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Ben Berkeley

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Beschreibung

Alles fing damit an, dass ein paar kalifornische Teenager einen verwegenen Plan ausheckten: Sie wollten nicht die besten Computerhacker des Silicon Valley werden, sondern die besten Geldfälscher, die die Welt je gesehen hat. Also studierte Brain Informatik an der Stanford University. Josh machte eine Ausbildung zum Drucker in Deutschland, und Alex ließ sich in Atlantic City zum Croupier ausbilden und Stan ging zur Polizei. Und dann passiert das Unfassbare: Aus einem größenwahnsinnigen Teenagertraum wird Realität. Der Cash Club ist geboren. Die vier Freunde drucken täuschendechte Dollarblüten in unglaublichen Mengen. So viel Falschgeld bleibt nicht unentdeckt. CIA, FBI und die US-Notenbank eröffnen die Jagd auf die besten Geldfälscher der Welt.

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Ben Berkeley

Cash Club

Nach einer wahren Geschichte

Knaur e-books

Über dieses Buch

Alles fing damit an, dass ein paar kalifornische Teenager einen verwegenen Plan ausheckten: Sie wollten nicht die besten Computerhacker des Silicon Valley werden, sondern die besten Geldfälscher, die die Welt je gesehen hat. Also studierte Brain Informatik an der Stanford University. Josh machte eine Ausbildung zum Drucker in Deutschland, und Alex ließ sich in Atlantic City zum Croupier ausbilden und Stan ging zur Polizei. Und dann passiert das Unfassbare: Aus einem größenwahnsinnigen Teenagertraum wird Realität. Der Cash Club ist geboren. Die vier Freunde drucken täuschendechte Dollarblüten in unglaublichen Mengen. So viel Falschgeld bleibt nicht unentdeckt. CIA, FBI und die US-Notenbank eröffnen die Jagd auf die besten Geldfälscher der Welt.

Inhaltsübersicht

MottoMottoMottoMottoKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49Kapitel 50Kapitel 51Kapitel 52Kapitel 53Kapitel 54Kapitel 55Kapitel 56Kapitel 57Kapitel 58Kapitel 59Kapitel 60Kapitel 61Kapitel 62Kapitel 63Kapitel 64Kapitel 65Kapitel 66Kapitel 67Kapitel 68Kapitel 69Kapitel 70Kapitel 71Kapitel 72Kapitel 73Kapitel 74Kapitel 75Kapitel 76Kapitel 77Kapitel 78Kapitel 79Kapitel 80Kapitel 81Kapitel 82Kapitel 83Kapitel 84Kapitel 85Kapitel 86Kapitel 87Kapitel 88Kapitel 89Kapitel 90Kapitel 91Kapitel 92Kapitel 93Kapitel 94Kapitel 95Kapitel 96Kapitel 97Kapitel 98Kapitel 99Kapitel 100Kapitel 101Kapitel 102Kapitel 103Kapitel 104Kapitel 105Kapitel 106Kapitel 107Kapitel 108Kapitel 109Kapitel 110Kapitel 111Kapitel 112Kapitel 113Kapitel 114Kapitel 115Kapitel 116Kapitel 117Kapitel 118Kapitel 119Kapitel 120Kapitel 121Kapitel 122Kapitel 123Kapitel 124Kapitel 125Kapitel 126Kapitel 127Kapitel 128Kapitel 129Kapitel 130Kapitel 131Kapitel 132Kapitel 133Kapitel 134Kapitel 135Kapitel 136Kapitel 137Kapitel 138Kapitel 139Kapitel 140Kapitel 141TY!
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»Nicht alles Bahnbrechende im Silicon Valley begann in einer Garage; in unserem Fall war es Stans Kinderzimmer.«

Brian O’Leary

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»Wir wohnten in einem Trailerpark, meine Mutter arbeitete im Paradise Club. Was glaubst du, hatte ich für eine Wahl?«

Alexander Piece

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»Alles, was ich wollte, war Football spielen. Es war alles, was ich wirklich gut konnte. Bis auf die Sache mit den Pistolen.«

Stanley Henderson

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»Nicht alles, was im Valley in einer Garage angefangen hat, war im Nachhinein betrachtet eine grandiose Idee. Einige der Technikenthusiasten wurden die größten Tyrannen von allen. Und denen gehörte mal in den Hintern getreten. Das sehe ich übrigens noch heute so.«

Joshua Bandel

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Kapitel 1

September 1997Palo Alto, Kalifornien

Brian O’Leary

Brian fragte sich, was schlimmer war: arme Eltern zu haben oder auszusehen wie er. Er warf einen Blick auf die Zahlen, die er mit seinem neuen Füller auf dem Karopapier notiert hatte. Dreiundfünfzig Prozent der Mädchen waren größer als er. Und null Prozent der Jungs hatten rote Haare. Außer ihm. Aber mit Lebensunglück konnten die Investoren im Silicon Valley so wenig anfangen wie die Autoindustrie in Detroit mit dem Klimaschutz: Jeder war seines Glückes Schmied, war das Mantra des Valley. Jeder konnte Unternehmer werden, wenn er nur wollte. Nirgendwo gab es mehr Risikokapital als zwischen Palo Alto und Mountain View. Mehr Risiko allerdings auch nicht.

 

Demzufolge und wegen der Kohle ihrer Eltern waren die Schulen im Valley, insbesondere die besseren, die brutalsten Laufstege nach New York und Paris. Und die Gunn High war die beste staatliche Schule von allen. Period. Punkt. Aus.

Brian seufzte und starrte auf sein Mäppchen, während der Lehrer ihnen den Stundenplan erläuterte, als wäre es die Heilige Schrift. Als Brian nach dem Füller griff, stellte er fest, dass seine Hände zitterten. Und schweißfeucht waren sie auch noch. Während er sie an den Hosentaschen abwischte, fragte er sich, wovor er eigentlich Angst hatte. Dreiundfünfzig Prozent der Mädchen waren größer als er. Ein nicht zu leugnender Fakt. Come on, Brian, sagte er sich. Das bedeutete immerhin, dass siebenundvierzig Prozent kleiner waren. Was kein Trost war, sondern blanke Statistik, die seinen Schweißfilm nicht trocknen ließ. Er brauchte einen Zaubertrick. Er hatte noch niemals so dringend einen Zaubertrick benötigt wie an diesem ersten Schultag auf der Gunn High.

