Bei Salma zu Hause - Danny Ramadan - E-Book

Bei Salma zu Hause E-Book

Danny Ramadan

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Beschreibung

Eine neue zu Herzen gehende Geschichte mit der charmanten und kreativen Salma Salma lebt nun schon seit einem Jahr, elf Monaten und sechs Tagen in Hamburg und von Baba getrennt. Jetzt kann er endlich kommen und ihre neue Wohnung sehen, die Mama und Salma liebevoll für ihn eingerichtet haben – sogar mit selbst gebastelten Lampen. Salma freut sich so auf das Wiedersehen mit Baba, aber sie macht sich auch Sorgen. Was, wenn er Syrien so sehr vermisst, dass er sie und Mama wieder verlässt? Aus der Perspektive eines Betroffenen schreibt Danny Ramadan authentisch, einfühlsam und witzig die Geschichte von Salma. Dieses Buch erzählt empathisch die Geschichte des Ankommens in einem neuen Land und die damit einhergehenden Schwierigkeiten und Sorgen, vor allem von Kindern. Es legt den Fokus auf die Zeit des Familiennachzugs und was dieser für alle Beteiligten bedeutet. »Es ist okay, zwei Zuhauses zu haben, Salma«, sagt Baba, »Eins, in dem du wohnst, und eins, das in deinem Herzen wohnt.« aus Bei Salma zu Hause Ein Buch zum Selbstlesen, Vorlesen und für gemeinsame Gespräche. Es kann auch gut im Deutschunterricht für Sprachlernende eingesetzt werden. »Eine realistische, zärtliche Perspektive auf die Einwanderung von Kindern.« Kirkus Reviews

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Seitenzahl: 42

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Danny Ramadanund Anna Bron

Bei Salma zu Hause

Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn

Für Tala, ihre Mama und ihren Baba, willkommen zu Hause.

D. R.

Für Boudica, Iris, Rhea und Maia.

A. B.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 1

Mit ihrer kleinen Schere schneidet Salma vorsichtig den letzten Faden ab, dann bestaunt sie ihr Werk: eine bunte Papierlaterne. Die Bastelanleitung dafür hat sie im Internet gefunden.

»Guck mal, Mama. Die habe ich gebastelt, weil doch bald Ramadan ist.« Sie hat rotes Papier verwendet und kleine geometrische Formen draufgemalt. »Rot wie das Hamburger Wappen und mit Mosaikmuster wie in den Moscheen von Damaskus.«

Mama hält die Laterne hoch und schaut sie sich im Schein der Wohnzimmerlampe genau an. Sie lächelt. »Das ist ja ein richtiges Kunstwerk, Salma. Eine tolle Art, die Ankunft unseres heiligen Monats zu feiern.«

»Ich habe sie so gebastelt, wie ich sie in Erinnerung habe«, sagt Salma. Sie erinnert sich noch daran, wie sie al-Mesaher vor Sonnenaufgang in den Gassen von Damaskus gesehen hat. Sein Sohn lief schläfrig neben ihm her und leuchtete ihm mit einer echten Laterne den Weg. Al-Mesaher schlug auf eine kleine Trommel, um die Menschen aufzuwecken, damit sie ihr Suhur essen, die letzte Mahlzeit vorm Fasten.

»Glaubst du, al-Mesaher kommt auch bei uns in Hamburg vorbei, Mama?«, fragt Salma.

Mama gibt ihr die Papierlaterne zurück. »Vielleicht kann Baba ja dein persönlicher Mesaher sein, wenn er herkommt.«

Poch, poch poch poch, poch. Mama klopft auf den Wohnzimmertisch und singt: »Wach auf und iss Suhur, Ramadan steht vor der Tür.«

Salma kichert.

»Und jetzt ab ins Bett, junge Dame«, sagt Mama. »Morgen ist wieder Schule.«

Im Bett schließt Salma die Augen und wünscht sich, dass Baba bald kommt. Hamburg ist so ein schönes neues Zuhause: Salma liebt den Hafen und die vielen Möwen. Sie hat Schlittschuhlaufen auf der Eisbahn gelernt und sieht toll aus in ihrer lila Regenjacke. Aber irgendetwas fehlt ihr, weil sie Baba so sehr vermisst? Vielleicht, weil die Stadt ganz anders ist als ihre Heimatstadt in Syrien? Sie weiß es nicht.

In ihren Träumen läuft Salma mit Baba durch die Straßen von Damaskus. Er trägt einen roten Fez auf dem Kopf und ein großes seidiges Tuch um die Schultern.

»Komm, Salma, wir feiern die Rückkehr des Ramadans«, sagt Baba. Er drückt sich eine kleine Trommel an die Brust und schlägt darauf.

Poch, poch poch poch, poch.

Salma sieht sich um. Da ist ihre alte Schule in Damaskus und dort ihr liebster Süßigkeitenladen. Da drüben ist der kleine Park, in dem sie die Rutsche immer von unten nach oben hochgeklettert ist. Am Ende der Straße ist ihr altes Zuhause.

Auf einmal verschwimmen die Häuser, als wären sie Wolken. Eins nach dem anderen löst sich in Rauch auf, und schon sind sie verschwunden. Salmas Herz tut weh. Ihre Augen brennen.

»Baba, warum passiert das?« Salma drückt sich fester an Baba und klammert sich an seine Hand.

»Weil du vergessen hast, wie sie aussehen, Salma«, sagt Baba. Er zieht die Hand weg und geht. Er winkt zum Abschied, dann trommelt er wieder auf seiner kleinen Trommel.

Poch, poch poch poch, poch.

»Baba, bitte lass mich nicht noch mal allein.« Salmas Herz fühlt sich an wie ein flatternder Vogel, der aus seinem Käfig fliehen will. Sie rennt hinter Baba her, aber ihre Füße werden schwer. Die Straßen um sie herum verschwimmen, und ihr kleines Zuhause in Damaskus löst sich in Rauch auf. Sie hat Angst. »Baba, komm zurück.«

Poch, poch poch poch, poch.

Kapitel 2

Salma macht erschrocken die Augen auf. Das war ein unheimlicher Traum. Wieder hört sie das Poch poch, wie ein Echo aus ihrem Albtraum. Da bemerkt sie, dass es nur Mama ist, die an ihre Zimmertür klopft.

»Ist schon morgens?« Salma reibt sich die Augen, als Mama ins Zimmer kommt.

»Salma, ich muss dir was Tolles erzählen!«, sagt Mama. Salma springt aus dem Bett, als sie Mamas Neuigkeiten hört. Mama und sie tanzen durchs Zimmer, dann muss Salma sich für die Schule fertig machen.

Salma rennt aus der Wohnung. Ihre beste Freundin Riya kommt kaum hinterher.

»Salma, warte!«, ruft Riya. »Wieso rennen wir?«

»Ich hab tolle Neuigkeiten, die ich allen erzählen will!«

Salma stürmt ins Klassenzimmer und wäre fast mit Frau Singh an ihrem Tisch zusammengestoßen. »Baba hat endlich alle Papiere zusammen«, verkündet Salma vor der ganzen Klasse. »Bald kommt er nach Deutschland!«

Riya nimmt Salmas Hand und strahlt. »Ich freu mich so für dich, Salma!«

»Da wartest du ja schon so lange drauf«, sagt Ayman aus der letzten Reihe.

Salmas Mitschüler*innen jubeln. Ihr Herz pocht ganz schnell, es fühlt sich an, als würde es ihr gleich aus der Brust springen. Sie bedankt sich bei allen und drückt Riyas Hand.

»Willst du uns etwas über deinen Vater erzählen?«, fragt Frau Singh.