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Rücken und Wirbelsäule sind wichtige Faktoren für die Gesunderhaltung des Körpers und der körperlichen Belastbarkeit. Die Beckenbodenmuskeln wirken im Becken liegend als Fundament des Rückens und sind bei allen körperlichen Bewegungen muskulär stabilisierend oder entspannend beteiligt. Selbst bei vermeintlich isolierten Bewegungen, z. B. beim Sitzen am PC oder beim Beugen und Strecken eines Beins, ist der Beckenboden involviert. Becken, Lendenwirbelsäule und Iliosakralgelenk sind häufig in Dysbalance. Das Beckenbalancetraining mobilisiert das Iliosakralgelenk und die Beckenbeweglichkeit und verhilft so zu mehr Wohlbefinden. Auch die Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule wird verbessert. Katja Hambrecht möchte mit ihrem Buch dazu anregen, einen bewussten, achtsamen Umgang mit sich und dem eigenen Körper zu erlangen und Verspannungen oder Schmerzen als Zeichen von Überlastung anzuerkennen und umzuwandeln in eine positive, schonende Selbsttätigkeit.
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Seitenzahl: 199
Anmerkung der Autorin:
In diesem Buch widme ich mich ausschließlich dem weiblichen Körper. Deshalb habe ich aus Gründen der Lesbarkeit im Text die weibliche Form gewählt. Nichtsdestoweniger dürfen sich alle Geschlechter angesprochen fühlen.
Allgemeine Hinweise:
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WO SPORT SPASS MACHT
Katja Hambrecht
MOBILISATION KRÄFTIGUNG ENTSPANNUNG
Beckenboden und Rücken in Balance
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eISBN 978-3-8403-3792-5
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Vorwort
Danksagung
1Rücken und Beckenboden in Dysbalance – Ursachen
1.1Ursachen und Auswirkungen
1.2Wirkung der Dysbalance in Rücken und Beckenboden
1.2.1Beispiel 1 – geschwächter Beckenboden
1.2.2Beispiel 2 – Schmerzen und Verspannungen im oberen Rücken und Atemprobleme
1.2.3Beispiel 3 – Rückenschmerzen ohne erkennbare Ursache, dazu eine leichte Inkontinenz
2Alarmsignal Schmerz
2.1Akuter und chronischer Schmerz
2.2Ihr persönlicher Wendepunkt für Rücken und Becken in Balance
2.2.1Lokalisation des Schmerzes
2.2.2Die Schmerzskala
2.2.3Darstellung von Problemstellen, Verspannungen und Schmerzen
2.3Think positive!
3Das knöcherne Becken
4Die Wirbelsäule
4.1Die Halswirbelsäule (HWS)
4.1.1Übung: Die Halswirbelsäule mobilisieren
4.2Die Brustwirbelsäule (BWS)
4.2.1Übung: Die Brustwirbelsäule dehnen
4.3Die Lendenwirbelsäule (LWS)
4.3.1Übung: Gut für die Lendenwirbelsäule – das aktive Sitzen
4.4Das Kreuzbein (Os sacrum)
4.4.1Übung: Das Kreuzbein massieren
4.5Das Steißbein (Os coccygis)
5Das Iliosakralgelenk
5.1Die ISG-Blockade
5.1.1ISG-Blockade – Erste-Hilfe-Übungen
6Der Iliopsoas – die muskuläre Verbindung zwischen Ober- und Unterkörper
7Ganzheitlichkeit – ein wichtiger Denkansatz für Körper und Geist
8Der Beckenboden – das Fundament des Rumpfs
8.1Die Beckenbodenmuskeln
8.1.1Vorderes, mittleres und hinteres Kompartment
8.2Die Beckenbodenschichten
8.2.1Schließ- und Schwellkörpermuskeln
8.2.2Die mittlere Schicht
8.2.3Die innere Schicht
8.3Wichtigste Funktionen der Beckenbodenmuskeln
9Erkrankungen und Probleme im Becken und im Urogenitaltrakt
9.1Gebärmuttersenkung
9.1.1Symptome einer Gebärmuttersenkung
9.1.2Senkung der vorderen/hinteren Scheidenwand
9.2Inkontinenz – was will mir mein Körper damit sagen?
