Berliner Luftballons - Thilo Koch - E-Book

Berliner Luftballons E-Book

Thilo Koch

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Beschreibung

In diesem Werk sammelt Thilo Koch eine Anzahl an Feuilletons. Es wurde in seiner ursprünglichen Fassung für den Rundfunk geschrieben und auch zwischen 1952 und 1957 in der NWDR-Sendung "Berliner Feuilleton" vom Autor selbst gesprochen. 1958 wurde diese Sammlung an Feuilletons schließlich zu diesem schönen Buch zusammengefasst und veröffentlicht.Thilo Koch wurde am 20. September 1920 in Kanena geboren. Nachdem er sein Abitur 1939 als Jahrgangsbester abgelegt hatte, studierte er Philosophie, Geschichte und Germanistik. Thilo Koch wollte zunächst Autor und Dichter werden, aber nach der Veröffentlichung einiger Bücher schlug er jedoch den Laufweg zum Fernsehjournalismus ein. Er bewarb sich erfolgreich beim NWDR und arbeitete später beim NDR. Für viele Jahre war er auch Korrespondent nach Washington und schrieb für DIE ZEIT. Neben dieser Tätigkeit arbeitete er jedoch während seines gesamten Lebens regelmäßig als Sachbuchautor und Herausgeber. Am 12. September 2006 verstarb er in Hausen ob Verena. -

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Sammlungen



Thilo Koch

Berliner Luftballons

SAGA Egmont

Berliner Luftballons

Copyright © 1958, 2018 Thilo Koch und Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

All rights reserved

ISBN: 9788711836187

1. Ebook-Auflage, 2018

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Vor Sonnenaufgang

Ein Rosenhauch liegt über allem. Er hüllt die Spitzen der weißbereiften Pappeln in ein beinahe kitschiges Rosa, das unendlich hoffnungsfreudig sich vom gelassen fernen Kaltblau des Wintermorgenhimmels abhebt. Ganz hell, klingend hell knirscht der Schnee unter den Kufen eines Karrens, mit dem schon so früh jemand umzieht. Stuhl und Tisch, ein Bett, ne Kiste Brennholz. Der Mann, der das grüne Gefährt schiebt, hat schwarze Ohrenschützer auf; sein Atem umweht ihn wie eine kleine weiße Dampfwolke.

Über den Gartenzäunen das zackig erstarrte Geäst von Büschen und Bäumen, alles zentimeterhoch mit Schnee bedeckt, schwarz-weiße Hieroglyphen der Natur, wie auf chinesischen Tuschmalereien. Der kleine Hund streicht mir um die Beine, das braune Auge immer wieder vorwurfsvoll zu meinem roten Gesicht erhoben: »Lieber Herr! Bei fast zwanzig Grad konntest du den Morgengang um die Ecke auch mal ausfallen lassen!« »Aber sieh doch, lieber Hund, den Rosenhauch über allem! Wenn die Sonne hoch ist, erlischt der ganze Zauber!« Ist kein Lyriker, mein Weggenosse, klemmt den Schwanz ein, trappelt auf höchstens drei Beinen hinter mir her wie ein Kamel am Halfterband.

Um jede einzelne Kiefernnadel hat sich ein zierlicher Kristallpanzer aus Rauhreif gelegt. »In drei Tagen gibt’s Tauwetter!« ruft mir die Nachbarin zu, bläst in die roten Finger und schwenkt die Tasche mit den Milchflaschen ins Haus. Nächste Querstraße steht ein ganz eingereifter Porsche auf dem Grünstreifen in der Mitte. Die Tür eingedrückt, ein Fenster zertrümmert; da hat’s die Nacht geschleudert und gebumst. Na, er wird doch nicht, der flotte Mann? War schließlich die letzte Fastnacht-Nacht.

Nun aber um die letzte Ecke. Das eingekrümmte, hoppelnde Hundetier ist ein Bild des Jammers. Mich beißt auch die Kälte wie mit Eiszähnen ins Ohr. Da laufen die ersten Kinder zur Schule. Der Ranzen trommelt rhythmisch auf die kleinen Schultern. Dem Peter mit den viel zu großen Skistiefeln kullern Tränen über die runden Wangen; aber er lacht, es ist nur die kalte Luft, so unmittelbar nach dem mollig-warmen Bettchen. Und winkt ihm Bärbel, seine kleine Schwester, heute nicht nach? Richtig, da oben hockt sie wie jeden Morgen auf’m Fensterbrett. Aber man sieht nur, wie sie mit aufgeblasenen Backen ein Loch ins Eisblumenmuster haucht; darüber vergißt sie ganz das Rausgucken und Winken.

