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Der aus eigenem Verschulden erblindete Maler Sascha Samarian malt faszinierende Bilder. Allerdings hat er auch ein seltsames Interesse an den Frauen, die er malt. Fred dagegen musste das Bauunternehmen seines Vaters übernehmen. Doch jetzt droht die Pleite. Er kann auch sein letztes Projekt nicht fertigstellen, weil in der Baugrube eine Leiche liegt. Da bietet ihm Samarian ein Bauprojekt an. Doch der Maler interessiert sich auch für Freds Schwester. Und bald tauchen neue Leichen auf und in Freds Pick-Up findet die Polizei Blutspuren ... Ein spannender Psychothriller rund um einen schrägen Maler, einen Bauunternehmer in der Krise und einen geldgierigen Galeristen.
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Seitenzahl: 352
Veröffentlichungsjahr: 2022
Ingrid J. Poljak
BLINDE BILDER
Ingrid J. Poljak
BLINDE BILDER
Psychothriller
© 2021 Ingrid J. Poljak
Umschlag, Foto: © 2021 Ingrid J. Poljak
Lektorat: Hans Peter Röntgen
ISBN 978-3-347-26031-3 (Paperback)
ISBN 978-3-347-26032-0 (Hardcover)
ISBN 978-3-347-26033-7 (e-Book)
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
For behold, darkness shall cover the earth,
and gross darkness the people;
but the Lord shall arise upon thee …
(Messiah, Händel)
Wie ich diesen Geruch liebe! Den Geruch nach Harz und Öl. Früher hat mir er Tränen in die Augen getrieben, mir den Atem verschlagen, aber im Laufe der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Ich bin fast süchtig nach dieser Mischung aus Harz und Terpentinöl. Ich nehme auch andere Gerüche wahr. Jede Farbe ein bisschen anders.
Nach dem Aufziehen auf den Holzrahmen grundiert Leo meine Leinwände. Er hilft mir bei den Vor- und Nebenarbeiten, und ich finde, er macht das sehr gut. Wenn auch nicht freiwillig.
Ich liebe nicht nur den Geruch. Ich liebe es auch, wenn dieses Gemisch aus Öl, Harz und Farbe meine Haut berührt. Wenn es sich in einer dünnen, glatten Schicht zwischen den Fingern ausbreitet und langsam die Haut überzieht. Es erinnert mich an Blut.
Mein Lieblingsmotiv: Lilis Körper.
Ich liebe auch Musik. Und will, dass Lili sie hört.
Sie liegt auf dem Sofa und ich taste nach ihr. Ein Arm hängt lässig über den Rand. Ich fasse ihn, lege ihn aufs Kissen, neben ihren Kopf. Den Schal schlinge ich um ihren Hals. Wie beiläufig streiche ich über die Haut, ganz sanft. Lili wacht nicht auf.
Ich gehe zurück an die Staffelei.
Die Farben vom Vortag sind eingetrocknet, ich mische neue. Die Farben Blau und Grün liegen weit voneinander entfernt auf die Palette gedrückt, damit ich sie unterscheiden und beliebig mischen kann.
Ich trage sie auf und stelle mir vor, die Leinwand sei Lilis Haut. Ich verstreiche sie mit den Fingern, als würden die Finger tatsächlich über ihre Haut kreisen. Als würden die Farben langsam in Lilis Poren eindringen. Sie spürt nichts davon, die Tropfen wirken wie immer.
Noch hebt sich Lilis Bauch mit jedem Atemzug. Meine Hand gleitet über ihre Hüfte und hinterlässt blaugrüne Spuren. Die Farbe rinnt zwischen ihre Schenkel, meine Hand folgt dem Blaugrün. Es schmiert zwischen den Fingern.
Das Rot für den Schal werde ich direkt aus der Tube nehmen. Er soll als greller Fleck aus dem Bild herausleuchten. Als Blickfang. Als Kontrast zum düsteren Hintergrund. Das Rot wird sich auf der Haut widerspiegeln, und eine Spur von Gelb.
Wenn Lili plötzlich erwacht und mich erkennt, ziehe ich den Schal mit einem Ruck zusammen.
Sie wird mein Geheimnis niemals verraten.
*
01
Donnerstag, 09:30 Uhr
Fred Feichtinger stocherte die letzten Krumen des Frühstücksbrotes aus seinen Zähnen. Den Zahnstocher behielt er im Mundwinkel. Im Geiste lag das Textbuch vor ihm und er wiederholte seinen Text fürs Theater. In Wirklichkeit saß er in seinem Büro und vor ihm lagen nur die Papiere und Pläne für die Bauverhandlung. Sein vorletzter Auftraggeber war pleite, und Fred würde nur übers Gericht an einen Teil seines Geldes herankommen. Und der letzte, dieser Apotheker aus Rodaun, war ein cholerischer alter Mann, der schon seit dem Ausstecken der Baugrube alles besser wusste. Zum Glück war der Auftrag in Laab so gut wie fix.
Die Verhandlung war für heute elf Uhr angesetzt. Fred hatte ein rotkariertes Hemd und neue Jeans angezogen und seine Lederjacke mitgenommen. Auf dem Land legten sie Wert auf rustikales Aussehen.
Die Arbeiten würden in zwei Monaten beginnen. Dann konnte die Firma Feichtinger & Co. wieder auf zwei Baustellen gleichzeitig arbeiten, die keine zehn Kilometer voneinander entfernt lagen. Die Transportzeiten würden sich reduzieren und damit die Kosten. Er konnte endlich auch den neuen LKW bestellen. Wenn alles nach Plan lief, hatte sich die Firma in einem halben Jahr erholt.
Er schob gerade den Zahnstocher in den anderen Mundwinkel, als das Handy läutete.
Der Polier war dran. Hans Nowak, ein Mann, auf den er sich verlassen konnte. Seit zwei Jahren waren sie auch befreundet. Zurzeit betreute Nowak die Baustelle in Rodaun.
„Schlechte Nachrichten, Fred.“
„Sind die Polen nicht gekommen?“
„Ich habe sie sofort wieder nach Hause geschickt. Der eine ist gestern Vater geworden, der andere Onkel. Das wird heute nichts mehr. – Aber das ist es nicht.“ Nowak machte eine Pause und Fred war nahe daran, zum ersten Mal eine Entscheidung Nowaks zu bezweifeln. Er hielt sich zurück.
„Fred, was anderes – wir sind auf eine Leiche gestoßen.“
„Auf eine … was?!“
„Da liegt eine Tote in der Baugrube.“
Einen Augenblick lang hielt Fred inne, bevor er das Handy auf den Tisch knallte, aufsprang, nach seiner Jacke griff und an der Sekretärin vorbeistürzte. „Alle Anrufe abwimmeln, Resi! Alle Termine absagen!“
An der Tür machte er kehrt, schnappte sein Handy vom Schreibtisch und hetzte nochmals an Frau Resi vorbei. „Bin in Rodaun!“
„Aber die Bauverhandlung in Laab?“
„Rufen Sie den Gemeinderat an. Ich bin krank!“ Auch die Regiebesprechung abends im Theater würde entfallen.
