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Eine aufrechte Körperhaltung, die Stabilisation der inneren Orange, Lust und Orgasmusfähigkeit, Kraft und Energie – all das entspringt der Körpermitte, dem Beckenboden. Ist dieses vielschichtige Muskelkonstrukt geschwächt, etwa durch eine Geburt oder fehlende Bewegung, können zahlreiche Beschwerden ausgelöst werden, wie Blasenschwäche oder eine Absenkung der Organe, gefolgt von Schmerzen. Frauen zu einer starken Körpermitte zu verhelfen, ist Katja Hambrecht, Sporttherapeutin und Dozentin für Bewegungserziehung und Psychomotorik, ein persönliches Anliegen. Deswegen hat sie ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, mit dem Sie Ihre Muskeln richtig trainieren können, um Beschwerden vorzubeugen und Ihr Lustempfinden zu steigern. Die 60 Kräftigungs-, Ausdauer- und Dehnübungen beziehen auch andere beteiligte Muskelgruppen wie Bauch, Beine und Gesäß ein – so formen und stützen Sie Ihren ganzen Körper. Übungen zur Schulung der Körperwahrnehmung und viele praktische Tipps verschaffen Ihnen einen neuen, leichteren Zugang zu Ihrer Sexualität. Nutzen Sie die Kraft aus der Körpermitte – für mehr Gesundheit und ein erfülltes Liebesleben! Aktualisierte Ausgabe des Titels "Train hard - love tight. Das Beckenboden-Workout für fantastischen Sex"
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Seitenzahl: 240
Veröffentlichungsjahr: 2022
Katja Hambrecht
POWER FÜR DENBECKENBODEN
Katja Hambrecht
POWER FÜR DENBECKENBODEN
Das optimale Training für starke Muskeln, eine bessere Körperhaltung und ein erfülltes Liebesleben
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
Wichtige Hinweise
Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und die Autorin haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.
Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
1. Auflage 2021
© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
© Copyright der deutschen Originalausgabe 2016 bei riva Verlag. Dies ist eine aktualisierte Ausgabe des 2016 erschienenen Titels Train hard, love tight.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlaggestaltung: Manuela Amode
Umschlagabbildung: Shutterstock/Tatiana Chekryzhova
Übungsbilder im Innenteil: PHOTODESIGN-SPARR, weitere Bilder und Grafiken: siehe Bildnachweis S. 237
Layout: Daniel Förster, Belgern
Satz: inpunkt[w]o, Haiger; Andreas Linnemann, München
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-2048-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1809-8
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1808-1
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
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Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
»Leuchtende Tage. Nicht weinen, dass sie vorüber.Lächeln, dass sie gewesen.«
Konfuzius
In Gedenken an meine Mama
Dieses Buch ist für alle Mamas dieser Welt, denn sie haben Großes geleistet!
Es sei aber auch meinem Sohn gewidmet und meinem ebenso wunderbaren Mann, der sich, wie ich, immer das Beste für seine Familie wünscht und alles dafür tut.
An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner lieben Tante Sigrid bedanken, die die wunderbaren Anatomiebilder gezeichnet hat. Ich kann nur ahnen, wie viele Stunden und Wochen sie an den anspruchsvollen Muskel- und Beckenskizzen gezeichnet hat. Danke, liebe Sigi!
Meiner Familie möchte ich dafür danken, dass ich mich in vielem ausprobieren durfte und so meinen eigenen Weg finden konnte. So manches Mal habe ich sie mit meinen fantasievollen Ideen und unkonventionellen Einfällen, mit meiner ruhelosen und eigenwilligen Art in den Wahnsinn getrieben. Dazu fällt mir der Spruch aus meinem Poesiealbum ein, den mein Papa für mich ausgesucht hatte:
Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt,Klein wird dein letzter sein.Den ersten gehn Vater und Mutter mit,Den letzten gehst du allein.
Seis um ein Jahr, dann gehst du, Kind,Viel Schritte unbewacht,Wer weiß, was das dann für Schritte sindIm Licht und in der Nacht?
Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt,Groß ist die Welt und dein.Wir werden, mein Kind, nach dem letzten SchrittWieder beisammen sein.
Albrecht Goes
Nehmen Sie diese Worte zum Anlass, darüber nachzudenken, wie viele Schritte Sie in Ihrem Leben bisher »unbewacht« gegangen sind und noch gehen werden. Viele davon konnten Sie selbst entscheiden und werden das auch weiterhin tun. Eine bewusste Richtungsänderung aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen bringt Unsicherheit mit sich, weil wir von der bisherigen, vermeintlich sicheren Spur abkommen. Es kann und es wird aber aus einer selbst gewählten Entscheidung für Sie immer eine positive Erfahrung entstehen. Schon allein aus dem Grund, dass Sie es selbst so entschieden haben!
Widmung und Danksagung
Vorwort
Einführung – mein Erlebnis
1 Die Lust am eigenen Körper
Weibliche Sexualität
Weibliche Genitalien – so wunderschön!
