Blut und Blümchen - Die Primeln einer Mörderin - Christian Humberg - E-Book

Blut und Blümchen - Die Primeln einer Mörderin E-Book

Christian Humberg

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Beschreibung

Der harte Kern der Hortensianer trifft sich zum Filmabend. Nur Uschi Gabinsky hat schlechte Laune, denn am Nachmittag hat sie sich mit dem neuen Azubi des Gartencenters gestritten. Doch es kommt noch schlimmer: Kurz vor Filmstart will Paschulke noch schnell die Botanik wässern - und stolpert über ein Leiche! Niemand geringeres als der vorlaute Azubi liegt in Uschis Primeln. Hat die Vereinsleiterin ihn etwa auf dem Gewissen? Unvorstellbar! Um ihre Unschuld zu beweisen, nimmt Nele die Ermittlungen auf und entdeckt, dass so ein Gartencenter der perfekte Nährboden für Missgunst und Intrigen ist.

Über die Serie:

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal "Stiefmütterchens Rast" aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber Mord ist nicht so sein Hobby.

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Blut und Blümchen - Die Serie

Titel

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

In der nächsten Folge

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Impressum

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Über diese Folge

Der harte Kern der Hortensianer trifft sich zum Filmabend. Nur Uschi Gabinsky hat schlechte Laune, denn am Nachmittag hat sie sich mit dem neuen Azubi des Gartencenters gestritten. Doch es kommt noch schlimmer: Kurz vor Filmstart will Paschulke noch schnell die Botanik wässern – und stolpert über ein Leiche! Niemand geringeres als der vorlaute Azubi liegt in Uschis Primeln. Hat die Vereinsleiterin ihn etwa auf dem Gewissen? Unvorstellbar! Um ihre Unschuld zu beweisen, nimmt Nele die Ermittlungen auf und entdeckt, dass so ein Gartencenter der perfekte Nährboden für Missgunst und Intrigen ist.

Blut und Blümchen – Die Serie

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia – Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal »Stiefmütterchens Rast« aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s – der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.

CHRISTIAN HUMBERG

DIE PRIMELN EINER MÖRDERIN

KAPITEL 1

Freitag, der 14.

»Also dann, Leute«, raunte Rudi Gabinsky. Das Licht der Taschenlampe, die er auf sich gerichtet hatte, verlieh seiner Miene ein unheimliches Aussehen. »Schnallt euch an und haltet euch fest: Wir starten in den Grusel – und das am passendsten Abend aller Zeiten.«

Es war Freitag, kurz nach einundzwanzig Uhr, und auf der Kleingartenanlage Hortensia herrschten Ruhe und Frieden. Überall hatten die Menschen ihre Parzellen verlassen und waren nach Hause zurückgekehrt, wenigstens offiziell. Nur auf der Parzelle der Gabinskys herrschte noch emsiges Treiben.

»Passendster Abend?«, fragte Tehzett. Eigentlich hieß der ebenso pensionierte wie stämmige Bahnbeamte Ottmar Schultz, doch weil er seinen Nachnamen bei jeder sich bietenden Gelegenheit buchstabieren wollte, hatte sich Tehzett als Spitzname festgesetzt. »Wieso denn das?«

»Na, wegen des Datums.« Rudi Gabinsky breitete die Arme aus. Stolz stand er vor dem weißen Bettlaken, das er zwischen seiner Gartenlaube und einigen Bohnenstangen aufgespannt hatte. Es sollte als Leinwand dienen, auf der seine geladenen Gäste den Film sehen konnten. »Das passt doch zu diesem Film wie Dünger auf Schösslinge.«

»Der Film heißt ›Vierzehnter September‹?«, wunderte sich nun auch Renate, Tehzetts allzeit patente Ehefrau.

