Blut und Blümchen - Der Schatz im Kräuterbeet - Christian Humberg - E-Book

Blut und Blümchen - Der Schatz im Kräuterbeet E-Book

Christian Humberg

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Beschreibung

Liegt ein Goldschatz im Kleingartenverein Hortensia vergraben? So behauptet es Udo Blaumilch, der seine Gefängnisstrafe für einen Bankraub abgesessen hat und nun seine vergrabene Beute wieder ausbuddeln will. Nur: Herr Blaumilch ist schon alt und weiß selbst nicht mehr so richtig, welchen der vielen Schrebergärten er damals aufgesucht hat. Während die Hortensianer zu Schatzsuchern werden, hegen Nele und Erik Zweifel an der Story des verwirrten Fremden. Doch dann wird Herr Blaumilch tot aufgefunden - mit einer Schusswunde in der Brust ...

Über die Serie:

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal "Stiefmütterchens Rast" aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber Mord ist nicht so sein Hobby.

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Inhalt

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Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Blut und Blümchen - Die Serie

Titel

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

In der nächsten Folge

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Leseprobe

Impressum

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Über diese Folge

Liegt ein Goldschatz im Kleingartenverein Hortensia vergraben? So behauptet es Udo Blaumilch, der seine Gefängnisstrafe für einen Bankraub abgesessen hat und nun seine vergrabene Beute wieder ausbuddeln will. Nur: Herr Blaumilch ist schon alt und weiß selbst nicht mehr so richtig, welchen der vielen Schrebergärten er damals aufgesucht hat. Während die Hortensianer zu Schatzsuchern werden, hegen Nele und Erik Zweifel an der Story des verwirrten Fremden. Doch dann wird Herr Blaumilch tot aufgefunden – mit einer Schusswunde in der Brust …

Blut und Blümchen – Die Serie

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia – Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal »Stiefmütterchens Rast« aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s – der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.

CHRISTIAN HUMBERG

DER SCHATZ IM KRÄUTERBEET

KAPITEL 1

Goldrausch auf der Hortensia

Der Montag konnte sich echt sehen lassen. Obwohl der Sommer seine Zelte zumindest im kalendarischen Sinne längst abgebaut hatte, war es noch immer angenehm warm. Libellen und Schmetterlinge sirrten durch die Luft über der Kleingartenanlage Hortensia, auf der nicht nur temperaturbedingt eine himmlische Nachmittagsruhe Einzug gehalten hatte – sah man einmal von zwei Männerstimmen ab.

»Fünf«, sagte die eine gerade.

»Was?«, fragte die andere.

»Na ja, fünf eben. Würdest du’s machen, für fünf Euro?«

»Pfft.« Die erste Stimme klang abfällig, und ihr Besitzer Karl Paschulke machte das entsprechende Gesicht dazu. »Du hast zu heiß gebadet, Tehzett. Nie und nimmer.«

»Überleg doch mal«, beugte sich sein Nebenmann Ottmar »Tehzett« Schultz gerade vor. Er grinste schelmisch. Wie auch Paschulke hatte er allmählich Probleme, die L- und S-Laute fehlerfrei auszusprechen. Der Grund dafür stand zwischen den beiden Freunden auf dem wackeligen Klapptisch und hieß Selbstgebrannter. Außerdem klebte er tröpfchenweise auf Tehzetts weitem Hawaiihemd. »Du gräbst doch ohnehin tagein, tagaus auf deiner Parzelle herum. Da …«

»Ich grabe nicht, ich gärtnere«, widersprach Paschulke so entschieden, dass ihm ein Träger seiner weißen Latzhose über die ebenso schmale wie knochige Schulter rutschte. »Das ist ja wohl ein gewaltiger Unterschied! Maulwürfe graben. Ich setze Knollen ein und topfe um.«

»Ja, ja.« Tehzett winkte ab, das Grinsen noch immer fest auf seinen Zügen. »Ich meine nur: Wenn du sowieso schon, äh, gärtnerst, die ganze Zeit. Dann kannst du’s doch auch machen. Für fünf Euro. Immerhin bekämst du dann sogar Geld dafür!«

»Dafür will ich gar kein Geld.« Paschulke schnaubte, als er nach dem Schnapsglas griff. »Und weißt du, warum? Weil das ’ne Schwachsinnsidee ist. Kein Kleingärtner, der etwas auf sich hält, gräbt einfach so mal seine Beete um. Entwurzelt seine Pflanzen ohne Not, sein Gemüse. Wenn es einen Grund dafür gäbe, okay. Aber für läppische fünf Euro? Vergiss es, Tehzett.«

