Be happy, be fifty - Margit Schönberger - E-Book

Be happy, be fifty E-Book

Margit Schönberger

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Beschreibung

Endlich 50! Endlich ein Buch voller Anregungen, wie Frau (und Mann) das verwirklichen können, wovon sie früher nur geträumt haben – nämlich stark, selbstbewusst und frei zu sein und all die Chancen zu nutzen, die das Leben jenseits der 50 bietet. Die Bestseller-Autorin Margit Schönberger erzählt in 50 kleinen Szenen, was es heißt, 50 zu werden. Dazu gibt es jede Menge alltagstaugliche Tipps, um unabhängig und lebensbejahend in das neue Jahrzehnt zu gehen. Schließlich gilt es, all die großen Chancen und wilden Rebellionen auszuleben, die bisher zurückgestellt wurden, weil Partnerschaft, Karriere und Familie einen mehr als ausgelastet haben. Ein lebenskluges Buch, mit leichter Feder, einer guten Portion gesundem Menschenverstand und viel Einfühlungsvermögen geschrieben – für alle, die Schwung in ihren Alltag bringen wollen.

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Seitenzahl: 213

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Margit Schönberger

Be happy, be fifty

50 gute Gründe, mit Freude 50 zu werden

Knaur e-books

Über dieses Buch

Endlich 50! Endlich ein Buch voller Anregungen, wie Frau (und Mann) das verwirklichen können, wovon sie früher nur geträumt haben – nämlich stark, selbstbewusst und frei zu sein und all die Chancen zu nutzen, die das Leben jenseits der 50 bietet.

Die Bestseller-Autorin Margit Schönberger erzählt in 50 kleinen Szenen, was es heißt, 50 zu werden. Dazu gibt es jede Menge alltagstaugliche Tipps, um unabhängig und lebensbejahend in das neue Jahrzehnt zu gehen. Schließlich gilt es, all die wunderbaren Verheißungen, großen Chancen und wilden Rebellionen auszuleben, die bisher zurückgestellt wurden, weil Partnerschaft, Karriere und Familie einen mehr als ausgelastet haben.

Inhaltsübersicht

Motto1. Hurra, wir leben noch2. Es ist gar nichts Schlimmes passiert!3. Es muss nicht immer der Mount Everest sein4. Es darf auch manchmal Kaviar sein …5. Acht Stunden sind kein Tag6. Mensch ärgere dich nicht …7. Von süßen und von sauren Früchten8. Klartext ist angesagt9. Menschen braucht das Land10. Vom Diener zum Herrn11. Warum das Wort »nein« glücklich macht12. Wie man den Wald trotz vieler Bäume sieht13. Elefanten gehen nicht in Porzellanläden14. Jedem Tierchen sein Pläsierchen?15. Wer kauft, wird selig16. Mit sich selbst ist man nie allein17. Sex an und für sich18. Küss die Hand, schöne Frau …19. Humor ist, wenn man trotzdem lacht20. Von der Leidenschaft der Wissbegier21. Schwarzenegger kontra Einstein22. Du bist, was du isst23. Glück, das auf der Zunge zergeht24. Nur wer loslässt, lernt fliegen25. Wer spricht denn da?26. Niemand ist eine Insel27. Schmetterlinge weinen nicht28. Von blauen und von grauen Tagen29. Von Menschen, Mäusen und Laufrädern30. Marilyns Schönheitspflästerchen31. Die Zauberer von Oz32. Die Königin von Saba frühstückt bei Tiffany33. Herzen dürfen keine Mördergruben sein34. Das Maß aller Dinge35. Die Seele mit den Füßen baumeln lassen36. In 80 Tagen um die Welt37. Vom Winde verweht38. Die blaue Blume der Romantik39. Jenseits von Eden40. Hurra, die Schule brennt!41. Die Macht des Schicksals42. Die Farbe des Geldes43. Jäger der verlorenen Schätze44. Die Zukunft hat schon begonnen45. Der Stoff, aus dem wir Menschen sind46. Keiner hat uns einen Rosengarten versprochen47. Nur wer schläft, sündigt nicht48. Horch, was kommt von draußen rein?49. Natur ist kein grüner Punkt50. Das Glas ist immer noch halb voll
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Laufe nicht der Vergangenheit nach. Verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen.

