Berge des Wahnsinns - Howard Phillips Lovecraft - E-Book

Berge des Wahnsinns E-Book

Howard Phillips Lovecraft

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in die Welt des kosmischen Horrors mit dem E-Book "Berge des Wahnsinns" von H. P. Lovecraft. Dieses Meisterwerk der phantastischen Literatur ist neu übersetzt und bietet Ihnen ein unvergessliches Leseerlebnis. Folgen Sie einer wissenschaftlichen Expedition in die Antarktis, die auf eine uralte und grauenvolle Zivilisation stößt, die jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegt. Erleben Sie, wie sich der Verstand der Forscher langsam auflöst, während sie mit dem Grauen konfrontiert werden, das in den eisigen Tiefen lauert. "Berge des Wahnsinns" ist ein spannender und fesselnder Roman, der Sie bis zur letzten Seite in Atem hält. Bestellen Sie jetzt das E-Book und entdecken Sie das Geheimnis der Berge des Wahnsinns!

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Seitenzahl: 205

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Berge des Wahnsinns

H. P. Lovecraft

1. Kapitel

Ich bin gezwungen, mich zu äußern, denn Männer der Wissenschaft weigern sich, meinem Rat zu folgen, ohne die genauen Gründe zu kennen. Es widerstrebt mir, meine Einwände gegen die geplante Erforschung der Antarktis mit ihrem riesigen Fossilienvorkommen und dem großflächigen Aufbohren und Abschmelzen der uralten Eiskappen darzulegen, und ich zögere umso mehr, als meine Warnungen vergeblich sein könnten. Zweifel an den genauen Tatsachen, die ich offenlegen muss, sind unvermeidlich; doch diese zu verschweigen, würden meine Einwände übertrieben und unglaubwürdig und damit schließlich nichtig erscheinen lassen. Die bisher zurückgehaltenen Fotografien, sowohl übliche Ablichtungen als auch die Luftbilder, werden zu meinen Gunsten ausfallen, denn sie sind unglaublich eindringlich und aufschlussreich. Dennoch wird man sie anzweifeln, da eine Fälschung nicht ausgeschlossen werden kann. Die Tuschezeichnungen werden fraglos als offensichtlicher Betrug belächelt werden, obwohl ihre dargestellte Technik so seltsam ist, dass Experten auf dem Gebiet der Kunst darüber staunen werden.

Letztendlich muss ich mich auf das Urteil und das Ansehen der wenigen führenden Wissenschaftler verlassen, die einerseits unabhängig genug sind, um meine Daten auf ihre äußerst überzeugende Qualität oder im Lichte bestimmter urzeitlicher und höchst verwirrender Mythen zu prüfen, und andererseits genügend Einfluss haben, um die Welt der Forschung im Allgemeinen von jedem überstürzten und übereifrigen Vorhaben in der Region jener Berge des Wahnsinns abzuhalten. Es ist eine bedauerliche Tatsache, dass gemeinhin unbedeutende Männer wie ich und meine Begleiter, die nur mit einer kleinen Universität in Verbindung stehen, kaum eine Chance haben, einen glaubhaften Eindruck zu hinterlassen, wenn es um so bizarre oder höchst kontroverse Themen geht. Ein weiterer Nachteil ist, dass wir nicht im eigentlichen Sinne Spezialisten auf den Gebieten sind, um die es in erster Linie geht. Als Geologe und Expeditionsleiter der Miskatonic University ging es mir einzig und allein darum, mit Hilfe des außergewöhnlichen Bohrers von Prof. Frank H. Pabodie aus unserem Fachbereich für Ingenieurwesen Gesteins- und Bodenproben aus verschiedenen Regionen des antarktischen Kontinents zu gewinnen. Ich hatte nicht vor, Pionierarbeit auf diesem Gebiet zu leisten; doch hoffte ich, dass der Einsatz dieses neuen technischen Instruments an verschiedenen Stellen entlang bereits erforschter Pfade Materialien ans Tageslicht befördern könnten, die mit den bisher herkömmlichen Methoden unerreichbar sind. Wie die Öffentlichkeit bereits aus unseren Berichten weiß, war Pabodies Bohrapparat einzigartig und revolutionär in seiner Leichtigkeit, Handhabung und der Fähigkeit, das gewöhnliche artesische Bohrprinzip mit dem Prinzip kleiner runder Gesteinsbohrer so zu kombinieren, dass er problemlos mit Schichten unterschiedlicher Härte fertig werden konnte. Der Stahlkopf, das bewegliche Gestänge, der Benzinmotor, der zusammenklappbare hölzerne Bohrturm, die Sprengvorrichtungen, die Seile, die Förderschnecke zur Beseitigung von Geröll und die Rohrleitungen mit einem Durchmesser von fünf Zoll für Bohrungen in einer Tiefe von bis zu 1.000 Fuß bildeten zusammen mit dem notwendigen Zubehör eine so geringe Last, um von drei Schlitten mit jeweils sieben Hunden bewältigt zu werden. Vier große Dornier-Flugzeuge, die speziell für die enormen Flughöhen auf dem antarktischen Plateau entwickelt worden waren und von Pabodie mit zusätzlichen Heizern für den Treibstoff und Schnellstartern ausgestattet wurden, konnten die gesamte Expedition von einem Stützpunkt am Rande der großen Eismassen zu verschiedenen geeigneten Orten im Landesinneren transportieren, und von diesen Punkten aus sollten uns eine hinreichende Anzahl an Hunden dienen.

