Caner Taslaman - Gott, Wissenschaft und Religion - Caner Taslaman - E-Book

Caner Taslaman - Gott, Wissenschaft und Religion E-Book

Caner Taslaman

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Beschreibung

Im europäischen Mittelalter gab es eine lange Zeitspanne, in der das Betreiben von Naturwissenschaft zusammen mit der Religion kein Selbstverständnis war. Die intensive Beschäftigung mit den verschiedensten Disziplinen der Naturwissenschaften, wie sie im europäischen Mittelalter vorzufinden war, barg in zunehmender Weise die Gefahr, von der Zensur der römischen Inquisition sanktioniert zu werden. Im Gegensatz dazu verlief die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften im islamischen Mittelalter ganz anders als seinerzeit im Westen Europas. Das lag vor allem daran, dass Muslime sich von Anfang an durch ihre Heilige Schrift dazu ermutigt fühlten, die Welt um sich herum zu beobachten und die daraus resultierenden Mechanismen genauestens zu studieren. Im Qur'an gibt es unzählige Verse, die den Anstoß zur wissenschaftlichen Forschung geben. Diese Studie von Caner Taslaman stellt in der zeitgenössischen Diskussion um die Kompatibilität von Religion und Wissenschaft auch erstmals für den deutschen Leser eine immense Bereicherung dar. Taslamans Beitrag zeichnet sich ausdrücklich dadurch aus, dass sich sein Forschungsgebiet nicht nur auf die Naturwissenschaften beschränkt, sondern auch dadurch, dass er auch aufgrund seiner akademischen Gelehrsamkeit in Philosophie und Theologie bestens geschult ist. Die vorliegenden Abhandlungen unterstreichen, dass sich Naturwissenschaft und Theologie keineswegs gegenseitig ausschließen. Vielmehr bedarf es heute mehr denn je der engen Zusammenarbeit beider Disziplinen, um den Sinn des Daseins tiefgreifender ergründen zu können.

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Der Zweck des Vereins ist die Förderung des wissenschaflichen Austausches, der Übersetzung und/oder Veröffentlichung von Print- und Neuen Medien auf gemeinnütziger Basis, die dem Dialog, dem internationalen Friedensgedanken der Völkerverständigung sowie dem Abbau von Vorurteilen zwischen unterschiedlichen Kulturen dienen.

Aus dem Englischen übersetzt von Muhammad Hanel.

Caner Taslaman–Gott, Wissenschaft undReligion

Inhaltsverzeichnis

Caner Taslaman

Gott, Wissenschaft und Religion

Über den Autor

Geleitwort

Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie und Wissenschaftlich-Qur’anische Theologie mit Beispielen aus den Bereichen der Astronomie und Physik: Eine Holistische Evaluation

Determinismus, Indeterminismus, Quantentheorie und göttliches Handeln

Entropie und Gott

Über den Autor:

 

Über den Autor

Die Grund- und Mittelschule und das Gymnasium besuchte Caner Taslaman in seiner Geburtsstadt Istanbul. Als Sohn einer Chemieingenieurin und eines Arztes hat er sich bereits im Kindesalter für die Naturwissenschaften interessiert. Er schloss seine universitäre Ausbildung am Soziologischen Institut der Universität Boğaziçi ab. Während seiner Ausbildung interessierte er sich ausserdem für Gebiete wie Anthropologie, Religionssoziologie und Wissenssoziologie. Am Institut für Philosophie und Religion der Universität Marmara erhielt er seinen Master mit einer Masterarbeit über die Verbindung zwischen der Big Bang Theorie und der Philosophie und Theologie. Der Doktorgrad wurde ihm am selben Institut für seine Dissertation über die Verbindung zwischen der Evolutionstheorie und der Philosophie und Theologie verliehen. Nach dem Schreiben des Buches über die Verbindung der Quantentheorie mit der Philosophie und Theologie wurde er Dozent. Ausserdem bekam er seinen zweiten Doktor an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität von Istanbul für seine Arbeit “Der Islam in der Türkei während der Globalisierung”. Als Post-Doc arbeitete er zuerst an der Universität Tokyo, danach an der Universität in Oxford. An den Universitäten Harvard und Cambridge war er als Gastdozent tätig. Seine aktuellen Arbeiten und die Themen, die er an den ausländischen Universitäten am meisten bearbeitete, umfassen den Zusammenhang zwischen moderner Wissenschaft, Philosophie und Religion. Er ist Lehrmitglied an der Philosophischen Fakultät der Yıldız Teknik Universität in Istanbul.

