Bertoluzzi - Romualdo Fabrici - E-Book

Bertoluzzi E-Book

Romualdo Fabrici

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Beschreibung

Die erste Geschichte von Bertoluzzi, dem Fußballakrobaten, bedient die Mythen- und Legendenbildung auf humoristische und zum Teil paradoxe Weise. Sie vermittelt das absurde und skurrile Tun und Lassen eines imaginären Fußballprofis und verleitet zum ungläubigen Schmunzeln. Sie ist vor allen Dingen bei der Lektüre in jeder Minute ein Vergnügen. Die zweite Geschichte bildet das Gegenstück zur frei erfundenen Geschichte, sie schildert ein Spiel zwischen Juventus und Milano, das sich im Friseursalon einer fußballverrückten Stadt abspielt. Sie beschreibt ein Erlebnis, das sich tatsächlich so ereignet hat, ohne zusätzliche Erfindungen oder Ausschmückungen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 32

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Bertoluzzi

Juventus - Milano

Bertoluzzi

Nicht viele unter uns gehören zu den auserwählten Glücklichen, die einem Star aus der Show-Welt, einem Prominenten oder gar einem Politiker auf der Straße begegnen. Wir kennen sie im Grunde genommen nur aus den Talkshows, wo sie ihr Buch, ihr schauspielerisches Talent oder auch irgendeine politische Idee verkaufen wollen. Tagelang - ja, oft länger noch - wirkt diese Begegnung in uns nach, als wären wir dem Heiligen Geist persönlich über den Weg gelaufen.

Eines der strahlenden Leuchtfeuer in meiner Erinnerung war die Begegnung mit dem hochtalentierten Fußballakrobaten Heinrich Berthold Hasenclever. Ihm wurde in den sechziger Jahren ein bedeutender Platz in der Fußballaristokratie eingeräumt - als Publikumsliebling und vor allen Dingen als Fußballrevolutionär.

Sein legendärer Ruf basierte größtenteils auf seiner absoluten Unfähigkeit, sich auf dem Fußballfeld zu bewegen wie jeder andere einigermaßen gut trainierte Spieler auch. Gleichgültig, ob er sich zu den drahtig-asketischen Durchhaltefanatikern zählte, den athletisch gebauten Typen oder gar zu den Kraftbolzen, die eine Menge Muskelfleisch über das Feld zu tragen haben und wegen ihrer zögerlichen Anlaufgeschwindigkeit nur selten aufgestellt werden.

In seinem eckigen, ganz und gar unharmonischen Laufstil - hier erinnerte er an den mehrfachen Olympiasieger Emil Zatopek in den fünfziger Jahren - bewegte er sich über das Fußballfeld, als wäre er ganz allein auf Feld und Flur - in einer Art und Weise, die niemand von ihm erwartete, geschweige denn vorausahnen konnte. Nach fünf oder sechs Trippelschritten wechselte er abrupt die Richtung, lief im Zickzack über das Feld, übersprang geschickt Blutgrätschen und heimtückisch eingefädelte Fußangeln, bis er endlich auf die Idee kam, dass dies im Grunde ein Mannschaftssport war und es allmählich Zeit wäre abzuspielen. Unerwartet für das Publikum, auf jeden Fall aber für seine Gegner, startete er oft seinen Trip aus der Verteidigungslinie heraus - in seinem typischen, einem flüchtenden Hasen ähnlichen Zickzacklauf, drehte im Mittelfeld einige Mäanderschleifen, bis er den Ball in einem flachen Bogen von der Seitenlinie einem Stürmer seiner Wahl zuhebelte. In der einschlägigen Presse wurde er allein wegen dieses punktgenauen Zuspiels zum Flankengott der Liga hochstilisiert.

Seine eigenen Mitspieler, die sich im Laufe der Zeit auf ihn und seine Spielweise einstellten und allmählich begriffen, wo sie zu stehen und auf sein Zuspiel zu warten hatten, waren zuweilen selbst irritiert und nicht mehr in der Lage seinem Konzept zu folgen. Natürlich häuften sich anschließend schon während des Spiels und erst recht danach Vorwürfe, dass er angesichts dieser chaotischen Spielweise überhaupt keinem Konzept folge. Vielleicht war es aber genau das, was so wunderbar funktionierte?

Er gehörte offensichtlich zu den „kreativen Chaoten“, dessen rechte Gehirnhälfte besonders ausgeprägt war - der Gehirnhälfte, die als Dominante aktiver in das Spielgeschehen eingriff als die linke. Schon früh hatte er es gelernt, mit diesem scheinbaren Manko umzugehen. Denn als Chaot beschimpft zu werden, ist natürlich schwer zu ertragen und nicht immer leicht hinzunehmen. Dabei erforschten inzwischen Wissenschaftler, dass die ‚rechtshirnigen’ Menschen von Natur aus die spontaneren und kreativeren sind. Ferner scheinen sie eine bessere räumliche Wahrnehmung zu besitzen als zum Beispiel die ‚linkshirnigen’. Etwas im Voraus zu planen, scheint für diese Art menschlicher Wesen eine grauenhafte Vorstellung zu sein. ‚Linkshirnige’ - also Menschen, deren linke Gehirnhälfte die aktivere ist, lieben es dagegen zu planen, etwas logisch zu analysieren und perfekt zu sein. Sie wollen, dass alles ordnungsgemäß und wie am Schnürchen abläuft.