Den geplante Umfang des zu erforschenden Gebietes wählten wir so, dass ein arktischer Sommer für dessen Erkundung ausreichen würde - oder länger, falls zwingend notwendig - und konzentrierten uns dabei hauptsächlich auf die Gebirgszüge und das Plateau südlich des Ross-Meeres; Gegenden, die in unterschiedlichem Maße bereits von Shackleton, Amundsen, Scott und Byrd erforscht worden waren. Durch häufige, mit Hilfe der Flugzeuge ermöglichten Ortswechsel zusammen mit den großen Entfernungen, die für die Geologie von Bedeutung sind, erwarteten wir, eine noch nie dagewesene Menge an Fossilien zu bergen; vor allem in den präkambrischen Schichten der Antarktis aus welchen bisher nur wenige Exemplare gesichert werden konnten. Wir wollten auch eine möglichst große Vielfalt der oberen fossilen Gesteine sammeln, denn die ursprüngliche Geschichte des Lebens in diesem düsteren Reich aus Eis und Tod ist für unser Wissen über die Vergangenheit der Erde von allergrößter Bedeutung. Es ist allgemein bekannt, dass der antarktische Kontinent einst gemäßigt und sogar tropisch war, mit einer Vielfalt pflanzlichen und tierischen Lebens, von dem nur die Flechten, die Meeresfauna, die Spinnentiere und die Pinguine am Nordrand überlebt haben, und wir hofften, dieses Wissen in Breite, Vielfalt und Detailgrad zu vertiefen. Sollte eine einfache Bohrung Hinweise auf ein Fossilienlager ergeben, wollten wir die Öffnung mittels Sprengungen weiten, um Proben in geeigneter Größe und Beschaffenheit zu erhalten.

Unsere Bohrungen in unterschiedlicher Tiefe, entsprechend dem oberen Erd- oder Gesteinsboden, beschränkten sich auf freiliegende oder weitgehend freiliegende Flächen - zwangsläufig waren das Gebirgshänge oder -kämme, da der überwiegende Teil dieses Kontinents durch eine ein bis zwei Meilen mächtige Schicht aus festem Eis und die damit tiefer liegenden Schichten bedeckt. Wir konnten es uns schlicht nicht leisten, die Bohrtiefe für eine nicht unerhebliche Menge reinen Eises zu verschwenden, obwohl Pabodie bereits einen Plan ausgearbeitet hatte, um mit Hilfe von Strom aus einem benzinbetriebenen Generator und einer großen Anzahl Kupferelektroden, die in Bohrlöcher eingelassen werden sollten, einen abgegrenzten Bereich des Eises abzuschmelzen. Diesen Plan, den wir auf einer Expedition wie der unseren nur versuchsweise umsetzen konnten, will die kommende Starkweather-Moore-Expedition trotz der zahlreihen Warnungen, die ich seit unserer Rückkehr aus der Antarktis ausgesprochen habe, in größerem Umfang verfolgen.

