Bad Earth 11 - Science-Fiction-Serie - Michael Marcus Thurner - E-Book

Bad Earth 11 - Science-Fiction-Serie E-Book

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Nichts rettet die Keelon - ihre Macht ist ihr Untergang


Das Artefakt der Hirten befindet sich nun in der Hand von John Cloud und den GenTecs. Aber damit beginnt das "Abenteuer RUBIKON II" erst. Es gilt, das Rochenschiff zu erforschen, und weder die Menschen noch Darnok zweifeln daran, dass es Geheimnisse birgt, die schnell gelüftet werden müssen - ehe sie zu neuen Gefahren heranwachsen.

Während die GenTecs mit der Erkundung beginnen, lüftet Darnok das Geheimnis seiner Herkunft. Der Keelon erzählt die Geschichte seines Volkes, und von den dramatischen Ereignissen, die ihn zum "Letzten seiner Art" machten ...

Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autoren

Was bisher geschah

Impressum

Architekten der Zeit

In der nächsten Folge

Über diese Folge

Folge 11: Architekten der Zeit

Nichts rettet die Keelon – ihre Macht ist ihr Untergang

Das Artefakt der Hirten befindet sich nun in der Hand von John Cloud und den GenTecs. Aber damit beginnt das »Abenteuer RUBIKON II« erst. Es gilt, das Rochenschiff zu erforschen, und weder die Menschen noch Darnok zweifeln daran, dass es Geheimnisse birgt, die schnell gelüftet werden müssen – ehe sie zu neuen Gefahren heranwachsen.

Während die GenTecs mit der Erkundung beginnen, lüftet Darnok das Geheimnis seiner Herkunft. Der Keelon erzählt die Geschichte seines Volkes, und von den dramatischen Ereignissen, die ihn zum »Letzten seiner Art« machten …

Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Über die Autoren

Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.

Was bisher geschah

Die irdischen Astronauten Cloud, Scobee, Resnick und Jarvis verschlägt es in eine düstere Zukunft, in der die Menschen Erinjij genannt werden und sich zur verhassten Geißel der Galaxis entwickelt haben.

Die Gestrandeten geraten zwischen alle Fronten und schließen sich mit dem Außerirdischen Darnok zusammen. Als sie von Erinjij -Raumschiffen gejagt werden, können sie mit knapper Not in den Aqua-Kubus flüchten, einem geheimnisumwitterten Objekt von einer Lichtstunde Kantenlänge, das vollständig mit Wasser gefüllt zu sein scheint.

Auf der Flucht vor den Vaaren, den Beherrschern des Kubus, finden die Menschen und Darnok ein Artefakt, das auf die ominösen Sieben Hirten zurückzugehen scheint: ein rochenförmiges, gewaltiges Raumschiff.

Ihnen gelingt die Inbesitznahme – und die Flucht aus dem Kubus, in deren Verlauf die Herrscherin der Vaaren ums Leben kommt.

Endlich wieder im freien All, warten bereits die nächsten unliebsamen Überraschungen auf sie. Aber nicht nur, denn endlich lüftet Darnok ein Geheimnis. Das Geheimnis seiner Herkunft …

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 2003/2004 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: Trifonov_Evgeniy | johan63 | Sylphe_7 | Ig0rZh

eBook-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4844-6

www.bastei-entertainment.de

Michael Marcus Thurner

Architekten der Zeit

Nichts rettet die Keelon – ihre Macht ist ihr Untergang

Prolog

»Okay«, erklärte John Cloud. »Es wird Zeit, dass wir uns hier endlich genauer umschauen.«

Mit »Hier« meinte er das Raumschiff, das sie im Zentrum des Aqua-Kubus entdeckt und mehr oder weniger übernommen hatten.

Die vier Menschen befanden sich in der Zentrale und standen um den Außerirdischen Darnok herum. Der molluskenartige Keelon ruhte auf einem der sieben Sitze inmitten des großen Raumes und wirkte seltsam teilnahmslos. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen.

Dafür war Jarvis umso begeisterter. »Ja, mich würde auch interessieren, was die neue RUBIKON so alles zu bieten hat. Wenn sie tatsächlich den Erbauern des Aqua-Kubus gehörte, dann hat sie bestimmt mehr Feuerkraft, als das Meiste, was sonst noch im All rumfliegt.«

»Wir müssen aber erst mal lernen, wie hier alles gesteuert wird«, warf der bedächtigere Resnick ein.

