Blitzhochzeit mit dem spanischen Milliardär - Rachael Thomas - E-Book

Blitzhochzeit mit dem spanischen Milliardär E-Book

Rachael Thomas

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Beschreibung

"Heiraten? Ich? Niemals!” Zuerst lacht Lydia über den Vorschlag des spanischen Playboys Raul Perez Valdez. Bis ihr erschüttert klar wird, dass es gar kein Vorschlag ist: Ihr Vater, der vor dem Bankrott steht, hat sie praktisch an Raul verkauft! Eine letzte Möglichkeit hat die hübsche Engländern, aus dieser Falle zu entkommen: Sie muss irgendwie Rauls illegitimen Halbbruder finden, dann ist eine alte Schuld beglichen. Gelingt es ihr, gibt Raul sie frei. Gelingt es ihr nicht, ist ihre Hochzeit mit dem skrupellosen Milliardär in Madrid besiegelt …

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Seitenzahl: 197

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Rachael Thomas Originaltitel: „Valdez’s Bartered Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 202018 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Natasha Klug

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733710446

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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PROLOG

„Du erwartest wirklich, dass ich das durchziehe?“ Raul Valdez’ Stimme klang wie ein Donnergrollen.

„Die Schuld muss beglichen werden, und – ob es dir nun gefällt oder nicht – der Vertrag, den dein Vater vor seinem Tod mit Henry Carter-Wilson geschlossen hat, besitzt nach wie vor Gültigkeit. Als Vorstandsmitglied muss ich darauf bestehen.“

Raul fluchte wild. „Komm schon, Carlos, das kannst du nicht ernst meinen!“

„Leider doch. Und als langjähriger Freund der Familie bitte ich dich inständig: Hör auf, nach jemandem zu suchen, der nicht gefunden werden will, und heirate das Mädchen – so wie dein Vater es ganz offensichtlich beabsichtigt hat. Nach zwei Jahren, wenn die Schuld beglichen ist, reichst du die Scheidung ein.“

Heiraten! Raul konnte nicht glauben, dass ausgerechnet Carlos das von ihm verlangte.

Unbändige Wut kochte in ihm hoch. Wie hatte sein Vater so etwas tun können? Aber das war nicht wirklich die Frage. Es war Raul nie gelungen, die Anerkennung seines Vaters zu gewinnen, ganz gleich wie sehr er sich auch bemüht hatte. Dies hier war nur ein weiterer Schlag gegen den Sohn, den er nie gewollt hatte.

„Du lässt es so einfach klingen.“ Raul atmete tief durch, trat ans Fenster und blickte über Madrid hinweg, das im goldenen Licht der Spätsommersonne badete. Auf dem Papier sah es auch leicht aus. Doch heiraten war etwas, dass Raul niemals gewollt hatte.

„Es ist einfach“, erklärte Carlos nüchtern. „Du musst lediglich zwei Jahre mit einer Frau zusammenleben, die zudem noch wunderschön ist. Danach steht es dir frei, dich wieder scheiden zu lassen.“

„Ich habe nicht die Absicht, jemanden zu heiraten. Niemals.“ Raul fing an, im Büro auf und ab zu laufen. Der Zorn über das, was sein Vater getan hatte, vermischte sich mit der Furcht, von ihm kontrolliert zu werden – ein heftiger Cocktail.

Er blieb stehen und ließ den Blick abermals über Madrid schweifen. Dabei versuchte er, seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Ein paar Minuten lang blieb er so stehen und wandte Carlos Cardozo den Rücken zu – dem Mann, der mehr für ihn dagewesen war als sein eigener Vater.

Mein Vater …

Was für ein Witz.

Raul hatte immer gewusst, dass er eine Enttäuschung für ihn gewesen war. Doch mit dem, was er nach Maximiliano Valdez’ plötzlichem Tod erfahren musste, hatte selbst er nicht gerechnet. Er hätte nicht gedacht, dass sein Vater ihn wirklich hasste. Doch er wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass er noch eine andere Familie haben könnte.

Einen anderen Sohn.

