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Es ist zu Ende, sagt er. Ich weiß nicht, ob er Recht hat. Wahrscheinlich. Denn wie soll eine Beziehung weitergehen, wenn man sich nicht mehr sieht? Trotzdem - es ist nicht zu Ende. In mir wirkt es weiter, was gewesen ist; und ich bin sicher, auch in ihm. Wir wollten nie 24/7; und irgendwie war es das auch nicht. Trotzdem war es zu viel. Die ganzen Spiele, viel zu wichtig sind sie geworden, mit der Zeit. Es ging nur noch um Macht. Seine Macht über mich. Und als er sie hatte, die fast totale Macht über mich, da wurde es ihm langweilig. Hatte er zu viel Macht? Oder war es noch immer nicht genug? Habe ich versagt, bin den letzten Schritt nicht gegangen? Aber ich konnte nicht. Wie wichtig ist SM? Auf jeden Fall nicht wichtig genug, mich selbst aufzugeben. Ich bin ich; nicht nur eine Sub. Ich will herausfinden, was bei uns schiefgelaufen ist. Deshalb schreibe ich auf, was mir passiert ist. Schreibe sie auf, die Geschichte der letzten sechs Monate; in Wochenberichten, so wie es auch geschehen ist, in unserer Wochenendbeziehung. Vielleicht finde ich den Schlüssel dazu, sie fortzusetzen. Zumindest aber den zu mir selbst, den möchte ich entdecken. Denn heute weiß ich nicht mehr so genau, wer ich bin.
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2011
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Die Beziehungskiste
Erotik eBook
erotische Erzählungen von
Irena Böttcher
Cover: © foto.fritz - Fotolia.com
Cover-Design: Stephan Krüger - Audiosell-Verlag
© 2013 by Audiosell Verlag - All rights reserved
1. Auflage Juni 2012, ungekürzte Originalausgabe
ISBN 9783981499933
www.audiosell-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Die 1. Woche
Die 2. Woche
Die 3. Woche
Die 4. Woche
Die 5. Woche
Die 6. Woche
Die 7. Woche
Die 8. Woche
Die 9. Woche
Die 10. + 11. Woche
Die 12. Woche
Die 13. Woche
Die 14. Woche
Die 15. Woche
Die 16. Woche
Die 17. Woche bis Ende
Die Beziehungskiste
Das Tagebuch einer devoten Frau
von Irena Böttcher
Vorbemerkung
Von A. E.
Es ist zu Ende, sagt er. Ich weiß nicht, ob er Recht hat. Wahrscheinlich. Denn wie soll eine Beziehung weitergehen, wenn man sich nicht mehr sieht? Trotzdem - es ist nicht zu Ende. In mir wirkt es weiter, was gewesen ist; und ich bin sicher, auch in ihm. Wir wollten nie 24/7; und irgendwie war es das auch nicht. Trotzdem war es zu viel. Die ganzen Spiele, viel zu wichtig sind sie geworden, mit der Zeit. Es ging nur noch um Macht. Seine Macht über mich. Und als er sie hatte, die fast totale Macht über mich, da wurde es ihm langweilig.
Hatte er zu viel Macht? Oder war es noch immer nicht genug? Habe ich versagt, bin den letzten Schritt nicht gegangen? Aber ich konnte nicht.
Wie wichtig ist SM? Auf jeden Fall nicht wichtig genug, mich selbst aufzugeben.
Ich bin ich; nicht nur eine Sub.
Ich will herausfinden, was bei uns schiefgelaufen ist. Deshalb schreibe ich auf, was mir passiert ist. Schreibe sie auf, die Geschichte der letzten sechs Monate; in Wochenberichten, so wie es auch geschehen ist, in unserer Wochenendbeziehung. Vielleicht finde ich den Schlüssel dazu, sie fortzusetzen. Zumindest aber den zu mir selbst, den möchte ich entdecken.
Denn heute weiß ich nicht mehr so genau, wer ich bin.
Die 1. Woche
Das war ganz anders, letztes Jahr im November, als er auf meine Anzeige geschrieben hat.
Ganz frech hatte ich formuliert; so, wie ich mich auch fühlte. Selbstbewusst. Leider weiß ich den Text nicht mehr so genau. Irgendetwas mit: „Wenn du dich traust, versuche, Macht über mich zu gewinnen.“ Oder so ähnlich.
Ganz schön prophetisch, im Nachhinein.
Es kamen die üblichen 70, 80 Antworten. Langweiliger Kram, Mails, die ein Mann vielleicht als geil empfindet. Aber um Geilheit ging es mir ja gar nicht. Nicht um Sex, nicht nur um Lust. Meine Seele wollte ich verschenken. Ich weiß, das klingt jetzt pathetisch. Aber so war es nun einmal. Arrogante Befehle, noch bevor der Absender auch nur eine Einzelheit über sich selbst verraten hatte. Klar - ich gebe mich ja auch jedem hin, bloß weil er mir ein Mail schreibt.
