Broken Boys Can't Love - Micalea Smeltzer - E-Book

Broken Boys Can't Love E-Book

Micalea Smeltzer

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Beschreibung

Jude ist für mich ein absolutes No-Go – schließlich ist er der beste Freund meines großen Bruders. Und das passt mir eigentlich ganz gut, denn ich habe kein Interesse an ihm… oder so dachte ich zumindest. Doch als wir plötzlich auf dem Campus zusammen wohnen, öffnet sich eine ganz neue Welt. Ich entdecke Seiten an Jude, die andere nie zu sehen bekommen – und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger kann ich meine aufkeimenden Gefühle ignorieren.

Trotz meiner Schwärmerei für jemand anderen kann ich nicht anders, als mich von seiner charmanten Art und seinem geheimnisvollen Lächeln angezogen zu fühlen.

Und je näher ich ihm komme, desto mehr frage ich mich: Sind No-Go’s nicht dazu da, umgangen zu werden?

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Seitenzahl: 375

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Jude ist für mich ein absolutes No-Go – schließlich ist er der beste Freund meines großen Bruders. Und das passt mir eigentlich ganz gut, denn ich habe kein Interesse an ihm… oder so dachte ich zumindest. Doch als wir plötzlich auf dem Campus zusammen wohnen, öffnet sich eine ganz neue Welt. Ich entdecke Seiten an Jude, die andere nie zu sehen bekommen – und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger kann ich meine aufkeimenden Gefühle ignorieren.

Trotz meiner Schwärmerei für jemand anderen kann ich nicht anders, als mich von seiner charmanten Art und seinem geheimnisvollen Lächeln angezogen zu fühlen.

Und je näher ich ihm komme, desto mehr frage ich mich: Sind No-Go’s nicht dazu da, umgangen zu werden?

Über Micalea Smeltzer

Micalea Smeltzer lebt mit ihren beiden Hunden Ollie und Remy in Nord-Virginia. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, liebt sie es, sich selbst in einem spannenden Buch zu vergraben.

Als Empfängerin einer Nierentransplantation setzt sie sich dafür ein, das Bewusstsein für die Auswirkungen von Nierenerkrankungen, Dialyse und Transplantation zu schärfen und die Menschen über Lebendspenden aufzuklären. 

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Micalea Smeltzer

Broken Boys Can't Love

College Sports Romance

Aus dem Englischen von Valeska Schorling

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

KAPITEL EINS — Millie

KAPITEL ZWEI — Jude

KAPITEL DREI — Millie

KAPITEL VIER — Jude

KAPITEL FÜNF — Millie

KAPITEL SECHS — Jude

KAPITEL SIEBEN — Millie

KAPITEL ACHT — Jude

KAPITEL NEUN — Millie

KAPITEL ZEHN — Jude

KAPITEL ELF — Millie

KAPITEL ZWÖLF — Jude

KAPITEL DREIZEHN — Millie

KAPITEL VIERZEHN — Jude

KAPITEL FÜNFZEHN — Millie

KAPITEL SECHZEHN — Jude

KAPITEL SIEBZEHN — Millie

KAPITEL ACHTZEHN — Jude

KAPITEL NEUNZEHN — Millie

KAPITEL ZWANZIG — Jude

KAPITEL EINUNDZWANZIG — Millie

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG — Jude

KAPITEL DREIUNDZWANZIG — Millie

KAPITEL VIERUNDZWANZIG — Jude

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG — Millie

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG — Jude

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG — Millie

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG — Jude

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG — Millie

KAPITEL DREISSIG — Jude

KAPITEL EINUNDDREISSIG — Millie

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG — Jude

KAPITEL DREIUNDDREISSIG — Millie

KAPITEL VIERUNDDREISSIG — Jude

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG — Millie

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG — Jude

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG — Millie

KAPITEL ACHTUNDDREISSIG — Jude

EPILOG — Millie – Frühling

Impressum

Lust auf more?

KAPITEL EINS

Millie

Ich wohne in einem Haus voller Kerle.

Und zwar nicht irgendwelche Kerle, sondern ausschließlich Sportler, darunter auch mein Bruder.

Aber davon lasse ich mich nicht aus dem Konzept bringen.

Hauptsache, ich, Millicent Madison, lebe endlich allein. Naja, so halbwegs zumindest. Ich liebe meine Eltern, ehrlich. Sie sind fantastisch, aber manchmal leider etwas streng. Deshalb war es mir superwichtig, mich an einer Uni möglichst weit weg von ihnen einzuschreiben. Und da bin ich nun: an der Aldridge University. Mein Bruder studiert hier im Abschlussjahr und wird also nicht mehr lange bleiben. Ich kann die verbleibende Zeit mit ihm bestmöglich für mich nutzen, bevor sich unsere Wege endgültig trennen, und stehe gleichzeitig auf eigenen Füßen.

Doch so aufregend dieser Neuanfang auch ist – es gibt da ein klitzekleines Problem.

Das Problem heißt Jude und ist ein Freund meines Bruders und mein neuer Mitbewohner.

Ich finde Jude unglaublich sexy mit seinen zerzausten dunkelbraunen Haaren, dem Drei-Tage-Bart, den dauerzusammengezogenen Augenbrauen und den schönsten vollen Lippen, die ich je gesehen habe. Bei uns zu Hause gibt es solche Typen nicht. Da leben nur eingebildete Privatschul–Wichser, die Daddys Geld verprassen und teure Autos schrotten. Von meinem Bruder Cree weiß ich zwar, dass Jude ebenfalls aus einer reichen Familie stammt, aber das würde man nie denken. Er fällt irgendwie total aus dem Rahmen.

Aber leider ist er auch ein fucking Casanova, oder zumindest behauptet Cree das.

Jetzt wohnen wir also zu viert – Cree, Jude, ein Kerl namens Daire und ich – in einem Haus außerhalb vom Uni-Campus. In wenigen Tagen beginnt mein Studium, und ich bin jetzt schon das reinste Nervenbündel.

Alles ist so groß hier.

Ich fühle mich vollkommen überfordert.

Das Klingeln meines Weckers reißt mich aus meinen Gedanken, die schon seit mindestens zehn Minuten um Jude kreisen. Ich habe mir den Wecker gestellt, damit ich mich wieder daran gewöhne, morgens früh aufzustehen. Im Sommer habe ich eigentlich immer bis mittags geschlafen, wenn ich nicht gerade tanzen war. Ich tanze Ballett, und zwar schon, seit ich laufen kann. Viele Menschen, allen voran meine Familie, konnten es nicht glauben, dass ich einen superbegehrten Studienplatz an einer Uni mit Ballettprogramm ausgeschlagen habe. Aber so sehr ich Tanzen auch liebe – ich will keine professionelle Ballerina werden. Ich will Tanzen lieber als Hobby behalten.