„Die einzige Alternative ist, deinen Halbbruder zu finden.“ Carlos’ ruhige Stimme holte ihn aus seinen düsteren Gedanken zurück in die Gegenwart. „Was bedeuten würde, dass du dein Erbe teilen musst – und damit alles, was du für dieses Unternehmen getan hast.“

Raul wirbelte herum. Dies war ein Detail, das der Anwalt seines Vaters nur ihm enthüllt hatte – und das er bislang zurückgehalten hatte. Woher wusste Carlos davon?

„Du weißt von ihm?“

„Ja.“ Carlos begegnete seinem Blick herausfordernd.

„Wie lange schon?“

„Lange genug, um zu wissen, welche Wirkung diese Nachricht auf dich haben würde.“ Carlos’ Stimme klang weicher, als er zu ihm herüberkam.

Bis zur Testamentseröffnung vor zwei Monaten hatte Raul nichts von der Existenz seines Halbbruders geahnt. Carlos jedoch hatte offenbar schon länger von dem Doppelleben seines Vaters gewusst.

„Und du meintest nicht, dass ich darüber Bescheid wissen sollte?“ Seine Wut flammte erneut auf. Er funkelte Carlos an, der Geschmack von Verrat schmeckte bitter auf seiner Zunge.

„Ich hätte nie gedacht, dass dein Vater es zur Bedingung in seinem Testament machen würde, ihn zu finden. Oder dass er mit dieser Aufgabe einen so großen finanziellen Anreiz verbinden würde.“

Großer finanzieller Anreiz. Das war ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts!

„Also bleibt mir nur das – oder eine Frau zu heiraten, die ich kaum kenne.“

„Die Heirat scheint mir die leichtere Option zu sein.“

„Ist das so?“ Raul konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Davon abgesehen ließ ihn der Gedanke nicht los, dass sein Bruder irgendwo dort draußen war.

„Ja, ist es. Du bist deines Vaters Sohn. Die Ehe wird dir leichtfallen. Und sie ist sehr viel besser, als alles zu teilen, wofür du hart gearbeitet hast.“

Raul wandte sich ab. Seine Welt stand Kopf. Um das Finanzunternehmen zu erben, das er aus eigener Kraft zu einem globalen Unternehmen aufgebaut hatte, musste er eines von zwei Übeln wählen: Entweder er beglich eine alte Schuld, indem er die Tochter eines Schuldners heiratete, oder er erkannte seinen Halbbruder an und brachte ihn als gleichwertigen Partner ins Unternehmen ein. In letzterem Fall bekäme er eine große Summe Geld, mit der er die Schuld auch ohne eine Heirat ausgleichen konnte. Sollte er sich entscheiden, nichts von beidem zu tun, würde die Firma an den Höchstbietenden verkauft werden.

Die Tatsache, dass sein Vater ein riesiges Vermögen versteckt hatte, machte deutlich, mit wie viel Kalkül der alte Mann vorgegangen war. Er hatte sogar das Risiko in Kauf genommen, die eigene Firma zu verlieren – was die Mitarbeiter der Banco de Torrez ihre Jobs kosten könnte.

„Ich hatte keine Ahnung, dass mein Vater so manipulativ war. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn ich von seinem anderen Leben eine Ahnung gehabt hätte.“

„Er ist dein Vater gewesen. Bedeutet dir das gar nichts?“ Carlos streckte die Hand nach ihm aus, doch Raul trat von ihm weg. Dieser Mann war nicht der Freund, für den er ihn immer gehalten hatte. Zumindest nicht sein Freund.

„Ich bin fertig mit meinem Vater, und das verdammte Erbe ist mir egal“, stellte Raul klar. „Ich brauche das alles hier nicht.“

Er ging in Richtung Tür. Soweit es ihn betraf, war diese Unterhaltung beendet. Es gab nichts weiter zu sagen.

„Was ist mit deiner Mutter?“

Carlos’ Worte ließen ihn innehalten.

Raul holte tief Luft, während seine Hände sich zu Fäusten ballten. Seine Mutter war so ziemlich der einzige Grund, warum er die vergangenen zwei Monate damit verbracht hatte, seinen Halbbruder zu suchen. Er wollte nicht, dass sie aus der Presse – oder von sonst jemandem – vom Doppelleben ihres verstorbenen Ehemannes hörte. Das würde sie nicht überstehen.