Lustvollerer Sex – wie uns (unsere) Hormone beeinflussen
2 Der Orgasmus – sinnliches Erleben
Der weibliche Orgasmus – ein Trick der Natur?
Was ist ein Orgasmus?
Orgasmusarten – klitoral und vaginal
Kommen können – Voraussetzungen
Nicht kommen können – Störungen der Orgasmusfähigkeit
Kommen lernen: Selbstbefriedigung
Mit Hilfsmitteln zum Höhepunkt: Vibratoren, Dildos & Co.
3 Der Beckenboden – Stärke und Energie aus der Körpermitte
Der Beckenboden – Anatomie
Kraft im Rumpf – Kraft im Beckenboden
Der Beckenboden beim Sex
Der Beckenboden in anderen Kulturen
Der Beckenboden in der Schwangerschaft
Der Beckenboden während der Entbindung
Der Beckenboden nach der Entbindung
Störungen in Beckenboden und Urogenitaltrakt
4 Power für den Beckenboden, das Trainingsprogramm
Vorbereitung
Übungsübersicht
Die Aufwärmphase – das Warm-up
Ganzkörperstabilisation aus dem Unterarmstütz – sensationell wirkungsvoll!
Ganzkörperstabilisation aus dem Liegestütz
Ganzkörperstabilisation aus dem Seitstütz
Workout für das Gesäß
Workout für die Beine
Workout für den Bauch
Dehnen – smooth moves!
Trainingspläne
Trainingsprogramm smooth für frisch gebackene Mütter
5 Pilates, Yoga, Laufen & Co. – der richtige Sport für den Beckenboden
Fitnesstraining – der Beckenboden trainiert mit!
Coregasm
6 Beckenboden und Sex – lustvolle Energie
Das Wechselspiel zwischen An- und Entspannung
Sex – weil Sie es möchten!
Lust
Tipps für ein erfülltes Sexualleben
Wünsche & Verlangen
Wie unsere (innere) Haltung unsere Sexualität beeinflusst
Selbstbewusst und aufrecht durchs Leben gehen
Selbst bestimmen: Do what you love – love what you do
Positive Ziele und Werte
Das komplette Workout auf einen Blick
Die Autorin
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Ich lege dieses Buch allen Frauen ans Herz, die mehr aus sich, mehr aus ihrem Körper, mehr aus ihrem Selbstwertgefühl und damit aus ihrem Leben machen möchten. Unser Leben ist viel zu kurz, als dass wir nur mittelmäßig damit zufrieden sein sollten.
Die Formel ist ganz klar: Fühlen Sie sich in Ihrem Körper wohl, strahlen Sie dieses Wohlgefühl verstärkt nach außen aus. Sie nehmen dadurch eine ganz andere, positive Haltung an, gehen mit sich und Ihren Mitmenschen viel besser um. Weniger gute Erlebnisse verarbeiten Sie schneller bzw. manchmal erkennen Sie auch den Nutzwert daraus an. Was sich zuerst als Enttäuschung herausstellt, kann im zweiten Moment eine neue, viel bessere Erfahrung sein. Dies können die unterschiedlichsten Erlebnisse sein: eine enttäuschte Liebe, ein abgesagter Job, ein lang gehegter Kinderwunsch. All diese für Sie schlimmen, negativen Erfahrungen sind im Nachhinein vielleicht sogar berechtigt gewesen. Manchmal benötigt man einfach eine gewisse Zeit, Ruhe und Selbstreflexion, um zu erkennen, dass es rückblickend betrachtet doch eine gute Entwicklung oder Entscheidung war.
Ich hatte selbst viele Jahre einen unerfüllten Kinderwunsch mit meinem damaligen Mann. Drei künstliche Befruchtungen und dreimal Kryotransfer brachten keinen Erfolg. Mein Körper nahm die befruchteten Eizellen, die mir eingesetzt wurden, einfach nicht an. Ich habe meinen Körper wirklich gehasst und ging nicht mehr achtsam mit ihm um, im Gegenteil. Ich vernachlässigte ihn, nahm aus Frust zu und als mir das sechste negative Ergebnis nach einem Schwangerschaftstest mitgeteilt wurde, schlug ich aus lauter Wut auf meinen Bauch, der einfach kein Kind in mir wachsen lassen wollte.
Mit meinem damaligen Mann hatte ich nur noch Sex nach Plan. Quasi Sex nach Eisprung. Ein erfülltes Sexualleben und die damit verbundene körperliche Zufriedenheit und Verbundenheit gab es schon lange nicht mehr. Diese und andere persönliche Gründe gaben meiner Ehe schließlich den Rest, sodass wir uns scheiden ließen.