»Was? Nee.« Der Gastgeber winkte ab. »Dreizehnter! ›Freitag der 13.‹ heißt der. Und heute ist ja Freitag der …«

»Vierzehnte«, meldete sich Nele Blum zu Wort. »Da muss ich Renate zustimmen, Rudi. Es ist der Vierzehnte, nicht der Dreizehnte.«

Nele war die Neueste im Bunde der Gartenfreunde. Die Einunddreißigjährige war zu Beginn des Sommers zur Hortensia gekommen, um das Vereinslokal, das zuvor von ihren inzwischen verstorbenen Großeltern geführt worden war, wiederzubeleben. Es war ihr gelungen, und im Kreis der Mitglieder hatte sie neue Freunde gefunden. Nicht wenige von ihnen – der sogenannte harte Kern der Hortensianer – saß nun neben ihr auf Gabinskys wackligen Gartenstühlen. Neben den Schultzes waren auch Elli und Kai Dirichs gekommen, das Zahnarztehepaar aus Köln, die Witwe Klenner, der Bohnenzüchter Karl Paschulke und Kartoffel-Paul, dessen Spitzname auf dem Gelände der Kleingärtner derart gebräuchlich war, dass Nele seinen eigentlichen noch immer nicht kannte.

Genauso wenig wie ich Gabinskys Garten bis heute groß gekannt hätte, dachte sie.

Es war tatsächlich das erste Mal, dass sie einer Feier bei den Gabinskys beiwohnte. Rudis Gattin Uschi leitete den Kleingartenverein und führte ihn so pragmatisch und gleichzeitig begeisternd, wie es wohl nur eine zweifache Mutter von grundschulpflichtigen Jungs konnte. Und selbstverständlich war die kleine Parzelle, die sie mit ihrem sonst eher schweigsamen Mann bewirtschaftete, kein Geheimnis. Über den Gartenzaun hinweg hatte Nele sie schon sehr oft gesehen, nahezu täglich. Doch betreten? Das kaum. Wann immer die Gabinskys etwas zu feiern hatten, luden sie eigentlich in das Vereinslokal ein, in Neles kleines Reich namens Stiefmütterchens Rast. Nur heute war das anders – der improvisierten Leinwand wegen.

»Der Vierzehnte?« Rudi stutzte. Halb fragend, halb entsetzt legte er die Stirn in Falten. »Ist … Ist das euer Ernst?«

»Ist alles in Ordnung, Schatz?«, kam nahezu gleichzeitig eine Frauenstimme aus dem Inneren der offen stehenden Laube. »Du klingst so erschrocken. Hat der Film schon angefangen?«

Uschi Gabinsky holte gerade Getränke aus dem Kühlschrank. Wenn sie einmal nicht nach der Hortensia sah, fand man die Vereinspräsidentin mit den hochtoupierten blonden Haaren und den grellbunten Plastikohrringen meist an der Kasse des nahen Dorflädchens. Dort war ihr kein Sonderangebot und kein Klatsch und Tratsch fremd, und von dort, so vermutete Nele, stammten auch die Getränke dieses Abends.

»Uschi?«, rief ihr Gatte. »Sag mal schnell: Was für ein Tag ist heute?«

»Na, Freitag.« Die Angerufene trat ins Freie, mehrere Bierflaschen im Arm und drei Sektgläser in den Händen. »Was denn sonst?«

»Das Datum meint er«, schaltete Paschulke sich ein. Wie üblich, trug Bohnen-Karl auch an diesem spätsommerlichen Abend seine Lieblingskleidung, die aus nichts außer einer weißen Latzhose bestand. »Welches Datum wir haben. Dein Göttergatte dachte, heute sei der Dreizehnte.«

»Was?« Uschi schüttelte den Kopf. »Nein, der war gestern.«

»Aber der Film heißt doch so«, wehrte sich Rudi, als könne er mit dem Datum einen Kompromiss verhandeln. »Deswegen passt das doch. Deswegen sitzen wir doch hier.«

»Gibt’s keinen zweiten Teil von dem Streifen?«, erkundigte sich Kartoffel-Paul und nahm dankend ein Bier entgegen. »Dann gucken wir einfach den. Vielleicht spielt der ja am Vierzehnten.«

Renate, seine Sitznachbarin, schnaubte belustigt und schenkte ihm einen Seitenblick. »Du hast vielleicht Ideen …«

»Was denn?«, fragte Paul zurück. »Kann doch sein.«

»Die spielen alle am Dreizehnten«, sagte Rudi. Es klang beinahe enttäuscht. »Och, Mensch …«

Der Filmabend war seine Idee gewesen. Rudi Gabinsky war nämlich – und diese Tatsache hatte Nele gehörig überrascht – ein ausgewiesener Fan von Grusel- und Horrorfilmen. Einen seiner absoluten Lieblinge aus diesem Genre wollte er den anderen an diesem Abend vorführen, gediegen per Beamer in den Garten übertragen. Dazu sollte es Snacks und Getränke geben, hatte es in der Einladung geheißen. Nur die Snacks sah Nele bislang nirgendwo.

