Cameron Kerr Band 2 - Das Geisterschiff - Michael Kruschina - E-Book

Cameron Kerr Band 2 - Das Geisterschiff E-Book

Michael Kruschina

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Beschreibung

Kaum aus den Staaten heimgekehrt, führt mich schon ein weiterer Fall nach Schottland, genauer gesagt in das kleine Fischerdorf Caylmor. In dem verschlafenen Ort an der Küste erfüllt sich ein alter Fluch. Das Geisterschiff um den grausamen Kapitän Charles Griffin taucht aus den Fluten des Meeres auf und färbt das Wasser sehr bald rot mit dem Blut seiner Opfer. Mit ihm an Bord befinden sich die blutdürstigen Piraten der "Dark Mary", um sich fürchterlich an den Nachfahren der Männer des Ortes Caylmor zu rächen. Ihre Schuld wiegt schwer in den Augen der Geisterpiraten, doch dass die Crew und ihr Schiff zur Hölle fuhren, daran trugen sie die alleinige Schuld. Vor genau 200 Jahren. Doch Satan gibt ihnen eine zweite Chance.

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CAMERON KERR

UND SEINE UNHEIMLICHEN FÄLLE

 

Michael Kruschina

Das Geisterschiff

 

Der Autor

Michael Kruschina wurde am 21.11.1975 in Esslingen/Neckar geboren und interessiert sich schon seit er lesen kann für alles, was mit Science-Fiction und Horror zu tun hat. Daraus entwickelte sich auch das Schreiben in den genannten Genres. Seine Serien, die er ins Leben gerufen hat, heißen Cameron Kerr (Horror-Serie), Raumschiff Archimedes (SciFi) und Larissa Blackwood (Mystery).

 

Impressum

 

Mondschein Corona – Verlag

Bei uns fühlen sich alle Genres zu Hause.

 

 

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

 

ISBN: 978-3-96068-060-4

 

1. Auflage

Erstausgabe August 2017

© 2017 für die Ausgabe Mondschein Corona

Verlag, Plochingen

Alle Rechte vorbehalten

Autor: Michael Kruschina

Lektorat/Korrektorat: Bettina Wieding

Covergestaltung: Finisia Moschiano

Buchgestaltung: Michael Kruschina

Umschlaggestaltung: Finisia Moschiano

 

© Die Rechte des Textes liegen beim

Autor und Verlag

 

Mondschein Corona Verlag

Finisia Moschiano und Michael Kruschina GbR

Teckstraße 26

73207 Plochingen

 

www.mondschein-corona.de

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorgeschichte

Lesetipps

 

 

Vorgeschichte

 

Vor der Küste Caylmor - Anno 1812

 

Im fahlen Schein des vollen Mondes ankerte die »Dark Mary«. Der Bauch des Schiffes war reichlich gefüllt, und aus diesem Grund lag es nicht im Hafen des Küstenortes Caylmor. Dazu war die »Dark Mary« aufgrund ihres Tiefgangs nicht mehr fähig. Leicht schaukelte das Schiff auf dem etwas unruhigen Gewässer.

Wellen liefen auf das Schiff zu und brachen sich daran. Deren Plätschern erreichte die aufmerksamen Ohren der Männer, welche sich mit einem alten Ruderboot dem aus dem Wasser ragenden Schiff näherten. Das Klatschen der Wellen überdeckte das Paddeln der Männer. Sie durften nicht entdeckt werden, wenn doch, war es um sie und die anderen Bewohner geschehen. Hilfe konnten sie von niemandem schnell erwarten.

Dazu lag der Ort zu abgeschieden und einsam.

Ein stiller Begleiter befand sich mit auf dem Boot, unsichtbar hielt dieser alle im Griff. Sein Name lautete Angst.

Die »Dark Mary« war nicht irgendein Schiff, nein, sie war ein Piratenschiff, wie es jeder bei Tageslicht an der Totenkopfflagge erkennen konnte, die flatternd im Winde wehte.

Jetzt hing sie schlaff herab, nicht zu erkennen in der Dunkelheit. Der Schein des Vollmondes erreichte sie nicht. Es war als schäme er sich, sie zu zeigen. Der Wind war ebenfalls eingeschlafen, nur der Geruch des Salzwassers schwebte allgegenwärtig um die Männer.