Aufgrund dieser persönlichen Niederlagen überlegte ich lange, was mir wichtig war, wie ich leben wollte, welche Werte mir wichtig sind: Ich wollte einfach in jeglicher Hinsicht zufrieden sein, beruflich wie privat. Meine Werte, die für mich bis heute nach wie vor gültig sind, waren: Unabhängigkeit, Liebe, Familie, Freude am Leben und Zufriedenheit. Ich begann daher wieder als Sporttherapeutin zu arbeiten und unterrichte bis heute an einer Berufsfachschule für Physiotherapie.
Was die körperliche Aktivität anging: Ich raffte mich auf, begann langsam wieder aktiv Sport zu treiben, die negativen Gedanken der erfolglosen künstlichen Befruchtungen und die damit verbundenen körperlichen wie seelischen Schmerzen zur Seite zu schieben und ging auch mental meinem Frust auf den Grund.
Von Anfang an richtete ich mein Augenmerk auch auf meinen Körper. Ich wollte endlich wieder fitter und beweglicher sein, denn ich hatte im Laufe der letzten fünf Jahre leider kontinuierlich zugenommen, auch aus Mangel an Sport. Meine Ausdauer war miserabel, ich hatte immer wieder leichte Rückenschmerzen, hervorgerufen durch einen Beckenschiefstand. Meine komplette Rumpfmuskulatur war geschwächt. Dadurch verschlechterte sich meine Haltung. Mein Bauch war schwammig, ich fühlte mich instabil und schwerfällig. Also nahm ich meinen Beckenboden gedanklich unter die Lupe. Als Sporttherapeutin kannte ich mich aus und sah mich nun als meine eigene Patientin. Was war los mit meinem Beckenboden?
Der Beckenboden – oder genauer gesagt die Beckenbodenmuskulatur – bietet den unten liegenden inneren Organen wie zum Beispiel Blase, Harnröhre, Gebärmutter, aber auch den umliegenden Muskelbereichen wie der Rücken- und Bauchmuskulatur Kraft, Stärke und den notwendigen Rückhalt, der mir anscheinend fehlte. Also konzentrierte ich mich bei allen Bewegungs- und Fitnessübungen immer wieder auf meine Beckenbodenmuskulatur.
Ich begann mit dem Laufen und trainierte dazu intensiv die Beckenbodenmuskeln. Im Gegensatz zu den vielleicht schon bekannten Kegelübungen (einfaches Kontraktionstraining des Beckenbodens) bedeutet ein richtiges Beckenboden-Workout noch viel mehr: den eigenen Körper kennenlernen, fühlen, wahrnehmen und damit kleinste und größere Veränderungen spüren. Positive Veränderungen durch ein persönlich abgestimmtes Training, eine definiertere Figur, mehr Sicherheit, was die Blasenkontrolle betrifft (vor allem für Frauen, die gerade ein Kind entbunden haben oder die im fortgeschrittenen Alter ihre Blasenkontrolle als schwach empfinden), Vorbeugung von Organ- und Beckenbodensenkungen, ein die Rückbildung nach Geburten unterstützendes Beckenbodentraining, Aufrichtung und Stärke im Rücken und Selbstbewusstsein beim Sex.
Ich entwickelte also mein persönliches Trainingsprogramm: ein Beckenbodentraining der besonderen Art, für alle Sinne, für jede Frau, sinnlich, lustvoll und voller Energie. Übungen, die Lust auf Bewegung und, besonders wichtig, Lust am eigenen Körper machen.
Es ist ein kombiniertes Ausdauer- und Muskel-Workout in verschiedenen Ausgangsstellungen, immer in Aktion mit den Beckenbodenmuskeln. Die Bewegungen werden sanft und rhythmisch, dynamisch, aber immer gesundheitsorientiert durchgeführt – stets aus Rücksicht auf den eigenen Körper! Das Zentrum der Bewegung ist das Becken – unsere Körpermitte. Mehr zur Anatomie unseres Beckenbodens erfahren Sie ab Seite 44.
Bis heute spüre ich durch dieses Training positive Energie, ich habe meinen Körper dadurch stabilisiert und widerstandsfähig gemacht. Selbst eine nachgewiesene Skoliose und eine Blockade im Iliosakralgelenk kann ich dadurch sehr gut kompensieren und habe keinerlei Probleme mehr.
Mittlerweile bin ich Mama zweier Söhne geworden. Wie viele Frauen hatte auch ich durch beide Geburten mit »Nachwehen« aus den Schwangerschaften zu kämpfen: zweimalige Dammrisse zweiten Grades durch die Entbindungen und eine leichte Beckenbodenschwäche, die ich besonders beim Husten oder Niesen gespürt habe. Diese war aber in der Rückbildungsphase nach der Entbindung als normal einzustufen. Da ich um die Anatomie und Funktion der Beckenbodenmuskeln wusste und auch schon mein Trainingsprogramm entwickelt hatte, arbeitete ich nach den Geburten mit meinem Beckenboden und die postnatalen Beckenbodenprobleme wurden deutlich besser. Auch Sie können durch die Veränderung Ihres Körpers mit meinem Trainingsprogramm eine körperliche Verbesserung und mehr Stabilität in der Körpermitte spüren.