„Du kannst nicht einfach gehen, richtig? Du kannst nicht riskieren, dass sie durch schlüpfriges Gerede in der Regenbogenpresse davon erfährt.“ Carlos forderte ihn heraus. Schon wieder.

Verdammt, der Mann wusste wirklich, wie man eine Situation zu seinem Vorteil drehte.

Raul wirbelte herum. „Nein, kann ich nicht. Nicht um das Glück meiner Mutter willen – oder das der Mitarbeiter, deren Jobs davon abhängen, dass ich entweder meinen Halbbruder finde oder ein verwöhntes reiches Mädchen heirate. Aber ich verachte meinen Vater dafür.“

„Warum wählst du dann nicht die einfache Alternative und heiratest diese Lydia?“

„Dazu wird es niemals kommen“, fauchte Raul. Nach dem Beispiel der Ehe, die er miterlebt hatte, war er tausendmal eher bereit, einen Fremden in seinem Leben willkommen zu heißen, als zu heiraten. Verdammt, soweit es ihn betraf, konnte sein Bruder das gesamte Erbe behalten, solange die Angestellten ihre Arbeit ebenso behalten durften wie seine Mutter das Trugbild über ihren Ehemann.

„Der Vorstand wird langsam unruhig, Raul. Sie befürchten, dass du deinen Einfluss verloren hast, ganz besonders, nachdem der Lopez-Deal geplatzt ist.“

Damit sprach Carlos einen weiteren wunden Punkt an. Er weckte in Raul das instinktive Bedürfnis, ihm und jedem Vorstandsmitglied das Gegenteil zu beweisen. Ein geplatzter Deal war nicht das Ende der Welt.

„Was das betrifft, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, entgegnete er. „Ebenso wenig wie bei der Suche nach meinem Halbbruder.“

„Die Schuld muss vor Ablauf des Jahres beglichen werden. Und besser früher, wenn es irgend möglich ist.“

„Bis dahin sind es noch drei Monate. Ich werde meinen Halbbruder vorher finden, die verfluchte Schuld begleichen und den Skandal von meiner Mutter fernhalten.“

„Und wenn nicht, wirst du Miss Lydia Carter-Wilson treffen müssen.“

„Wenn sie auch nur entfernt Ähnlichkeit mit der Person hat, die sie vor zehn Jahren gewesen ist, würde ich es vorziehen, das Unternehmen zu verlieren.“

Alles in Raul sträubte sich bei der Erinnerung an das alberne sechzehnjährige Mädchen, das ihn mit ihrem Hundeblick verfolgt hatte. Hatte sein Vater damals angefangen, ihrem Vater Geld zu leihen?

„Was ist mit all den Menschen, die ihre Arbeitsstellen verlieren werden? Du bist nicht der Typ Mann, der Unternehmen vernichtet, Raul. Sie retten und auf sichere Beine stellen, das ist deine Art. Und ich weiß, dass du noch nie einer Herausforderung widerstehen konntest.“

Carlos’ Worte entsprachen der Wahrheit, doch Raul war zu wütend, um es sich einzugestehen.

„Ich brauche mehr Zeit“, forderte er.

„Wenn du deinen Halbbruder bis Ende November nicht gefunden hast, erwarte ich von dir, dass du deine Verlobung mit Lydia Carter-Wilson verkündest.“

„Und wenn sie nicht will?“

Carlos lachte. „Du wirst sie schon überzeugen, Raul. Dein Charme bei den Damen hat dich schließlich noch nie im Stich gelassen …“

1. KAPITEL

Zwei Monate später.

Lydia bereitete sich innerlich auf einen Kampf vor – und sie würde gewinnen. Sie musste gewinnen. Über sechsundzwanzig Jahre lang hatte sie die Kunst perfektioniert, ihre Gefühle vor ihrer Umwelt zu verbergen. Und nun würde sie von dieser Fähigkeit profitieren.

Raul Pérez Valdez würde nicht wissen, wie ihm geschah.

