversetzten Agent in die oberste Etage, wo der Deputy Director sein Büro hatte. Es sei denn, man wollte sie loswerden.

Verdient hätte ich es. Nachdem, was ich mir gestern geleistet hatte. Mich wunderte ehrlich, dass er mich nicht schon vor einem Jahr vor die Tür gesetzt hatte.

Aber gut. Nobody is perfect.

Vielleicht wollte er seinen Fehler heute korrigieren? Zuzutrauen wäre es ihm.

Der Fahrstuhl hielt an. Eine Stimme aus dem Lautsprecher verkündete die Etage, bevor sich die Türen mit einem leisen Pling öffneten.

Schwungvoll stieß ich mich von der Kabinenrückwand ab, presste die Akten an mich und verließ die Kabine.

Was solls.

Ich hatte es immer gewusst: Das FBI war nicht die perfekte Wahl für mich. Früher oder später hätte ich mir ohnehin einen neuen Job suchen müssen. Also warum nicht jetzt, statt noch mehr Zeit im Archiv zu verschwenden? Eben.

Mit zögerlichem Schritt betrat ich das Großraumbüro. Unzählige Agents wuselten die langen Gänge zwischen den mit grauen Trennwänden separierten Arbeitsplätzen hinauf und hinunter. Sie schwatzten, reichten Akten hin und her, kopierten, hetzten voran. Niemand schien mich zu beachten.

Ich ließ den Blick über den Bereich bis ans Ende des Gebäudes schweifen. Dort, wo sich die Büros der Chefetage und die Konferenzräume befanden. Die Akten fester an mich gedrückt, ging ich los.

Egal, wie lange ich hier herumstand und die Kollegschaft beobachtete. An der Situation änderte die Verzögerung überhaupt nichts. Sie verschlechterte sie eher noch, indem die Wartezeit den Director verärgerte. Also konnte ich mir weitere Unannehmlichkeiten sparen, indem ich mich beeilte.

Ich schlängelte mich durch das Großraumbüro, nickte, wenn mir ein fragender Blick zugeworfen wurde. Als ich den Einsatzleiter der Critical Incident Response Group passierte, senkte ich den Kopf und versuchte, nicht aufzufallen.

Bis vor zwölf Monaten hatte ich noch Ryan Gallaghers CIRG angehört. Ihm wollte ich ganz sicher nicht Rede und Antwort stehen, was ich im achten Stock verloren hatte.

Ehe Ryan sich von seinem Gespräch loseisen und mich löchern konnte, beschleunigte ich meine Schritte und steuerte den Konferenzraum an.

Nach einem kurzen Blick auf das Schild neben der Tür schlug ich mit den Fingerknöcheln dagegen.

»Herein!«

Ich atmete tief durch und ging hinein.

Sofort fiel mein Blick auf die große Videoleinwand und mein Magen zog sich zusammen.

Was sollte das hier?

»Agent Walker, wie schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten.« Der Deputy Director der New Yorker FBI-Niederlassung David King trat vor mich und hielt er mir die Hand hin.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. »Sir.« Ich schob die Akten auf einen Arm und erwiderte seinen Gruß.

David sah auf mich hinab und musterte mich. »Sie arbeiten im Archiv, oder?«

Ich nickte. »Ja, Sir, seit einem Jahr.«

»Gut, gut. Und davor waren Sie Gallagher unterstellt?« Er neigte den Kopf.

Ryan betrat hinter mir den Raum, fixierte mich mit einem süffisanten Grinsen und suchte sich einen Platz an dem großen Konferenztisch.

Ich folgte ihm mit den Augen.

»Ja, im CIRG. Außendienst.«

Der Director schenkte mir ein Lächeln. »Ich wusste es. Dann sind Sie genau die richtige Person für den Job.«

»Wofür?«

David trat beiseite und deutete auf einen Stuhl an der Ecke des riesigen Konferenztisches. Fast jeder Sitzplatz war mit einem Agent im Businesslook besetzt. Und ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf mich, die kleine Archivarin.

Verwirrt legte ich meine Akten ab und glitt auf den Stuhl.

David stellte sich neben mich, starrte die Leinwand an und drückte einen Knopf auf der Fernbedienung, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Für ihn.«

Ich schluckte und folgte seinem Blick.

Der Sperrbildschirm verschwand und ein Mann erschien.

Ich musterte das schöne Gesicht, die vollen schwarzen Haare und das betörende Lächeln, das hinter dem verwegenen Drei-Tage-Bart besonders gut zur Geltung kam.

Sein Anblick genügte, damit ich nervös auf meinem Stuhl herumrutschte. Intuitiv ballte ich die Hände, damit ich nicht auf die Idee kam, über meine Wangen zu fahren und das Gefühl nachzuspüren, das sein Bart auf meiner Haut hinterlassen hatte.

Oh, Gott!

Der Kerl von letzter Nacht.

---ENDE DER LESEPROBE---