Calamity Jones - Kopfgeld 5.000 Dollar - Hank W. Johnson jr. - E-Book

Calamity Jones - Kopfgeld 5.000 Dollar E-Book

Hank W. Johnson jr.

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Beschreibung

Calamity Jones nennen sie den weggelaufenen Sklaven, der von seinem Herrn, dem Pflanzer John F. Dawson, misshandelt wurde. Die letzten Monate des furchtbaren Bürgerkrieges sind endlich vorüber, Dawson aber führt einen Privatkrieg gegen alle als Anführer einer Bande Bushwhackers weiter. Doch Jones ist ihm auf der Fährte, denn er will Rache für seine ermordete Familie und gerät mitten in die Vorbereitungen für einen Überfall auf einen Goldtransport im Jahre 1865...

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Seitenzahl: 87

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Hinweis : In der Erzählung werden Ausdrücke verwendet, die heute nicht mehr üblich sind, aber dem Sprachgebrauch des Handlungszeitraumes im 19. Jahrhundert entsprachen.

Texte: © 2025 Copyright by Autor

Umschlag: © 2024 Copyright by Verlag

Edition Corsar

Dagmar u. Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

1.

Das Bellen und Heulen der Hunde gellte in seinen Ohren, als sie ihn stellten. Buchstäblich im letzten Augenblick gelang es ihm, den unteren Ast des alten Hickorybaumes zu erwischen und sich mit letzter Kraft hinaufzuziehen.

Die bulligen Hunde spielten verrückt. Heulend und mit geifernden Mäulern sprangen sie immer wieder am Stamm hinauf, um seine Füße zu erreichen. Aber er hatte sich auf dem Ast zusammengekauert, die Arme fest um den Stamm geschlungen.

Sein Atem ging stoßweise, die Jagd war über eine schier endlose Strecke bis hierher an den Arkansas River gegangen. Der Fluss, der ihm zuerst noch als rettendes Ziel erschienen war, konnte hier unmöglich passiert werden. Die Regenfälle der letzten Tage hatten dafür gesorgt, dass die Fluten schäumend unter dem alten Hickory entlangtrieben und immer wieder eine Welle über das Ufer trat und scheinbar gierig nach dem Stamm leckte, als wollte der Fluss auch ihn verschlingen. Seine Pulse rasten noch immer, das Blut klopfte ihm in den Ohren, und doch hatte er durch das wüste Bellen und Jaulen der Meute längst die Pferde seiner Verfolger gehört.

Jetzt waren sie heran, lachten und schrien vor Freude, als sie ihre sichere Beute auf dem Ast hocken sahen.

„Gut gemacht, Jungs, brav, hier herüber! Verdammt, Hank, wirf ihnen endlich das Stück Fleisch rüber, damit wir an den Kerl herankommen!“

Das war seine Stimme, unverkennbar, laut und mächtig, über dem ganzen Lärm bestimmt noch meilenweit zu hören.

So schrie nur einer.

Der Master, Herr über Leben und Tod auf der größten Baumwollfarm des Countys.

„Scipio!“, dröhnte jetzt seine Stimme erneut und gellte in den Ohren des Gejagten. „Kommst du freiwillig herunter oder soll ich dir helfen?“

Bei diesen Worten entrollte John F. Dawson die gefürchtete Bullpeitsche, und Hank folgte dem Beispiel seines Herrn und nahm auch seine vom Sattelhorn, aber damit war Dawson nicht einverstanden.

„Warte, Hank, lass mir den Spaß. Du kannst später weitermachen, wenn wir zurück sind. Schließlich müssen wir den anderen zeigen, was es heißt, einem Dawson zu entlaufen!“

Hank brummte etwas Unverständliches, und dann zuckte die Peitsche seines Herrn hoch und schnellte wie eine riesige Schlange durch die Luft.

Der erste Hieb ließ die Haut des Flüchtlings aufplatzen wie eine schlecht genähte Hosennaht und schnitt tief in das Fleisch ein. Der Getroffene biss die Zähne zusammen, als der Schmerz durch seinen Körper raste.

In rascher Folge kamen weitere Hiebe, und allmählich verließen ihn die Kräfte, die ihn noch auf dem Ast hielten. Er spürte, wie seine Arme zitterten und nachgaben, und noch immer schlug sein Herr unbarmherzig mit der Peitsche auf ihn ein. Als er einen verzweifelten Blick zur Seite warf und das braune, gurgelnde Wasser unter sich sah, war sein Entschluss gefasst.

