Bohlweg Gang - Bandenkrieg - Thomas Ostwald - E-Book

Bohlweg Gang - Bandenkrieg E-Book

Thomas Ostwald

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Beschreibung

Ein Rock-Festival in Braunschweig lockt mehr als 10.000 Besucher an. Darunter sind auch die rivalisierenden Motorad-Klubs, die sich MC Comanche und Pit Bull Corner nennen. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft, denn es ist zu erwarten, dass diese beiden Klubs sich über die Vorherrschaft in Braunschweig und damit über die Drogenszene schlagkräftig auseinandersetzen werden. Doch dann kommt alles ganz anders, als es erst einen Mord auf dem Festival-Gelände gibt, danach noch eine Entführung...

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Seitenzahl: 83

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Thomas Ostwald

Bohlweg Gang: Bandenkrieg

Nick Sissy

FreddySteiner

Thomas Ostwald

Bohlweg Gang:

Bandenkrieg

Ein Braunschweig-Krimi

Edition Corsar D. u. Th. Ostwald

Braunschweig

Impressum

Texte: © 2025 Copyright by Thomas Ostwald

Umschlag und Illustrationen:

© 2025 Copyright by Thomas Ostwald

Alle Personen, MC-Klubs und Lokale in diesem Krimi sind erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Verantwortlich für den Inhalt:

Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

1.

Der erste Anruf kam von der Autobahnpolizei und überraschte Polizeihauptkommissar Thomas Faust in seiner Frühstückspause. Er hatte die Lokalzeitung vor sich ausgebreitet und war gerade dabei, eine Ankündigung für das Rock-Konzert zu lesen, als ihn das Diensttelefon aus seinen Gedanken riss.

„Polizeiobermeister Friedhelm Brunke, Autobahnstation Lehrte. Hier sind gerade etwa fünfzig Bikes in Richtung Braunschweig unterwegs. Kaum einer der Fahrer trägt einen Helm, dafür sind alle mit Tuch und Sonnenbrille vermummt.“

„Dank für den Hinweis, Herr Kollege. Lasst sie fahren, wir möchten jeden Stress im Vorfeld vermeiden, in Absprache mit der Direktion.“

„Dachten wir uns schon. Na, dann viel Vergnügen bei eurem Rock-Konzert. Wird ja sicher heiß hergehen, noch dazu bei diesen Temperaturen!“

„Wir haben nun mal Ende August und sollten für die Sonne dankbar sein!“, erwiderte Faust und legte auf. Sein Kollege Karsten Weimar hatte das Gespräch verfolgt und zeigte jetzt ein breites Grinsen in seinem sonst immer ernsten Gesicht. „Lass mich raten, Thomas. Der erste MC fliegt ein, richtig?“

Thomas Faust nickte bestätigend.

Karsten Weimar hatte mit ihm die Ausbildung durchlaufen und war seit langer Zeit nicht nur ein verlässlicher Kollege, sondern auch guter Freund. Seit etwa vier Wochen besaß auch Weimar ein Motorrad wie Faust und hatte sich auf dessen Anraten als Anfänger eine Harley 883 Sportster in schwarzer Lackierung zugelegt. Ohne schnick und schnack, wie sich Faust ausgedrückt hatte.

„Du hast gut reden, Thomas! Wer eine Maschine wie deine besitzt, wird wohl kaum mit ner 883 zufrieden sein! Sieh dir doch dein Bike neben meinem an! Lange Gabel, dazu der Ape-Hanger-Lenker, Speichenräder und überaus reichlicher Chrom – also dein Chopper ist ein echter Hingucker“, bemerkte Weimar ein wenig neidisch, als die beiden vor dem Laden des Händlers standen und die Sportster abholten.

„Wenn du wirklich Spaß an der Sache hast, wirst du schon bald auf eine größere Maschine umsteigen. Ich berate dich gern!“

„Hör mit deinen Witzen auf, Thomas! Ich bin immerhin schon mit ner 80ger über den Nürburgring gedonnert!“

„Ich weiß, Karsten, ich saß ja in der Formel 1 hinter dir und konnte dich nicht überholen!“

Der Rest ging damals im Gelächter der Freunde unter, und in diesem Jahr hatten sie beschlossen, ein paar gemeinsame Touren zu machen, zunächst in den Elm, später auch in den Harz. Jetzt holte Faust seinen Helm aus dem unteren Schreibtischfach und nickte dem Kollegen zu.