Die Öffentlichkeit weiß von der Miskatonic Expedition durch unsere häufigen Funkmeldungen an den Arkham Advertiser und den mit ihr verbundenen Zeitungen, sowie durch die später erschienen Artikel von Pabodie und mir. Unsere Expedition bestand aus vier Männern von der Universität - Pabodie, Lake von der biologischen und Atwood von der physikalischen Abteilung (über dies hinaus war er auch ein Meteorologe) und ich als Vertreter der Geologie und offiziell mit dem Kommando betraut - und zusätzlich sechzehn Helfern: sieben Studenten der Miskatonic Universität und neun ausgebildete Mechaniker. Von diesen sechzehn Teilnehmern waren zwölf ausgebildete Piloten, von denen alle bis auf zwei ausgezeichnete Funker waren. Acht von ihnen beherrschten, ebenso wie Pabodie, Atwood und ich, die Navigation mit Kompass und Sextant. Und natürlich gehörten zu unserer Expedition auch die vollbesetzten Mannschaften der beiden Schiffe - ehemalige Walfänger aus Holz, die für Bedingungen im Eis zusätzlich verstärkt und mit Hilfsmotoren ausgerüstet worden waren. Die Nathaniel-Derby-Pickman-Stiftung finanzierte unser Vorhaben mit nicht unerheblicher Hilfe einiger Großspenden; daher waren unsere Vorbereitungen unter dem wachen Auge einer breiten Öffentlichkeit besonders gründlich. Die Hunde, Schlitten, Maschinen, Lagermaterialien und die zerlegten Teile unserer fünf Flugzeuge wurden zunächst nach Boston verschifft, und schließlich dort auf unsere Schiffe verladen. Wir waren für unser Vorhaben erstaunlich gut ausgerüstet, und in allen Fragen der Versorgung und Verpflegung, des Transports und des Lageraufbaus konnten wir von dem ausgezeichneten Beispiel unserer zahlreichen und außergewöhnlich brillanten Vorgänger profitieren. Es war ihre ungewöhnliche Anzahl und der Ruhm dieser Vorgänger, die dafür sorgten, dass unsere eigene Expedition - so beispielhaft sie auch gewesen sein mag - von der Weltöffentlichkeit so wenig Wahrnehmung erfuhr.

Wie in den Zeitungen zu lesen war, verließen wir am 2. September 1930 den Hafen von Boston, nahmen gemächlichen Kurs die Küste hinunter und durch den Panamakanal und machten in Samoa und Hobart, Tasmanien, halt, wo wir die letzten Vorräte an Bord brachten. Keiner von uns war jemals zuvor in den Polarregionen gewesen, daher verließen wir uns alle sehr auf unsere Schiffskapitäne - J. B. Douglas, Kommandant über die Brigg Arkham und Oberbefehlshaber der Flotte, sowie Georg Thorfinnssen, der die Miskatonic kommandierte - beides erfahrene Walfänger und mit den antarktischen Gewässern vertraut. Als wir die bewohnte Welt hinter uns ließen, sank die Sonne im Norden tiefer und tiefer und blieb jeden Tag länger über dem Horizont. Auf etwa 62° südlicher Breite sichteten wir unsere ersten Eisberge – schwimmende Massen wie Tafelberge mit senkrechten Seiten - und kurz vor Erreichen des antarktischen Polarkreises, den wir am 20. Oktober mit einer dem Anlass entsprechenden ausgelassenen Zeremonie überquerten, wurden wir von einem Eisfeld erheblich gestört. Die sinkenden Temperaturen machten mir nach unserer langen Reise durch die Tropen sehr zu schaffen, aber ich versuchte mich auf die kommenden Strapazen vorzubereiten. Oft verzauberten mich die sonderbaren atmosphärischen Effekte, darunter eine auffallend lebendige Luftspiegelung - die erste, die ich je gesehen hatte -, bei der ferne Eisberge zu den Zinnen unvorstellbarer Himmelsschlösser wurden.

Nachdem wir uns durch das Eis gezwängt hatten, das glücklicherweise weder besonders ausgedehnt noch dicht war, erreichten wir bei 67° südlicher Breite und 175° östlicher Länge wieder offene Gewässer. Am Morgen des 26. Oktober tauchte im Süden ein großes "Stück Land" auf, und noch vor Mittag waren wir alle ganz aufgeregt, als wir eine riesige, hoch aufragende und schneebedeckte Bergkette erblickten, die sich vor uns auftat und den gesamten Horizont vor uns zu bedecken schien. Endlich waren wir auf einen Vorposten des großen unbekannten Kontinents und seiner geheimnisvollen Welt des eisigen Todes gestoßen. Bei diesen Gipfeln handelte es sich offensichtlich um das von Ross entdeckte Admiralitätsgebirge und es war nun unsere Aufgabe sein Kap Adare zu umfahren und die Ostküste von Victoria Land hinunter zu unserem geplanten Stützpunkt am Ufer des McMurdo Sund am Fuße des Vulkans Erebus auf 77° 9′ südlicher Breite zu segeln.