Zehn Jahre war es her, dass er ihr das Gefühl gegeben hatte, nichts als ein unbedeutendes, verwöhntes reiches Mädchen zu sein. Sie hasste ihn dafür. Seit sie als Kind zu ihrer Großmutter gekommen war, kämpfte sie nun schon darum, dieses Stigma abzuschütteln.

Jeden Moment würde er erscheinen und sich zu ihr an den Tisch in einem von Londons Top-Restaurants setzen, das er in der pöbelhaften E-Mail, die er ihr geschickt hatte, als neutrales Territorium bezeichnet hatte.

Minuten verstrichen. Er war spät dran. Die Uhrzeit, die er ihr genannt hatte, war bereits verstrichen. Gehört das zu seiner Strategie? Versucht er, mich nervös zu machen? Oder hatte er sich gegen den aberwitzigen Deal entschieden, den sein Vater zusammen mit ihrem ausbaldowert hatte?

Bedeutete das, dass es ihr jetzt freistand, ihr Leben weiterzuleben, ohne die Bedingungen der Vereinbarung zu berücksichtigen, in die sie ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen hineingezogen worden war? Mit diesem Handel hatte ihr Vater einen neuen moralischen Tiefpunkt erreicht. Und von ihr wurde erwartet, dass sie den Preis zahlte.

Doch sie hatte genug von alldem. Sie schuldete ihrem Vater gar nichts. Nicht nach all den Jahren, in denen er sie einfach ignoriert hatte – es sei denn, sie diente seinem Vorteil. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie als Sechzehnjährige dem Mann vorgeführt worden war, den sie gleich treffen würde. Sie hatte sich gefühlt wie eine Zuchtstute. Doch wirklich erfolgreich war ihr Vater nicht gewesen – das hatte sie zumindest bisher angenommen.

Mit einem ärgerlichen Schnauben nahm Lydia ihre Tasche und stand auf. Sie würde keine Zeit mehr auf Raul Valdez verschwenden. Wenn er wollte, dass sie die Schuld ihres Vaters beglich, dann musste er zur Abwechslung einmal ihr hinterherlaufen.

„Wollen Sie irgendwo hin?“

Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht eines ungemein attraktiven Mannes. Er hatte sich stark verändert, doch an den tiefschwarzen Augen erkannte sie, dass es sich zweifellos um Raul Pérez Valdez handelte, Inhaber der spanischen Investmentbank, bei der ihr Vater einen geradezu spektakulär hohen Schuldenberg angehäuft hatte.

Sein Gesicht war scharf geschnitten. Lydia spürte, wie etwas tief in ihrem Inneren zu flattern begann – auf direktem Konfrontationskurs zu ihren Erinnerungen an ihn. Damals war sie ein leicht zu beeindruckendes Mädchen gewesen, aber heute … Sie schob das seltsame Gefühl in ihrem Bauch beiseite.

„Unsere Verabredung war vor zehn Minuten.“ Ihre scharfen Worte zeigten bei ihm keine Wirkung. Lediglich eine seiner Brauen hob sich ein wenig.

Sie funkelte ihn an und hoffte, dass sie genug von der eisigen Kälte ausstrahlte, für die sie berühmt – oder eher berüchtigt – war. Die Zeiten, in denen sie eine leicht zu beeindruckende Sechzehnjährige gewesen war, lagen lange hinter ihr.

Lydia versuchte, sich zu konzentrieren, während sie ihren Blick über ihn schweifen ließ. Sie hasste es, dass sie erneut dieses leise Prickeln verspürte, als sie bemerkte, dass er dasselbe bei ihr tat.

„Ich entschuldige mich für meine Verspätung“, sagte er schließlich und rückte ihr den Stuhl zurecht, von dem sie gerade aufgestanden war. Sein Gesichtsausdruck machte mehr als deutlich, dass er von ihr erwartete, sich zu setzen.

„Wenn dieses Treffen wirklich so wichtig ist, wie Sie angedeutet haben, dann wären Sie sicher nicht zu spät gekommen, Mr. Valdez.“ Ihr Ärger darüber, wie ihr Körper auf ihn reagierte, verlieh ihrer Stimme einen scharfen Klang.