Während er durch die Breitenfurter Straße raste, drückte er die Rückruftaste. „Ich bin in fünf Minuten bei dir. Und nichts anfassen!“ Das klang, wie Fred es aus Fernsehkrimis kannte. „Schick auch die restlichen Leute nach Hause. Zeitausgleich.“
Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren, jetzt, zwei Monate, bevor er die Leute woanders einsetzen konnte? Ein Leichenfund auf einer Baustelle! Polizisten würden herumrennen, Absperrleinen spannen, Fragen stellen.
Wir sind auf eine Leiche gestoßen.
Das klang nicht nach Arbeitsunfall.
Er rief nochmals Nowak an.
„Eine alte Leiche?“ Hoffentlich waren sie nicht auf einen alten Friedhof gestoßen, wo viele Leichen begraben lagen.
„Was? – Nein, eine junge Frau.“
„Ich meinte, schon lange tot?“
„Ich glaube nicht. Sie liegt unter einem Sandhaufen.“
Herrgott, hoffentlich ein Unfall, alles nur kein Verbrechen! Nur keine langen Ermittlungen! Kein Baustopp! Seine Hände umklammerten das Lenkrad, die Fingerknöchel traten weiß hervor. Er bremste und fuhr trotzdem bei Rot über eine Kreuzung.
Das Auto schlitterte um die nächste Ecke. Nach wenigen Minuten erreichte er die Baustelle. Nowak öffnete ihm die Wagentür und deutete auf zwei Arbeiter in der Baugrube. Dort musste die Leiche liegen.
Während Fred hinter Nowak in die Baugrube stieg, wurde ihm klar, dass der Apotheker wieder toben würde.
Ein Haufen grober Sand lag in der Baugrube, zwischen der Böschung und dem fertiggestellten Fundament. Sand, der gestern nicht dort gelegen war. Unter dem unteren Rand des Sandkegels ragte ein nackter Fuß mit rot lackierten Zehennägeln hervor. Jemand hatte die Leiche von oben verschütten wollen. Fred zog seine Jacke fester zusammen, er fröstelte.
Nowak schob seine Nickelbrille zurecht und bückte sich.
„Nicht berühren!“
Mit der Hand kehrte Nowak ein paar Sandklümpchen von der Haut der Leiche. Zum Vorschein kam ein seltsam verdrehtes Bein. Fred schaute zu den beiden Arbeitern, die abseitsstanden und glotzten.
„Fahrt nach Hause. Nehmt euch Urlaub.“ Sein Blick fiel wieder auf das bleiche Bein.
„Aber die beiden haben die Leiche gefunden“, sagte Nowak. „Die Polizei wird sie befragen wollen.“
Das Wort Polizei hämmerte in Freds Kopf. Gleichzeitig blitzte ein anderer Gedanke auf. Was, wenn die Polizei gar nicht kam? Was, wenn die Tote unter der Böschung verschwinden würde?
„Habt ihr die Polizei schon verständigt?“
Die Tote einfach liegen lassen und begraben! Absurd! Wie konnte er so etwas nur denken?!
Der Polier nickte. „Die müssten bald da sein.“
Fred bohrte die Schuhspitze in den Sandhaufen, dorthin, wo er den Kopf der Frau vermutete. Er schob ein paar Steinchen zur Seite. Sand und Kies von der Böschung rutschten nach. Aus dem Sandkegel schimmerten eine nackte Schulter und ein Stück roter Stoff hervor. Ein Wäschestück oder ein Halstuch.
Von weitem ertönte die Polizeisirene.
02
Donnerstag, 10:30 Uhr
„Guten Tag, Frau Feichtinger. Hier Holuba.“
Judith rutschte auf dem Sessel nach vorn und drückte das Handy ans Ohr. „Guten Tag.“
„Sie ahnen, warum ich anrufe?“ Josef Holuba war ein – zumindest nach außen hin – freundlicher Mensch, und jetzt klang seine Frage sogar so, als würde er lächeln.
Judith schluckte. Hoffentlich lächelte er.
„Hat Ihnen einer meiner Entwürfe …?“
„Nicht nur einer. Alle drei haben mir gefallen, aber einer ganz besonders. Wann darf ich Sie besuchen?“
Sie sog die Luft ein. „Oh, danke! Das freut mich.“ Sie griff nach dem Kalender. „Wann möchten Sie kommen?“
„Heute noch. Wir müssen die Einladungen bald verschicken. Und nicht vergessen: das Plakat brauchen wir auch.“
„Heute? Da geht es nur mehr am Vormittag. Nachmittags hab ich einen Termin im Theater – mit meinem Bruder, Sie wissen schon.“
Prompt sagte Holuba: „In einer halben Stunde?“
Eine halbe Stunde später stand er an ihrem Zeichentisch. Er breitete die drei Entwürfe auf der Tischplatte aus, die sie ihm gegeben hatte. „Alle drei sind hervorragend.“ Sein ausgestreckter Zeigefinger deutete auf den mittleren. „Aber der mit dem Portal gefällt mir am besten.“
„Das Portal würde ich aber nur im Kleinformat aufs Plakat nehmen. Als Logo am unteren Rand.“
„Ich verlasse mich ganz auf Sie.“
Sie hatte das Querformat für die Einladung gewählt. Eine Darstellung des Eingangsportals mitsamt der Aufschrift Galerie Holuba bildete die Umrahmung. Das weiße Feld bot nicht nur Platz für das Wort Einladung, sondern auch für Detailangaben.
Holubas Augen leuchteten. „Und im Inneren der Einladung wird der Künstler vorgestellt. Bei unserer Wiedereröffnung wird das Sascha Samarian sein, ein begnadeter Maler. Kennen Sie ihn?“
„Sie haben mir bisher nur das Bild fürs Plakat gezeigt.“ Erst kürzlich hatte sie in der Zeitung gelesen, dass ein Maler soeben Furore machte, weil er blind war. Das Bild fürs Plakat hatte sie kaum beachtet.
„Er malt hauptsächlich weibliche Akte. Wunderschön. Fast abstrakt, trotzdem so, als würden sie leben.“ Holuba zog sein Smartphone hervor und tippte auf eines der Bilder.
Zunächst war Judith verwirrt, aber je länger sie das Foto betrachtete, desto deutlicher traten zwischen blaugrünen Blättern und Ranken rötlich schimmernde Umrisse hervor. Einzelne Teile setzten sich langsam zu einem Körper zusammen. Das ganze Bild schien sich zu bewegen.
Sie warf Holuba einen zweifelnden Blick zu. „Ist das von diesem Blinden?“
Holuba nickte nur und lächelte.
Blind! Mein Gott, sie hatte die Schlagzeile für Fake News gehalten, für ein Gerücht, das eine Gratiszeitung verbreitete. Für einen geschmacklosen Werbegag. Holuba, der Geschäftsmann, der vor nichts zurückschreckte. Sie hätte es ihm zugetraut.