Die letzte Etappe der Reise war beeindruckend und fesselnd: Große, karge und geheimnisvolle Gipfel ragten im Westen auf, während die tiefstehende nördliche Mittagssonne oder die noch tiefer stehende südliche Mitternachtssonne ihre dunstigen, rötlichen Strahlen über den weißen Schnee, die bläulichen Eis- und Wasserflächen und die schwarzen Granitfelsen warf. Durch die trostlosen Gipfel fegte der furchtbare antarktische Wind, dessen Klänge manchmal den vagen Eindruck eines wilden, kaum wahrnehmbaren musikalischen Pfeifens enthielt, dessen Töne sich über einen weiten Tonumfang erstreckten und die mir aus irgendeinem unterbewussten und, wie ich noch lernen sollte, leicht nachvollziehbaren Grund beunruhigend und sogar ein wenig furchteinflößend erschienen. Irgendetwas an dieser Szene erinnerte mich an die seltsamen und verstörenden asiatischen Gemälde von Nicholas Roerich und an die noch seltsameren und noch verstörenderen Beschreibungen des teuflischen und sagenumwobenen Hochlands von Leng, die im gefürchteten Necronomicon des verrückten Arabers Abdul Alhazred beschrieben werden. Später sollte es mir Leid tun, dass ich jemals auch nur einen Blick in dieses abscheuliche Buch in der Universitätsbibliothek geworfen hatte. Am siebten November, nachdem wir die westliche Gebirgskette vorübergehend aus den Augen verloren hatten, passierten wir Franklin Island, und am nächsten Tag sahen wir die Gipfel des Mount Erebus und des Mount Terror auf der Ross-Insel vor uns und die lange Silhouette der Parry Mountains dahinter. Im Osten erstreckte sich nun die niedrige, weiße Linie der großen Eisbarriere, die sich senkrecht bis zu einer Höhe von 200 Fuß wie die felsigen Klippen vor Quebec erhob und das Ende unserer Fahrt nach Süden markierte. Am Nachmittag fuhren wir in den McMurdo Sund ein und ankerten vor der Küste im Schatten des rauchenden Mount Erebus. Der schroffe Gipfel ragte, wie in einer japanische Fotografie des heiligen Berges Fujiyama, etwa 12.700 Fuß gegen den östlichen Himmel auf; dahinter erhob sich der weiße, geisterhafte und nun erloschene Vulkan Mount Terror auf eine Höhe von 10.900 Fuß. Von Zeit zu Zeit stiegen Rauchwolken über dem Erebus auf und einer der Assistenten - ein brillanter junger Mann namens Danforth - wies auf etwas hin, das wie Lava am schneebedeckten Hang aussah; er fügte hinzu, dass dieser 1840 entdeckte Vulkan zweifellos die Quelle für Edgar Allan Poes Bild gewesen sein musste, als dieser sieben Jahre später schrieb:

"Die Laven, die rastlos walzen

ihre schwefeligen Ströme, hinunter den Berge Yaanek

In den entferntesten Gefilden dieses Pols.

Ächzend bergab walzen, hinunter den Berge Yaanek,

In den Ländern dieses borealen Pols".

Danforth war ein begeisterter Leser bizarrer Stoffe und hatte viel von Poe erzählt. Ich selbst interessierte mich für den antarktischen Schauplatz von Poes einziger langen Erzählung, dem verstörenden und geheimnisvollen Arthur Gordon Pym. An der kargen Küste und auf der hohen Eisbarriere im Hintergrund kreischten Myriaden grotesker Pinguine und flatterten mit ihren Flossen, während auf dem Wasser Unmengen fetter Robben zu sehen waren, die schwammen oder auf großen, langsam treibenden Eisschollen dösten.