Kapitän Charles Griffin führte das Kommando über die Besatzung, welche sich aus dem übelsten Gesindel aller Weltmeere zusammensetzte. Nicht nur auf See, auch an Land überzogen die Seeräuber alles mit Gewalt, Plünderungen und Erpressung, wenn es sich einrichten ließ. Nichts war den Männern heilig und schon so mancher Pfarrer und die dazugehörige Kirche wurde ein Opfer der Flammen, wenn der Gottesmann sich den Männern mutig entgegenstellte.

Der hier Ortsansässige lebte noch, was ein Zeichen für seinen Mut darstellte.

Aus diesem Grund führte der Weg der tapfersten Männer aus Caylmor auch zu dieser späten Stunde auf das Schiff von Charles Griffin. Den Männern schlotterten trotzdem die Beine, und ihre Hände zitterten im Akkord.

Kapitän Griffin hatte von den Bewohnern schon ein halbes Dutzend Mal Vorräte und Geldstücke verlangt, dafür, dass er ihr Dorf verschonte. Jedes Mal hatten die Einwohner zähneknirschend eingewilligt, auch wenn dies für alle schwere Entbehrungen bedeutete.

Aber diesmal war es besonders schlimm für Caylmor. Da der Sommer verregnet war, fiel die Ernte dementsprechend mies aus. Es reichte gerade für alle, um so durch den harten Winter zu kommen. Abgeben konnten sie nichts. Zum Schein gingen sie wie immer bisher auf das Angebot – Erpressung ein.

Aus der Verzweiflung war ein Plan geboren worden, der alles retten konnte oder die Wut der Piraten entfachte und diese ihren Hass an dem Dorf auslassen würden. Nennenswerte Verteidigung war im Dorf nicht vorhanden. Man lebte vom Fischfang und was der karge Boden hergab.

Aus diesem Grund überreichten die Männer den Piraten vergiftete Nahrungsmittel. Ein neutral riechendes und aussehendes Gift, welches der Kaufmann Daran Dexter aus Caylmor aus den Kräutern der hiesigen Flora selbst herstellte.

Nun waren die Männer zurückgekehrt, um nachzusehen, ob der Plan aufgegangen war oder an Bord des Schiffes den Tod zu finden.

Mit einem lauten Schlag berührte das Ruderboot die steil vor den Männern aufragende Schiffswand. Jeder Mann des eingeschworenen Haufens zuckte bei diesem Geräusch zusammen. Sie lauschten angestrengt in die Nacht hinein. In der lauen und stillen Sommernacht schien es, als könne man das Geräusch kilometerweit vernehmen.

Alle Beteiligten atmeten stoßweise aus, als sich nichts auf dem Schiff rührte. Jedem fiel ein immens großer Stein vom Herzen.

»Myles, klettere auf der Strickleiter an Bord und schau nach, wie es dort oben aussieht!«, forderte Jackson, der Bürgermeister Caylmors, den ihm gegenübersitzenden Myles MacDuggel auf. Dieser zuckte bei den Worten ungewollt zusammen. Seine Kumpanen waren froh, dass dieser Kelch erst einmal an ihnen selbst vorbeigegangen war.

»Aber warum ich Jackson? Mike und Calvin sind viel besser und stärker als ich. Wer weiß, was uns da oben erwartet?«

Jeder an Bord sah Jackson an, dass sich dieser nur noch schwer beherrschen konnte. Der Druck, der auf ihm lastete, schien übermenschlich groß zu sein. Auf seinen Schultern lag alle Verantwortung.

»Genug gejammert! Das werden wir erst wissen, wenn einer dort nach dem Rechten gesehen hat. Und diese Aufgabe ist nun deine!« Jacksons Augen funkelten Myles wütend an. Dabei stemmte der dickliche, rothaarige Mann beide Arme in die Hüften. Der eher schmächtige, blonde MacDuggel fügte sich in sein Schicksal.

»Ja ja, schon gut, ich gehe ja schon!«, murrend machte er sich daran.

Drehte sich zur Bordwand der »Dark Mary«, dabei darauf achtend, den Wellengang auszugleichen, der beide Schiffe mal näher, mal weiter auseinander brachte.

Mit schweißnassen Händen umfasste er die Strickleiter und zog sich daran hoch, umfasste sie als wäre diese sein Rettungsanker. Höher und höher kletterte Myles empor, bis er an der Reling ankam. Vorsichtig hob er seinen Kopf über die Selbige. Immer in Erwartung, sofort einen Warnschrei der wachhabenden Männer zu hören.

Aber kein Schrei verließ den Mund eines Mannes. Stille umfing ihn weiter, Totenstille?

