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Es war einmal ein wunderschönes Dorf namens Lebensdorf, dessen Einwohner, welche weniger als tausend waren, mit Freude und Zufriedenheit zusammenlebten. Es war ein Dorf, in dem man nur gut sein wollte und nette Menschen treffen konnte. Da gab es keine Lügner, Betrüger oder böse Menschen. Alle waren nett, freundlich und hilfsbereit zueinander, nicht nur zueinander, sondern auch zu ihren Gästen, die immer aus irgendeinem Grund in diesem Dorf auftauchten. Was aber noch viel wichtiger war, jeder hatte seine eigene Religionsfreiheit. Jeder glaubte an das, was er oder sie für richtig hielt. Es gab da keinen bestimmten Glauben oder ein religiöses Gesetz. Alle Besucher waren jederzeit willkommen. Ein Reisender hätte gern jede Hilfe bekommen können. Ob es ein durstiger Mensch war oder einer, der unterwegs Kleidung, Essen oder Geld bräuchte um weiter zu kommen. Es war alles ideal. Die Einwohner des Dorfes waren gute Menschen und wollten auch gute Menschen bleiben.
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Seitenzahl: 169
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Bendjo BlaineEin Buch für KindervonBehnam & Shirin H. Pour
Der Vater Behnam, geboren 1963 in Teheran, war erst siebzehn Jahre alt, als er seinen ersten Roman schrieb, der aber nicht veröffentlicht werden durfte. Dann musste er sein Land verlassen und lebt seit 1986 in Deutschland. Die Tochter Shirin, geboren 1987 in Heidelberg, interessiert sich ebenso für das Schreiben. So kamen Vater und Tochter irgendwann auf die Idee, gemeinsam Kinderbücher zu schreiben. Sie haben bis jetzt bereits zwei Bücher geschrieben und dieses Buch (Bendjo Blaine) ist das erste Werk, das erschienen ist.
Es war einmal ein wunderschönes Dorf namens Lebensdorf, dessen Einwohner, welche weniger als tausend waren, mit Freude und Zufriedenheit zusammenlebten. Es war ein Dorf, in dem man nur gut sein wollte und nette Menschen treffen konnte. Da gab es keine Lügner, Betrüger oder böse Menschen. Alle waren nett, freundlich und hilfsbereit zueinander, nicht nur zueinander, sondern auch zu ihren Gästen, die immer aus irgendeinem Grund in diesem Dorf auftauchten. Was aber noch viel wichtiger war, jeder hatte seine eigene Religionsfreiheit. Jeder glaubte an das, was er oder sie für richtig hielt. Es gab da keinen bestimmten Glauben oder ein religiöses Gesetz. Alle Besucher waren jederzeit willkommen. Ein Reisender hätte gern jede Hilfe bekommen können. Ob es ein durstiger Mensch war oder einer, der unterwegs Kleidung, Essen oder Geld bräuchte um weiter zu kommen. Es war alles ideal. Die Einwohner des Dorfes waren gute Menschen und wollten auch gute Menschen bleiben. Das Dorf war wunderschön und grün. Überall waren Blumen und Bäume. Rund um das Dorf war eine riesige Wiese, die die Schönheit der Mutter Natur zeigte. Dort spielten alle Kinder ungestört. Es war ein schöner Ort, wo man immer Spaß haben konnte und jeder voller Harmonie lebte. Oh mein Gott! Wenn nur dieses unvorstellbare Ereignis nicht geschehen wäre. Es war alles wie ein Alptraum. Immer wieder kamen Fragen auf wie: „Wieso? Warum? Wie?" Der Gedanke daran war sehr schlimm und die Wahrheit meistens bitter, denn Nuschin war verschwunden! Was würde passieren, wenn Nuschin nicht gefunden würde? Bliebe das Dorf für immer voller Traurigkeit? Würde