 

Brian ließ einen verstohlenen Blick durch die Reihen schweifen und landete bei dem Jungen, der direkt neben ihm saß. Dem Stipendium. Man sah das sofort, weil er Turnschuhe vom Wühltisch bei Walmart trug und ein T-Shirt ohne Markenaufdruck. Das Stipendium hieß Alexander Piece, was Brian wusste, weil ein sorgfältig von Mutterhand beschriftetes Namensschild an seinem Rucksack baumelte. Vermutlich kosteten die Bücher darin ein halbes Monatsgehalt der Familie Piece. Bücher waren nicht Bestandteil der Stipendien für besonders begabte Schüler. Und deswegen war es möglicherweise doch besser, Eltern mit Geld zu haben, als besonders gut auszusehen.

 

Keine halbe Stunde später geschah das erste Unglück dieses Schultags: Ein weiß-grauer Vogel verfing sich in den Metalldrähten der Taubenabwehr auf dem Fenstersims. Mister Brewster zerrte an den dürren Beinen, während die armselige Kreatur panisch mit den Flügeln schlug. Ihr neuer Klassenlehrer tat das in bester Absicht, natürlich um das Tier zu retten. Die Frage, warum eine von Naturfreunden gegründete Schule die Drähte überhaupt installiert hatte, war einer dieser kalifornischen Widersprüche, die nicht hinterfragt werden wollten. Und Palo Alto war das Herz des Silicon Valleys, wo sich die knallharten Kapitalisten für die größten Tierfreunde hielten. Brian befürchtete schon, dass Mister Brewster dem Vogel bei seiner Rettungsaktion mindestens einen Flügel gebrochen hatte. Was sich jedoch in dem Moment als Fehlannahme erweisen sollte, als Alexander Piece der Taube und dem Pädagogen zu Hilfe eilte und das Tier schließlich dankbar von dannen flatterte.

Das Stipendium lief zurück zu seinem Platz, als sei nichts weiter geschehen. Eher lässig. Die Mädchen kicherten. Sie hatten sich für diesen Tag herausgeputzt: Sie trugen die Haare als hochgebundene Zöpfe, und nicht wenige hatten neonfarbenen Nagellack aufgetragen. An ihren Ohrläppchen hingen farblich passende dünne Plastikringe, und an ihren Füßen baumelten wahlweise braune oder blaue Bootsschuhe. Es war der Valley-Chic der Mitte-Neunziger. Die Jungs waren entweder noch Skater oder schon Grunger und Surfer. Oder sie spielten besser Football. Letztere waren die Männer, für die sich die Mädchen mit den Bootsschuhen interessierten. Über die sie tuschelten. Im Eck neben den Spinden hinter vorgehaltener Hand und auf den Treppen. Das war schon auf der Middle School nicht anders gewesen. Die Sache mit den Mädchen hing über ihren fünfzehnjährigen Köpfen wie ein drohendes Gewitter. Und mit jedem Jahr, das verging, wurde Brian schmerzlicher bewusst, dass er klein und rothaarig war. Wie sein Vater. Es nützte einem selten, wenn man schlauer war als die meisten. Es würde auch dem Stipendium nichts nützen, obwohl Alex Piece aussah, als müssten ihm die Mädchen zu Füßen liegen mit seinen dunklen, strubbeligen Haaren und den grünen Augen. Ein Grunger, weil er keine Wahl hatte. Seine Klamotten aber würden alles zunichtemachen – also die Tatsache, dass seine Eltern keine Kohle hatten. Was ungerecht war, aber Darwinsches Gesetz. Das Darwinsche Gesetz des Stärkeren ließ fünfzehnjährige Hände schwitzen, erkannte Brian.

Schließlich wanderte sein Blick von den Mädchen zu einer Bank in der ersten Reihe, deren Besetzer er nur zu gut kannte: Stan »The Man« Henderson. Weiberheld. Der beste Runningback seiner Middle School. Einer von denen, der die Mädchen abbekam. Nein, korrigierte sich Brian: der, der die Mädchen bekam.

»Pssst«, flüsterte eine Stimme von hinten.

Brian beobachtete, wie lässig Stan auf seiner Bank lehnte. Leicht seitlich, leicht unaufmerksam. Überlegen. »The Man« war anderthalb Köpfe größer als Brian. Und so in etwa ließ sich ihr Verhältnis definieren. Er spürte den Blick von Josh, bevor er sich zu ihm umdrehte. Er wusste, was er ihm sagen wollte. Dies ist eine neue Runde, Brian. Wir können immer noch gewinnen. Joshua Bandel war sein bester Freund.

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Kapitel 2

Mai 1998 (ein gutes halbes Jahr später) Palo Alto, Kalifornien

Stanley Henderson

Stan Henderson hasste wenig mehr als den Computerclub am Donnerstagnachmittag. Aber auf der Gunn High war es ein soziales Event wie die jährliche Theateraufführung für ihre Eltern. Man ging hin, um gesehen zu werden. Das Schlimmste war, dass Ashley den Computerclub mochte. Nein, das Allerschlimmste war, dass es ihr nicht nur gefiel, gesehen zu werden, sondern dass sie sich tatsächlich für die Maschinen interessierte. Für das Internet, das die Nerds wie Brian und Josh anhimmelten, als wäre es die Verkündung. Just in diesem Moment saßen sie vor einem Bildschirm und hörten eine Radiosendung von WXYC über den Netscape. Stan lehnte an der Wand und versuchte, möglichst unbeteiligt auszusehen, was ihm nicht sonderlich schwerfiel. Das musste man sich mal vorstellen: Die Jungs ereiferten sich über die Radiosendung, nur weil sie im Internet gesendet wurde. Und Ashley mittendrin. Er betrachtete ihren süßen Hintern und fragte sich, wann er sie endlich so weit hatte. Gegenüber Alex hatte er schon vor Wochen Vollzug vermeldet, inklusive einer schwer glaubhaften Geschichte über ein erstes Mal mit der ernsthaften Ashley. Überhaupt war Alex der Einzige, der sich ebenso wenig für Computer interessierte wie er. In diesem Moment lehnte er an der Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Raums, und Stan hatte das Gefühl, dass er zu ihm herüberstarrte. Manchmal fühlte er sich regelrecht unwohl in Alex’ Gegenwart. Was vielleicht daran liegen mochte, dass er sein einziger ernsthafter Konkurrent in Sachen Ashleys erstem Mal war. Oder daran, dass er sehr gut starren konnte. Oder daran, dass er vermutlich der Schlauste von allen war.