9.3Inkontinenzformen
9.3.1Belastungsinkontinenz
9.3.2Dranginkontinenz
9.3.3Überlaufinkontinenz
9.3.4Reflexinkontinenz
9.3.5Blasenschwäche und Inkontinenz während und nach der Schwangerschaft
10Der Beckenboden in der Schwangerschaft
10.1Die Rolle der Schwangerschaftshormone
10.2Veränderungen im Flüssigkeitshaushalt
10.3Gewichtszunahme
10.4Verstärkung der Beckenbodenproblematik in der Schwangerschaft
11Der Beckenboden nach der Entbindung
11.1Der Beckenboden im frühen Wochenbett
11.2Beckenbodenübungen im Wochenbett
12Die Atmung
12.1Vorstellungsübung „Der Atem, ein guter Freund“
13Innere und äußere Haltung – für und durch den Beckenboden
14Lerne, loszulassen – das ist der Schlüssel zum Glück
14.1Machen Sie den „Ökocheck“!
14.2Stress
14.3Die aktive Haltung für einen gesunden Körper
15Hinweise zur Übungsdurchführung
16Den Beckenboden sanft erwecken – eins mit ihm sein
16.1Visuelle Bilder – Wahrnehmungsübungen für den Beckenboden
16.2Den Beckenboden entspannen
16.2.1Übung – den Beckenboden in der Entlastungshaltung entspannen
17Achtsamkeit und Resilienz
17.1Resilienz durch Achtsamkeit
17.2Übungen zur Achtsamkeit
17.2.1Bewusste Achtsamkeit für eine Minute
17.2.2Der Körperscan
18Entspannung und Körperwahrnehmung
18.1Übungsvorbereitung für Entspannung und Körperwahrnehmung
18.1.1Traumreise/Meditation
19Mobilisation von Wirbelsäule und Becken
19.1Mobilisationshighlight Overball®
19.2Handhabung des Overballs®
19.3Becken und LWS in Rückenlage mobilisieren
19.3.1Das Becken aufrichten und kippen
19.3.2Das Becken seitlich mobilisieren – Beinschaukel
19.3.3Das Becken seitlich mobilisieren – Lateralflektion
19.3.4Die Beckenuhr nach Feldenkrais
19.3.5Das Becken und das Iliosakralgelenk über das Hüftgelenk mobilisieren
19.3.6Das Becken und das Iliosakralgelenk über das Hüftgelenk mobilisieren
19.3.7Mobilisation der LWS und des ISG
19.3.8Mobilisation und Dehnen der LWS
19.3.9Mobilisation und Dehnen der LWS durch Drehdehnlagerung
19.4Becken und LWS im Stehen mobilisieren
19.4.1Mobilisation im Stand
19.4.2Das Becken aufrichten und kippen
19.4.3Das Becken seitlich mobilisieren – Lateralflektion
19.4.4Die Beckenuhr im Stehen
19.5Mobilisation im Sitzen
19.5.1Das Becken aufrichten und kippen
19.5.2Das Becken kreisen im Sitzen
20Detonisierendes Dehnen für Rücken-, Rumpf- und Beinmuskeln
20.1Dehnübungen
21Kraftvolle Übungen mit dem Pezziball
21.1Pezziballübungen im Sitzen
21.2Pezziballübungen im Liegestütz/in der Bauchlage
21.3Pezziballübungen in Seitlage
21.4Pezziballübungen in Rückenlage
22Workout-Kombi für Beckenboden und umliegende Muskelgruppen
23Das Core-System
23.1Core-Ansteuerung
23.2Intelligentes und funktionelles Bauchmuskeltraining
23.3Stabilisations- und Kräftigungsübungen in verschiedenen Ausgangspositionen
24Tipps für zu Hause
Anhang
1Literatur, Adressen und Links
2Die Autorin
3Bildnachweis
Als Sporttherapeutin habe ich in den letzten 20 Jahren sehr viele Menschen in Kursen, Fortbildungen und beim Training begleiten dürfen und freue mich sehr, wenn der sogenannte Aha-Effekt bei meinen Teilnehmerinnen und Patientinnen eintritt. Meist begleitet von einem glücklichen, strahlenden Gesicht. Denn das Gefühl, mit allen erlernten Übungen eine Verbesserung ihres Rückens und Beckenbodens im Alltag zu erlangen, bedeutet für viele eine neue Lebensqualität.