Das Leben, wie es hier und jetzt ist, eingehend betrachtend, weilt der Übende in Festigkeit und Freiheit.

Es gilt, uns heute zu bemühen. Morgen ist es schon zu spät.

Buddha

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1. Hurra, wir leben noch

Hand aufs Herz: Dass Sie heute oder demnächst diesen besonderen, runden Geburtstag feiern können, ist doch schon ein ganz großer Sieg. Es gab Zeiten, in denen die Menschen 40, höchstens 50 Jahre alt wurden. Und nicht etwa deshalb, weil sie von wilden Tieren gefressen wurden, sondern weil sie so harten Zeiten und Lebensbedingungen ausgesetzt waren, dass sich keiner auch nur gewünscht hätte, sein 80. Lebensjahr zu erleben. Nach heutigen Maßstäben hätten sich unsere Vorfahren vor ihrem 20. oder 25. Geburtstag fürchten müssen. Eine absurde Vorstellung, zumal die Menschen anderes zu tun hatten, als sich Geburtstage auch nur zu merken. Was für ein Glück, dass wir im Heute leben dürfen!

Ich habe eine ganze Menge »schlechter« Eigenschaften. Eine davon ist ohne Zweifel, dass ich sehr schlampig mit Gedenktagen umgehe. Jedes Jahr muss ich erneut darüber nachdenken, ob unser Hochzeitstag am 14. oder am 16. Januar ist – und das, obwohl es eindeutig das wichtigste Erlebnis in meinem bisherigen Leben war und zudem in der schönsten Stadt der Welt stattfand, nämlich in Venedig. Deshalb sind in meinem Kopf die Geburtstage anderer Menschen nicht besonders fest verankert – mein eigener übrigens auch nicht. Damit habe ich mir nahestehende Menschen sicher schon sehr oft gekränkt. Woher kommt diese Unachtsamkeit? Vielleicht liegt es daran, dass ich alle guten Tage des Lebens sehr bewusst genieße und es ein wenig merkwürdig finde, ausgerechnet den Tag der Geburt, für den jeder von uns am allerwenigsten kann, so herauszuheben (dass wir nicht gefragt wurden, ob wir überhaupt geboren werden wollten, lassen wir mal beiseite). Andererseits bin ich durchaus der Meinung, dass man Feste feiern sollte, wie sie fallen. Das Schönste an Geburtstagen in meiner Familie war die Sachertorte, die für jedes Familienmitglied an »seinem« Tag gebacken wurde – dieses wunderbare, schokoladenbraune Wunder, mit der Aprikosenmarmelade unter der seidig weichen Schokoglasur, die immer noch das Geheimnis des Hauses Sacher in Wien ist und das ganze Generationen von Großmüttern, Müttern und Tanten zu lüften versuchten (meine kommen sehr nahe an das Original heran, wofür ihnen wirklich zu danken ist!). Wie viele Kerzen sich auf den diversen Geburtstagstorten befanden, war mir immer egal, denn sie wurden ohnehin als Erstes »abgeräumt«, bevor man sich endlich über diese Köstlichkeit hermachen konnte.

Wahrscheinlich ist es diese lockere Einstellung zu den Jahresringen des Lebens, die mich davor bewahrt hat, mich vor dem 50. zu fürchten. Aber viel mehr dazu beigetragen hat etwas ganz anderes: Ich bin in einer familiären Umgebung aufgewachsen, in der alle Altersgruppen vertreten waren und Alter kein Gesprächsthema war. Und in meiner Kindheit haben meine Großeltern eine sehr zentrale Rolle gespielt – für meine Eltern ebenso wie für uns Kinder. Die Großeltern waren sozusagen ein »Liebesmittelpunkt«. Ich spüre heute noch die Knie meines Großvaters, auf denen ich stundenlang saß, wenn er mir etwas erzählte. Aber auch das Schweigen mit ihm war wunderbar – es hat mich gelehrt, mit mir allein sein zu können, ohne mich jemals zu langweilen. Denken lernt man durchaus auch mit intelligenten Schweigern – und mit Büchern! Ich spüre auch noch immer die warmen, von der Bäuerinnenarbeit rauhen Hände meiner beiden Großmütter, in denen meine kleine Kinderhand fast verschwand. Mit diesen beiden alten Frauen wäre ich Hand in Hand bis ans Ende der Welt gegangen (während ich heute für den zweiten Stock schon den Lift benutze). Solche Erfahrungen haben mir ein Urvertrauen in das Leben vermittelt, das es mir leichtmacht, gelassen zu sein.

