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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Kindergarten, Vorschule, frühkindl. Erziehung, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen (Sozial- und Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Thesis - Modul - Bildung und Förderung in der Kindheit, Sprache: Deutsch, Abstract: „Eine sichere Bindungsentwicklung und das damit verbundene Urvertrauen wirken wie ein großer Schatz auf seiner anstehenden Reise“ (Brisch, 2010, zitiert nach Leitner und Schmieder, 2013, S. 2). Leider kann ein Kind nicht immer auf den von Brisch erwähnten Schatz zurückgreifen. Vor allem Heimkinder haben vielmals negative Bindungserfahrungen erleben müssen. Durch Vernachlässigung und Zurückweisung, aber auch Missbrauch war es ihnen nicht möglich dieses Urvertrauen aufzubauen. Statt in wohlbehüteten Verhältnissen wuchsen sie größtenteils in einer traumatisierender Umwelt auf, in der Sicherheit nicht zu finden war. Aus diesen oder weiteren Gründen, welche meist auf Negativerfahrungen beruhen, wurden diese Kinder und Jugendlichen in einem Heim untergebracht. Aus bindungstheoretischer Sicht sind diese Kinder und Jugendlichen in vielen Fällen als unsicher gebunden oder auch bindungsdesorganisiert einzustufen. Bedingt durch die Erlebnisse der Vergangenheit sind sie misstrauisch und angstvoll ihrer Umwelt, aber insbesondere Erwachsenen gegenüber. Sie erwarten nicht einmal mehr von neuen zur Verfügung stehenden Bezugspersonen Gutes, sondern rechnen immer wieder damit, in ihren Wünschen und Bedürfnissen zurückgewiesen und enttäuscht zu werden. Hier finden sich Aspekte der Bindungstheorie wieder. Diese beschreibt die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Kind und primärer Bezugsperson, welche meist die Mutter ist, und erörtert, wie diese Erfahrungen das kindliche Verhalten, sowie die inneren Erwartungen an die Bindungsperson beeinflussen. Die Heimerziehung soll Kindern und Jugendlichen eine neue, verbesserte Lebensumwelt bereitstellen und sie bestmöglich in ihrer Entwicklung fördern. Doch dies ist in der Praxis immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden. Die BetreuerInnen im Heim sollen im Rahmen von Schichtdienst und hoher Fluktuation zu einer Bezugsperson für ein Kind werden, welches Feinfühligkeit und ein Eingehen auf seine Bedürfnisse kaum oder nie erlebt hat. Es stellt sich deshalb die Frage, wie genau pädagogisch auf diese bindungsunsicheren oder sogar bindungsgestörten Kinder und Jugendlichen in der Heimerziehungspraxis eingegangen werden kann, um ihnen einen Weg zu einem sicheren Bindungskonzept aufzuzeigen und welche Rahmenbedingungen dafür zu beachten sind. Damit verbunden sollten jedoch zunächst grundlegende Aspekte der Bindungstheorie beleuchtet werden. [...]
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Veröffentlichungsjahr: 2015
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bindungstheoretische Grundlagen
2.1 Die Bindungstheorie nach John Bowlby
2.1.1 Bindung
2.1.2 Bindungsverhalten
2.1.3 Die sichere Basis
2.1.4 Bindungsentwicklung
2.1.5 Das innere Arbeitsmodell
2.2 Bindungsqualität
2.2.1 Die sichere Bindung
2.2.2 Die unsicher-vermeidende Bindung
2.2.3 Die unsicher-ambivalente Bindung
2.2.4 Die desorganisierte/ desorientierte Bindung
3. Bindungsstörungen
3.1 Klassifikation von Bindungsstörungen nach dem ICD-10-GM
3.2 Diagnostik und Typologie von Bindungsstörungen nach Brisch
4. Heimerziehung
4.1 Definitionen der Begriffe Heim und Heimerziehung
4.2 Betreuungsformen der Heimerziehung
4.3 Rechtliche Grundlagen
5. Bindungsstörungen und Heimerziehung
5.1 Die Rolle des Erziehers
5.2 Pädagogisches Handeln in Abhängigkeit der verschiedenen Bindungstypen
5.2.1 Zur Korrigierbarkeit innerer Arbeitsmodelle
5.2.2 Unterbringungsempfehlung
5.2.3 Umgang mit bindungsunsicheren Kindern und Jugendlichen
5.2.4 Umgang mit bindungsdesorganisierten Kindern und Jugendlichen
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Erklärung zur Abschlussarbeit (Thesis)
„Eine sichere Bindungsentwicklung und das damit verbundene Urvertrauen wirken wie ein großer Schatz auf seiner anstehenden Reise“
(Brisch, 2010, zitiert nach Leitner und Schmieder, 2013, S. 2).
