Tage der Abrechnung - Calamity Jones - Hank W. Johnson jr. - E-Book

Tage der Abrechnung - Calamity Jones E-Book

Hank W. Johnson jr.

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Beschreibung

Calamity Jones nennen sie den ehemaligen Sklaven, der nun für die Central Pacific als Detektiv arbeitet. Dabei verfolgt er Dawson, den Mörder seiner Familie und Anführer einer Bande Bushwhackers, die nun auch ihr Unwesen in der jungen Stadt Lincoln treibt, wo der Goldrausch erneut aufflackert. Dabei kommt es zur schicksalhaften Begegnung der beiden Todfeinde...

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Western

Edition Corsar D. u. Th. Ostwald

Braunschweig

Texte: © 2025 Copyright by Autor

Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Verlag

Edition Corsar Dagmar und Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

1.

Mit einem infernalischen Kreischen, das die Ohren der Männer an der Bahnstrecke strapazierte, kam die schwere Atlantic 4-4-0 Mason-Lokomotive der CCRR zum Stehen. Es fehlten bis zu dem aufgerissenen Schienenstück kaum noch ein paar Yards. Zischend fuhr der Dampf aus den Ventilen, schwarzer Qualm stieg aus dem Kobelschornstein, das Schlagen der abkühlenden Kolben war in der schlagartig eingetretenen Stille jetzt das einzige Geräusch.

Es gab nur einen geschlossenen Waggon, offenbar ein Viehtransporter. Niemand zeigte sich auf dem Führerstand der Lokomotive, es war fast so, als hätte der Lokführer gewusst, was gleich passieren würde.

Dann hob einer der Männer seinen Revolver und feuerte auf das Fenster der Lokomotive. Im nächsten Augenblick konnte ein Zuschauer glauben, die Hölle hätte ihre Dämonen mit diesem Schuss losgelassen. Eine Vorrichtung auf dem Tender wurde plötzlich sichtbar, die nach oben geschoben wurde und schmale Schlitze aufwies, aus denen sich jetzt Gewehrläufe schoben.

Ohne Unterlass feuerten die Männer, die hinter dieser metallenen Schutzwand standen, auf die Angreifer, die das Feuer zunächst noch erwiderten. Aber sehr schnell waren die Sättel leergefegt, die Reiter wälzten sich auf dem Boden und schrien entsetzlich, verwundete Pferde wieherten und versuchten, dem Gewirr von menschlichen Leibern auf dem Boden zu entkommen.

Aber noch immer wurde von dem Tender auf die Angreifer gefeuert. Wer dazu noch in der Lage war, riss sein Pferd herum und hämmerte ihm die Absätze in die Weichen.

„Feuer einstellen!“ Calamity Jones durchdringende Stimme wurde von allen gehört, die Gewehre zurückgenommen, die verschossenen Patronen sofort wieder ergänzt.

Allmählich verzog sich der Pulverrauch, als die Männer ihre sichere Deckung verließen und vom Tender heruntersprangen, um die verletzten Banditen zu entwaffnen und so zu versorgen, wie es unter den Umständen möglich war. Die Schiebetüren des Waggons wurden geöffnet, eine Rampe herausgeschoben, und zehn Reiter trieben ihre Pferde ins Freie und begannen mit der Verfolgung der Verbrecher.

„Hast du Dawson gesehen?“, rief Jones einem riesigen Schwarzen zu, dessen Gesicht von einer quer verlaufenen Narbe entstellt war.

„Nein, ich glaube nicht, dass er dabei war, Jones!“, lautete die Antwort.

Sehr schnell waren die Verwundeten entwaffnet und notdürftig verbunden. Dann mussten sie in den Waggon einsteigen. Auch die Toten wurden hineingebracht, und ein durchdringender Pfiff kündete allen die Rückfahrt der Atlantic 4-4-0 an.