Er blieb davon völlig ungerührt. „Wir sind beide in einer Position, die sich keiner von uns ausgesucht hat, Miss Carter-Wilson. Und da ich die Lösung für unser Problem habe, schlage ich vor, dass Sie sich setzen.“

Sie bemerkte jetzt, dass seine Miene doch etwas angespannt wirkte. Aber das war tatsächlich das einzige Anzeichen dafür, dass sie seine Geduld strapazierte.

„Sie meinen die geradezu bizarren Bedingungen in dem Vertrag, den ihr Vater meinem aufgezwungen hat?“ Das Gefühl von Hilflosigkeit, mit dem sie nun schon seit mehreren Wochen kämpfte, breitete sich erneut in ihr aus.

„Ganz genau.“

Wie kann er angesichts der Situation nur so ruhig bleiben? Das machte sie ganz wahnsinnig.

„Diese Bedingungen können ohnehin nie durchgesetzt werden.“ Sie merkte, dass sie anfing zu faseln, wie immer, wenn sie nervös wurde. Lydia schluckte die Worte hinunter, die ihr bereits auf der Zunge lagen. Er sollte denken, dass sie ruhig und beherrscht war. Ihm ebenbürtig.

„Wenn Sie sich hinsetzen, können wir uns vernünftig darüber unterhalten.“ Er deutete auf den Stuhl und hob erneut eine Braue.

Mit einem leisen Seufzen nahm sie Platz. Der Drang, stets das Ruder in der Hand zu halten, ließ sie erneut sprechen, noch ehe Raul sich ihr gegenüber hingesetzt hatte.

„Im einundzwanzigsten Jahrhundert können zwei Menschen nicht zu einer Heirat gezwungen werden, nur weil irgendein alberner Vertrag das so vorsieht.“ Sie atmete tief durch. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass sie wirklich in diesem Albtraum feststeckte.

„Deswegen bin ich hier, um …“

„Nein!“ Lydia fiel ihm ins Wort, wütend auf ihren Vater, der so dumm gewesen war, einen Vertrag mit so grässlichen Bedingungen zu unterschreiben. Noch wütender war sie aber auf diesen kühlen, selbstherrlichen Mann, der angesichts dieser Abscheulichkeit vor ihr saß und die Dreistigkeit hatte, vollkommen ruhig und vernünftig zu wirken. „Mr. Valdez, es ist mir vollkommen egal, was in diesem Vertrag steht. Ich werde Sie nicht heiraten. Niemals.“

Seine Mundwinkel zuckten. Es war nur der Anflug eines Lächelns, doch ihr Puls raste auf einmal. Warum musste er nur so sexy sein?

„Nun, zumindest in dem Punkt sind wir uns einig.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die dunklen Augen auf sie gerichtet. „Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich keineswegs daran interessiert bin, ein verwöhntes reiches Mädchen zu meiner Ehefrau zu machen.“

Seine Meinung über sie hatte sich also nicht geändert. „Das bin ich nicht.“

Sie kämpfte gegen den Drang an, einfach aufzuspringen und zu gehen. Doch ihr Anwalt hatte ihr gesagt, dass die Bedingungen, die im Vertrag ihres Vaters mit der Banco de Torrez festgelegt waren – ganz gleich wie bizarr sie auch erscheinen mochten –, vor Gericht standhalten würden. Darum blieb sie.

Vorerst.

„Was ist mit all dem Grundbesitz? Vieles davon ist Millionen wert. Ihr Vater hat alles auf Ihren Namen umschreiben lassen, um es zu verstecken, während er monatelang den Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, die er mit meinem Vater vereinbart hatte.“ Raul verschränkte die Arme vor der Brust, was nur noch unterstrich, wie durchtrainiert er war. Seit wann bemerkte sie solche Dinge bei einem Mann überhaupt?