Ein positives Körpergefühl, mehr Mut in der Bewegung, eine gute Körperhaltung, Zuversicht und Vertrauen in den eigenen Körper ist nicht jedem von Natur aus gegeben. Denn Rückschläge in Form von Krankheiten nehmen uns oft das Urvertrauen und schränken uns daher ein. Deshalb ist es umso schöner, wenn wir wieder Kraft aus dem eigenen Körper schöpfen können, wenn das Älterwerden nicht automatisch Einschränkung bedeutet.
Ob in der Prävention oder in der Rehabilitation, in meiner Arbeit in der Trainerweiterbildung, als Therapeutin und als Dozentin in der Physiotherapieschule – überall profitieren wir von der Stärkung der psychischen und physischen Ressourcen im Alltag, von der Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit und Gesundheitskompetenz, von der Verbesserung der Körperwahrnehmung, von der Entwicklung des Verständnisses für ein gesundheitsbewusstes Handeln und vom achtsamen Umgang mit uns selbst.
Aus diesem Grund sind mir nicht nur gymnastische Übungen für Beckenboden und Rücken in diesem Buch wichtig, sondern außerdem das Bewusstsein für die Zusammenhänge der anatomischen Strukturen in Körper, Knochen, Muskeln und Bändern. Ganzheitlich wirkt dazu der Einfluss unserer Psyche, der Umgang mit Belastungen im Alltag, unsere Widerstandsfähigkeit und der Umgang mit länger anhaltendem inneren und äußeren Druck. Und für die Dinge, die wir tun und wahrnehmen – die Achtsamkeit.
Die Achtsamkeit hat ein eigenes Kapitel bekommen. Nehmen Sie sich gerne bewusst Zeit dafür. Finden Sie für sich einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen, an dem Sie Kraft tanken und Ihre Gedanken fließen können.
Ich möchte die muskulären und knöchernen Zusammenhänge zwischen Rücken, Becken und Beckenboden näher beschreiben und damit aufklären, wie sich diese Strukturen gegenseitig beeinflussen.
Unser Organismus und besonders der Urogenitaltrakt ist nämlich sehr viel komplexer und reagiert auf äußere und innere Einflüsse sehr sensibel. Deshalb lohnt es sich, die Symptome zu beobachten, auch wenn sie aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Dazu zählen auch die äußeren Faktoren, wie zum Beispiel kurz- und langfristige berufliche oder persönliche Veränderungen. Alle Einzelheiten sind zur Klärung der Ursachen und für eine gezielte Bewegungstherapie wichtig.
Dies bedeutet für Sie als Rücken- und Beckenbodenpatientin, dass Sie versuchen sollten, alle Fakten zusammenzutragen, die als Ursache Ihrer Rücken-/Beckenbodenproblematik infrage kommen könnten.
Dies können sein:
•berufliche/private Belastung;
•genetische Dispositionen (Veranlagung, die in der Familie schon aufgetreten sein könnte);
•Unfälle, Verletzungen, Traumata;
•bei Frauen: Geburten und Geburtsverletzungen, Missbrauch, sexuelle Unzufriedenheit, urogenitale Erkrankungen (Gebärmuttersenkungen, Inkontinenz usw.);
•bei Männern: urogenitale Erkrankungen (z. B. Prostata-, Blasenprobleme usw.), sexuelle Probleme (Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss, Impotenz).
Sie werden bemerken, dass eventuell mehrere Faktoren Ihre Gesundheit beeinflusst haben könnten.
Die Übungen, die ich Ihnen ins Buch gepackt habe, sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt:
•dem jeweiligen Wirbelsäulenabschnitt entsprechende Mobilisations- oder Dehnübungen;
•Beckenboden – ihn wahrnehmen, erwecken, kräftigen und entspannen in verschiedenen Ausgangsstellungen und Intensitätsstufen;
•Übungen zur Achtsamkeit und Entspannung;
•Mobilisieren und Dehnen der Wirbelsäule (Muskulatur) und des Beckens mit und ohne Overball®;
•Übungen im Sitzen;
•detonisierende Dehnübungen für Rücken-, Rumpf- und Beinmuskeln;
•kraftvolle Übungen mit dem Pezziball sowie ein
•kombiniertes Training für Beckenboden und umliegende Muskelgruppen.
