Ballade des Herzens - Maron Fuchs - E-Book

Ballade des Herzens E-Book

Maron Fuchs

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Beschreibung

Eigentlich könnte Julians Leben so schön sein. Feiern, mit seinen Kumpels abhängen und seine Freundin treffen. Aber dann überschlägt sich plötzlich alles seine Freundin macht für einen anderen mit ihm Schluss und das komische Mädchen, das ständig auf dem Baum am Rand seines Gartens sitzt, hält ihn für einen Stalker!Dabei hat er die Kleine noch nie zuvor gesehen! Wer ist diese Göre, die behauptet, im leerstehenden Haus auf der anderen Querstraße zu wohnen? Und warum ist sie so paranoid? Kaum findet Julian mehr über dieses Mädchen heraus, wird er in eine Sache hineingezogen, die viel größer ist, als er jemals vermutet hätte.

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Ballade des Herzens

Maron Fuchs

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2021.

Titelbild: Andreas Bühner und Maron Fuchs

ISBN: 978-3-86196-545-9 – Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-535-8 – E-Book

*

Inhalt

Widmung

Ein berührendes Lied

Was für ein Scheusal

Zwei sind eine zu viel

Die tägliche Dosis Pfefferspray

Ein riesiger Schritt

Rache ist süß

Pure Freiheit

Und plötzlich ist alles anders

Für ein einziges Lächeln

Aussicht auf Turbulenzen

Auf Umwegen zum Ziel

Beschlossene Sache

Club der Teufelinnen

Rein theoretisch vielleicht

Ein schlechter Witz ...

Unerträglich

Alltag im Chaos

Wie vom Erdboden verschluckt

Liebe, Hass und Bitterkeit

Epilog: Sieben Jahre später

*

Widmung

Für Rosita Lobe, die gute Fee in meinem heimischen Haushalt, ohne die schon alles in Schutt und Asche läge und auf die wir uns jederzeit verlassen können, zumal sie schon lange zur Familie gehört. Sie sind nicht nur unbezahlbar, sondern ein richtiger Schatz!

*

Ein berührendes Lied

Woher soll man denn wissen, was gut oder schlecht und was wahr oder falsch ist? Jeder hat Geheimnisse, die er vor anderen verbergen will oder sogar muss. Und dadurch wird die Suche nach der Wahrheit zu einer echten Gratwanderung.

Reglos saß ich auf dem breiten Fensterbrett und starrte hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen. Alles um mich herum erschien mir trüb und düster, obwohl heute ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch war.

Die Sonne strahlte, keine Wolke zeigte sich am blauen Himmel, einige Vögel sangen und draußen im Garten, der genau in meinem Blickfeld lag, blühten Blumen in den verschiedensten Farben.

Ich seufzte leise und wandte mich von der Idylle ab, blieb jedoch weiter auf der Fensterbank sitzen. Ich hatte einfach nicht die Kraft, mich jetzt zu erheben. Das Ereignis vor vier Tagen lähmte mich heute noch. Ich wusste, dass ich mich nicht so hängen lassen sollte. Auch wenn es wehtat, es war kein Weltuntergang. Aber trotzdem konnte ich mich nicht dazu aufraffen, aufzustehen und das Chaos in meinem Zimmer aufzuräumen. Oder mal wieder was anderes zu essen als die Pizza vom Lieferservice. Ich war seit vier Tagen zu nichts zu gebrauchen. Weil ich es einfach nicht fassen konnte! Weil ich es nicht wahrhaben wollte.

Was brachte es einem, sehr wohlhabende, einflussreiche Eltern zu haben und sich jeden Wunsch erfüllen zu können, wenn man nicht mal die alltäglichsten Dinge kontrollieren konnte?

Schön, ich wohnte in einem der exklusivsten Viertel von Nürnberg, in einer Villa mit über zwanzig großen Zimmern, einem weitläufigen Garten und fünf Angestellten. Da meine Eltern meistens geschäftlich unterwegs waren, hatte ich das Haus oft für mich allein und konnte tun und lassen, was ich wollte. Ich durfte sogar jederzeit mit meinen Kumpels feiern – seit ich vor drei Jahren die Schule abgeschlossen und das Abitur irgendwie bestanden hatte, war mein Leben eine einzige Party. Es gab ja keinen Grund zu arbeiten, so viel Geld ich auf dem Konto und in den Taschen hatte.

Diesen Herbst würde ich, wie mit meinen Eltern ausgemacht, ins Familienunternehmen einsteigen, und bis dahin hatte ich alle Zeit der Welt. Vor allem hatte ich die finanzielle Möglichkeit, meine Freizeit zu gestalten, wie ich wollte.

Und dennoch hatte sie mich einfach so ...!

Ich wollte gar nicht mehr daran denken, doch es gelang mir nicht, ihre letzten Worte an mich auszublenden.

„Julian, ich hab dich echt gern und alles, aber das mit uns beiden hat keinen Sinn mehr. Das siehst du doch sicher auch ein, nicht wahr? Aber ich würde gern mit dir befreundet bleiben.“

Das durfte ich mir nach einem halben Jahr anhören. Mandy hatte mich eiskalt abserviert, nachdem ich ihr wirklich jeden Wunsch erfüllt hatte. Für einen anderen Kerl, einen Bekannten von mir, wie ich kurz darauf über Facebook erfahren hatte. Und das war der nächste Schlag in mein Gesicht gewesen. Aber anstatt sie zu hassen, musste ich ihr ja nachtrauern. Ich kam nicht von ihr los, ich hing an ihr und ja, zugegeben, ich liebte sie immer noch. Leider.

Wirklich wütend war ich nur auf diesen verfluchten Dennis. Neureiches Ekel, biederte sich erst an und spannte einem dann die Freundin aus. Wenn ich den Kerl demnächst treffen sollte, was recht wahrscheinlich war, da er wie viele andere wohlhabendere Leute der Stadt irgendwo hier in Erlenstegen wohnte, könnte ich für nichts garantieren. Und nachdem man über fünf Jahre lang regelmäßig ins Fitnessstudio gegangen war und Krafttraining gemacht hatte, stellte es kein Problem dar, so einem dahergelaufenen Dennis die Nase zu brechen. Zumal dieses Weichei nur Pudding in den Armen hatte und keine Muskeln. Was konnte ein so hübsches Mädchen wie Mandy nur an diesem weichlichen Typ finden?

Wieder mal blieb mein Blick an dem Bilderrahmen auf meinem Nachtschrank neben dem zerwühlten Bett hängen. Das Foto hatten Mandy und ich vor zwei Monaten aufgenommen, es zeigte uns beide draußen in meinem Garten. Mandy, mit ihrem strahlenden Lächeln und den dunklen Augen, wie sie sich durch ihre wunderschönen glatten, schwarz gefärbten Haare fuhr, und mich, der ihr einen Arm um die Schultern legte. Verdammt, die erste Frau, die mir so viel bedeutete, hatte mich einfach so, aus heiterem Himmel, abgeschossen. Sie war keiner meiner vielen One-Night-Stands gewesen, keine kurze Affäre, nein, im Gegenteil.

Und während sie sich mit ihrem tollen Dennis vergnügte, saß ich den ganzen Tag in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Luft oder aß billige Pizza. Auf die Anrufe meiner Freunde hatte ich in den letzten Tagen nicht reagiert, ich ließ ja nicht mal unsere Haushälterin herein, damit sie mein Bett machen oder das Zimmer putzen konnte.

Nur gut, dass meine Eltern seit letzter Woche geschäftlich in Südamerika waren. Sie hatten bloß noch irgendetwas von einem neuen Erdölvorkommen und wichtigen Verhandlungen gemurmelt, dann waren sie aufgebrochen, um das Treibstoffimperium Römer – unser Imperium – weiter auszubauen. Erst Anfang Juli wollten sie zurück nach Hause kommen. Bis dahin hatte ich mich hoffentlich wieder gefasst. Oder Mandy zurückgewonnen.

Seit gestern spielte ich mit dem Gedanken, wieder mit meiner Exfreundin zusammenzukommen. Nur wie? Ob ich sie anrufen oder mich mit ihr treffen sollte? Vielleicht konnte sie mir ja erklären, was sie an dieser Memme so anziehend fand. Denn ich verstand es einfach nicht.

Gerade als ich mein Smartphone aus der Hosentasche ziehen und sie anrufen wollte, hörte ich von draußen eine helle Stimme, die gedämpft zu mir vordrang. Es klang so, als würde jemand singen. Da mich die Neugier packte, stand ich auf und öffnete das Fenster, um besser zu hören.

Feeling numb, still want to cry,

Why do I have to say goodbye?

Why won’t the pain vanish, why won’t the fear?

Why does it get harder tear by tear?

You’re gone, so I am left alone,

Don’t know how to go on,

Don’t know how to live while you don’t.

Can’t you come back or take me with you?

How many days will I have to pass through?

I’m broken, I’m lost, so how can I go on?

Without you I just don’t know how to be strong.

Diese Stimme erschütterte mich, nicht nur, weil sie so unglaublich schön klang. Es lag so viel Trauer in diesem Lied, so viel Verzweiflung, dass ich wie erstarrt vor dem Fenster stand und mich nicht rühren konnte.