„Davon weiß ich nichts. Doch wenn sie auf meinen Namen laufen und tatsächlich so viel wert sind, wie Sie sagen, werde ich alles verkaufen und die Schuld damit begleichen.“

Sein Blick verriet ihr, dass er ihr nicht glaubte. War er wirklich so ein rücksichtsloser Geschäftsmann, wie die Berichte vermuten ließen, die sie im Internet über ihn gelesen hatte? Sie hatte gehofft, sich mit ihm einigen zu können. Ihm wurde nachgesagt, dass er niemals zweimal mit derselben Frau ausging. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich durch eine Heirat binden wollte, war also verschwindend gering.

„Ich wäre sehr froh, ein solches Angebot akzeptieren zu können …“

„Gut.“ Lydia stand auf, erleichtert, dass diese absurde Unterhaltung vorüber war. „Dann können Sie diesbezüglich mit meinem Anwalt Kontakt aufnehmen.“

„Fallen Sie Leuten immer ins Wort?“

Die Frage ließ sie innehalten, als sie zum zweiten Mal an diesem Abend aufbrechen wollte. Sie schaute ihn an, ihr Herz hämmerte wie verrückt.

Verdammt!

Raul war noch nie einer Frau begegnet, die so selbstbewusst und unverschämt und zugleich so schön und anziehend war wie Lydia Carter-Wilson. Sie wollte ganz offensichtlich nicht hören, was er ihr zu sagen hatte. Dabei fand er die Lösung, die er ihr vorschlagen wollte, durchaus akzeptabel. Doch offensichtlich interessierte sich diese feurige Schönheit nur für sich selbst. Sie hatte sich kein bisschen verändert, seit er sie vor zehn Jahren zum ersten Mal getroffen hatte. Zugegeben, sie war seitdem zu einer schönen und anziehenden Frau herangereift, doch sie war noch immer ein verwöhntes reiches Mädchen. Daddys kleine Prinzessin – und eine Lügnerin obendrein.

Er drängte die irrationale Wut zurück, die jedes Mal in ihm hochkochte, wenn er daran dachte, was sein Vater getan hatte. Ein finaler Hieb gegen den Sohn, den er nie gewollt hatte. Der Gedanke daran drohte in Raul all die Bitterkeit und Verachtung hochkochen zu lassen, die er seit dem Tod seines Vaters vor fünf Monaten unterdrückte. Sein alter Herr hatte genau gewusst, dass er sterbenskrank war, und sein Testament extra geändert, um ihn noch ein letztes Mal zu demütigen.

„Nein“, antwortete sie und riss ihn aus seinen Grübeleien. „Für gewöhnlich nicht. Aber ich hatte auch noch nie das zweifelhafte Vergnügen, mit einem Mann wie Ihnen zu Mittag zu essen.“

Er konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Sich mit dieser Sache herumschlagen zu müssen war definitiv unerfreulich. Dass es aber auch amüsant werden könnte, damit hatte er nicht gerechnet.

Diese Frau war eine echte Kratzbürste. Wie sie das Kinn hob, das Blitzen in ihren Augen … Es feuerte etwas in ihm an, das mehr war als reine Lust. Etwas, in das er niemals und unter keinen Umständen verwickelt werden wollte.

Gleichzeitig führte sie ihn mit ihrem sexy Körper in Versuchung, der förmlich danach schrie, in Besitz genommen zu werden. Doch Raul war nicht wie sein Vater. Er würde sich nicht einfach von seinen niederen Instinkten leiten lassen. Seinen Ruf als Playboy hatte er nicht umsonst, doch er war reiner Selbstschutz. Er weigerte sich, eine emotionale Bindung einzugehen, und hatte vor, auf ewig Single zu bleiben.

„Und was genau macht einen Mann wie mich aus?“

Sein Sticheln ließ das Feuer in ihren grünen Augen wieder aufflackern. Er fühlte sich an das frische Frühlingslaub der Bäume im Retiro Park in seiner Heimatstadt Madrid erinnert.

„Dass er denkt, er muss eine Frau nur anlächeln, damit sie ihm zu Füßen liegt – oder in seinem Bett landet.“

Er lachte leise. „In meinem Bett?“

„Machen Sie sich ja nicht über mich lustig“, fauchte sie.

Für einen winzigen Moment flackerte vor seinem geistigen Auge ein Bild auf, von ihr in seinem Bett …

Hastig schob er es beiseite.

