Behavioral Finance bei Investitionsentscheidungen. Das Anlegerverhalten zwischen Rationalität und Emotion - Michael Schäfer - E-Book

Behavioral Finance bei Investitionsentscheidungen. Das Anlegerverhalten zwischen Rationalität und Emotion E-Book

Michael Schäfer

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Beschreibung

Der Mensch ist nicht immer rational. Dieser schlichten Tatsache entgegen geht die Wirtschaft häufig von einem Homo Oeconomicus aus. Dieser handelt ausnahmslos rational, entscheidet unter Nutzung vollständiger Informationen und trifft rationale Entscheidungen. Doch heute stößt diese Annahme immer häufiger an Grenzen. Die Behavioral Finance fordert deshalb einen Paradigmenwechsel. Michael Schäfer zeigt, wie man das Geschehen auf den Finanzmärkten unter Einbezug menschlicher, das heißt nicht-rationaler Verhaltensweisen, erklären kann. Seine Publikation konzentriert sich dabei vor allem auf das Anlageverhalten bei Investitionsentscheidungen. Aus seinen Ergebnissen leitet er jedoch auch Konsequenzen für die Praxis und konkrete Handlungsempfehlungen ab. Mit seiner Publikation beantwortet er so eine zentrale Frage: Wie lassen sich beim irrationalen Menschen Fehlinvestitionen durch begrenzt rationale Anlageentscheidungen vermindern? Aus dem Inhalt: - Kapitalmarkt; - Aktieninvestment; - Privatanleger; - Portfoliozusammenstellung; - Investition

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Michael Schäfer

Behavioral Finance bei Investitionsentscheidungen

Das Anlegerverhalten zwischen Rationalität und Emotion

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum:

Copyright © Studylab 2018

Ein Imprint der Open Publishing GmbH, München

Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt, Germany

Coverbild: Open Publishing | Freepik.com | Flaticon.com | ei8htz

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Klassische Kapitalmarkttheorie

2.2 Behavioral Finance

3 Empirische Analyse zum Anlegerverhalten

3.1 Klassifizierung und Risikoneigung von Investoren

3.2 Analyse der Portfoliozusammenstellung von Privatanlegern

3.3 Anomalien und Aktieninvestments im Zusammenhang

4 Praktischer Nutzen und Handlungsmöglichkeiten

4.1 Herdenverhalten

4.2 Confirmation Bias

4.3 Availability Bias

4.4 Home Bias

4.5 Loss Aversion

4.6 Overconvidence

4.7 Representativeness Bias

4.8 Self Attribution Bias

4.9 Conservatism Bias

4.10 Status Quo Bias

4.11 Illusion of Control

5 Thesenförmige Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

APT - Arbitrage Pricing Theory

Bspw. - Beispielsweise

Bzgl. - Bezüglich

Bzw. - Beziehungsweise

CAPM - Capital Asset Pricing Model

DAX - Deutscher Aktienindex

D.h. - Das heißt

Ebd. - ebenda

EMH - Effizienzmarkthypothese

Et al. - et alii

EUR - Euro

U.a. - Unter anderem

U.U. - Unter Umstände

Vgl. - Vergleiche

WPHG - Wertpapierhandelsgesetz

Z.B. - Zum Beispiel

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Portfolio Selection Theory.

Abb. 2 CAPM - Wertpapierlinie.

Abb. 3 Subjektive Bewertung von Gewinnen und Verlusten..

Abb. 4 Altersklassen..

Abb. 5 Wertpapiererfahrung.

Abb. 6 Vermögenssituation..

Abb. 7 Vermögensaufteilung.

Abb. 8 Fragestellung zur Loss Aversion..

Abb. 9 Fragestellung zum Availability Bias.