Mit kleinen Booten gelang uns kurz nach Mitternacht am Morgen des 9. September eine komplizierte Anlandung auf der Ross-Insel, wobei wir von jedem der Schiffe ein Tau mitführten und uns darauf vorbereiteten, die Vorräte in einer Rettungsaktion mittels einer Breeches-Boje zu entladen. Unsere Empfindungen, als wir zum ersten Mal antarktischen Boden betraten, waren überwältigend und vielschichtig, obwohl uns zu diesem Zeitpunkt bereits die Expeditionen von Scott und Shackleton vorausgegangen waren. Unser Lager an der zugefrorenen Küste unterhalb des Vulkanhangs war lediglich ein Provisorium; das Basislager befand sich an Bord der Arkham. Wir brachten unsere gesamte Ladung an Land: den Bohrapparat, Schlitten nebst Hunde, Zelte, Proviant, Benzintanks, experimentelle Eisschmelzgeräte, Kameras, sowohl für gewöhnliche als auch Luftbildaufnahmen, Flugzeugteile und anderes Zubehör, darunter drei kleine tragbare Funkgeräte, die wir zusätzlich zu denen in den Flugzeugen mit uns führten und die in der Lage waren, von jedem Teil des antarktischen Kontinents, den wir wahrscheinlich besuchen würden, mit der großen Funkanlage auf der Arkham zu kommunizieren. Jene Anlage auf dem Schiff sollte mit der Außenwelt in Verbindung bleiben und Presseberichte an die leistungsstarke Funkstation des Arkham Advertiser in Kingsport, Massachusetts, übermitteln. Wir hofften, unsere Arbeit während eines einzigen antarktischen Sommers abschließen zu können; sollte sich dies jedoch als unmöglich erweisen, würden wir auf der Arkham überwintern und die Miskatonic noch bevor das Meer vereiste nach Norden schicken, um Vorräte für einen weiteren Sommer zu holen.

Ich brauche sicher nicht zu wiederholen, was die Zeitungen bereits über unsere frühen Arbeiten veröffentlicht haben: über unsere Besteigung des Berges Erebus; über unsere erfolgreichen Mineralbohrungen an mehreren Stellen auf der Ross-Insel und die einzigartige Geschwindigkeit, mit der Pabodies Apparat sie durchführte, sogar durch harte Gesteinsschichten; über unseren vorläufigen Test der kleinen Eisschmelzgeräte; über unsere gefährliche Besteigung der großen Eisbarriere mit Schlitten und Vorräten; und über unsere abschließende Montage der fünf riesigen Flugzeugen im Lager auf der Barriere. Der Gesundheitszustand unseres Landungstrupps - zwanzig Männer und 55 Schlittenhunde - war bemerkenswert, obwohl wir bis dahin natürlich noch keine wirklich verheerenden Temperaturen oder Stürme erleben mussten. Die meiste Zeit über schwankte das Thermometer zwischen Null und 20° bis 25° unter Null, und durch unsere Erfahrung mit Wintern in Neuengland waren wir bereits an diese Art von Unbilden gewöhnt. Das Lager an der Eisbarriere war nur provisorisch und sollte als Zwischenlager für Benzin, Proviant, Dynamit und andere Vorräte dienen. Nur vier unserer Flugzeuge wurden benötigt, um die eigentliche Forschungsausrüstung zu transportieren; das fünfte wurde mit einem Piloten und zwei Männern der Schiffsbesatzung dort zurückgelassen, um uns von der Arkham aus zu erreichen, falls alle unsere Erkundungsflugzeuge verloren gehen sollten. Später, wenn die anderen Flugzeuge nicht mehr für den Transport von Gerätschaften benötigt werden sollten, würden wir ein oder zwei für Pendelflüge zwischen diesem Lager und einem anderen dauerhaften Stützpunkt auf der großen Hochebene 600 bis 700 Meilen südlich jenseits des Beardmore-Gletschers einsetzen. Trotz der fast einhelligen Berichte über entsetzliche Winde und Stürme, die von der Hochebene herabströmten, beschlossen wir mit Blick auf die Sparsamkeit und der wahrscheinlichen Effizienz das Risiko einzugehen und auf Zwischenstationen zu verzichten. In den Funkberichten wird von dem atemberaubenden vierstündigen und ununterbrochenen Flug unseres Geschwaders am 21. November über das hohe Schelfeis berichtet, mit den gewaltigen, sich im Westen erhebenden Gipfeln und der unergründlichen Einsamkeit, in welcher der Klang unserer Motoren widerhallte. Der Wind machte uns nicht weiter zu schaffen, und unsere Radiokompasse halfen uns durch den schier undurchdringlichen Nebel, dem wir begegneten. Als sich die gewaltigen Eismassen zwischen dem 83. und 84. Breitengrad vor uns erhoben, wussten wir, dass wir den Beardmore Gletscher, den größten Talgletscher der Welt, erreicht hatten und dass das gefrorene Meer nun einer schroffen und gebirgigen Küstenlinie wich. Endlich erreichten wir tatsächlich die weiße, äonenalte Welt des äußersten Südens, und noch während wir dies erkannten, sahen wir in der östlichen Ferne den Gipfel des Mount Nansen, der sich bis zu einer Höhe von beinahe 15.000 Fuß auftürmte.