Nuschin mit der Zeit in Vergessenheit geraten? Ein Dorf ohne sie? „Nein!", sagte sein Herz, als Bendjo den Sonnenuntergang mit Tränen in den Augen anschaute. Es war fast ein Monat her, dass die Einwohner des Dorfes nicht einmal mehr gelächelt hatten. Es war unglaublich traurig. Niemand konnte fassen, was mit dem jungen Mädchen geschehen war. Wie und wo sie auf einmal verschwunden war, fragte man sich immer wieder. Die kleine Nuschin war der Stolz aller Einwohner. Sie war mit ihren langen braunen Haaren, ihrem ovalen Gesicht, das wie der Mond schien, ihren dunkelbraunen Augen, welche von Liebe und Ehrlichkeit überschwänglich waren und ihrer allerschönsten Stimme und anderen Fähigkeiten, ein fast perfektes Kind. Seit ungefähr einem Monat suchten alle Leute nach ihr. Es war wie eine Arbeit geworden, die kein Ende fand und nur mit Sorgen und Tränen voranging. Sie haften sogar alle Nachbardörfer durchsucht aber leider war immer noch keine einzige Spur von ihr ausfindig zu machen. Die Menschen machten sich schreckliche Gedanken und Sorgen im Dorf. Wer sollte nun auf dem Feld für die tanzenden Kinder singen? Wer konnte sich so gut wie Nuschin mit den blühenden duftenden Blumen verständigen? All diese Fragen gingen Bendjo und seinen Freunden durch den Kopf. Bendjo saß mit seinem Hund Atelis und seinem Pferd Daya, die auch seine besten Freunde waren auf der Wiese und unterhielt sich mit ihnen. Sie konnten es einfach nicht mehr aushalten. „Keiner konnte sie finden!", redeten sie untereinander. Einige kleine Kinder wollten an dem Tag an dem Nuschin verschwand, eine merkwürdige alte Frau mit einem komischen Esel gesehen haben. Könnte diese alte Frau vielleicht etwas mit Nuschins Verschwinden zu tun haben? Nein! Eine alte Frau kann auf keinen Fall Nuschin entführt haben. Es sei denn, die alte Frau hatte sie irgendwie durch ein Medikament in Ohnmacht fallen lassen, und sie dann mitgenommen. „Wer weiß es? Heutzutage ist fast alles möglich.", sagte Bendjo zu sich selbst. „Aber ich werde sie finden, egal wie und wie lange es dauert. Selbst wenn ich bis zum Ende meines Lebens nach ihr suchen muss. Mein Gefühl sagt mir, dass sie noch am Leben ist!" ging es durch seinen Kopf. Bendjos alter treuer grauer Freund Atelis schüttelte seinen Kopf. Er war auch sehr traurig. Er konnte seinen Freund Bendjo gut verstehen und war auch der Meinung, dass Nuschin noch lebte. „Ich werde in der ganzen Welt suchen, um sie zu finden", sagte Atelis. Und Daya, Bendjos schneeweißes Pferd, bot Bendjo auch seine Hilfe an. „Wir reiten durch die ganze Welt bis wir sie gefunden haben", sagte die weiße Stute. Bendjo schaute seine Freunde an. Er war glücklich, denn er wusste, dass er wahre Freunde hatte, die er niemals verlieren wollte. Atelis war ein mutiger, treuer, lieber Hund. Er war klug und konnte ziemlich gut riechen. Er hatte den besten Geruchssinn. Er war schnell und sehr kräftig. Er war ein richtiger Kämpfer und gleichzeitig sehr friedlich, wenn es keine Gefahr gab. Daya war ebenfalls sehr nett und klug. Sie hatte viel Ausdauer und Kraft. Sie war das schnellste Pferd im Dorfe und auch Bendjos treuester Freund. Der Gedanke an Nuschin ließ keinen von den Dreien in Ruhe und deshalb hatten sie alle gemeinsam beschlossen auf die Suche nach Nuschin zu gehen. „Dann spreche ich heute Abend mit meiner Mutter!", sagte Bendjo sehr ernst.