»Na, das macht doch nichts«, befand Uschi ganz pragmatisch. »Der Film funktioniert heute bestimmt genauso gut wie gestern.«

»Oder wie morgen«, stimmte Renate ihr zu.

Rudi war niedergeschlagen. »Schon, aber …«

»Jetzt mach das Ding einfach mal an, Rudi«, schlug Tehzett vor. »Der Rest findet sich dann schon. Worum geht’s denn überhaupt?«

Mit einem Mal hellte sich Rudis Miene auf. »Um einen Verrückten mit ’ner Maske«, antwortete er, voll in seinem Element. »Der hat ein scharfes Messer und stört sich an den Jugendlichen in einem Feriencamp. Der Verrückte heißt Vorhees und …«

»Nicht eher Vorgarten?«, scherzte Kartoffel-Paul. »Das würde mal passen!«

Der Gastgeber blinzelte verwirrt. »Was? Nee. Vorhees heißt der. Wobei: Im ersten Film ist das noch gar nicht …«

»Jetzt verrat nicht gleich alles, noch bevor es angefangen hat«, bat Elli Dirichs. »Mach einfach den Film an, und wir erfahren es früh genug.« Sie senkte die Stimme. »Schlimm genug, dass wir es überhaupt erfahren. Horrorfilme, ts. Was machen wir hier nur?«

Nele, die direkt neben Elli saß, nickte und nippte an ihrem Sektglas. »Berechtigte Frage, Elli. Horror ist auch nicht so meins. Aber es ist schön, Rudi mal richtig begeistert zu erleben, findest du nicht auch? Der geht heute echt aus sich heraus. An den meisten anderen Tagen merkt man kaum, dass er da ist.«

»Oh, das liegt weniger an ihm als an Uschi«, flüsterte Elli mit einem schelmischen Augenzwinkern. »Neben der verblasst jeder.«

Die Präsidentin der Hortensia hatte ihre Getränke inzwischen verteilt und ließ sich, die Füße mit den knallrot lackierten Nägeln ausgestreckt, in einen Klappstuhl fallen. »So, das wär’s. Bei den Snacks sind wir heute leider recht spärlich ausgerüstet. Die wollte ich im Blühdorado holen, nicht bei uns im Sparkauf. Aber da war so ein neuer Azubi, der mir den letzten Nerv geraubt hat. Unfähig wie nur was, und auch noch rotzfrech dabei. Da habe ich das gelassen, tut mir leid.«

Es gab gleich mehrere Details an dieser Aussage, fand Nele, die eine nähere Betrachtung erforderten. Ehe sie damit anfangen konnte, hatte Tehzett sich schon für eines entschieden.

»Im Blühdorado?«, wunderte sich der Ex-Bahnler. »Es gibt Snacks im Gartentreff? Seit wann?«

Das Gartencenter mit dem passgenau blumigen Namen war das Mekka der hiesigen Kleingärtner. Es lag vor den Toren des bergischen Dörfchens Schönrath, zu dem auch die Hortensia mit ihrem angrenzenden Anglersee gehörte, und es verging kaum ein Tag, an dem die Tehzetts und Kartoffel-Pauls des Vereins dort nicht ein und aus gingen, als wäre es ihr drittes Zuhause. Was es, wie Nele fand, in gewissem Sinne auch war.

Und die Hortensia ist das erste, dachte sie schmunzelnd. Und das echte Zuhause kommt nur auf Rang drei, maximal.