Die Gunn High vergab Stipendien nicht ohne Grund. Stan wusste nicht genau, woher sein Unbehagen stammte, aber er war keiner von denen, die sich gerne Gedanken machten. Er war froh, dass in diesem Moment die Tür aufging. Der unausweichliche Josh stürmte herein, wie immer ein wenig zu hektisch und ein wenig zu laut. Er knallte seine Schultasche auf einen der Tische und entnahm ihr ein mysteriöses Paket. Dann setzte er sich an einen der Computer und zückte einen dicken Packen CD-ROMS. Brian, der bis in letzter Sekunde noch Feuer und Flamme für die WXYC-Sendung gewesen war, sprang auf. Die Joshua-Bandel-Show konnte beginnen. Wie Stan das hasste. Sein Vater war einer dieser Tech-Millionäre und arbeitete bei Apple oder Adobe oder Microsoft oder wer weiß wo. Die Eltern hatten Geld wie Heu und, was hier im Valley noch viel wichtiger war, immer Zugang zum neuesten Spielzeug. Tech Porn nannten sie das auf der Gunn High. Und Josh war hier ebenso ein Star wie Stan, wenn er vom Quarterback den Ball bekam. Niemand kriegte ihn zu Boden. Niemand stoppte Stan »The Man«. Niemand stoppte den Mamzer, wenn es um Tech Porn ging. Fuck it.

»Du hast es?«, fragte Brian, und Stan kam es vor, als ob er andächtig flüsterte. Wie in der Kirche.

Josh nickte ätzend beiläufig und legte die CD-ROM ins Laufwerk. Der Computer begann zu summen. Auch Ashley schob ihren Apfelpo vor den Bildschirm. Der Apfel tendierte eindeutig in Joshs Richtung. Stan musste jetzt alle Mühe aufwenden, an seiner Wand stehen zu bleiben. Selbst »Piece«, wie Alex Piece mittlerweile von allen genannt wurde, hatte seinen Stammplatz verlassen und gesellte sich zu den anderen. Die Traube hinter dem durchgesessenen Bürostuhl, auf dem Josh saß, wurde immer größer. Zehn, zwölf, fünfzehn Schüler und drei Mädchen, Ashley in der ersten Reihe – natürlich.

Brian pfiff durch die Zähne als der Bildschirm das Logo von Windows 98 anzeigte, das frühestens in vier Monaten erscheinen würde. Zum Kotzen. Übelkeit. Machtlosigkeit. Krampf. Josh konnte einfach alles besorgen. Stan musste Ashley klarmachen. So schnell wie möglich.

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Kapitel 3

August 1998 (drei Monate später) Palo Alto, Kalifornien

Joshua Bandel

Joshua Bandel schloss die Haustür auf, streifte seine Turnschuhe ab und schmiss seinen Rucksack mit den Unterlagen vom Sommercamp achtlos daneben. Er ging in die Küche und warf als Erstes einen Blick in den Kühlschrank. Maria hatte dieses Spinatgericht mit Eiern und Kartoffeln gemacht, auf dem seine Mutter bestand. Josh wusste, dass sie viel lieber Tortillas gegrillt hätte. Was sie zum einen viel besser konnte und was zum anderen Josh wesentlich besser geschmeckt hätte. Seine Mutter hatte einen horrenden Fitnessfimmel entwickelt. Jeden Abend tanzte sie vor dem Fernseher zu Cindy Crawford im Bikini und verlangte von den beiden Männern in ihrem Haushalt eine strikte Diät. Es war kaum auszuhalten. Es ging zu weit. Josh griff nach einem Tetrapak Orangensaft und gab der Kühlschranktür einen Tritt, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Es war Viertel nach fünf, seine Eltern waren nicht vor sieben oder halb acht zu erwarten. Außerdem würden sie nicht klingeln. Vermutlich brachte ein Lieferant ein neues Fitnessgerät oder eine Kiste Wein. Beides kam ungefähr gleich häufig vor. Josh seufzte und lief zur Tür.

»Was geht ab?«, fragte Alexander Piece und grinste. Sein verschrammtes Fahrrad lehnte an einer der Säulen auf der Veranda, was höchst verboten war und seinem Vater einen Herzinfarkt bescheren konnte. Wegen der englischen Farbe (Charleston Grey), die sündhaft teuer und unverschämt empfindlich war.

Josh grinste: »Hey, Piece«, sagte er.

»Nette Hütte«, sagte Piece und ließ seinen Blick einmal über die Villa im noblen Viertel nördlich der University Avenue streifen. Es wirkte nicht vorwurfsvoll, mehr wie eine Feststellung. Was sollte er dazu sagen? Alex gegenüber schämte er sich für das Geld seiner Eltern. Das war neu.

Josh nickte.

»Komm rein«, sagte er.

Piece schubberte mit den Sohlen seiner Schuhe über die kratzbürstige Fußmatte.

»Du musst sie ausziehen«, entschuldigte sich Josh.

Piece zuckte mit den Schultern und stellte seine Schuhe ordentlich neben Joshs und den danebengeworfenen Rucksack. Entgegen aller seriösen Voraussagen hatte Alex keine Löcher in den Socken.

»Kein Grund, besonders ordentlich zu sein«, sagte Josh. »Ist eh keiner da.«

Piece lief ins Wohnzimmer und blieb vor dem großen Bang & Olufsen-Fernseher stehen.

»Kein Grund, ausgerechnet heute zur Schlampe zu werden«, sagte Piece.

Josh grinste, obwohl er sich ärgerte, weil er die Schlampe als Vorwurf empfand. Eine Zurechtweisung, die er nicht einmal seiner Mutter durchgehen ließe.