Da ist sie, ein goldener Feuerball über dem neuen roten Dach des Eckhauses; sie strahlt groß und gelassen, die Wintersonne, aber gar nicht wärmend durch eine mächtige Kiefernkrone. Der borkige Stamm glüht auf, aber der Rosenhauch über der Welt ist hingeschmolzen. Hinter den großen Scheiben des Architektenbüros sehe ich die jungen Zeichner ihre weißen Mäntel anziehen. Einer sitzt schon hinter dem Reißbrett, den Kopf schwer in die Hand gestützt. Kommt er geradewegs vom »Schrägen Zinnober«, dem Faschingsball der Kunsthochschule? Seine spitze, weiße Nase sieht mir sehr danach aus. Aschermittwoch.

Ball der Saison

Dieser junge Pressevertreter schneidet scharfen Brotmesser-Profils, zum ersten Mal im Smoking, durch die prominierenden Prominenten auf dem Mittelgang vor der Ehrentribüne. Sein noch ungeübtes Ball-Lächeln verzerrt die wendige, windige Intelligenz unter dem geschniegelten Schopf ins Derwischhafte.

Sie sieht aus wie die Tochter des Maharadscha. Spricht aber die harte Nonchalance der kessen jungen Dinger aus dem Mitteleuropa von heute. Wer schenkte ihr den Sari, den sie trägt wie Miß Universum? Wer bezahlt ihren sauren Mosel, hinter dem sie auf Prinz Jawaharlal wartet, indisch-sanft, eine neue La Jana?

Der Dirigent führt das Taschentuch zur Stirn, Schweiß zu trocknen, den andere für ihn vergießen. Biete größeren Posten »Deutsche Tanzmusik« – suche drei Takte Jazz. Aber er findet es amerikanisch. Lächelt geschmeichelt zum Beifall. Und noch einen Rumtata-Boogie.

Jeder einmal ferngesehen! Auf einem goldenen Kelch inmitten der hopsenden Paare, getarnt durch Alpenveilchen, ein schnurrender Kasten mit Rüssel: Television. Ein Auge riskieren sie, wenn die blitzende Linse visiert, walzen dann weiter mit wehendem Frackschoß, gemeißelten Lächelns, ins Nichts der Anonymität zurück.

Unter ihren Orden die eulenäugigen Veteranen des geistigen Lebens. Wie dürfte im Trubel dieser unfreiwilligen Parodie auf ein Fest, dem Ball der Saison, die mumifizierte Lüsternheit fehlen?

Aber jenes dunkle Kinderauge unter langer Wimper, das blasse Näschen und der weiche, schon frauliche Mund, das taut für Sekunden die gefrorene Fröhlichkeit auf. In silbernen Pantöffelchen trippelt sie über den roten Läufer, gehüllt in die unsägliche Lieblichkeit ihrer achtzehn Jahre.

Handfeste Gattin aus dem Nährstand, quellende Fessel über italienischem Schuh, lupenrein der Brillant in dem rosigen Dekolleté, wohlwollende Stirn, scharfes Auge auf Männer, Sektkonsum mäßig.

Unter müden Lidern ein träumendes Auge, schwitzende Hand umschließt das Mikrofon, glatt wie das Oval des Reportergesichtes: Fluß der Rede, in der es nur Kommas gibt. Nu machen Se mal ’n Punkt, drückt die Körperhaltung des Interviewten aus. Aber da erfaßt die vorfabrizierte Suada erst den ganzen Mann und wabert – heißt Flagge! – ins Allgemeine davon.

Jeder neue Titel brachte ihm zehn Kilo zusätzlich ein. Nun hängt das Fett rechts und links unter dem gesprengten Smoking vom Stuhl. Mehr Nackenpolster als Hinterkopf, Gleichgewichthalten die beutelnden Tränensäcke. Schweinsäuglein clever, zwischen höhnischen Lippen die kalte Brasil und ein administratives Lächeln für alle, Bockwurst Punkt zwölf.

Rein und wikingerfrisch das Profil der blonden Begleiterin des kleinen Drahthaarmanagers. En face dann das reine leere Stroh, und selbst die fünfziger Taille rettet da nichts. Lächeln dann doch rührend: Solveyn.

Er sieht gut aus. In seinem Kinn hockt Langeweile. Um die Stirn liegt Erfolg. Zwischen den Schultern lauert der Schicksalsschlag. Hinter tadellosem Frackhemd, der solid gebundenen Schleife: Gewißheit melancholischen AllesVergeblich. Das macht ihn sympathisch. Vertrauend legt sein schönes Mädchen die gute Hand auf seinen Arm. Er lächelt – sieges gewiß.

Eine Teerose am Rücken, eher kräftig die Statur: große Künstlerin. Man kennt sie. Sie weiß, daß die Fältchèn den nahen Blick nicht mehr aushalten. Lächelt den Abend so hin. Das Altern hat ihr nichts an. Wenn sie will, ist sie die jugendlichste Liebhaberin – nur auf der Bühne? Trinkt Whisky, teerosenfarbenen. In kleinen Schlucken. Viele Gläser. Lächelnd und fest.