Die erfolgreiche Einrichtung der südlichen Basis oberhalb des Gletschers auf 86° 7′ östlicher Länge und 174° 23′ Breite und die außergewöhnlich schnellen und effektiven Bohrungen und Sprengungen an verschiedenen Punkten, die wir mit unseren Schlitten und kurzen Flügen mit dem Flugzeug erreichten, sind Geschichte, ebenso wie die mühsame und erfolgreiche Besteigung des Nansen durch Pabodie und zwei der Studenten - Gedney und Carroll - am 13. und 15. Dezember. Wir befanden uns etwa 8500 Fuß über dem Meeresspiegel, und als experimentelle Bohrungen an einigen Stellen festen Grund, nur zwölf Fuß tief unter Schnee und Eis, andeuteten, machten wir von den kleinen Schmelzgeräten regen Gebrauch, bohrten und sprengten an vielen weiteren Stellen und sicherten Mineralien an Orten, von denen nie ein Forscher zu träumen gewagt hätte. Die auf diese Weise gewonnenen präkambrischen Granit- und Specksteinproben bestätigten unsere Annahme, dass dieses Plateau mit dem großen Teil des Kontinents im Westen identisch war, sich aber von den östlich gelegenen Teilen unterhalb Südamerikas unterschied - von denen wir damals annahmen, dass sie einen eigenen und kleineren Kontinent bildeten, der von dem größeren durch eine gefrorene Verbindung zwischen Ross- und Weddell-Meer getrennt war, obwohl Byrd diese Hypothese inzwischen widerlegt hat.

In einigen der Sandsteine, die nach der Bohrung herausgesprengt und aufgemeißelt wurden, fanden wir einige hochinteressante fossile Abdrücke und Überreste - vor allem Farne, Algen, Trilobiten, Seetang und Weichtiere wie Lingulae und Gasteropoden -, die im Zusammenhang mit der Urgeschichte dieser Region von herausragender Bedeutung zu sein schienen. Es gab auch einen seltsamen dreieckigen, gefurchten Abdruck mit einem Durchmesser von etwa einem Fuß, welchen Lake aus drei Schieferfragmenten zusammensetzte, die zuvor aus einem in die Tiefe gesprengten Loch geborgen worden waren. Diese Fragmente stammten von einem westlich gelegenen Punkt in der Nähe der Queen-Alexandra-Kette, und Lake, als Biologe, schien diesen merkwürdigen Abdruck ungewöhnlich rätselhaft und reizvoll zu finden, obwohl er für mein geologisches Auge einigen der in den Sedimentgesteinen recht häufigen Wellen-Mustern nicht unähnlich sah. Da es sich bei Schiefer lediglich um eine metamorphe Formation handelt, in die eine Sedimentschicht hineingepresst wird, und da der Druck selbst seltsame Verzerrungseffekte auf eventuell vorhandenen Strukturen hervorruft, sah ich keinen Grund für größere Verwunderung über jene Einfurchungen.