„Was hast du vor? Empfangskomitee spielen?“

„Nicht direkt. Ich will mir nur mal das Camp ansehen. Komm mit, wir machen das als angemeldete Dienstfahrt, ich klingle eben beim Chef durch und gebe Bescheid!“ Karsten Weimar nickte schweigend, ging zu seinem Schreibtisch, nahm ebenfalls seinen Helm auf und wartete, bis Faust das Gespräch beendet hatte.

Kaum zehn Minuten später verließen sie auf ihren Motorrädern den Hof des Präsidiums, fädelten sich in den Verkehr ein und fuhren über den Bohlweg in Richtung Wolfenbütteler Straße. Die beiden Brauereien verbreiteten hier wieder ihre üblichen Gerüche, die Thomas Faust immer an eine Großbäckerei erinnerten.

Über die Eisenbütteler Straße gelangten sie auf den Parkplatz vor dem Kennel-Bad, und hier herrschte bereits reges Treiben. Ordner wiesen die Neuankömmlinge in abgeteilte Reihen ein, wo die Motorräder sorgfältig nebeneinander abgestellt werden mussten. Man wollte gern den berühmten Domino-Effekt vermeiden, sollte eines der Bikes umkippen.

Hier war von den Brauereien nichts mehr zu riechen, dafür gab es reichliche blaue Abgas-wolken, die sich mit dem Geruch zahlreicher Lagerfeuer vermischten und dazu den Duft des zubereiteten Grillgutes über dem großen Platz verbreiteten. Die beiden Kriminalbeamten mischten sich unter die zahlreich zusammenströmenden Biker, die aus ganz Deutschland zu diesem Ereignis nach Braunschweig gekommen waren.

Die Veranstalter hatten den Termin in die letzte Ferienwoche der Sommerferien gelegt und wieder einmal ausgesprochenes Glück mit dem Wetter.

Faust und Weimar ließen ihre Helme am Lenker hängen und schlenderten zusammen mit vielen anderen zum Gelände hinüber, auf dem sich bereits zahlreiche Zelte aller Farben und Größen verteilten. Hier musste allerdings Eintritt bezahlt werden, je nach Zelt und Aufenthaltsdauer waren die Preise gestaffelt und enthielten natürlich auch das wichtige Konzert am Samstagabend. Schon am Freitagabend würden verschiedene Rock-Gruppen auftreten, sowohl einheimische wie über die Region hinaus bekannte. Am Sonntagmittag war noch ein Abschlusskonzert geplant. Rock the lake hatten die Veranstalter das Ereignis genannt, und seit zwei Jahren kamen immer mehr Besucher, im vergangenen Jahr waren es trotz einem ziemlich regnerischen Sommer rund 12.000 gewesen, in diesem Jahr wollte man diese Zahl übertreffen.

Vor dem Zaun waren bereits einige Buden aufgebaut, die Getränke und Bratwurst verkauften. An einem Bierstand gab es zahlreiche Durstige, die geduldig in einer Schlange warteten.

„Freibier?“, erkundigte sich Faust feixend bei einem der anstehenden Männer, und der antwortete nur: „Ne, Heinrich-Bier!“

„Heinrich-Bier?“, lachte der und reckte den Hals, denn er hatte gerade den fast zwei Meter großen Nick Lauterberg erkannt, der im Bierwagen zapfte wie ein Weltmeister – und er schien den Bogen rauszuhaben, so rasch, wie er die schäumende Flüssigkeit abfüllte. Trotzdem schien die Warteschlange kaum kürzer zu werden. „Ja, Heinrich-der-Löwe-Bier wird ausgeschenkt, ein wirklich leckeres, neues Pils!“, antwortete der Mann.

„Nie zuvor gehört, aber danke für den Tipp!“, bemerkte Faust und sah jetzt auch den zottelbärtigen Jens Müller, genannt Doc Martens. „Scheint ja fest in der Hand der Bohlweg-Gang zu sein!“, bemerkte er zu Karsten Weimar.

„Da drüben stehen noch zwei von denen an einem zweiten Bierhahn. Du, die drehen den gar nicht mehr zu, einer reicht die Gläser, der andere lässt laufen – die haben den Dreh raus!“

Während die beiden Kriminalbeamten weiterbummelten und mit Interesse die zahlreichen Klub-Patches registrierten, die viele auf ihren Jeanswesten zeigten, kam von der anderen Seite eine neue Gruppe zum Bierwagen, die jedoch von den beiden nicht mehr bemerkt wurde.