Tapsig, ein Bär in geliehenem Frack, der Aushilfskellner. Kutscher auf östlichen Gütern gewesen, Großvater ohne Enkel heute, verwechselt immer die Flaschen im Kübel. Das gute Auge erschrickt, als ihn die ziegengesichtige Dürre anschnarrt, die im Grünseidenen, ganz allein und ganz stumm und ganz lange hockt und starrt und sonst gar nichts.

Ein mondän dekoriertes Aquarium, viel Fischblut hinter Damast. Die Gesichter, die restaurativen und restaurier ten, verfallen gegen den Morgen. Algenhaft wuchernde Rauchschwaden umspielen tiefseeig die letzten rotierenden Paare, Aschermittwochskater streicht um die Beine, wächst grau und knurrt.

Schläfchen im Schilderhaus

»Der König hat eine Bataille verloren, jetzt Ist Ruhe die erste Bürgerpflicht, ich bitte darum. Schulenburg!« So laiitet die Originalfassung einer Anordnung des Gouverneurs von Berlin, die sich in dieser Woche zum genau 150. Male jährt. Eine Chronik vermerkt, daß ein Offizier, der die Wachen um Berlin herum Inspizierte, daraufhin einen Gardisten schlafend im Schilderhäuschen fand und, nachdem er denselben zur Rede gestellt, die klassische Antwort bekam: »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, ick jehorche.«

Am 24. Oktober Anno 1806 hatte Napoleon Potsdam erreicht. Spandau ergab sich, ohne einen Schuß zu tun, und am 27. Oktober hielt Napoleon seinen glänzenden Einzug in Berlin. Glockengeläut und Kanonensalut begrüßten von 4 Uhr nachmittags an den zum Kaiser avancierten Korporal aus Korsika, der dann durchs Brandenburger Tor in die Linden einritt, um von französischen Regimentern und einer gewaltigen Volksmasse begrüßt zu werden.

»Vive l’Empereur!« riefen nicht nur die Truppen, sondem auch die Berliner, die durch die Katastrophe von Jena und Auerstedt noch schockiert waren. Genannte Chronik vermerkt: »Die schmachvolle Kriecherei der Berliner aller Stände war so groß, daß Napoleon kopfschüitelnd sagte, er wisse nicht, ob er sich über das, was er in Berlin sähe und höre, freuen oder schämen solle.« Ein gewisser Lange gab ein Schandblatt heraus, den »Telegraf«, »in welchem er den Kaiser Napoleon als einen Halbgott hinstellte und, um sich bei den Siegern recht beliebt zu machen, in schmutziger Weise versuchte, selbst den weiblichen Ruf der Königin Louise zu beflecken«.

Ruhe war die erste Bürgerpflicht – man hatte des Grafen Schulenburg wohlmeinenden, wenn auch nicht sehr heldenmütigen Rat nicht nur beherzigt, sondern ins Übel der Kollaboration hinein übertrieben. Alles schon einmal dagewesen, möchte man wieder einmal seufzen. Zwischen der bartzwirbelnden Siegeszuversicht einer Armee, die sich aus den Lorbeeren des Alten Fritzen ein sanftes Ruhebett gemacht hatte, um sich dann bei Jena und Auerstedt ein bißchen zu spät den Schlaf aus den Augen zu reiben, und der so heftig getadelten Liebedienerei der tapferen Berliner vor 150 Jahren schwankte offenbar schon damals unser Volkscharakter hin und her.

Es lägen doch wohl Würde und Vernunft einer Nation genau in der Mitte zwischen dem Täterätä von »Siegreich wollen wir Frankreich schlagen« und dem schlotternden »Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht, ich bitte darum«. Bittere Lehren immer wieder. Haben wir was gelernt in 150 Jahren? Unsere Chronik vermerkt, so muß gerechteweise hinzugefügt werden, daß später, als auf den Glanz des napoleonischen Einzuges Unter den Linden der Katzenjammer folgte: unaufhörliche Einquartierungen, strenge Zensur und immer größere Reparationen, daß damit die Berliner ihren Stolz wiederfanden, den sie dann freilich gleich in nationalistischen Revanchetönen ausdrückten.

Verehrt sei der greise Prediger Ermann, der es wagte, zu Napoleon zu sagen: »Sire, ce n’est pas vrai!«, als der übermütige Welteroberer in Ermanns Gegenwart vor einer Gesellschaft beleidigende Worte gegen die Königin Louise fallen ließ. Es ist überliefert, daß Ermann künftig die Achtung des Kaisers genoß. Kollaborateure hingegen wie der Journalist Lange wurden nunmehr vom Volke und, wie die Chronik formulierte, auch vom »vornehmen Pöbel« gemieden. Hoch gerühmt wird im Auf und Ab der Zeiten immer wieder der Herr Intendant Iffland, der das Berliner Theater mit Takt und Festigkeit durch die Franzosenbesetzung steuerte.