Ich kannte das Lied nicht, doch ich beherrschte genug Englisch, um zu verstehen, worum es ging. Die Sängerin kam nicht mit dem Tod einer ihr nahestehenden Person klar, so interpretierte ich es zumindest.

Weil ich wissen wollte, wer das eben gesungen hatte, sah ich mich um. Ich rechnete allerdings nicht damit, jemanden zu entdecken, in meinem Blickfeld lagen schließlich nur mein Garten und der angrenzende Garten des Hauses auf der nächsten Querstraße. Das Haus dort hinten stand leer, vor ein paar Tagen war das Ehepaar, das dort gelebt hatte, gestorben. Meine Familie hatte nie viel mit ihnen zu tun gehabt, ich wusste nur, dass den beiden ein großer Konzern gehört hatte, Holz, Metall, irgendwas in der Art. Außerdem hatten sie allein gelebt.

Dennoch schaute ich umher, über die Hecken und Blumen in unserem Garten, über den Rasen, die Grenze zum anderen Anwesen und die Bäume, die dort standen. Moment mal ... Verdutzt rieb ich mir die Augen und blickte noch mal genauer hin. Tatsächlich, auf einem der Bäume an der Grundstücksgrenze, mitten im Geäst, saß jemand!

In der Entfernung konnte ich nicht genau erkennen, wer da hockte. Doch ich war mir sicher, dass es sich um die Sängerin von eben handelte.

„Hey, was machst du in meinem Garten?“, rief ich ihr durch das offene Fenster zu.

Abrupt drehte sich das Mädchen zu mir um. Ich sah es nicht besonders gut, doch ich glaubte, dass es nicht sehr alt sein konnte. Achtzehn vielleicht. Auf jeden Fall jünger als ich.

„Was heißt hier dein Garten?!“

Eindeutig dieselbe Stimme – das war die Sängerin. Doch mir passte nicht, dass sie meinen Besitz, beziehungsweise den Besitz meiner Familie, anzweifelte.

„Der Baum gehört zu meinem Grundstück! Mach, dass du da weg kommst!“, fuhr ich sie an.

„Du kannst mich mal! Ich wohne hier, warum sollte ich mir von irgendeinem dummen Schnösel was sagen lassen? Du suchst wohl Streit, was?“

Mir klappte der Mund auf – so hatte es noch niemand gewagt, mit mir zu reden.

„Wie du willst!“, entgegnete ich wütend. „Dann komme ich zu dir und pflücke dich von dem Baum runter!“

„Versuch’s doch!“, zischte sie.

„Du hast ungefähr zwei Minuten, um von selbst zu verschwinden! Dann bin ich die Treppe runter und in den Garten gelaufen“, drohte ich ihr.

Immerhin befand ich mich im ersten Stock, es dauerte eine kurze Zeit, runter ins Erdgeschoss und raus in den Garten zu kommen. Die Gänge dieser alten Villa waren lang und die große Wendeltreppe zog sich hin.

Ohne auf ihre Antwort zu warten, wandte ich mich ab und lief zur Zimmertür. Von so einer Rotznase ließ ich mich doch nicht vorführen! Was sollte diese Frechheit, von wegen, sie würde hier wohnen? Im Haus auf der nächsten Querstraße war niemand neu eingezogen und die Kleine wohnte auch sicher nicht hier, ich kannte die Leute aus der Umgebung schließlich. Hier lebten nur wohlhabende Familien, nicht solche verzogenen Gören.

Bevor ich jedoch das Erdgeschoss erreichte, kamen mir noch auf der Treppe drei bekannte Gesichter entgegen.

„Juli! Wahnsinn, du bewegst dich und bläst keinen Trübsal mehr!“

Überrascht sah ich meinen besten Kumpel an. Simon stand vor mir und grinste, wobei er dank seiner zwar relativ kurzen, aber sehr wirren braunen Locken wie ein verrückter Erfinder aussah. „Was macht ihr denn hier?“, fragte ich verdutzt.

Fabian, auch einer meiner Freunde, deutete auf Simon. „Seine Idee.“

Prüfend blickte ich meinem besten Kumpel direkt in die Augen. „Warum?“

Simon zuckte mit den Schultern. „So halt.“

Ich runzelte die Stirn. „Wie seid ihr überhaupt reingekommen?“

„Das Hausmädchen hat uns aufgemacht“, erklärte er.

Ach, richtig, darauf hätte ich auch selbst kommen können.

„Du solltest dich echt nicht so abkapseln“, tadelte mich Fabian und schüttelte den Kopf, wobei sein dunkler Pferdeschwanz von einer zur anderen Seite flog. Es gab nicht viele Kerle, die mit langen glatten Haaren nicht vollkommen lächerlich aussahen, doch Fabian gehörte zu den wenigen Glücklichen. Vorwurfsvoll sah ich ihn an, doch ich erwiderte nichts. Irgendwie hatte er ja recht. Vielleicht.

„Darum haben wir beschlossen, dich heute zu überfallen und mit dir mal wieder wegzugehen“, erzählte Benedikt, der Dritte im Bunde. Unser Blondschopf.

Simon nickte eifrig. „Jetzt, wo wir sowieso schon alle da sind, sollten wir heute Abend echt was unternehmen.“

„Und woran habt ihr gedacht?“, gab ich mich geschlagen.

„Ich bin für die übliche kleine Bar in der Innenstadt!“, rief Fabian sofort.

„Super Idee, da treffen sich nicht die ganzen Asozialen, die sich nur volllaufen lassen“, stimmte Simon ihm zu.

In der Bar hingen wir öfter rum, nur den Namen vergaßen wir ständig. Es war ganz schön dort, es gab sogar eine Bühne, auf der immer ein unterhaltsames Programm geboten wurde. Einmal im Monat wurde eine Art Karaoke-Abend veranstaltet, dann durfte das Publikum mal ins Rampenlicht. Ich konnte zwar singen – immerhin hatte mir vor allem meine Musiknote das Abitur gerettet –, doch bei so was schaute und hörte ich lieber zu. Mandy hatte dort auch schon ab und zu gesungen, als wir zusammen da gewesen waren ... Schnell verdrängte ich den Gedanken wieder. Unschlüssig sah ich die anderen an. „Ich weiß nicht ...“

„Hab dich nicht so!“, ermahnte mich Fabian.

„Ja, ja, von mir aus, wir können schon hingehen“, antwortete ich widerwillig und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. „Aber es ist erst vier, vor zehn brauchen wir da nicht aufzukreuzen.“

Simon musterte mich skeptisch. „Die Zeit werden wir brauchen. Zuerst gehst du duschen, dann suchen wir dir saubere Klamotten.“

Ich verdrehte die Augen. Klar, ich sah etwas fertig aus und hatte mich in den letzten Tagen ziemlich gehen lassen. Aber das wollte ich nicht von anderen hören. Wobei ich Simon für seine direkte Art ehrlich gesagt schätzte. Er war nicht umsonst mein bester Kumpel. Bevor ich noch etwas erwidern konnte, schob mich Benedikt die Treppe hoch.

„Alter, Ben, was soll der Mist?“

„Wir zwingen dich jetzt zum Duschen“, lachte er.

Unwillkürlich musste ich lächeln. Es tat echt gut, nicht mehr allein zu sein und auf andere Gedanken zu kommen.

Simon boxte mir gegen den Oberarm. „Gib’s ruhig zu, du freust dich, dass wir da sind.“

Ich grinste. „Kein bisschen.“

„Ach, tu doch nicht so“, maulte Fabian.

„Du kennst ihn doch, harte Schale, weicher Kern“, zog Benedikt mich auf.

Ich merkte, wie ich rot wurde. „Hört auf mit dem Schwachsinn!“

„Na gut, aber dann geh endlich duschen. Du siehst übel aus. Und du stinkst“, sagte Simon angewidert.

„Nicht gleich so freundlich“, brummte ich.

„Hast du in den letzten Tagen das Haus überhaupt mal verlassen?“

„Hm, nicht so wirklich“, gab ich zu.

Simon sah mich missbilligend an. „Dachte ich mir doch.“

„Egal, du gehst da jetzt rein“, befahl Benedikt und schubste mich in mein privates Bad, gleich gegenüber meines Zimmers.

Ich konnte nicht mehr reagieren, so schnell hatten die drei von außen die Tür verschlossen und mich somit eingesperrt. „Hey, ich hab keine frischen Klamotten hier drin!“, rief ich.

„Die suchen wir dir raus“, beruhigte mich Simon. „Wasch dich erst mal.“

Das nannte man wohl Zwangsreinigung ... Ich beugte mich dem Willen meiner Freunde, zumal sie recht hatten. Nur im Zimmer zu sitzen und nichts zu tun, löste mein Problem auch nicht.

Spätestens nach dem Blick in den Spiegel wurde mir klar, warum ich mich nicht mehr so gehen lassen sollte. Mein T-Shirt war schmutzig, meine Dreiviertelhose ebenso, mein kurzes dunkelblondes Haar ungepflegt und meine Bartstoppeln nicht rasiert. Ich sah nicht mehr aus wie einundzwanzig, sondern eher wie Mitte vierzig. Besonders meine dunkelbraunen Augen schockierten mich, weil sie so trüb und matt wirkten. So ging das echt nicht weiter. Wenn ich so nachlässig aussah, käme Mandy sicher nicht zu mir zurück.

