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Kitty Harper

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Beschreibung

Ich war ein Straßenköter, ein räudiger Bastard. Doch die Bianchis gaben mir ein Zuhause. Für die Familie würde ich alles tun – sogar die falsche Frau heiraten. Ryder Macrath nimmt jeden Auftrag der Bianchis an. Selbst als er Susan Rossi, eine aufsässige Tochter der Familie, heiraten soll, zögert Mac nicht. Er verdankt Vittorio Bianchi schließlich sein Leben. Doch als Mac bei einem Auftrag beinahe ums Leben kommt, keimen in ihm erste Zweifel. Billie Richards liebt ihren Job. Die toughe Krankenschwester hat für jeden Patienten ein Lächeln übrig. Doch das ändert sich, als ein Unbekannter eines Nachts im Krankenzimmer auftaucht, sie mit der Waffe bedroht und schwer verletzt zusammenbricht. Entgegen jeder Vernunft geht sie auf seinen Wunsch – keine Polizei! – ein und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Ohne zu wissen, wer er ist, und wieso er angeschossen wurde. Ob das eine gute Idee war? »Bastard’s Bride« ist ein abgeschlossener Einzelband aus der Reihe »Mafia Clans of New York«. Er enthält explizite Szenen, Folter und Mord.

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Bastard's Bride

 

Von Kitty Harper

 

 

 

Buchbeschreibung:

Ich war ein Straßenköter, ein räudiger Bastard. Doch die Bianchis gaben mir ein Zuhause. Für die Familie würde ich alles tun – sogar die falsche Frau heiraten.

 

Ryder Macrath nimmt jeden Auftrag der Bianchis an. Selbst als er Susan Rossi, eine aufsässige Tochter der Familie, heiraten soll, zögert Mac nicht. Er verdankt Vittorio Bianchi schließlich sein Leben.

Doch als Mac bei einem Auftrag beinahe ums Leben kommt, keimen in ihm erste Zweifel.

 

Billie Richards liebt ihren Job. Die toughe Krankenschwester hat für jeden Patienten ein Lächeln übrig. Doch das ändert sich, als ein Unbekannter eines Nachts im Krankenzimmer auftaucht, sie mit der Waffe bedroht und schwer verletzt zusammenbricht. Entgegen jeder Vernunft geht sie auf seinen Wunsch – keine Polizei! – ein und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Ohne zu wissen, wer ist, und wieso er angeschossen wurde. Ob das eine gute Idee war?

 

»Bastard’s Bride« ist ein abgeschlossener Einzelband aus der Reihe »Mafia Clans of New York«. Er enthält explizite Szenen, Folter und Mord.

 

 

 

 

 

 

 

Über den Autor:

Kitty Harper ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds und der Ehefrau eines Ober-Nerds. Zusammen begeistern sie sich in trauter Nerdigkeit für alles, was auch nur im Entferntesten mit Fantasy, Mystik und Science Fiction zu tun hat. Während die Nachwuchs-Nerds noch an der Vervollkommnung ihrer Kängeroo-Zitate und Nightwish-Songtexten arbeiten, widmet sich die Autorin Höherem. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in der nordischen Mythologie oder in anderen längst vergangenen Epochen.

Kitty Harper schreibt gerne sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.

 

 

 

Von Kitty Harper

 

 

1. Auflage,

© 2022 Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.

Kitty Harper

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

Email:[email protected]

Web: https://www.kitty-harper.de

 

Coverdesign: Renee Rott, Dream Design unter Verwendung von www.depositphotos.com,

www.shutterstock.com

 

Lektorat: Franziska Schenker, Lektorat

 

Bildnachweise www.depositphotos.com, www.shutterstock.com

 

Verwendete Schriftarten: Linux Libertine, Corleone Duo, Arial

 

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Kapitel 1

[Mac]

Es gab keine schlechten Jobs. Jeder Auftrag hatte seinen Sinn. Ob ich nun jemandem das Lebenslicht auspustete oder es wie einen Unfall wirken ließ, für mich spielte das Wie und Wann keine große Rolle. Hauptsache, die Kohle stimmte. Denn ohne Geld war man ein Nichts in dieser Welt. Man konnte sich weder teure Anzüge leisten, noch heißen Schlitten fahren oder geile Weiber aufreißen. Es sei denn, man bezahlte für den Sex. Aber dafür brauchte ich Kohle. Also tat ich, was Dixi von mir verlangte. Auch wenn ich diesem Arschloch furchtbar gern eine Kugel zwischen die Augen jagen würde. Es wäre so einfach.