Es waren fünf Mann vom MC Comanche, die an den Bierwagen traten und eine Runde Bier und Korn dazu bestellten. Gleich darauf folgte die zweite Runde, und plötzlich hatte einer von ihnen mit einem wilden Fluch einen Gegenstand in der Hand und fuchtelte damit herum. „Wenn ich den Typ das nächste Mal sehe, ist er fällig!“, brüllte er plötzlich los. Der Mann trug Jeans, T-Shirt und darüber die Weste mit dem großen Klub-Patch. Seine ungepflegten, rötlichen Haare fielen ihm bis auf die Schultern, und er schien schon reichlich zuvor getankt zu haben, denn richtig gerade konnte er wohl nicht mehr stehen.

„Halt die Schnauze, Volker, und steck das Ding weg!“, antwortete ein anderer. Aber da war es schon passiert. Volker hatte auf den Knopf gedrückt, die Klinge sprang heraus, und im nächsten Augenblick stieß er das Stilett in den Tresen des Bierwagens.

„So haue ich ihm das Ding in den Wanst, darauf könnt ihr wetten!“

Bevor noch einer seiner Begleiter reagieren konnte, stand plötzlich der fast zwei Meter große Nick Lauterberg vor ihm, den viele aufgrund seiner imposanten Erscheinung gern den Wikinger nannten. Er riss das Messer aus dem Holz und drückte die Klinge zurück.

„Hör mir gut zu, Freundchen!“, grollte er dazu mit tiefer Stimme. „Besser, du verpisst dich mal ganz fix in dein Zelt und lässt dich während des Festivals hier nicht mehr blicken, klar? Wenn du keinen Alkohol verträgst, bleib am besten zu Hause. Aber hier mit so’nem Dolch rumzufummeln, geht nicht, klar? Mach dich vom Acker, oder du landest im Teich!“

Volker, der bei dieser Ansprache schlagartig etwas nüchterner geworden war, starrte Nick nur an, dann streckte er die Hand aus.

„Messer!“, sagte er nur, und Nick zögerte einen Moment, bevor er ihm das Messer aushändigte. Dann schien sich die Gruppe zu besinnen, stellte die leeren Gläser ab und ging langsam zurück auf das Gelände.

Nick sah ihnen nach, bis sie an den Kassenhäuschen vorbei und wieder auf dem Gelände waren, als Sissy leise sagte: „Das war zwar vollkommen in Ordnung, aber musst du dich immer derart in Gefahr begeben, Nick? Wenn einer mit dem Messer herumspielt, ist das nicht die Aufforderung für dich, einzuschreiten. Mein Gott, Kerl, du bist auch nicht unverwundbar! Wofür hältst du dich eigentlich? Für Superman?“

Nick sah den Rockern des MC Comanche noch immer nach, dann stieg er wieder in den Bierwagen, nahm Sissy in den Arm und sagte nur: „Süß, dass du dir Sorgen um mich machst!“

Glücklicherweise kamen jetzt wieder andere Durstige, und die Leute vom Underdog hatten genug damit zu tun, die Biergläser zu füllen. Der Vorfall mit dem Messerhelden war rasch wieder vergessen.

Trotz der noch immer ungewöhnlich hohen Temperaturen hatten viele der Festival-Besucher ihre Westen auf dem ansonsten nackten Oberkörper. Die Zugehörigkeit zu einem Motorradklub wollte man offenbar gern allen zeigen. „Scheint, als wären die Jungs von der A 2 angekommen!“, bemerkte Karsten Weimar, als jetzt vom Parkplatz her nicht nur sehr laute Motoren herüberdröhnten, sondern auch eine große Staubwolke aufstieg. Die von der Autobahnpolizei gemeldeten rund fünfzig Maschinen fuhren auf den Parkplatz und füllten fast eine eigene Reihe, als die Fahrer abstiegen.

Die beiden mussten sich nicht verständigen, denn um diese Gruppe zu sehen, waren sie ja hierhergekommen. Jetzt schlenderten sie langsam wieder zum Parkplatz und unterschieden sich in ihrem Auftreten nicht von den anderen Bikern. Beide trugen normale Stoffjeans mit abgepolsterten Knien, dazu weiße T-Shirts ohne irgendein Abzeichen.

Thomas Faust hatte sich ein paar der leichten Sommerschuhe im Hein Gericke-Shop gekauft, die er auch problemlos im Dienst tragen konnte. Sie sahen aus wie schwarze Turnschuhe, hatten einen Lederaufnäher, wo der Schalthebel beim Anheben Spuren hinterlassen konnte und gingen knapp über den Knöchel, der wiederum mit einem runden Lederaufnäher geschützt wurde. Weimar wollte sich diese leichten Schuhe auch kaufen, aber in seiner Schuhgröße 46 mussten sie bestellt werden und würden erst in der kommenden Woche eintreffen. Also begnügte er sich mit einfachen Halbschuhen, die ihm einen kritischen Blick seines Kollegen einbrachten.