Bevor ihn noch ein Peitschenhieb traf, ließ er sich einfach fallen. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem ihm alles egal war. Alles, was ihn von diesen unerträglichen Hieben, der noch immer geifernden Meute und den Männern wegbrachte, die ihn gejagt hatten.

Aber seltsam!

Als er fiel, schien er in ein tiefes, schwarzes Loch zu stürzen, und der Aufprall erfolgte nicht im Wasser des Arkansas River, sondern auf einer harten Fläche.

Eine Weile lag er wie betäubt, das Kläffen der Hunde schien jetzt aus weiter Ferne an seine Ohren zu dringen. Auch die Stimmen der Männer waren seltsam gedämpft und zu unverständlichen Lauten geworden. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten, seine Hände tasteten über raue Bretter, dann erst schlug er die Augen auf.

Da war kein Fluss mehr unter ihm und auch seine Verfolger waren verschwunden. Er lag auf dem Fußboden seines Zimmers und erhob sich fluchend.

‚Diese verdammten Träume! Hört das denn nie auf?‘, sagte er sich, kam auf die Füße und taumelte zur Wand mit den beiden Fenstern. In der herrschenden Dunkelheit war nicht viel zu erkennen. Aber die dunklen Umrisse mehrerer Reiter, dazu die schwarzen, breiten Rücken der Tiere und das durch die geschlossenen Fenster noch zu hörende Schlagen der Bullpeitschen zeigten ihm, dass eine große Herde durch den Ort zur Bahn getrieben wurde.

Überall wurde jetzt Fleisch gebraucht, dringender als je zuvor. Der alles mit sich reißende, lange Krieg war vorüber, und jetzt herrschte überall der Hunger. Er hatte das Elend in den kleinen Orten genauso gesehen wie in den Städten, durch die ihn sein Weg geführt hatte. Die frei gewordenen Sklaven, Männer, Frauen und Kinder, hatten zwar teilweise ihre alten Hütten auf den verlassenen Farmen wieder bezogen, aber hier gab es nichts mehr für sie.

Die einst so stolzen Herrenhäuser waren niedergebrannt worden, als die Uniontruppen hier durchzogen. Scheunen wurden ebenso ein Opfer der Flammen wie die Baumwollfelder, und das Vieh trieben die Soldaten davon, ohne den ehemaligen Sklaven auch nur etwas davon zurückzulassen.

Eine Weile stand er noch am Fenster und schaute auf die Szene, die durch ein aufkommendes Morgengrau deutlicher erkennbar wurde. Ein roter Streifen am Horizont, ganz am Ende der Mainstreet, die er vom ersten Stockwerk gut überblicken konnte, zeigte ihm, dass auch für ihn die Nacht vorüber war.

Ohnehin hätte er nach dem erneuten Durchleben der Hetzjagd kein Auge mehr zugedrückt. Also zog er sich sein Hemd und die Hose über, befestigte den Revolvergut und zog die Gürtelschnalle fest zu. Als er zu seinem Hut griff, war das vertraute Gefühl wieder da, das er seit einiger Zeit kannte.

Der schwere Revolver in seinem Halfter, das lange Messer daneben – das zusammen gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.

Eines hatte er sich geschworen: Nie wieder wollte er sich wie ein Tier jagen lassen. Egal, von wem. Jetzt war der Jäger.

Langsam stieg er die Treppe hinunter, die unter seinen schweren Schritten auf jeder Stufe knarrte und quietschte. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee mischte sich mit dem von gebratenem Speck, und ein leises Knurren aus der Magengegend war die Reaktion seines Körpers auf diese Wohlgerüche.

2.

„Wünsche guten Appetit!“

„Besten Dank, Sheriff. Man kann wohl nicht behaupten, dass Sie ein Langschläfer sind!“, antwortete der Schwarze, der wie ein Cowboy gekleidet war und eben die Reste seines umfangreichen Frühstücks verdrückte. Mit einem raschen Blick hatte er den grauhaarigen Mann gemustert, als der den Raum betrat.

Was er sah, beunruhigte ihn nicht weiter.

Der Sheriff mochte bereits die Fünfzig erreicht haben, machte aber durchaus den Eindruck eines agilen und durchtrainierten Mannes. Sein Haupthaar und sein Bart waren sorgfältig geschnitten, das Gesicht von der Sonne gebräunt und die vielen kleinen Falten um die Augen zeigten, dass der Sheriff häufig lächelte.