Atelis fragte:„Warum nicht jetzt?" „Weil wir uns vorbereiten müssen, denn wir wissen nicht, wie lange wir auf der Suche bleiben müssen!" antwortete Bendjo. „Ich würde es auch besser finden, wenn du jetzt schon mit deiner Mutter sprichst, denn Zeit ist Gold und die sollte man nicht verlieren”, fügte Daya hinzu. Bendjo stand auf. Sie hatten den ganzen Vormittag unruhig am Fluss gesessen und gesprochen, denn hier endete Nuschins Geruchsspur. Nun war es beschlossen. Alle drei wollten Nuschin suchen und sie wieder finden. Keiner hatte Angst vor eventuellen Gefahren. „Ich nehme meine Schleuder mit, die man sicher irgendwann gut gebrauchen kann" sagte Bendjo. Er stieg auf Dayas Rücken und sie ritten nach Hause. Atelis rannte wie ein Schatten hinter den beiden her. Bendjo war jung und sportlich. Er war 150cm groß und für sein Alter gut gebaut. Seine schwarzen Haare waren kurz und lockig. Er hatte ein schmales kleines Gesicht. Sein Kinn ähnelte einer Birne und seine Nase war klein und süß. Seine Augen glänzten braun. Er war sehr beweglich und auch einer der besten Sportler des Dorfes. Bendjos Mutter Golnar war geschockt und voller Zweifel, ob sie ihrem Sohn erlauben sollte, sich so weit weg auf die Suche nach Nuschin zu begeben. Denn sie hatte Angst, dass auch Bendjo etwas zustoßen konnte. „Wir müssen mit deinem Vater sprechen!", sagte Golnar und schaute ihn mit traurigen Augen an. „Wenn du meine Entscheidung gut findest, wird er auch einverstanden sein!", antwortete Bendjo sehr ruhig. „Du weißt doch Mutter, ohne Nuschin kann ich in diesem Dorf nicht leben. Immer wenn ich mit den anderen Kindern auf den Feldern spiele, merke ich, wie sehr sie uns allen fehlt. Ihre Gedanken sieht man im Gesicht jeder Knospe, ihre Stimme hört man immer noch am Fluss, wo wir uns jeden Tag trafen." „Ihre letzte Spur geht bis zum Fluss, das heißt ihr Verschwinden hat irgendwas mit dem Fluss zu tun!”, sagte Atelis sehr ernst. „Mit dem Fluss? Was meint ihr denn damit? Wieso wollt ihr das immer noch behaupten?", fragte Golnar erstaunt. „Wissen Sie", fuhr Atelis fort, „ich meine der Geruch von Nuschin geht Schritt für Schritt zum Fluss. Vielleicht ging sie am Tag ihres Verschwindens, einige Minuten eher als die anderen Kinder zum Treffpunkt. „Und dann?", fragte Golnar dieses Mal mit sehr viel mütterlicher Sorge. „Dann ist sie verschwunden Mama. Vielleicht ist sie in den Fluss gefallen und sitzt nun irgendwo allein und braucht Hilfe.", sagte Bendjo. Golnar schaute alle fragend an. „Aber was redet ihr denn da? Wie kann denn ein Mensch wie Nuschin von diesem kleinen Fluss überwältigt werden?" Atelis wedelte kräftig mit seinem Schwanz und kam näher. „Ich weiß, es hört sich ein wenig merkwürdig und komisch an, aber ich bin mir ganz sicher, dass Nuschins letzte Spur am Fluss endet. Von dort aus gibt es keine einzige Spur mehr von ihr." „Und ertrunken kann sie auch nicht sein, denn unser Fluss ist doch sehr ruhig und still. Darin kann man ja sogar schwimmen, so harmlos ist er, und an dem Tag gab es keinen Sturm", setzte Bendjo hinzu. Alle waren sich einig. Nuschin musste über das Wasser auf die andere Seite des Flusses gegangen sein, was eigentlich nicht möglich sein konnte, aber denkbar wäre. „Wir denken, dass sie irgendwie von irgendjemandem über das Wasser verschleppt wurde!" sagten alle gleichzeitig. „Das kann auch