Ich hob meine Blaser leicht an, spähte durch das Zielfernrohr und richtete das Fadenkreuz auf die Stirn von Alexander Lloyd, der aufsässige Besitzer einer Mall, der meinte, nicht für den Schutz, den wir ihm gegeben hatten, zahlen zu müssen. Gratis gab es den jedenfalls nicht. Dass ich nicht lachte. Der Kerl liebte Kinder, im übertragenen Sinne. Straßenkids hatten es ihm besonders angetan. Er lud öfter einen heruntergekommenen Jungen zu sich ein, um mit ihm zu reden, wie er sagte. Dixi besaß eine Menge Fotos von Lloyd, doch der Typ war völlig beratungsresistent. Schlimmer noch, der Kerl schien plötzlich ehrenhaft und rechtschaffend zu sein. Er wollte den Boss um sein hart verdientes Geld bringen, weil Schutzgeld zu zahlen gegen das Gesetz verstieß. Wenn sich herumsprach, dass die Lloyd-Mall nicht länger unter dem Schutz der Familie Bianchi stand, konnte er sich warm anziehen. Sehr zu meinem Bedauern würde Vic ihn nicht erschießen lassen, seine Mittel waren viel subtiler. Schließlich wollte er Geld verdienen und nicht ein Dorn im Auge des Staatsanwaltes werden. Den zu schmieren war immer besonders heikel. Staatsanwälte besaßen so etwas wie Ehre, wollten die Welt verändern und das Gesetz durchsetzen. Illusionen durch die Realität zu ersetzen war schwieriger, als ein paar Gangs auf eine Mall loszulassen. Doch Vic war kein Unmensch. Lloyd brauchte eine Warnung. Nur eine ganz kleine. Ich rollte mit den Augen und richtete mein Zielfernrohr eineinhalb Meter tiefer. Aber wer war ich, dass ich Dixis Anweisungen missachtete. Wenn ich eines von ihnen gelernt hatte, dann war es Loyalität.

»Jag ihm ein wenig Respekt ein. Er soll sich nur daran erinnern, wer die Fäden in der Hand hat. Und wehe, er hat einen Kratzer.«

Ich holte tief Luft und ließ mir Zeit. Lloyd stieg aus seinem Bentley aus. Bei dem Schlitten sollte es ihm ein Leichtes sein, wenige Tausend Dollar im Monat für den Schutz seiner Immobilien auszugeben. Umringt von seinen Leibwächtern betrat er die Stadthalle, wo eine Preisverleihung stattfand. Keine Ahnung, welche. Ich kümmerte mich selten um gesellschaftliche Ereignisse. Für mich zählte nur das Wann und Wo ich jemanden abknallen, verprügeln oder auf den rechten Weg brachte. Innerlich stöhnte ich. Okay, wem ich einen Denkzettel verpassen sollte. Vorhin hatte ich noch rumgemault, warum Francis den Job nicht erledigen konnte. Warum um alles in der Welt schickte er sein bestes Pferd ins Rennen, wenn es nicht gewinnen durfte?

»Genau deshalb!«, hatte Dixi gesagt, mir auf die Schulter geklopft und mich auf die Straße geschickt. Ich begriff es ja. Dixi befürchtete, dass Francis die Nerven durchgingen und er Lloyd abknallte, was schwierig fürs Geschäft wäre. Ein toter Immobilienbesitzer war ein nicht zahlender Kunde und bedeutete Ärger. Wir mussten die Erbschaft abwarten, den Nachfolger aufbauen, bestechen, Dreck finden, ihm unter die Nase reiben und so weiter. Bis der Kerl wusste, wie es lief, dauerte es Monate. Die Zeit hatte Vic nicht. Also absichtlich verfehlen.

Ich hasste es. Danebenzuschießen gehörte nicht zu meinen Aufgaben. Ich wurde für Abschüsse bezahlt ... Meine Gedanken fanden ein jähes Ende, als sich eine Lücke in der Deckung der Bodyguards bildete. Interessant, dass Lloyd meinte, er könne sich mit ein paar breiten Schultern schützen. Nicht vor mir, Schätzchen. Ich atmete tief ein, hielt die Luft an und senkte das Zielfernrohr meiner Blaser auf seinen Schuh. Ein Zeh weniger schadete nicht … ich drückte ab. Das Gefühl, eine Kugel auf den Weg zu schicken, berauschte mich. Ich liebte das Geräusch, das sie machte, wenn sie den Lauf meiner Blaser verließ, lautlos durch die Luft sirrte und niemals ihr Ziel verfehlte.

Lloyd sprang in die Luft und stieß einen unmännlichen Schrei aus. Meine Mundwinkel zuckten. »Mit freundlichen Grüßen von Vittorio Bianchi.«

Ich nahm die Blaser vom Gestell und rutschte die Mauer herunter. Gemütlich lehnte ich mich dagegen und zückte eine Zigarette. Das Präzisionsgewehr ruhte quer über den Schenkeln, während ich mir einen tiefen Zug gönnte. Der Funk klickte.