Jedenfalls wirkte er weder feindselig noch in irgendeiner Weise bedrohlich, als er den Fremden zu dieser frühen Morgenstunde begrüßte.

Allerdings hatte er einen mehrfach gefalteten Zettel in der Hand, den er jetzt aufschlug und auf den Tisch legte, direkt vor den abgegessenen Teller. Der Fremde warf nur einen kurzen Blick drauf und lächelte.

„Sheriff Andersen, Mister. Das sind Sie, richtig?“, erkundigte er sich noch immer freundlich.

„Richtig, Sheriff. Aber der Steckbrief ist gut und gern ein Jahr alt. Und ich glaube auch nicht, dass er hier, im Placer County, noch gültig ist“, entgegnet ihm der Schwarze gelassen.

„Das lasse ich mal offen, Mister!“, antwortete der Grauhaarige, zog einen Stuhl heran und ließ sich dem Fremden gegenüber darauf nieder. „Origineller Name übrigens, wie kommt man denn zu dem Titel Calamity Jones?“

Der schwarze Cowboy lächelte freudlos.

„Nun, was soll ich sagen, Sheriff – ich gerate immer wieder in neue Kalamitäten, und da hat mir wohl so ein Witzbold diesen Namen verpasst, ohne mich zu fragen.“

Der Sheriff nickte wie zur Bestätigung, dann sah er seinem Gegenüber direkt in die Augen. „Ich will nicht lange herumreden, Mister Jones. Sie haben durchaus richtig vermutet, in diesem County und darüber hinaus, wohl bis New Orleans, ist der Steckbrief nicht mehr gültig. Ausgestellt im Staat Arkansas und das noch dazu mitten im Krieg. Außerdem haben wir derzeit andere Sorgen.“

Er schwieg und hielt den Blick weiter auf Jones gerichtet. Der blieb vollkommen gelassen, schob jetzt nur den Teller etwas beiseite und leerte seinen Kaffeebecher.

„Was also kann ich für Sie tun, Sheriff?“

Der grauhaarige Gesetzeshüter erhob sich wieder.

„Nicht viel, Mister Jones. Wenn Sie mir aber einen Gefallen erweisen wollen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie unsere Stadt so schnell wie möglich wieder verlassen.“

Jones zog die Augenbrauen hoch, dann zeigte er ein breites Lächeln, das seine makellos weißen Zähne enthüllte. „Keine Sorge, ich breche gleich wieder auf. Sind Sie nur gekommen, um mich zu bitten, weiterzureiten?“

„Nicht nur“, erwiderte der Sheriff und tippte mit der rechten Hand lässig an seine Hutkrempe. „Ich war neugierig auf einen Mann, auf dessen Kopf 5.000 Dollar Belohnung ausgesetzt wurden.“

Jones schnaubte verächtlich durch die Nase.

„CSD-Dollars, Sheriff, damals nicht viel wert und heute nicht einmal tauglich für eine gedrehte Zigarette.“

„Schon klar, weil ja das Geld der Südstaaten ohnehin eine sehr schwache Währung ohne Goldreserven darstellte. Wie man inzwischen auch hörte, haben die Konföderierten Staaten vollkommen unkontrolliert Noten gedruckt. Aber dennoch – wer kann eine derart hohe Belohnung aussetzen und mit seinem Grund und Boden dafür garantieren?“

„Nun, das war der ehemalige Baumwollpflanzer John F. Dawson, dem ich einige Peitschenhiebe zu verdanken habe. Und wohl gemerkt: der Steckbrief wurde vor mehr als einem Jahr, mitten in den Kriegswirren, ausgestellt, Sheriff. Ich bezweifele, dass man das Geld hätte auszahlen können, wenn man mich gefasst hätte.“

„Haben es ein paar Mann versucht? Es muss doch trotz allem eine große Versuchung gewesen sein!“

Die Handbewegung geschah so schnell, dass der Sheriff erschrocken einen Schritt zurück machte, als Jones jetzt seinen Revolver auf den Tisch legte und ihn so drehte, dass die Griffschalen zum Sheriff zeigten.

„Zählen Sie selbst nach, Sheriff. Jede Kerbe war ein Versuch, sich auf die Schnelle ein Vermögen zu verdienen!“

Nur ein kurzer Blick auf den Revolver, dann drehte sich der Grauhaarige auf den Absätzen herum und verließ den Raum, ohne noch einen Gruß zu murmeln.

Jones steckte die Waffe so schnell zurück, wie er sie gezogen hatte, erhob sich und rief in die Küche, dass er zahlen wolle.