Die Kolben begannen ihre Arbeit, die Räder ruckten an, und gleich darauf nahm die Lokomotive Fahrt auf, näherte sich rasch der Kreuzung nach Lincoln. Eine Weiche und ein Abstellgleis mit einem wartenden Zug waren hier der vereinbarte Treffpunkt, um den zweiten Zug passieren zu lassen. Kaum stand die Atlantic, als Calamity Jones auch schon vom Tenderkletterte, um Sheriff Bount Andersen zu begrüßen. Er stand hier zusammen mit etwa zwanzig gut bewaffneten Männern, die durch ihre einheitliche Kleidung auffielen. Sie trugen die auffallenden, roten Miner-Hemden, derbe Hosen aus braunem Denim-Stoff, dazu helle, breitrandige Hüte. Bewaffnet waren sie mit Revolvern, in einer Hand hielten sie eine Henry-Rifle Modell 1860 mit fünfzehn Schuss im Röhrenmagazin. Sie wirkten wie eine Spezialtruppe, und genau das waren sie auch. Ausgesucht von Calamity Jones im Auftrag der Central Pacific Railroad, für die er als Eisenbahndetektiv tätig war. Die CPRR war der große Konkurrent derCalifornia Central Railroad (CCRR), die inzwischen in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.

„Alles wie gedacht, Sheriff!“, rief ihm Jones zu. „Die Gleise sind glücklicherweise nur ein kleines Stück weit aufgerissen, die Bande hat sich nicht die Mühe gemacht – schließlich sollte die Atlantic ja nicht entgleisen. Die Burschen müssen angenommen haben, dass sie im Handstreich an den Sprengstoff gelangten, um dann der CPRR in die Suppe zu spucken.“

Andersen deutete auf den Zug, der bereits unter Dampf stand und mehrere, geschlossene Waggons aufwies und sogar einen Caboose am Schluss mitführte. Dieser Bremserwagen war komfortabel ausgestattet, verfügte über Sitzbänke, einen kleinen Tisch und sogar einen Ofen, der am Boden fest verschraubt war und doppelt gesicherte Feuertüren besaß. Damit waren die mitfahrenden Begleiter zwar einigermaßen gut untergebracht, aber das Rütteln auf den schlechten Gleisstrecken machte die Fahrt nicht zum Vergnügen. Aber die CPRR-Leute waren nicht anspruchsvoll und zudem solche Fahrten gewohnt. Ein schriller Pfiff kündigte die Abfahrt an, die mitgeführten Pferde befanden sich in den Waggons, die Begleitmannschaft verteilte sich auf die Lokomotive, den Tender und den Caboose.

Frank und Jones nahmen Platz auf dem Fahrstand, wobei sie abwechselnd das Feuern übernahmen, weil sie für diese Fahrt keinen Heizer mitgenommen hatten. Sie würden ohnehin ja nur bis zum Ort des Überfalls fahren können, wo sie dann auf den Arbeitertrupp warteten, bevor sie ihre hochbrisante Ladung an den Ort der Bestimmung bringen konnten.

2.

Cora hatte den Texaner keinen Moment aus den Augen gelassen. Zunächst hielt sie ihn für einen schwerreichen Rancher, denn seine Kleidung war makellos und wirkte auf den ersten Blick sehr teuer. Dann aber fielen ihr seine langen, schmalen und überaus gepflegten Hände auf, die so gar nicht zu einem Rinderzüchter passten. Nein, da war sich Cora jetzt ganz sicher, der Texaner musste ein Berufsspieler sein. Er spielte eiskalt um hohe Einsätze gegen die Goldgräber, die an diesem Wochenende wieder einmal an den Spieltisch in Lincoln gekommen waren, um einmal zu versuchen, ob sie ihr Vermögen nicht auf einfache Weise verdoppeln konnten.

Auf die Goldgräber warteten die Spieler an jedem Wochenende, aber dieser Texaner war zum ersten Mal in der Stadt, da war sich Cora ganz sicher. Einen derart gutaussehenden Mann hätte sie bestimmt nicht übersehen.