Indem Sie sich mehr und gesundheitsorientiert bewegen, Entspannungsmomente einplanen, sich reflektieren, Ihren Körper bewusster wahrnehmen und die Rückmeldung, die er Ihnen gibt, sinnvoll verwerten, werden Sie erkennen, dass Sie nun wirklich einen großen Schritt für sich in die positive Veränderung gehen.
Wenn Sie mit meinem Buch einen neuen Weg zu Ihrer Gesundung und Gesunderhaltung einschlagen, würde ich mich über Ihr Feedback sehr freuen!
Herzliche Grüße
Katja Hambrecht
Außerdem danke ich meiner liebsten und längsten Freundin Dani, die in allen Situationen meines Lebens immer mit ihrer ewigen Geduld und Zeit für mich da ist,
meinen wunderbaren und tollen Kindern, die mich als Mama haben reifen lassen,
meinem Papa für den Glauben an mich
und meiner Tante Sigi für die wunderbaren Anatomiezeichnungen.
Balance und Dysbalance – in diesem Buch spreche ich regelmäßig von diesen beiden Begriffen. Wenn wir den menschlichen Körper genauer betrachten, so ist dieser meistens nicht in (optischer) Balance.
Man könnte eigentlich meinen, alles an uns ist symmetrisch und ausbalanciert, aber viele Faktoren bringen uns im Laufe des Lebens in eine Asymmetrie und dadurch in eine Dysbalance.
Betrachten wir uns anatomisch:
Unser passiver Bewegungsapparat, also das knöcherne Skelett, besteht aus oberen und unteren Extremitäten (Arme und Beine), Schädel, Brustkorb, Wirbelsäule und Becken.
Das knöcherne Becken hat hinten knorpelhafte Verbindungen zu Wirbelsäule, Kreuz- und Darmbein, dem Kreuz-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk).
Abb. 1: Das knöcherne Becken mit seinen Verbindungen zur Wirbelsäule und zum Hüftgelenk
Das knöcherne Becken, die Lendenwirbelsäule und die Iliosakralgelenke können unter bestimmten Umständen in Dysbalance geraten – sie kommen aus dem Gleichgewicht.
Außerdem ist die Beweglichkeit häufig eingeschränkt und diese Einschränkung wird leider auch zu selten bewusst wahrgenommen. Dementsprechend leiden muskuläre Strukturen und die gesamte Becken- und Hüftstatik darunter, da ein schiefer passiver Bewegungsapparat (Skelett) den aktiven Bewegungsapparat (muskulär) und umgekehrt in Dysbalance bringen kann. Dies bedeutet, dass Sie Schmerzen, Auswirkungen oder Verspannungen – die Symptome – an einer anderen Stelle spüren, der Ursprung des Problems allerdings ganz woanders liegt.
Aus diesem Grund lohnt es sich, genau hinzuschauen!
Die Dysbalance kann vielerlei Ursachen und Auswirkungen haben; oft bedingen sie sich auch gegenseitig, zum einen aus dem oberen und unteren Rücken, zum anderen aus dem Hüftbereich:
•eine angeborene Schiefstellung der Wirbelsäule (Skoliose);
•eine über Jahre angeeignete Fehl- oder Schonhaltung, zum Beispiel durch Hüftoder Knieprobleme;
•eine einseitig ausgeführte Tätigkeit, Haltung oder Bewegung, z. B. wenn Mamis ihre Kleinkinder überwiegend nur auf einer Seite der Hüfte absetzen oder im Arm halten, einseitige Tätigkeit im Berufsalltag, z. B. immer die gleiche Bewegungsrichtung oder in gebeugter Haltung über Stunden arbeiten usw.;
•Schmerzen durch Bandscheibenvorfall oder Ischiasschmerzen;
•Nacken-/Kieferverspannungen, Zähneknirschen;
•Überlastung durch körperliche Arbeit oder Sport und
•Übergewicht.
Abb. 2: Links: Die Wirbelsäule (Draufsicht von hinten) ist gerade. Rechts: Die Wirbelsäule bildet deutlich eine S-Kurve (Skoliose).