Allmählich erkannte sie auf dem Bild auch Details. Das rote Gebilde zwischen Rumpf und Kopf formte sich zu einem glänzenden, roten Schal. Judith blickte auf.
„Zugegeben, er hat einen Helfer, der ihm vorbereitet, was er zum Malen braucht.“
Sie hätte dieses Bild als geschmäcklerisch, ja kitschig abgetan, hätte sie nicht diese scheinbare Bewegung wahrgenommen. Teile, die ihre richtige Stellung zueinander erst suchten, wenn man sie betrachtete. Oder hatte sie bloß die Bewegung von Holubas Hand auf das Bild projiziert?
Hauptsache, Holuba verdiente daran. Der Mann war nicht von der Armut geplagt, aber der Umbau des Lokals in der Innenstadt und dessen Wiedereröffnung hatten sicher viel Geld verschlungen. Da waren auch neue Werbeflyer, Visitenkarten und Geschäftspapiere. Corporate Identity. Judith war es gelungen, das renovierte Portal in die Identity einzubeziehen. Holuba wusste das offensichtlich zu schätzen.
„Wenn Sie wollen, können Sie Samarian kennenlernen. Ich treffe ihn morgen zum Lunch.“
Gerade als er ihr weitere Bilder zeigen wollte, ertönten aus ihrer Tasche die Worte: „Hallo, dein Handy läutet.“
Fred war dran.
„Hier ist was passiert. Die Polizei …“
Wenn Fred sich aufregte, klang seine Stimme schrill.
Judith hielt die Hand über die Mikro-Öffnung und klärte Holuba auf: „Mein Bruder.“ Dann vernahm sie Wortfetzen von anderen Leuten und fernes Dieselgeräusch.
Sie lauschte. „Was ist los?“
„Scheißtag heute!“ Fred schnaubte ins Telefon. „Wir haben eine Leiche. Die Polizei hat alles abgesperrt, wir können nicht weiter.“ Er rief ein paar Worte in den Hintergrund und krächzte dann wieder ins Telefon. „Das Opfer brutal zugerichtet. Die Beine gebrochen, verschoben, der Hals verdreht.“
Fred schrie mehr, als er sprach. Ihr Blick streifte Holuba. Der tat, als scrolle er nach anderen Bildern, aber offensichtlich lauschte er.
„Hör zu, Fred. Ich kann jetzt nicht, ich bin in einer wichtigen Besprechung.“
Holuba mischte sich ein: „Sehr richtig. Und vergessen Sie nicht unseren vereinbarten Liefertermin.“
Sie umklammerte das Handy und versuchte, sich auf Freds Worte zu konzentrieren. Doch erst nach langer Pause sagte er:
„Ich hätte jetzt auch eine wichtige Besprechung gehabt. In Laab.“ Seine Worte klangen bitter.
03
Donnerstag, 12:30 Uhr
Fred saß im Bürocontainer und starrte ins Bautagebuch. Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen und die Linien schlugen Wellen. Immer wieder sah er die Tote vor sich. Wie die Beamten sie freigelegt hatten, sie fotografierten. Freds Leute schaufelten den Sand von Rand der Baugrube weg, damit nichts davon die Leiche wieder verschütten konnte.
Die Polizei baute große Zelte über Bagger und Böschung auf. Zwei der Beamten untersuchten die Spuren der Raupe, die zum Sandhaufen in gut zehn Meter Entfernung führten.
Der Boden des Büros ächzte, Nowak trat ein.
„Die Polizei nimmt an, der Mörder hat zuerst die Tote hinuntergeworfen und ist dann beim Zuschütten unterbrochen worden.“ Nowak putze seine Brille. Dann holte er sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und riss sie auf.
Fred nickte. „Hat die Polizei auch dich gefragt, wer hier arbeitet und wer den Bagger steuern kann?“
„Sie fragen, als wäre es einer von uns gewesen. So ein Blödsinn.“ Nowak gönnte sich einen Schluck.
Fred blätterte im Bautagebuch eine Seite zurück.
„Hast du auch eingetragen, wann genau die Polen weggefahren sind?“
„Sie hatten es eilig. Von denen hat keiner Zeit, einen Mord zu begehen und die Leiche hier abzulegen.“
„Die Polizei wird das überprüfen,“ sagte Fred.
Wieder ächzte der Boden.
Der Inspektor betrat das Baubüro. „Stimmt, wir werden das überprüfen.“ Chefinspektor Kremer war ein sommersprossiger Mann, drahtig, Mitte vierzig. Die kurzgeschorenen rötlichen Haare ließen die Grenze zu seiner Halbglatze verschwimmen. Er trat an Freds Schreibtisch heran und stützte die Arme auf die Tischkante. Fred schob ihm die Durchschläge der Seiten aus dem Bautagebuch hin.
Da erschien auch Kremers Kollegin in der Tür. Inspektor Brigitte Sokol, hatte Kremer sie vorgestellt.
Kremer legte die losen Blätter in sein Notizbuch und versuchte, sie am Auseinanderrutschen zu hindern. Doch dann reichte er den Stapel der Sokol. „Mach du das.“
Die Sokol schob die Blätter zusammen und ließ sie in der Mappe verschwinden, in der sie auch ihr Tablet herumtrug. Zum Unterschied zu ihrem Kollegen lächelte sie freundlich.
Kremer stieß sich vom Tischrand ab.
Fred schaute auf die Uhr. Die Bauverhandlung in Laab musste längst zu Ende gegangen sein. Die Sokol unterbrach seine Gedanken.
„Dieses Dingsbums, diesen Bagger“, sagte sie, „kann den jeder in Betrieb nehmen?“
„Man muss schon damit umgehen können.“ Die Männer, die jetzt hier arbeiteten, konnten es jedenfalls nicht.
Kremer zog die Stirn zusammen. „Na, der Mensch, der die Tote verschüttet hat, hat damit umgehen können. – Frau Kollegin meinte aber: in Betrieb nehmen. Das Dingsbums hat ja so etwas wie ein Zündschloss.“
Fred blickte zur Sokol und weiter zu Nowak.
„Der Schlüssel ist weg“, sagte Nowak. „Ich hab gleich danach gesucht, als ich die Raupe – äh, den Bagger – bei der Böschung hab stehen sehen.“
„Und einen zweiten Schlüssel gibt es auch?“
Fred sog die Luft durch die Nase ein. „Schon lange nicht mehr.“
Kremer räusperte sich. „Und wo wird der eine Schlüssel normalerweise aufbewahrt?“
Fred öffnete eine Schreibtischlade. „Hier.“
„Da kann jeder ran?“
„Herr Nowak sperrt am Abend immer ab.“
Nowak brummte zustimmend.
„Wer hat Zugang zu dieser Lade?“
„Herr Nowak und ich.“
Kremer zog die Schultern hoch. „Ich nehme an, auch Sie beide können mit dem Bagger fahren.“ Er blickte in sein Notizbuch, als würde er die Aussagen durch Telekinese niederschreiben. Ehe er weiterfragen konnte, klopfte es an der offenen Tür.
„Wir sind fertig mit dem Zeltaufbau“, sagte ein junger Beamter.