»Ist so eine Sonderaktion«, antwortete Uschi gerade. »Chips und Gummibärchen und so weiter, das steht da gerade palettenweise. Mein Chef springt im Dreieck, so sehr ärgert den das. Er meint, die Leute sollen ihren Knabberklömkes bei uns im Sparkauf holen und nicht im Gartencenter. ›Das Blühdorado wildert in fremdem Gebiet‹, hat er heute geschimpft. ›Lebensmittel im Gartentreff? Das gehört sich nicht. Beim Zahnarzt gibt es ja auch kein Benzin.‹«

»Benzin?« Dirichs hatte offenkundig nur halb zugehört und neigte nun den Kopf zur Seite. »Beim Zahnarzt? Hä?«

»Das war nur ein Beispiel, Kai«, winkte Nele ab.

Sie konnte Gerd Lömmel, dem Eigentümer des Dorfladens, seinen Frust nicht verdenken. Lömmel war nicht nur der Inbegriff der Geschäftstüchtigkeit, sondern in Schönrath auch Monopolist, zumindest bislang. Es gab kein zweites Geschäft, das anbot, was er im Sortiment hatte. Dass ihm ausgerechnet ein Gartencenter nun Konkurrenz machte – und sei es auch nur im Kleinen –, fuchste ihn sicher sehr.

»Wie kann das ein Beispiel sein?«, stand Rudi nun auch merklich auf dem Gartenschlauch. »Mein Zahnarzt ist drüben in Dunkelbach, und das Blühdorado …«

»Jetzt mach endlich den Film an«, fiel Kartoffel-Paul ihm ins Wort. »Von diesem ganzen Kappes wird man ja irr im Kopf!«

»Genau«, stimmte Kai Dirichs ihm zu. »Ich als Zahnarzt kann das ja wohl beurteilen.« Dann grinste er und stieß Paul mit dem Ellenbogen an, der prompt zurückgrinste.

»Aber zuerst«, erhob Paschulke sich ächzend, »muss ich noch mal ins Grüne. Dauert nur ’ne Minute, versprochen.«

Unter allgemeinem Stöhnen verließ Bohnen-Karl die Gruppe, die sich auf Gabinskys Parzelle zum Open-Air-Kino eingefunden hatte. Nele sah, wie er auf dem Weg vor dem Gartenzaun scharf nach rechts abbog und auf den See zuhielt. Dorthin, wo einige blickdichte Büsche standen.

»Aber nicht auf meine Primeln!«, rief Uschi ihm nach. »Die blühen dieses Jahr viel länger als sonst! Das darf gern so bleiben, Karl!«

»Ja, ja«, rief Paschulke zurück, merklich unbeeindruckt. »Die brauchen genauso Wasser wie alles andere auch.«

»Aber nicht deins, verstanden?«, rief Rudi. »Tu, was meine Uschi dir sagt.«

»Die Primeln haben mich ohnehin auf eine neue Idee gebracht«, wandte Uschi sich erklärend an Nele, Renate und Elli. »Ich will jetzt überall an den Gemeinschaftsflächen ganz ähnliche kleine Blumenbeete anpflanzen. An den Fußwegen, versteht ihr? Und drüben beim Geräteschuppen, beim Parkplatz, beim Kompost … Ach, es gibt so viele nette Eckchen dafür, und mit Blumen würden sie alle echt aufgewertet. Das Auge gärtnert ja mit und so weiter.«

»Also, ich fände es schon gut, wenn der Abend aufgewertet würde«, betonte Tehzett. Dabei strich er sich über den stattlichen Bauch, den sein Hawaiihemd nicht ansatzweise verbergen konnte. »Mit einem kleinen Imbiss, meine ich. Habt ihr wirklich nichts im Hüttchen, Uschi?«

Die Präsidentin nickte entschieden und stand ebenfalls auf. »Du hast vollkommen recht, Tehzett. Ich glaube, hinten im Vorratsschrank müssten noch ein paar Cracker liegen. Warte, ich schau kurz nach.«

»Und Käse«, wünschte sich Kartoffel-Paul begeistert. »Falls du hast. Zu Crackern passt Käse immer gut.«

»Du bist ein richtiger Gourmet, Paul.« Kai lachte. »Weißt du das?«

»Auf der Hortensia wohl eher ein Gour-Mäh«, fand Tehzett und gluckste dabei. »Versteht ihr? Weil wir immer Rasen mähen.«

»Und die nächsten fünf Euro für die Schlechte-Witze-Kasse sind fällig«, brummte Nele und rollte dabei mit den Augen. »Heilige Gardenia, Leute. Reißt euch doch mal zusammen.«