Überlegen Sie: Was in Ihrem Leben, was in Ihrem Alltag möchten Sie ändern? Viele Frauen wollen abnehmen, attraktiver werden, ein besseres, aufregenderes Sexualleben haben, mehr Zufriedenheit, Lebensqualität, Erfolg, Glück und Gesundheit aufbauen. Merken Sie, dass diese aufgezählten Punkte alle miteinander zu tun haben?
Und ich verspreche Ihnen nicht zu viel, wenn ich Ihnen sage, dass Sie all das mit diesem Trainingsprogramm erreichen können, ganz egal, ob Sie ein junges Mädchen oder eine Seniorin sind, ob Sie schon Kinder geboren haben oder nicht, ob Sie das Buch aus reiner Neugier gekauft haben oder aus einem echten Leidensdruck heraus. Das Trainingsprogramm »Power für den Beckenboden« verhilft jeder Frau zu einem stabilen und funktionsfähigen Beckenboden und auf diesem Weg zu mehr Lust und sexueller Erfüllung, einer besseren Körperhaltung und Gesundheit, mehr Wohlbefinden und Selbstvertrauen.
Sie werden in einfachen Schritten lernen, Ihren Beckenboden zu erspüren und zu aktivieren. Im anschließenden Trainingsprogramm stelle ich Ihnen rund 60 Übungen vor, mit denen Sie Ihren Beckenboden und die eng mit ihm verbundenen benachbarten Muskeln kräftigen können. Für Mamas, die gerade erst ein Baby geboren haben, gibt es ein besonders schonendes Programm, das Smooth-Training, für die erste Zeit nach der Entbindung (ab Seite 176). Sie werden erfahren, welche Sportarten Ihren Beckenboden besonders gut ansprechen (ab Seite 187) und wie Ihnen das Beckenbodentraining helfen kann, Ihr Liebesleben zu verbessern (ab Seite 200) und allgemein selbstbewusster und »aufgerichteter« durchs Leben zu gehen (ab Seite 212).
Als junge Sporttherapeutin hatte ich ein besonders einschneidendes Erlebnis mit einer 54-jährigen Patientin, die ich als Einzelpatientin im Beckenbodentraining betreut habe. Sie kam zu mir mit der Diagnose einer mittelschweren Belastungsinkontinenz. Beim Heben, Laufen, Niesen und Husten hatte sie leichten Harnverlust, der sie in ihrer Lebensqualität schon sehr einschränkte.
Wir haben gemeinsam verschiedene Übungen zur Aktivierung des Beckenbodens durchgeführt, haben mittels Visualisierung die Vaginalmuskulatur angesteuert und aktiviert und damit auch die Bewegung der Schamlippen angeregt. Diese Übungen sollten der Patientin ein besonderes Körpergefühl vermitteln, um wieder einen Zugang sowohl zur eigenen Weiblichkeit als auch zu den persönlichen und sexuellen Bedürfnissen zu erlangen. Sanfte, sich stetig wiederholende Beckenbewegungen, die Aufrichtung und das Nachvornekippen des Beckens sollten ergänzend die Lendenwirbelsäule entlasten. Die Patientin hat die Übungen sehr aufmerksam und ehrgeizig durchgeführt und ging an diesem Tag äußerst motiviert nach Hause.
In der Woche darauf hatte sie erneut einen Termin bei mir, wieder als Einzelpatientin. Wir haben ein weiteres Mal sehr intensiv mit ihrer Beckenbodenmuskulatur sowie auch mit ihrer Bauch- und Rückenmuskulatur gearbeitet. Im Liegen und im aktiven Stand haben wir Bein- und Gesäßmuskeln gekräftigt, immer mit zusätzlicher Beckenbodenaktivität.
Im Anschluss an das sehr intensive Training habe ich mit meiner Patientin noch einige beckenbodenentspannende Übungen durchgeführt. Während dieser Entspannungsphase kamen wir ins Gespräch. Die bis dahin eher einsilbige, aber dennoch aktive und motivierte Patientin begann, mir von sehr persönlichen Erlebnissen zu berichten. Sie erzählte, dass ihr seit 15 Jahren an den Rollstuhl gefesselter Ehemann sie regelmäßig dazu zwang, ihn oral oder mit der Hand zu befriedigen. Aus Liebe oder mittlerweile mehr aus Schuldgefühlen sah sie sich dazu veranlasst, ihm diesen »Dienst« zu erweisen. Ihre eigenen Bedürfnisse, ihre eigene Sexualität interessierten ihren Ehemann allerdings überhaupt nicht. Er suhlte sich im Selbstmitleid und sie fügte sich ihm.