MacDuggel sammelte seinen restlichen Mut zusammen, den er noch finden konnte und kroch eng an das Holz gepresst über den Rand der Reling an Bord der »Dark Mary«.

Mit zitternden Beinen kam er auf den Planken auf und verharrte in gebückter Haltung. Schweißgebadet blickte er sich um, dabei nur den Kopf bewegend. Einzelne Schweißtropfen liefen ihm dabei ins Auge, sie brannten entsetzlich. Myles ignorierte es aus Angst, eine falsche Bewegung zu machen. Minuten verstrichen, ohne dass etwas geschah.

»Myles, lebst du noch?«, hörte er jemanden aus Richtung des kleinen Ruderbootes rufen.

Myles zuckte wiederholt zusammen, überwand endlich die Schranke in seinem Kopf und wandte sich dem Rufer zu. Er drehte sich um und beugte sich über den Bootsrand. Zischend rief er zurück: »Ja, noch, aber wenn ihr nicht euer Maul haltet, kann sich das schnell ändern!«

»Ist ja schon gut! Man wird ja wohl noch nachfragen dürfen«, murmelte Jackson in seinen Bart.

Er schaute dabei zu MacDuggel hoch aufs Schiff der Piratenbande. Nur undeutlich anhand der Silhouette erkennbar, der Rest verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht. Nahezu wenig Licht war an Deck entzündet.

»Jetzt aber mal Tempo! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit Myles!«

»Leck mich doch, Jackson!«, entgegnete dieser leise zurück. Doch der Bürgermeister hörte trotzdem etwas, einzelne Wortfetzen drangen an sein Ohr. Darum fragte er nach: »Was meintest du MacDuggel?«

»Ach nur, dass du wie immer recht hast, sonst nichts.«

»Aha!« Mehr kam vom Bürgermeister nicht zurück.

Myles entfernte sich wieder vom Rand des Schiffes, um seiner Aufgabe endlich gerecht zu werden.

Er achtete darauf, dass seine Schritte nicht zu laut auf den Planken zu hören waren. Gelegentliches Knirschen und Schaben ließ sich leider nicht vollkommen vermeiden. Bei jedem dieser Geräusche zuckte er zusammen, blieb kurz stehen und lauschte. Als sich nichts rührte, schlich sich der Mann aus Caylmor weiter.

Langsam näherte er sich dem Heck des Bootes und noch immer begegnete ihm keine Menschenseele. Hatte das Gift seine Arbeit zu aller Zufriedenheit getan? Schon bald würde er es wissen, ging es ihm durch den Kopf.

Er erreichte die Treppe, welche in den Bauch des Schiffes führte, dort wo sich die Kojen und die Kajüte Griffins befanden.

Jeder Schritt wurde nun von seinem heftigen Herzschlag begleitet. Es schien so, als wollte sein Herz aus dem Brustkorb springen. Mühsam riss sich Myles zusammen. Sich an der Wand abstützend, ging er weiter hinab in das dunkle und gefährliche Reich der Piraten.

Das letzte Hindernis bildete eine Holztür mit einem großen, ins Holz geschnitzten Totenkopf in der Mitte. Ein wahrer Künstler hatte sich daran ausgetobt. Der blondhaarige Mann bekam fast das Gefühl, als würde ihm aus den leeren Augenhöhlen etwas entgegenblicken. Ein Blick aus den Tiefen der Verdammnis.

Myles riss sich von diesem Anblick los und umfasste die Klinke mit der linken Hand, schluckte bitter schmeckenden Speichel hinunter, fasste sich ein Herz und drückte die Klinke nach unten, zog die Tür zu sich, bis der Spalt groß genug war, um hindurchzuschauen und hindurchzuschlüpfen.

Begleitet wurde er dabei von einem schauerlichen Quietschen, sodass sich bei ihm am gesamten Körper eine Gänsehaut aufbaute. Mühsam zwang er sich, den ersten Schritt über die Schwelle zu wagen, hob sein rechtes und anschließend sein linkes Bein und überschritt die imaginäre Grenze, um in eine Wolke des Gestankes einzutauchen. Sofort hob sich sein Magen, wollte alles hergeben, was sich noch in ihm befand. Mit der Hand vor dem Mund atmete MacDuggel nun langsam und flach die ihn umgebende Luft ein.

Nach einiger Zeit ging es ihm spürbar besser. Trotzdem schob er den Kragen seines Hemdes hoch, sodass er über Mund und Nase reichte. Gut gerüstet ging er tiefer hinein.