»Aber …«

»Kein Aber«, verkündete Paschulke, trank einen Schluck, hustete, bis ihm die Tränen kamen, und verkündete dann weiter: »Als Gärtner hat man Ehre, du Spinner. Da ist man stolz auf seine Parzelle. Für kein Geld der Welt bringe ich die in Unordnung!«

Das, so schien es, war das letzte Wort. Nahezu umgehend kehrte die himmlische Stille auf die Hortensia zurück, die Schmetterlinge flatterten und die Libellen sirrten. Zeit verstrich in herrlicher Bedeutungslosigkeit. Bis …

»Okay, zehn«, schlug Tehzett vor. »Würdest du’s für zehn Euro machen?«

»Ich geb dir gleich ’ne Kopfnuss«, erwiderte sein Kompagnon. »Das würde ich machen – und zwar komplett kostenlos.«

»Dann komme ich aus dem Wald«, sagte Uschi Gabinsky, »und dann steht der einfach da! Mit Wohnmobil und sommerlich kurzer Hose, als wäre das völlig selbstverständlich. Ich hab ihn natürlich sofort angesprochen. Ihm erklärt, dass das nicht geht und man hier nicht einfach wild campen darf. Aber hat den das überzeugt? Ich bezweifle es …« Kopfschüttelnd zog sie die nächste Ware über den Scanner ihrer Supermarktkasse.

Nele Blum, die vor der Regalreihe mit den Nudeln und dem Kochbeutelreis stand, konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. Es war Nachmittag im Sparkauf G. Lömmel, dem beliebten und einzigen Dorfladen von Schönrath, und Kassiererin Uschi, die ehrenamtlich noch den Kleingartenverein leitete, war voll in ihrem Element. Jeder Kundin, die mit Einkaufskorb oder Wagen zu ihr kam, berichtete sie von dem Wildcamper, dem sie bei einem Waldspaziergang begegnet war. In Schönrath, wo das Leben noch immer seine Ordnung hatte und Abweichungen von der Norm nur unter großen Anstrengungen geduldet wurden, war so ein harmloses Wohnmobil in freier Natur schnell Gesprächsthema Nummer eins.

Noch vor wenigen Monaten hätte Nele darüber den Kopf geschüttelt. Heute wusste sie es besser und beließ es bei dem verkniffenen Lächeln. Die Dörfler waren eigen, das ganz bestimmt, und die Gartenfreunde draußen auf der Hortensia standen ihnen in nichts nach. Aber sie waren auch liebenswert – gerade wegen ihrer schrulligen Eigenarten. Das galt auch für die Vereinspräsidentin, bei der das Herz so sicher am rechten Fleck saß wie die blonde Hochsteckfrisur und die angeklebten Fingernägel.

»Ein Wohnmobil?«, zeigte sich Gabinskys aktuelle Kundin, die alte Frau Bahr, gerade entrüstet. »Aber das geht doch nicht, Uschi. Der Waldrand ist kein Campingplatz.«

»Meine Rede, Frau Bahr.« Gabinsky seufzte schwer und gab dem Scanner Saures. »Meine Rede.«

Nele ging weiter. Der Sparkauf war das reinste Raumwunder. Von außen wirkte der Dorfladen nicht ansatzweise so groß wie sein Innenleben tatsächlich war – nicht einmal durch das Schaufenster hindurch. Auf den langen Regalreihen, an der Fleisch- und Wursttheke und in den wuchtigen Kühltruhen fand sich so ziemlich alles, was das Herz begehrte. Von der Tiefkühlpizza bis zum Anglerbedarf, von der Nähnadel bis zur Dosensuppe, vom Haarshampoo bis hin zum Groschenroman wusste G. Lömmel – das G. stand für Gerd und nicht, wie mitunter und nicht ganz grundlos kolportiert wurde, für gerissener Geschäftsmann – seine Kundschaft zu verwöhnen. Nele betrat den Laden mindestens einmal pro Woche und wusste noch immer nicht, wie sich andere Menschen in ihm zurechtfanden. Ihr gelang dies partout nicht, und doch hatte jeder, den sie im Sparkauf beobachtete, keine erkennbaren Probleme damit. Selbst Angler von außerhalb, die über das Wochenende kamen und danach wieder verschwanden, fanden ihre Köder und Schnüre schneller und zielsicherer als sie diese dämliche Schachtel Gabelspaghetti, die sie für ihren Gemüseeintopf wollte.