»Willst du einen O-Saft?«, fragte Josh. Alex’ Blicke wanderten durch den lichtdurchfluteten Raum mit den hellen Vorhängen und den weißen Fliesen. Er ließ sich nichts anmerken.

»Klar«, sagte Piece. Josh trat den Weg in die Küche an und spürte, dass Piece ihm folgte. Alex lehnte sich lässig an den Küchenblock mit dem Herd und der Spüle, während Josh einen Orangensaft eingoss.

»Das ist also der Grund, warum sie dich Mamzer nennen«, sagte Piece, als er das Glas entgegennahm, und deutete mit dem Kopf auf den Teller mit Spinat und den hartgekochten Eiern, die gegen die Frischhaltefolie pressten.

»Sie nennen mich Mamzer?«, fragte Josh. Mamzer war Jiddisch und bedeutete so viel wie Waisenjunge oder Findelkind.

»Natürlich«, sagte Piece.

Josh wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Trauer und Wut wechselten im Millisekundentakt. Er blickte zu Boden. Seine Emotionen waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

»Mach dir nichts draus«, sagte Piece. »Was glaubst du, was sie über mich reden?«

Josh atmete aus. Sie redeten viel über Piece. Sein Stipendium. Das Gerücht, dass seine Mutter und er in einem Trailerpark lebten und dass sie Hundefutter fraßen, weil sie sich nichts anderes leisten konnten. Und dass seine Mutter eine Saufnase war. Mamzer. Findelkind. Sie hatten ja recht, dass sich seine Eltern im Vergleich zu anderen kaum um ihn kümmerten. Andererseits war das auch nicht notwendig. Josh kam gut alleine zurecht. Und er hatte den Eindruck, dass es Piece nicht anders ging.

»Was willst du?«, fragte Josh schließlich.

»Etwas Geschäftliches mit dir besprechen«, sagte Piece.

Etwas Geschäftliches?, fragte sich Josh. Das war ein anderes Kaliber.

»Dafür gehen wir nach oben«, sagte Josh ernsthaft.

Wenn Piece extra nach dem Sommercamp zu ihm nach Hause radelte, war das einen ordentlichen Besprechungsraum wert.

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Kapitel 4

August 1998 (zur gleichen Zeit) Belmont, Kalifornien

Alexander Piece

Alex trat in die Pedale. Der Fahrtwind trieb ihm die Strähnen aus dem Gesicht, und die Apfelbaumfelder flogen links und rechts vorbei. Er fand, dass der erste Teil seines Plans gut gelaufen war. Aber Josh war nur ein Viertel des Puzzles, das er zusammenzusetzen gedachte. Das Problem war nicht das Geld, das man selbst nicht hatte, sondern das Geld der anderen. Die viel davon hatten. Zu erkennen, dass er Geld brauchen würde, wenn er auf der Gunn High auf Dauer bestehen und nicht nur koexistieren wollte wie ein geduldeter Symbiont, dafür musste man kein Genie sein.

Die Bremsen quietschten bedenklich, als er den Hügel zu dem kleinen Platz außerhalb von Belmont hinunterfuhr. Belmont, nicht Palo Alto. Natürlich nicht. Leute wie seine Mutter gehörten nicht in die noblen Orte im Valley. Nicht nach Mountain View, nicht nach Sunnyvale. Und eben schon gar nicht nach Palo Alto. Pulsierendes Herz der ersten Milliardärsgeneration des Hightech-Zeitalters. Inkubator. Brutstätte des großen Geldes. Der Himmel auf Erden. Der beste Platz auf dem ganzen Planeten. Würde Captain Picard die Erde zum ersten Mal besuchen, wüsste er genau, wo La Forge ihn hinbeamen müsste.

Für Alex Piece bedeutete sein Traum, jeden Tag zwölf Meilen mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu müssen. Vierundzwanzig Meilen hin und zurück für die fixe Idee vom besseren Leben. Von Zukunft. Es war unfassbar hart gewesen, das Gunn-Stipendium zu bekommen. Zumal er seine Bewerbung selbst hatte organisieren müssen. Sein Vater existierte in Alex’ Welt nicht, und seine Mutter. Nun ja. War nun einmal seine Mutter.

 

Eine Stunde später zog er sein Fahrrad über die schmale Leiter auf das Dach ihres Hauses, das nicht viel größer war als die liegengebliebenen Wohnwagen, die es auch in der Siedlung gab. Immerhin zu festen vier Wänden hatte es seine Mutter gebracht. Nur die Gegend war mies. So mies, dass man es keinesfalls riskieren konnte, das Fahrrad vor dem Haus anzuschließen. Auf dem Rückweg sprang Alex von dem niedrigen Dach und legte die Leiter flach auf den Boden.

»Mom?«, fragte er, als er die Tür öffnete. Der zweite Türrahmen mit dem Moskitonetz schlug gegen das Holz.

»Hallo, Alex«, sagte seine Mutter, die in einen Bademantel gehüllt in der Küche stand. »Wie war die Schule?«

In Moms Welt gab es keinen Sinn für eine Unterscheidung zwischen Schulzeit und Sommercamp. Sie hatte größere Probleme. Alex warf seine Schultasche auf das abgewetzte Sofa. Auf der umgedrehten Bierkiste mit der Sperrholzplatte und der sorgfältig darüber drapierten Tischdecke stand eine Batterie Nagellacke.

»Nicht der Rede wert«, sagte Alex, drehte den Wasserhahn auf und füllte ein Glas.

»Ich habe Gumbo gemacht«, sagte seine Mutter. Alex drückte ihr einen Kuss auf die Wange und fächelte mit der Hand über dem Topf herum.

»Riecht lecker, dein Hühnchen«, sagte Alex und meinte es ehrlich. Es gab keinen Menschen, der es schaffte, mehr aus dem wenigen zu machen, was sie hatten, als seine Mutter. Sie war eine Kämpferin.

»Du gehst arbeiten?«, fragte Alex, als sie vor zwei dampfenden Tellern mit scharfem Eintopf saßen.