Ich schlage meine Decke zurück, stehe auf und reiße die Tür des Badezimmers auf, das mein und Judes Zimmer verbindet. Vielleicht hätte ich mal besser auf den Lichtstreifen unter der Tür geachtet …

Denn als ich sie öffne, schlägt mir Wasserdampf ins Gesicht, und dann klappt mir die Kinnlade nach unten, denn Jude tritt exakt in diesem Moment aus der Dusche. Er bemerkt mich nicht, aber ich erstarre, als mein Blick auf seinen … seinen Penis fällt. Das Teil ist nämlich nicht zu übersehen, riesig, wie es ist, und es baumelt einfach so vor mir herum! Bisher habe ich noch nie einen gesehen. Einen Penis, meine ich. Oder Schwanz. Oder Pimmel oder was auch immer man dazu sagt. Also, natürlich habe ich schon welche in Pornos gesehen, aber nicht in echt und … nicht solche!

Sehen etwa alle so aus?

Fasziniert betrachte ich das schwarze Haar unter Judes Bauchnabel, das in das sorgfältig gestutzte Haar übergeht, welches seinen … Schwanz einrahmt.

»Fuck!«, ruft er erschrocken, als er mich entdeckt. Dann greift er hastig nach einem Handtuch und hält es sich vor seinen Dödel.

Warum versteckt er ihn? Ich bin doch noch gar nicht fertig mit Gucken!

»Sorry!« Ich halte mir mit einer Hand die Augen zu. »Ich … ich habe gerade die Tür geöffnet, und du … ich …« Vage gestikuliere ich mit meiner anderen Hand in Richtung seiner Körpermitte.

Warum hat er die Tür zu meinem Zimmer nicht abgeschlossen?

Und warum bin ich froh, dass er das nicht getan hat?

Er seufzt, scheint sich jedoch weniger über mich als über sich selbst zu ärgern. »Erzähl das ja nicht deinem Bruder! Er wird mir nie glauben, dass das nur ein Versehen war.«

Als ich durch meine Finger spähe, sehe ich zu meinem Bedauern, dass Jude sich das Handtuch um die Hüften geschlungen hat. Mein Handtuch. An ihm sieht das hellrosa Teil megascharf aus.

»Das ist mein Handtuch«, sage ich überflüssigerweise. Irgendwie stehe ich immer noch ein bisschen unter Schock nach meiner Premiere mit einem echten Penis. Also der Premiere meiner Augen mit einem echten Penis.

Jude senkt den Blick zu dem Handtuch – hellrosa ist meine Lieblingsfarbe –, bevor er ihn wieder auf mich richtet. »Willst du es zurückhaben?«

»Äh … nein. Du … behalt es ruhig an.«

Seine Lippen zucken belustigt, während er seine Hände auf die Hüften stützt. Himmel, hat er große Hände! »Millicent?«

Ich rümpfe unwillkürlich die Nase beim Klang meines Vornamens. Ich möchte lieber Millie genannt werden, bringe aber nur ein »Ja?« raus.

»Ich muss mich jetzt anziehen.«

»Ach so, ja … natürlich!« Meine Stimme klingt schrecklich piepsig. Ich stolpere drei Schritte zurück und knalle die Tür hinter mir zu. Auf der anderen Seite kann ich Jude lachen hören.

Ich unterdrücke ein verzweifeltes Aufstöhnen und schlage mir stattdessen mit einer Hand gegen die Stirn. Verdammt, Millie!

Ich beschloss, meine Sachen sicherheitshalber in ein anderes Bad umzuziehen, um in Zukunft unerwünschten Begegnungen mit Judes Penis aus dem Weg zu gehen.

Auch wenn ich eigentlich gar nichts dagegen hätte.

Aber wenn ich mir vorstelle, dass Jude unser Bad betritt und mich nackt sieht? Oh nein, kommt gar nicht infrage! Nicht, dass ich glaube, dass er die Situation ausnutzen würde, aber … aber es wäre so unendlich peinlich. In den wenigen Tagen, die wir nun alle unter einem Dach wohnen, habe ich nämlich mehrfach mitbekommen, wie Daire und mein Bruder Jude wegen seiner ständigen Eroberungen aufziehen. Und vor allem auch die Sprüche, die sie über das Aussehen dieser Frauen reißen.

Wenn das Muster zutrifft, bin ich eindeutig nicht Judes Typ.

Ich bin eher zierlich und habe kaum Körbchengröße B, nur mein Po macht etwas her, glaube ich zumindest. Wegen des harten Ballett-Trainings bin ich außerdem ganz schön muskulös.

Im Internat hat sich mal eine Mitschülerin abfällig über meine Beine geäußert. Sie behauptete, dass Männer nicht auf muskulöse Frauen stehen, was mich damals ziemlich verletzt hat. Und blöderweise kriege ich diese Kränkung nicht mehr aus dem Kopf. Ich werde nie verstehen, woher Menschen das Recht nehmen, ungefragt Kommentare zu den Körpern anderer Leute abzugeben.

Es klopft an meiner Tür. Heute habe ich praktisch den ganzen Tag in meinem Zimmer verbracht, da die Jungs ständig das Wohnzimmer belagern.

»Komm rein«, rufe ich, da es sich nur um meinen Bruder handeln kann.

Cree bleibt im Türrahmen stehen und streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich habe gehört, du hast massenhaft Rasierklingen im Bad liegenlassen? In einem Bad, das noch nicht mal deins ist?«

Mir schießt das Blut in die Wangen. Cree darf auf keinen Fall erfahren, warum ich das Bad gewechselt habe. Nicht nur, weil ich das Jude versprochen habe, sondern auch, weil Cree mir nie abnehmen würde, dass ich Judes Penis nur aus Versehen gesehen habe. Er würde Jude garantiert irgendeine Absicht unterstellen.

Ich liebe meinen Bruder, aber manchmal übertreibt er es etwas mit seiner Beschützerrolle.

»Massenhaft? Es sind doch nur drei.« Ich zähle sie an einer Hand ab. »Eine für meine Beine, eine Ersatzklinge und eine für meinen Intimbereich.« Ich hoffe, die Erwähnung von Letzterem reicht, um meinen Bruder zu vertreiben.

Bingo! Er verzieht das Gesicht.

»So genau wollte ich das nicht wissen, Mills!«

»Wo liegt also das Problem?«

»Daire hat sich gerade am Fuß geschnitten.«

Ach so.

»Och.« Ich lege den Kopf schief. »Soll ich bei ihm pusten, damit sein Aua wieder weggeht?«

Cree funkelt mich verärgert an. »Sehr witzig! Nein, pass in Zukunft einfach auf, dass du keine Rasierklingen mehr rumliegen lässt, und nimm deine Haare aus dem Abfluss. Und zwar in deinem Bad!« Er zeigt auf die Tür des Gemeinschaftsbad zwischen Judes und meinem Zimmer.

Wie schon gesagt, ich liebe meinen Bruder, aber seine ständige Einmischung in mein Leben nervt extrem.

»Aber ich will mir kein Bad mit Jude teilen!«

Hoffentlich fragt Cree jetzt nicht, warum.