Nele betrieb das Stiefmütterchens Rast, das kleine Vereinslokal draußen auf der Hortensia. Sie kochte gern, zumal sich ihre Gäste längst nicht nur aus der Schar der Kleingärtner rekrutierten. Was immer die Gartenfreunde ihr nicht frisch aus den Beeten brachten, kaufte sie bei Lömmel.

Nele hatte das hintere Ende des Regals beinahe erreicht, da fiel ihr endlich der gesuchte Karton Nudeln ins Auge – und der Mann, der an der Käsetheke stand. Er wirkte hilflos und klang auch so.

»Zum See«, sagte er gerade. »Zu den Gärten. Da muss ich hin.«

Gerd Lömmel, der hinter der Theke stand, verschränkte die Arme vor der Brust. »Und ich sag’s Ihnen gern noch einmal, Meister: Da sind Sie hier falsch. Sie müssen vorn raus, dann in die zweite Straße links und immer geradeaus. So kommen sie zur Hortensia. Nur so.«

»Aber ich muss doch zum See«, murmelte der Mann.

Er war alt, mindestens Mitte siebzig, und hatte schlohweißes schütteres Haar. Sein Gesicht war faltig und wurde von buschigen Brauen dominiert. Sein stets leicht gebückt wirkender Leib steckte in einer Cordhose, einem karierten und nur so mittelrichtig geknöpften Hemd und einer ausgeleierten Strickweste, an den Füßen trug er dunkle Halbschuhe.

»Ist alles in Ordnung?«, trat Nele näher. Dabei strich sie sich eine Strähne ihres knapp schulterlangen rotblonden Haares aus der Stirn.

Lömmel seufzte. »Natürlich, Frau Blum. Dieser Herr ist nur ein wenig verwirrt, fürchte ich. Er scheint nicht zu begreifen, wo er ist.«

»Unsinn, natürlich weiß ich das«, widersprach der Erwähnte. Dabei sah er zu Nele und schenkte ihr ein großväterlich-freundliches Lächeln. Seine Augen waren so blau wie der Himmel nach einer Regennacht. »Im Schönrather Dorfladen. Ich suche allerdings den See …«

»Und den werden Sie an meiner Käsetheke nicht finden«, beharrte Lömmel. Das Licht der Neonröhren in der Ladendecke spiegelte sich auf seinem haarlosen Geschäftsmannschädel. »Wie ich Ihnen jetzt schon vier Mal gesagt habe, guter Mann. Sie müssen vorn raus, zweite links, dann immer geradeaus. Zu Fuß sind das … Was meinen Sie, Frau Blum? Dreißig Minuten?«

»Eher vierzig«, sagte sie.

Sie bemerkte, dass der Alte einen Einkaufskorb in seinen leicht zittrigen Händen hielt. Der Korb war leer. Vermutlich wusste er selbst nicht, was er damit sollte.

»Kann ich vielleicht helfen?«, schlug sie dem Fremden vor. Er erinnerte sie stark an einen gebrechlichen Mann aus ihrer alten Nachbarschaft in der Stadt, der dement geworden war. Und doch … Irgendwie kam ihr dieser Fremde deutlich agiler vor als Herr Krüger damals.

»Ich bin Nele Blum, und ich wohne draußen am See«, erklärte sie ihm. »Wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen den Weg. Dann gehen wir zusammen dorthin.«

Das war nicht gelogen, obwohl eigentlich niemand am Ufer des Angelsees wohnen durfte. Einzig die Betreiber des Stiefmütterchens Rast, das Nele von ihren verstorbenen Großeltern übernommen hatte, stellten eine Ausnahme von dieser Regel dar. Seit sie auf der Hortensia war, lebte sie in der kleinen Wohnung über dem Schankraum.

Der Mann lächelte erleichtert. »Das würde mich freuen. Mein Name ist Blum und …«

»Blum?« Lömmel hob die Brauen. »Sie etwa auch? Eben haben Sie noch gesagt, Sie hießen Blaumilch!«

»Was?« Der Alte blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich. So heiße ich. Das weiß ich doch.«

»Und warum sagen Sie’s dann nicht?«, raunte Lömmel genervt.