„Wann können wir mit dem Bagger wieder arbeiten?“
„Wenn die Untersuchungen fertig sind.“
„Sie müssen ihn doch nicht … zerlegen?“
Kremer zuckte die Achseln. Ihm war es sicher egal.
„Ziemlich viele Fingerabdrücke, vielleicht auch Haare, Fasern, die irgendwo eingeklemmt sind.“
„Kein Angst“, sagte die Sokol. „Unsere Burschen kriegen das schon hin, den Zusammenbau von zerlegten Baggern.“
Fred sank zusammen. „Aber …“
Nowak fiel ihm ins Wort: „Wir leihen uns inzwischen eine Ersatzraupe aus.“
Nowak wusste nicht alles über die finanzielle Lage der Firma. Die Notfallkasse war leer, nur ein neuer Kredit würde Extra-Ausgaben ermöglichen. Mit der Versicherung lag Fred sowieso im Clinch. Leider hatte er sich von seinem Vater überreden lassen, die Firma zu übernehmen. Er wollte immer Schauspieler werden oder Regisseur. Aber nie Baumeister.
„Ach ja“, sagte der Inspektor, „Ihre Fingerabdrücke brauchen wir auch. Kommen sie bitte morgen um neun zur Unterschrift in mein Büro. Alle beide.“ Er reichte Fred eine Visitenkarte und verabschiedete sich.
Nachdem er gegangen war, zischte Nowak: „Ich hab ja gleich gesagt, die verdächtigen uns.“
Fred schwieg. Das mit dem Schlüssel war peinlich. Er stand auf und blickte durchs Fenster. Draußen krochen ein paar Mann auf dem Bagger herum.
Da läutete sein Handy. Resi war dran.
„Frau Resi, was gibt’s?“
Er war gefasst auf die nächste Hiobsbotschaft.
Die dann auch kam:
„Sie sollen den Gemeindesekretär von Laab anrufen. Bei der Verhandlung haben zwei Nachbarn Einspruch erhoben.“
04
Freitag, 13:00 Uhr
Judith sah jetzt überall Tote. Auch auf Samarians Bildern. Pünktlich betrat sie das Café in Hietzing. Sie erblickte Holuba schon von weitem. Er saß an einem Fensterplatz und winkte ihr zu. Der Mann, der Judith den Rücken zuwandte, musste Samarian sein. Holuba erhob sich und streckte ihr die Hand entgegen.
„Schön, dass Sie gekommen sind.“ Er rückte ihr einen Stuhl zurecht. „Das ist unser Meister Samarian. – Sascha, das ist Frau Feichtinger, meine Grafikerin.“
Im Sitzen hielt Samarian ihr die Hand entgegen. Als sie seine Finger berührte, zuckte er kaum merklich zusammen. Sein Händedruck fühlte sich unsicher an. Er sprach kein Wort der Begrüßung, sondern hob nur leicht den Kopf, sodass das Tageslicht vom Fenster her sein Gesicht schattenlos erscheinen ließ. Das war also der berühmte blinde Maler.
Noch nie hatte sie so nah in ein blindes Gesicht geblickt.
Holuba reichte ihr die Speisekarte. Während sie die Speisen studierte, redete er immerfort. Er erzählte von seinen Ausstellungen, und wie er immer die Bilder seiner berühmten Künstler ins rechte Licht rückte. Und welche Leute er von anderen Galerien, von Kunstinstitution und Museen kannte. Judith hatte keine Ahnung, von wem er sprach. Wollte es auch gar nicht wissen.
Der Maler saß stumm daneben.
Der Ober brachte nicht nur die Speisen, die sie bestellt hatten. Er brachte auch Mineralwasser und eine Eierspeise für Samarian. Er wickelte das Besteck aus der Serviette aus und legte es neben Samarians Teller. Aus dem Brotkorb nahm er ein Weckerl und legte es dazu. Offensichtlich wusste er Bescheid.
Während Judith ihre garnierte Schinkenrolle aß, warf sie ab und zu einen Blick auf den Maler. Samarian schien in den Genuss seiner Eierspeise vertieft. Holuba in die Lobpreisung seiner Leistung als Förderer der Künste. Ein Stuhl kratzte hinter ihnen über den Steinboden, Samarian zuckte zusammen. Er wandte den Kopf zur Seite. Judith sah die weiß schimmernde Iris in seinen Augen.
Holuba hob sein Glas. „Was sind Ihre weiteren Pläne?“
Die Frage überraschte Judith. Pläne? Nun, sie entwarf für verschiedene Firmen Logos, Geschäftspapiere und Werbematerial. Plakate und Websites. Die Plakate und Kulissenentwürfe für Freds Theater machte sie ohne Bezahlung.
Fred! Die Leiche einer Frau auf der Baustelle. Und seinen ersten Anruf hatte sie abgewimmelt.
„Ist Ihnen nicht gut?“, fragte Holuba.
„Doch … es geht mir gut.“ Sie wischte sich mit der Serviette über den Mund. Ihr Blick irrte hinüber zu dem Maler, auf dessen Gesicht jetzt ein Lächeln lag.
„Entschuldigen Sie“, sagte Holuba, „ich wollte mich nicht aufdrängen. Aber ich kenne Leute, die ebenfalls an Ihren Arbeiten interessiert sind. Ich könnte Ihnen Aufträge vermitteln. Eine bekannte Fernsehmoderatorin zum Beispiel wünscht sich eine Layouterin für ihr Sachbuch. Ein Verleger möchte ein Emblem mit hohem Wiedererkennungswert. Sie haben ein Auge dafür.“ Holuba war in seinem Element. Soviel er einmal angedeutet hatte, besaß er selbst einen kleinen Verlag. Kunstkarten und so.
„Wenn Sie dann noch pünktlich liefern, kann ich Sie all diesen Leuten empfehlen.“
Judith wollte gar nicht mehr hinhören. Schmeichler. Und dieser Maler schwieg und schaufelte mit unheimlicher Konzentration die einzelnen Brocken der Eierspeise in den Mund. Wenn er manchmal die Bissen mit dem gebrochenen Brot neben die Gabel schob, sodass sie auf dem Teller liegenblieben, lächelte er starr.
„Es würde mich freuen …“, begann Judith. Nein, es war nicht gelogen, natürlich würde sie sich über neue Aufträge freuen, aber Holuba war ihr plötzlich zuwider. Was sollte das bedeuten: Wenn sie pünktlich liefern? Eine Drohung?
Samarians seltsame Bilder tauchten wieder vor ihr auf, diese falsch zusammengesetzten Frauenkörper. Samarian traf mit dem Pinsel wohl die Stellen nicht wieder, an denen er den Pinselstrich abgesetzt hatte. Eine logische Erklärung. Auf ihrem Teller schwamm noch ein Salatblatt in der Marinade, sie schob es beiseite.
Als sie aufstanden und sich verabschiedeten, stieß Judith mit einem jungen Mann vom Nebentisch zusammen. Der murmelte eine Entschuldigung und verließ vor ihnen das Lokal. Judith nahm sich vor, sofort an Holubas Auftrag weiterzuarbeiten. Sie wollte seine Vermittlung vielleicht doch in Anspruch nehmen, obwohl sie sein Geschwafel nicht mochte.