»Und Paket zugestellt?« Störgeräusche verzerrten Dixis Stimme. Wie üblich befand er sich in mindestens zwei Blocks Entfernung und wartete auf mein Okay.

»Wie gewünscht.«

»Atmet er noch?«

Ich holte tief Luft. »Ist putzmunter. Wird nur in den nächsten Tagen eine Gehhilfe benötigen.«

»Was hast du getan, Mac?«

»Nichts, ihm nur eine kleine Erinnerungshilfe verpasst. Ganz wie der Boss wollte.«

»Du solltest ihn nicht ...«

»Habe ich nicht, okay? Er atmet und hat nichts, was man nicht mit einem Scotch und einem Pflaster beheben kann. Also piss dich nicht ein, Dixi. Ihm gehts gut und ich denke, er weiß genau, wem er eine Schuhgröße kleiner zu verdanken hat.« Ich gestattete mir ein winziges Schmunzeln.

»Ryder Macrath ...«

»Nenn mich nicht so. Gönn mir doch den kleinen Spaß.«

»Wir brauchen Lloyd lebendig.«

»Er ist lebendig. Also holt mich der kleine Penner jetzt ab?« Francis und ich sollten ein Team bilden, damit er bei mir lernte, aber ich hatte so gar keine Lust, dem Wichser überhaupt irgendwas beizubringen. Francis war dumm wie ein Stück Brot. Bei ihm konnte man schon von Glück reden, wenn er sich nicht selbst in den Fuß schoss.

»Ja, ja. Ich frag mich, warum du ihn überhaupt erst ins La Trattoria geschickt und nicht bei dir behalten hast. Wie soll der Kleine dann bei dir lernen?«

Sorgfältig schraubte ich die Blaser auseinander und verstaute sie in meinem Instrumentenkoffer. Ich hatte vor Jahren einen Cellokoffer umgebaut, mit Schaumstoff ausgekleidet und in mühevoller Kleinarbeit die Umrisse der Blaser ins Material geschnitzt. Niemand lief mit einem Waffenkoffer für hochmoderne Präzisionsgewehre durch New York City, aber einen Cellisten ignorierte man. In der Stadt gab es so viele Konzerte, dass ich nicht weiter auffiel. Um meine Tarnung perfekt zu machen, trug ich meine Tattoos geschickt unter einem Smoking versteckt und band mein Haar zu einem modischen Man Bun. Ich hasste es, aber wenn es der Job erforderte, trug ich alles. »Er soll mir nur nicht auf den Sack gehen, das genügt mir. Und weil der Penner die Klappe nicht hält, kann ich ihn auf dem Dach nicht gebrauchen.«

»Und warum hast du ihm das Funkgerät abgenommen? Wieso muss ich ihn jetzt zu dir schicken?«

Ich stöhnte. »Hab ich dir doch schon gesagt. Damit mir der Penner nicht die Ohren vollquatscht. Du wolltest, dass ich Lloyd nicht umbringe. Hätte ich Francis dabeigehabt, hätte ich für nichts garantieren können.«

Dixi seufzte. »Meinetwegen. Ich schick ihn los. Aber das nächste Mal ...«

»Ja, ja, Boss. Das nächste Mal nehme ich ihn mit. Versprochen.«

 

[Billie]

»Billie Richards, das kann nicht dein Ernst sein!« Eva Mills, eine rundliche schwarze Frau Anfang fünfzig, hielt mir die beiden Krankenblätter unter die Nase. »Du kannst nicht die Krankenakten vertauschen. Himmelherrgott noch mal! Du hast die Allergien von Mr. Peters bei Mrs. Norman eingetragen, Mädchen, wo warst du mit dem Kopf? Wenn ich das Dr. Andrews sage, fliegst du. Und ich kann mich nicht mal mehr für dich einsetzen. Das wäre dein drittes Vergehen diesen Monat. Irgendwann ...«

Ich wusste, was Eva sagen würde. Meine Fehler kosteten irgendwann Menschenleben und es gab absolut keine Entschuldigung für dieses Missgeschick oder für die anderen. Zerknirscht blickte ich zu Boden und schob nicht vorhandene Steinchen mit meinem Croc hin und her. »Tut mir leid, Eva. Kommt nicht wieder vor.«

»Kindchen, was ist nur los mit dir? Ist es wegen Frank? Du solltest wirklich darüber nachdenken, ihn in eine Einrichtung zu geben.«

Hastig sah ich auf. »Niemals. Er ist mein Vater, ich kann nicht.«

»Wie viel hast du gestern geschlafen?« Eva legte mir fürsorglich die Hand auf die Schulter.