Ich kann ihm ja schlecht antworten, dass ich mich zu Jude hingezogen fühle und zu Daire nicht und mich komisch fühle, da ich für jemanden wie Jude wahrscheinlich nichts weiter als ein Kind bin. Die kleine Schwester eben.

Als Cree immer noch nichts entgegnet, sage ich schließlich: »Schon gut, schon gut, ich hole meine Sachen wieder aus Daires Bad raus! Und jetzt hau ab, du nervst.« Ich wedele ihn weg.

Doch dann wird mein Bruder plötzlich blass und ich weiß sofort, was ihm durch den Kopf schießt. »Jude hat doch nichts Schlimmes gemacht, oder?«

»Großer Gott, nein! Wie kommst du denn darauf? Er geht mir nur auf die Nerven, das ist alles. Sag Daire, ich hole meinen Kram später raus.« Gereizt verschränke ich die Arme vor der Brust. Vielleicht hätte ich doch in ein Wohnheim ziehen sollen. Andererseits ist ein ganzes Haus mit voll ausgestatteter Küche und einem großen Wohnzimmer definitiv komfortabler.

Als Cree endlich fort ist, nehme ich meinen Laptop und versuche zum ungefähr tausendsten Mal, mir die Karte vom Unigelände einzuprägen. Ich hasse es, wenn ich mich irgendwo nicht auskenne. Irgendwie macht mir das Angst, auch wenn ich sonst kein besonders ängstlicher Mensch bin.

Kaum eine Viertelstunde später klopft es schon wieder. Genervt stelle ich meinen Laptop zur Seite, stehe auf und reiße die Tür etwas aggressiver auf als unbedingt nötig.

»Was ist?«, raunze ich meinen Bruder an.

»Hoppla!« Er weicht ein Stück zurück und hebt abwehrend die Hände, als hätte ich versucht, ihn zu schlagen.

»Ich wollte dir nur sagen, dass die Jungs und ich jetzt noch ein bisschen losziehen.«

»War ja klar!«

Irritiert zieht er die Augenbrauen zusammen. »Was ist eigentlich los mit dir, Millicent?«

»Nichts. Ich hab nur schlechte Laune.« Okay, ich weiß selbst, dass ich mich gerade aufführe wie eine Zehnjährige. Aber Cree verhält sich auch mies. Nicht, dass ich mitkommen wollte, aber könnte er mir das nicht wenigstens anbieten? Schließlich gibt es in Bars nicht nur Alkohol zu trinken. Ich könnte mich beispielsweise mit Tacos vollstopfen. Doch für Cree bin ich eben die lästige kleine Schwester, die er auf keinen Fall dabeihaben will.

»Weswegen denn?«

»Mir graut vor dem ersten Tag an der Uni.« Das ist noch nicht mal gelogen. Allerdings habe ich außerdem einen Bärenhunger und schon allein deshalb schlechte Laune. Der Proteinriegel, den ich vor ein paar Stunden gegessen habe, hat nicht lange vorgehalten.

»Och, Mills!« Cree nimmt mich in die Arme und zieht mich tröstend an sich. Er weiß, wie panisch mich neue Situationen machen. Spätestens, seit ich ihm auf den Schoß gekotzt habe, als ich mit acht Jahren die Ballettschule gewechselt habe. »Deswegen brauchst du doch nicht so nervös zu sein!«

»Ich hab einfach tierisch Schiss, Cree!« Leider. Dass ich mich schon ewig nach Unabhängigkeit sehne, heißt noch lange nicht, dass mir diese Umstellung keine Angst einjagt.

»Du kriegst das schon hin. Abgesehen davon hast du drei coole Mitbewohner, die dir alle gern helfen.«

Prompt fällt mir wieder Judes Schwanz ein.

Denk doch nicht an den Penis des Freundes deines Bruders, während besagter Bruder direkt vor dir steht, Mills! Das ist total daneben!

Ich räuspere mich. »Ihr seid ja alle schon fast fertig. Warum solltet ihr euch um mich kümmern?«

»Das tun wir jederzeit.« Cree wuschelt mir väterlich durchs Haar. »So, ich gehe jetzt. Schreib mir, wenn ich dir von unterwegs was zu essen mitbringen soll.«

»Erstens habe ich ein Auto, und zweitens gibt es hier eine Küche«, rufe ich ihm ins Gedächtnis. Ich kann nämlich tatsächlich kochen, worauf ich richtig stolz bin, da unsere Eltern in dieser Hinsicht nicht gerade die besten Vorbilder waren.

»Hey, ist ja nur ein Angebot! Du brauchst es nicht anzunehmen, wenn du nicht willst.«

Ich winke ihm mit einem schwachen Lächeln zu. »Viel Spaß euch.«

Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis die Jungs endlich weg sind. Ich beschließe, die Gelegenheit zu nutzen, um meine Sachen aus Daires Bad zu holen und zurück in meins zu bringen und anschließend lange und heiß zu duschen.

Als ich fertig bin, föhne ich mir die Haare nur halb trocken und stecke sie zu einem Knoten hoch, bevor ich in meine Shorts und ein Tanktop schlüpfe. Auf einen BH verzichte ich. Erstens sind meine Brüste, wie gesagt, nicht besonders üppig, und zweitens bin ich gerade allein.

Fröhlich vor mich hin summend tapse ich die Treppe hinunter in die Küche, um mir zu überlegen, was ich koche.

Gott sei Dank ist der Kühlschrank gut gefüllt. Als Sportler müssen die Jungs auf ihre Ernährung achten und kaufen daher gesund ein.

Es gibt viel Gemüse und vor allem Hähnchenbrust, also stelle ich mir einen Salat mit Hähnchenbrust zusammen.

Als ich mit den Vorbereitungen fertig bin, setze ich mich an den Küchentisch und fange an zu essen. Es ist für mich ganz ungewohnt, allein zu sein. Sonst hatte ich immer meine Eltern oder Freunde um mich. Ich finde das Gefühl jedoch überraschend angenehm. Die Stille ist herrlich.

Nach dem Essen wasche ich meinen Teller ab, mache mir eine Tüte Popcorn und setze mich damit ins Wohnzimmer, um eine meiner Lieblingsserien anzuschauen. Es ist mir zwar etwas peinlich, aber ich liebe Vampire Diaries, vor allem Damon und Stefan. Ich werde mich wohl nie entscheiden können, wen von beiden ich besser finde.

Die erste Folge läuft höchstens zehn Minuten, als ich das Summen des Garagentors höre.

Warum geht das Garagentor auf?

Ich erstarre. Die Jungs können es kaum sein. Normalerweise sind sie immer viel länger weg.

Nervös kauere ich mich unter meiner Decke zusammen.

Ich höre, wie die Tür zur Garage geöffnet und wieder geschlossen wird, dicht gefolgt von schweren Stiefelschritten.

Jemand knipst die Wohnzimmerlampe an. Ich kreische laut auf, als ich die dunklen Umrisse einer großen, männlichen Gestalt im Türrahmen sehe.

»Was zum Teufel?« Das kommt von Jude, der offensichtlich genauso überrascht ist wie ich.