Nachdem mein Buch »Don’t worry, be fifty« erschienen war, wurde mir gelegentlich vorgeworfen, ich behandelte das Thema Älterwerden zu schönfärberisch. Das hat mich niemals gekränkt, denn ich sehe ja, wie schwer sich die meisten Menschen damit tun, und ich gebe durchaus zu, dass ich heute – wenige Monate vor meinem 60. Geburtstag – gelegentlich fluche, wenn mir klarwird, dass ich schon einmal eleganter aus dem Auto ausgestiegen bin. Aber generell halte ich die »Geburtstagsängste« für ein Luxusproblem. Ich gehe sogar noch weiter: Wer nicht rechtzeitig die richtige Einstellung zum Älterwerden findet, bleibt in der Oberflächlichkeit des Jugendwahns stecken. Das ist so, als würde man unreifes Obst bevorzugen und an der Rose nur die Knospen, nicht aber die Schönheit der reifen Blütenpracht schätzen.

Sie werden also 50 Jahre alt oder sind es gerade geworden. Sie leben noch! Und wahrscheinlich leben Sie sogar gut, sonst hätten Sie andere Sorgen, als dieses Buch zu lesen. Vielleicht haben Sie das Buch von Menschen geschenkt bekommen, die Sie lieben. Das ist doch ein großes Glück: Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die große, existenzielle Sorgen haben, und mindestens ebenso viele, die sich nicht geliebt fühlen. Verschwenden Sie also ruhig einmal einen dankbaren Gedanken an die große Freiheit, in der Sie leben und die Ihnen die Möglichkeit gibt, diesen Geburtstag zu erleben und neugierig auf das sein zu dürfen, was jetzt kommt. Es ist spannend und überwiegend erfreulich, glauben Sie mir. (Ich weiß es, weil ich Ihnen, wie gesagt, schon 10 Jahre voraus bin!)

Zuhören Erinnern Nachdenken

 

Erinnern Sie sich an den schönsten Kindergeburtstag, den Sie gefeiert haben. Wie alt waren Sie, wo und mit wem haben Sie damals gefeiert, und welche Geschenke haben Sie bekommen?

 

Stellen Sie sich vor, Ihr 80. Geburtstag steht bevor. Sie dürfen sich den Ort, den Rahmen und die Gäste aussuchen – und Geld spielt keine Rolle. Wie stellen Sie sich dieses Fest, das in 30 Jahren stattfinden wird, vor?

 

Etwas zum Nachdenken

 

Amnesie/​Amnestie:

Ein einziger Buchstabe entscheidet darüber, ob man das Gedächtnis verliert oder die Freiheit gewinnt.

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2. Es ist gar nichts Schlimmes passiert!

Mami, Mami, er hat gar nicht gebohrt!«

Erinnern Sie sich noch an diesen genialen Werbeslogan für Zahnprophylaxe? So wird es Ihnen mit dem 50. Geburtstag auch gehen. Der Zahn der Zeit mag ja durchaus an uns allen nagen – weh tut das noch lange nicht (wenn überhaupt!). Was soll sich auch zwischen dem letzten Tag Ihres 49. Jahres und dem ersten Ihres 50. abspielen? Wenn Sie bisher nicht zum Schlafwandeln neigten, werden Sie höchstwahrscheinlich nicht ausgerechnet in dieser Nacht damit beginnen. Auch das Gespenst von Canterville wird Ihnen nicht erscheinen. Es ist wahrscheinlicher, dass Sie morgens mit einem schweren Kopf aufwachen, weil Sie die Tassen zu hoch gehalten und anschließend zu tief in sie hineingeschaut haben. The same procedure as every year!