Also warf ich meine dreckigen Klamotten in den Wäschekorb und duschte mich gründlich. Danach fühlte ich mich schon unendlich viel besser und sauberer. Ich griff nach meinem Rasierer und beseitigte die letzte Spur meines geradezu peinlichen Durchhängers. Als ich danach in den Spiegel blickte, war ich richtig zufrieden. Ich sah wieder aus wie ein Mensch.

„Hey, Leute, ich bin fertig“, rief ich durch die Badezimmertür. „Bekomm ich jetzt frische Klamotten?“

„Eine Sekunde“, trällerte Simon und schloss die Tür auf, um mir einen Satz Wäsche durch den Türspalt zu reichen.

Ich nahm die Klamotten entgegen und musterte sie unzufrieden. „Glaub nicht, dass ich das T-Shirt anziehe“, beschwerte ich mich. „Gib mir ein dunkles!“

„Eitel wie immer“, merkte er lachend an und reichte ein dunkelblaues Shirt durch die Tür, das weitaus besser zu den Shorts passte, die er mir schon gegeben hatte.

Ich gab ihm das andere Oberteil nach draußen. „Danke.“

„Kein Ding“, antwortete er und machte die Tür wieder zu.

Als ich angezogen war und meine Haare mit etwas Haargel aufgestellt hatte, verließ ich das Badezimmer.

„Viel besser, so kenn ich meinen Juli“, neckte mich Simon.

Ich grinste schief. „Vergiss einfach, wie schlimm ich vorher aussah.“

„Okay, wir haben noch über fünf Stunden Zeit“, merkte Benedikt an. „Was wollen wir bis dahin machen?“

„Mir egal, ich hab eh nichts vor“, entgegnete ich.

„Gehen wir raus?“, schlug Simon vor. „Damit Juli mal wieder was anderes sieht als das Innere seiner Villa.“

Ich lachte. „Wir können ja in deine Villa gehen.“

„Oder in meine“, warf Fabian ein.

„Oder in mein Loft“, schlug Benedikt vor.

Wir hatten alle einen ähnlichen Humor und Familienhintergrund. Unsere Eltern waren Unternehmer aus dieser Gegend, daher kannten wir uns schon lange.

„Ich finde eher, Juli gehört an die frische Luft“, warf Simon ein.

„Stimmt“, pflichtete Benedikt ihm bei. „Wo wolltest du eigentlich gerade hin, als wir gekommen sind?“

Meine Augen weiteten sich – das Mädchen draußen! Das hatte ich jetzt völlig vergessen! „Verdammt!“, rief ich. „Ich wollte dieser Göre doch eine Lektion erteilen!“

Verwirrt sahen mich die anderen an. „Hä?“

„Na, die Kleine, die auf dem Baum in meinem Garten saß!“

Natürlich verstanden meine Freunde nicht, wovon ich redete. Doch anstatt es ihnen zu erklären, rannte ich nach draußen. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass diese Göre immer noch dort saß, aber ich wollte sichergehen. Denn sollte sie da sein, würde ich sie eben jetzt zurechtstutzen.

Meine Freunde liefen mir hinterher, obwohl sie nicht so recht wussten, was ich vorhatte. Als ich über die Terrassentür in den Garten und zu besagtem Baum an der Grundstücksgrenze kam, war dort niemand mehr zu sehen.

„So ein Mist!“, ärgerte ich mich und ballte die Hände zu Fäusten.

„Was ist überhaupt los?“, fragte Simon verunsichert.

„Ach, kurz bevor ihr gekommen seid, hab ich draußen irgendein Mädchen in diesem Baum sitzen sehen“, erklärte ich und deutete zu den Ästen. „Weil das aber unser Grundstück ist, wollte ich, dass die Kleine verschwindet. Aber sie hat sich stur gestellt, darum hatte ich vor, sie zu verjagen.“

„Tja, jetzt ist sie wohl schon weg“, merkte Fabian an.

„Wär ich nie drauf gekommen“, brummte ich.

„Aber an dem Ast da oben klebt ein Zettel“, fiel Simon auf.

Ich blickte auf. Tatsächlich, an der Stelle, an der das Mädchen vorhin gesessen hatte, befand sich nun ein kleiner roter Zettel. Eilig kletterte ich auf den Baum – kein Problem für mich, da ich als Kind in diesem Garten nichts anderes getan hatte als zu klettern – und holte das Stück Papier runter. Es war mit einem Streifen Tesafilm an der Baumrinde befestigt gewesen, nicht sehr stabil, doch es hatte gehalten.

Neugierig las ich den Text darauf durch, auch die anderen drei schauten mir über die Schulter, um auf den Zettel blicken zu können.

In ordentlicher, verschnörkelter Schrift stand dort:

Ich wusste gar nicht, dass zwei Minuten so lang sind, du lahme Ente. Oder hast du dich etwa in deinem eigenen Haus verlaufen? Spuck lieber nicht mehr so große Töne und hör auf, wildfremde Leute ohne jeden Grund dumm anzureden. Idiot.

Mir klappte der Mund auf, während meine Freunde in lautes Gelächter ausbrachen. Diese miese, kleine, arrogante ...

Benedikt stieß einen leisen Pfiff aus, der meinen Gedanken an die Beleidigung, die ich im Kopf hatte, unterbrach. „Ich glaube, sie meint dich damit, Juli. Du musst sie ja ganz schön genervt haben.“

„Ich sie?“, wiederholte ich aufgebracht. „Sie hat mich doch provoziert! Hat was erzählt von wegen, sie würde hier wohnen und dürfte auf dem Baum sitzen!“

„Vielleicht wohnt sie im Nachbarhaus?“, überlegte Fabian.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, unsere Nachbarn kenne ich ja, die haben nur zwei Söhne. Außerdem ist das der Garten des Hauses auf der nächsten Querstraße, und da hat nur ein Ehepaar gelebt, das vor ein paar Tagen gestorben ist.“

„Beide auf einmal?“, fragte Simon ungläubig.

„Ja, keine Ahnung, was da los war. Wir hatten nie sonderlich viel mit denen zu tun, die beiden haben sehr zurückgezogen gelebt.“

„Tja, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als zu warten, ob die Kleine noch mal kommt oder nicht“, meinte Benedikt. „Dann kannst du sie fragen, wo sie wohnt. Oder du klingelst mal am Haus da hinten und erkundigst dich nach ihr.“

Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Als ob mich das interessieren würde. Die kann bleiben, wo der Pfeffer wächst.“

Simon grinste. „Da ist wohl jemand zutiefst gekränkt.“

„Überhaupt nicht!“, stritt ich sofort ab. „Mir doch egal, was so eine dumme Ziege auf einen blöden Zettel schreibt!“ Ich zerknüllte das Papier in meiner Hand und warf es achtlos auf die Wiese. „Soll’s der Gärtner morgen früh in den Müll schmeißen.“

Mein bester Kumpel bemühte sich offensichtlich, nicht mehr zu lachen. „Und du kennst das Mädchen echt nicht? Komisch, dass du dich dann so aufregst.“

Böse sah ich ihn an. „Nein, ich kenne das Mädchen nicht. Und ich will es auch nicht kennenlernen. Ich hab es nicht richtig erkannt, als ich aus dem Fenster geschaut hab. Keine Ahnung, wie es aussieht. Das ist auch besser so.“

Fabian klopfte mir auf die Schulter, er grinste genauso dumm wie Simon. „Wie du meinst.“

„Themawechsel!“, forderte ich wütend. „Was machen wir jetzt?“

„Wir könnten essen gehen“, schlug Benedikt vor. „Und danach in die Bar. Ist doch egal, ob wir früher oder später da sind. Hauptsache, du kommst über diese Schlampe hinweg.“

„Hey, hör auf, so über Mandy zu reden!“, fuhr ich ihn an.

„Wo er recht hat“, mischte sich Fabian ein. „Sie hat dich doch nur ausgenutzt und dann für einen Kerl verlassen, der ihr mehr Geschenke gemacht hat.“

„Das stimmt nicht!“, nahm ich meine Exfreundin in Schutz. „Sie hat sich von diesem Weichei nur blenden lassen.“

„Also bitte, sie hat dich ausgetauscht, kaum dass jemand vor ihrer Tür stand, der ihr mehr geboten hat als du“, meinte Simon. „Sie lebt total über ihre Verhältnisse, und das durch ihre Liebhaber. War doch nur eine Frage der Zeit, bis du ersetzt wirst, weil die Geschenke von dir nicht mehr reichen.“

Ich hasste es, dass die drei ein so schlechtes Bild von Mandy hatten. Es stimmte doch überhaupt nicht. Sie war eine wundervolle Frau. An ihr gab es nichts zu kritisieren – abgesehen von ihrem schlechten Urteilsvermögen. Doch meine Freunde hatten sie nie wirklich gemocht, das wusste ich auch.

„Ich weiß, ihr kommt nicht so gut mit ihr klar, aber darum müsst ihr sie nicht wie eine geldgeiles Miststück darstellen“, äußerte ich.

„Was heißt da darstellen?“, entgegnete Benedikt abfällig.

„Wir haben dir gleich gesagt, dass sie eine Schlampe ist“, ergänzte Fabian.