»Du Arsch!« Ich bewerfe ihn mit einer Handvoll Popcorn. »Du hast mir gerade einen Riesenschreck eingejagt! Ich dachte, du bist ein Einbrecher!«

»Seit wann kennen Einbrecher den Code für die Garage?« Er knipst das Licht wieder aus, kommt zu mir und setzt sich neben mich aufs Sofa.

Warum, oh warum nur macht er das?

»Du hast ja keine Ahnung! Ich habe mal einen Dokumentarfilm über einen Mörder gesehen, der einen Universal–Garagentoröffner benutzt hat, um in fremde Häuser einzubrechen!«

»Okay?«

»Hättest du mir nicht wenigstens eine Nachricht schreiben können, um Bescheid zu sagen, dass ihr zurückkommt?«

»Erstens habe ich deine Handynummer nicht, und zweitens bin ich allein zurückgekommen.«

Ich blinzle irritiert. »Allein?«

»Hab ich das nicht gerade gesagt?«

»Aber warum?« Nach allem, was ich bisher von Jude mitgekriegt habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass er ohne weiblichen Anhang eine Bar verlässt. Nicht, dass ich mich darüber beschweren will. Ehrlich gesagt kann ich gut auf Sexgeräusche von nebenan verzichten.

Was definitiv nicht daran liegt, dass ich ein kleines bisschen für diesen Typen hier schwärme.

Und warum auch nicht? Er ist sexy. Da würde mir fast jede Heterofrau zustimmen, egal, ob er ihr Typ ist oder nicht.

»Mir war heute irgendwie nicht nach Alkohol.« Als er in meine Popcornschüssel greift, bleibt mein Blick an seinem leicht behaarten Handrücken hängen.

»Finger weg von meinem Popcorn!« Ich versuche, ihm die Schüssel wegzunehmen, aber er hält sie stur fest.

»Das ist jetzt unser Popcorn.«

»Nein, ist es nicht!«, widerspreche ich. »Du bist nicht zu meiner Party eingeladen!«

»Party?« Er sieht sich mit hochgezogenen Augenbrauen um. »Und wo sind die Gäste?«

»Es ist nur eine Party für Eine«, erwidere ich, während ich weiter versuche, mein Popcorn zurückzuerobern.

Jude nickt, ohne die Schüssel herauszurücken. »Was gucken wir eigentlich gerade? Kommt mir irgendwie bekannt vor.«

»Wir gucken gar nichts! Ich gucke Vampire Diaries.«

Seine Lippen zucken belustigt. »Nö, ich guck mit.«

Mein Herzschlag beschleunigt sich. »Warum willst du mitgucken?«

Er zuckt die Achseln. »Sieht ganz interessant aus.«

Widerstand ist hier zwecklos. Als ich genervt die Arme vor der Brust verschränke und Judes Blick tiefergleitet, fällt mir zu meinem Schreck auf, dass man sehr deutlich sieht, dass ich keinen BH trage.

Hastig ziehe ich meine Decke höher.

»Weißt du was?« Er wirft sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. »Wir sollten vielleicht versuchen, besser miteinander auszukommen. Wir wohnen schließlich zusammen in einem Haus. Da wäre es von Vorteil, sich anzufreunden.«

Ich betrachte meine Popcornschüssel in seiner riesigen Hand. »Glaubst du wirklich, du kannst mit jemandem befreundet sein, der eine Vagina hat?« Ich weiß selbst nicht, wieso ich das gesagt habe. Es ist mir irgendwie rausgerutscht.

Für einen Moment sieht Jude fast beleidigt aus, dann fängt er sich jedoch wieder und lächelt mich an. »Du hast noch nicht mal mit deinem Studium angefangen und schon Gerüchte über mich gehört?«

Ich schüttle den Kopf. »Das weiß ich von meinem Bruder.«

»Ah …« Er nickt nachdenklich, fast traurig. »Cree hat Angst, dass ich einen schlechten Einfluss auf dich habe.«

»Keine Ahnung.«

Quatsch, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Jude lächelt wieder, diesmal allerdings ziemlich gezwungen. »Lass gut sein. Cree hat mir schon mindestens zwanzig Mal eingeschärft, dich in Ruhe zu lassen, und dabei wohnst du noch nicht mal eine Woche hier.«

Ich bewege eine Hand zwischen uns hin und her. »Ohne Erfolg offensichtlich.«

Jude streift seine Stiefel ab und legt die Füße auf den Hocker. »Ich will doch nur eine Serie mit dir gucken. Ich bin durchaus fähig, die Finger von Frauen zu lassen, egal, was man über mich erzählt.«

»Also … echt jetzt? Du willst mit mir befreundet sein?«

Er betrachtet mich entspannt von Kopf bis Fuß, bevor er den Blick wieder zu meinem Gesicht hebt. »Ich hätte nichts gegen eine Freundschaft mit dir. Freunde kann man immer gebrauchen. Oder was denkst du?«

Mein Herz setzt einen Schlag aus. »Naja, irgendwie schon.«

Jude nickt befriedigt. »Dann sind wir uns ja einig. Aber … Millie?«

»Hm?«, murmele ich kauend.

Er befeuchtet sich die Oberlippe mit der Zungenspitze. »Freundinnen sehen meinen Schwanz nicht so an wie du …«

Mir fallen einige Popcornstücke aus dem Mund, während meine Kinnlade nach unten klappt. Und Jude?

Er wirft sich weg vor Lachen.

Es ist mein erster Tag an der Aldridge University, und der Campus kommt mir vor wie ein einziges Labyrinth. Ich habe mich hoffnungslos verlaufen.

Ja, letztes Jahr habe ich mit meinen Eltern eine Führung gemacht und natürlich haben wir Cree mehrmals besucht. Aber sich etwas anzusehen und tatsächlich ein Teil davon zu sein, sind zwei total unterschiedliche Dinge.

Mit wachsender Panik presse ich meine Unterlagen an mich.

Wo zum Teufel ist nur das Gebäude für die Naturwissenschaften?!

Meine Unterlippe zittert, als ich mich im Kreis drehe.

Nicht weinen! Nicht weinen. Nicht an deinem ersten Tag!

Ich versuche, tief durchzuatmen, um mich wieder zu beruhigen.

Komm schon, Millie, denk nach! Dein Bruder studiert hier. Schreib ihm eine Nachricht.

Genau! Gute Idee. Nervös streiche ich mir das Haar aus der verschwitzten Stirn.

Moment mal, warum schwitze ich eigentlich?

Konzentrier dich! Sonst kommst du noch zu spät!

Rasch tippe ich eine Nachricht in mein Handy.

Ich: Dieser Campus ist viel zu groß!

Ich: Ich glaube, ich habe mich verlaufen.

Ungeduldig warte ich auf brüderliche Hilfe, aber mein Handy bleibt stumm.

Ich: Warum ist es nur so schwer, den Naturwissenschaftsblock zu finden?

Jetzt antwortet er mir bestimmt.

Ich: Dude, hilf mir!!

Immer noch keine Antwort. Aaah!