»Ob Karlchen wirklich gerade die Primeln gießt?«, fragte Kartoffel-Paul sich und leider auch die anderen. »Jetzt extra?«

»Zutrauen würde ich es ihm«, sagte Tehzett. »Er lässt sich aber auch wirklich Zeit dabei, findet ihr nicht? Genau wie Uschi mit den Crackern, übrigens. He, Uschi, können wir dir irgendwie hel…?«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Denn ein gellender Schrei, wie ihn die Opfer von Jason Vorgarten kaum besser hinbekommen hätten, schallte plötzlich über die abendstille Kleingartenanlage. Und mit einem Mal war alles anders.

Sie gingen nicht, sie rannten.

So schnell sie nur konnte, eilte Nele Blum in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Tehzett, Renate und Kartoffel-Paul waren direkt hinter ihr, Rudi und der Rest folgten in etwas mehr Abstand. Wo Uschi abgeblieben war, wusste niemand – vermutlich noch in der Laube.

»Karl!«, rief Nele. Nicht erst seit der Schrei so abrupt verstummt war, machte sie sich große Sorgen. »Wo steckst du, Karl? Wir kommen!«

Durch das Gelände der Hortensia führten mehrere Wege, gerade breit genug für Schub- und Sackkarren sowie Lastenräder. Manche von ihnen waren mit Steinplatten ausgelegt, andere bestanden einfach nur aus platt getretenem Erdreich und vereinzelten Grasbüscheln. Über sie gelangte man zu jeder Parzelle, an das Seeufer mit seinem hölzernen Steg und natürlich auch zum großen Gemeinschaftskomposthaufen, der die Hortensia auf der vom See aus rechten Seite begrenzte. Doch an diesem Abend war Nebel vom See her aufgezogen. Er erschwerte die Sicht, und obwohl Nele sich inzwischen gut auf dem Gelände auskannte, stolperte sie mehrfach über Bodenunebenheiten oder die ein oder andere Wurzel, die aus dem Erdreich herausragte.

Dann schälte sich ihr Ziel aus den grauen Schwaden. Karl Paschulke saß an einer Weggabelung, mit dem belatzhosten Hintern in einem besonders hohen Büschel, und starrte voraus. Dorthin, wo ein noch immer blühendes Primelbeet wartete – und ein Mann, der in selbigem lag. Von Blut umgeben.

Nele erschrak so sehr, dass sie fast schon wieder stolperte. »Du meine Güte!«

Im Nu war sie bei dem Blutenden. Der Mann rührte sich nicht, und ein Blick in sein noch junges Gesicht mit den starr gen Abendhimmel gerichteten Augen genügte, um den Grund dafür zu verstehen. Trotzdem tastete Nele sofort nach seinem Puls, prüfte seine Atmung. Als sie beides nicht fand, setzte sie mit Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, versuchte Herzmassagen und wollte den Mann gerade beatmen. Da …

»Lass.« Tehzett griff sie sanft am Arm. »Lass, Blümchen. Dem kann niemand mehr helfen. Schau nur.«

Sie ließ ab von dem Fremden – und den eigenen Instinkten – und folgte seinem Blick. Tatsächlich: Die Blutlache, die sich rings um den Mann gebildet hatte, wuchs und wuchs. Zeitgleich verlor sein Gesicht immer mehr an Farbe.

Kartoffel-Paul kratzte sich am Hinterkopf. »Der ist so hinüber wie die Tomaten vom alten Bruschke, hm? Schöner Mist.«

»Und du, Karl?«, wandte Kai Dirichs sich an den schockierten Latzhosenfreund. »Geht’s wieder?«

Dankend ließ Bohnen-Karl sich auf die Beine helfen. »Ja, geht schon«, sagte er tatsächlich leicht verschämt. »Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist. Normalerweise bin ich nicht so schreckhaft, aber … Na ja. Da denkt man sich nichts Böses, und dann stößt man mit der Fußspitze gegen so etwas!«

»Da haben wir also wieder einen, hm?«, murmelte Tehzett. Hilflos fuhr er sich mit den Handflächen über den Bauch. »Du meine Güte. Die tauchen hier echt schneller auf als Schneeglöckchen im Frühjahr …«