»Gar nicht?« Ich konnte mir kaum Dads Medikamente leisten. Mein Job im Harlem Hospital verschaffte uns zwar eine Krankenversicherung, aber die trug nur die Standardmedikation. Damit Dad einigermaßen fit blieb, brauchte er besondere Tabletten. Die Zuzahlungen musste ich alle selbst tragen, weshalb ich tagsüber bis zwei in einem Diner kellnerte, dann drei Stunden schlief und dann um sechs die Nachtschicht bis zum nächsten Tag antrat. Nachts zu arbeiten war allein schon sehr, sehr anstrengend, es aber mit einem Zweitjob zu kombinieren, geradezu mörderisch. Drei Stunden waren auf Dauer einfach zu wenig.

»Kind, ich muss das melden. Dein Verhalten kostet Menschenleben.«

Meine Unterlippe zitterte. »Bitte, Eva, lass es noch einmal durchgehen. Ich versuche, mehr zu schlafen, okay?«

»Und besorge einen Platz in einem Altersheim. Frank hat Anspruch auf die Veteranenversorgung. Ich mach einen Termin für dich beim sozialen Dienst. Und dann sprichst du mit denen. Irgendwas wird man doch machen können. Es gibt Fonds für solche Fälle wie ihn.« Mein Vater war ‘92 aus dem Golfkrieg heimgekommen, hatte jahrelang unter einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten. Mom hatte uns irgendwann nach meinem zwölften Geburtstag verlassen. Sie hielt es nicht mehr aus, aber ich war geblieben. Wo sollte ich denn auch hin? Er war mein Dad und irgendjemand musste sich um ihn kümmern. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um mir die Ausbildung zu ermöglichen. Ich war ihm so dankbar. Kurz nach meinem Abschluss hatte er die Diagnose Alzheimer bekommen. Nun war ich an der Reihe. Dad hatte sich für mich wortwörtlich den Arsch aufgerissen, wie konnte ich so selbstsüchtig sein und ihn in ein Heim geben? Wie nur?

»Sieh mich bitte nicht so an, Billie. Du tust das nicht aus Egoismus, ja? Dein Vater braucht rund um die Uhr Betreuung. Er könnte sich selbst verletzen. Das Heim wird bezahlt. Du wirst sehen.« Eva drückte meine Schulter. »Alles wird gut, Schätzchen.«

Ich wollte ihr so gern glauben, doch für mich kam es einer Abschiebung gleich. Könnte ich so herzlos sein? Tränen liefen mir über die Wangen, aber Eva hatte recht. Ewig hielt ich die Doppelbelastung durch zwei Jobs nicht durch.

»Du musst auch mal an dich denken, Liebes. Du bist nicht für deinen Vater verantwortlich.« Zärtlich tätschelte Eva meinen Rücken, bis ich mich langsam beruhigte. Ich schniefte auf.

»Aber er hat doch nur mich ...«

»Und du kümmerst dich ja auch, aber nicht so. Wer soll sich denn um ihn sorgen, wenn du zusammenklappst. Du brauchst ein Sicherheitsnetz, damit du auch morgen noch funktionierst. Wenn du so weitermachst, wirst du deinen Job verlieren und damit ist Frank am allerwenigsten geholfen.«

So sehr Evas Worte mich auch zum Nachdenken brachten, insgeheim wusste ich, dass sie recht hatte. Unsere Familie bestand aus Dad und mir. Mom wohnte in Los Angeles und andere Verwandte hatte er nicht. Dads einzige Tante lebte Kansas, doch die war über achtzig Jahre alt, zählte also nicht. Kurzum, es gab nur ihn und mich. Wir zwei gegen den Rest der Welt. »Okay.«

Eva seufzte. »Versprich mir nur, dass du morgen zum sozialen Dienst gehst, ja? Sie werden dir helfen.«

Ich wischte mir mit dem Handrücken über die feuchten Wangen und zog die Nase hoch. Eva drückte mir ein Taschentuch in die Hand. »So, und jetzt mach dich frisch und dann siehst du nach Mr. Lloyd. Deine Patienten brauchen dich.«

Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und drückte meine Stationsschwester. »Danke, Eva.«

»Kein Problem, Süße.«

 

Kapitel 2

[Mac]

