Calamity Jones - Die Stadt der Toten - Hank W. Johnson jr. - E-Book

Calamity Jones - Die Stadt der Toten E-Book

Hank W. Johnson jr.

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Beschreibung

Calamity Jones nennen sie den ehemaligen Sklaven, der zu Beginn des Jahres 1865 seinem grausamen Herrn entfliehen konnte und bis zum Ende des Bürgerkriegs in der Armee der Union diente. J.F. Dawson, sein ehemaliger Herr, war Offizier der Konföderierten und entkam bei Kriegsende der Gefangenschaft. Seit diesen Tagen streift er mit einer Bande Bushwhackers durch die Staaten und mordet und plündert. In Lincoln, Kalifornien, treffen die beiden Todfeinde aufeinander...

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Seitenzahl: 70

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Calamity Jones

Western

Edition Corsar D. u. Th. Ostwald

Braunschweig

Texte: © 2025 Copyright by Autor

Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright

by Verlag

Edition Corsar

Dagmar & Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

1.

Der Mann auf dem Dach schob eine Kentucky-Rifle vorsichtig nach vorn, um den Reiter auf der staubigen Main Street nicht vorzeitig zu warnen. Wenn er dabei auch kein Geräusch verursachte, das den Straßenlärm übertönt hätte, so hatte er doch nicht das Sonnenlicht berücksichtigt, dass von dem Gewehrlauf reflektiert wurde. Ein winziger Bruchteil genügte, um den Mann zu warnen. Im Krachen des Vorderladers und der Schwarzpulverwolke verschwand der Reiter aus dem Sattel. Der heimtückische Schütze erhob sich, um den Erfolg seines Schusses zu kontrollieren.

Mit dem Knall war auf der Straße eine hastige Bewegung entstanden. Jeder suchte Deckung bei einem der Häuser, unter den Überdachungen der Wege vor den Läden oder lief in die nächste Gasse. Das Pferd des Reiter war ruhig weitergelaufen, als hätte es das veränderte Sattelgewicht nicht gespürt.

Ein zweiter Schuss krachte.

Der Mann auf dem Dach verspürte einen heftigen Schlag gegen die Brust und taumelte ein paar Schritte zurück, sah verwundert an sich herunter und brach dann mit einem Stöhnen zusammen.

Und noch ein dritter Schuss ließ die Menschen zusammenfahren.

Dieser Schuss kam aus dem Haus, von dessen Dach aus der erste gefallen war. Auch er galt dem Reiter, der längst Deckung hinter einer Pferdetränke gefunden hatte.

Die nachfolgende Stille beunruhigte alle noch mehr als die drei lauten Schüsse, die das Leben der Stadt Lincoln erstarren ließen. Frauen und Kinder hatten sich längst in den Häusern in Sicherheit gebracht. Der noch unerwiderte dritte Schuss signalisierte allen, dass die Sache noch nicht ausgestanden war.

Ein paar Männer hatten Zuflucht in einem Store gefunden und drängten sich jetzt an dessen ziemlich großem Fenster, um einen Blick auf die Straße werfen zu können.

„Den hat es erwischt!“, stellte schließlich einer von ihnen fest.

„So? Und wo ist er jetzt?“

„In seiner Deckung hinter dem Trog doch wohl!“

„Ich kann sehen, wohin er gesprungen war und den Kerl vom Dach holte. Aber da ist er nicht mehr!“

Erneut drängten sich alle zwischen die Auslagen, um etwas erkennen zu können. Das war jedoch ein fataler Fehler, denn mit einem gewaltigen Knall zersprang plötzlich das Fenster und überschüttete die Männer mit einem Glassplitterregen, der sie erneut hastig in Deckung eilen ließ. Einige erlitten dadurch sogar blutende Schnittverletzungen, jedoch keine ernsthaften Wunden.

Dadurch entging ihnen jedoch das weitere Geschehen auf der Main Street, das sich später nur noch durch sich zum Teil widersprechende Zeugenaussagen rekonstruieren ließ.

Jedenfalls war der Reiter, dem die Schüsse galten, spurlos verschwunden. Man fing sein Pferd ein und brachte es in einem Mietstall unter und wartete das übrige Geschehen ab.

Lincoln besaß seit seiner Gründung im Jahre 1859 keinen Sheriff, dazu war der Ort noch zu klein und bescheiden. Es gab nur einen einzigen Saloon neben der Bahnstation, und selbst, als die Eisenbahngesellschaft der California CentralRailroad ihre Strecke nach Sacramento im November des Jahres 1861 eröffnete, kamen nur wenige Siedler in die neu gegründete Stadt.

Es war der Direktor der CCRR, Charles Lincoln Wilson, nach dem die Stadt ihren Namen erhalten hatte. Wilson nahm für sich in Anspruch, die Grundstücke entlang der neuen Bahnstrecke selbst zu verkaufen. Dafür gründete er eine eigene Firma und steckte für sich selbst ein wenig von der künftigen Stadt entfernt ein gewaltiges Areal ab. Dort entstand seine Ranch mit einem großen Herrenhaus und Nebengebäuden für die Arbeiter und natürlich Ställe. Eine schnurgerade angelegte Straße führte direkt zur Eisen-bahnstation und ermöglichte Wilson, seine Rinder fast vor seiner Haustüre zu verladen. In der Stadt Sacramento wurden am 23. November 1859 im St. George Hotel die Grundstücke an die Meistbietenden versteigert. Damit schuf Wilson nicht nur für sich ein äußerst angenehmes, finanzielles Polster, sondern er hatte auch Einfluss auf die Männer, die die Grundstücke erwarben, um sie später mit entsprechendem Gewinn wieder zu verkaufen.