Aber auch aus der Basis des Beckens, des Beckenbodens und des Urogenitaltrakts kann die Dysbalance ihren Ursprung haben, z. B. durch:
•Inkontinenz;
•Gebärmutterschwäche, -senkung;
•Schwangerschaft/Geburten;
•keine ausreichende Rückbildung nach der Geburt;
•Dammriss/-schnitt;
•sexueller Missbrauch;
•unbefriedigende Sexualität;
•Sport ohne Beckenbodenschutz;
•Operationen im Urogenitaltrakt, zum Beispiel Gebärmutterentfernung, Blasen-OP usw.;
•Geschlechtskrankheiten (häufig und wiederkehrend);
•Erkrankungen im Urogenitaltrakt, zum Beispiel Blasen-/Gebärmutter-/Prostatakrebs, Darmerkrankungen und vieles mehr.
Idealerweise ist der Mensch vollkommen gerade. Von vorne und von hinten betrachtet, sind alle Körperteile rechts wie links auf einer Höhe, gleich lang und gleich beweglich, also eine absolute Symmetrie.
Wenn wir aber mal genauer hinschauen, ist kaum etwas von uns symmetrisch. Es gibt Menschen mit unterschiedlich langen Beinen, einer höherstehenden Schulter oder tieferliegenden Beckenschaufel, da sitzt ein Ohr tiefer, ein Auge steht schräger als das andere, der eine Mundwinkel zieht höher oder tiefer. Kein Gesicht ist symmetrisch.
Wenn Ihnen optisch nicht sofort etwas auffällt, bemerken Sie vielleicht eine Asymmetrie in Ihren Verhaltensmustern. Sie tragen die Tasche immer in der gleichen Hand, den Rucksack immer über die gleiche Schulter, drehen sich immer über die gleiche Seite um, haben Seitenpräferenzen beim Schlafen, sind Links- oder Rechtshänder.
Schon als Baby entwickeln wir im Mutterleib eine Lieblingsposition. In meiner Schwangerschaft stand mein Bauch links vom Bauchnabel weiter vor als rechts vom Bauchnabel. Mein Baby hat es sich gerne immer auf dieser weiter vorgewölbten Seite gemütlich gemacht. Vielleicht weil meine Gebärmutter asymmetrisch im Bauchraum liegt? Auch das gibt es.
Diese Asymmetrie, die das Baby im Bauchraum erweitert, kann für die werdende Mama nach der Schwangerschaft, z. B. in der Rückbildungszeit, eine Herausforderung werden. Die Funktionen unseres Körpers greifen sehr komplex ineinander. Bis zu einem gewissen Punkt kompensiert unser Körper viele kleinere und größere Schwächen. Sie stapeln sich und plötzlich kann ein kleiner „Stein“ auf dem Stapel alles in Dysbalance bringen.
Wenn ein Baby geboren ist und sich selbst drehen kann, machen sich manche Mütter große Sorgen, wenn sich das Baby immer nur über eine Seite vom Rücken auf den Bauch dreht und wieder zurück. Hier kann ein Osteopath weiterhelfen und die andere Bewegungsrichtung fördern. Aber im Grunde hat das Baby die Seite gefunden, die ihm leichter fällt.
So sprechen wir häufig, was die Beweglichkeit oder Kraft im Körper anbelangt, von unserer Schokoladenseite. Diese Lieblingsseite setzt sich dann in unserem Leben immer weiter fort. Bei allen uns bekannten Tätigkeiten führen wir diese mit der stärkeren oder beweglicheren Seite durch. Dadurch wird eine vorhandene Asymmetrie unterstützt.
Noch ist daran nichts Verwerfliches. Unser Körper kann Asymmetrien sehr gut über lange Zeit kompensieren, ohne dass sich daraus Nachteile ergeben.
Nur irgendwann kann diese Situation aus den unterschiedlichsten Gründen kippen. Meistens kommen mehrere Faktoren zusammen oder Sie fühlen schon länger die Grenze Ihrer Belastbarkeit. Sei es durch eine Verletzung, Erkrankung, Überlastung, einen Unfall, fehlende Widerstandskraft (Resilienz) oder eine allgemeine körperliche, muskuläre oder psychische Schwäche.
An den drei folgenden Beispielen möchte ich verschiedene Zusammenhänge zwischen körperlicher und seelischer Belastung und den verschiedenen Ursachen aus Rücken und Becken-(Boden) erklären.