Ach ja, wie gerne sind wir doch alle bereit, wenn Gefahr droht, zu sagen: »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, ick jehorche!« Aber wie schwer muß man immer wieder für so ein Schläfchen im Schilderhaus bezahlen! Das erfuhren die Berliner 1806, und sie haben in den letzten Jahren bewiesen, daß sie es nicht ganz vergessen hatten.

Ostbahnhof

Sie zwängen sich durch die Sperre: die Frau von dreißig im Schneiderkostüm, recht elegant von weitem, nur der Rock zu kurz, die Schuhe zu derb, die Schultern zu eckig, die Jacke zu lang; der Halbwüchsige, unsicher und frech, Garant der volksdemokratischen Zukunft; die alte Frau mit zwei schweren Handtaschen, klein, eilend. »Omi!« eine hohe Kinderstimme aus dem Knäuel der Wartenden.

Der Personenzug aus Elsterwerda ist düster, glanzlos die wieder eingesetzten Fensterscheiben. Der Rauch der Lok steigt zu einem stumpfen, schwarzen Nachthimmel. Die Eisenkonstruktion über der weiten Bahnhofshalle aus gelbem Backstein ist sauber weggesprengt. Wenige starke Glühlampen über schmutzigen, breiten Schirmen schneiden gelbe Kegel in die Finsternis.

Das Gesicht einer Achtzehnjährigen über dem viel zu großen Koffer; ein formloser Mantel aus grauem Deckenstoff. Ihr Mund, weich und sanft unter kecker Nase und zu ernster, zu niedriger Stirn, schämt sich einer provinziehellen Unbeholfenheit. Die Augen unruhig und hungrig; ein billiger, bunter Schal, kokett über die Schulter geworfen, macht die ganze Erscheinung nur rührender.

Die Omi – aus Sachsen, wie man deutlich hört – hält das kleine Berliner Enkelkind auf dem Arm. Etwas geniert steht der Westberliner Vater im neuen Trenchcoat abseits mit den verschrumpelten Handtaschen der Großmutter. Sie ist ein verhuschtes, dunkles, scheues, kleines Wesen mit zerfaltetem Gesicht, armselig – im Augenblick der Ankunft erleuchtet. Milde, dunkle Augen unter weißem Haar. Der Vater folgt mit leichtem Abstand auf leisen Kreppsohlen seiner Mutter, die von seiner Tochter plappernd zur S-Bahn-Treppe gezogen wird.

Die ist ein schwarzes Loch wie schon vierundvierzig. Der Krieg ist hier noch nicht hinter eine Schutzfassade von neuem Glas, Messing, Kunststein und Holztäfelung zurückgedrängt. Nackt starren die Steine, der Mörtel bröcklig, die Wände verwittert und stellenweise geschwärzt durch Explosionen, Brände. So auch die Mauern der Bahnhofshalle. Durch die großen, rundbögigen Fensteröffnunggen die stumpfe schwarze Nacht, die dort hinten schon die letzten Wagen des Zuges aus der »Zone« verschluckt. Der Halbwüchsige, unsicher und frech, hat plötzlich die dunkle Uniform der Volkspolizei an, steht neben der Lokomotive. Nein, es ist ein anderer; der an der Sperre trug das Haar lang über die Ohren. Einer des gleichen Alters schlendert jetzt als letzter durch die Sperre. Schaftstiefel, Zigarette, Abzeichen auf dem Jackett. So viele von diesen Jungen. Oder fallen sie nur mehr auf als die Frauen und Mädchen und die wenigen Männer?

Die Frau von dreißig im Kostüm der Kriegszeit steht vor dem Verkaufsstand der HO. Sie hat ein Gespräch mit dem Verkäufer angefangen, kauft aber nichts. Erkundigt sich nach Straßenbahnlinien, wartet noch halb. Schwätzt gern. Ja, aus Dresden, Freundin in Berlin besuchen mal sehen …

Die Bahnsteige leer, der Wagen mit den Zeitungen verschwunden, der Zug schiebt sich rückwärts aus der Halle, der HO-Verkaufsstand wird geschlossen. Die Treppen zum großen Ausgang hinunter auch leer. Tiefe Nacht. Kein Zug mehr heute. Keine Türen, keine Fenster in der Bahnhofsvorhalle, kein Dach. Im Kegel einer Lampe, die im Winde schwankt, grünes Unkraut oben in den Gemäuerwinkeln.

Kindliche Solidarität