Geleitwort

 

Geleitwort

Ecevit Polat

Im europäischen Mittelalter gab es eine lange Zeitspanne, in der das Betreiben von Naturwissenschaft zusammen mit der Religion kein Selbstverständnis war. Man denke hierbei besonders an den italienischen Physiker und Philosophen Galileo Galilei (1564- 1642), der mit Hilfe des nach dem früheren holländischen Vorbild entwickelten Fernrohrs die Phasen der Venus, die vier Monde des Jupiters und die Saturnringe entdeckt und herausgefunden hatte, dass die Sterne in der Milchstraße – entgegen der alten Vorstellung – in Wahrheit aus Einzelsternen bestehen. Das von ihm favorisierte kopernikanische Modell schien von nun an eine unwiderlegbare Tatsache zu sein, in dem die Erde sich um die Sonne dreht, was die Kirche gegen die Naturwissenschaft1 zu provozieren vermochte. Tatsächlich drohte auch ihm, genauso wie seinen Vorgängern, ein Konflikt mit dem katholischen Klerus, der den „greisen Gelehrten unter Androhung der Folter zum Widerruf zwang; erst im 20. Jahrhundert hat die katholische Kirche ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen.“2

Die intensive Beschäftigung mit den verschiedensten Disziplinen der Naturwissenschaften, wie sie im europäischen Mittelalter vorzufinden war, barg in zunehmender Weise jedoch die Gefahr, von der Zensur der römischen Inquisition sanktioniert zu werden. Ganz zu schweigen von den Werken, die auf dem römischen Index der verbotenen Bücher gesetzt worden waren. Der katholische Theologe Hans Küng beschreibt die verheerenden Folgen, die durch die Inquisitionsbehörde verursacht wurden, mit den folgenden Worten:

„Die schon vor dem Konzil in Rom durch Paul III. errichtete zentrale Inquisitionsbehörde operierte zunächst zurückhaltend, wurde aber unter Paul IV. Caraffa sogar gegen Kardinäle und Phillip Neri aktiv. 1564 wurde der tridentinische Index der für alle Katholiken verbotenen Bücher veröffentlicht und 1571 sogar eine eigene Indexkongregation eingesetzt. Im Jahre 1600 wird die Inquisition in Rom auf dem Campo de’ Fiori Giordano Bruno verbrennen, 1633 Galilei in die Knie zwingen und Descartes so einschüchtern, dass dieser zunächst nichts mehr zu veröffentlichen wagt.“3

Im Gegensatz dazu verlief die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften im islamischen Mittelalter ganz anders als seinerzeit im Westen Europas. Das lag vor allem daran, dass Muslime sich von Anfang an durch ihre Heilige Schrift dazu ermutigt fühlten, die Welt um sich herum zu beobachten und die daraus resultierenden Mechanismen genauestens zu studieren. Im Qur’an gibt es deshalb unzählige Verse, die den Anstoß zur wissenschaftlichen Forschung geben, nicht nur, um die Vergangenheit der alten Völker aufzuspüren, sondern auch, um zu neuen Entdeckungen zu motivieren:

„Sprich: Reist durch das Land und schaut, wie das Ende derer war, die zuvor lebten […].“ (ar-Rum, 42).

„Die da Gottes gedenken im Stehen und Sitzen und Liegen und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: „Unser Herr, Du hast dies nicht umsonst erschaffen!“ (Ali Imran, 191).