Sie sind jetzt also 50 – und nichts ist passiert. Und alles, was vor Ihnen liegt, können Sie selbst zu einem guten Teil selbst bestimmen. Ist das nicht phantastisch? Und es ist wirklich wahr: Sie können Ihr Leben selbst gestalten. Wie sind Sie in Ihrem bisherigen Leben mit Ängsten in Bezug auf bestimmte Ereignisse umgegangen? Ich entscheide mich seit jeher für den einfachsten, kindlichsten Weg und sage mir: »Morgen um diese Zeit ist es vorbei!« Warum soll ich mich wochenlang grämen und ein bestimmtes Ereignis fürchten? Stattdessen lasse ich alles entspannt auf mich zukommen und überbrücke den letzten Tag vor dem Anlass der Besorgnis mit dem Gedanken an das Morgen. Damit möchte ich Sie nicht zu genereller Verdrängung von Problemen auffordern – im Gegenteil. Es ist wichtig, die Dinge, die auf uns zukommen, im Auge zu behalten. Man plant vor einer Urlaubsreise ja auch die Fahrtstrecke und Reisezeit; nur Masochisten fahren sehenden Auges in einen voraussehbaren Stau.

Haben Sie in Ihrer Schul- und Studienzeit unter Prüfungsangst gelitten? Erinnern Sie sich doch einmal an Ihre körperlichen Reaktionen. Wenn Sie so wie ich aus gutem Grund unentwegt zur Toilette liefen, haben Ihr Körper und Ihre Psyche genau richtig reagiert: Erst als die Stunde der Wahrheit unmittelbar bevorstand, wurde Ihr Innerstes nach außen gekehrt, und so konnten Sie, befreit von allen Belastungen und im Wortsinn erleichtert, wenn auch mit zittrigen Knien, an Ihre Aufgaben gehen. Und wieder einmal hatten Sie eine Lebensaufgabe bestanden.

So ist es auch mit diesem runden Geburtstag. Wir sind uns sicher einig: Es werden Ihnen in der Geburtstagsnacht keine Kamelhöcker wachsen, und Sie werden am Morgen kein faltiges Monster im Badezimmerspiegel erblicken. Vielleicht ist Ihr Blick etwas getrübt, weil Sie gar nicht oder zu wenig geschlafen haben. Hängende Mundwinkel sind eine Willens- und keine Altersfrage – dafür haben wir schließlich jede Menge Gesichtsmuskeln. Trotzdem ist etwas passiert: Sie sind befreit. Befreit von der Sorge, dass Ihnen an Ihrem Geburtstag fürchterliche Dinge widerfahren werden. Aber nicht nur das: Sie sind auch frei. Die Gestaltung dieses neuen Lebensabschnittes liegt in Ihrer Hand. Doch Freiheit verpflichtet ebenso wie Besitz, und Sie gehen sich selbst gegenüber eine Verpflichtung ein. Es gibt zwar durchaus Menschen, die mit Freiheit nicht viel anfangen können und geführt, bevormundet und gegängelt werden wollen. Dazu gehören Sie hoffentlich nicht, denn dann sollten wir unser Gespräch – und das führen wir, während Sie dieses Buch lesen – gleich einstellen, und Sie können das Buch aus der Hand legen.

Wenn Sie also befürchtet haben, ab dem 50. hätten Sie nichts mehr zu tun, alle wesentlichen und erfreulichen Lebensaufgaben seien erfüllt, und vor Ihnen lägen nur noch Routine und Langeweile, dann haben Sie sich gründlich getäuscht. Jetzt geht es nämlich erst los! Ihre bisherigen Gewohnheiten sollten Sie hinterfragen, und Sie werden vieles lernen müssen: lernen, sich selbst zu lieben, im richtigen Moment nein zu sagen, die richtigen Prioritäten zu setzen und stressfrei Freude zu erleben. Es ist harte Arbeit, sich selbst eine Meinung zu bilden, statt die Ansichten anderer Menschen wichtig zu nehmen. Und es ist durchaus anstrengend, seinen Talenten, Anlagen und Erfahrungen gerecht zu werden und der Mensch zu werden, der man eigentlich sein möchte.