Während sie auf die Straße hinaustraten, lag auf dem Gesicht des Malers wieder dieses starre Lächeln.
Gänsehaut lief ihr über den Rücken.
05
Freitag, 14:00 Uhr
Fred kaufte sich eine Wurstsemmel und ein Bier.
Die Polizisten hatten um die Fundstelle der Toten weitläufig Absperrleinen gezogen, sodass die Hälfte der Baugrube gesperrt war. Heute sollten die Künetten für den Kanal gegraben werden. Aber die Kriminaltechnik verhinderte das.
Müde setzte Fred sich in seinen Wagen. Die Wurst schmeckte versalzen, die Semmel war von vorgestern. Das Bier trocknete seinen Mund vollends aus. Über die Windschutzscheibe kroch eine Fliege. Was für beschissene Tage!
Nowak kam aus dem Bürocontainer, trat an Freds Wagen heran.
„Wir müssen spätestens Montag früh weiterarbeiten.“
„Und was machen wir mit der Absperrung?“
„Ganz einfach.“ Nowak grinste. „Wir nehmen sie weg und tun sie nachher wieder hin.“
Gut, damit konnten sie leben. Keine Mehrkosten, höchstens ein Anschnauzer von diesem Kremer. Was Fred mehr Sorgen machte: Er musste dem Bauherrn vom Leichenfund berichten, diesem unangenehmen Magister Böhm.
„Ist der Inspektor schon weg?“
Nowak zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Der läutet jetzt bei den Nachbarn. Ob jemand was gehört oder gesehen hat.“
„Hat er die Namen unserer Leute aufgeschrieben?“
„Die stehen im Bautagebuch.“
Fred griff nach seinem Handy, legte es auf die Ablage unter der Windschutzscheibe. Er sollte Böhm anrufen, ihm mitteilen, dass eine Leiche die Arbeiten aufhielt. Dass die Polizei Baumaschinen beschlagnahmt hatte und die weiteren Arbeiten verhinderte. Hoffentlich würde nicht Böhms verrückte Mutter wieder einen Schreikrampf kriegen.
Das Läuten des Handys schreckte Fred auf.
„Feichtinger.“
„Hallo Fred!“ Judith.
Fred war erleichtert.
„Warum sagst du deiner Frau nicht alles? Du hast Lena nichts von der geplatzten Bauverhandlung in Laab gesagt.“
Fred stieß einen Seufzer aus. Schon wieder lief alles schief.
06
Freitag, 16:00 Uhr
Um vier traf Judith ihren Bruder im Kaffeehaus. Unterm Arm trug sie die Mappe mit dem Plakatentwurf fürs Theater. Fred saß zusammengesunken in einer Ecke, mit einem Glas Traubensaft vor sich, und lutschte an einem Trinkhalm. Seit er sich das Rauchen abgewöhnt hatte, schob er immer etwas zwischen den Lippen hin und her. Meistens einen Kugelschreiber oder einen Bleistift.
„Gut, dass du noch gekommen bist.“ Sie legte die Mappe auf einen leeren Stuhl und setzte sich neben Fred. Sie schlang den Arm um ihn. „Ist doch nicht deine Schuld, dass jemand eine Leiche bei euch deponiert hat.“
Er hob den Kopf, schaute sie kurz an, der Trinkhalm rutschte ins Glas zurück.
„Sie hatte …“, er unterbrach sich, langte mit dem Finger ins Glas „Sie hatte gebrochene Arme und Beine. Und einen knallroten Schal.“ Den Trinkhalm legte er auf dem Tablett ab, er hob das Glas an den Mund. Er trank, dann sagte er: „Und Lena geht es auch nicht gut.“
„Ich hoffe, du hast sie schon angerufen.“
Fred nickte stumm.
Sie blickte in ihr Glas. Ein paar Tropfen roter Traubensaft benetzten den Rand. Das Rot brach sich in den Facetten des Glases. Mit Freds Papierserviette wischte sie die Erinnerung an Samarians Bilder weg.
„Was ist mit dem Hotel in Laab?“
„Nichts.“
„Nichts?“
„Das wird nicht gebaut. Nicht im nächsten halben Jahr. Und wahrscheinlich auch nicht von uns.“
„Nicht gerade erfreulich für dich.“
„Und der Böhm droht mit einem saftigen Pönale, wenn wir nicht rechtzeitig fertig werden. Dass wir wegen der Polizei nicht weiterarbeiten können, ist dem scheißegal.“
„Ist das der mit dieser hysterischen Mutter? Ich glaube, die setzt das als Mittel ein, um ihren Sohn zu tyrannisieren.“
Fred nickte. „Bei jeder Gelegenheit droht er, den Vertrag zu kündigen.“ Er klemmte den Halm zwischen die Zähne.
Wenn ihr Bruder seinen pessimistischen Tag hatte, konnte Judith ihn nur schwer auf erfreulichere Gedanken bringen. Aber verhielt sich ihr Auftraggeber nicht ähnlich wie dieser Böhm? Holuba verteilte seine Drohungen subtiler. Sie riss sich zusammen und deutete auf die Mappe neben sich.
„Der erste Entwurf für euer Plakat. Ich brauche noch die genauen Angaben. Autor, Regisseur, Darsteller und so weiter. Und bleibt es bei dem Titel Blaubart im Gemeindebau? Sollte ich nicht auch Satire darunterschreiben?“
Fred rang sich ein Lächeln ab. „Nein, wir suchen noch. Etwa Blaubarts Schrebergarten oder so ähnlich.“
Judith öffnete die Mappe. Auf einem A4-Blatt hatte sie die Ankündigung der nächsten Premiere des KTA, des Kleinen Theaters für Alle, skizziert. Obwohl das Theater seine Leidenschaft war, schien er diesmal nicht besonders interessiert.
„Dafür, dass ich es kostenlos mache, könntest du mich schon ein bisschen loben.“
„Ich bin ganz hingerissen.“
Bisher war es ihr immer gelungen, ihn mit Gesprächen übers Theater abzulenken, aber jetzt schien er von Sorgen überwältigt. Sie legte die Hand auf seinen Arm. „Du lädst mich hoffentlich zur Generalprobe ein.“
Er griff endlich nach der Skizze. „Auch dem Theater geht es nicht gut.“
„Ich weiß. Keine Subvention.“ Klar, die Regierung hatte das Kulturbudget gekürzt.
„Wir hoffen noch.“ Gerade als sein Gesicht sich langsam entspannte, läutete sein Handy. Auch Judith schaute auf.
Fred warf einen Blick aufs Display und die Hoffnung in seinem Gesicht zerbröselte.
Judith versuchte wegzuhören, doch die Stimme drang bis an ihr Ohr. Es war dieser Böhm.
Fred beteuerte, er könne nichts dafür, dass jemand eine Leiche auf seiner Baustelle verscharrt hatte.
Böhm brüllte ihn nieder.