Um ihn herum brannten Öllampen, wie schon zuvor auf Deck. Ihr weicher Schein riss die Umgebung aus dem Dunkeln hervor. Ab und zu flackerten die Flammen in ihren Glasbehältern, obwohl sich kein Lüftlein im engen Durchgang bewegte.

Da war wieder die Gänsehaut, strich den Rücken entlang wie ein Raubtier auf der Jagd. Myles betete innerlich zum Herrgott, dass er aus diesem Abenteuer lebend hinausfand.

Er war noch nie sonderlich gläubig gewesen, der Pfarrer im Ort konnte ein Lied davon singen, aber in dieser Situation hätte er an alles geglaubt, wenn es ihm helfen konnte.

Türen lagen rechts und links auf seinem Weg. Er ignorierte sie, denn vor ihm lag der Aufenthaltsraum der Mannschaft, in dem nach erfolgreichen Raubzügen gegessen und gefeiert wurde.

Hier würde er alle finden, nach denen er suchte. Noch immer hüllte tiefstes Schweigen das gesamte Schiff ein. Ausgenommen waren nur die Wellen, die sich am Rumpf des Schiffes brachen. Auch im Inneren war dies gut hörbar.

Noch ein paar Schritte waren zu gehen, danach stand Myles in der Öffnung zum Mannschaftsraum.

Was er dort erblickte, war so grauenhaft, dass er sich auf der Stelle erbrach.

Das Gift hatte gewirkt, und zwar auf grauenvolle Weise. Er wusste nicht, wie die Zutaten des Gebräus ausgesehen hatten. Es schien aber, als ob der Kaufmann Daran Dexter sich fürchterlich an den Piraten rächen wollte.

Was man ihm nicht wirklich verdenken konnte, da er immer besonders unter Griffin zu leiden hatte.

Nun stand es fest, dass diese Rache voll gelungen war. Die Mannschaft hatte sich buchstäblich selbst ausgelöscht.

Nachdem er sich den Rest des Erbrochenen aus dem Gesicht wischte, schaute sich MacDuggel nun genauer um, auch wenn ihm der blanke Horror dabei entgegenschlug.

Aufgeschlitzte Kehlen, sogar ein Kopf lag auf dem schmutzigen Boden, auf dem sich Blutlachen zu wahren Blutseen vereinigten. Der leere Blick des Geköpften fuhr ihm dabei durch Mark und Bein. Noch im Tode schimmerte in den Augen der nackte Irrsinn. Messer steckten in der Brust mancher Männer, deren Herzen dadurch durchbohrt waren.

Blutgetränkt waren auch die Kleidungstücke der Männer. Blut, so viel Blut! Die Wände waren überzogen davon, es lief noch daran hinunter, der rote Lebenssaft vereinigte sich mit den Pfützen am Boden.

Sogar von der Decke tropfte es, wie MacDuggel auf schlimme Art und Weise herausfand. Als er seinen Blick nach oben gleiten ließ, lösten sich einige Tropfen von der Decke und fielen ihm ins Gesicht.

Es bildete ein makabres Muster. Myles stand so unter Schock, dass er zunächst nicht in der Lage war, auch nur einen Finger zu rühren, bis ihm aus seiner Kehle ein Schrei entfuhr, den man bis zum Ruderboot hörte, in dem seine Leute mit angespannten Nerven auf ihn warteten.

Als der Schrei verstummte, fühlte er eine Dunkelheit auf sich zukommen, die ihn umfing und gnädig zu ihm war. Ohnmächtig sank er zu Boden.

Dort fanden ihn Minuten später Jackson und die anderen. Liegend in einem Meer aus Blut.

 

***

 

Jackson und seine Leute erbleichten, als sie den Raum des Massakers betraten. Vor Grauen schüttelten alle ihre Köpfe, die meisten schlugen aus Angst Kreuzzeichen.

Zwei Männer kümmerten sich danach um MacDuggel. Packten ihn an Armen und Beinen, schmatzend löste sich dessen Körper aus der Blutpfütze, die langsam zu trocknen begann.

Auch Jackson war vom Anblick der Toten geschockt, aber anders als seine Begleiter vergaß er nicht, aus welchem Grund sie hier weilten.

Er musste sichergehen, dass alle Piraten tot waren. Sollten noch einige überlebt haben, würde er sie persönlich zur Hölle schicken.

Er durchschritt das Blutbad, zählte die Leichen. Zwanzig teils übel zugerichtete Leichname waren an diesem Ort des Grauens. Heiß und kalt durchfuhr es Jackson. Einer fehlte! Aus einundzwanzig Piraten bestand die Crew der »Dark Mary«!