Sie hatte seine Aufmerksamkeit längst gewonnen, und als sie ihm nach einem großen Gewinn ein überaus verführerisches Lächeln schenkte, bedankte er sich mit einer Flasche Champagner und bat sie, an seiner Seite Platz zu nehmen.

„Sieht so aus, als hätte ich nicht nur Glück im Spiel!“, sagte er dazu in seinem breiten Texanisch, und Cora bedankte sich, strich ihm über die rechte Hand und bemerkte dazu: „Das bringt dir Glück, da bin ich sicher, Darling!“ Der Spieler schenkte ihr ein Lächeln, das allerdings genauso aufgesetzt war wie ihre Schmeicheleien. Zwei Profis waren hier zusammengetroffen, die sich in ihrem Beruf auskannten und den anderen jeweils richtig einschätzten.

Je später der Abend wurde, desto weniger Zulauf hatte der Spielertisch, und schließlich erhoben sich die beiden letzten Mitspieler, warfen noch einen verzweifelten Blick auf die Goldnuggets, die der Texaner gerade einsteckte, und verließen mit verbitterter Miene den Saloon.

„Schätze, das war es für heute!“, meinte der Spieler und streckte sich lang aus, um seinen Rücken zu entspannen.

„Das hoffe ich doch nicht!“, erwiderte Cora lächelnd. „Ich habe ein sehr gemütliches Zimmer direkt hier drüber. Wenn du noch eine Flasche Champagner bestellst, gehe ich schon mal voraus. Lass mich aber nicht zu lange warten!“

„Keine Sorge, ich bin gleich bei dir!“, erwiderte der Spieler und entblößte seine Zähne zu einem Lächeln, das einem Panther gefallen hätte. Cora hatte das zwar wahr genommen, machte sich aber keine Illusionen und stieg die knarrende Treppe nach oben. Sie musste sich keine Gedanken über ihre Freunde machen.

Frank und Jones waren für ein paar Tage unterwegs, niemand würde sie heute stören, und sie war sicher, dass der Texaner sie großzügig bezahlen würde.

Tatsächlich ließ er nicht lange auf sich warten, brachte wirklich den billigen Schaumwein und zwei Gläser nach oben und tat beim Einschenken ganz so, als würde er dem nur schlecht aufgeklebten Etikett vertrauen.

Es musste weit nach Mitternacht sein, als Cora plötzlich hochschreckte und sich verwundert in ihrem Zimmer umsah. Vor ihr zeichneten sich die Silhouetten von zwei Männern ab, und als sie blitzschnell mit der Hand unter ihr Kissen fuhr, um den Deringer herauszureißen, lachte einer der Männer laut und dröhnend auf. „Das nutzt dir nichts, Cora. Wenn du nicht aufpasst, wer neben dir im Bett liegt, darfst du dich auch nicht wundern, wenn dein Deringer verschwindet.“

„Was wollt ihr zwei von mir? Mit zwei Kerlen kostet es extra!“

Wieder das unangenehme Lachen, und Cora wusste jetzt, dass es der Texaner war, der da mit dem anderen Kerl in ihr Zimmer gekommen war. Sie bemühte sich um eine feste Stimme, konnte aber nicht verhindern, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief, als sie die Stimme des anderen Mannes hörte.

„Wo ist Scipio?“

Eiskalt und schneidend. Kein Zweifel. Da stand neben dem Texaner niemand anderes als Dawson, ehemals Pflanzer in Lousiana, Colonel der Konföderierten und schließlich Anführer einer Bande Bushwhackers, die mordend und plündernd durch den Süden zogen und zuletzt Kalifornien unsicher machten.

„Wer soll das sein?“, antwortete Cora mit krächzender Stimme.

„Dein Nigger-Freund. Soll ich dich erst verprügeln oder erzählst du mir freiwillig, wo ich ihn finde?“

Bei diesen Worten war Dawson näher an ihr Bett getreten, und sie sah den Knüppel, den er in der Hand trug.

„Du redest von Calamity Jones!“, presste Cora mühsam heraus. „Wenn ich schreie, wird er mich nebenan hören!“