möglich sein!" Die Stimme von Bendjos Vater hatte alle zu sich gerufen. „Wisst ihr!", fuhr er fort, „Wir leben in einer riesigen und komischen Welt, wo es alles Mögliche gibt. Über die andere Seite des Flusses erzählt man auch jede Menge Geschichten, die man lieber nicht erleben möchte. Wir Einwohner des Dorfes haben auch aus diesen Gründen den Kindern den Besuch auf die andere Seite des Flusses verboten. Aber leider scheint es so, dass Nuschin nichts davon wusste oder leichtsinnig war und nun freiwillig oder gegen ihren Willen dort ist!". Bendjo war sich sicher, dass sich Atelis niemals im Geruch irrte. Er wollte nach ihr suchen und sie wieder zurückbringen. „Daya und ich sind auch dabei!", sagte Atelis. Golnar wusste nicht so recht, was sie dazu sagen sollte. Sie war in Sorge um ihren Sohn und Nuschin. Bendjos Vater Barondo sagte: „Wir können dich sehr gut verstehen mein Sohn. Du glaubst, dass Nuschin noch lebt und du meinst du könntest sie finden. Du weißt aber nicht, wie lange du nach ihr suchen willst und was willst du denn dann mit deiner Schule und deren Aufgaben machen?" „Ich werde meine Bücher mitnehmen und unterwegs weiter üben. Seid sicher, ich werde es wie jedes Jahr schaffen. Ich verspreche es!", antwortete Bendjo stolz. „Dann müsst ihr aber sehr gut auf euch aufpassen!" sagte der Vater voller Hoffnung. Bendjo schaute seine Mutter fragend an. „Na gut, ich bereite noch etwas vor. Ihr müsst doch unterwegs etwas zu essen haben. Außerdem vergesst nicht, Geld mitzunehmen!", sagte Golnar. In jener Nacht sprachen Bendjo und seine Eltern über viele Dinge. Bendjo wusste nicht, dass sein Vater so viele Erfahrungen hatte. Alles was er sagte klang gut und entsprach der Wahrheit. Barondo gab ihm jede Menge gute Ratschläge und Bendjo behielt alles in seinem Kopf. In der Morgendämmerung standen sie auf. Bendjo sattelte Daya, holte seine Schleuder aus dem Stall und schärfte sein kleines Messer bis es ganz spitz wurde. Dann nahm er seine Schultasche mit. Barondo hatte sein Boot rausgeholt um damit Bendjo und seine Kameraden über den Fluss zu bringen. Nur für Daya war kein Platz im Boot. Aber das war nicht so schlimm, denn Daya konnte auch bis zur anderen Seite schwimmen. Golnar hatte den Frühstückstisch vorbereitet und auch Bendjos Rucksack gepackt. Nach dem Frühstück, als sich alle trafen, kam Barondo mit seinem schwarzweißen Vogel. Bendjo schaute seinen Vater fragend an. Barondo verstand die Blicke und erklärte ihm. „ Ihr werdet Schahin auch mitnehmen und sobald ihr eine gute Nachricht von Nuschin habt, lasst ihr ihn zurückfliegen, damit wir uns im Dorf keine Sorgen mehr machen müssen, denn er kann ja viel schneller zurück als ihr!" Schahin setzte sich auf Bendjos Schulter. Atelis tollte spielerisch herum. „Du musst dich auch bei Nuschins 'Familie verabschieden mein Kind!", sagte Golnar mit einem müden Lächeln. Bendjo war aufgeregt und antwortete hastig:„Ja Mama ich werde sie besuchen gehen." „Beeil dich, ich geh dann schon mal zu unserem Treffpunkt!", sagte Barondo. Als Bendjo am Haus von Nuschins Mutterangekommen war, klopfte er an ihre Haustüre. Nuschins Mutter erschien nach einigen Minuten an der Tür und sah Bendjo mit seinem Rucksack! „Oh ich sehe, du willst verreisen!", sagte sie erstaunt. „Na ja, ich wollte mich von Ihnen verabschieden." „Aber wohin willst du denn? Was werden