R. war einer der ersten. „Ich traue mich - traust du dich auch?“, Das war seine Zuschrift. Nur dieser eine Satz; mehr nicht. Geärgert hat es mich, die Selbstsicherheit, die ich dort herauszulesen glaubte. In Wirklichkeit hat er sich gar nichts dabei gedacht; das hat er mir irgendwann einmal verraten. Wollte einfach nur ebenso frech antworten.
Vielleicht fing es damit schon an, die Trennung.
Langsamer Abschied von Anfang an, während wir uns dann erst einmal sehr rasch näher kamen.
„Das kommt darauf an, wer du bist“, habe ich zurückgeschrieben. Daraufhin kam sehr schnell, eine Stunde später, ein Mail mit einer Handynummer und sonst nichts.
Drei Tage habe ich gebraucht, bevor ich angerufen habe. Und dann auch nur, nachdem ich bereits ein Glas Wein intus hatte, sonst hätte ich mich gar nicht getraut.
Die Flasche habe ich noch; wir haben sie gemeinsam leergetrunken, eine Woche später, und ich konnte sie einfach nicht wegwerfen. Aber halt - das gehört in den Bericht über die zweite Woche.
Ja, das ist der Nachteil, wenn man kein Tagebuch führt, sondern es sich im Nachhinein zusammenbastelt.
Jedenfalls, seine Stimme hat mir gefallen. Er war dann auch längst nicht so arrogant wie seine Mails. Er schreibt nicht gerne, hat er mir erklärt, er telefoniert lieber. Sehr viel hat er berichtet von sich, in dem ersten Telefonat. Ich bin kaum zu Wort gekommen.
42 war er damals; heute ist er 43. Höherer Angestellter. Mit Doktortitel. Und mich dumme Kuh hat das auch noch beeindruckt. Kunst mag er, sagte er. Musik, Bilder. Literatur. Versuchsweise hatte er ein paar Bücher angesprochen, die er gerade gelesen hatte. Ich kannte nicht eines davon. Mit Musik und Bildern lief es nicht viel besser.
Irgendwann stockte er, seufzte. Und dann meinte er plötzlich: „Trägst du einen Slip?“, Die plötzliche Wendung überraschte mich; aber ich bejahte. „Zieh ihn aus.“ Das ging mir viel zu schnell, aber ich wagte es nicht zu widersprechen. Deshalb habe ich ein bisschen an meinem Kleid herumgenestelt und einfach behauptet, ich hätte es getan.
„So wirst du in Zukunft immer herumlaufen, bis ich diese Anweisung aufhebe“, bemerkte er.
Klar - mitten im Winter! „Und du pflegst mich dann, wenn ich eine Nierenbeckenentzündung kriege, ja?“, habe ich pampig zurückgegeben, und ihn gefragt, ob er auch noch etwas anderes drauf hat als das Standardprogramm. „Für jeden Tag, an dem du nicht gehorchst, werde ich dir zehn mit der Peitsche verpassen“, war seine Erwiderung.
Mir hat es gereicht. Ekelhaft fand ich das alles, ausgelutscht, langweilig.
Jedenfalls, ich habe einfach aufgelegt.
Versucht, ihn zu vergessen.
Sehr sorgfältig all die anderen Mails mir noch einmal angesehen.
Bloß, die paar, die auch nur halbwegs interessant klangen, da kriegte ich keine Antwort, wenn ich hinschrieb. Spätestens nach zwei Mails war Schluss.
Ein paar Tage später war ich soweit, das Ganze als einen Schuss in den Ofen abzuhaken.
Die 2. Woche
Fast genau eine Woche später rief er an. Ich war ganz überrascht, denn ich hatte ihm meine Nummer nie mitgeteilt. Das Wunder hat sich dann aber sehr schnell aufgeklärt - wie mein Handy auch, speicherte seines die Nummern der eingehenden Anrufe.
Es prickelte wunderbar; das Bewusstsein, dass ich ihn so sehr beeindruckt hatte. Oft bestehen die Doms ja darauf, dass die Sub jeden Schritt tut, der nötig ist, damit man zusammenkommt.
Allerdings - ich gebe es zu; wenn ich nachgedacht hätte, hätte ich schon damals etwas merken müssen. Ich wartete auf mehr als den Anruf. Auf eine Richtigstellung seiner blödsinnigen Anweisung. Doch die kam nicht. Immerhin - das Thema wurde auch nicht mehr berührt. Was ich als Rückzug ansah. Vielleicht war es sogar einer - aber nur ein taktischer.