Am 6. Januar 1931 flogen Lake, Pabodie, Danforth, alle sechs Studenten, vier Mechaniker und ich in zwei der großen Flugzeuge direkt über den Südpol, wobei wir einmal durch einen plötzlichen starken Wind zur Landung gezwungen wurden, der sich glücklicherweise nicht zu einem ausgewachsenen Sturm entwickelte. Dies war, wie in den Zeitungen zu lesen war, einer von mehreren Beobachtungsflügen; bei anderen versuchten wir, neue topographische Gegebenheiten in Gebieten zu erforschen, die von früheren Unternehmungen nicht erreicht worden waren. Unsere ersten Flüge waren in dieser Hinsicht enttäuschend, obwohl sie uns einige außergewöhnliche Beispiele für die phantasievollen und trügerischen Luftspiegelungen der Polarregionen boten, von denen wir auf unserer Seereise einen kurzen Vorgeschmack bekommen hatten. Entfernte Berge schwebten am Himmel wie verzauberte Städte, und oft löste sich die ganze weiße Welt unter dem Zauber der tief stehenden Mitternachtssonne in ein goldenes, silbernes und scharlachrotes Land auf, wie nur ein Lord Dunsany in seinen abenteuerlichen Erzählungen sie erträumen konnte. An wolkenverhangenen Tagen hatten wir beim Fliegen beträchtliche Schwierigkeiten, da die weißschimmernde Erde und der Himmel dazu neigten, zu einer mystischen, schillernden Leere zu verschmelzen, ohne sichtbaren, eine Grenze markierenden Horizont. Schließlich entschlossen wir uns, unseren ursprünglichen Plan, mit allen vier Forschungsflugzeugen 500 Meilen ostwärts zu fliegen in die Tat umzusetzen, um an einem geeigneten Punkt, der, wie wir fälschlicher Weise dachten, auf dem kleineren abgetrennten Teil des Kontinents lag, eine weitere kleinere Basis zu errichten. Die dort gewonnenen geologischen Proben wären für Vergleichszwecke vorteilhaft. Unsere Gesundheit war bis zu diesem Zeitpunkt ausgezeichnet geblieben; Zitronensaft glich die ständige Ernährung mit Konserven und gesalzenen Lebensmitteln gut aus, und die Temperaturen lagen im Allgemeinen über Null, so dass wir auf unsere dicksten Pelze verzichten konnten. Es war Hochsommer, und wenn wir uns beeilten und umsichtig waren, konnten wir die Arbeiten bis März abschließen und eine mühsame Überwinterung in der langen antarktischen Nacht vermeiden. Mehrere heftige Stürme waren von Westen her über uns hereingebrochen, aber dank Atwoods Geschick, primitive Unterstände für Flugzeuge und Windschutzwände aus schweren Schneeblöcken zu bauen und die wichtigsten Lagergebäude mit Schnee zu verstärken, waren wir von Schäden verschont geblieben. Unser Glück und unsere Effizienz waren in der Tat beinahe schon unheimlich gewesen. Die Außenwelt wusste natürlich von unseren Vorhaben und erfuhr auch von Lakes seltsamem und hartnäckigem Beharren auf einer Erkundungsreise in Richtung Westen - oder besser gesagt nordwestwärts - vor unserem vollständigen Umzug in das neue Lager. Es scheint, dass er viel und mit erschreckend drastischem Wagemut über jene dreieckige, gestreifte Vertiefung im Schiefer nachgedacht hatte; er las darin gewisse Ungereimtheiten in der Natur- und Erdgeschichte, die seine Neugier aufs Äußerste anregten und ihn dazu brachten, weitere Bohrungen und Sprengungen in sich nach Westen erstreckenden Bodenschichten vorzunehmen, die den ausgegrabenen Fragmenten offensichtlich sehr ähnelten. Er war auf seltsame Weise davon überzeugt, dass es sich bei der fossilen Spur um den Abdruck eines massigen, unbekannten und grundsätzlich nicht klassifizierbaren Organismus von beträchtlich fortgeschrittener Evolution handelte, gleichwohl das Gestein, das sie enthielt, aus so uralten Erdschichten stammte - Kambrium, wenn nicht sogar Präkambrium -, dass nicht nur jegliches höher entwickeltes Leben, sondern überhaupt jegliches Leben oberhalb der Stufe der Einzeller oder Trilobiten ausgeschlossen werden konnte. Diese Fragmente mit den merkwürdigen Spuren mussten 500 Millionen bis tausend Millionen Jahre alt sein.