Selbst im Bittgebet leitet der Qur’an die Gläubigen dazu an, ihr Wissen permanent zu erweitern:

„O mein Herr!Mehre mein Wissen!“(Ta Ha, 114).

Als schließlich der Kalif al-Ma’mun im Jahre 825 in Bagdad das „Haus der Weisheit“ gründete, konnten er und seine Angestellten inzwischen mehr als Tausende Werke darin zählen. Zudem konnte ein Reisender im Jahre 891 in dieser Stadt mehr als 100 öffentliche Bibliotheken aufsuchen. Selbst eine kleine Stadt wie Nadjaf beherbergte im Irak mehr als 40.000 Bände.4 Diese weltbewegende Dynamik der Muslime ergriff zusehends alle Gebiete der Naturwissenschaften, einschließlich der Geisteswissenschaften.5 Es war daher kein Zufall, dass der französische Philosoph Roger Garaudy diesen historischen Umstand in einem Satz zutreffend beschrieb:

„Durch ihren Glauben haben die Muslime der Weltkultur den reichsten Beitrag geleistet.“6

Insofern stellen die drei nachfolgenden Beiträge von Caner Taslaman in der zeitgenössischen Diskussion um die Kompatibilität von Gott/Religion und Wissenschaft auch erstmals für den deutschen Leser eine immense Bereicherung dar. Es ist in der Tat nicht zu übersehen, dass mittlerweile auf dem Büchermarkt nicht wenige Werke zu diesen Themen publiziert worden sind.7 Doch zeichnet sich Taslamans Beitrag ausdrücklich dadurch aus, dass sich sein Forschungsgebiet nicht nur auf die Naturwissenschaften beschränkt, sondern auch dadurch, dass er auch aufgrund seiner akademischen Gelehrsamkeit in Philosophie und Theologie bestens geschult ist.8 Die vorliegenden Abhandlungen unterstreichen in aller Deutlichkeit, dass sich Naturwissenschaft und Theologie keineswegs gegenseitig ausschließen. Vielmehr bedarf es heute mehr denn je der engen Zusammenarbeit beider Disziplinen, um den Sinn des Daseins/Kosmologie tiefgreifender ergründen zu können.

 

1 Vgl. Hans Küng, Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion, S. 19-22, Piper Verlag, München 2005.

2 Hans Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, S. 321, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2002.

3 Das Christentum, Wesen und Geschichte. Die religiöse Situation der Zeit, S. 567, Piper Verlag, München 1994.

4 Besonders empfehlenswert hierzu sind: Häuser der Weisheit. Wissenschaft im Goldenen Zeitalter des Islam, Nünnerich-Asmus, Verlag & Media und Sigrid Hunke, Allahs Sonne über dem Abendland. Unser arabisches Erbe, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1989.

5 Vgl. Murad Hofmann, Der Islam als Alternative, S. 18-19, 6. Auflage, Cagri Yayinlari, Istanbul 2010; Eberhard Serauky, Im Glanze Allahs. Die arabische Kulturwelt und Europa, be bra Verlag, Berlin 2004.

6 Verheißung Islam. Das Dritte Erbe. S. 90, Verlag tredition, Hamburg 2018.

7 Siehe hierzu z.B. Hans Küng, Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion, Piper Verlag, München 2005; Keith Ward, Gott. Das Kursbuch für Zweifler, Primus Verlag, Darmstadt 2007; Paul Davies, Gott und die Moderne Physik, Bertelsmann Verlag, München 1986.

8 Um zu verdeutlichen, mit welchen verschiedenen Themen Taslaman sich über die Jahre beschäftigt hat, kann durch die nachfolgenden – jedoch unvollständigen – Publikationsliste aufgezeigt werden: The Quran: Unchallengeable Miracle; The Big Bang; Philosophy and God; Gott, Philosophie und die Wissenschaft; Die Evolutionstheorie, Philosophie und Gott; Moral, Philosophie und Gott; 12 Beweise für die Existenz Gottes; Qur’an und der Aufbau eines wissenschaftlichen Geistes; Vom Universum zu Gott.

Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie und Wissenschaftlich-Qur’anische Theologie mit Beispielen aus den Bereichen der Astronomie und Physik: Eine Holistische Evaluation

 

Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie und Wissenschaftlich-Qur’anische Theologie und Wissenschaftlich-Qur’anische Theologie mit Beispielen aus den Bereichen der Astronomie und Physik: Eine Holistische Evaluation

Kurzdarstellung:

Das Ziel dieses Beitrags ist die Präsentation eines theoretischen Rahmenwerks, um mit diesem die außerordentlichen Eigenschaften des Qur’ans zu evaluieren. Das erste, was daher getan wird, ist auf das Erfordernis hinzuweisen, eine holistische Herangehensweise zu entwickeln. Dieser holistische Ansatz wird die speziellen Eigenschaften des Qur’ans hervorheben (wie die von ihm vorgestellte Ontologie und die Bedeutung, die er dem Leben beimisst) und die Tatsache, dass erstaunliche Phänomene (so sie einen Bezug zur modernen Wissenschaft haben) alle in einem einzigartigen Buch zusammenkommen. Was die Verbindung zwischen dem Qur’an und der modernen Wissenschaft betrifft, werden zwei Herangehensweisen und drei Beispiele vorgestellt, die jeweils aus den Bereichen der Astronomie und Physik zitiert werden. Die erste, auf die ich als Qur‘anisch-Wissenschaftliche-Theologie verweise, behauptet, dass bei Berücksichtigung des Wissensstandes zur Zeit und am Ort der Herabsendung des Qur’ans es für eine Person oder eine Gruppe von Menschen unmöglich war, jene Aussagen gemacht zu haben, die der Qur’an in Hinblick auf die moderne Wissenschaft gemacht hat. Die zweite Herangehensweise, auf die ich als Wissenschaftlich-Qur’anische-Theologie verweise, ist zurückhaltender als die erste. Was diesen Ansatz vom ersten unterscheidet, ist, dass die Entdeckungen, welche durch die modernen Wissenschaften gemacht wurden, als Ausgangspunkte herangezogen und in den Interpretationen von qur’anischen Versen und in der Auswahl unter den Tafsirs aus der Vergangenheit benutzt werden. Indem die Möglichkeiten, die für solch eine Art der Herangehensweise durch den Text des Qur’ans geboten wird, berücksichtigt werden, können auch aus diesem zurückhaltenden Ansatz theologische Schlussfolgerungen gezogen werden. Ich glaube, dass durch die Kombination dieser Ansätze nutzbringendere Ergebnisse erzielt werden können als durch die Bevorzugung des einen vor dem anderen. Ich habe Beispiele aus den Bereichen der Astronomie und der Physik für das von mir vorgestellte Rahmenwerk für die Evaluation der Verbindung zwischen dem Qur’an und der modernen Wissenschaft herangezogen; allerdings glaube ich, dass auch die Feststellungen, die im Qur’an bezüglich Biologie, Geologie, Archäologie und anderer Bereiche getroffen werden, innerhalb dieses holistischen Rahmenwerks und auf der Grundlage dieser Herangehensweise zu evaluieren sind.

Wichtige Erinnerung: Die holistische Evaluation aller speziellen Eigenschaften und Phänomene des Qur’ans

Bevor wir eine Verbindung zwischen dem Qur’an und der modernen Wissenschaft herstellen und zu theologischen Schlussfolgerungen gelangen, möchte ich einige sehr wichtige Sachverhalte hervorheben, die beachtet werden müssen. Der Qur’an ist ein einzigartiges Buch mit vielen wichtigen Eigenschaften. Bevor wir damit beginnen, Beispiele der herausragenden Phänomene des Qur’ans anzuführen, lassen Sie uns kurz einige der sehr bedeutsamen Eigenschaften des Qur’ans betrachten:

• Der Qur’an präsentiert eine theozentrische Ontologie, welche den Sinn des Lebens, die Bedeutung des Universums und des Menschen erklärt. Bislang wurde keine alternative rationale Ontologie zu der durch den Qur’an - und alle anderen göttlichen Religionen – vorgestellten entdeckt.