Bis zu dieser vergangenen Woche. Sie erzählte mir, dass sie auch zu Hause die Beckenbodenaktivierungen für sich übte und sie regelmäßig in den Alltag einbezog. Sie hatte dabei plötzlich gespürt, wie sich ihre eigenen Bedürfnisse regten.
Dies war der Moment, der ihr Leben veränderte. Sie sagte mir, dass sie sich nie mehr befehlen lassen würde, ihren Mann auf sein Verlangen hin zu befriedigen. Seine Behinderung durfte nie mehr als Druckmittel verwendet werden, ihm sexuelle Dienste zu erweisen, obwohl sie das nicht wollte.
Mir wurde in diesem Moment plötzlich klar, dass ihre Harninkontinenz nicht nur eine körperliche, sondern vielmehr auch eine seelische Ursache hatte. Der sexuelle Druck, den ihr Mann auf sie ausübte, hatte sich komplett auf ihre Beckenbodenmuskulatur ausgewirkt. Ihr Beckenboden war geschwächt! Schwach durch den psychischen Druck, durch die Angst vor dem sexuellen Erleben mit ihrem Mann.
Dieses Erlebnis mit meiner Patientin zeigte mir, dass Sexualität, ein starker Beckenboden und ein gefestigtes Selbstbewusstsein ganz klar miteinander verbunden sind.
Gut trainierte, aktivierte Beckenbodenmuskeln verstärken unser Lustempfinden und verbessern deutlich die Orgasmusfähigkeit und -intensität, indem sie die Durchblutung im Genitalbereich erhöhen und die Scheide mittels eines guten Muskeltonus verengen. Dadurch wird beim Sex der Penis enger umschlossen und die Reibung in der Vagina erhöht, was auch Ihr Partner zu spüren bekommt. Auch die Entspannungsfähigkeit darf nicht zu kurz kommen. Denn ein Muskel, der unter Dauerspannung steht, hat keine Erholungsphase.
Dazu resultiert eine starke, aufrechte und gesunde Rückenmuskulatur aus der Stärke unseres Beckenbodens. Egal ob Mann oder Frau, für beide Geschlechter ist es wichtig, die Beckenbodenmuskulatur zu pflegen, mit ihr regelmäßig zu arbeiten, sie zu aktiveren.
Für den Mann steigt mit der Kraft der Beckenbodenmuskulatur neben der Kontinenz die Erektionsfähigkeit. Die Ausdauer beim Geschlechtsverkehr, die Zeit, wie lange ein Orgasmus hinausgezögert werden kann, und auch die Härte des erigierten Penis werden von der Beckenbodenmuskulatur mitbestimmt. Natürlich spielen hier aber auch andere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel mentale Stärke, ein gut eingestellter Hormonspiegel und eine gesunde Libido.
Aktivieren und trainieren wir Frauen regelmäßig und zunehmend unsere Beckenbodenmuskulatur, bearbeiten wir dabei unter anderem einen Teil der umliegenden »Hilfsmuskeln«, also Bauch-, Rücken- und Beinmuskulatur, auf die wir in unserem Trainingsprogramm ab Seite 81 besonders eingehen werden. Bewegen wir gerne, ausdauernd und liebevoll unseren Körper, fühlen wir uns auch mental stärker. Klar, wer will schon mit Ende 30, Anfang 40 Inkontinenzeinlagen tragen? Auch wenn uns die Werbung suggeriert, es sei doch überhaupt kein Problem, ein selbstbestimmtes und wunderbares Leben zu führen, wenn wir täglich unsere Slipeinlagen verwenden. Eine Firma hat sogar einen Namen dafür kreiert und ihn schützen lassen: der »Uups-Moment«!
Aber mal ehrlich, wer von uns, egal welchen Alters und in welcher Situation, möchte einen »Uups-Moment« erleben? Keine Frau, die ich kenne! Wir möchten einen starken Beckenboden, der unsere Blase jederzeit kontrollieren und den Harn zurückhalten kann. Und wenn es sein muss, auch mal länger, wenn nicht sofort eine Toilette in Reichweite ist.
Ich wurde nun schon des Öfteren gefragt, wie ich auf die Idee kam, ein Buch zum Thema Beckenboden zu schreiben, dazu noch mit dem besonderen Inhalt Sexualität – für ein erfülltes Liebesleben. Ich habe in der Vergangenheit viele Bücher zum Thema Beckenbodentraining gelesen und habe in meiner Arbeit als Sporttherapeutin sehr viele Beckenbodenkurse und -fortbildungen geleitet, da dieses Thema schon immer eine Herzensangelegenheit für mich war. Es ist für alle Frauen gewinnbringend, egal ob jung oder alt, ob Mütter, solche, die es werden wollen, oder jene ohne Kinder, schwangere Frauen, Frauen mit Inkontinenz oder anderen Beschwerden im Urogenitaltrakt oder Frauen, die einfach eine bessere Sexualität erleben wollen.