Ich ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatten doch keine Ahnung!

„Lasst es gut sein“, griff Simon schlichtend in die Diskussion ein. „Ich wollte heute Abend mit euch abhängen, ohne Streitereien. Okay?“

Fabian und Benedikt nickten. „Okay.“

Simon sah mich an. „Juli?“

Zähneknirschend gab ich nach. „Ja, okay. Aber nur, wenn ihr aufhört, so über Mandy zu reden.“

„Einverstanden.“

Hätten sich die drei mal die Mühe gemacht, meine Exfreundin richtig kennenzulernen, würden sie sicherlich nicht so über sie reden. Sie hatten ein völlig falsches Bild von ihr. Doch wir ließen das Thema ruhen, was den Abend um einiges entspannter machte. Ich musste zugeben, es war keine schlechte Idee, mal wieder etwas anderes als Pizza zu essen. Nur dass wir uns direkt danach schon in die Bar setzten, fand ich ungewöhnlich. Vor zehn Uhr waren wir noch nie dort gewesen, und nun saßen wir schon um sieben an unserem Stammtisch.

Stirnrunzelnd blickte ich mich um. Außer uns befanden sich noch fünf andere Leute neben den beiden Bedienungen hier. Die kleine Bar wirkte merkwürdig ausgestorben. Zwei der Leute standen vor der Jukebox, aus der leise Musik kam. Weitere zwei saßen an einem der hölzernen Tische, wie wir auch. Und der Letzte hockte an der Bar und redete mit einer Bedienung.

„Jetzt schau doch nicht so skeptisch“, ermahnte mich Benedikt.

„Hier ist nichts los“, motzte ich und deutete zu der leeren Bühne, in deren Nähe wir saßen. „Das Programm hat noch nicht mal angefangen!“

„Was ist für heute Abend eigentlich geplant?“, fragte Fabian und überging somit meine Beschwerde einfach.

„Draußen auf der Tafel vorm Eingang stand was von einem Comedy-Abend“, erzählte Simon. „Aber erst ab zehn.“

Ich schnaubte verächtlich. „Weil das wirklich gute Programm immer erst ab zehn anfängt. Davor ist immer nur irgendeine Gesangsshow oder so ein Müll.“

Mein bester Kumpel klopfte mir nachsichtig auf die Schulter. „Jetzt versuch doch wenigstens, dich zu amüsieren.“

„Nur weil du sitzen gelassen worden bist, kannst du dich nicht aufführen, wie du willst“, fügte Fabian hinzu.

Ich verdrehte die Augen. „Ja, ja. ’tschuldigung. Die nächste Runde geht auf mich.“

„Das lässt sich hören!“, freute sich Fabian und nahm sein Bier. „Prost!“

Wir stießen alle mit unseren Flaschen an. „Prost!“

Doch, das konnte bestimmt noch ein toller Abend mit meinen Freunden werden, jedenfalls genoss ich unser entspanntes Treffen. Obwohl ich mir fest vornahm, nicht an Mandy zu denken, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich nach ihr umsah. Schließlich ging auch sie gern in diese Bar. Heute Abend jedoch kam sie nicht hierher. Und ich war mir nicht sicher, ob mich das erleichterte oder deprimierte.

„Hey, die neue Bedienung hat ein Auge auf dich geworfen“, merkte Benedikt grinsend an.

Überrascht blickte ich auf. „Auf mich?“

Er nickte. „Sie lächelt dir doch die ganze Zeit zu.“

Kurz drehte ich mich zu der Brünetten um. Sie sah nicht schlecht aus und sie schaute tatsächlich oft zu mir herüber. Ich schmunzelte und wandte mich wieder meinen Freunden zu. „Wer kann’s ihr verdenken, so toll, wie ich bin?“

„Dafür, dass du vorhin noch in Selbstmitleid gebadet hast, bist du ganz schön eingebildet“, lachte Simon.

„Nur realistisch“, entgegnete ich und zuckte lässig mit den Schultern. Es war nicht so, dass ich zu wenig Selbstbewusstsein hatte, im Gegenteil. Ich war völlig zufrieden mit mir. Nur dass Mandy sich dann trotzdem für diesen Dennis entschieden hatte, das setzte mir zu.

Nach und nach füllte sich die Bar, es überraschte mich, dass auf einmal so viele Leute kamen. Sie suchten sich alle einen Platz und starrten wie gebannt zur Bühne, als würden sie etwas Besonderes erwarten.

„Meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie hier heute Abend begrüßen zu können!“, tönte es plötzlich aus den Lautsprechern, die überall im Raum angebracht waren. „Es ist halb acht und wie immer beginnt damit unser Programm!“

Wir drehten uns zur Bühne um. Dort stand der Besitzer der Bar, hielt ein Mikrofon in der Hand und lächelte in die Runde. Ich kannte den dunkelhäutigen rundlichen Mann nur flüchtig, doch ich fand ihn recht sympathisch. Wobei man dazu sagen muss, dass er sich besonders um meine Freunde und mich bemühte, weil wir bekanntermaßen über ein gewisses Vermögen verfügten und oft Trinkgeld gaben.

Fabian nickte. „Jetzt geht’s los.“

Darum waren also all die Leute hier ... Und das um diese Uhrzeit.

„Wäre mir nie aufgefallen“, entgegnete Benedikt.

„Es wird wahrscheinlich eh nix Außergewöhnliches“, meinte Simon. „Es sind nicht mal Instrumente aufgebaut, da kann es kein besonderes Programm sein.“

„Ganz genau“, gab ich ihm recht.

Dann sprach der Mann weiter. Plötzlich fielen mir sein Name und somit auch der Name der Bar wieder ein. Er hieß Vincent Henke und die Bar hieß Hencent, ein komischer Mischmasch, den ich mir nie merken konnte.

„Dann bitte ich um einen tosenden Applaus für unsere bezaubernde Sängerin! Becky, die Bühne gehört dir!“ Mit diesen Worten steckte er das Mikrofon in die Halterung vor sich und zog sich zurück. Noch während er die Bühne verließ, brach stürmischer Applaus aus und die Leute um uns herum jubelten begeistert.

Simon und ich tauschten einen verwunderten Blick. Woher kam denn plötzlich diese euphorische Stimmung?

„Also, die Sängerin muss einiges drauf haben, wenn die Leute so abgehen“, kommentierte Fabian.

Benedikt nickte. „Entweder das, oder sie sieht heiß aus.“

Eine andere Erklärung fiel mir auch nicht ein. „Da hier offensichtlich nicht mal eine Band spielt, bezweifle ich, dass das ein so toller Auftritt wird“, gab ich zu bedenken.

„Wart’s ab. Immerhin scheint sie hier voll bekannt zu sein“, entgegnete Simon.

„Ist vielleicht gar nicht mal schlecht, heute früher in der Bar zu sein“, grübelte Fabian. „Sonst hätten wir den Auftritt gar nicht mitbekommen.“

Ich blickte mich um, der Sturm der Begeisterung ebbte einfach nicht ab. Die Leute klatschten und johlten wie verrückt. Ob es sich tatsächlich lohnte, heute Abend zuzuhören?

Eigentlich wollte ich außer Mandy gerade keine Frau sehen. Darum ging ich ja auch nicht auf die Flirtversuche der Bedienung ein. Also wandte ich mich wieder von der Bühne ab und trank einen Schluck von meinem Bier.

Schlagartig wurde der Applaus lauter. Klar, diese Becky betrat wahrscheinlich die Bühne. Doch auch Benedikt schenkte dem Geschehen auf der Bühne keine Beachtung. „Interessiert’s dich auch nicht so wirklich?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. „Mir völlig egal, wer da steht und singt.“

„Das ist mir zu viel Aufregung um eine einzige Person“, seufzte der Blondschopf. „So was kann ich nicht leiden.“

Kurz blickte ich zu Simon und Fabian, die völlig fasziniert wirkten. Aber so sahen alle außer Benedikt und mir aus.

Ohne dass die Sängerin sich erneut vorstellte, spielte die Musik, eindeutig vom Band. Das Lied kannte ich allerdings nicht, es war so ein typischer 08/15-Song aus den Charts. Nichts Besonderes eben.

Doch als die Sängerin dann einsetzte, erstarrte ich und meine Augen weiteten sich. Diese Stimme kannte ich doch!

„Juli? Alles okay?“, erkundigte sich Benedikt.

Ich konnte nicht reagieren. Ich verstand selbst nicht, wieso, doch ich war wie versteinert und schaffte es nicht mal, mich zur Bühne umzudrehen. Diese helle, klare Stimme gehörte definitiv zu dem Mädchen, das ich heute Nachmittag im Garten gehört hatte!

„Was hast du denn?“, wollte Benedikt wissen und schubste mich leicht.

„Das ist sie“, murmelte ich. „Das muss sie sein!“

„Wer?“

„Die Kleine, die mir diesen unverschämten Zettel geschrieben hat!“

Sofort schnellte Benedikts Kopf in Richtung Bühne. „Echt?!“

Endlich zwang auch ich mich dazu, mich umzudrehen. Ich erwartete eine hässliche, zickige, eingebildete, dumme und unsympathische Kuh. Doch der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich sie sah, war: „Wow!“ Sie sah ... hübsch aus. Ihr Lächeln, ihre grünen Augen und ihre schulterlangen rot-blonden Locken faszinierten mich, von ihrer Stimme ganz zu schweigen. So hatte ich mir die Kleine von heute Nachmittag nicht vorgestellt. Doch immerhin hatte ich ihr Alter richtig eingeschätzt – sie war nie im Leben älter als achtzehn.