Abb. 10 Fragestellung zur Illusion of Control

Abb. 11 Münzwurf

1 Problemstellung

Mit der Aussage, „There is nothing so disastrous as a rational investment policy in an irrational world“, beschreibt Keynes den Einfluss rationalen Anlageverhaltens in einer irrational getriebenen Welt.[1] Tatsächlich lernen tausende Business-School-Studierende weltweit, die Risiken von Investments zu bewerten und die erwarteten Renditen, mittels der Portfoliotheorie oder des Capital Asset Pricing Models (CAPM) zu berechnen. Doch worauf basieren diese Modelle und ist es dadurch tatsächlich möglich, die Wirklichkeit abzubilden?[2] Die restriktive Annahme eines rational handelnden Individuums bildet eine der theoretischen Grundlagen. Insbesondere die daraus abgeleitete Existenz eines effizienten und somit reibungslos funktionierenden Kapitalmarktes wird hierbei vorausgesetzt.[3] So bildete sich eine weitere Annahme, das Modell des Homo Oeconomicus.[4] Insbesondere haben durch diese Theorien, die aus der Kapitalmarkttheorie hervorgebrachten Instrumente, in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.[5]

Dennoch mehrten sich Stimmen aus der Wissenschaft, die diese Annahmen in Frage stellen. Insbesondere werden die seit Jahrzehnten dominierenden Modelle auf Grund ihres geringen Erklärungs- und Prognosegehaltes als zunehmend ungeeignet betrachtet. Daraus bildeten sich neue Forschungsansätze, deren Wurzeln auf die verhaltenswissenschaftliche Forschung zurückgehen und zumeist unter dem Begriff der „Behavioral Finance“ bekannt sind. Innerhalb der Behavioral Finance steht nicht nur die Weiterentwicklung der vorherrschenden Modelle im Vordergrund, sondern es werden zunehmend Stimmen laut, die einen Paradigmenwechsel fordern.[6] Im Ergebnis bedeutet dies, eine Abkehr von rationalen Annahmen und hinzu einer realistischeren Gestaltung des Homo Oeconomicus.[7] Die Behavioral-Finance-Forschung soll somit dazu beitragen, das Geschehen auf den Finanzmärkten unter Einbezug menschlicher Verhaltensweisen zu erklären.[8]

Den Grundgedanken der Behavioral Finance und das Thema dieser Arbeit, lassen sich treffend mit den Worten von Dürrenmatt beschreiben: „Das Rationale am Menschen sind seine Einsichten, das Irrationale, das er nicht danach handelt.“[9]

In diesem Sinne sollen im Rahmen dieser Arbeit folgende Punkte geklärt werden:

Das vermeintlich irrationale Anlegerverhalten, soll empirisch überprüft werden.Einen praktischen Nutzen daraus zu ziehen und Handlungsempfehlungen abzuleiten, die zu einer Verminderung von Fehlinvestitionen beitragen können, welche durch begrenzt rationale Anlageentscheidungen ausgelöst werden.

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Klassische Kapitalmarkttheorie

2.1.1 Aufbau und Inhalt klassischer Kapitalmarkttheorien

Zur Erklärung und zur systematischen Abgrenzung ist es unumgänglich, aus der Vielzahl an Theorien, zumindest jene finanzmarkttheoretischen Grundlagen kurz darzustellen, die eine Lösungsfindung unterstützen können.

Demnach wird begonnen in der Mitte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der klassischen Nationalökonomie, wo durch Wirtschaftswissenschaftler erstmals die Einflüsse der menschlichen Entscheidungsfindung analysiert wurden. Dies wird in der Literatur als der Grundstein für die Entstehung der verhaltensorientierten Kapitalmarktforschung gesehen. Einen entscheidenden Beitrag zum Beginn der klassischen Nationalökonomie lieferte Adam Smith mit seinem Hauptwerk „The Wealth of Nations, dessen Buch auf das Jahr 1776 datiert wird.[10] Smith beschreibt darin, dass Märkte frei von staatlichen Einflüssen sein sollten und von einer unsichtbaren Hand geleitet werden. Er vertrat weiter die Ansicht, dass dadurch Märkte automatisch zu Gleichgewicht und Vollbeschäftigung führen. Er stützte sich dabei auf der Annahme, dass sich das menschliche Handeln rein aus ökonomischen und rationalen Überlegungen zusammensetzt.[11]