Frau Ries, 36 Jahre alt, hatte im Abstand von vier Jahren zwei Kinder entbunden. Bei beiden Geburten erlitt sie einen Dammriss, der gut verheilte, sich aber tief nach innen zog. Narbengewebe hatte sich gebildet. Bei den Geburten ist jedes Mal auch ein Teil der Beckenbodenmuskeln in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine Überdehnung hatte stattgefunden.
Der Beckenboden ist durch die Schwangerschaft schon sehr überlastet gewesen, denn Frau Ries hatte jedes Mal 20 Kilo zugenommen und hatte vorab schon 15 Kilo Übergewicht. Das Abnehmen fiel ihr nach jeder Schwangerschaft sehr schwer.
Allein das Übergewicht ohne Schwangerschaft belastet den Beckenboden, denn er muss in der Körpermitte das Becken stabilisieren, sorgt für eine stabile Mitte, inklusive des Verschlusses von Blase, Darm und Vagina.
Durch die Verletzungen (Dammriss und Überdehnung) war eine ausgewogene Statik des Beckenbodens nicht mehr gegeben. Man muss wissen, dass der Beckenboden als stabiles Fundament der Wirbelsäule und des Beckens fungiert. Ähnlich wie ein stabiles Fundament eines Hauses dafür sorgt, dass das Haus nicht in sich zusammenstürzt.
Frau Ries hatte mit immer stärker werdenden Schmerzen im unteren Rücken zu kämpfen.
Da die ausgewogene Statik durch einen stabilen Beckenboden nicht mehr gegeben war, entwickelte Frau Ries eine Hyperlordose, durch die sie noch mehr die Kontrolle über eine aktive Körperaufrichtung verlor. Die Muskeln im Bereich der LWS verkürzten sich stark, die Bauchmuskulatur, die sowieso geschwächt war, überdehnte sich und war geschwächt.
Des Weiteren hatte sich der Urogenitaltrakt gesenkt, und Frau Ries kämpfte mit ständigem Harndrang und leichter Belastungsinkontinenz. Sie hatte den Kontakt zum Beckenboden verloren und dadurch die Möglichkeit, mit leichter Beckenbodenaktivierung eine aufrechte, gesunde Rumpfstabilität zu trainieren.
Was war geschehen?
Frau Ries hatte starke Rückenschmerzen in der LWS – ausgelöst durch eine schwache, überdehnte Bauch- und Beckenbodenmuskulatur. Die mangelhafte Rückbildung nach den Schwangerschaften und das Übergewicht spielte ebenfalls eine tragende Rolle.
Abb. 3: Frau Ries hat erkannt, dass sie ihrer Gesundheit zuliebe mit Übungen für Rücken und Beckenboden beginnen sollte.
Es ist wichtig, zu erkennen, woher die Probleme kommen! Die Symptome – die Schmerzen sind in der LWS zu finden, die Ursachen liegen jedoch im Urogenitaltrakt, in der fehlenden Beckenbodenwahrnehmung und im Übergewicht.
Indiziert waren nun Gewichtsabnahme, Beckenbodenphysiotherapie mit begleitender Pessartherapie und anschließendes leichtes Bewegungsprogramm ohne Belastung.
Mit viel Geduld war auch hier Verbesserung zu erwarten.
Betrachten Sie Ihre körperlichen Probleme also immer ganzheitlich. Schauen Sie nicht nur auf den Schmerz, auf das Problem, sondern auf umliegende Strukturen und Bereiche!
Herr Bast, 45 Jahre alt, arbeitet seit 20 Jahren als Flugbegleiter in Vollzeit. Er liebt seinen Job und ist gerne unterwegs. Damit er fit und schlank bleibt, geht er zu Hause mindestens alle zwei Tage 8-10 Kilometer laufen. Manchmal kommt es vor, dass er morgens noch durch den Wald joggt und nachmittags schon im Flugzeug auf dem Weg nach Tokio ist.
Die Nachtflüge und die Zeitumstellung werden mit zunehmendem Alter immer mehr zur körperlichen Belastung. In seiner Freizeit engagiert er sich im Sportverein und ist Handballtrainer einer Jugendmannschaft.