• Der Qur’an listet die Praktiken auf, welche die von ihm präsentierte Ontologie verlangt; er vereint Theorie und Praxis; und er spielt die Rolle einer „Erinnerung“ (Dhikr) daran, Gott, der das Zentrum dieser Ontologie ist, in den Mittelpunkt menschlichen Lebens zu stellen.

• Der Qur’an hält die Menschen davon ab, falsche Götter anzubeten. Diese falschen Götter haben sich der Menschheit in vielen Formen präsentiert, von der Sonne angefangen bis hin zum Mond, Götzen und der Vergötterung von Menschen.

• Der Qur’an hat eine Antwort auf die existentiellen Hilferufe der Menschheit, solche wie: „Wo komme ich her?“ und „Wohin gehe ich?“

• Der Qur’an sagt den Menschen, dass sie nicht das Ergebnis blinder Zufälle sind; er informiert sie über die Existenz ihres Schöpfers und versorgt sie mit einer Bedeutung des Lebens, die wahrhaftig und nicht irreführend ist.

• Der Qur’an liefert eine rationale Basis für ethische Gesetze, welche die Grundlage für die Beziehungen unter den Menschen bilden.

• Der Qur’an, der für über eine Milliarde Menschen Rechtleitung bietet, ist (während des Gebets und zu anderen Zeiten) das meist gelesene Buch auf der Welt.

• Der Qur’an füngiert als „Seil Gottes (Habl Allah) auf Erden”9, indem er Menschen, die Schwierigkeiten nicht aus eigener Kraft bewältigen können, mit ihrem Schöpfer, der das Monopol, all ihre Schwierigkeiten zu lösen, in Händen hält, in Verbindung zu treten ermöglicht.

Die Phänomene, die in einem außergewöhnlichen Buch beschrieben sind, bieten all dies und machen viele andere speziellen Eigenschaften dadurch sogar noch bedeutsamer. Diese speziellen Eigenschaften und beeindruckenden Phänomene werden nicht in einem unter tausenden von unbedeutenden Büchern10 gefunden, und es ist auch keine Sammlung verschiedener Bücher.

Abgesehen von den Beispielen aus Astronomie und Physik, die in diesem Artikel vorgestellt werden, sollte darüber hinaus bekannt sein, dass es viele andere mit diesen Gebieten verbundene Beispiele gibt, die hier nicht alle erwähnt werden können, dass es viele Beispiele auch aus anderen Bereichen wie Biologie und Geologie gibt, die es uns ermöglichen, die herausragenden Phänomene zu bezeugen, die in den Ausführungen des Qur’ans beschrieben sind, und dass all diese im Qur’an zu finden sind, einem Buch, das viele besondere Merkmale enthält, und dass ein holistischer Blick auf diese zu einer Erweiterung unseres Wissens hinsichtlich der erstaunlichen Phänomene des Qur’ans führt.