Leider kann ein Kind nicht immer auf den von Brisch erwähnten Schatz zurückgreifen. Vor allem Heimkinder haben vielmals negative Bindungserfahrungen erleben müssen. Durch Vernachlässigung und Zurückweisung, aber auch Missbrauch war es ihnen nicht möglich dieses Urvertrauen aufzubauen. Statt in wohlbehüteten Verhältnissen wuchsen sie größtenteils in einer traumatisierender Umwelt auf, in der Sicherheit nicht zu finden war. Aus diesen oder weiteren Gründen, welche meist auf Negativerfahrungen beruhen, wurden diese Kinder und Jugendlichen in einem Heim untergebracht.
Aus bindungstheoretischer Sicht sind diese Kinder und Jugendlichen in vielen Fällen als unsicher gebunden oder auch bindungsdesorganisiert einzustufen. Bedingt durch die Erlebnisse der Vergangenheit sind sie misstrauisch und angstvoll ihrer Umwelt, aber insbesondere Erwachsenen gegenüber. Sie erwarten nicht einmal mehr von neuen zur Verfügung stehenden Bezugspersonen Gutes, sondern rechnen immer wieder damit, in ihren Wünschen und Bedürfnissen zurückgewiesen und enttäuscht zu werden. Hier finden sich Aspekte der Bindungstheorie wieder. Diese beschreibt die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Kind und primärer Bezugsperson, welche meist die Mutter ist, und erörtert, wie diese Erfahrungen das kindliche Verhalten, sowie die inneren Erwartungen an die Bindungsperson beeinflussen.
Die Heimerziehung soll Kindern und Jugendlichen eine neue, verbesserte Lebensumwelt bereitstellen und sie bestmöglich in ihrer Entwicklung fördern. Doch dies ist in der Praxis immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden. Die BetreuerInnen im Heim sollen im Rahmen von Schichtdienst und hoher Fluktuation zu einer Bezugsperson für ein Kind werden, welches Feinfühligkeit und ein Eingehen auf seine Bedürfnisse kaum oder nie erlebt hat. Es stellt sich deshalb die Frage, wie genau pädagogisch auf diese bindungsunsicheren oder sogar bindungsgestörten Kinder und Jugendlichen in der Heimerziehungspraxis eingegangen werden kann, um ihnen einen Weg zu einem sicheren Bindungskonzept aufzuzeigen und welche Rahmenbedingungen dafür zu beachten sind.
Damit verbunden sollten jedoch zunächst grundlegende Aspekte der Bindungstheorie beleuchtet werden. Denn ohne sich diesen theoretischen Grundlagen bewusst zu sein, ist ein bindungssensibles Handeln wohl kaum möglich. Auch muss ein Augenmerk auf die Rahmenbedingungen der Heimerziehung gelegt werden. Diese hat sich in den letzten Jahren, vor allem in der Art der Wohnformen, zu einer vielseitigen Hilfe zur Erziehung entwickelt. So stellt sich weiterhin die Frage, welche Alternativen zu klassischen Wohngruppen gefunden werden können und ob diese nicht sinnvoller für die Unterbringung unsicher gebundener oder bindungstraumatisierter Kinder und Jugendlichen geeignet wären.
Es gilt jedoch auch die Ansprüche an die pädagogischen Fachkräfte darzustellen, welche sich aus einer bindungstheoretisch fundierten Arbeit ergeben. Ist es im Heimalltag überhaupt möglich zu einer Bindungsperson zu werden? Welche Qualifikationen braucht es für das pädagogische Handeln? Und über welche persönlichen Kompetenzen sollten Fachkräfte in der Heimerziehung verfügen?
Um zu verstehen, welchen Einfluss frühe Bindungen auf die Entwicklung des Kindes haben, wird die Bindungstheorie im zweiten Kapitel dieser Arbeit theoretisch dargestellt. So werden Aspekte wie Bindung, Bindungsverhalten und der Begriff der sicheren Basis ebenso erläutert, wie die Entstehung der ersten Bindungsbeziehung und das innere Arbeitsmodell. Im Anschluss wird das Augenmerk auf die Bindungsqualität gelegt. Die verschiedenen Typen von Bindungsverhalten werden dahingehend über den Lebenslauf hinweg betrachtet.
Kapitel drei dient der Darstellung verschiedener Bindungsstörungen, wie sie nach internationaler statistischer Klassifikation kategorisiert sind. Da diese Gruppierungen jedoch sehr allgemein gehalten sind, wird sich diese Arbeit weiterhin auf die Diagnostik und Typologie von Bindungsstörungen des Kinder- und Jugendlichenpsychiaters und Psychotherapeuten Karl-Heinz Brisch beziehen.
Im vierten Kapitel werden Rahmenbedingungen und rechtliche Grundlagen von Heimerziehung behandelt. So wird ein Überblick über verschiedene Betreuungs- und Wohnformen (teil-) stationärer Unterbringungsmöglichkeiten gegeben. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz dient anschließend als Grundlage zur Vorstellung rechtlicher Rahmenbedingungen.