»Mmmmh«, stimmte seine Mutter zu. »Natürlich gehe ich arbeiten, Alex.«

»Okay«, sagte Alex.

Seine Mutter seufzte und griff nach seiner Hand. Sie wusste, dass ihm nicht gefiel, was sie tat. Obwohl er nicht einmal so genau wusste, was sie tat. Offiziell zumindest. Sie arbeitete als Tänzerin, sagte sie. Alex war ihr nachgefahren. Verteilt auf fünf Abende. Jeweils so lange, wie es ihm gelang, mit dem Fahrrad an dem rostigen Camry dranzubleiben.

»Ist schon okay, Mom«, sagte Alex. Der Laden, in dem sie arbeitete, hieß Paradise Club und sah nicht wie das Paradies aus. Alex war jung, aber nicht gerade auf den Kopf gefallen.

»Brauchst du Geld für die Schule morgen?«, fragte Mom.

»Nein«, log Alex. »Ich komme schon zurecht. Mach dir um mich keine Sorgen.«

Bald musste sie das vielleicht wirklich nicht. Sein Plan war nur ein winziger erster Schritt. Aber wenn es funktionierte. Wenn es ihnen wirklich gelang, dann konnten sie ganz andere Projekte in Angriff nehmen.

Seine Mutter räumte die Teller ab und griff nach dem Schwamm neben der Spüle. Alex trat neben sie und hielt die Hand auf.

»Lass mich das machen«, sagte er. »Du ruinierst dir doch nur deine Nägel.«

Seine Mutter stellte die Teller in die Spüle und stemmte die Arme in die Hüfte: »Manchmal denke ich, man müsste dich vermöbeln, Alexander Piece«, sagte sie. »Wegen ausufernder Frechheiten gegenüber einem Erziehungsberechtigten.«

»Wieso?«, fragte Alex. »Sind denn deine Fingernägel nicht unser bestes Kapital?«

Seine Mutter riss ihm den Schwamm aus der Hand und tat so, als ob sie nach ihm werfen wollte. Sie lachte. Und dann sagte sie: »Und dann denke ich wieder, dass sich keine Mom einen besseren Sohn wünschen kann.«

»Ich liebe dich auch, Mom«, murmelte Alex Piece, nachdem seine Mutter im Bad verschwunden war. Und er meinte es ehrlich. Er würde alles daransetzen, die anderen von seinem Plan zu überzeugen. Denn mit Josh alleine war es nicht getan. Sein Plan war zu groß für zwei Einzelkämpfer.

 

Zwei Wochen später war es endlich so weit, gerade noch rechtzeitig bevor die Schule wieder anfing und damit die alltäglichen Probleme. Die konstituierende Sitzung würde heute Nachmittag stattfinden. In Stans Kinderzimmer. Alex hatte alle in Einzelgesprächen bearbeitet. Trotzdem war er nicht sicher, ob alle mitmachen würden, wenn er die Katze aus dem Sack ließ. Schließlich ging es nicht gerade darum, beim Nachbarn ein paar Äpfel zu stibitzen. Sondern um eine ernsthafte Geschäftsidee.

Alex schloss sein Fahrrad vor dem Obstladen von Stans Eltern an eine Laterne. Es gab zwei Gründe, warum Stans Kinderzimmer der ideale Ort für ihr Treffen war: Zum einen waren keine Erwachsenen zu erwarten, denn die arbeiteten in ihrem Laden im Erdgeschoss, und zum Zweiten vergötterten Stans Eltern ihren Sprössling, weil sie ihn für den hübschesten (seine Mutter) und vernünftigsten (sein Vater) Jungen von ganz Palo Alto hielten. Zumindest Letzteres würde Alex zu ändern versuchen – natürlich ohne dass es seine Eltern jemals erfahren würden.

Josh und Brian saßen auf dem Sofa wie Unkraut und schienen sich unwohl zu fühlen. Man konnte nicht gerade behaupten, dass sie seine engsten Freunde waren. Auch das gedachte Alex zu ändern. Stan warf einen Football in die Luft, was keinen Sinn ergab. Alex räusperte sich.

»Wollt ihr was trinken?«, fragte Stan. »Ich hab O-Saft und ich weiß, wo der Wodka steht.«

»Wir sollten nüchtern bleiben«, mahnte Alex.

Stan zuckte mit den Schultern. Josh und Brian nahmen den Saft.

»Also, was soll das alles?«, fragte Stan.

»Ich möchte euch ein Geschäft vorschlagen«, sagte Alex.

»Ein Geschäft?«, fragte Stan.

»Ein Geschäft«, bekräftigte Alex. Er blickte in die Runde. Josh, der als Einziger bereits in den Plan eingeweiht war, grinste.

»Was sagt Euch der 19. Mai 1999?«, fragte Alex.

Brian hob die Hand: »Episode I!«, rief er.

»Du brauchst nicht die Hand zu heben«, sagte Alex. »Aber 100 Punkte für die richtige Antwort: Am 19. Mai nächstes Jahr läuft das größte Star-Wars-Event, seit Han Solo herausgefunden hat, wer sein Vater ist.«

»Und?«, fragte Stan, der immer noch den Football zur Decke warf und wieder auffing.

»Glaubt ihr, dass WKZN wieder Karten für die Premiere verlost?«, fragte Josh.

Schlaues Kerlchen, dachte Alex. Auf dich kann man sich verlassen. Er half ihnen auf die Sprünge. Es war genau das, worauf Alex hinauswollte.

»Klar«, sagte Stan. »Alle werden wieder Karten verlosen. Und ich werde wieder bei allen Gewinnspielen mitmachen und trotzdem ohne Karte dastehen.«

Alex nahm Stan den Football aus der Hand. »Das glaube ich nicht«, sagte er.

»Doch«, sagte Brian. »Weil jeder die Karten will. Und weil wir dann auf dem Schwarzmarkt wieder das Doppelte bezahlen können, nur damit wir überhaupt mitreden können.«

Alex ließ den Football auf seiner Hand um die eigene Achse kreisen, starrte ins Leere und wartete, bis sich die allgemeine Frustration gelegt hatte.