2.Kapitel

Ich denke, dass die Öffentlichkeit unsere Funkmeldungen über Lakes Aufbruch nach Nordwesten in Regionen, die noch nie von Menschen betreten oder erforscht worden waren, mit Spannung verfolgte, auch wenn wir seine kühne Hoffnung, die gesamte Wissenschaft der Biologie und Geologie zu revolutionieren, nicht erwähnten. Seine erste Ausfahrt mit den Hundeschlitten für eine Bohrexpedition vom 11. bis 18. Januar zusammen mit Pabodie und fünf anderen - bei der er zwei Hunde bei einem Sturz verlor, als er einen der großen Presseisrücken im Eis überquerte - hatte mehr und mehr des archäischen Schiefers zutage gefördert; und selbst ich war von der einzigartigen Fülle deutlich sichtbarer fossiler Spuren in dieser unglaublich alten Schicht beeindruckt. Allerdings handelte es sich bei diesen Spuren um sehr primitive Lebensformen, die nur deshalb bemerkenswert sind, weil sie in einem so eindeutig präkambrischen Gestein zu finden waren, wie es bei diesem der Fall zu sein schien. Daher sah ich weiterhin keinen guten Grund Lakes Wunsch nach einem weiteren Abenteuer neben unserem zeitlich straffen Forschungsvorhabens nachzukommen; ein Abenteuer, dass all unsere vier Flugzeuge, einen Großteil der Mannschaft und all unser technisches Forschungsgerät in Anspruch nehmen würde. Letztendlich aber legte ich kein Veto gegen Lakes Plan ein, entschied mich jedoch, die Gruppe nicht nach Nordwesten zu begleiten und Lakes Bitte um meinen geologischen Rat abzulehnen. Während ihrer Abwesenheit, würde ich mit Pabodie und fünf Männern im Lager bleiben und die finalen Pläne für unseren Umzug nach Osten auszuarbeiten. In Vorbereitung unseres Umzuges hatte eines der Flugzeuge bereits damit begonnen, einen guten Vorrat an Benzin aus dem McMurdo Sund herbeizuschaffen; aber diese Arbeit konnte vorübergehend warten. Ich behielt einen Schlitten und neun Hunde bei mir, denn es wäre unklug gewesen, in einer vollkommen unbewohnten Welt des ewigen Eises ohne jede Transportmöglichkeit zu sein.

Lakes eigene Expedition ins Unbekannte sendete, wie sich jeder erinnern wird, von den kurzwelligen Funkanlagen der Flugzeuge aus, ihre eigenen Berichte; diese wurden gleichzeitig von unseren Geräten im südlichen Lager und von der Arkham im McMurdo Sund empfangen und von dort aus auf Wellenlängen von bis zu fünfzig Metern an die Außenwelt weitergeleitet. Der Abflug erfolgte am 22. Januar um 4 Uhr morgens. Der erste Funkspruch, den wir erhielten, kam nur zwei Stunden später, als Lake davon berichtete, dass er an einem Punkt, etwa 300 Meilen von uns entfernt, Eis abschmelzte um eine Bohrung vorzunehmen. Sechs Stunden später berichtete ein zweiter, sehr aufgeregter Funkspruch von den emsigen Arbeiten, bei denen ein flacher Graben ausgeschachtet und gesprengt worden war; der Höhepunkt war die Entdeckung von Schieferfragmenten mit mehreren Abdrücken, welche denen sehr ähnlich waren, die das ursprüngliche Erstaunen ausgelöst hatten.

Drei Stunden später verkündete eine kurze Meldung die Wiederaufnahme des Fluges inmitten eines rauen und stechenden Sturms; und als ich gegen das weitere Eingehen von Gefahren protestierte, antwortete Lake knapp, dass seine neuesten Funde jedes Risiko wert seien. Ich erkannte, dass seine Erregung in der Lage war eine Meuterei herbeizuführen und dass ich nichts tun konnte, um dieses riskante Unterfangen, das eine Gefahr für den Erfolg der gesamten Expedition darstellte, zu unterbinden. Es war ein entsetzlicher Gedanke, dass er immer tiefer in diese tückische und unheimliche weiße Unendlichkeit aus Stürmen und unergründlichen Geheimnissen eintauchte, die sich über 1500 Meilen hinweg bis zur halb bekannten, halb vermuteten Küstenlinie von Queen Mary und Knox Lands erstreckte.

Dann, nach etwa anderthalb Stunden, kam diese unglaublich aufregende Nachricht von Lakes Flugzeug, die meine Gefühle fast ins Gegenteil verkehrte und mich wünschen ließ, ich hätte die Gruppe begleitet.