Zuständig im gesamten Placer County war Sheriff Bount Andersen, den man am nächsten Tag vom Bahnhof abholte und mit den Untersuchungen der Schießerei beauftragte.

Bount Andersen, der Sheriff aus Auburn, war Anfang der Fünfzig, zeigte aber in seinen Bewegungen, dass er agil war. Außerdem wurde er als sicherer Revolverschütze bekannt. Nachdem Calamity Jones mit Hilfe des Sheriffs und seiner Freunde die Bande der Bushwhackers unter dem ehemaligen Colonel und Baumwollpflanzer John F. Dawson beim Überfall auf einen gepanzerten Goldtransport zerschlagen hatte, wurde es wieder ruhig in seiner Stadt1.

Als ihn das Telegramm aus Lincoln erreichte, übertrug er seine Amtsgeschäfte einem seiner Deputies und stieg in den Zug in die benachbarte Stadt.

Auf der Strecke zwischen Auburn und Lincoln verkehrte jetzt zweimal täglich die Bahn. Die Züge bestanden zumeist nur aus zwei Personenwagen und zwei oder drei Viehwaggons, denn der Fleischhandel blühte nach Beendigung des Bürgerkriegs auch in Kalifornien wieder auf.

Am Bahnhof in Lincoln wartete den Sheriff kein anderer als Direktor Wilson persönlich, umgeben von einigen aufgeregten Honoratioren der jungen Stadt, die zwar unter den Auswirkungen des Bürgerkrieges gelitten hatte, weil kaum noch neue Bürger zuzogen und auch der Handel im Land teilweise mit Schwierigkeiten verbunden war, aber nun doch rasch weiter aufblühte und sich ausdehnte. Allein in diesem Monat konnte man fast einhundert neue Bürger zählen, ungeachtet der zahlreichen Bahnarbeiter, die in einem Camp in der Nähe der Stadt lebten und dafür sorgen sollten, dass die Eisenbahnstrecke nach Roseville ausgebaut wurde. Dieses Eisenbahnercamp war den meisten Bürgern der Stadt ein Dorn im Auge, hatte doch die CCRR überwiegend Chinesen eingestellt, die sich als preiswerte und tüchtige Arbeiter erwiesen hatten. Und die liebte niemand und mied jeden Kontakt mit ihnen, sollte sich einmal ein Chinese in die Stadt wagen.

„Stellen Sie sich vor, Sheriff“, begrüßte Wilson den breitschultrigen Mann auf dem Bahnsteig, „eine Schießerei mitten in unserer Stadt auf der Main Street! Es gab zwei Tote und erheblichen Sachschaden. Unter anderem traf eine Kugel das Fenster eines Geschäftes, in dem mehrere Menschen Schutz gesucht hatten!“

„Nun, Mr Wilson, das ist nicht so ungewöhnlich bei einer Schießerei!“, bemerkte Andersen und verkniff sich ein Lächeln.

„Aber, ich bitte Sie, Sheriff! Die Waffen schweigen doch nun schon seit Monaten im Land, aber offenbar gibt es noch immer genug Räuberbanden, die auch hier in Kalifornien ihr Unwesen treiben. Dieses unselige Gold lockt jetzt wieder die Menschen aus der ganzen Welt in unser Land, und wieder müssen wir mit Gewalt und Gräueltaten rechnen, die unser aller Leben bedrohen!“

„Was ist mit den beiden Toten? Handelt es sich um den Mörder und sein Opfer?“, erkundigte sich der Sheriff während des Weges zum Saloon, den man als geeigneten Ort für die weiteren Gespräche ausgesucht hatte.

„Nein, keineswegs, Sheriff. Der eine Tote ist auf dem Dach des Nachbarhauses gefunden worden. Er hatte mit einem alten Vorderladergewehr auf einen Reiter geschossen, der auf der Main Street unterwegs war. Den zweiten Toten entdeckte man nach der Schießerei im Haus selbst.

Offenbar handelte es sich dabei um einen zweiten Schützen. Aber wohin der Mann verschwunden ist, dem die Schüsse galten, ist uns nicht klar geworden. Dabei ist er auffällig genug und von mehreren schon vor den Schüssen bemerkt worden.“

Diese Bemerkung ließ Andersen aufhorchen. Er drehte sich zum Sprecher um und erkundigte sich: „Was meinen Sie damit, dass der Fremde auffällig genug gewesen sei?“

„Hatte ich das nicht gesagt? Nun, er war ein Schwarzer!“

Der Sheriff zerdrückte einen Fluch, und als ihn Wilson verwundert ansah, bemerkte er: „Ich habe da eine Vermutung, wer dieser fremde Schwarze gewesen sein könnte. Aber das spielt ja auch im Moment keine Rolle. Hat jemand gesehen, ob der Mann verwundet wurde?“

„Da gibt es keinerlei Hinweise. Man hat gesehen, wie er nach dem ersten Schuss Deckung hinter einem Pferdetrog fand. Diejenigen, die im Laden Zuflucht fanden und von dort das weitere Geschehen verfolgen wollten, mussten sich ja vom Fenster in Sicherheit bringen, nachdem dort eine Kugel einschlug und alle mit Glassplittern überschüttet wurden.“

„Gut, dann werde ich mal mir die Zeugen anhören, vielleicht komme ich damit ein Stück weiter. Aber zunächst einmal möchte ich mir die beiden Toten ansehen.“

„Halten Sie das für erforderlich, Sheriff? Ich meine, es sind Fremde, und seltsam genug war ja schon die Waffe des Dachschützen! Wer benutzt denn heute noch einen Vorderlader?“, erkundigte sich der Eisenbahndirektor.

„Nun, das ist erst einmal nebensächlich. Wo finde ich den Bestatter?“