»Sag ich doch!«, rief Jarvis. »Und wer weiß, was für unliebsame Überraschungen uns noch an Bord erwarten – Kampfroboter, verrückte KIs, menschenfressende Aliens … Ich würde mich jedenfalls besser fühlen, wenn ich bis dahin die eine oder andere Kanone gefunden hätte.«

»Guter Punkt«, sagte Scobee, die einzige Frau an Bord. »Wir sollten Zweier-Teams bilden. Ich gehe mit John. Und Resnick – du mit G.T.?«

Mit »G.T.« meinte sie Jarvis. Er hatte sich das Kürzel, das ihn als genetisch optimierten Klon kennzeichnete, als Vornamen gewählt.

Die beiden männlichen GenTecs nickten.

»Wir gehen erst mal auf die andere Seite dieses gewöhnungsbedürftigen Schotts«, sagte Jarvis.

Cloud nickte und wollte ihnen gerade folgen, als Darnok sein Schweigen brach.

»John Cloud«, drang es aus einem der Geräte, die er fast unsichtbar am Körper trug. »Ich habe mich entschieden.«

Die GenTecs blieben stehen und wandten sich um.

Auch Cloud selbst zögerte. »Was meinst du mit entschieden?«

»Zum einen, dass ich den Zeitpunkt für geraten halte, die Menschen Jarvis und Resnick zu untersuchen – du weißt, was mit ihnen im Kubus geschah, wie sie unter Schwächeanfällen litten, die gerade ihnen nicht widerfahren dürften –, und zum anderen haben wir beide, du und ich, etwas zu bereden.«

Resnick und Jarvis warfen sich einen Blick zu. »Es ist vorbei. Uns geht es wieder blendend«, sagte Resnick schließlich. Aber es klang hörbar unsicher.

»Blendend!«, bekräftigte Jarvis.

»Selbst wenn«, mischte sich Scobee ein. »Es kann nicht schaden. Wenn Darnok es uns schon anbietet, sollten wir uns nicht querstellen.«

»Uns?«, echote Resnick.

»Ich bin natürlich mit dabei.«

Nach einigem Zögern sagte Jarvis: »Okay, aber nur, wenn sich Darnok diesmal deutlich mehr anstrengt als letztens bei John …«

Sie alle wussten, worauf er anspielte. Beim Versuch, Clouds Wissensimplantate, die ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatten, zu entfernen, war es zu einer schweren Krise gekommen, und es hätte nicht viel gefehlt, dem Ex-Commander nicht nur seine Gespenster, sondern gleich sein Leben auszutreiben.[1]

»Es ist eine absolut harmlose Prozedur«, versicherte Darnok, und es war nicht erkennbar, ob er sich beleidigt fühlte. »Ihr werdet weder narkotisiert noch …«

»Fang einfach an«, unterbrach ihn Scobee.

Und so geschah es. Sie begaben sich zwecks Untersuchung an Bord des Karnuts, das in einem anderen Raum parkte.

Das Ganze dauerte insgesamt kaum mehr als eine Viertelstunde. Danach fragte Cloud: »Und? Ergebnis?«

»Die KI meines Schiffes wird etwas Zeit benötigen, euren andersgearteten Metabolismus zu berücksichtigen.«

»Wie lange?«

»Es kann durchaus ein paar eurer Stunden dauern.«

»Dann erzähl in der Zwischenzeit, was du auf dem Herzen hast.« Cloud verzog sein Gesicht zu einem Schmunzeln, dessen Grund Darnok verborgen blieb – Darnok, der insgesamt wie ein riesiges Herz aussah …

»Und wir knöpfen uns in der Zwischenzeit das Schiff vor«, schlug Scobee vor. »Um euch zwei Turteltäubchen nicht zu stören.«

Ihre Augen lachten. Cloud spürte einen kurzen Stich, tat alles andere ab, was ihm zu der attraktiven GenTec einfiel, indem er sich schulterzuckend auf Darnok konzentrierte.

Im Gegensatz zu ihm und dem Keelon, kehrten die GenTecs nicht in die Zentrale zurück.

»Was hältst du von den seltsamen Türen in diesem Schiff?«, fragte Cloud wenig später. »Sind das … Transmitter?«

»Es bedarf eingehender Untersuchungen, um dies herauszufinden. Wenden wir uns zunächst den Dingen zu, die unser beider Verhältnis betreffen – oder anders ausgedrückt: mein gestörtes Verhältnis zu deinem Volk.«

Ein Moment, auf den Cloud lange gewartet hatte. »Ich bin ganz Ohr.«

»Nein«, erwiderte Darnok ernsthaft, da er die Redensart nicht verstand. »Du bist ganz Erinjij. Und jetzt hör zu. Denn ich werde dir meine Geschichte erzählen, die meines Planeten – und warum ich die Spezies, der auch du angehörst, so abgrundtief hassen muss …«

***

Die Dimensionen des Schiffes, obwohl von außen bereits außergewöhnlich, waren im Inneren einfach – atemberaubend.