Ich: Hast du etwa wegen einer Vorlesung dein Handy ausgeschaltet? Wie unglaublich vorbildlich von dir!

Ich seufze frustriert. Was jetzt? Leider habe ich Daires und Judes Handynummern noch nicht und bin mir auch nicht sicher, ob sie mir überhaupt antworten würden, auch wenn Jude und ich seit gestern Abend ja befreundet sind. Haha!

»Hey!«, rufe ich einer vorbeigehenden Studentin zu. »Weißt du, wo das Naturwissenschaftsgebäude ist?«

Das Mädchen bleibt stehen und sieht mich verblüfft an. Dann zeigt sie nach rechts. »Du stehst direkt daneben.«

Mir klappt die Kinnlade nach unten, als ich das Gebäude betrachte, auf das sie zeigt und eine riesige Bronzetafel entdecke, auf der Wissenschaftsabteilung steht. Mir fällt ein Stein vom Herzen.

»Danke! Sorry, ich bin echt blind.«

Rasch gehe ich auf den Eingang zu und schreibe im Laufen eine weitere Nachricht an Cree.

Ich: Vergiss es, ich stand direkt davor.

Aldridge ist eine sehr alte Uni, in kaum einem Gebäude gibt es einen Fahrstuhl.

Also renne ich die Treppe in den vierten Stock hinauf, wobei mir meine Tasche bei jeder Stufe schmerzhaft gegen die rechte Hüfte schlägt. Noch heute werde ich mir einen Rucksack zulegen.

Als ich den richtigen Raum endlich gefunden habe, reiße ich die Tür auf und stürme hinein.

Sämtliche Blicke richten sich auf mich.

Ich murmele eine Entschuldigung und setze mich rasch auf einen leeren Stuhl an einem der Labortische.

Mein Professor räuspert sich vernehmlich. »So, dann können wir ja endlich anfangen.«

KAPITEL ZWEI

Jude

Als ich über den Campus zum Fitnesscenter gehe, kommt mir plötzlich Millies Gesichtsausdruck beim Anblick meines Schwanzes in den Sinn, obwohl das das Letzte ist, woran ich denken sollte. Sie hat geradezu fasziniert gewirkt, fast … ehrfürchtig.

Ich muss grinsen, reiße mich aber sofort wieder zusammen, weil Millicent Madison für Kerle wie mich tabu ist.

Erstens ist sie Crees Schwester und zweitens möglicherweise auch noch Jungfrau. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass sie noch nie geküsst wurde.

Ich sollte daher besser die Hände von ihr lassen.

Jungfrauen verlieben sich immer viel zu schnell, und ich bin nicht der Typ für eine feste Beziehung.

Zumindest nicht mehr.

Meine letzte und einzige Beziehung ist schon so lange her, dass ich mich frage, warum ich mich überhaupt noch daran erinnere.

Carter Compton, ein Teamkollege, lässt seine Hand krachend auf meine Schulter fallen.

»Hey.« Ich drehe mich um und nehme einen meiner AirPods raus. »Wie geht’s?«

»Naja, ist der erste Tag nach den Ferien. Da bin ich immer etwas angespannt.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, witzele ich.

»Glaub ich dir sofort. Du wirkst immer super fokussiert.«

Fokussiert?! Ich muss fast lachen. Auf genau eine Sache, würden die meisten sagen. Jude, der Playboy.

Der Fuckboy.

Der Casanova.

Das war nicht immer so, aber ist jetzt schon verdammt lange mein Image.

Ich folge Carter ins Fitnesscenter. Das Gebäude wird von allen Sportlern an der Uni genutzt. Sogar die Schwimmhalle und die Büros der Trainerinnen und Trainer sind hier untergebracht.

Carter spielt in der Defense, ich gehöre zur Offense.

Wide Receiver zu sein, heißt tatsächlich super fokussiert zu sein und gleichzeitig extrem reaktionsschnell. Diese Kombi liegt mir.

Das Einzige, das mich ankotzt, ist, dass unser Quarterback, Keaton Haas, mit meiner Exfreundin zusammen ist.

Macy hat mir das Herz gebrochen. Hat mich komplett zerstört und war sofort danach mit ihm zusammen.

Das Schlimmste ist, dass Keaton echt kein Arschloch ist, und ich ihn deshalb nicht einmal hassen kann.

Macy und Keaton behaupten steif und fest, dass sie erst nach unserer Trennung zusammenkamen.

Mir doch egal. Das Ganze ist schon so lange her, dass es sowieso keine Rolle mehr spielt.

Und warum bist du dann immer noch nicht über sie hinweg?

Darüber will ich lieber nicht nachdenken. Grübeln bringt sowieso nichts.

Es ist schon spät, als ich schließlich die Mensa betrete, wo ich mit meinem kleinen Bruder verabredet bin. Er hatte heute seinen ersten Tag an der Uni. Ich bin gespannt, was er alles zu erzählen hat. Seit wir gemeinsam in Tennessee angekommen sind, habe ich ihn nämlich nicht mehr gesprochen.

Ich erkenne ihn schon von Weitem an seinen breiten Schultern. Jonah ist Schwimmer, meine Versuche, ihn zum Footballspielen zu überreden, sind allesamt gescheitert.

Badekappen, Schwimmflossen und Schwimmbrillen – schrecklich!

»Hey, Bug«, begrüße ich ihn. Ich stelle mein Tablett ab und lasse mich auf den Stuhl gegenüber von ihm fallen. Die Mädchen am Nachbartisch betrachten uns interessiert, aber wie immer kriegt Jonah nichts davon mit. Weibliche Aufmerksamkeit prallt im Unterschied zu mir einfach an ihm ab.

»Hör endlich auf, mich so zu nennen«, grummelt er. »›Bug‹ ist echt ein idiotischer Spitzname! Außerdem sehe ich mit Schwimmbrille nicht aus wie …«

»… ein Käfer?«, frage ich lachend. »Sorry, Mann, aber der Spitzname bleibt.« Ich strecke eine Hand aus, um ihm das zottelige Haar zu zausen. »Wann willst du dir eigentlich diesen Mopp abschneiden lassen?«

Ungeduldig schlägt er meine Hand weg. »Erst mal gar nicht.«

»Willst du einen Man Bun tragen?«

»Nein, aber ich brauche eine Veränderung, nachdem ich die Haare jahrelang kurzgeschoren hatte.«

»Hast du schon mit Mom telefoniert?«, erkundige ich mich, bevor ich mir eine Gabel mit Lachsfilet in den Mund schiebe.

Genervt wischt sich Jonah den Mund mit dem Handrücken ab. »Mindesten zwanzig Mal in den letzten vierundzwanzig Stunden. Und du?«

»Nicht ganz so oft wie du. Vielleicht fünfzehn Mal?«

»Sie macht sich viel zu viel Sorgen um uns! Was will sie erst machen, wenn Jade dran ist?« Jade ist die Jüngste von uns drei Geschwistern.