Es ist an diesem Geburtstag also weiter nichts passiert – abgesehen davon, dass jetzt die Generalprobe Ihres ganz persönlichen Lebensstückes beginnt. Und Sie spielen die Hauptrolle. Unter Ihrer eigenen Regie. Wenn das keine gute Nachricht ist!

Zuhören, Erinnern, Nachdenken

 

Stellen Sie sich vor, Ihr bisheriges Leben wäre ein Theaterstück gewesen: Welches Stück haben Sie bisher aufgeführt? Vielleicht sind es sogar mehrere gewesen? Und was sind die Rollen, die sie gespielt haben?

 

Sie erhalten einen Anruf aus Hollywood. Sie dürfen die Hauptrolle in einer Neuverfilmung Ihres Lieblingsfilmes spielen (Alter und Zeit spielen dabei keine Rolle). Welchen Film würden Sie wählen und warum gerade diesen?

 

Etwas zum Nachdenken

 

Der Zeit ihre Kunst.

Der Kunst ihre Freiheit.

Gustav Klimt

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3. Es muss nicht immer der Mount Everest sein

Sie können das Biwak unterhalb des Gipfels verlassen und zurück ins Basislager kommen. Dort gibt es heißen Tee, warme Decken und endlich wieder genügend Sauerstoff, um richtig durchatmen zu können. Und es warten Menschen auf Sie, mit denen endlich wieder Gespräche in vollständigen Sätzen möglich sind. Sie wissen nicht, wovon ich rede? Na, von Ihrem Karriere-Trip! Und davon, dass Sie sich mit Erreichen Ihres 50. Geburtstags weitgehend von Ihren Gipfelstürmerambitionen verabschieden können – oder dürfen, eigentlich das passendere Wort. Der verbissene Kampf um jede Karrierestufe, um jeden neuen Titel und jeden neuen Rekord ist nun mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sinnlos geworden. Die alten »Silberrücken« im Vorstand haben die Stäbe des Karriere-Staffellaufs schon längst viel Jüngeren zugedacht (die widersprechen nicht so oft und haben auch viel weniger Skrupel, Dinge zu tun, die unsereins den »Schweiß des Gewissens« auf die Stirn treiben!). Weinen Sie der nicht erreichten »ganz großen« Karriere bloß keine Träne nach. Oder halten Sie es wirklich für erstrebenswert, als »Heuschrecke« beschimpft zu werden? Oder morgens in einem Hotelzimmer aufzuwachen und nicht zu wissen, in welcher Stadt, in welchem Land, auf welchem Kontinent Sie sich gerade befinden?

Aber auch die ein paar Nummern kleinere Karriere ist nicht immer das Nonplusultra des Lebens. Wer einmal beobachtet hat, wie Träger und Trägerinnen von grauen Anzügen und Geschäftskostümen in gedeckten Farben an den Flughafen-Gates mit maskenhaften Gesichtern auf ihren Abflug warten, in der Hand große und kleine Aktenkoffer, gefüllt mit Wichtigkeiten aller Art, der mag bezweifeln, dass es sich dabei überwiegend um lebensfrohe Menschen handelt. Ich jedenfalls verbinde mit den Begriffen »entspannt« und »wohlgelaunt« etwas anderes.

Ich habe noch einen Trost für Sie: Wenn es Ihnen in Ihrem Karrierestreben wirklich um uneingeschränkte Macht gegangen wäre, hätten Sie Ihr Ziel auch erreicht. Ihr Streben nach Macht wurde wohl durch ein nicht vorhandenes Machiavelli-Gen verhindert. Demnach hat sich Ihr Ehrgeiz, den Gipfel Ihrer Firma oder Institution zu erklimmen (auf dem es bekanntermaßen einsam und recht kalt ist), in Grenzen gehalten. Irgendetwas in Ihnen hat Sie davor bewahrt, auf diese Weise unglücklich zu werden. Es blieb Ihnen vielleicht auch deshalb erspart, weil Sie an anderer Stelle eine viel wichtigere Rolle für die Gesellschaft spielen sollen? Haben Sie sich das schon einmal überlegt?

Vielleicht werden Sie von Ihrer Familie und Ihren Freunden gebraucht – oder umgekehrt?