Eines Morgens wacht er im Hotelzimmer auf und kann sich kaum noch bewegen, starke Schmerzen im oberen Rücken und in der rechten Schulter lassen ihm kaum Luft zum Atmen. Nach circa 30 Minuten gelingt es ihm, unter Schmerzen aufzustehen und heiß zu duschen. Die Schmerzen lassen etwas nach und eine verbesserte Beweglichkeit tritt langsam ein. Am Vormittag kauft er sich in der Apotheke noch schnell eine Schmerzsalbe und kann am Mittag wieder seiner Arbeit im Flugzeug nachgehen. Dort fallen ihm die Bewegungen und das schwere Heben und Tragen schwer.
Am nächsten Tag ist er wieder zu Hause und stellt sich dem Orthopäden vor. Dieser diagnostiziert ein Schulter-Arm-Syndrom, also undefinierbare Schmerzen im Schulter-/Armbereich, eine Skoliose in der Wirbelsäule und sehr starke Verspannungen des oberen Rückens.
Was war geschehen?
Herr Bast hat sich zum einen mit seinem Sportprogramm völlig überlastet, das Laufen bei Wind und Wetter, die fehlende Ruhephase, das Schlafen in durchgelegenen Hotelbetten, die seinem Rücken nicht guttun. Dazu sein Engagement im Sportverein, gepaart mit einem sehr eng getakteten Dienstplan. Herr Bast sollte nun einige Gänge zurückschalten und überlegen, wie er seine Tage gestalten kann, ohne von einer Verpflichtung zur nächsten zu eilen. Dazu mehr Ruhepausen und ausgleichende Gymnastikübungen zur Stärkung seiner Widerstandskraft.
Herr Marin, 54 Jahre alt, plagte sich über ein halbes Jahr mit sehr starken Schmerzen im unteren Rücken, die sogar beidseitig über das Gesäß in die Beine ausstrahlten. Anfänglich nur unter Belastung, hatte er nun auch in Ruhe mit diesen Schmerzen zu tun. Nachts wusste er teilweise nicht, wie er liegen sollte. An durchgängigen Schlaf war kaum mehr zu denken.
Dazu bemerkte er hin und wieder eine Inkontinenz in Form der sogenannten Belastungsinkontinenz. Unter Belastung, zum Beispiel bei schwerem Heben und Tragen, Niesen und Husten verlor er Urin.
Sein Orthopäde war ratlos, ebenso der Urologe. Bei Herrn Marin wurden starke Verspannungen im Rücken diagnostiziert, ansonsten hatte er keine erkennbaren Ursachen seiner Rückenprobleme. Die Röntgenbilder waren unauffällig.
Der Urologe fragte Herrn Marin nach seinem Privatleben. Ob er in einer Beziehung lebe? Wie es um die Sexualität bestellt sei? Herr Marin gab zu, dass sich seine Frau vor einem Jahr von ihm für einen anderen Mann getrennt hatte. Bisher wurde weder über eine Scheidung noch über eine klare Vorgehensweise nach dieser Trennung gesprochen. Da das Haus Herrn Marin und seiner Frau gemeinsam gehörte, lebte Frau Marin in Trennung in den Räumen im Ober- und Dachgeschoss. Der neue Partner von Frau Marin war kurz darauf bei ihr eingezogen.
Was war geschehen?
Herr Marin musste täglich mitansehen, wie seine Frau mit ihrem neuen Freund im gemeinsamen Haus ein- und ausging. Diese Schmach und dieser Ärger waren für ihn kaum auszuhalten. Herr Marin fühlte sich durch den neuen Freund seiner Frau regelrecht entmannt. Dieser psychische Druck, unter dem er litt, entlud sich über seine Blase in Form der Inkontinenz. Dazu kamen die starken Rückenschmerzen durch die Verspannungen, ausgelöst durch die aufgestaute Wut gegenüber seiner Frau und der Situation mit dem neuen Mann.
Eine emotionale Entlastung musste her. Die Wohnsituation sollte schnellstmöglich verändert werden.
Die Eheleute Marin besprachen sich mithilfe einer Mediatorin und konnten eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden. Frau Marin zog mit ihrem neuen Freund in eine andere Stadt. Die Wohnung, in der die beiden im oberen Stockwerk des Hauses gewohnt hatten, wurde vermietet. Herr Marin konnte mit den Mieteinnahmen und einem kleinen Kredit Frau Marin auszahlen, und sie lassen sich nach einiger Trennungszeit scheiden.