»Die Ärmste wird zu nichts anderem mehr kommen.«

»Das befürchte ich auch.«

Nach unserem Abendessen begleite ich Jonah noch zurück zum Wohnheim, bevor ich weiter zu meinem Wagen gehe. Ich will gerade rückwärts ausparken, als ich sie sehe.

Macy und Keaton – Hand in Hand.

Macys kastanienbraunes Haar fällt ihr lang über den Rücken. Sie blickt Keaton verliebt an und lacht über eine Bemerkung von ihm. Früher war ich derjenige, der sie zum Lachen brachte. Bis …

Naja, bis.

Ich höre die Dusche in Millies und meinem Bad, als ich in mein Zimmer komme. Ich stelle meine Sporttasche ab, schlüpfe aus meinen Stiefeln und ziehe mir eine Jogginghose an.

Dann lege ich mich aufs Bett, um meine Nachrichten zu checken. Manche Absenderinnen haben Namen, andere werden nur mit ihren Telefonnummern angezeigt. Die meisten wollen ein Treffen mit mir.

Mehr als Sex hast du nicht zu bieten?

Meine Momma würde mich windelweich prügeln, wenn sie wüsste, was aus mir geworden ist. Sie mochte Macy immer sehr gern und hat nie verstanden, warum unserer Beziehung auseinander ging. Nicht, dass ich ihr den Grund verraten hätte. Das hätte nur zu einer sehr langen und schmerzhaften Diskussion geführt, und darauf hatte ich keine Lust.

Mein Blick fällt auf Millies rosa Handtuch, das immer noch an meiner Schlafzimmertür hängt. Eigentlich sollte ich es waschen und ihr zurückgeben, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund habe ich es noch nicht getan.

Ich hätte diesen Zwischenfall im Badezimmer neulich schon längst vergessen sollen, aber irgendwie kriege ich Millies Gesichtsausdruck nicht aus dem Kopf. Möglicherweise habe ich mir auch schon einen runtergeholt, wenn ich mir ihren erschrocken-faszinierten Blick vorgestellt habe. Oder auch zwei.

Es ist kein großes Geheimnis, dass mein Liebesleben, milde ausgedrückt, skandalös ist seit dem Ende meiner Beziehung mit Macy. Irgendwie habe ich mir wohl eingebildet, dass ich mein gebrochenes Herz heilen kann, indem ich mich durch die halbe Uni vögele. Doch trotz meiner zahllosen Affären hat noch kein Mädchen meinen Schwanz je so angesehen wie Millie.

Ich presse die Fäuste gegen die Augen, um die Erinnerungen an das überraschte O zu vertreiben, das ihre Lippen geformt haben, aber leider vergeblich – die Erinnerung lässt sich nicht abschütteln.

In diesem Moment stellt Millie das Wasser ab und zieht den Duschvorhang zurück.

Stell sie dir ja nicht nackt vor, Jude! Bloß nicht …

Zu spät.

Rasch kehre ich zu meinem Handy zurück, klicke auf die erstbeste Nachricht und schreibe eine Antwort.

KAPITEL DREI

Millie

Es ist jetzt offiziell – ich liebe diese Uni!

Sie ist einfach wunderschön. Am meisten liebe ich die alten, mit wildem Wein und Glyzinien bewachsenen Gebäude, die mir das Gefühl geben, irgendwo in Europa zu sein. Ich schwebe förmlich zwischen meinen Kursen und Vorlesungen hin und her. Die Umgebung hier hat fast etwas Magisches.

Beschwingt betrete ich die Mensa und kaufe mir einen Salat. Nachdem ich mir eine Flasche Wasser geholt habe, setze ich mich an einen leeren Tisch. Bisher habe ich noch niemanden kennengelernt, aber da es meine erste Woche ist, mache ich mir deswegen keine Sorgen.

Während ich meinen Salat esse, beantworte ich eine Nachricht von meiner Mom und eine von meinem Bruder, in der er fragt, ob ich einverstanden mit Pizza zum Abendessen bin.

Gut, dass bald Wochenende ist. Mein Stundenplan ist wirklich randvoll. Ich kann es kaum erwarten, mich nachher aufs Sofa zu werfen und meine Binge–Watching–Session fortzusetzen.

Mein letzter Kurs heute ist Psychologie. Das Fach könnte glatt mein Lieblingsfach werden. Die Professorin ist richtig gut, und die Themen sind faszinierend.

Ich suche mir einen Sitzplatz in einer der mittleren Reihen. Da fühle ich mich am wohlsten.

Mehr und mehr Studierende treffen ein. Ich ziehe meinen Laptop aus meinem Rucksack und schalte ihn an.

Ich weiß, es ist albern, aber ich komme mir immer total erwachsen vor, wenn ich in diesen Vorlesungssälen sitze und etwas in einen Computer tippe.

Professor Grant beginnt mit ihrer Vorlesung. Die Zeit vergeht wie im Flug. Als der Schlussgong ertönt, hält sie uns mit einem »Nur eins noch« zurück.

»Kommende Woche vergebe ich die Themen für ein Projekt, an dem ihr das ganze Semester über arbeiten werdet. Ich werde euch dafür in Zweiergruppen einteilen. Im Laufe der nächsten Wochen sollt ihr euch gegenseitig analysieren, und zwar jeweils dem Ansatz eines berühmten Psychologen oder einer Psychologin folgend, die ich euch zuteile. Am Ende des Semesters gebt ihr dann eine Hausarbeit mit den Ergebnissen eurer Analysen ab.« Die meisten nicken und murmeln etwas Zustimmendes.

Rasch packe ich meine Sachen ein und setze meinen Rucksack auf. Als mein Blick auf einen Jungen auf der anderen Seite des Gangs fällt und er mir scheu zunickt, schießt mir das Blut in die Wangen. Er ist süß. Richtig süß sogar.

Vergiss Jungs, Millie! Konzentriere dich lieber auf dein Studium.

Mit diesem Vorsatz straffe ich die Schultern, verlasse den Saal und gehe quer über den Campus zu meinem Wagen. Nicht weit von hier entfernt gibt es eine Ballettschule, die ich mir heute noch ansehen möchte. Ich mag keine Ballerina werden wollen, will aber in meiner Freizeit trotzdem weitertanzen.

Das Navi leitet mich zu einem kleinen, zweigeschossigen Backsteingebäude, das von zwei Restaurants flankiert wird.

Im Gebäude riecht es nach altem Holz, viel Haarspray und einer Mischung unterschiedlicher Parfums. Zu meiner Linken entdecke ich eine schmale Wendeltreppe, aus deren Richtung ich Musik höre. Nach kurzem Zögern gehe ich langsam nach oben und lasse dabei die Finger über das Geländer gleiten.

Ich lausche der Musik und weiß sofort, wie ich dazu tanzen würde.

Oben angekommen folge ich den Klängen bis zu einem kleinen Tanzstudio.

Mein Blick fällt auf eine Frau, die ungefähr zehn Jahre älter ist als ich und eine Gruppe junger Mädchen unterrichtet. Leise klopfe ich gegen den Türrahmen, um mich bemerkbar zu machen.