Es gibt auch noch eine ganz andere Möglichkeit: Es könnte doch sein, dass Sie nicht ganz oben an der Spitze des Unternehmens, sondern genau in Ihrer Position wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. Öfter, als man gemeinhin denkt, sind es Menschen aus dem mittleren Management, ganz »normale« Sachbearbeiter oder erfahrene Facharbeiter, die Fehlentscheidungen gravierender Art verhindern, indem sie Einspruch erheben und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Argumente vorbringen. In dieser bescheideneren Position können Sie möglicherweise Arbeitsplätze retten, die Sie als Topmanager vielleicht sogar abgebaut hätten.

Das sind natürlich Gedankenspielereien, mit denen ich Sie aber nicht nur über Ihre Geburtstagsängste hinwegtrösten möchte. Es geht mir eher darum, dass wir alle einmal darüber nachdenken, warum Menschen die große Karriere machen wollen. Es geht dabei entweder um Macht oder um Geld – oder um beides. Dagegen ist nichts zu sagen, wenn Macht und die damit verbundene Gestaltungsfreiheit zum Wohle aller Betroffenen genutzt wird (was leider viel zu selten vorkommt). Dass Geld eine gewisse Freiheit mit sich bringt, ist eine Tatsache. Doch so mancher in diesen lichten Höhen hat gar keine Zeit mehr, es sinnvoll auszugeben. Wir können alle nur von einem Teller essen!

Wenn Sie also die ganz große Karriere nicht mehr machen werden – freuen Sie sich! Erstens sind Sie nun den damit verbundenen Stress und Druck los, und zweitens können Sie jetzt innehalten und endlich einmal in Ruhe um sich schauen. Wollten Sie sich nicht immer schon ehrenamtlich engagieren? Aber auch im »Brotberuf« gibt es genügend Bereiche, in denen sich jeder von uns sinnvoll engagieren kann: Sie könnten sich der jungen Leute in Ihrer Firma annehmen, die einfach ins kalte Wasser des Arbeitslebens geworfen werden, oder »Pate« eines Schulabgängers werden, der verzweifelt eine Lehrstelle sucht. Es gibt viele dringende Aufgaben, die kaum jemand wahrnimmt. Warum also der großen Karriere auch nur eine einzige Träne nachweinen?

Zuhören Erinnern Nachdenken

 

Welche berühmte, mächtige (lebende) Persönlichkeit bewundern Sie uneingeschränkt wegen ihrer großen beruflichen Leistung (Künstler sind ausgenommen)?

 

Wenn Sie zwei Wochen in Ihrer Firma die Verantwortung tragen würden und alle Macht in Händen hätten, welche drei Dinge würden Sie als Erstes (auf legale Weise) verändern?

 

Etwas zum Nachdenken

 

Zahme Vögel singen von Freiheit.

Wilde Vögel fliegen.

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4. Es darf auch manchmal Kaviar sein …

… aber jeden Tag? Das wäre schrecklich eintönig, von den Kosten einmal ganz abgesehen. Als ich in meinen Beruf kam und anfing, Karriere zu machen, musste ich mich erst einmal total umstellen. Bei uns zu Hause gab es weder Kaviar noch Lachs, und auch der Esstisch war nicht mit mehreren Wasser- und Weingläsern eingedeckt. Als Pressechefin eines großen Verlags mit internationalen Verbindungen und Autoren musste ich plötzlich Essen arrangieren, Menüs auswählen und Weinsorten kennen. Mit der »Kremser Sandgrube«, der einzigen Weinsorte, die ich als junges Mädchen kannte, war da kein Staat mehr zu machen. Ich will mich nicht beklagen: Es gibt wahrlich Schlimmeres, als zu lernen, wie man mit Hummer- und Schneckenzangen umgeht und dass Chablis gut zu Austern passt. Ganz abgesehen davon, dass es für eine Frau im Zweifelsfall noch immer schlau ist, die Auswahl der Weine dem Weinkellner oder dem ältesten männlichen Gast zu überlassen – der eine hat es gelernt, und der andere hat es meist gelebt und fühlt sich zudem geehrt. Warum ich das erzähle? Ich will damit sagen, dass man sich an ein solches Luxusleben keinesfalls gewöhnen sollte. Auch wenn die Zeiten der »Spesenritterei« weitgehend vorbei sind, darf man das, was aus Repräsentationsgründen beruflich auch heute noch gelegentlich gelebt wird, nicht mit dem eigenen Lebensstandard verwechseln.