»Wie hast du das gemeint?«, fragte Stan. »Dass du glaubst, dass wir diesmal an Karten kommen?«

»Ich glaube nicht, dass wir an Karten kommen«, entgegnete Alex. »Ich weiß es.«

»Und wie sollen wir das anstellen?«, fragte Brian.

»Ja Mann«, pflichtete ihm Stan bei. »Wie soll das gehen, Piece?«

Alex lächelte: »Genau das ist doch das Geniale an dem Geschäft, das ich euch vorschlagen will: Es springt nicht nur Profit für uns raus, sondern auch noch Premierenkarten für die große Schlacht auf Naboo.«

»Lass hören«, sagte Josh. Er tat so, als hätte er keine Ahnung. Vermutlich hatte er sogar seinem besten Freund und Nerdkollegen Brian nichts erzählt. Alex hielt das für eine sehr gute Taktik.

»Ist es … illegal?«, fragte Brian vorsichtig.

»Nicht im engeren Sinn des Wortes«, antwortete Alex wahrheitsgemäß. »Es ist ungefähr so wie die Sache mit Clinton.«

»Monica Lewinsky?«, fragte Stan, der seit ein paar Monaten alles, was zwei Brüste hatte, mit vollem Namen kannte.

»Genau die«, sagte Piece.

»I did not have sexual relations with that woman«, sagte Josh und imitierte die nasale, brüchige Stimme des Präsidenten. Alex formte mit Daumen und Zeigefinger eine imaginäre Zigarre. Da lachte selbst Stan und behauptete, ein Geschäft dieser Größenordnung sei ohne einen zumindest winzigen Schluck Wodka im Orangensaft nicht zu besprechen. Alex stimmte ihm zu, weil er wusste, dass er sie längst im Sack hatte. Er erklärte seinen Plan so nüchtern wie möglich. Dies war die Formel, mit der alle Geschäfte im Valley gemacht wurden: das Gründerteam, Kapitalbedarf, Zukunftstraum. Seine Zahlen stimmten, auch wenn sie – wie immer im Valley – später mit der Realität nichts zu tun haben würden. Nach oben war viel Luft – das war die Hauptsache. Das, was sie später den Cash Club nennen würden, war in diesem Moment geboren. In Stans Kinderzimmer. Was Brian später dazu verleiten sollte, zu behaupten, dass nicht alles Bahnbrechende im Valley in einer Garage angefangen hatte.

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Kapitel 5

Oktober 1998 (zwei Monate später) Palo Alto, Kalifornien

Brian O’Leary

»Wir sind ein super Team für die Sache«, hatte Piece behauptet. Seiner Logik nach waren ein Programmierer, einer, der die Technik beschaffen konnte, und ein Dritter mit einer guten Idee eine unschlagbare Kombination.

»Und was kann ich?«, hatte Stan »The Man« gefragt und sehnsüchtig auf den Football in Pieces Hand gestarrt.

»Du kannst laufen«, hatte Piece gesagt. »Und du kannst die Sache mit den Mädels«, hatte er hinzugefügt.

»Mädels gehören auch zu deinem Plan?«, hatte Stan gefragt.

»Natürlich«, hatte Piece geantwortet. Damit war die Sache für Stan besiegelt. Und weil auch Josh mit im Boot war, hatte schließlich auch Brian zugestimmt. Wenn auch mit einem flauen Gefühl im Magen, das jedes Mal zurückkehrte, wenn er seinen Computer einschaltete. So wie jetzt. Piece stellte sich das so einfach vor, dachte Brian, als er Windows 98 beim Starten zuschaute. Er ging, wie alle Leute, die keine Ahnung davon hatten, davon aus, dass jeder, der gut programmieren konnte, auch ein potenzieller Hacker war. Dabei hatte das eine mit dem anderen nur bedingt zu tun. Die meisten Hacks waren Zufallsprodukte, oder sie benötigten die Schlampigkeit eines Administrators als Räuberleiter. Was häufiger vorkam, als man annehmen mochte. Planbar wurde es dadurch freilich nicht.

»Also«, hatte Stan in seinem Kinderzimmer gefragt. »Wie willst du es anstellen, dass jeder von uns eine EP-1-Karte gewinnt?«

Piece hatte sich am Kinn gekratzt und dann die Katze aus dem Sack gelassen: »Ich will nicht, dass jeder von uns eine Episode-1-Karte gewinnt, ich will, dass wir alleEP-1-Karten gewinnen.«

»Alle?«, hatte Josh gefragt.

»Vielleicht nicht alle«, hatte Piece zugegeben, »aber viele. Weil es bedeutet, dass wir sie weiterverkaufen können. Für Cash.«

»Du spinnst«, hatte Brian gesagt.

»Keineswegs«, hatte Piece geantwortet. Und weil er tatsächlich keinen Scherz gemacht hatte, saß Brian in diesem Moment vor seinem Rechner und versuchte, eine Möglichkeit zu finden, das Computersystem von WKZN zu hacken. Der Radiosender würde ganz sicher Karten verlosen, und er konnte ebenso dort anfangen. Brian glaubte immer noch, dass es unmöglich sein würde. Während er einen Ping nach dem anderen durch den digitalen Äther schickte und auf Antwort von einem der WKZN-Server wartete, wuchs seine Gewissheit, dass sie es niemals schaffen würden. Die Administratoren von WKZN waren Profis und sie vier Schüler von der Gunn High. Nur das hielt das flaue Gefühl in seiner Magengegend im Zaum.

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Kapitel 6

Oktober 1998 (drei Wochen später) Palo Alto, Kalifornien

Stanley Henderson

Alle standen im Kreis an der Zwanzig-Yard-Linie für den Muddle. Ihre Körper dampften in der selbst für Nordkalifornien ungewöhnlichen Oktoberkälte. Der Runningback schwor sie auf die letzten Sekunden ein. Die Gunn Titans lagen 14:20 zurück, der Ball an der Acht-Yard-Linie. Nur ein Touchdown konnte sie noch retten. Der Trainer hatte alle Auszeiten verbraucht. Und auf der Uhr standen noch neun Sekunden. Nicht unmöglich. Aber sehr unwahrscheinlich.

»Ich versuche, die Pille zu dir durchzustecken, Stan«, sagte der Quarterback. Dann klatschte er in die Hände.