denn deine Eltern ohne dich machen? Sie werden dich doch schrecklich vermissen. Genauso, wie ich meine kleine Nuschin vermisse!", rief sie mit erhobener heller Stimme. Sie sagte all das so schnell und traurig, dass man ihr nicht mal in die Augen schauen konnte. Plötzlich fing sie an zu weinen. Seit Nuschin verschwunden war, sah Bibi viel älter aus. Sie war dünner geworden und ihr Körper sah müde und kraftlos aus. Bendjo war erschrocken. Er merkte wie verwirrt Bibi war und versuchte sie zu beruhigen. „Aber nein Bibi, ich werde nicht für immer weg gehen: Ich gehe um nach Nuschin zu suchen." Dann hörte sie mit dem Weinen auf und schaute Bendjo voller Hoffnung an. „Um Nuschin zu suchen? Oh mein lieber Bendjo, wenn du nur meine Tochter zurückbringen könntest, wenn du nur wieder Freude in mein Leben bringen könntest!" „Ich werde es versuchen Bibi", sagte Bendjo und schaute auf seine Uhr. „Warte nur kurz, ich werde Nuschins Vater holen, er hat dir bestimmt auch noch etwas zu sagen!", rief Bibi und lief ins Haus um Abraham, Nuschins Vater, zu holen. Abraham war ein ziemlich kleiner Mann. Er hatte ein rundes Gesicht mit vollem Bart. Abraham war Friseur und konnte sein Gesicht immer gut in Form halten. Aber seine Trauer in seinem Gesicht konnte er nicht verbergen oder ändern. Man merkte dass er zutiefst traurig war. Seine Augen sahen aus, wie ein vertrockneter Sumpf. Er war bekümmert und seine Stimme klang sehr müde und betrübt. „Komm Junge, hier bekommst du diese Feder. Die stammt von einem schwarzen Adler, dessen Verletzung ich damals heilen konnte. Er gab mir damals diese Feder und sagte, dass ich diese Feder nur in die Luft werfen müsste um ihn zu rufen, wenn ich seine Hilfe benötige. Nun möchte ich, dass du diese Feder nimmst und den Adler rufst, wenn du seine Hilfe brauchst!" Bendjo bedankte sich sehr für die Feder. Er nahm sie und steckte sie wie ein Indianer unter sein Stirnband. Dann stieg er auf Dayas Rücken und ritt davon in Richtung des Treffpunktes. Barondo war schon mit seinem Boot da. Bendjo stieg ein und Atelis setzte sich mit gespanntem Gesicht neben ihn. Er war die ganze Zeit dabei alles zu beriechen. Er wollte seine Aufgabe perfekt durchführen und zu einem erfolgreichen Ende bringen. Schahin, der Vogel, saß auf Bendjos Schulter. Mit strengem Blick hielt er in der Gegend Ausschau. Er wusste genau wann er mit seiner Arbeit dran war. Für Daya war es überhaupt nicht schwer neben dem Boot den Fluss zu überqueren und mitzuhalten. Sie schwamm ganz ruhig neben dem Boot her. Sie kam ohne Probleme am Ufer an. Als Bendjo und Atelis sich dann von Barondo verabschiedeten, standen sie noch eine Weile am Ufer und beobachteten Barondo, wie er mit seinem Boot zurück fuhr. Dann ging es los. Zuerst kamen sie in einem kleinen Wäldchen an. „Oh, schau mal wie viele Bäume und Pflanzen hier sind! " rief Bendjo laut. „Das ist ein schöner dichter Wald“, sagte Schahin und flog von Bendjos Schulter auf Dayas Kopf. Schahins Augen sahen aus, wie zwei schwarze Kugeln. Er hatte schöne lange Federn, die in der Sonne glänzten. „Einen so dichten Wald habe ich bisher immer nur von oben betrachtet, aber ich war nie in einem solchen Wald drin.", schrie Schahin durch den Wald und voller Begeisterung schlugen seine Federn auf und ab. „Ach ich weiß, so ein dichter Wald sieht aus wie ein Dschungel voller Pflanzen, voller