»Was wollen Sie denn am See?«, wandte Nele sich deutlich mitfühlender an den verwirrt wirkenden Herrn in Cord. »Angeln?«

»Angeln?« Er runzelte die Stirn, als sei er sich da selbst nicht ganz sicher. Dann aber schüttelte er den Kopf. »Nein, ich … Ich muss dort etwas wiederfinden, wissen Sie? Etwas, das ich vor langer Zeit dort gelassen habe.«

»Einen Schatz«, sagte Lömmel von jenseits der Theke. Es klang spöttisch. »Er sagt, er habe vor Jahren einen Schatz auf der Kleingartenanlage vergraben, Frau Blum. Können Sie sich das vorstellen? Das meint der ernst.«

Nele hob die Brauen. Von einem Schatz auf der Hortensia hörte sie zum ersten Mal. Fürsorglich nahm sie den Alten beim Arm. »Soll ich vielleicht einen Arzt für Sie rufen?«

Der Mann – Blaumilch – lachte. »Nein, nein. Das stimmt schon alles. Ich bin längst nicht so tatterig, wie ich manchmal wirke. Das denken die Leute nur immer.«

Ungläubig, aber auch amüsiert, ließ sie ihn wieder los. Irgendwie war der Mann ihr sympathisch. »Sie heißen also tatsächlich Blaumilch?«

»So wahr ich hier stehe. Udo Blaumilch, das bin ich – und zwar schon seit sechsundsiebzig Jahren. Sehen Sie?« Er tippte sich belustigt an die Stirn. »Mein Gehirn funktioniert nach wie vor. Nicht mehr so gut wie früher, das gebe ich offen zu, aber noch immer gut genug. Und der Schatz ist meiner, jawohl. Der wartet am See.« Nun senkte er die Stimme. »Ich weiß nur nicht mehr genau, wo da.«

»Aha.« Nele sah zu Lömmel. »Sagt Ihnen das vielleicht etwas?«

»Iwo.« Der Sparkauf-Inhaber schüttelte den Kopf. »Wenn mir jede Irrsinnsgeschichte etwas sagen würde, die in diesem Laden erzählt wird, Frau Blum … Dann hätte ich viel zu tun. Auf der Hortensia gibt es keine Schätze, Herr Blaumilch. Nur Radieschen und Schnittlauch und so.«

»Ja, ja.« Blaumilch lächelte wissend. »Denken Sie das nur ruhig. Sollen Sie ja auch.«

Aus den Augenwinkeln sah Nele, wie Uschi Gabinsky ihre Kasse verließ und in Richtung Pausenraum stöckelte. Schnell fasste sie einen Entschluss.

»Warten Sie kurz, ja?«, bat sie Blaumilch. »Ich bin gleich zurück.«

Sie ging auf Gabinsky zu – vorbei an einem verkaufsfördernd dekorierten Stapel Margarine aus dem Sonderangebot und an Milch in kleinen Glasflaschen.

»Uschi? Hast du einen Moment?«

Gabinsky blieb stehen und riss die Augen auf. »Blümchen! Nein, wie schön. Ich hab dich gar nicht hereinkommen sehen. Bist du schon lange hier?«

»Nicht lange.« Nele trat neben die Hortensia-Präsidentin. Wie üblich, gab sie sich dabei größtmögliche Mühe, nicht an Gabinskys Parfüm zu ersticken. Wie jemand, dessen Herz für Blumen schlug, so »duften« konnte, würde sie nie verstehen. »Sag mal, kennst du einen Udo Blaumilch? Er sagt, er hätte auf der Hortensia einen Schatz zu bergen und …«

Nele hatte sich umgedreht, um auf den Mann an der Käsetheke zu deuten. Nun unterbrach sie sich aber und stutzte. Denn der war nicht länger dort.

»Äh …« Sie runzelte die Stirn. »Herr Blaumilch?«

»Der ist gerade raus«, meinte Gerd Lömmel. Er kam hinter der Theke hervor, die Hände in den Taschen seines Kittels und einen ratlosen Ausdruck auf dem Gesicht. »Hat sich einfach umgedreht und ist gegangen, als wäre nichts gewesen. Ich wollte ihn noch aufhalten, aber da war er schon durch die Tür.«

»Na so was.« Nele ging zum breiten Schaufenster vorn neben der Kasse. Gabinsky und Lömmel begleiteten sie. »Sieht den noch jemand?«

Die Straße vor dem Sparkauf lag verlassen da. Blaumilch musste besser zu Fuß sein, als sein Auftritt es hatte vermuten lassen.