»Go Titans!«, rief er.

»Go Titans!«, wiederholte der Chor, und der Kreis löste sich auf. Alle nahmen ihre Plätze ein. Die I-Formation: Stanley ganz hinten, davor sein Aufräumer, der den Weg freiboxen musste. Quarterback und Center weiter vorne, neben ihnen der Rest der Jungs. Neun von zehn seiner Mitspieler standen bei dem anstehenden Spielzug nur für Stan auf dem Platz. Alles kam darauf an, dass Stanley bis zum Ende des Felds laufen konnte. Elf Gegner würden genau das zu verhindern suchen.

Als der Schiedsrichter pfiff, flog der Ball zurück zum Quarterback. Stan rannte von hinten in seine Richtung, während der Freiräumer mit dem Schneeschippen begann. Stans Blick war starr auf den Ball gerichtet. Stan sah ihn in den Händen des Quarterbacks, sah, wie sie sich in seine Richtung streckten. Dann griff er nach dem Ei, presste es gegen die Brust und rannte los. Stan tat genau das, was er konnte. Er rannte. Er schaute nach vorne, sah, dass von rechts zwei Verteidiger auf ihn zusprinteten, versuchten, ihm den Weg abzuschneiden. Sie würden es nicht schaffen. Er wusste, dass er schneller war. Er hörte seinen keuchenden Atem unter dem Helm. Die Linie für den Touchdown war in greifbarer Nähe. Nur noch fünf Meter. Die Verteidiger rasten jetzt von allen Seiten auf ihn zu wie ein Rudel hungriger Wölfe. Er spürte eine Hand an seinem Hosenbein. Er strauchelte, aber er fiel nicht. Er taumelte nach rechts, dann wieder nach links. Noch drei Meter. Dann riss ihn jemand um. Stan stürzte zu Boden, spürte, wie seine Lunge zusammengequetscht wurde von dem schweren Körper über ihm. Er rutschte noch ein kurzes Stück auf dem nassen Rasen. Er streckte die Hände, so weit er konnte. Aber es reichte nicht. Die Gunn Titans würden 14:20 verlieren. Seine Mitstreiter ließen die Schultern hängen, als sie den Rückweg in die Kabine antraten. Der Quarterback legte einen Arm um seine Schultern.

»Guter Run«, sagte er. Es klang ehrlich. Nur ein klein wenig nicht gut genug. Was nicht gut genug war. Stan nickte trotzdem.

 

Ashley saß auf dem Stein vor der Schule, wie sie es versprochen hatte. Sie warf ihm einen Blick zu, der wohl aufmunternd gemeint war. Aufmunternde Mädchenblicke waren die erniedrigendsten von allen. Mitleid war keine starke Währung. Stan gab ihr einen Kuss auf die Wange, und gemeinsam liefen sie die Straße hinunter in Richtung Innenstadt. Bei Ray’s aßen sie ein Stück Pizza und tranken eine Cola. Ashley konnte Cola aus einem Strohhalm saugen wie kein anderes Mädchen, das Stan kannte. Heimlich beobachtete er ihre Brüste unter dem T-Shirt und ihre nackten Füße in den Timberlands. Sie war das schickste Mädchen der Schule. Er musste sie haben. Leider war sie auch eines der cleversten Mädchen der Schule. Aber vielleicht ließen sich bezüglich Ashley und ihrem Plan zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. So hatte es ihm zumindest Piece nahegelegt.

»Können wir über etwas Geschäftliches sprechen?«, fragte Stan zwischen zwei Bissen Peperoni mit Extrakäse.

Ashley trank den Bodensatz der Cola, wie es nur Ashley konnte, und blickte zu ihm auf. Fragend. Erstaunt. Ungläubig. Vielleicht funktioniert es ja wirklich, dachte Stan.

»Ich habe einen Vorschlag für dich und deine Freundinnen«, sagte Stan und bemühte sich, so seriös wie möglich zu klingen. Er räusperte sich. »Ihr könnt auch Geld damit verdienen«, fügte er hinzu.

Ashley stellte den leeren Pappbecher auf den schwarzen Marmoroptiktisch.

»Ist das nicht die Definition eines geschäftlichen Angebots?«, fragte sie.

Stan nickte. Zu hektisch. Er geriet in die Defensive. Er durfte das nicht versauen. Wegen ihres Plans. Und wegen Ashley. Vor allem wegen Ashley. Er stellte das Nicken ein und griff nach ihrer Hand. Zumindest zog sie sie nicht weg, stellte er fest.

»Es geht um Folgendes«, begann er und erzählte ihr ungefähr ein Viertel ihres Plans. Die Mädchen brauchten sie nur als Strohfrauen. Als Geldwäscherinnen ihrer gewonnenen Karten gewissermaßen. Denn laut Piece konnten sie natürlich nicht ihre eigenen Adressen als Gewinner eintragen. Sie brauchten mindestens vierzig Strohmänner. Äh. Strohfrauen. Diese Korrektur nur für den Fall, dass sich eine von ihnen als Feministin herausstellen sollte, was Gott bewahren möge. Aber grundsätzlich galt: Wer kam als Rädelsführerin ihrer Strohfrauenarmee mehr in Frage als die beliebte Ashley, für die sich alle Typen und die Hälfte der Mädchen ein Bein ausreißen würden? Seine Hand zitterte ein wenig auf der von Ashley, und er hoffte inständig, dass sie es nicht bemerken würde. Er durfte das hier nicht vermasseln.

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Kapitel 7

Januar 1999 (drei Monate später) Palo Alto, Kalifornien

Joshua Bandel

»Reicht denn das Zeug nicht, das du zum Chanukka bekommen hast?«, fragte Joshs Vater über den Abendbrottisch, der mit Frischkäse, eingelegten Gurken, Tomaten und fettarmem Truthahnbrustaufschnitt für die Verhältnisse seiner Mutter nahezu ausufernd gedeckt war.

»Es ist für ein Schulprojekt, Dad«, sagte Josh und spießte eine Gurke auf die Gabel.

»Es ist ja nicht so, dass wir kein 56K-Modem im Haus hätten«, wendete sein Vater ein und stocherte ebenso missmutig wie Josh auf seinem Teller herum.