Bäume und drinnen gibt es viele Tiere, die dort ihre Heimat haben!" Sagte Atelis. Daya war von allen die Vorsichtigste. „Wir müssen uns vorbereiten. Wenn man an einen fremden Platz kommt, muss man ganz aufmerksam sein." „Keine Sorge! Niemand kann uns was tun. Wir haben ein großes Ziel. Wir werden es schaffen und glauben daran!", antwortete Bendjo voller Ehrgeiz. In dem Dschungel gab es die allerschönsten Blumen, die sich im milden Frühlingswind wiegten. Bendjo und die anderen Suchenden schauten überall nach, ob sie eine Spur von Nuschin finden konnten. Doch es gab nichts, dass auf sie hinwies. Atelis roch die ganze Umgebung ab, hinter den Blumen und den Sträuchern. Daya versuchte nach Nuschins wunderschöner Stimme zu lauschen, doch es half alles nichts. Aber trotzdem suchten alle weiter nach ihrer Nuschin. Sie gingen mehrere Kilometer durch den Wald. Der war wesentlich größer als sie sich den vorgestellt hatten. Plötzlich blieb Atelis stehen. „Ich rieche einen Menschen!", sagte er leise. Daya spitze die Ohren und hielt sie nun senkrecht in die Luft. Bendjo nahm seine Schleuder in die Hand. „Alle ganz still!", flüsterte Bendjo. Atelis war bereit sich, gegen alles was feindselig erschien, mutig aufzustellen. Egal ob es ein Mensch sein würde oder ein wildes Tier. „Wer ist da?", fragte Bendjo laut. „Komm heraus und zeige dich!", schrie er weiter. „Wer bist du denn? Und was willst du hier?", klang eine männliche Stimme hinter den Sträuchern hervor. „Wir suchen nach jemandem. Vielleicht kannst du uns helfen?!", antwortete Bendjo und begann langsam hinter den Sträuchern hervor zu kommen. „Bleibt stehen! Stehen bleiben, sage ich!", tönte aber die fremde Stimme. Alle blieben verwundert stehen. Wer konnte dieser Mann sein und was hatte er hier in diesem dichten Wald verloren?! Fragten sich alle. Was sollten sie denn nun machen?! Alle blieben stehen und schauten sich fragend an. Dann rief Bendjo: „Wir suchen keinen Ärger. Und wenn du auch so denkst, dann komm doch bitte raus!" Langsam kam der Mann hinter den Sträuchern hervor. Dann sprach er: „Du bist der erste Mensch, den ich nach vielen Monaten zum ersten Mal sehe. Seit ich hier bin, habe ich keinen Menschen mehr gesehen!" Er war ein langhaariger, großer und dem Anschein nach ziemlich starker Mann. Er war irgendwie seltsam grün gekleidet. Es war ein Kleid aus Pelz und flachen Blättern. Er trug eine komische Kopfbekleidung, die einer Mütze ähnelte. Die Mütze hatte sehr viele verschiedene Federn. An seinem Gürtel hing eine große Schleuder. Sein Messer war auch sofort zu sehen, aber ebenso auch sein freundliches Lächeln. Alle schauten sich den Mann an. Und Atelis murmelte leise vor sich hin. „Mein Name ist Bendjo, und wer bist du? Wie ist dein Name?", fragte Bendjo nach einem kurzen Zögern. „Ich habe keinen Namen!", antwortete die Stimme des Mannes. „Du hast keinen Namen?”, fragte Bendjo erstaunt und verwundert. „Und wie soll man dich dann rufen?", fragte er. Der Mann schwieg einen kurzen Moment, dann antwortete er mit einem nachdenklichen Gesicht: „Ihr könnt mich Kapitän rufen! Ihr seid auch auf der Suche nach jemandem, sagtest du?" „Ja wir suchen nach einem dreizehnjährigen Mädchen mit dem Namen Nuschin. Seit einem Monat wird sie vermisst", antwortete Bendjo ernst und traurig. „Hast du vielleicht irgendetwas von ihr gehört oder sie gesehen? Sie