Bis Fred schließlich das Handy weglegte, die Lippen zusammenpresste und den Trinkhalm zwischen seinen Fingern zerquetschte.
Judith strich ihm sanft über den Unterarm. „Vielleicht ist es besser, du trennst dich von diesem Böhm. Der macht dich fertig.“
Für einen Moment hob Fred den Blick. Zögerte.
Dann sagte er leise: „Ich brauche das Geld.“
„Und die Bank?“
„Gibt schon lange nichts mehr her.“
Judith überlegte. Sie selbst konnte Fred nicht aushelfen. Holubas Auftrag warf für sie zwar eine schöne Summe ab, aber damit konnte niemand eine Baufirma sanieren. Trotzdem fragte sie: „Wie viel brauchst du?“
Fred stieß einen Lacher hervor. „Willst du dein Sparschwein schlachten?“
„Es gibt ja noch Verwandte“, sagte sie. „Du könntest bei Viktor anfragen …“
Viktor war ihr Cousin, lebte in Nürnberg und handelte mit Orientteppichen. Ein einträglicher Handel.
Fred hob eine Augenbraue. Sein Lachen klang hölzern. „Den hab ich seit vielen Jahren nicht gesehen.“
„Gut, dass ich vor Weihnachten in Nürnberg war.“
„Willst du wieder hinfahren?“ Fred schüttelte den Kopf.
„Ich nicht, aber vielleicht fährst du selbst. Soviel ich weiß, möchte Viktor in Wien ein Haus oder ein Grundstück kaufen. Für seine Tochter. Du bietest ihm deine Hilfe an.“
„Und?“
„Nebenbei erzählst du, dass du pleite bist.“
„Sehr durchsichtig.“
Immerhin folgte Fred ihren Gedanken.
„Er verrechnet dir sicher nur ganz wenig Zinsen.“
„Und wenn er mich rausschmeißt?“
„Außer Spesen nichts gewesen.“ Allmählich hielt sie selbst die Idee für absurd. Warum sollte Viktor einem verschuldeten Vetter eine größere Summe Geld leihen? Weil seine achtzehnjährige Tochter ab September ausgerechnet in Wien Architektur studieren wollte? Judith verstand sich gut mit Hanna und seit ihrem jüngsten Zusammentreffen tauschten sie in lockeren Abständen E-Mails aus. Das geplante Studium trug dazu bei, dass Hanna Wien bald einen Besuch abstatten wollte. Aber deshalb Geld herleihen?
Sie würde trotzdem Hanna abends anrufen. Vielleicht konnte sie etwas über die Stimmung in der Familie erfahren.
Fred betrachtete noch immer die Skizze für das Theaterplakat. Er bewegte den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht.“
„Ob dir das Plakat gefällt oder meine Idee mit Viktor?“
„Ich denke an die tote Frau auf der Baustelle.“
„Wir denken beide zu viel.“
07
Montag, 10:00 Uhr
Fred ließ sich von Nowak mit dem Wagen von der U6 abholen. Gemeinsam fuhren sie zur Baustelle. Die Polizei hatte die Zelte abgebaut und einen Teil der Baustelle wieder freigegeben.
„Ich habe den Ersatzbagger wieder abbestellt“, sagte Nowak unterwegs.
Gut, das ersparte Geld.
Auf der Baustelle parkte ein Lieferauto der Firma HKL-Baustoffe. Ein Mini-Cooper stand gegenüber. Fred und Nowak betraten den Bürocontainer. Zwei Männer saßen am Besprechungstisch mit je einem Becher Kaffee vor sich. Der ältere trug das Emblem von HKL auf dem Schutzhelm.
„Guten Morgen, die Herren.“
Während Nowak zwei Becher mit Kaffee füllte, wandte Fred sich an den jungen Mann:
„Und Sie sind auch von der Firma HKL?“
Ehe der Mann antworten konnte, sagte Nowak: „Nein, das ist Herr Ambasser. Er wollte sich für ein Praktikum bewerben. Er war vor einer Woche schon hier.“
„Praktikum?“ Fred lachte. „Da sind Sie bei uns genau richtig, junger Mann. Wenn es uns in einem halben Jahr noch gibt, können Sie bei uns anfangen, Herr Am…“
„Ich hab Herrn Ambasser herbestellt“, sagte Nowak. „Letzten Montag hab ich noch nicht gewusst, was hier passieren würde.“
Irgendwoher erklang das Yellow submarine der Beatles.
Der Mann von HKL drückte sein Handy ans Ohr.
Er schaute sich um, dann sagte er: „Meine Herren, der LKW mit den Schalungen ist gleich da.“
Fred seufzte. Wenigstens die Lieferung der Schaltafeln erfolgte planmäßig. „Da können Sie gleich Ihre ersten Eindrücke sammeln, Herr Ambasser. Wenn Sie sich fragen, was das rot-weiß-rote Plastikband da vorne soll: Wir hatten gestern eine Leiche hier.“ Der Sarkasmus bereitete ihm fast Vergnügen. „Keine Angst“, setzte er fort. „Die Leiche ist schon weg.“
Sie tranken ihren Kaffee und verließen den Bürocontainer. Der Fahrer der Lieferfirma nahm die hydraulische Ladehilfe in Betrieb, Nowak trat näher an Fred heran. Mit gedämpfter Stimme fragte er: „Was sagt eigentlich der Böhm zur polizeilichen Bausperre hier? Hat er sich wieder aufgeregt?“
Schon seit Baubeginn verweigerte Böhm immer wieder wegen Nichtigkeiten die Zahlung.
„Bis auf die lächerliche Anzahlung hat er noch nichts überwiesen. Und außerdem“, sagte Fred und legte Nowak die Hand auf die Schulter, „außerdem wird nichts aus dem Auftrag fürs Hotel in Laab.“ Jetzt hatte er auch das ausgesprochen. „Zumindest nichts innerhalb des nächsten halben Jahres. Tut mir leid, Hans.“
Nowak quittierte es mit Achselzucken. „Das heißt, die Firma geht tatsächlich einer Pleite entgegen?“
Ambasser stand am Rand der Baugrube und schaute zu, wie der LKW-Fahrer die Schaltafeln knapp an der Polizeiabsperrung vorbei manövrierte. Die Bretter senkten sich auf die dafür vorgesehenen Pfosten.
Im Baubüro unterschrieb Fred die Lieferbestätigung. Nowak heftete die losen Blätter in einen Ordner.
„Pleite?“ Fred kniff die Augen zusammen. „Ich hoffe noch.“
„Worauf? Auf Kredit?“
Wie sollte er es nennen?
„Aufs Familiensilber“, sagte er. Viktor würde sich sicher auf seinen Besuch in Nürnberg freuen, Judith hatte ihn deshalb gestern noch angerufen. Gut, er hatte sich fast schon entschlossen, so bald wie möglich hinzufahren.