Vittorios Hauptquartier befand sich in einer Nebenstraße der Grand Street zwischen Little Italy und der Lower Eastside. Ein kleines, italienisches Restaurant bildete den Dreh- und Angelpunkt seiner Geschäfte. In den Hinterzimmern fanden illegale Pokerspiele statt, eine Etage weiter unten konnte man sich mit leichten Mädchen vergnügen und in den Kellergewölben wurden Drogen verschnitten. Das Gebäude gehörte zu einem der ersten in dieser Umgebung und verfügte über einen Zugang zu einem weitverzweigten Tunnelsystem unter der Stadt. Vittorios Geschäfte liefen gut. Immerhin kümmerte sich einer unserer Capos neben Geldwäsche auch um die Polizisten, damit sie nicht so genau hinsahen. Towny kannte jeden Cop, der irgendwann einmal in diesem Stadtteil Streife gefahren war, und wusste so ziemlich über jede Leiche im Keller eines NYPD-Mitarbeiters Bescheid. Und sollte der irrwitzige Fall eintreten, dass ein Cop mit blütenreiner Weste in Vics Territorium herumschnüffelte, luden wir kurzerhand eine Leiche bei ihm ab. Towny bekam sie alle klein. Ebendarum machte sich Little Vic erst gar nicht die Mühe, seine Drogen woanders zu verschneiden. Wozu auch? Jeder wusste, wer das Sagen hatte und niemanden interessierte es. Außer mich, vielleicht, denn ich sorgte neben den Transporten des Schutzgeldes dafür, dass diejenigen, die aus der Reihe tanzten, nicht so schnell vergaßen, mit wem sie sich angelegt hatten. Manchmal mit der Blaser und einer Kugel, manchmal mit den Fäusten.

Ich parkte meinen Firebird vor dem Restaurant hinter Vics schwarzer Limousine. Der Boss war also da, perfekt. Ich wollte lieber gleich Bericht erstatten und meine Provision abholen. Einen Augenblick genoss ich das Schnurren der Maschine. Die Vibrationen übertrugen sich auf meine Knochen und beruhigten die Nerven. Nicht, dass ich unter Nervosität litt. Das wäre ziemlich schlecht in dem Job, aber ich kostete das Geräusch gern vollends aus, lauschte auf Unregelmäßigkeiten im Klang. Nichts. Perfekt. Wäre nicht das erste Mal, dass ich einen Motorschaden hörte und ich so verhinderte, dass mir die Maschine auf dem Highway um die Ohren flog. Mit einem Lächeln drehte ich den Zündschlüssel herum.

Gemütlich stieg ich aus und ging mit raumgreifenden Schritten ins Lokal. Ausschließlich Stammgäste bevölkerten die Tische. Einheimische verirrten sich nur dann hierher, wenn sie zur Familie gehörten, Geschäfte mit Vic machten oder einer der anderen Familien angehörten. Wir blieben gern unter uns. Touristen wurden selbstverständlich bewirtet. Wir liebten unsere Gäste, vor allem die Iren und die Russen.

Alonzo stand hinter dem Tresen und polierte Gläser. Er begrüßte mich mit einem knappen Nicken und deutete Richtung Hinterzimmer. »Vic erwartet dich. Hast Scheiße gebaut? Er sah nicht begeistert aus.«

Ich verzog das Gesicht. »Vic ist nie begeistert. Das solltest du wissen.«

Alonzo grinste. »Willst du was essen? Florentina hat deine Lieblingscalzone.«

Ich schloss genüsslich die Augen. »Perfekt. Davon nehme ich später eine doppelte Portion. Immerhin war ich schon arbeiten.«

Alonzo lachte und reichte mir einen Ramazzotti über die Theke. »Bitte. Und nun scher dich zum Boss. Sonst legt er dich wie früher übers Knie.«

Ich grinste, schüttete den Schnaps in einem Zug hinunter und knallte das Glas umgedreht auf den Tresen. Mit einem Nicken verabschiedete ich mich von Alonzo und verließ den Gastraum durch den Gang rechts neben der Theke. Mehrere Türen zweigten ab, doch ich hielt schnurstracks auf jene am Ende des Ganges zu. Bevor ich eintrat, verlangsamte ich die Schritte und klopfte leise an. Ich mochte hier aufgewachsen sein und den größten Teil meiner Kindheit in diesem Restaurant, den Hinterzimmern und Hinterhöfen sowie den Straßen in Little Italy verbracht haben, doch ich wusste, wo mein Platz war. Wenn mich Dixi nicht einem verlausten Welpen gleich aus dem Rinnstein gezogen hätte, würde ich noch immer mein Essen aus dem Müll fischen. Ich wusste, wem ich meine Karriere verdankte und das würde ich niemals vergessen. Little Vic und all den anderen Capos zollte ich meinen tiefsten Respekt. Und irgendwann einmal würde ich in dieses Zimmer gehen dürfen, ohne anzuklopfen, ohne das lästige Kribbeln im Nacken. Ich mochte den abgebrühten Profi geben und hin und wieder einen Befehl freizügig auslegen, doch wenn ich hier anklopfte und Vic gegenübertrat, war ich acht Jahre alt und hatte die Hosen voll.