Ich möchte den Beckenboden auf wertschätzende und respektvolle Weise in den Alltag, in das tägliche Bewusstsein rücken. Ich möchte neugierig machen und darüber informieren, welche positiven Effekte ein gut trainierter Beckenboden mit sich bringt, auf das allgemeine Wohlbefinden, die Körperhaltung, die Sexualität. Orgasmen können trainiert, können intensiver erlebt werden. Und wenn Sie die umliegenden Muskelbereiche in Ihre Aktivierung der Beckenbodenmuskeln miteinbeziehen, wie mein Programm es vorsieht, werden Sie zugleich auch Ihre Figur sichtbar positiv verändern können!
Beckenbodentraining macht Lust auf Bewegung, Lust am eigenen Körper, Lust auf Sex. Die weiblichen Genitalien, Selbstbefriedigung, Orgasmusfähigkeit und der Wunsch, offen darüber zu kommunizieren, sind weitere Themen dieses Buches.
Ich möchte erreichen, dass Sie Lust auf Bewegung haben, Lust am eigenen Körper spüren, Lust auf Sex bekommen, den Sie auch richtig genießen können. All das lässt sich durch unser Beckenbodentraining erreichen, denn unser Beckenboden ist viel mehr als nur das »Auffangnetz« für die inneren Organe des Unterkörpers. Er hat großen Einfluss auf unser Lustempfinden, aber auch auf unsere allgemeine Gesundheit, unsere Körperhaltung und nicht zuletzt unser Selbstbewusstsein. Und je wohler Sie sich in Ihrem Körper fühlen, je zufriedener Sie mit sich selbst sind, desto bewusster bewegen Sie sich im Alltag. Sie treten selbstsicher auf, blicken gerne in den Spiegel, zeigen sich ungeniert nackt und haben Spaß am Sex.
In den nächsten Kapiteln geht es darum, weibliche Sexualität aktiv und genussvoll zu leben. Gerade wenn es Ihnen schwerfällt, zum Höhepunkt zu kommen, oder wenn Sie Schwierigkeiten haben, beim Geschlechtsverkehr durch reine Penetration einen Orgasmus zu erleben, werden dieses Buch und das darin beschriebene Beckenboden-Trainingsprogramm Ihnen helfen.
Viele Frauen benötigen die Unterstützung mit den Händen, also eine gleichzeitige Stimulation der Klitoris, um beim Sex kommen zu können. Wenn Sie leichter, schneller und intensiver beim Geschlechtsverkehr mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin und bei der Selbstbefriedigung einen Orgasmus erleben möchten, können Sie durch gezieltes Training Ihrer Beckenbodenmuskeln zum einen die Libido fördern, was wiederum eine verbesserte Durchblutung der Scheide bewirkt. Schamlippen und Klitoris wirken dann wie die Schwellkörper im Penis des Mannes. Zum anderen können Sie durch das Anspannen Ihrer Beckenbodenmuskeln beim Sex die Reibung in der Vagina erhöhen und den Penis des Mannes (oder auch einen Dildo oder Vibrator) regelrecht umklammern. Je nach Stellung, zum Beispiel wenn Sie auf dem Mann sitzen, bestimmen Sie Tempo und Intensität und können so intensiv den G-Punkt stimulieren.
Leider haben viele Frauen Schwierigkeiten, zum Orgasmus zu kommen. Die Gründe dafür sind vielfältig und können körperlichen wie seelischen Ursprungs sein. Wie Sie im Folgenden erfahren werden, lässt sich die Orgasmusfähigkeit und -intensität aber in den meisten Fällen trainieren. Befassen Sie sich mit dieser überaus interessanten und lustbringenden Thematik und erfahren Sie, wie Sie persönlich davon profitieren können.
Liebe Frauen, bitte merken Sie sich eines: Unsere weiblichen Genitalien sind wunderschön und absolut einzigartig! Jede Vagina, auch Scheide genannt, sieht anders aus, sie unterscheiden sich voneinander wie der persönliche Fingerabdruck.
Falls Sie es nicht schon längst getan haben, sollten Sie Ihre Vagina am besten erst einmal genau kennenlernen. Beschäftigen Sie sich mit ihr: Setzen Sie sich mit weit geöffneten Beinen vor einen Spiegel und schauen Sie sich Ihre Vagina genau an. Streicheln Sie sanft darüber, spüren Sie diese samtweiche Haut und freuen Sie sich daran.
Öffnen Sie mit Ihren Fingern die Schamlippen, fahren Sie sanft über die Klitoris. Bei jeder Frau sieht die Klitoris ein bisschen anders aus und unterscheidet sich sogar in ihrer Größe. Schauen Sie einmal genau hin: Die Klitoris ähnelt einem kleinen Penis und bei manchen Frauen ist sie um einiges größer als bei anderen Frauen. Sie hebt sich regelrecht ab und kann ähnlich wie ein Penis stimuliert werden.