Irgendwie kam sie mir bekannt vor ... Woher bloß? Mir fiel einfach nicht ein, wo oder wann ich sie schon mal gesehen hatte.

„Fang bloß nicht an zu sabbern“, lachte Benedikt.

Ich riss mich von dem Mädchen los und warf Benedikt einen vorwurfsvollen Blick zu. „Red keinen Müll.“

Er musterte mich argwöhnisch. „Und warum gaffst du dann so?“

„Tue ich nicht! Sobald die Kleine von der Bühne runter und allein ist, kann sie was erleben“, knurrte ich.

„Willst du sie zusammenstauchen?“, fragte Benedikt.

Ich nickte. „Auf jeden Fall.“

„Ist sie das echt?“, mischte sich Simon ein.

Er hatte zugehört? Das wunderte mich, so weggetreten, wie er ausgesehen hatte. „Diese Stimme ist unverkennbar.“

„Sie ist süß“, merkte er an.

„Die ist viel zu jung für dich“, entmutigte ich ihn.

„Dann trifft das ja wohl auch auf dich zu“, entgegnete er. „Schließlich bist du auch einundzwanzig.“

„Na und?“, fragte ich gleichgültig und verschränkte die Arme. „Als ob mich diese Zicke interessiert. Die soll ruhig sehen, dass nicht alle in dieser Bar auf sie abfahren.“

Fabian blickte sich um. „Ich glaube nicht, dass ihr das was ausmacht, wenn du so genervt hier sitzt“, vermutete er. „Sie hat eindeutig genug Fans.“

Damit lag er – leider – richtig. Sie sang über eine Dreiviertelstunde, und die Leute jubelten ihr zu, als wäre sie weltberühmt. Dabei hatte ich noch nie von ihr gehört, anscheinend sang sie nur in dieser Bar. Darauf musste sie sich gar nichts einbilden, schon gar nicht ohne eine anständige Band.

„Ich geh mal eine rauchen“, fuhr Fabian fort und stand auf.

Da außer ihm keiner von uns rauchte, verließ der Schwarzhaarige allein die Bar. Er kam erst zurück, als das letzte Lied verklang.

„Vielen Dank!“, rief die Sängerin ins Publikum. Sie winkte kurz. „Bis morgen Abend!“ Dann eilte sie von der Bühne hinter den Vorhang, der den Bereich hinter der Bühne verdeckte.

„Also, wenn du sie noch erwischen willst, solltest du dich beeilen“, riet mir Benedikt. „Wer weiß, wie lange sie noch hier ist.“

„Hast recht“, stimmte ich zu und stand auf. „Ich komm gleich wieder, Leute. Bestellt mir noch ein Bier.“

Simon nickte. „Geht klar.“

Also ging ich hinter die Bühne, wo ich das Mädchen vermutete. Becky. Komischer Name. Ob sie wirklich so hieß? Oder benutzte sie diesen Namen nur als Pseudonym?

Egal, ich wollte ja nichts mit ihr zu tun haben, ich wollte sie nur kurz zurechtweisen. Und trotzdem konnte ich ihren Gesang von heute Nachmittag nicht vergessen. Dieses unendlich traurige Lied. Warum hatte sie es gesungen?

Als ich hinter der Bühne stand, sah ich mich um. Einige Leute liefen geschäftig umher, Techniker und Mitwirkende für das heutige Programm. Die rot-blonde Sängerin entdeckte ich aber nirgends.

Hatte ich sie wirklich schon verpasst? Musste sie sich nicht umziehen oder so? Wobei, sie hatte einen Rock und ein T-Shirt getragen, wenn ich mich recht erinnerte, und draußen herrschte sommerliches Wetter, selbst abends. Rein theoretisch könnte sie tatsächlich längst weg sein.

Verärgert stampfte ich mit dem Fuß auf; verdammt! Wie sollte ich jetzt noch erfahren, wer dieses Mädchen war und warum es behauptete, in meiner Straße zu wohnen?

„Großartige Show, Becky! Wirklich einzigartig, wie machst du das bloß immer?“, sagte plötzlich jemand begeistert.

Ich wurde hellhörig – die Kleine musste also noch hier sein.

Sie lachte. „Danke, vielen Dank. Aber übertreib nicht, Vinnie!“

Ich folgte den Stimmen, am Hinterausgang entdeckte ich dann die Sängerin und den Barbesitzer. Er klopfte ihr gerade auf die Schulter, während sie sein überschwängliches Lob abwimmelte.

„Sag mal, wann wirst du genau achtzehn?“, fragte er da.

„Im August, also in zwei Monaten“, antwortete sie. „Warum?“

„Weil ich dich dann offiziell als Mitarbeiterin hier unter Vertrag nehmen will“, erklärte er. „Bisher arbeitest du ja nur inoffiziell gegen Spenden hier.“

Wieso belauschte ich die beiden eigentlich? Es ging mich doch nichts an.

„Stimmt“, kicherte sie. „Aber das macht mir nichts, Hauptsache, ich kann singen und mich damit gleichzeitig finanzieren.“

Vincent Henke nickte. „Du machst das wirklich super.“

„Danke! Okay, ich muss langsam los, es ist schon fast neun.“

„Komm gut nach Hause. Oder soll dich jemand heimbringen?“, bot er an.

„Nein, nein“, lehnte sie ab. „Ich laufe lieber. Es ist ja noch hell draußen und ein kleiner Spaziergang tut mir sicher gut.“

„Wie du willst. Bis morgen!“

„Tschüss!“

Der Barbesitzer ging wieder zur Bühne, er schien mich gar nicht zu bemerken. Das Mädchen hingegen verließ die Bar durch die Hintertür.

„Meine Chance, sie mir vorzuknöpfen“, dachte ich. „Jetzt ist sie fällig!“

Also folgte ich ihr nach draußen, um sie für diese Frechheit heute Nachmittag zur Rede zu stellen. Nur dieses Mal würde ich sie nicht einfach davonkommen lassen.

*

Was für ein Scheusal

„Warte mal“, hielt ich das Mädchen zurück, während die Metalltür hinter mir lautstark ins Schloss fiel.

Überrascht drehte sich die Sängerin zu mir um, in ihrem Blick lagen Unsicherheit und Misstrauen. „Ja?“, fragte sie zögerlich.

Sie erkannte mich nicht? Wie konnte sie mich nicht erkennen? Gut, fiel mir da ein, ich hatte sie am Nachmittag im Garten auch nicht richtig gesehen und nur anhand ihrer Stimme erkannt, aber trotzdem ...

„Nun, ich warte“, sagte ich schlecht gelaunt.

Dafür erntete ich einen verständnislosen Blick. „Worauf?“

Am liebsten hätte ich sie angebrüllt, warum auch immer, diese Becky brachte mich zur Weißglut, nun da ich ihr gegenüberstand. „Auf eine Entschuldigung natürlich“, erklärte ich so ruhig wie möglich.

Sie kratzte sich am Hinterkopf und musterte mich lange, bevor sie etwas erwiderte. „Wofür sollte ich mich bei dir entschuldigen? Wer bist du überhaupt?“

Ich ballte eine Hand zur Faust und atmete tief ein. „Ich bin die lahme Ente, auf deren Grundstück du dich heute widerrechtlich aufgehalten hast“, erinnerte ich sie. „Du weißt schon, der Idiot, wie du so charmant geschrieben hast.“

Augenblicklich wirkte sie nicht mehr misstrauisch oder verwirrt. Im Gegenteil, sie brach in schallendes Gelächter aus. „Ach, du bist diese Pfeife, die mich heute von meinem Baum verjagen wollte?“, kicherte sie. „Komisch, ich hätte gewettet, du wärst ein grimmiger alter Mann! Aber auf keinen Fall so jung, wo du doch so arrogant bist.“

Wie redete diese Göre eigentlich mit mir?!

Entgeistert starrte ich sie an. „Wa... Was erlaubst du dir? Erstens bin ich älter als du. Zweitens solltest du vor einflussreichen Leuten etwas mehr Respekt zeigen!“

Sie lächelte spöttisch und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Respekt muss man sich verdienen. Und für Leute, die ihr Geld oder ihren Status als Schutzschild benutzen, hab ich nur Mitleid übrig. Oder Verachtung. Such’s dir aus.“

Anscheinend hatte ich soeben ein neues Hassobjekt gefunden. Dieses Mädchen ließ ich noch bluten, egal wie. „Hör mal gut zu“, zischte ich. „Niemand, und ich meine wirklich niemand, redet so mit mir!“

„Ich schon. Siehst du doch“, entgegnete sie trocken.