Nach allen Seiten öffneten sich von der Zentrale aus Korridore. Häufig endeten sie scheinbar vor einer glatten Wand. Dann wieder bildeten sie schwer durchschaubare Labyrinthe mit zahlreichen kleinen Räumen, oder sie mündeten in großen Hallen.

Durch die verwirrende Anlage der Gänge schien die RUBIKON von innen fast größer zu sein als von außen.

Zuerst wollen wir das Ding einmal erkunden, ermahnte sich Scobee. Ein Muster in der Raumaufteilung erkennen, dann einen Plan anfertigen. Immer einen kleinen Schritt nach dem anderen tun.

»Wir nehmen diesen Weg«, sagte sie entschlossen und wählte einen beliebigen Gang.

Die beiden GenTecs folgten ihr ohne weiteren Kommentar.

Die verborgene Beleuchtung wechselte während sie den Gang entlanggingen von kaltem Weiß in ein kräftiges Gelb und schließlich in ein dunkles Rot.

Ob Rot auch für die Erbauer dieses Schiffes eine Warnfarbe war?

»Spürt ihr das?«, fragte Jarvis plötzlich und blieb stehen.

Ein sanfter Luftzug fuhr durch Scobees Haar, brachte einen Hauch von Feuchte und Meeresgeruch mit sich.

»Das kann keine Illusion sein, wenn wir es alle gleichzeitig bemerken«, sagte Resnick wider besseres Wissen.

Eine künstlich erzeugte Sinnestäuschung kann sehr wohl uns alle erfassen. Wenn ich das technische Know-How, das in diesem Raumer steckt, in Betracht ziehe, ist den Erbauern so ziemlich alles zuzutrauen, widersprach Scobee in Gedanken. Sie sagte aber nichts, denn auch Resnick und G.T. wussten das.

Der Wind steigerte sich, wurde böiger und kühler. Brach sich an vielen, scheinbar sinnlosen Kanten, die dem Gang eine optische Unruhe gaben.

Und ließ schließlich, als er anfing, unangenehm zu werden, abrupt nach.

»Weiter«, sagte Scobee nach einem Moment. »Was auch immer diesen Effekt erzeugt hat – es ist vorbei.«

Nur nicht ins Grübeln geraten, sagte sie sich. Immer einen kleinen Schritt nach dem anderen tun.

Das rote Licht wurde wieder heller und nahm schließlich eine angenehm gelbliche Tönung an.

»Da vorne ist eine Art Vorhang«, sagte Resnick plötzlich.

Scobee nickte, schließlich war das Ding kaum zu übersehen.

Nur wenige Meter voraus, nach einer sanften Biegung des Ganges, schimmerte und glitzerte ein Vorhang wie aus schwerem Brokatstoff mit vielen Tausend blitzenden Steinen.

Zögernd traten sie näher heran, bis auf Griffweite.

»Sind das Diamanten? Seht nur, wie sie glitzern …« Jarvis tastete vorsichtig nach dem wallenden Vorhangstoff. Er wollte ihn hochheben, um nachzusehen, was sich dahinter verbarg.

Gespannt, was sich offenbaren würde, sobald er den Vorhang zur Seite geschoben hatte, starrte Scobee in die entsprechende Richtung.

Jarvis berührte den Stoff. Doch er stieß auf keinerlei Widerstand, sondern durchdrang ihn. Er bewegte den Arm tastend hin und her, wandte den Kopf, um etwas zu sagen.

Plötzlich riss er die Augen auf, stolperte vorwärts, als würde jemand kräftig an seinem Arm ziehen.

Sein überraschter Aufschrei endete abrupt, er war verschwunden.

Scobee zögerte so wie Resnick keinen Moment. Mit Hilfe ihrer optimierten Reflexe erkannte sie die mögliche Gefahr augenblicklich, hechtete hinterher, wollte Jarvis zu Hilfe eilen – und landete wie dieser im Nirgendwo …

1. Darnoks Geschichte

»Es … tut weh«, presste Zerptem angestrengt hechelnd hervor.

»Jammere nicht, Frau! Entspanne dich!«, entgegnete der Geburtshelfer. Er massierte ihr mit kräftigen, kreisenden Bewegungen den aufgeblähten Leib.