Sehr schnell werden sich Ihre Schamlippen unter Ihren Streicheleinheiten von selbst öffnen. Sie werden die zwei Schamlippenpaare erkennen können, die äußeren und die inneren Schamlippen, die bei jeder Frau unterschiedlich groß ausgeprägt sind und dementsprechend nah angeschmiegt sind oder sich leicht nach außen schlagen.
Beobachten Sie auch einmal zyklusabhängig Ihre Vagina. Im Zeitraum kurz vor und während der fruchtbaren Tage sind die Schamlippen stärker sichtbar und ausgeprägter. Sie werden größer und praller und öffnen sich weiter nach unten außen.
Verstärken Sie die Streicheleinheiten rund um Ihre Vagina mithilfe eines Öls, fördern Sie die Durchblutung, die Sensibilität und Erregbarkeit. Erweitern Sie den Radius, massieren Sie auch den Bereich des Dammes. Je nach Vorliebe erregt es Frauen, wenn der Bereich um den Anus gestreichelt und stimuliert wird. Gerade hier verlaufen unzählige Nerven, diese Zone ist eine sehr empfindliche und erogene Körperstelle, deren Stimulation allein bereits zum Orgasmus führen kann.
Die Vagina wird im Inneren von den Beckenbodenmuskeln umspannt. Aus diesem Grund ist auch die Orgasmusfähigkeit trainierbar! Ebenso wie das Erreichen eines vaginalen Orgasmus. Und alle Frauen, die schon einen vaginalen Orgasmus hatten, behaupten mit Recht, dass es ihn gibt!
Der Aufbau der Vagina
Aktivieren Sie willkürlich Ihre Beckenbodenmuskeln, wie es auf Seite 51 f. beschrieben wird, werden Sie bald spüren, dass es durch die Kontraktionen in der Klitoris sanft zu pochen beginnt. Dafür benötigen Sie eine gute Wahrnehmung, die Sie durch viele Übungen in diesem Buch erlernen können.
So können Sie jederzeit durch Kontraktionen des Beckenbodens im vorderen Bereich Ihres Beckens die Durchblutung Ihrer Vagina fördern und somit nahezu auf Knopfdruck Lust erzeugen. Durch Beckenbodentraining auf absolut geniale Weise in Stimmung kommen!
Das weibliche Lustempfinden und somit unsere Sexualität sind stark von Hormonen geprägt und unterliegen dadurch auch zyklusbedingten hormonellen Schwankungen. Den Zyklus von der Monatsblutung an über die Vorbereitung auf den Eisprung durch Aufbau der Schleimhaut in der Gebärmutter nehmen Frauen besonders gut durch das gleichzeitig vermehrte Auftreten von Zervixschleim wahr (siehe hierzu auch Seite 202).
Beobachten Sie dabei auch die äußerliche Veränderung Ihrer Vagina! Kurz vor der Periode sind die inneren und äußeren Schamlippen viel kleiner und enger an den Körper angeschmiegt. Wenn es dann nach einigen Tagen auf den Eisprung, die fruchtbaren Tage zugeht, sind die äußeren Schamlippen besonders prall, die inneren Schamlippen haben sich weit nach außen geöffnet und beim Geschlechtsverkehr spüren Sie, dass Sie sehr feucht, wenn nicht sogar sehr nass sind, um den Penis besonders leicht und gut in sich aufnehmen zu können.
Gerade in diesen Tagen, wenn wir hormonell extrem lustempfänglich sind, weil wir uns instinktiv fortpflanzen möchten, nehmen die Gedanken an Sex und Selbstbefriedigung enorm zu. Wir Frauen schleichen dann geradezu um unsere Partner herum und haben große Lust auf Sex und Befriedigung. Trauen Sie sich, Ihren Partner oder Ihre Partnerin darauf anzusprechen. Berichten Sie ihm oder ihr von Ihren Wünschen und Ihrem Verlangen nach Sex. Männer sind sehr empfänglich für die Lust ihrer Frauen. Auch ihnen tut es gut, wenn ihnen signalisiert wird: Ich habe jetzt Lust auf dich!
In den fruchtbaren Tagen, wenn unsere Lust groß ist, gelingen auch Orgasmen leichter und sind oft noch intensiver! Besonders wenn Sie sich mit dem Orgasmus allgemein schwertun, er oft schwach ausgeprägt ist oder Sie Schwierigkeiten haben, einen vaginalen Orgasmus zu erreichen (siehe hierzu Seite 30 f.), probieren Sie es einmal in der Zyklusmitte aus. Der Orgasmus ist definitiv trainierbar! Sie sollten hierzu nicht nur mit dem gezielten Beckenbodentraining beginnen, sondern Ihre Lustregion auch bewusst in den Mittelpunkt rücken und Ihre Sexualität in den Alltag einbinden. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten: zum Beispiel beim Eincremen nach dem Duschen verwöhnen Sie auch Ihre Schamregion mit Creme, rund um die Schamlippen, den Schamhügel. Dabei die Beckenbodenmuskeln anspannen (Übungen »Beckenbodenmuskeln richtig aktivieren« siehe Seite 51 f.) und die Scheide währenddessen beobachten. Beckenboden und Sex sind ein unschlagbares Team. Wenn Sie Ihre Sexualität mit dem Beckenbodentraining verbinden, erzielen Sie spürbare Erfolge.