»Komm rein.«

Ein tiefer Atemzug füllte meine Lungen, ich straffte die Schultern und öffnete die Tür. Little Vic besaß die Nase eines Kampfhundes. Nichts hasste er mehr als vollgeschissene Hosen. Also gab ich ihm, was er erwartete. Wortlos trat ich ein, ignorierte Rossi, der diesmal auf der Lehne eines Sessels hinter der Tür saß und rauchte. Meine Schritte hallten über den Holzboden. Vor Vics großem Schreibtisch aus alter, deutscher Eiche blieb ich stehen, verschränkte die Arme auf dem Rücken und nahm Haltung an. Vic saß in seinem Stuhl und sah sich ein paar Fotos an. Ich musste meinen Blick nicht senken. Das, was die Bilder zeigten, kannte ich bereits, hatte es live und in Farbe miterlebt.

»Ich sagte, kein Kratzer. Ich fürchte, wir beide haben ein Kommunikationsproblem.«

Rechtfertigungen brachten rein gar nichts. Vic schätzte Männer, die zu ihren Taten standen. So wurde ich erzogen. »Ich kann nicht daneben schießen. Lloyd lebt und kann zahlen. Er weiß nun, wo sein Platz ist. Das bisschen Humpeln vergeht. Soll er halt einen Stock benutzen.«

Ein leises Gelächter aus Rossis Richtung verleitete mich zu einem kurzen Zucken der Mundwinkel. Aber ich würde den Teufel tun und Vic angrinsen. Befehle eigenmächtig auslegen war eine Sache, sich über den Boss lustig machen, eine ganz andere. Dafür könnte ich mit Betonschuhen im Hudson landen.

»Findest du das witzig, Fabio?«

Rossi verstummte. »Nein, Vic.«

»Gut, ich nämlich auch nicht. Dem Pinscher sollte kein Haar gekrümmt werden. Ein Schuss vor die Füße. Das war alles. Wenn ich gewollt hätte, dass du ihm einen Zeh wegballerst, hätte ich Francis geschickt.«

»Wenn du Francis geschickt hättest, bräuchte die Mall einen Nachlassverwalter.«

»Wohl wahr.« Fabio Rossi wagte sich heute ziemlich weit aus dem Fenster. Seine Stimme klang zudem schwer und belegt. Ich warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Hatte er etwa getrunken?

Little Vic seufzte. »Sei es drum. Ein solcher Fehler sollte sich nicht wiederholen, Mac. Haben wir uns verstanden?«

»Ja, Sir.«

»Okay, dann wäre das geklärt.«

Ich wollte mich auf dem Absatz herumdrehen und gehen, als ich Rossis Kopfschütteln erhaschte. Nicht? Ernst blickte er mich an und deutete auf Vic. Langsam drehte ich mich wieder um. »Ich darf noch nicht gehen? Alonzo hat eine Calzone für mich.«

Little Vic lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände über seinem leicht gewölbten Bauch. Er ging mittlerweile auf die siebzig zu und aß zu gern. Aber wenn es hart auf hart kam, konnte Vittorio Bianchi zuschlagen wie ein Profiboxer. In den Achtzigern hatte er selbst im Ring gestanden, bevor er die Geschäfte der Familie übernommen hatte und seit nun mehr vierzig Jahren führte. »Das Essen muss leider warten. Setz dich, Mac.«

Das gefiel mir überhaupt nicht. Mit einem flauen Gefühl im Magen zog ich mir einen Stuhl heran und ließ mich auf der Kante nieder, die Beine breit aufgestellt, stützte ich mich mit den Ellenbogen auf den Knien ab. »Was gibt es, Boss?«

Little Vic stieß einen Seufzer aus und warf Rossi einen Blick zu. Er schürzte die Lippen. »Du bist hier aufgewachsen, Mac. Für uns warst du wie ein Sohn.«

»Ja?« Ich runzelte die Stirn und richtete mich auf.

Vic ignorierte mich und fuhr fort.

»Wenn wir einen besonders vielversprechenden jungen Mann in unseren Reihen haben, gehen wir immer einen Schritt weiter. Für uns zu arbeiten ist eine Sache, zur Familie zu gehören, eine ganz andere. Nur wer dazugehört, kann in den inneren Kreis aufsteigen. Du bist hier aufgewachsen, gehörst fast schon zur Familie. Ich möchte nicht wissen, wie oft Annagrazia deine Nase geputzt oder sich um dich gekümmert hat, wenn du wieder irgendeine beschissene Krankheit aus der Gosse ins Restaurant geschleppt hast.«

Das stimmte. Vics Frau hatte einen regelrechten Narren an mir gefressen, doch die Männer hatten ihr nicht erlaubt, mich mit in die Villa zu nehmen. Bastarde wie ich gehörten auf die Straße. Vic wollte, dass ich genau dort aufwuchs, wo er mich später brauchte. Wollte, dass ich all die Tricks der Straßenkids beherrschte, mich wie ein Phantom durch die übelsten Abgründe Manhattans bewegte. Nur wenn ich krank wurde, dann durfte sich Annagrazia Bianchi um mich kümmern. Vics Stimme riss mich aus den Gedanken.