Der 50. Geburtstag ist ein guter Anlass, schon einmal den »Bremsweg« zurück ins normale Privatleben zu berechnen. Dabei meine ich nicht nur den Luxus firmenbezahlter Hotel- und Restaurantrechnungen, sondern auch das Tempo, in dem unser Berufsleben – vor allem in Chefetagen – verläuft. Diejenigen, die Karriere gemacht haben, sollten nicht glauben, dass es ewig so weitergeht. Es werden Zeiten kommen, in denen man sich seinen zweiten Morgenkaffee selber kochen muss und keine Telefonverbindung durch ein Fingerschnippen zustande kommt. Auch Fotokopien wird man irgendwann nach dem 60. Geburtstag selber machen müssen, genauso wie man seine Päckchen selber zur Post bringen und seine Flüge selber buchen muss. Und wenn der Computer streikt, kann man nicht mehr die Kollegen aus der EDV-Abteilung anrufen.

Selbst wenn Sie kein Boss sind, dem all diese Privilegien zugutekommen, haben Sie – egal auf welcher Karrierestufe Sie sich befinden – im Berufsleben Vorteile genossen, an die Sie sich gewöhnt haben: sei es der Firmenparkplatz, die Möglichkeit, auf dem Firmencomputer im Internet zu surfen, privat zu telefonieren, den Hausmeister auch einmal für eine private Reparatur (natürlich gegen Bezahlung) zu engagieren oder einen Firmenrabatt in Anspruch nehmen zu können. Man sollte jedoch wissen, dass sich manche gute Beziehung oder vermeintliche Freundschaft in Wahrheit sehr oft lediglich auf die Position bezieht, die man in der Firma einnimmt (und daher dem anderen von Nutzen sein könnte).

Der 50. Geburtstag kann ein Anlass sein, einmal darüber nachzudenken, wie sehr wir von diesen beruflichen Gewohnheiten und Vorteilen abhängig sind. Ich hatte mit Anfang 30 Gelegenheit, schon einmal die Probe aufs Exempel zu machen. Damals machte ich mich zum ersten Mal selbständig – und hielt es immerhin 10 Jahre durch. Aber dennoch: Der Schock, die »beschützte Werkstatt« eines Konzerns verlassen zu haben, beschäftigte mich monatelang. Ich musste alles, was vorher durch die Nennung des berühmten Firmennamens schon halb erledigt war, nun ausführlich und absolut wasserdicht erklären. Und das, obwohl ich die Branche nicht gewechselt hatte und auch nicht dümmer geworden war. In solchen Zeiten erfährt man übrigens, wo wirklich echte Freunde sitzen.

Als ich mit Mitte 50 erneut den Schritt in die Selbständigkeit wagte, war ich vorbereitet und hatte keine Illusionen: Jetzt war wieder harte Arbeit ohne jede Vorteilnahme angesagt. Allerdings ziehe ich diese Arbeit den Sitzungsmarathons und dem Konferenz-Unwesen der modernen Firmen vor, was unter anderem zum erneuten Ausstieg aus dem sicheren Job geführt hatte. Heute kann ich meine Zeit wenigstens selbst einteilen und bemerke plötzlich auch wieder, ob es Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ist.

Der 50. Geburtstag ist genau der richtige Zeitpunkt, um sich zu überlegen, wie man sich selbst organisieren und später autonom leben kann. So wie man auch beim Autofahren nicht abrupt von 180 Stundenkilometern auf null herunterbremsen kann, so darf man auch nicht unvorbereitet auf den beruflichen Ausstieg zurasen. Das bedeutet nicht, dass sofort große Veränderungen umgesetzt werden müssen. Offene Augen und geschärfte Sinne genügen zunächst vollauf, denn bis zur Rente gibt es noch viel zu tun und zu leisten. Aber: Früh übt sich, wer ein Meister sinnvollen und selbstbestimmten Lebens werden will.

Zuhören Erinnern Nachdenken

 

Von welchen Berufen haben Sie während Ihrer Schulzeit und Jugend geträumt? Haben Sie Ihren Traumberuf auch ergriffen? Wenn nicht, warum nicht?