Hatten Sie auch schon einmal erotische Träume, vielleicht hatten Sie sogar schon hin und wieder einen Orgasmus während des Schlafs? Willkürlich und unwillkürlich beeinflussen Gedanken, Nerven- und Muskelaktivität die Orgasmusfähigkeit. Einige Frauen hatten auch schon während des Sports (zum Coregasm siehe Seite 194 ff.), beim Fitnesstraining oder beim Radfahren Orgasmen. Diese werden von der jeweiligen Position, Stimulation durch Reibung oder durch Muskelaktivitäten im Bauch- und Beckenraum beeinflusst.
Schauen Sie sich Aufbau und Funktion der weiblichen Genitalien sowie der Beckenbodenmuskeln an. Sie werden erkennen, wie Scheide und Klitoris aufgebaut sind und wie sie von den Beckenbodenmuskeln umgeben sind. Wenn Sie wissen, wie Sie beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung die Beckenbodenmuskeln anspannen können, wie Sie regelrecht mit dem Beckenboden spielen können, steuern Sie gezielt auf den nächsten Orgasmus zu!
Bei vielen Frauen ist der Hormonhaushalt durch die Einnahme oder die Anwendung von Hormonpräparaten zur Verhütung (Mini-, Mikro-, 2-Phasen-Pille, 3-Monats-Spritze, Hormonimplantat, Hormonspirale usw.) allerdings dahingehend gestört, dass sie ihren natürlichen Eisprung und damit verbunden ihre fruchtbaren Tage überhaupt nicht wahrnehmen. Aus diesem Grund sind Lust (Libido) und das damit verbundene Verlangen nach Sex und Orgasmus immens gestört. Viele Frauen, die ihre Verhütungsmethode von hormonell auf NFP (natürliche Familienplanung) oder auf Barrieremethoden (Kondom, Frauenkondom, Diaphragma oder Kupferspirale) umgestellt haben, berichten, dass sie sich von da an selbst als Frau viel besser gespürt und wahrgenommen haben.
In der Schwangerschaft verspüren einige Frauen besonders viel Lust auf Sex, wenn die Phase der Schwangerschaftsübelkeit vorbei ist. Warum ist das so? Die Hormone in der Schwangerschaft bewirken, dass Vagina und Klitoris stärker durchblutet sind und deshalb besonders empfänglich für Reize und Berührungen. Häufig sind die Orgasmen in der Schwangerschaft intensiver.
Frauen in der Menopause sind beim Sex oft unbefangener als vorher. Dies liegt zum einen daran, dass jetzt nicht mehr an Verhütung gedacht werden muss und sie so ganz unbekümmert ihre Lust ausleben können. Zum anderen sind reifere Frauen oftmals »angekommen« und wissen genau, was sie brauchen und was ihnen guttut. Leider begünstigen Hormonschwankungen in den Wechseljahren Scheidentrockenheit durch den sinkenden Östrogenspiegel, da die Durchblutung in der Vaginalschleimhaut abnimmt. Eine gesteigerte Durchblutung kann durch ein lustvolles Vorspiel vor dem Sex und ein regelmäßiges Beckenbodentraining maßgeblich gesteigert werden, so regen Sie die Produktion der Scheidenflüssigkeit an und erleben nach wie vor feuchten Sex.
Immer wieder hört man von Naturwissenschaftlern, der Orgasmus der Frauen sei evolutionsbiologisch unwichtig, habe also für das Überleben der Menschheit keine Relevanz. Andere sind der Meinung, dass die Menschheit nur aus dem Grund nicht ausgestorben ist. Denn gäbe es den Orgasmus nicht, hätten wir deutlich weniger Lust auf Sex, was in früherer Zeit, als es noch keine Verhütungsmöglichkeiten gab, ja zugleich bedeutete: weniger Lust, uns fortzupflanzen. Biologisch gesehen ist der weibliche Orgasmus also zumindest ein wahnsinnig intelligenter Trick der Natur, um gerne und häufig Sex zu haben und sich fortzupflanzen.
Ganz instinktiv um den Zeitpunkt des Eisprungs herum, also dann, wenn eine Frau »Paarungsbereitschaft« signalisiert, erscheinen uns auch sonst weniger attraktive Männer plötzlich unheimlich attraktiv. Der Mensch soll sich fortpflanzen, soll seine Spezies vermehren. Wir Frauen flirten dann besonders gerne und wirken selbst auch attraktiver. Die Haut wird reiner, rosiger, praller. Es steigt die Lust auf Sex, die Lust auf Vermehrung.