Zerptem schluckte den Schmerzensschrei, der ihr auf den Lippen lag und sah in den milchigtrüben, von rötlichen Blitzen zerfurchten Himmel. Ihr Liegebecken stand auf einer weiten, offenen Fläche und war der stürmischen Witterung ausgesetzt.

Der Geburtshelfer folgte ihren Blicken nach oben. »Wir schaffen es, Gefährtin. Primogender steht hoch im Himmel, Akto senkt sich nur langsam hinab in die Dunkelheit, und Terzenwohl geht in wenigen Minuten auf. Alle drei Sterne werden für geraume Zeit gemeinsam auf uns herabstrahlen. Wenn du dich zusammenreißt und meinen Anweisungen folgst, bringen wir den gesamten Laich zu Bokan auf die Welt.«

Bokan – jene kurze Periode, zu der alle drei Muttergestirne gleichzeitig am Himmel zu sehen waren …

Die Zeit wollte einfach nicht vergehen, sie schien regelrecht still zu stehen.

Zeit … unser engster Verbündeter – und gleichzeitig unser grimmigster Feind, dachte Zerptem.

Wie durch einen Schleier hörte sie die raschen, teilnahmslos artikulierten Anweisungen des Geburtshelfers. Instinktiv gehorchte sie. Sie machte ihren Leib breit, streckte alle Strünke möglichst entspannt von sich und wippte auf ihrem biegsamen Knorpelgerüst hin und her. So, wie sie es gelernt hatte.

»Jetzt drücken!«, kam der gebrüllte Befehl des Geburtshelfers, und sie presste mit allen verbliebenen Kräften, bis ihr schwarz vor den Augen wurde.

»Sie sind da. Sechs, sieben – nein! – acht Eier …« Nervös gab der Keelon seine Instruktionen. »Schnell, macht die Imprints«, befahl er den Helferinnen, die wie aufgescheuchte Hendreks umherliefen.

Zerptem sah nach wie vor in den Himmel, ließ sich vom Mischlicht der drei Heimatsonnen bestrahlen und genoss die Leere, die wieder in ihrem Körper war.

»Willst du einen Blick auf die Eier werfen, Frau?« Die Stimme des Geburtshelfers durchdrang ihre müden Gedanken.

»Nein«, antwortete Zerptem rasch und drehte ihren Leib mit Hilfe mehrerer Strünke zur Seite.

Sie hatte es hinter sich gebracht. Sie war müde und wollte schlafen, nichts als schlafen …

Sie schloss die Augen, fuhr die Hautlappen darüber und merkte nicht mehr, wie die großen, schwarz gesprenkelten Eier verschwanden. Sie lösten sich von einem Moment zum nächsten in Nichts auf …

***

Jahre später

Planetenwahrer Kerz lenkte seinen Gleiter mit gemächlichem Tempo über die kaum bewachsene, sturmumtoste Ebene und beobachtete aufmerksam die Vielzahl seiner Instrumente.

Die berüchtigte Endres-Falte, die sich längs des Hauptkontinents dahinzog, war in den letzten Tagen tektonisch hoch aktiv gewesen. Erdbeben, Vulkanausbrüche und immer wieder neue, tiefe Risse in der Planetenkruste waren die sichtbaren Folgen. Mehr als tausend Keelon hatten vor Kurzem umgesiedelt werden müssen. Doch der ständige Wechsel ihres Wohnortes stellte für die knapp acht Millionen Männer und Frauen seines Volkes nichts Ungewöhnliches dar.

Primogender, der rote Überriese, stand einsam und majestätisch im Himmel. Sein Licht tauchte die Landschaft in düstere Farben.

Kerz hatte keine Augen für das größte der drei Muttergestirne. Ein enervierender Piepston erregte seine Aufmerksamkeit.

»Sieh an, ein Ei«, murmelte er griesgrämig. Es war bereits das dritte, das er in diesem noch jungen Jahr fand. Und jedes Mal bedeutete der Fund nur eine Menge zusätzliche Arbeit.

Bei den beiden vorherigen Eiern war er jeweils zu spät gekommen; zu lange waren die Jungkeelon den schädlichen Witterungswechseln seines Heimatplaneten Roogal ausgesetzt gewesen, um noch eine Rettung zu ermöglichen.

Auch diesmal standen die Chancen schlecht. Mehr als drei Stunden, so zeigte ihm der hoch sensible Eispürer, waren seit dem Auftauchen bereits vergangen.