„Wie du willst.“ Wütend starrte ich sie an. „Ich will dir schon seit heute Nachmittag das Fell über die Ohren ziehen, ich hab nur auf eine so günstige Gelegenheit gewartet.“

Natürlich hatte ich nicht vor, handgreiflich zu werden – die Kleine ginge ja zu Boden, bevor sie überhaupt begriff, was passierte. Aber ich wollte sie ins Schwitzen bringen. So eine Drohung an einem dermaßen menschenleeren Ort war einfach perfekt. Außer uns hielt sich schließlich niemand in dieser Gasse auf und von draußen konnte man ohne Schlüssel nicht mehr über die Hintertür in die Bar kommen.

Tatsächlich zeigte meine Drohung Wirkung. Nur nicht die erwünschte. Zwar hatte ich diese Becky eingeschüchtert – sie trat sogar ein paar Schritte zurück –, aber sie sah mich nur wütend an und drückte ihre Handtasche näher an sich. „Bist du so was wie ein Stalker?“, brüllte sie mich an. „Hast du mich etwa seit heute Nachmittag verfolgt, du Verrückter?“

Entsetzt blickte ich sie an. „Äh, nein, nein, das nicht“, verteidigte ich mich und machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich hab dich hier nur zufällig wiedergesehen, das ist alles.“

Sie griff in ihre Handtasche. „Ich glaub dir kein Wort, du Freak.“

Irgendwie lief das hier nicht so wie gedacht ...

„Du verstehst das komplett falsch“, maulte ich sie an. „Ich war, nein, ich bin nur ziemlich sauer, weil du so anmaßend warst. Nein, weil du so anmaßend bist. Immer noch.“

„Verschwinde und lass mich in Ruhe“, verlangte sie und setzte sich in Bewegung.

„Erst wenn du dich entschuldigst“, beharrte ich und lief neben ihr her. „Für diesen lächerlichen Zettel und das Betreten meines Gartens.“

Sie blieb stehen. „Du hast es so gewollt, du Stalker“, fauchte sie und drehte sich abrupt zu mir um.

Ich vernahm nur noch eine blitzschnelle Bewegung von ihr, da schrie ich auch schon auf. Pfefferspray! Dieses kleine Biest hatte mir doch tatsächlich Pfefferspray ins Gesicht gesprüht! „Scheiße!“, fluchte ich und rieb mir mit dem Handrücken über die Augen. Das Zeug brannte wie die Hölle, meine Augen tränten, ich konnte sie nicht mal mehr öffnen.

„Ich hatte dich gewarnt, du Penner“, zischte diese Becky. „Du wolltest es ja nicht anders! Bleib mir bloß vom Leib! Wenn ich dich noch einmal in meiner Nähe sehe, bekommst du noch eine Ladung ab!“

„Du verdammtes Miststück“, keuchte ich. „Das wirst du mir büßen!“

„Ja, ja“, wimmelte sie mich ab.

Ich hörte nur noch, wie sie einen Reißverschluss zumachte, dann entfernten sich ihre Schritte. Es klang, als ginge sie weg. Aber das konnte doch nicht sein. Oder?

„Hey!“, rief ich. „Du haust gerade nicht ab, oder?“

Keine Reaktion.

Sie ... war wirklich weggegangen.

Klasse. Ich hatte weder eine Entschuldigung von ihr bekommen noch wusste ich, wer sie überhaupt war. Aber gut, dafür hatte ich jetzt brennende Augen und eine riesige Erniedrigung. „Diese Aktion ist ja ein voller Erfolg gewesen“, dachte ich sarkastisch. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und schnaubte laut. Hatte ich einen Zorn im Bauch! Auf diese Zicke und auch auf mich, weil ich keine Entschuldigung aus ihr herausbekommen hatte. Das schrie nach Rache.

Als ich endlich wieder sehen konnte, wenn auch nur verschwommen, ging ich um das Gebäude herum zum Haupteingang der Bar. Was zur Hölle sollte ich jetzt meinen Kumpels erzählen? Am besten gar nichts ...

Kurz blieb ich vor der Eingangstür stehen, wartete noch auf eine kühle Brise in der warmen Luft. Ich brauchte eine Abkühlung, doch hier draußen war es schwül und drinnen war es stickig. Ich hatte heute wohl kein Glück.

Seufzend betrat ich die Bar und machte mich direkt auf den Weg zur Toilette, um mir das brennende Gesicht zu waschen. Beim Blick in den Spiegel hätte ich schreien können, weil ich den fetten roten Streifen im Gesicht nicht loswurde. Aber es half nichts, also kehrte ich an unserem Stammtisch zurück.

Ich ignorierte das laute Gemurmel um mich herum, genau wie die brünette Bedienung, die mich verwundert anstarrte, und das Programm auf der Bühne. Ich wollte gerade nur alles ausblenden und diese Erniedrigung von eben vergessen.

„Du warst ganz schön lange weg“, merkte Benedikt an, als ich mich wieder hinsetzte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“

„Alter, was ist denn mit dir passiert?“, rief Simon plötzlich.

„Was meinst du?“, fragte ich, als wüsste ich es nicht längst.

„Schau doch mal in den Spiegel!“

Da fiel es auch Fabian auf. „Boah, krass ...“

„Ja, ich hab einen roten Streifen in meinem Gesicht“, maulte ich.

Benedikt runzelte die Stirn. „Das sieht ganz schön schmerzhaft aus.“

„Was genau ist da draußen passiert?“, wollte mein bester Kumpel wissen.

„Nicht so wichtig“, wimmelte ich ihn ab.

„Die Kleine hat dir übel zugesetzt, was?“, lachte Fabian.

„Ach, halt’s Maul“, zischte ich.

„Was hat die bitte mit dir gemacht?“, fragte Benedikt. „Die muss dich ja richtig angegriffen haben.“

„Ja“, brummte ich. Es hatte keinen Zweck, ihnen nichts zu erzählen. Sie gäben keine Ruhe, bevor sie die Geschichte nicht kannten. „Sie hat mich mit Pfefferspray angesprüht.“

„Mist, das muss wehtun“, seufzte Simon und schüttelte den Kopf. „Wie hast du sie denn so weit gebracht?“

„Ich hab gar nichts gemacht!“, nahm ich mich selbst in Schutz. „Ich hab nur eine Entschuldigung für ihre Frechheiten heute verlangt.“

„Ganz schön aufbrausendes Temperament, was?“, kommentierte Benedikt.

Ich nickte. „Die hat echt ’nen Schaden, geht einfach auf mich los.“

Simon flüsterte Fabian irgendetwas zu, dieser nickte daraufhin und grinste breit. Allerdings verstand ich kein Wort. „Was tuschelt ihr da?“, wollte ich wissen.

„Ach, nichts, gar nichts“, antwortete Simon mit Unschuldsmiene.

„Was auch immer“, brummte ich und trank etwas von meinem Bier. „Ich hab die Schnauze voll von diesem Tag.“

„Sag nicht, dass du jetzt schon wieder in dein Zimmer gehen und Trübsal blasen willst“, motzte Benedikt.

Überrascht sah ich ihn an. Daran hatte ich nicht mehr gedacht, seit ich diese Becky erkannt hatte. Meine Wut auf diese Zicke hatte mich völlig von Mandy abgelenkt.

„Idiot“, fuhr Simon den Blondschopf an und rammte ihm einen Ellbogen in die Seite. „Kaum hat er es mal vergessen, erinnerst du ihn wieder dran!“

„Oh, ’tschuldige, war keine Absicht“, murmelte Benedikt.

„Ich ... ich fass es nicht“, murmelte ich. „Ich hab überhaupt nicht mehr an Mandy gedacht.“

„Das kleine Biest scheint dir gut zu tun“, lachte Fabian. „Auch wenn sie dich mit Pfefferspray attackiert!“

Unwillkürlich mussten auch Simon und Benedikt lachen.

„Ja, echt“, grölte mein bester Kumpel. „Wir sollten morgen Abend wieder herkommen, damit Juli schön abgelenkt bleibt!“

„Bloß nicht“, brummte ich. „Ich hab keinen Bock, diese Ziege wiederzusehen. Ihr habt nicht die geringste Chance, mich morgen zu ihrem Auftritt in die Bar zu schleppen.“

„Und hier kommt sie – Becky!“

Tosender Applaus erfüllte die Bar, Fabian stand sogar von seinem Platz auf und pfiff diesem Scheusal zu, das nun die Bühne betrat.

„Warum bin ich noch mal hier?“, jammerte ich.

„Weil wir dich gegen deinen Willen hierher gezwungen haben“, antwortete Simon mit einem engelsgleichen Lächeln.

„Hätten wir nicht die ganze letzte Nacht durchgemacht und uns so besoffen, hätte ich mich gegen euch drei wehren können ...“, seufzte ich.

„Sieh’s ein, du hast keine Chance gegen uns zusammen“, lachte Benedikt.

Flüchtig blickte ich zur Bühne, auf das Mädchen, das mich gestern so dreist erniedrigt und angegriffen hatte. Sie nahm gerade das Mikrofon aus dem Halter und lächelte ins Publikum.

„Ihr Lächeln ist so falsch“, merkte ich an.