„Vielleicht sollten wir versuchen, die ganze Situation mit ein bisschen Humor anzugehen. Und nun setzen Sie sich wieder – bitte. Die arme Kellnerin weiß ja nicht, ob wir gehen oder bleiben.“

Er beobachtete, wie Lydia sich der Kellnerin zuwandte, die einen zweiten Anlauf machte, zu ihnen an den Tisch zu treten. Er mochte es, wie Lydias braune Locken hüpften, als sie sich bewegte. Sie strich sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr zurück. Eine Aura von Verletzlichkeit umschwebte sie, doch er kaufte ihr das nicht ab. Sie war verwöhnt und daran gewöhnt, ihren Willen durchzusetzen. Aber verletzlich? Nein.

„Ich finde nicht, dass es ein Grund zum Lachen ist, wenn man zu einer Heirat gezwungen werden soll.“ Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund, der ihn kurz wünschen ließ, dies wäre ein echtes Date, und er könnte sie küssen. Aber solche Gedanken waren natürlich vollkommen unangebracht.

Dies war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um sich ablenken zu lassen.

„Da sind wir uns durchaus einig.“ Er winkte die Kellnerin heran und beobachtete, wie Lydia die Menükarte entgegennahm. Sie hielt sie wie ein Schild vor sich. Zum Schutz vor ihm oder der ganzen Situation?

Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen, als sie die Karte studierte. Er nutzte die Gelegenheit, um sie noch ein wenig genauer zu betrachten. Ihre Haut war hell – ganz offensichtlich hatte sie den Sommer nicht auf einem ihrer Anwesen am Mittelmeer verbracht. Die Karte bebte leicht. Er fragte sich, ob es wirklich möglich sein konnte, dass diese unverfrorene Frau nervös war. Wahrscheinlich handelte es sich vielmehr um Zorn.

Zorn war gut. Er würde ihnen helfen, dieses Chaos zu beseitigen, das ihre Väter für sie angerichtet hatten.

Sie bestellte, und es überraschte ihn, wie sanft und freundlich ihre Stimme klang. Ganz anders als der harsche Tonfall, den sie ihm gegenüber anschlug. Wie würde sie sich wohl anhören, wenn die Situation zwischen ihnen eine andere wäre? Würde diese Sanftheit ihn dazu verleiten, sie mit nach Hause in sein Bett zu nehmen?

Alarmiert darüber, dass seine Gedanken erneut in gefährliche Gewässer abdrifteten, schüttelte er den Kopf und gab seine Bestellung auf.

„Wie genau sollen wir nun mit dieser Situation umgehen? Was schlagen Sie vor?“

Die Weichheit war vollkommen verschwunden. Stattdessen schleuderte sie ihm die Frage regelrecht entgegen. Er fragte sich, warum sein Vater angenommen hatte, dass sie eine geeignete Ehefrau für ihn abgeben würde. Wegen ihres Vermögens? Oder weil ihr Vater ebenso rücksichtslos war wie sein eigener es gewesen war – und darüber hinaus auch noch schwach?

Raul betrachtete sie eindringlich. „Sie verfügen über beträchtliche Immobilienwerte, die Ihr Vater als Sicherheit genutzt hat. Die Vereinbarung ist mehr als deutlich, worüber ich Ihren Anwalt auch schon informiert habe.“

„Ich sagte bereits, dass ich mit Freuden alles verkaufen werde, um die nötige Geldsumme aufzubringen“, unterbrach sie ihn erneut.

„Das wäre natürlich eine vernünftige Lösung – ist aber leider nicht möglich. Mein Vater hat diese Sicherheiten zu einem Bestandteil der Bedingungen seines Testaments gemacht.“ Wieder kochte Wut in ihm hoch, wenn er nur daran dachte.

„Sein Testament?“ Lydia atmete scharf ein. Er begriff, dass sie davon bisher nichts gewusst hatte. „Mein Beileid. Ich hatte keine Ahnung …“

„Bitte, verschwenden Sie Ihr Mitgefühl nicht an mich. Mein Vater und ich standen uns nicht nah.“