 

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen zum 50. Geburtstag die finanzielle Möglichkeit, eine Firma zu gründen und sich irgendwo auf der Welt selbständig zu machen: Wie und wo würden Sie das tun?

 

Etwas zum Nachdenken

 

Freiheit: Man fragt sich morgens, was man tun soll.

Zwang: Man weiß es.

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5. Acht Stunden sind kein Tag

Gehören Sie auch zu denen, die am Samstag oder Sonntag mal ein paar Stunden im Büro verbringen? Und das, obwohl Sie weder der Boss sind noch eine bedeutende Rolle im Unternehmen spielen? Der protestierenden Familie wird mehr oder weniger überzeugend dargelegt, dass Dringendes für Montag vorbereitet werden muss, was man am Freitag einfach nicht mehr geschafft hat.

Ich war so jemand und stellte immer wieder erstaunt fest, mit wie vielen meiner Kolleginnen und Kollegen ich diese schlechte Gewohnheit teilte. Beim Kaffeekochen in der kleinen Küche oder beim Fotokopierer traf man sich dann, verlegen lachend und über die Ausbeuterei der Firma lästernd, die uns dazu brachte, freiwillig unfreiwillig kostbare Freizeit im Büro zu verbringen. Wahrscheinlich wurden nicht alle von der Arbeitsüberlastung angetrieben; manch einer war sicher auch auf der Flucht vor der familiären Wochenendidylle, dem Alleinsein oder auf der Suche nach Informationen, die er in der Hektik des Alltags nicht zu finden glaubte. So konnte es auch schon mal geschehen, dass ein Boss erstaunliche Spuren hinterließ: einen Papierstau am Fotokopierer, der aus zerknitterten, aber immer noch interessanten Gehalts- und Prämienberechnungen bestand. Angesichts dieser Erkenntnisse – die ich wirklich nicht übersehen konnte – verließ mich auf der Stelle meine Wochenend-Arbeitslust.

Nicht nur über ver- und geschenkte Arbeitsstunden sollte man sich beizeiten Gedanken machen. Ich war damals derart überengagiert, dass ich sogar meinen Resturlaub nicht bis März des Folgejahres abbaute und darüber regelmäßig mit dem Personalchef debattierte.

Ich hielt mich keinesfalls für unentbehrlich, sondern hatte meistens schlichtweg zu wenig Personal in meiner Abteilung. Mit meinem 50. Geburtstag (in Verbindung mit einem ganz besonderen Kurzurlaub) ging mir endlich auf, wie viel Zeit ich verschwendete, und ich begann, über die wahren Gründe dieser Missachtung von Freiheit und Freizeit nachzudenken.

Spätestens am 50. sollte das jeder tun.

Was veranlasst einen Menschen, seine dringend benötigte Erholungszeit nicht zu nutzen? Man sollte die Möglichkeit, den ganz persönlichen, privaten Horizont zu erweitern, statt den beruflichen Tunnelblick immer mehr zu verengen, nicht unterschätzen. Es geht also in der Freizeit auch um geistige Regeneration. Warum halten so viele Menschen Firma und Beruf für wichtiger als ihre eigene Gesundheit und ihr Privatleben? Hier sind ehrliche Analysen gefragt. Ein Grund könnte sein, dass man sich selbst ständig überfordert und sich in krankhaft automatisiertem »Schwung« befindet – wie in einem Hamsterlaufrad. Jede Tempominderung wird als Qual empfunden. Wenn das in Ihrem Fall zutrifft, herrscht bereits Alarmstufe Rot. Ähnliches gilt übrigens auch, wenn Sie zwar am Wochenende nicht ins Büro gehen, sich aber gedanklich dort befinden.

Ein weiterer Grund könnte ein unbefriedigendes, langweiliges Privatleben sein. Das kann man ändern – man hat sein Leben schließlich in der Hand. Selbst ein fehlender Partner ist keine Ausrede, denn den wird man sicher nicht am Wochenende im Büro kennenlernen, schon eher bei einer Sportveranstaltung, in einer Galerie oder beim Surfen und Chatten im Internet.