»Du gehörst bereits zur Familie, aber wir wollen unsere Bande verstärken.« Vic lächelte. Aber er lächelte nicht einfach nur so. Bei ihm musste man immer auf der Hut sein. Man wusste nie, was genau er im Schilde führte. Er konnte dich freundlich anlächeln und unter dem Tisch eine 45er ziehen und dir eine Kugel zwischen die Eier ballern. Deshalb auch sein Spitzname Little Vic, weil Vittorio »Victor« Bianchi wie ein unschuldiger Engel lächelte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Wars das? Knallte er mich nun ab? Aber doch nicht wegen Lloyds Zeh.

Vic starrte mich eine Weile an, als ob er auf eine Antwort von mir wartete, doch ich hatte gar keine Ahnung, worauf er hinauswollte. Schließlich erhob sich Rossi und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Kante des Schreibtisches. Er musterte mich. »Wir setzen eine Menge Vertrauen in dich und erwarten, dass du deinen Job machst. Verantwortung übernimmst.«

Meine Augen weiteten sich. »Kein Francis mehr?«

Fabio lachte. »Nicht so schnell.«

Das klang fantastisch. Obwohl mir nicht klar war, worauf die beiden alten Männer hinauswollten, bedankte ich mich. Sie wollten die Familienbande stärken. Okay, aber was bedeutete das? »Das ist ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Meine Kehle schnürte sich zusammen und in meinem Magen regte sich ein Drache. Das war es, was ich mir seit Jahren erträumte. Dazugehören. Eine Familie haben. So richtig. Wow.

»Natürlich muss ich mich darauf verlassen können, dass du meine Befehle befolgst. Wenn ich sage, Lloyd wird kein Haar gekrümmt, erwarte ich, dass du das auch umsetzt. Kapiert?«

Ich erhob mich hastig. »Ja, Sir.«

»Gut, gut. Sieh nachher mal nach Lloyd. Ich möchte ganz sichergehen, dass er keine bleibenden Schäden davon behält.« Vic lächelte. »Und nun zum vergnüglichen Teil. Du hast keine Ahnung, was ich damit meine: Zur Familie zu gehören, oder?«

Ich schüttelte den Kopf.

»So war das schon immer. Wir nehmen manchmal Jungs in unsere Reihen auf, du kannst dazugehören, wenn du ... Sue heiratest.« Vic legte eine bedeutungsschwere Pause ein und musterte mich, um meine Reaktion zu überprüfen. Doch ich konnte ihn nur anstarren. Heiraten war das Letzte, was ich wollte. »Sie war in letzter Zeit etwas ... störrisch und wir denken, dass die strenge Hand eines uns ergebenen Jungen wie dir helfen kann, ihr Temperament zu zügeln. Du heiratest sie und gehörst dazu. So einfach ist das.«

Mir sackte wortwörtlich der Magen in die Kniekehle. Ich und heiraten? Noch dazu Susan Rossi? Fabios Tochter? Shit. Ich warf Rossi einen Blick zu, doch darin erkannte ich weder Mordlust, noch zwinkerte er mir zu, um mir zu signalisieren, dass sich Vic einen Scherz erlaubt hatte. Geschockt ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken.

»Es ist zu früh, ich wusste es. Der Junge ist noch nicht bereit für die Ehe«, begann Rossi und stieß sich vom Tisch ab.

»Ruhig, Fabio. Lass ihn erst mal begreifen, was wir ihm überhaupt angeboten haben. Du kennst die Regeln, Mac, oder?« Vic beugte sich vor und fasste mich ins Auge.

»Natürlich. Wer in der Familie aufsteigen will, muss zur Familie gehören.«

Vic nickte. »Ich habe nicht vor, dich zu adoptieren. Und da ich nur Söhne habe, die du vermutlich nicht heiraten möchtest, bleibt nur Sue. Fabio ist mein Cousin. Du würdest damit dazugehören. Das ist ein einmaliges Angebot. So etwas werde ich dir nie wieder unterbreiten. Wenn du dich dieser Verantwortung nicht gewachsen fühlst, suche ich einen anderen Kerl für sie, aber du wärst meine erste Wahl.«

Natürlich wollte ich innerhalb der Organisation aufsteigen. Doch die beiden gaben mir keine Garantien, nur Optionen. Und Susan war die Eintrittskarte, als meine ... Frau. Okay, Susan war alles andere als eine leichte Aufgabe, aber sie war Fabio Rossis Tochter und damit eine Bianchi. Meine Kinder, unsere Kinder, hätten direkten Zugang zur Familie, zu Vics Vermögen, zu allen Vorteilen, die der Name Bianchi mit sich brachte. Ich wäre endlich jemand. Niemand würde mich mehr Straßenköter nennen. Ich wollte mich nicht an eine Frau binden, aber das Ansehen köderte mich. Ich sah auf, begegnete dem Blick meines künftigen Schwiegervaters. »Und du findest das okay?«