Die anderen drei drehten sich zu mir um. „Hä?“

„Schaut sie euch doch mal an“, erklärte ich. „Ja, sie lächelt, aber sie ist nicht wirklich fröhlich. Ihre Augen sehen eher traurig aus.“

Kurz blieben die anderen still, dann nickte Simon. „Du hast recht. Das ist kein echtes Lächeln.“

Mein Blick blieb an Beckys grünen Augen hängen. Sie wirkte so traurig. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte mich an das Lied, das sie gestern im Garten gesungen hatte. Irgendwie ... betrübte mich das. Eilig schüttelte ich den Kopf und unterdrückte das aufkommende Mitleid. Diese Verrückte hatte mich gestern angegriffen, warum sollte ich da so etwas wie Mitgefühl für sie entwickeln? Pah. Nix da.

„Ähm, Juli, kann es sein, dass die Kleine dich nicht mag?“, fragte Fabian mich plötzlich.

Ich verdrehte die Augen. „Sie hat mir Pfefferspray in die Augen gesprüht. Was denkst du?“ Kurz schnaubte ich. „Wie kommst du auf einmal darauf?“

Mein Kumpel deutete in Richtung Bühne. „Sie hat gerade hierher geschaut und wirkte verdammt wütend. Wenn Blicke töten könnten, wärst du jetzt tot vom Stuhl gefallen.“

„Sie hat mich entdeckt?“, wiederholte ich und sah zu dem Mädchen, das mir hin und wieder einen bösen Blick schenkte. „Oh ...“

„Du solltest ihr lieber nicht mehr allein begegnen“, lachte Simon. „Sonst bekommst du noch so einen schönen roten Streifen im Gesicht.“

„Ach, halt die Klappe“, brummte ich. Ich wusste ja selbst, wie dumm diese gereizte Hautstelle aussah. Aber die Rötung ging nicht weg, das dauerte wohl noch eine Weile. „Gut, dass Mandy mich nicht so sieht“, schoss mir durch den Kopf. Kaum musste ich an meine Exfreundin denken, sah ich mich in der Bar nach ihr um. Nein, anscheinend war sie heute wieder nicht hier. Jedenfalls noch nicht um halb acht.

Einen Plan, um sie zurückzugewinnen, hatte ich immer noch nicht. Nach dem ganzen Trinken gestern und dem Kater heute früh war ich nicht wirklich dazu gekommen. Aber es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich räumte das Foto von Mandy und mir von meinem Nachtschrank oder ich gewann sie zurück. Und ich wollte das Bild unter keinen Umständen wegpacken müssen.

„Na, wenn das nicht Juli und seine Truppe sind!“, rief plötzlich jemand. Als ich diese ekelhafte Stimme hörte, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich drehte mich abrupt um, wütend blickte ich den Scheißkerl vor mir an.

„Was willst du, Dennis?“, fragte Fabian feindselig.

Das neureiche Ekel stand tatsächlich vor unserem Tisch. In teuren, aber völlig unpassenden Klamotten, mit viel zu viel Gel in den Haaren und einem dummen scheinheiligen Grinsen, bei dem man ihm am liebsten mitten in die Fresse geschlagen hätte.

„Du hast hier nichts verloren“, sagte nun auch Benedikt zu ihm.

„Was ist denn los?“, fragte Dennis trotzig. „Man wird doch seinen Freunden noch Hallo sagen dürfen, wenn man sie zufällig trifft.“

„Freunden?“, wiederholte ich und sprang vom Stuhl auf. „Du bezeichnest uns ernsthaft als deine Freunde?!“

„Ganz cool, Juli“, versuchte Dennis mich zu beruhigen. Er sprach meinen Spitznamen Englisch aus, anders als meine Kumpels. Seine Worte trieften vor Hohn. „Kein Grund, gleich auszurasten ... Wir haben uns doch immer ganz gut verstanden.“

„Das ist mir neu“, entgegnete ich wütend.

„Lass uns einfach in Ruhe, Dennis“, verlangte Simon.

„Ja, wirklich, es ist blamabel, mit dir in der Öffentlichkeit gesehen zu werden“, ergänzte Benedikt.

„Aber ... wieso soll es euch peinlich sein, mit mir gesehen zu werden?“, fragte er verdutzt.

„Ganz einfach, Stil kann man sich nicht kaufen“, antwortete Fabian und musterte Dennis von oben bis unten. „Stil muss man haben.“

„Und du hast nun mal keinen“, vollendete Simon die Erklärung.

„So was muss ich mir jetzt auch nicht sagen lassen!“, maulte Dennis und fuhr sich durchs braune Haar. „Nur weil Amanda, also Mandy, mit mir ausgehen wollte, bin ich der Böse? Das war doch ihre Entscheidung.“

„Wenn du morgen früh noch alle Zähne haben willst, solltest du jetzt besser die Klappe halten“, zischte ich.

„Juli, du musst mir gar nicht erst drohen.“ Da grinste er. „Mandy fände das bestimmt nicht toll, wenn sie das mitbekommen würde.“

Kaum hatte er das gesagt, sah ich nur noch rot. Ich holte mit dem rechten Arm aus, um ihm mit aller Kraft einen Kinnhaken zu verpassen. Doch ich wurde zurückgehalten.

„Alter, lass das!“, rief Benedikt, der meinen Arm festhielt.

Auch Simon hatte mich sofort gepackt, damit ich nicht auf Dennis losgehen konnte. „Du willst hier doch kein Hausverbot bekommen, oder? Der Typ ist den Aufwand nicht mal wert.“

„Ich mach ihn fertig!“, brüllte ich. „Lasst mich los!“

Dennis lächelte spöttisch und hob eine Faust. „Versuch’s doch! Du wirst schon sehen, was du davon hast!“

Die Leute um uns herum beachteten diese Szene kaum, sogar der Besitzer der Bar warf uns nur unbehagliche Blicke zu. Doch er schritt nicht ein, was mich nicht weiter verwunderte. So gute Kunden wollte er nur ungern verlieren.

„Dich umzuhauen, ist wohl mein geringstes Problem“, entgegnete ich. „Du hast ja nicht mal Muskeln in deinen Armen!“

„Juli, lass es!“, ermahnte mich Simon.

„Lasst mich endlich los! Ich hab was zu erledigen!“, maulte ich meine Freunde an. „Sofort!“

„Nein! Vergiss es, du schnappst ja völlig über!“, rief Benedikt und verstärkte seinen Griff um meinen Arm.

Da spielte im Hintergrund ein neues Lied. Diesmal war es kein typischer Chart-Song. Und Beckys Stimme klang so eindringlich, dass ich mich zu ihr umdrehte.

Halt an, bevor du’s übertreibst, halt an,

Weil man Probleme auf viele Arten lösen kann.

Denk nach, in Ruhe, ganz entspannt,

Steck nicht gleich den Kopf in den Sand,

Gib nicht auf und flipp nicht aus,

Dann kommt bestimmt ein gutes Ergebnis dabei raus.

Zeig die Zähne, also dein Lächeln, als wär’s ein Versprechen,

So zeigst du, dich kann niemand brechen.

Willst du stark sein, bewahr deine Ruh,

Denk gründlich nach und sei einfach nur du.

Aus irgendeinem Grund beruhigte ich mich. Es kam mir vor, als würde Becky dieses Lied absichtlich singen, zumal sie mir dabei direkt in die Augen blickte. Und es half. Aber es war schon wieder ein Song, den ich nicht kannte. Wie damals im Garten. Ganz entspannt wandte ich mich wieder den anderen zu. Simon und Benedikt merkten auch, dass ich ruhiger war, und lockerten ihren Griff um mich.

„Verzieh dich, Dennis“, zischte Fabian diesem Waschlappen zu. „Jetzt.“

Zu seinem Glück hörte der Kerl auf meinen Kumpel. Er zog sich nicht nur mit etwas Gemecker zurück, er verließ sogar die Bar.

„Simon, Fabi, Ben ... Danke“, seufzte ich, als dieser Widerling aus meinem Blickfeld verschwunden war. „Ich will nicht wissen, was ich mit ihm gemacht hätte, wenn ihr mich nicht aufgehalten hättet.“

„Keine Ursache, Mann“, entgegnete Fabian. „Ist doch selbstverständlich.“

Von da an wurde es ruhig, wir hockten uns zurück an den Tisch, tranken etwas, redeten und hörten Becky beim Singen zu. Als ihre Show für heute beendet war, warfen einige Leute aus dem Publikum Sachen auf die Bühne – Blumen und Plüschtiere. So viel war gestern nicht los gewesen. Aber es wunderte mich nicht wirklich, dass ihr manche Fans Geschenke geben wollten. Sie hatte schon was. Allein dass sie genau zur rechten Zeit das richtige Lied gesungen hatte, rechnete ich ihr hoch an. Ich fragte mich nur, was das für ein Lied gewesen war.

„Vielen Dank fürs Zuhören! Bis zum nächsten Mal!“, verabschiedete sie sich. Dann sammelte sie tatsächlich alles ein, was auf der Bühne lag. Drei Rosen und zwei Teddybären. Sie winkte noch kurz ins Publikum und verschwand hinter der Bühne.

„Entschuldigen Sie, Herr Römer?“, sprach mich plötzlich jemand an.

Ich drehte mich um. Neben mir stand Vincent Henke, der Barbesitzer. „Ja?“

Er lächelte. „Becky würde Sie gern kurz sprechen. Wenn Sie also gleich hinter die Bühne kommen würden ...“

Verdutzt nickte ich. Ernsthaft? Was sollte das denn? Es ergab doch keinen Sinn, dass sie freiwillig mit mir reden wollte. „Okay ...“ Daraufhin ging er wieder, ich drehte mich zu meinen Freunden um.