Und er wusste auch schon, wer fehlte. Der Schlimmste von allen an Bord des Schiffes. Kapitän Charles Griffin! Der personifizierte Satan auf Erden. Mühsam riss sich der Bürgermeister von Caylmor zusammen. »Nur keine Panik und Hektik, Griffin muss hier an Bord sein«, dachte er bei sich.

Als wären seine Gedanken der Auslöser gewesen, hallte ein schauriges Lachen durch den Rumpf des alten Seelenfängers.

Die Männer um ihren Anführer erbleichten augenblicklich und selbst dem hartgesottenen Jackson wich jede restliche Farbe aus dem Gesicht.

Das Lachen endete in einem krankhaften Husten, welcher in ein heiseres Röcheln überging, um schließlich ganz zu verstummen.

Mit schlotternden Knien machten sich die Gefolgsleute aus Caylmor auf, die Quelle des Lachens zu finden. Jeder wusste, dass nur Griffin dafür infrage kam.

Der Bürgermeister setzte sich an die Spitze seiner Leute, ließ den Raum des Schreckens hinter sich. Die Angst umfasste sein schlagendes Herz mit eiserner Faust. Drückte unbarmherzig zu. Presste den letzten Funken Mut daraus hervor. Mit tiefen Atemzügen holte Jackson Luft, welche ihm auf einmal schal und stickig vorkam. Schweißgeruch und andere unangenehme Düfte bildeten ein Potpourri des üblen Gestankes.

Selbst die Angst der Männer hinter seinem Rücken, so schien es Jackson, konnte er darin wahrnehmen.

Mit gebührendem Abstand folgten diese ihm. Rechts stand eine der Türen nur einen Spalt weit offen. Er war sich sicher, dass dies vorhin anders ausgesehen hatte.

Mit vorsichtigen Schritten näherte sich Jackson der Tür. Blieb kurz davor stehen, legte sein Ohr an die Tür und lauschte angestrengt in das Innere des Zimmers. Schwere Atemgeräusche und Hustenanfälle erreichten sein Ohr.

»Kommt schon herein ihr räudigen Hunde! Ergötzt euch an eurem Erfolg.« Mehr war nicht zu vernehmen, da ein besonders heftiger Hustenanfall Griffin befiel. Deutlich war auch das Ausspucken von Flüssigkeit zu hören. Handelte es sich hierbei um Blut?

Mit der Fußspitze seines linken Stiefels drückte der Bürgermeister von Caylmor die Tür vollends auf. Diese schwang mit einem knirschenden Laut in das Zimmer hinein und wurde erst von der Wand gestoppt. Ein paar Mal schaukelte sie noch hin und her, bis sie damit aufhörte und stillstand.

Jacksons Blick fiel in das Zimmer des Piratenkapitäns. Dort sah es aus, als hätte ein Orkan gewütet. Sämtliche Einrichtungsgegenstände standen oder lagen nicht mehr an ihrem eigentlichen Platz. Sie befanden sich wild verteilt im gesamten Zimmer.

Mitten in diesem Chaos saß Charles Griffin in seinem Sessel und schaute den Eindringlingen entgegen. Aus seinen Mundwinkeln lief stetig ein kleiner Blutfluss, sammelte sich in Griffins Vollbart und fiel mit der Zeit auf den vor ihm stehenden Schreibtisch, worauf sich schon eine beachtliche Blutlache gebildet hatte.

Die Ursache bestand sicher darin, dass sich ein Messer tief in seine Brust gebohrt hatte, welches noch immer in ihm steckte. Wahrscheinlich war dabei seine Lunge ebenfalls verletzt worden.

Räuspernd kam Jackson Griffin näher.

»Das hier habt ihr Gesindel euch selbst zuzuschreiben! In der Hölle werdet ihr dafür schmoren und braten!«

Mühsam beherrschte er sich, um den Piraten nicht das Messer noch tiefer in seine Brust zu rammen, immer und immer wieder. Im Geiste malte er es sich aus, wie Griffin sich dabei winden und endlich verrecken würde.

Griffin schaute ihn an und lachte dabei erneut. Es war ein leises und wissendes Lachen.

»Ihr Bastarde habt euren ganzen erbärmlichen Mut zusammengekratzt, um uns zu vergiften! Respekt dafür, dieses Vorgehen entspricht genau meinen Vorstellungen.«