Die Frau wendet den Kopf in meine Richtung und klatscht in die Hände. »Bin gleich wieder da, Kinder.« Die Sohlen ihrer Ballettschuhe schlappen leise auf dem Holzfußboden, als sie auf mich zukommt.

»Hi. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«

»Äh … kann sein. Hoffentlich?« Mist, das klingt viel zu unsicher! »Sorry.« Verlegen streiche ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich bin noch neu hier … in der Stadt, meine ich.« Oh Gott, ist das peinlich! »Ich habe gerade an der Aldridge University angefangen«, fahre ich hastig fort.

Die Frau hebt die Augenbrauen. Wahrscheinlich fragt sie sich, wann ich endlich zur Sache komme, damit sie weiter unterrichten kann. »Außerdem tanze ich Ballett«, füge ich hinzu und gestikuliere dabei überflüssigerweise mit den Händen. »Im Grunde schon mein ganzes Leben. Ballett ist für mich … so wie atmen. Ich wollte fragen, ob ich hier vielleicht ab und zu einen Raum zum Tanzen mieten kann oder ob es Kurse für Fortgeschrittene gibt oder …«

»Wir könnten noch eine Lehrerin gebrauchen.«

Es ist nicht die Frau, die das sagt. Die sanfte, männliche Stimme kommt von hinten. Als ich mich umdrehe, sehe ich einen Mann etwa Anfang dreißig vor mir stehen. Sein dunkles Haar ist zurückgekämmt, und seine blauen Augen sind hell wie Eis.

»Oh … hi!« Ich halte ihm eine Hand hin. »Ich bin Millie. Eigentlich heiße ich Millicent, aber ich ziehe Millie vor.« Die Lehrerin eilt mit leisen, schnellen Schritten wieder zu ihren Schülerinnen zurück. Anscheinend hat sie genug gehört.

Der Mann schüttelt mir kräftig die Hand. »Aleksander. Meinen Eltern gehört dieses Studio«, erklärt er mit einem leichten Akzent. »Hätten Sie Interesse am Unterrichten?«

Eigentlich nicht. Ich habe bisher noch niemandem etwas beigebracht, aber wenn ich so darüber nachdenke, klingt die Idee vielleicht gar nicht so schlecht.

»Wie alt wären meine Schüler denn?«

»Es wären die Jüngsten.« Er verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich gegen die Wand. »Drei bis sechs Jahre.«

Ich liebe Kinder. Bei der Vorstellung, ganz Kleinen das Tanzen beizubringen, muss ich lächeln.

»Aber ich studiere tagsüber«, wende ich ein.

»Das macht nichts. Wir wollen an drei Abenden in der Woche Kurse anbieten, vielleicht von fünf bis sechs Uhr. Würden das für Sie passen?«

»Das wäre machbar«, bestätige ich.

Er zeigt Richtung Flur. »Kommen Sie kurz mit?« Ich folge ihm zu einem leeren Raum mit verspiegelten Wänden und einer Ballettstange. Er knipst das Licht an und dreht sich zu mir um. »Stellen Sie sich vor, ich sei ein Kind, und Sie müssten mich unterrichten.«

»Was, jetzt?«, stammle ich nervös. »Äh … okay?«

Eigentlich ist es klar, dass er sich erst mal vergewissern will, dass ich auch tatsächlich tanzen kann und in der Lage bin, es anderen beizubringen. Schließlich hat nicht jeder die Gabe, sein Können auch zu vermitteln.

Aleksander stellt Musik an. Ich straffe die Schultern, hole tief Luft und beginne zu reden. Über Tanz im Allgemeinen, Ballett, Jazz Dance, Stepptanz, Hip–Hop. Wie von ihm verlangt, rede ich, als würde ich vor einer Gruppe kleiner Kinder stehen. Anschließend erkläre und zeige ich ein paar Ballettpositionen.

Nach ungefähr einer Viertelstunde bin ich fertig und sehe ihn erwartungsvoll an. »Und?«

Ein Lächeln breitet sich über Aleksanders Gesicht, während er mir Beifall klatscht. »Willkommen in unserem bescheidenen kleinen Ensemble, Millie! Wir freuen uns schon auf die Zusammenarbeit mit dir.«

Mit einem Händedruck besiegeln wir unsere Abmachung.

Bei meiner Rückkehr nach Hause hüpfe ich fast vor Freude über meinen ersten Job.

In der Küche riecht es nach Pizza, aber weder mein Bruder noch Daire oder Jude lassen sich blicken.

Niemand da also, mit dem ich mein Glücksgefühl teilen kann.

Plötzlich bin ich total enttäuscht.

Ich bin so stolz auf das, was ich gerade erreicht habe. Ich wollte doch nur, dass sich jemand mitfreut!

»Gut gemacht, Millie«, lobe ich mich selbst, als ich einen Teller aus dem Schrank nehme. »Freut mich für dich. Ein Job. Wow. Das ist wirklich toll.« Ich lege zwei Stück Pizza auf den Teller und stelle ihn in die Mikrowelle. »Ich bin echt stolz auf dich.«

Bei dem letzten Satz muss ich unter Tränen lächeln.

Nicht weinen!

Es ist irgendwie albern, schlecht drauf zu sein, nur weil niemand da ist. Was macht das schon für einen Unterschied?

Als die Mikrowelle pingt, nehme ich meinen Teller raus und gehe die Treppe hinauf. Auf halbem Weg bleibe ich abrupt stehen und lausche fassungslos.

»Oh mein Gott! Ja! Ja!« Die pornostarrreifen Schreie kommen aus Judes Zimmer, begleitet vom rhythmischen Quietschen seines Betts. Als ich ihn stöhnen höre, zieht sich mein Unterleib lustvoll zusammen, so schrecklich das auch ist.

Aber vor allem werde ich sauer.

»Genau so, Baby! Hör nicht auf! Oh, du fühlst dich so gut an!«

Wütend stürme ich die restlichen Stufen hoch.

Wenige Sekunden später schlage ich mit meiner freien Hand gegen Judes Tür. »Hier wohnen noch andere Menschen!«, brülle ich. Offenbar hört mich niemand. Das Mädchen schreit eher noch lauter. Verglichen mit ihr ist Jude viel leiser. Er keucht und stöhnt nur, was mich allerdings noch mehr nervt. »Hast du an deine Medizin gedacht, Jude? Soweit ich weiß, ist Herpes hochansteckend!«

Ich grinse schadenfroh, als das Quietschen schlagartig aufhört und das Mädchen verstummt.

Befriedigt gehe ich weiter zu meinem Zimmer.

Ich knalle die Tür hinter mir zu, setze mich auf die Bettkante und beiße hungrig in ein Stück Pizza. Es schmeckt mir kein bisschen.

KAPITEL VIER

Jude

»Herpes? Ist das wirklich dein Ernst?!«

Millie steht in ihrem Türrahmen und sieht mich irritiert an. Dabei bin ich hier der Leidtragende! Livy hat mir nämlich kein Wort geglaubt, als ich ihr gesagt habe, dass Millie lügt. Ich glaube, so schnell habe ich noch nie jemanden aus meinem Bett springen und sich anziehen sehen.