Rossi schnaubte. »Mir soll alles recht sein, wenn du sie nur an die Leine nimmst. Du hast mitbekommen, was letzten Monat passiert ist?«

Ich stieß einen Seufzer aus. Jeder hatte es mitbekommen. Sue wollte mit ihrer Collegeliebe die Stadt verlassen. Unmögliches Ding. Natürlich war sie wieder eingefangen worden. Man verließ die Familie nicht, es sei denn in einer Holzkiste und sehr, sehr tot. Für den Jungen war es nicht gut ausgegangen. Den Abzug hatte Francis gedrückt. Was Sue die letzten Wochen getrieben hatte, wusste ich nicht. Vermutlich saß sie wie die beleidigte Prinzessin auf der Erbse in ihrem Turm und warf mit seidenen Pantoffeln. Es gab Schlimmeres. »Ja, und deshalb ...«

»Genau. Ich gebe sie dir und du darfst mit ihr machen, was du willst. Wenn du sie nur endlich zähmst. Das Kind macht mich wahnsinnig.« Rossi raufte sich die Haare.

Nun grinste ich, so offensichtlich, dass es selbst Vic ein ehrliches Schmunzeln entlockte.

»Ich darf wirklich alles mit ihr machen?«

»Bis ihr verheiratet seid. Vorher nicht. Aber du darfst tun, was du für richtig hältst. Ich weiß, dass du das Problem in den Griff kriegst.«

Ich lachte leise. Meine akute Heiratsunlust verpuffte. Die Aussicht, hin und wieder einen Hintern zu versohlen, gefiel mir. »Oh, ja. Ich freue mich schon drauf.«

 

[Billie]

Alexander Lloyd war gestern Abend mit einem angeschossenen Fuß eingeliefert worden. Der Schütze hatte seinen Mittelfuß nur knapp verfehlt und stattdessen den großen Zeh zertrümmert. Morgen in aller Früh wird Mr. Lloyd operiert. Bis dahin sollte der Fuß ruhig gestellt werden. Die Notaufnahme hatte einen Verband angelegt und ihm Schmerzmittel verabreicht. Es war kurz nach Mitternacht. Mr. Lloyd schlief dank einer Menge Medikamente ruhig. Ich überprüfte seinen Blutdruck und maß Fieber. Alle Messergebnisse schienen in Ordnung.

»Schwester?« Träge blinzelte Mr. Lloyd mich an.

Ich setzte ein Lächeln auf und beugte mich über ihn. Der Mann war mittleren Alters. Leicht angegraute Schläfen verliehen ihm das gewisse Etwas, denn sein restliches Haupthaar wies eine deutliche Fülle und ein sattes Dunkelbraun auf. Vielleicht färbte er auch.

»Guten Abend, Mr. Lloyd. Wie geht es Ihnen?« Ich nahm meine Taschenlampe aus der Brusttasche und kontrollierte seinen Pupillenreflex. Wie gewünscht zogen sich die Pupillen bei Helligkeit zusammen. Unser Stationsarzt hielt uns dazu an, bei neu eingelieferten Patienten den Reflex unverzüglich zu kontrollieren, sobald sie aufwachten. Mr. Lloyd war laut Krankenakte bewusstlos aufgenommen worden. Bei Auffälligkeit sollte ich Dr. Andrews Bescheid geben.

»Was ist passiert?«, raunzte er und griff sich an die Stirn.

»Sie wurden mit einer Schusswunde am Fuß eingeliefert. Ihre Verletzung wird morgen operiert. In der NA hat man Ihnen Schmerzmittel verabreicht. Alles in Ordnung. Die Chirurgen können Ihren Zeh wieder komplett herstellen.« Ich lächelte beruhigend.

Lloyd stöhnte. »Verdammt. Wie konnte das passieren?«

»Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Aber die Polizei wird sicher mit Ihnen reden.« Ich beugte mich vor und berührte seinen Arm. »Kann ich irgendetwas für Sie tun? Haben Sie Durst?«

Lloyd nickte. Sein Blick huschte zum Fenster. Ich folgte ihm, konnte aber nichts entdecken. »Gut, dann bringe ich Ihnen etwas Wasser. Nicht weglaufen, ja?«

Lloyd schmunzelte. Na bitte. Schon sah der Tag oder die Nacht, nicht mehr ganz so düster aus. Wir würden die nächsten Stunden viel leichter gemeinsam überstehen, wenn ich meinem Patienten ein Lächeln entlocken konnte. Lloyd schien kein schlechter Kerl, nur etwas ... angeschossen.

 

[Mac]

Nachdem die Schwester den Raum verlassen hatte, trat ich hinter dem Vorhang hervor.

---ENDE DER LESEPROBE---