„Hör zu, Hans: Ich werde versuchen, bei meinem Vetter in Nürnberg etwas locker zu machen. Ich überlasse es deiner Fantasie, was du sagst, wenn die Polizei nach mir fragen sollte. Aber ruf mich in diesem Fall sofort auf meinem Privathandy an.“
Ambasser erschien in der Tür und fragte: „Ist da wirklich eine Leiche in der Baugrube gelegen? Ermordet?“
„Kommt aber nicht oft vor“, sagte Fred. „Und weil Sie gerade hier sind, junger Mann: Gehört der Mini dort drüben Ihnen?“
Ambasser nickte.
„Könnten Sie mich ein Stück mitnehmen? Mein Wagen steht in Liesing in der Werkstatt.“
Fred zwängte sich in Ambassers Mini. Mit dem Kopf stieß er an den Boxhandschuh an, der vom Rückspiegel baumelte.
Während sie Richtung Liesing fuhren, fragte Fred sich, warum ihn diese seltsame Heiterkeit erfasst hatte.
08
Dienstag, 12:00 Uhr
„Was hältst du von dieser Judith?“ fragte Samarian. Er versuchte, die kleinsten Regungen in Leos Stimme wahrzunehmen.
„Sie passt gut zu dir. Sie ist hübsch, hat einen ordentlichen Beruf und gute Manieren. Ich bin sicher, sie wird sich für dich interessieren.“
Samarian lachte leise. Er legte Leo die Hand auf die Schulter. „Du willst dafür sorgen?“
„Soll ich sie vormerken wie diese Anna? Die hat dich doch im Stich gelassen.“
„Sie hat eine schöne Stimme. Mezzo.“ Judith Feichtinger hatte nicht viel gesprochen. Es würde mich freuen. Dunkel hatte die Stimme geklungen, ein Vibrieren, das einem in die Fingerspitzen fahren konnte. „Und sie hat sich Sorgen um ihren Bruder gemacht.“
War es möglich, über ihren Bruder an sie heranzukommen? Oder gab es eine bessere Möglichkeit. „Große Brüder“, sagte er, „wollen oft ihre Schwestern unter die Haube bringen. Andererseits können sie auch gefährlich werden.“
Leo zuckte mit den Achseln „Der Bruder ist ein Waschlappen. Außerdem ist er fast pleite.“
„Du kennst ihn?“ Manchmal handelte Leo vorschnell.
„Der Bruder und sie haben sich im Café getroffen, wo du manchmal zu Mittag isst.“
„Hast du noch andere Informationen?“
„Soll ich ihn aushorchen?“
Samarian überlegte. Es machte die Sache vielleicht einfacher, wenn er über die Gepflogenheiten des großen Bruders Bescheid wusste. Und wer weiß, vielleicht war der Bruder – wenn er tatsächlich in Geldnot war – daran interessiert, die Schwester gut versorgt zu wissen.
Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke. Vielleicht sollte er diesmal Leo aus dem Spiel lassen. Für viele Dinge brauchte er ihn. Aber das Vertrauen einer Frau zu gewinnen, dafür wandte Leo nicht immer die richtigen Mittel an. Vielleicht war die Zeit gekommen, es wieder einmal selbst zu versuchen. Ohne Hilfe von außen, nur auf sich selbst gestellt.
Vielleicht sollte er aber nicht nur den Umweg über Leo vermeiden, sondern auch den über den Bruder? War er nicht selbst Manns genug? Aber was, wenn er mit seinem Ansinnen wieder nur schallendes Gelächter erntete? Er tastete nach seinem Maltuch und wischte damit über das frisch gemalte Bild.
Leo fiel ihm in den Arm. „Was machst du da?!“
„Lass mich!“
„Du zerstörst das Bild …“
Da war kein Bild in seinem Kopf, nur Geräusche. Nur Gelächter. Das konnte er nicht zerstören.
„Du kannst mir nicht helfen, Leo.“
„Ich werde Judith auf dich aufmerksam machen.“
„Lass die Finger von ihr.“
„Warum jetzt plötzlich?“
Samarian drehte das Tuch zwischen seinen Fingern hin und her, tastete, ob Farbe daran klebte. Er hob es zum Gesicht, roch daran. Der derbe Geruch hatte so nichts gemein mit dem Duft, den er an dieser Frau wahrgenommen hatte. Ein Duft, dem er nachspüren wollte. Den er, losgelöst von anderen Gerüchen, erforschen wollte.
Auch frei von Leos Geruch.
„Du vergönnst mir meinen Anteil nicht?“
„Halt den Mund.“
09
Mittwoch, 14:00 Uhr
Judith saß an ihrem Arbeitstisch, die Entwürfe für Holuba lagen vor ihr. Sie musste nur noch einige Reinzeichnungen anfertigen, dann wollte sie die Blätter Holuba zur Bestätigung vorlegen. Hoffentlich würde er auf keinen Änderungen mehr bestehen. Sie hatten den Freitag als Fertigstellungstermin vereinbart.
Sie rief Holubas Homepage auf. Der Eröffnungstermin der Ausstellung war längst angekündigt. Auch einige von Samarians Bildern waren online. Auf dem PC-Bildschirm trat alles viel deutlicher hervor als auf Holubas Smartphone.
Die bläulichen Gebilde des Hintergrunds spiegelten sich auf dem Körper der Frau. Das Blau ergab, gemischt mit der Farbe der Haut, grünlich und violett schimmernde Flecken. Als wären es Quetschungen.
Judith schluckte. – Wie hatte Fred das Opfer am Telefon beschrieben? – Verschoben – verdreht …
Sie riss ihren Blick vom Bildschirm los, stürmte in die Küche. Ergriff ein Glas, das ihr fast aus der Hand fiel. Das kalte Wasser kühlte ihre Kehle. Der Kopf klärte sich.
Verschoben?
Der Blinde hatte nicht die richtige Farbe oder die Stelle getroffen, wo er den Pinselstrich hatte ansetzen wollen.
Sie setzte sich wieder an den PC.
Der Umgang mit Licht und Schatten, mit Reflexen und Spiegelungen, war seit der Hochrenaissance und des Barocks den Künstlern bekannt. Da Vinci, Caravaggio, und wie sie alle hießen. Aber wie konnte ein Blinder diese Techniken anwenden? Zufall? Oder Trick? Hatte nicht Holuba etwas von einem Helfer gesagt? – Noch etwas anderes beunruhigte sie. Sie suchte nach dem Wort, nach dem Begriff. Verschoben? Brüche in der Perspektive? Brüche, die sich erst vollzogen, wenn sie hinschaute … das konnte nicht sein. Oder doch? Bewegung … Bewegung war das Wort, das sie suchte.
Bewegung!
Sie lachte auf. Genau mit dieser Absicht hatte sie sich an den Computer gesetzt: Sie wollte die Bilder Samarians anklicken, mit der Maus festhalten und sie auf die freie Fläche der Einladung ziehen. Verschieben. Bewegen.
So einfach war das.
Das erste Bild Samarians auf diese Art neu anzuordnen, gelang ihr. Beim Versuch, das nächste zu verschieben, tauchte am Bildschirmrand das kleine Kuvert auf: E-Mail eingegangen.
Judith öffnete ihr Mail-Programm.