„Was will die Kleine denn von dir?“, wunderte sich Fabian, der mit seinem Pferdeschwanz herumspielte.

„Keinen Dunst“, murmelte ich und stand auf. „Gestern hat sie mir noch gesagt, ich soll ihr bloß fernbleiben. Ich bin ja mal gespannt ...“

Simon grinste mich an. „Denk dran, sie ist zu jung für dich.“

Ich verdrehte die Augen. „Du bist so ein Idiot.“

Sein Gelächter ignorierend machte ich mich auf den Weg. Ehrlich gesagt war ich ganz schön verunsichert. Was wollte dieses Mädchen von mir? Eigentlich kannte sie mich nicht mal. Und sie hielt mich für einen Stalker. Ich betrat den Bereich hinter der Bühne, recht bald entdeckte ich Becky und den Barbesitzer. Sie drückte ihm gerade die Teddybären in die Hand. „Soll ich sie wie immer im städtischen Waisenhaus abgeben?“, fragte Vincent Henke und nahm die Stofftiere.

Becky nickte. „Ganz genau, das wäre echt lieb.“

„Mach ich doch gerne“, antwortete er. „Die Kinder freuen sich immer sehr über deine Geschenke. Aber möchtest du sie ihnen nicht mal persönlich geben? Sie haben dich ja noch nie gesehen.“

„Das passt schon“, winkte sie ab. „Hauptsache, die Kleinen haben was Schönes zum Spielen.“

Ich räusperte mich, sodass die beiden zu mir aufblickten. „Du wolltest mich sprechen?“, fragte ich.

Becky nickte. „Vinnie, lässt du uns kurz allein?“, bat sie.

„Aber klar. Wir sehen uns morgen, Becky.“

Als der Barbesitzer nicht mehr in Hörweite war, wandte sich die Sängerin an mich. „Pass mal gut auf“, begann sie in bedrohlichem Tonfall, „ich kann dir nicht verbieten, in diese Bar zu gehen. Und Vinnie hat mir auch erzählt, dass du und deine Freunde Stammgäste hier seid. Schön und gut. Aber halt dich von mir fern, klar? Ansonsten zeige ich dich wirklich als Stalker an!“

„Krieg dich mal ein“, beschwichtigte ich sie. „Ich verfolge dich nicht und ich hab dich nie verfolgt! Aber wenn dir meine Anwesenheit so dermaßen zuwider ist, warum hast du dann dieses Lied gesungen?“, provozierte ich sie. „Und mich dabei auch noch angesehen?“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest, du Spinner. Ich singe öfter mal meine selbst geschriebenen Lieder, ich kann ja nicht immer nur Altbekanntes singen, das wird langweilig.“

Unbeeindruckt hielt ich ihrem Blick stand, obwohl es mich wirklich erstaunte, dass sie selbst Lieder schrieb. „Du weißt verdammt genau, wovon ich rede.“

Kurz blitzte Unsicherheit in ihren grünen Augen auf, dann wirkte sie auf einmal trotzig. „Schön, ich hab das Lied absichtlich spielen lassen. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein, ich wollte nur nicht, dass du in Vinnies Bar eine Schlägerei veranstaltest!“

„Interessant, wie du deine Botschaften in Liedern versteckst“, merkte ich schmunzelnd an.

„Das tue ich überhaupt nicht!“, stritt sie ab. „Das war eine einmalige Sache!“

Aber sicher doch ... „Und was ist dann mit dem Lied, das du gestern gesungen hast? Dieses traurige Lied? Das klang auch ziemlich nach einer Botschaft“, wandte ich ein. „Hast du das etwa auch selbst geschrieben?“ Sie spannte sich an, das merkte ich. Sie biss nicht nur die Zähne fest zusammen, sie ballte auch die Hände zu Fäusten und zitterte. Doch sie antwortete nicht. Darum ließ ich das Thema fallen und sprach etwas anderes an. „Wie heißt du eigentlich wirklich?“, erkundigte ich mich. „Becky wird ja wohl kaum dein echter Name sein.“

„Es geht dich nichts an“, flüsterte sie.

„Hm?“

„Es geht dich nichts an!“, schrie sie. „Weder mein Name noch mein Leben! Lass mich bloß in Ruhe, du Arroganzbolzen!“

Entgeistert blickte ich sie an. „Was ... Warum flippst du jetzt so aus?“

„Auf Nimmerwiedersehen“, zischte sie und kehrte mir den Rücken zu.

Wieso war ich so neugierig? Ich wollte sie nicht einfach so ziehen lassen. Ich wollte Antworten. Und sie schuldete mir immer noch eine Entschuldigung. „Möchtest du dich nicht wenigstens bei mir entschuldigen, wenn du mir schon nicht deinen Namen verrätst?“, rief ich ihr hinterher.

Sie drehte sich noch ein letztes Mal zu mir um, ein paar Strähnen ihrer rot-blonden Locken hingen ihr ins Gesicht, ihre Augen waren zu wütenden Schlitzen verengt. Ohne ein weiteres Wort zog sie das Pfefferspray aus ihrer Handtasche und wedelte damit in der Luft herum, während sie mir mit der anderen Hand den Mittelfinger zeigte.

Wow. Sie musste nicht mal etwas sagen, um mir zu drohen. Amüsant. Und beängstigend.

Dann verließ sie die Bar, genau wie gestern, durch die Hintertür.

Gedankenverloren blickte ich ihr nach. Sie war ... ungewöhnlich. Ihre Art, ihr Temperament, ihre Stimme. Alles an ihr machte mich wütend – und gleichzeitig faszinierte es mich total.

Irgendwie hasste ich diese Becky. Und irgendwie auch nicht.

Heute Abend wieder um 7 in der Bar? Gruß, Simon

Verschlafen las ich die Nachricht auf meinem Smartphone und seufzte leise.

Nein, Simon, ich hab heut echt keinen Bock. Morgen komm ich gern wieder mit, aber jede Nacht kann ich nicht weggehen. Bin völlig fertig. Will den Tag heute verpennen. Bis morgen.

Ich schickte die SMS ab und zog mir dann wieder die Bettdecke über den Kopf. Mein Schädel brummte und es war viel zu hell im Zimmer ...

Recht bald schlief ich wieder ein, ich war echt müde. Geweckt wurde ich dann von meinem Zimmermädchen. Sie rüttelte mich wach. „Julian, es ist schon vier Uhr nachmittags, du solltest langsam wirklich aufstehen!“

„Marianne?“, murmelte ich verschlafen und blickte auf.

Die Frau nickte. „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber deine Eltern haben mir vor ihrer Abreise gesagt, du sollst nicht den ganzen Tag im Bett liegen.“ Marianne war die einzige Bedienstete, die mich duzen und so vertraulich mit mir umgehen durfte. Früher war sie schließlich mein Kindermädchen gewesen, auch wenn sie nur fünfzehn Jahre älter war als ich.

„Ja, ja“, murmelte ich. „Ich geh duschen ... Du kannst mein Bett machen ...“

„Na dann raus aus den Federn!“, ermunterte sie mich.

Also quälte ich mich aus dem Bett und schleppte mich ins Bad. Nach der Dusche sah ich sogar wieder halbwegs menschlich aus, trotz der langen Nacht. Ich stellte mir die Haare mit etwas Gel auf und suchte mir frische Klamotten heraus.

Blieb nur noch die Frage, was ich mit dem restlichen Nachmittag anfangen sollte. Bloß zu Hause rumsitzen wollte ich nicht mehr. Es hatte keinen Sinn, wegen Mandy Trübsal zu blasen. So gewann ich sie nie zurück. „Ich könnte mit ihr ausgehen“, überlegte ich. „Genau, ich könnte sie auf einen Kaffee einladen.“ Sie würde sicher nicht ablehnen.

Eilig ging ich zurück in mein Zimmer, wo das Bett inzwischen gemacht war. Ich nahm mein Smartphone vom Nachtschrank und setzte mich auf die breite Fensterbank, nachdem ich einen Blick auf das Foto von Mandy und mir geworfen hatte. Entschlossen tippte ich den Text ein und schickte dann die Nachricht ab.

Hey, Lust auf ’nen Kaffee? Ich lad dich ein. Julian

Ja, das klang unverfänglich genug. Das konnte sie einfach nicht ablehnen. Zufrieden sah ich aus dem Fenster und beobachtete kurz die vorbeiziehenden Wolken. Es war schön draußen, sonnig, warm, perfekt für einen Spaziergang nach dem Kaffeetrinken. Da bekam ich auch schon eine Antwort.

Das klingt toll! Ich wollte schon lange mal wieder ins Choc & Beans! Treffen wir uns dort? Mandy

Ich grinste. Das lief ja wie am Schnürchen.

Klar, in ’ner halben Stunde? Ich kann dich auch abholen, wenn du willst.

Es dauerte nicht lange, da hatte sie zurückgeschrieben.

Ich bin sowieso schon in der Stadt, in 10 Minuten kann ich da sein. Beeil dich :-*

Wow, sogar mit Kuss-Smiley? Sie mochte mich noch, definitiv. Es war noch nicht alles verloren.

Bin unterwegs!