Mit geübten Bewegungen vermerkte er den Scan-Code des Eis, verglich den Imprint mit der Datenbank. Der Rechner benötigte lange, viel zu lange für die Identifikation.

Gehörte das Ei vielleicht zu einem Fehlwurf? War es erst heute geboren worden und zu schwach, um einen gesunden Zeitsprung hinter sich gebracht zu haben? Oder handelte es sich gar um eine der seltenen Totgeburten?

»Rückgriff auf externe, ältere Datenbanken läuft«, verkündete die nüchterne Stimme des Bordrechners. Und, nur wenige Zeiteinheiten später: »Positiv. Imprint identifiziert. Stattgefundener Zeitsprung nach der Geburt: zehn Jahre und zwölf Tage.«

Zehn Jahre? Wenn das stimmte, musste sich Kerz wahrlich sputen. Soviel er wusste, war seit mehr als einer Generation kein Kind geboren worden, das einen auch nur annähernd so weiten Geburtssprung zustande gebracht hatte.

Er konnte und würde das Sorgerecht geltend machen – sofern er das Ei rechtzeitig fand.

Wie lange schon hatten er und Obinaka, seine Frau, auf diesen Moment gewartet?

Hastig schob er alle Gedanken beiseite, die ihn vom raschen Handeln ablenkten.

Sein seidenmatter, etwas schwerfälliger Körper begann regelmäßig zu pulsieren, als er das Fahrzeug mit wenigen Griffen seiner Handlungsstrünke auf Kurs brachte.

Ein Kind – ein Wunderkind – wartete da draußen auf ihn. »Beim Dreigestirn! Ein Sprung von mehr als zehn Jahren«, murmelte Kerz. Er konnte es gar nicht glauben.

Er wollte dieses Kind lebend haben. Er musste es einfach haben!

Nach kurzem Flug erreichte Kerz das Zielgebiet – ein enges, den ständigen Winden widerstehendes Schluchtenwirrwarr, aus dem das Signal deutlich zu hören war.

Er schaltete auf Autopilot, machte den Boden unter sich durchlässig und erzeugte gleichzeitig aus den Nanokulturen des Gleiters die Hülle eines Schutzanzuges.

Er fiel quasi hinein. Es war eine tausendfach geübte und erprobte Handlung, an die er kaum einen Gedanken verschwendete.

Der letzte, dünne Rest der Nanokulturen tropfte vom Gleiter ab und verband sich am Herzspitz seines gedrungenen Körpers vollends mit der vorerst noch ballonartigen Umhüllung. Nach wenigen Momenten wurde überflüssige Luft rausgedrückt, sodass ihn der Anzug nun eng anliegend umgab. Er war vor Kälte und Wind geschützt.

»Halte durch, mein Eiling«, presste Kerz zwischen seinen schmalen Kauleisten hervor, die hinter einem schützenden Hautlappen versteckt lagen. Eine seltsame Erregung ergriff ihn. Ihn, den sonst so mürrischen und schweigsamen Keelon, der normalerweise um jede Aufregung einen weiten Bogen machte.

Der Anzug und seine Technologie projizierten das Suchbild auf die transparente Hülle. Kerz orientierte sich eilig.

Der Sturm war unberechenbar geworden. Die Anzeige der Energiebelastung kletterte in den grünen, in den gefährlichen Bereich.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich ein rostroter Felsbrocken, doppelt so breit wie er, von der Spitze einer Felsnadel löste und in einer gewaltigen Staubwolke am Boden zerschellte. Die Nadel selbst brach daraufhin in sich zusammen. Weitere, tiefe Risse bildeten sich sofort im Gestein.

Dann war Kerz vollends in das Felslabyrinth eingetaucht. Die Intensität des Sturmes ließ nach. Nur noch ein hohles, enervierendes Pfeifen deutete auf die tobenden Naturgewalten hin.

»Links, geradeaus, links«, murmelte der Planetenwahrer und folgte seinen eigenen Worten durch das Halbdunkel.

Als die Sicht noch schlechter wurde, illuminierte er Teile seines Anzugs, formte einen kleinen Reflektor in das Nano-Material und leuchtete damit die Flugrichtung aus.

Ein plötzlicher Windstoß, der von der Seite zwischen mehreren glatt geschliffenen Steinblöcken hindurchpfiff, belastete selbst seine Stabilisierungsaggregate aufs Äußerste. Kerz hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, sich gegen den Wind stemmen zu müssen – dann hatte er den Luftwirbel hinter sich gelassen.