Hanna!
Wir freuen uns, wenn Fred zu uns auf Besuch kommt. Ab morgen habe ich zwei Tage frei, ich könnte ihm also Nürnberg zeigen. Sag mir Bescheid, wann er ankommt, ich werde ihn direkt vom Bahnsteig abholen. LG, Hanna. PS: Kannst du nicht doch mitkommen?
Das lief besser als erwartet.
Jetzt musste Judith nur noch Fred dazu bringen, sein Versprechen einzulösen.
Sofort rief sie ihn an.
Zu ihrer großen Überraschung war er tatsächlich zu dieser Reise bereit.
„Augenblick“, sagte er, und sie hörte, wie er im Hintergrund mit einem Mann sprach. „Können Sie morgen um neun bei uns beginnen? Herr Nowak wird Ihnen alles erklären.“
Hatte sie sich verhört?
„Hallo, Fred!“, rief sie. „Das klingt, als hättest du …“
Fred schnitt ihr das Wort ab. „Ja, wir haben einen neuen Mitarbeiter. Aber er hilft nur aus. Fallweise.“
„Jetzt? Wo deine Firma fast pleite ist?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ohne Bezahlung. Er versteht auch was von Büroarbeit.“
„Na gut, du musst wissen, was du tust.“
„Übrigens“, sagte er, „ich nehme morgen den Railjet um acht Uhr fünfzig. Das kannst du deiner Hanna gleich mitteilen.“
Das klang patzig.
Hoffentlich floh er nicht vor seinen Schwierigkeiten.
10
Freitag, 09:00 Uhr
Im Zug nahm Fred den Laptop aus seinem Trolley.
Zwar hatte er noch keine Idee, was er Viktor als Sicherheit für den Kredit anbieten konnte. Ein feuchter Händedruck würde wohl nicht genügen.
Er schaltete den Laptop ein und rief den Ordner Buchhaltung auf. Der Blick auf die Zahlen ließ ihn überlegen.
Toni Ambasser verfügte über ein Abschlusszeugnis des WIFIs über Buchhaltung. Wenn Ambasser diese Zahlenspielerei übernehmen konnte, ersparte Fred sich die Kosten für die externe Buchhaltung.
Er öffnete den Ordner Immobilien. Die einzige Immobilie, die lastenfrei war, war das Grundstück mit dem Haus, in dem er und seine Frau wohnten. Er hatte es von seinen Eltern geerbt und die Hälfte an Grund und Gebäude seiner Frau überschrieben. Bei der Hochzeit hatte er ihr versprochen, es nie und nimmer anzurühren. Blieb noch der Lagerplatz, der auch schon seinem Vater gehört hatte. Aber der war unbebaubar und kaum etwas wert. Das anschließende Bürogebäude hatte er bereits verkauft. Jetzt stand ein fünf Jahre altes Gebäude dort, in dem er sein Firmenbüro gemietet hatte. Gemietet! Nein, es gab nichts mehr, was er irgendeinem Kreditgeber hätte als Sicherstellung anbieten können. Er wusste es ohnehin.
Nach zwei Stunden nahm ein Mann ihm schräg gegenüber Platz und vertiefte sich in ein Handy-Spiel.
Fred tauschte den Computer gegen sein Notizheft. Er überlegte, wie er sein Ersuchen um Kredit bei Viktor vorbringen sollte. Auf keinen Fall zu früh. Vielleicht mit einem unverfänglichen Gespräch über Orientteppiche?
Leider hatte er keine Ahnung von Teppichen. Aber vielleicht könnte er Viktors Wohlwollen erregen, indem er sich interessiert zeigte? Viktor könnte dann nach seinem Betrieb fragen. Nur schade, dass es zwischen einem Teppichhändler und einem Baumeister so wenige gemeinsame Themen gab. Fred malte Strichmännchen in sein Notizbuch. Wesentlich wohler hätte er sich gefühlt, wäre Judith mitgekommen. Judith verstand immerhin etwas von Grafik. Hatten nicht auch die verschiedenen Muster der Perserteppiche etwas mit Grafik zu tun?
Vielleicht das Gespräch auf Judiths Grafiker-Karriere bringen? Oder auch auf ihre Freundschaft mit Hanna? Hanna wollte in Wien Architektur studieren. Vielleicht war das der geeignete Anknüpfungspunkt. Architektur und Bau, da gab es Gemeinsames.
Sollte er Hanna mitteilen, dass es ums Baugewerbe – zumindest aus seiner Sicht – nicht so gutstand? Dass viele kleinere Firmen pleitegingen, einfach weil die Bauherren die Preise ins Bodenlose drückten, aber auf Qualität nicht verzichten wollten? Die Zeiten waren hart geworden, sehr hart. Vielleicht würde Hanna von selbst fragen, ob er denn genug Aufträge laufen habe.
Doch irgendwann musste er mit seinem Ansinnen Viktor selbst gegenübertreten. Was, wenn Viktor ihn abblitzen ließ? Außer Spesen nichts gewesen.
Die Strichmännchen auf der aufgeschlagenen Seite seines Notizheftes tanzten immer noch allein übers Papier. Kein Konzept, keine vorbereitete Rede.
Der Zug traf knapp vor halb zwei im Nürnberger Hauptbahnhof ein. Fred hielt auf dem Bahnsteig Ausschau nach Hanna. Judith hatte ihm zwar ein aktuelles Foto geschickt, aber keinen genaueren Treffpunkt vereinbart.
Der Bahnsteig war lang. Vor dem Abgang zum Verbindungstunnel blieb Fred stehen und schaute sich um. Es gab drei dieser Abgänge, die in einiger Entfernung voneinander lagen. Durch welchen würde Hanna kommen? Er setzte sich auf die nächste Bank, holte den Zettel aus der Jackentasche hervor und tippte Hannas Handy-Nummer ein.
Nach einer Weile kam die Meldung: … derzeit nicht erreichbar. Und der Signalton. Fred verzichtete auf eine Nachricht. Wahrscheinlich telefonierte Hanna gerade.
Vielleicht rief sie sogar gerade ihn an. Er wartete.
Kein Anruf.
Fred versuchte es nochmals.
Vergeblich.
Bis auf den Fahrer eines Gepäckwagens war der Bahnsteig längst menschenleer. Auch dieser Mann verschwand samt Wagen in einem Aufzug.
Er wählte den mittleren Tunnel zur Bahnhofshalle und rief Judith an.
11
Freitag, 14:00 Uhr
„Hallo Fred! Gut angekommen?“ Judith wechselte ihr Telefon ans linke Ohr.
„Ja, aber …“ Das klang nicht gut.
„Was ist los?“ Aus dem Hintergrund war Lärm zu hören. „Bist du in Nürnberg? Hat Hanna dich abgeholt?“
„Du hast mir keinen Treffpunkt genannt.“
„Doch! Auf dem Bahnsteig, sie holt dich vom Zug ab.“ Judith biss sich auf die Lippen. Etwas war schiefgelaufen!
„Da war niemand.“
Judith überlegte. Hatte sie etwas falsch gemacht?