ist wunderschön und hat eine wirklich wunderschöne Stimme", setzte er fort. „Leider nicht, Bendjo", antwortete der Kapitän. Bendjo drückte des Kapitäns Hand, die er ihm unter die Nase hielt. „Kommt mal her und setzt euch hierher. Hier in diesen Gebüschen ist es sehr bequem!", sagte der Kapitän mit einem tiefen Seufzer, als er sich hinsetzte. „Ich sehe, du hast viele Helfer mitgebracht. Einen dem Anschein nach sehr klugen Hund, ein phantastisches Pferd und diesen prachtvollen Vogel. Wie heißt dieser Vogel?", fragte der Kapitän mit voller Bewunderung für Bendjos Freunde. „Dieser Vogel heißt Schahin, mein Hund heißt Atelis und der Name meines Pferdes lautet Daya", erzählte Bendjo voller Stolz. „Sie alle sind meine besten Freunde, sie gehören zu meiner Familie und sie wollen mit helfen, die ganze Welt nach Nuschin abzusuchen und sie zu finden!", erzählte er weiter. Sie saßen alle und hatten es sich gemütlich gemacht. Es war schon Mittag. Bendjo holte das Essen aus seiner Tasche. Das Essen sah sehr lecker aus und Bendjo musste an seine Mutter denken, wie sie mit Liebe das Essen für ihn gemacht und ihm die Tasche gepackt hatte. Dann bot er seinem neuen Bekannten auch etwas an. „Möchtest du vielleicht ein Paar Frikadellen?” Plötzlich strahlte das müde und alte Gesicht des Kapitäns auf. Es wurde hell und man konnte eine unbeschreiblich große Freude in seinem Gesicht erkennen. Er schaute Bendjo mit glänzenden Augen an und schrie regelrecht: „Was? Frikadellen? Du hast Frikadellen bei dir? Oh ich kann es nicht glauben. Kannst du dir vorstellen wie lange ich keine Frikadellen mehr gegessen habe? Ich hab sie noch nicht mal sehen können, geschweige denn gegessen. Mindestens schon 5 Monate nicht, ungefähr so lange wie ich meine Haare nicht mehr geschnitten oder mich rasiert habe!" Er bewegte sich wie ein kleines Kind auf und ab. Er sah aus, wie ein kleines Kind, dass gerade ein neues Spielzeug bekommen hatte. Aber seine Freude war viel größer und stärker. So etwas hatten weder Bendjo noch seine Freunde bisher erlebt. Golnars Frikadellen waren so lecker und liebevoll zubereitet, dass man gar nicht genug davon bekommen konnte. Sie aßen so viele wie möglich und genossen es. „Deine Mutter kann aber sehr gut kochen. Wirklich, so etwas Leckeres hab ich schon seit Jahren nicht mehr gegessen. Ich kann mir vorstellen, dass dein Vater ein sehr dicker Mann ist, so lecker wie deine Mutter kocht!" sagte der Kapitän, dessen Mund noch fast voll war. Bendjo lachte. „Nein, im Gegenteil, mein Vater ist ein großer Sportler und achtet sehr auf sich, seinen Körper und vor allem auf seine Figur!" Plötzlich unterbrach ihn ein schrecklicher Schrei. Bendjo sprang auf und griff sofort nach seiner Schleuder. Da entdeckte er einen Falken, der einen Spatzen gejagt und gefangen hatte. Der Falke wollte gerade hochfliegen. Direkt vor dem Nest des Spatzen, wo seine kleinen Spätzchen den Kopf raus hielten und mit dem offenem Schnabel auf das Essen warteten. Es war ein kurzer Augenblick. Bendjo nahm seine Schleuder und drehte sie über seinem Kopf. Er schleudert diese mit voller Kraft, dann ließ er die Schleuder in der Luft los. Es war ein kurzer und schneller Schlag. Dann schrie er laut auf: „Volltreffer!" Er traf den Falken so, dass dieser den Spatzen los ließ und davon flog. Der dem Anschein nach verletzte Spatz fiel zu Boden.