Direkt nach Auszug von Frau Marin und ihrem Freund ging es Herrn Marin deutlich besser. Er konnte endlich wieder durchschlafen und bemerkte, wie sich seine Rückenmuskeln mehr und mehr entspannen konnten. Er befand sich seit einiger Zeit in physiotherapeutischer Behandlung, in der er Beckenboden- und Rückenübungen erlernte, die ihm halfen, den Rücken und Beckenboden zu entspannen und zu aktivieren. Dies gelang ihm im Laufe der Zeit sehr gut und die Inkontinenzproblematik wurde weniger. Seine anhaltende Verspannung hatte die Rücken- und Beckenbodenmuskeln nicht mehr angemessen funktionieren lassen. Nach einem knappen Jahr war Herr Marin wieder fit und energiegeladen und konnte ein ausgewogenes Leben führen.
Anhand dieser drei vorangegangenen Beispiele erkennen Sie, wie unterschiedlich die Ursachen von Rücken- und Beckenbodenproblemen sein können. Es lohnt sich also, einen Blick auf die Gesamtsituation zu werfen. Nicht immer dort, wo das Problem oder der Schmerz sitzt, ist auch die Ursache zu finden.
Die Ursache entsteht oft durch mehrere Einflüsse, z. B. durch Schonhaltung oder Schmerzen, die von einer körperlichen oder seelischen Erkrankung herrühren, durch eine einseitige körperliche Tätigkeit, schlechte Körperhaltung im Allgemeinen und weitere genetische Dispositionen.
Jeder Mensch ist grundverschieden, und wir fühlen uns oft älter oder jünger als Menschen gleichen Alters. Diese Tatsache ist abhängig von vielen Faktoren: Ernährung, Körpergewicht, berufliche Tätigkeit (Work-Life-Balance), mit welchen Menschen wir uns umgeben, Lifestyle, Resilienz, und nicht zu vergessen – mit welcher psychischen Einstellung gehen wir durchs Leben?
Warnende Schmerzen sind meist die Folge einer möglichen Gewebeschädigung, das heißt, sie machen uns darauf aufmerksam, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt (z. B. Reizungen, Wunden, Entzündungen). Zusätzlich treten diese Schmerzen oft sehr plötzlich auf, weshalb sie auch als akute Schmerzen bezeichnet werden.
Sobald man erkannt hat, woher diese Akutschmerzen kommen und den Auslöser entsprechend behandelt (beispielsweise durch Entlastung, Kühlung, Wärme oder Bewegung), klingen die Schmerzen meist von allein und relativ schnell wieder ab. Ist dies jedoch nicht der Fall und der Schmerz hält trotz Behandlung länger als ein halbes Jahr an, bezeichnet man einen Schmerz als chronisch.
Bei chronischen Schmerzen lässt sich das auslösende Problem oft nicht mehr feststellen, sodass der Schmerz an sich zum Problem wird. In diesem Fall hat der Schmerz seine Warnfunktion verloren und entwickelt sich zu einer eigenständigen Krankheit, ausgelöst durch eine Störung in der Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung. Die Behandlung von chronischen Schmerzen ist oft schwierig und langwierig, unspezifische Rückenschmerzen sind ein klassisches Beispiel dafür.
Schmerz ist meist also eine Ermahnung des Körpers, damit wir unser Verhalten (z. B. eine akute Bewegung oder eine dauerhafte Fehlhaltung) ändern, um uns vor dauerhaften Schädigungen zu schützen. Er soll uns auch darauf hinweisen, stärker auf unseren Körper und unsere Bedürfnisse zu achten.
Bei über 90 Prozent der Rückenschmerzen gibt es keine eindeutige Diagnose und auch keine Schädigung des Rückens, sodass diese Schmerzen durch eine langfristige Umstellung der Lebens- und Arbeitsgewohnheiten und ein angepasstes Bewegungsprogramm relativ einfach behoben werden können.
Abb. 4: Häufig kommt der Schmerz plötzlich und unerwartet – die Anzeichen sind allerdings schon vorher da.