Auf die klassische Nationalökonomie folgte im Laufe des 20. Jahrhunderts die neoklassische Ökonomie. Die Ansätze das Marktverhalten durch die Psychologie erklären zu wollen, wurden dadurch weitestgehend zurückgedrängt. Die Doktorarbeit von Louis Bachelier aus dem Jahre 1900 wird allgemein als der Beginn zur Entwicklung der neoklassischen Kapitalmarkttheorie gesehen.[12] Bachelier gelangte zur Erkenntnis, dass Aktienkursbewegungen durch stochastische Prozesse modellierbar sind. Er stellte weiter fest, dass Aktienkursbewegungen die statistischen Eigenschaften eines reinen Zufallsprozesses aufzeigen.[13] Mit dem Kernsatz das die mathematische Gewinnerwartung eines Spekulanten null sei, beschreibt dies Bachelier in seiner Arbeit deutlich: „L´espérance mathématique du spéculateur est nulle“.[14] Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Portfolio eines Kapitalanlegers der sich für Aktien entscheidet die ihm später überdurchschnittliche Renditen liefern, ist ebenso groß, wie die Wahrscheinlichkeit, dass er in seinem Portfolio überwiegend unterdurchschnittlich gute Titel hält.[15] Diese Annahme war die Grundlage der Random Walk These, welche behauptet, dass zeitlich aufeinanderfolgende Preisänderungen statistisch unabhängig sind und dem Erscheinungsbild nach, sich nicht von einer durch einen Zufallsmechanismus erzeugten Zahlenreihe unterscheiden lassen.[16] Die Random-Walk These behauptete sich jedoch erst auf der Jahrestagung 1953 der Royal Statistical Society, als der renommierte britische Statistiker Maurice Kendall seinen Vortrag zur Analyse ökonomischer Zeitreihen hielt.[17] In seinem Vortrag stellte er die Behauptung auf, dass Aktienkurse aussehen „like a wandering one, almost as if once a week the Demon of Chance drew a random number from a symmetrical population of fixed dispersion and added it to the current price to determine next week´s price.“[18] Um Missverständnisse zu vermeiden, die These betitelt nicht, dass Aktienkurse zufällig erzeugt werden, sie beschreibt lediglich, dass Ihr Erscheinungsbild nicht von einer zufällig entstandenen Zahlenreihe unterscheidbar ist.[19] Ein weiteres zentrales Modell das die neoklassische Ökonomie hervorbrachte, war die Annahme des Homo Oeconomicus.[20] Der Homo Oeconomicus, das Idealbild eines Marktteilnehmers, wird definiert als ein rationales, nutzenorientiertes und vollständig informiertes Individuum.[21] Der Homo Oeconomicus ist ein Investor, mit allwissender, fehlerloser und unbegrenzter Problemlösungsfähigkeit ausgestatteter Marktteilnehmer.[22] Er verfolgt hierbei die Prinzipien des absoluten Eigeninteresses und trifft Entscheidungen völlig rational und begründbar. Diese Entscheidungen trifft er dabei unter Nutzung vollständiger Informationen, wobei diese Informationen weder Transaktionskosten noch Informationsasymmetrien zulassen. Die Grundlage seiner Handlungen bilden demnach rationale Entscheidungen, die er durch realistische Erwartungen formuliert und nach der Erwartungsnutzentheorie umsetzt.[23]

Die Erwartungsnutzentheorie, welche auf von Neumann & Morgenstern (1947) zurückzuführen ist, betitelt rationales Verhalten bei risikobehafteten Entscheidungen unter Einbeziehung der Präferenzen des Entscheiders. Hierbei wird die Einstellung des Entscheiders zum Risiko beschrieben, folglich die Risikopräferenz.[24] Das Ziel besteht darin, rationales Verhalten unter Unsicherheit bestimmen zu können. Somit ist ein zentraler Gegenstand der Betrachtung, das Treffen von Entscheidungen, ohne dass dessen Ausgang und deren Konsequenzen bekannt sind.[25]