Millies kleiner Streich wird sich bestimmt schnell rumsprechen, und viele Mädchen werden das Gerücht glauben. Dabei benutze ich jedes Mal ein Kondom. Ich mag Sex, keine Krankheiten! Außerdem lasse ich mich regelmäßig testen, weil ich finde, dass man nicht vorsichtig genug sein kann.

»Wieso? So abwegig ist das doch nicht!« Millie verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt dabei ihre geradezu erbärmlich kleinen Brüste hoch. Gleichzeitig reckt sie ihr Stupsnäschen in die Luft.

»Hör zu!« Als ich mit einem Finger auf sie zeige wie auf ein ungehorsames Kind, betrachtet sie ihn, als würde sie ihn am liebsten abreißen. »Ich weiß ja nicht, welche Laus dir heute über die Leber gelaufen ist, aber ich wohne genauso hier wie du und habe ein Recht auf Sex!«

Sie verdreht bloß genervt die Augen. Mich juckt es in den Fingern, sie mir über eine Schulter zu werfen und ihr den Po zu versohlen.

Denk noch nicht mal dran! Sie ist Crees Schwester! Sie ist eine Unberührbare!

»Du wirst es überleben!« Millie macht Anstalten, ihre Tür zu schließen, doch ich bin schneller und stelle einen Fuß auf die Schwelle.

»Was ist eigentlich dein Problem?« Flüchtig scanne ich das Zimmer hinter ihr, um mich zu vergewissern, dass sie keinen Typen zu Besuch hat.

»Ich hab kein Problem!« Ihre Stimme zittert.

»Lüg mich nicht an, Little Madison! Ich merk doch, dass du was hast!«

Wieder verschränkt sie die Arme vor der Brust. Auf einmal wirkt sie total zart und schutzbedürftig. »Ach, es ist irgendwie albern«, murmelt sie widerstrebend.

»Erzähl es mir trotzdem.«

Zögernd hebt sie den Blick und sieht mich aus großen Rehaugen an. »Ich hab einen neuen Job, okay? Ich hab mich so darüber gefreut, dass ich es unbedingt jemandem mitteilen wollte, egal, ob meinem Bruder, Daire oder sogar dir, aber …«

»… aber als du zu Hause ankamst, waren Jude und Daire nicht da, und ich habe …«

»… gevögelt«, ergänzt sie.

Verlegen reibe ich mir den Kopf. »Stimmt.«

»Wie schon gesagt, es war albern von mir. Du kannst jetzt gehen.« Wieder versucht sie, ihre Tür zuzumachen, aber mein Fuß hält die Stellung.

»Was für einen Job hast du denn gefunden?«

Sie seufzt ungeduldig. »Tu doch nicht so, als würde dich das interessieren!«

Diesmal bin ich derjenige, der die Arme vor der Brust verschränkt und ein finsteres Gesicht macht. »Wie kommst du darauf, dass ich mich verstelle?«

»Du hast gerade an meine Tür geklopft, um mich zusammenzustauchen, und jetzt interessierst du dich plötzlich für mein Leben?« Traurig lässt sie die Schultern hängen. Mich verwirrt das etwas, bisher war mein Eindruck, dass Millie eigentlich ein fröhlicher, positiver Mensch ist. So bedrückt und verunsichert habe ich sie noch nicht erlebt.

Ich stütze meine Hände gegen den oberen Türrahmen und sehe auf sie hinunter. Es gefällt mir, wie ihr Blick begehrlich über meine Armmuskeln wandert. Ich habe es zwar nicht darauf angelegt, aber die Wirkung bleibt nicht aus.

Sie räuspert sich verlegen, dann sieht sie mich direkt an. Rasch arrangiere ich meine Gesichtszüge zu einem neutralen, weniger selbstgefälligen Ausdruck, aber leider zu spät, denn Millie verengt die Augen zu schmalen Schlitzen und funkelt mich erbost an. Ich kann die fiese Bemerkung, die ihr auf der Zunge liegt, schon fast hören, da verkneift sie sie sich doch noch. »Ich werde Ballett unterrichten.«

»Du tanzt Ballett?«, frage ich überrascht.

Sie nickt. »Seit ich laufen kann im Grunde.« Ihre tiefblauen, goldgefleckten Augen leuchten auf einmal richtig. Mir fällt auf, dass sie einen grünen Ring um die Iris haben. Hm, außergewöhnlich … und ziemlich schön. »Tanzen ist für mich so wichtig wie atmen.«

»Und jetzt willst du Ballett unterrichten?«

»Ja, ich soll es kleinen Kindern beibringen.« Ihre Augen leuchten noch mehr.

»Kleinen Kindern?«

»Mhm«, bestätigt sie. »Ich glaube, das wird mir Spaß machen.«

Mein Blick fällt auf einen Teller mit zwei Pizzaecken neben ihrem Bett. Sie hat nur einmal abgebissen. »Keinen Hunger?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Die Pizza schmeckt nicht.«

Ich schmunzele. »Das liegt daran, dass dein Bruder immer bei der miesesten Pizzeria bestellt. Soll ich was anderes bestellen?« Millie blinzelt mich überrascht an. »Manchmal kann ich nämlich auch nett sein.«

»Nur, wenn du auch was essen magst. Ich will nicht, dass du nur etwas für mich bestellst.«

»Klar. Ich kann immer was zu essen vertragen.«

Sie fährt sich mit der Zungenspitze über die Lippen, bevor sie nickt. »Okay.«

»Cool.« Ich gehe in mein Zimmer zurück und gebe die Bestellung auf. Da die Pizza erst in einer halben Stunde kommen soll, nutze ich noch rasch die Gelegenheit zum Duschen – nachdem ich Millies Tür abgeschlossen habe selbstverständlich.

Als ich fertig bin, schlüpfe ich in eine Jogginghose und ein ziemlich abgetragenes Footballshirt.

Da klingelt es auch schon an der Tür. Ich öffne, bezahle und nehme dem Boten die Pizza ab.

»Millie? Das Essen ist da!«, rufe ich die Treppe hoch.

»Ich bin hier.«

So ist es. Millie sitzt mit ihrem Laptop am Küchentisch. Sie trägt eine Brille mit runden Gläsern und hat sich das Haar hochgesteckt, was ihren grazilen Hals betont.

Grazil?! Was ist bloß los mit dir, Dude? Wer bezeichnet einen Hals als grazil?

Aber Tatsache ist nun mal, dass das Adjektiv Millicents Hals perfekt beschreibt, so lächerlich es auch klingen mag.

Ich stelle den Pizzakarton auf die Kücheninsel und nehme mir ein Bier aus dem Kühlschrank. »Was willst du trinken?«

»Ein La Croix bitte.«

Ich nehme eins raus und stelle es ihr hin, bevor ich zwei Teller aus dem Schrank hole. Als ich mich umdrehe, stoße ich fast mit Millie zusammen.

»Hoppla!« Rasch weiche ich ihr aus.