»Nee, keine Spur«, sagte Gabinsky. »Und der Name sagt mir auch nichts. Du denkst, der will zur Hortensia?«

»Einen Schatz finden.« Lömmel lachte wieder. »Wenn ich so etwas schon höre. Was denn für einen Schatz? Kartoffel-Pauls Späternte, vielleicht? Oder die Tomaten von Frau Schultz – die, zugegeben, in diesem Jahr richtig gut geworden sind?«

Nele überlegte kurz, dann reichte sie Gabinsky ihren eigenen Einkaufskorb, in dem – außer den Gabelspaghetti – noch nichts lag. »Halt mal kurz, ja? Ich schaue, ob ich ihn finde. Irgendwie hab ich kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass der allein durch die Straßen irrt.«

»Guter Punkt«, stimmte Lömmel zu.

Nele verließ den Sparkauf und machte sich auf die Suche nach Udo Blaumilch.

»Und dann sagt der Zwerg: Ta-daaa!« Karl Paschulke lachte so heftig über den eigenen Witz, dass er fast vom Barhocker fiel. »Versteht ihr? Ta-daaa!«

»Nee.« Tehzett legte die Stirn in Falten und blinzelte verwirrt. »Versteh ich nicht.«

»Na, das war von Anfang an geplant.« Paschulke gluckste. »Das war der Zirkustrick: Ta-daaa!«

»Versteh ich immer noch nicht«, gestand nun auch Kartoffel-Paul.

Die drei Originale der Kleingartenanlage Hortensia saßen nebeneinander an Nele Blums Tresen im Stiefmütterchens Rast. Paschulke trug seine geliebte Latzhose, Tehzett ein grellbuntes Hawaiihemd in Übergröße. Einzig Paul schien sich für den Abend fein gemacht zu haben: Sein dünner Pullover sah aus wie frisch aus dem Katalog, und an den Beinen seiner abgewetzten Arbeitsjeans klebte kaum noch Mutterboden.

Es war früher Abend, und das Vereinslokal auf der Kleingartenanlage Hortensia war gut besucht. Gut zwei Dutzend Essensbestellungen hatte Nele bereits abgearbeitet – vom hausgemachten Gemüseeintopf bis hin zum Dauerbrenner SchniPoSa – und noch immer leerten sich die Tische im Schankraum nur auf Zeit. Während sie zwischen der Zapfanlage und dem Herd hin und her eilte, schnappte die Wirtin immer wieder einzelne Gesprächsfetzen auf – so auch den mit Paschulkes Pointe.

»Ich muss Paul da zustimmen, Karl«, sagte sie. »Irgendwie kapiere ich den Witz nicht.«

»Weil das keiner war«, meinte Tehzett. »Witze ergeben am Ende einen Sinn, Karl. Deiner macht einfach Ta-daaa.«

»Aber das ist doch der Witz!«, beharrte der schlaksige Bohnenzüchter. »Habt ihr Tomaten auf den Augen, oder warum seht ihr das nicht ein? Der Zwerg wusste von Anfang an, dass das so ausgeht, und jetzt ist sein Trick zu Ende. Nicht vorher schon. Jetzt erst.«

»Mhm.« Kartoffel-Paul griff nach seinem Glas und trank den letzten Schluck aus. »Wenn du das sagst, Karl …«

»Und Zwerg sagt man ohnehin nicht«, betonte Tehzett, ordnungsliebend wie eh und je. »Das ist unfein. Man nennt solche Leute Kl…«

»Von mir aus nennt man die Gänseblümchen!«, schimpfte Paschulke. »Das ist doch gar nicht der Punkt! Ihr seid nur zu doof, um den Witz zu verstehen.«

»Gänseblümchen?« Nun war Paul es, der verwirrt blinzelte. »Wieso denn Gänseblümchen?«

Paschulke winkte ungeduldig ab. »Das war nur ein Beispiel.«

Paul blinzelte erneut. »Für was?«

Als vorausschauend arbeitende Gastgeberin kannte Nele ihre Pappenheimer genau und hatte Pauls nächstes Bier schon fertig. Entschieden stellte sie es vor ihm ab. »Sagt mal«, ging sie dabei zwischen die fruchtlose Unterhaltung der drei Männer. »Ihr seid doch schon eine ganze Weile auf der Hortensia, richtig?«

Paschulke nickte. »Und das ist noch vorsichtig formuliert.«

»Manche Leute sagen«, sagte Tehzett, »Karl sei das älteste Gewächs auf der gesamten Anlage.«

»Haha«, brummte der Erwähnte. »Und manche anderen Leute sagen, du hättest Erbsen im Hirn.«