Wenn es Beispiele gibt, die weniger außerordentlich zu sein scheinen als andere, hilft uns dieser holistische Blick zu sehen, dass sie im „ganzen Bild“ ebenfalls bedeutsam sind. Um besser zu erklären, was ich meine, kann ich eine Geschichte über Moses erwähnen, die ausführlich im Qur’an behandelt worden ist: dank der holistischen Herangehensweise können wir jene beurteilen, welche die Botschaft Moses‘ zurückgewiesen haben und den Fehler jener, die trotz der Wunder (ayat), die er zeigte, nicht an seine Botschaft glaubten. Um es vorweg zu nehmen: abgesehen von der Tatsache der Wunder, die Moses gezeigt hat, enthält die Botschaft Moses‘ spezielle Merkmale – identisch oder ähnlich wie jene speziellen Merkmale, auf die zuvor verwiesen wurde – welche Glauben verdienten. Zum Beispiel verfocht er eine rationale, monotheistische Ontologie; er wandte sich gegen die Vergötterung von Menschen und gegen Götzenverehrung; er predigte ethische Prinzipien, die mit dem menschlichen Temperament harmonierten; er verfocht eine Religion, welche das Leben sinnvoll machte und existentielle Hilferufe beantwortete … Zusätzlich zu all diesen „besonderen Merkmalen“ ward ihm eingegeben, Zauberer mit seinem Zepter zu besiegen,11 das Meer zu teilen 12, und jene, die ihn bekämpften, wurden von Missgeschicken getroffen, wie Überschwemmungen, Heuschrecken und Fröschen.13 Das „Gesamtbild“, das sich ergibt (mit anderen Worten: dass die Botschaft Moses‘ besondere Merkmale aufweist, und dass jedes erstaunliche Wunder der gleichen Person zugeschrieben wird) ist durch gegenseitige Bekräftigungen bestätigt und verstärkt den Glauben, dass die von Moses überbrachte Botschaft nicht zurückgewiesen werden sollte. Einige der erwähnten Wunder scheinen weniger bemerkenswert zu sein als andere. Zum Beispiel könnten einige meinen, dass Heuschreckenschwärme von Zeit zu Zeit zu sehen sind und dass sie daher keine außerordentlichen Vorkommnisse sind, doch wenn man dieses Phänomen aus einer holistischen Perspektive betrachtet und man einige besondere Merkmale von der Botschaft Moses‘ wie zum Beispiel die Rationalität seiner Botschaft, seine Bilderstürmerei und die Bedeutung, die er dem Leben zugeschrieben hat, mit der Tatsache kombiniert, dass all diese erstaunlichen Wunder einer einzelnen Person zugeschrieben werden und „am gleichen Ort und zur gleichen Zeit in der Geschichte“ beobachtet werden, nähert sich der Heuschreckenschwarm eher der Bedeutung eines Wunders an.

Wir können uns folgendes gedachtes Beispiel vorstellen, um zu versuchen, den Grund zu verstehen, warum ich das Vorhandensein vieler spezieller Merkmale und erstaunlicher Phänomene an einem einzigen Ort betone: wenn ein Glücksspiel mit unmöglichen Zahlen mit einem einzigen Los gewonnen wird, ist dies eine interessante aber normale Sache, doch wenn die gleiche Person für jedes Spiel nur einzelne Lose kauft und jedes Los gewinnt, würden wir dies höchstwahrscheinlich als einen außergewöhnlichen Sachverhalt ansehen. Und wenn diese Person „besondere Kennzeichen“ aufweist, zum Beispiel der weltbeste Philosoph wäre und auch der beste Sänger und zusätzlich der beste Fußballspieler, wäre der Sachverhalt, dass diese Person mit all ihren besonderen Kennzeichen viele Spiele gewinnt, sogar noch erstaunlicher. Daraus ergibt sich, dass, wenn „besondere Eigenheiten“ und „erstaunliche Geschehnisse“ sich an einem einzigen Ort zutragen oder einer einzelnen Person zugeschrieben werden, dies etwas ist, dem man große Aufmerksamkeit widmen sollte. Wenn wir erkennen, dass die vielen speziellen Besonderheiten des Qur’ans und die vielen erstaunlichen Wunder in einem „einzelnen Buch“ gefunden werden, können wir den wirklichen Wert dieser Wunder innerhalb des „Gesamtbildes“ noch besser verstehen.

Zwei Annäherungen an die Verbindung zwischen dem Qur’an und den modernen Wissenschaften

In diesem Artikel werde ich im Rahmen zweier Ansätze die Verbindung zwischen einigen Versen aus dem Qur’an und jenen Daten untersuchen, welche uns die modernen Wissenschaften aufdeckten. Ich werde diese Ansätze nur auf der Grundlage von Beispielen aus der Astronomie und der Physik diskutieren. Diese Beispiele begründen eine Antwort an jene, die sagen, dass der Qur’an die „Rede eines Sterblichen“14 ist, und tragen zu unserer Auffassung über die Berechtigung des qur’anischen Anspruchs bei, dass eine „gleiche Sure“ nicht hervorgebracht werden kann.15 Die beiden Herangehensweisen, für die ich jeweils drei Beispiele anführe, sind folgende:

1. Die erste nimmt Bezug darauf, dass der Wissensstand zur Zeit und am Ort als der Qur’an offenbart wurde, zur Feststellung führt, dass die auf moderne Wissenschaften bezogenen Aussagen des Qur’ans nicht von einer Person oder einer Gruppe von Menschen hätten gemacht werden können. Ich bezeichne diesen Ansatz als „Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie, da dies zur Etablierung seines göttlichen Aspekts beiträgt und zur Zurückweisung von Behauptungen hinsichtlich seines menschlichen Aspekts, da der Qur’an selbst das Fundament für unsere theologischen Ansprüche legt, wenn wir den Qur’an als den Beweis für seine eigenen Feststellungen in Bezug auf das Gebiet der Wissenschaften vorlegen.

2. Der zweite Ansatz besteht darin, die Daten, welche durch die modernen Wissenschaften offengelegt werden, als Ausgangspunkte herzunehmen und die Verse des Qur’ans dementsprechend zu interpretieren. Aus den vielen Interpretationen, die durch verschiedene Tafsirs (Interpretationen des Qur’ans) im Laufe der Geschichte vorgestellt wurden, jene auszuwählen, die mit der modernen Wissenschaft übereinstimmen, ist die erste Priorität hinsichtlich der für diesen Ansatz gewählten Beispiele; allerdings ist es auch wichtig, dass, wenn eine Bedeutung berücksichtigt wird, die nicht in den Tafsirs festgehalten ist, diese Bedeutung nicht einer naiven Interpretation des Qur’antextes abgerungen werden sollte. Ich bezeichne diesen Ansatz als Wissenschaftlich-Qur’anische-Theologie, da die von den modernen Wissenschaften aufgezeigten Daten unsere Ausgangspunkte bilden und theologische Ansprüche aufgrund der Möglichkeiten, die uns der Qur’an für die Adaption dieser Daten an den qur’anischen Text bietet, geltend gemacht werden können.

Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie

Die folgenden drei Beispiele können herangezogen werden, um den Anspruch zu belegen, dass einige Feststellungen des Qur’ans, dessen Weisheit im Lichte der modernen Wissenschaft offenbart worden ist, nicht von einer Person oder einer Personengruppe, die vor 1400 Jahren lebten, gemacht worden sein konnten:

1 – Mit Macht erbauten Wir den Himmel. Wahrlich, Wir dehnen ihn aus.16

Der Punkt, um den es in der Sure Adh-Dhaariyat geht, betrifft ein sehr wichtiges geistesgeschichtliches Thema, welches über Jahrtausende hinweg in der Philosophie und Wissenschaft diskutiert wurde. Die Antworten, welche die Philosophen und Wissenschaftler auf Fragen gaben wie „Ist das Universum endlos?“ und „Sind dem Universum Grenzen gesetzt?“ gründen auf drei Ansätzen. Die erste Gruppe, der auch Aristoteles angehört, behauptet, dass das Universum feste Grenzen hat.17 Die zweite Gruppe, der Newton angehört, behauptet, dass das Universum grenzenlos und endlos ist.18 Die dritte Gruppe, der Kant angehört, übernahm eine agnostische Ansicht, welche sagt, dass der Verstand dieses Dilemma nicht lösen könne.19

Die theoretische Geltendmachung, die in den 1920ern von Georges Lemaitre und Alexander Friedmann unabhängig voneinander auf der Grundlage von Einsteins Formeln abgegeben wurde, dass das Universum sich ausdehnt, markierte einen Wendepunkt für diesen Sachverhalt, der für viele als unlösbares Problem gesehen worden ist.20 Diese Tatsache wurde bald darauf durch Hubbles teleskopische Beobachtungen empirisch bestätigt.21 Seitdem haben alle anderen Beobachtungen und Forschungsergebnisse dieses Phänomen bestätigt.