Die Erkenntnisse von Louis Bachelier, der Random-Walk-These sowie der Erwartungsnutzentheorie nutzte Eugene Fama in den 1960 Jahren zur Formulierung der Effizienzmarkthypothese (EMH).[26] Demnach wird ein Markt als Effizient bezeichnet, wenn alle am Markt vorhandenen Informationen komplett in den Wertpapierkursen widergespiegelt werden.[27] In den Worten von Fama: „A market in which prices always „fully reflect“ available informations is called „efficient“.[28] Die Überlegung der EMH geht davon aus, wenn es möglich wäre aus historischen Preisentwicklungen künftige Entwicklungen zu prognostizieren, bestünde die Möglichkeit Überrenditen zu erzielen. Dies würden jedoch viele Marktteilnehmer ebenfalls für sich ausnutzen wollen, was dazu führen würde, dass sich die Überrenditen schnell wieder neutralisieren. Die Kurse würden dann schnell wieder ihr richtiges Niveau erreichen. Die neuen Informationen würden sich dadurch nicht erst in der Zukunft widerspiegeln, sondern wären somit bereits in den heutigen Kursen enthalten. Sollte dies der Fall sein, würden die Kurse einem Random Walk folgen, insbesondere dann, wenn die Informationen neu sind und direkte Auswirkung auf die Kursentwicklung haben. Wie bereits Bachelier in seiner Theorie dokumentierte, würden sich dann aus der Beobachtung vergangener Kurse keine Überrenditen erzielen lassen.[29]

Unterscheiden lassen sich dabei 3 Effizienzstufen:

Von einer schwachen Markteffizienz wir gesprochen, wenn die Aktienkurse alle Informationen widerspiegeln, die bereits in den historischen Kursreihen enthalten sind. Infolge einer schwachen Informationseffizienz des Marktes wird jedwede Form der technischen Aktienanalyse gegenstandslos, die zur Analyse historische Kursinformationen heranzieht.[30]

Eine mittelstrenge Markteffizienz beschreibt, dass wenn alle öffentlich zugänglichen Informationen die zur Bewertung von Aktien notwendig sind, bereits in den Aktienkursen eingepreist sind. Bei einer mittelstrengen Informationseffizienz ist die fundamentale Aktienanalyse hinfällig. Insbesondere die Informationen aus der Fundamentalanalyse, wie bspw. Jahresabschlüsse, Zeitungsberichte und elektronische Informationsdienste, wären somit ohne Wert.[31]

Eine strenge Markteffizienz spiegelt in den Aktienkursen, alle irgendwo existierenden Informationen korrekt wieder. Demzufolge würden in einem strengen informationseffizienten Markt, nicht einmal Insider einen Vorteil aus dem Informationsvorsprung erzielen.[32]

2.1.2 Klassische Kapitalmarkttheorien und Ihre zugehörigen Modelle

2.1.2.1 Portfolio Selection Theorie

Das Vermögen in verschiedene Anlagen aufzuteilen liegt in dem Verlangen, dass Investoren eine Risikoverteilung anstreben. Sprichwörtlich „nicht alles auf eine Karte zu setzen“ oder das englische Sprichwort „Don´t put all your eggs in one basket“, betiteln denselben Grundgedanken. Die Risikoverteilung bzw. Verminderung durch Streuung auf mehrere Anlagen, wird in der Literatur auch unter dem Begriff der Diversifikation beschrieben. Eine wissenschaftlich exakte Beschreibung des weitverbreiteten Grundgedankens, lieferte Harry Markowitz aus den fünfziger Jahren.[33] Die von Markowitz im Jahr 1959 vorgestellte moderne Portfoliotheorie beschreibt, dass alle Anleger rational handeln und risikoscheu sind.[34]