»Ich weiß, Dad«, sagte Josh. Er durfte es nicht übertreiben. Aber Brian brauchte das Modem. Sagte er zumindest. Und wenn Brian das sagte, dann stimmt das auch.

»Wir versuchen, ein Netzwerk vom Computerclub aufzubauen, in das wir uns alle nachmittags einwählen können, um gemeinsam Hausaufgaben machen zu können. Brian programmiert unseren eigenen Chatroom, und …«

»… Ihr wollt natürlich möglichst viel Bandbreite für den Server«, beendete sein Vater den Satz, von dem Josh nicht einmal gewusst hätte, dass er so enden müsste.

»Genau«, sagte er.

Sein Vater seufzte. Und in diesem Moment wusste Josh, dass er bekommen würde, was er brauchte. Weil sein Vater selbst ein unverbesserlicher Nerd war. Und ein Vater. Väter wollten, dass ihre Kinder gemeinsam Hausaufgaben machten. Auch wenn er die Illusion hinter der Annahme ahnen mochte, dass die Teenager den Chatroom tatsächlich für Hausaufgaben nutzen würden.

»Ich finde es toll, dass du dich für Technologie interessierst«, sagte er, als sie die Teller in die Spülmaschine räumten. Seine Mutter saß sowieso auf ihrem Fitnessrad im ersten Stock und würde erst nach zehn Kilometern vom Sattel steigen. Mamzer nannten sie ihn. Josh fand, dass sie damit gar nicht einmal so unrecht hatten.

»Technologie ist die Zukunft«, zitierte Josh einen der Lieblingssätze seines Vaters, ohne wirklich daran zu glauben. Er hatte festgestellt, dass es keine Technologie gab, die einem dabei half, die Mädchen nachhaltig zu beeindrucken. Zumindest reichte es für das eine. In den Jahren des erhöhten Testosteronspiegels war das für Jungs wie Josh ein Problem.

»Die Zukunft hat längst angefangen«, postulierte sein Vater und legte Josh eine Hand auf die Schulter. »Eines Tages wirst du in Stanford studieren«, sagte er zuversichtlich. Josh war nicht sicher, ob er die Erwartungen seiner Eltern erfüllen könnte. Andererseits erfüllten sie seine Erwartungen ja auch nicht unbedingt. Sein Vater arbeitete 14-Stunden-Tage bei Apple Computer, seine Mutter fuhr als Maklerin von einer Luxus-Valley-Immobilie zur anderen. Mamzer, dachte Josh.

»Woran arbeitest du grad?«, fragte Josh.

Sein Vater warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu.

Josh hatte keine Antwort erwartet. Seit Steve zurück in der Firma war, wurden die Projekte wieder im Geheimen abgewickelt. Und sein Vater war lange genug dabei, um es besser zu wissen, als ausgerechnet seinem Teenager Firmengeheimnisse anzuvertrauen. Zumindest keine, die Steve Jobs und seine Geheimprojekte betrafen.

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Kapitel 8

April 1999 (drei Monate später) Belmont, Kalifornien

Alexander Piece

Mitte April drohte ihr großartiger Plan zu scheitern. Zum einen hatte Stan angefangen, mit Ashley auszugehen, was Alex nicht besonders gut gefiel, aber das konnte er schlecht zugeben. Zum anderen, was in seinen Augen weit schwerer wog, behauptete Brian, dass er nicht per Modem auf die Gewinnspieldaten des Radiosenders zugreifen konnte. Alex saß vor einer Schale Fruity Yummy Mummys und zählte die Bandagen der Mumie auf der Verpackung, während er über ihre Probleme nachdachte. Als er der Lösung nach einer Viertelstunde keinen Schritt näher gekommen war und dafür wusste, dass die Yummy Mummy zweiundachtzig Lagen Verband trug, wechselte er zur Tageszeitung, die neben der Müslischale auf dem Tisch lag. Mom schlief noch, wie immer, wenn sie nachts gearbeitet hatte. Alex war nicht böse deswegen. Was zum einen daran lag, dass er Yummy Mummy sehr mochte, vor allem die Fledermaus-Marshmallows – zum anderen hatte er auf diese Weise Zeit, die wichtigsten Nachrichten zu lesen, bevor er auf sein Fahrrad stieg. Als er den Lokalteil aufschlug, wurde ihm wieder einmal klar, unter was für einem guten Stern ihr Vorhaben zu stehen schien. Jedes Mal, wenn sich schier unüberwindbare Probleme auftaten, ergaben sich stellare Opportunitäten. Er beeilte sich, die Müslischale in die Spüle zu räumen, stopfte die Zeitung in seinen Rucksack und beeilte sich, aus dem Haus zu kommen. Er musste die Jungs erwischen, bevor der Unterricht anfing. Und zwar alleine.

Das Problem daran war, dass er sich, aufgrund der ungünstigen Entwicklungen Ashley betreffend, auf ein Mädchen namens Janine eingelassen hatte. Sie hatte schwarze Haare und sehr niedliche Sommersprossen, aber Ashleys Klasse hatte sie nicht. An diesem Morgen war Janine eine besondere Komplikation, weil sie ihm abgerungen hatte, dass er sie mit dem Fahrrad zu Hause abholte, weil es auf dem Weg lag. Sie fand das romantisch. Alex fand es albern, aber er wollte ihr den Spaß nicht verderben. Außerdem glaubte er Stan nicht, dass er schon mit Ashley geschlafen hatte, weshalb er den diesbezüglichen Wettbewerb zumindest nicht kampflos aufgeben wollte.

Janines knackiger Po saß schon auf dem Sattel eines sündhaft teuren Mountainbikes, als Alex mit seinem alten Lastendrahtesel um die Ecke bog. Seine Bremsen quietschten, als er neben ihr hielt.

»Hallo, Schatz«, sagte Janine. Sie konnte nicht wissen, dass Alex das noch viel alberner fand als die Sache mit dem gemeinsam zur Schule Radeln. Er drückte ihr statt einer Erwiderung einen Kuss auf den Mund. Wie immer schmeckte er nach Zahnpasta und künstlicher Erdbeere. Sie behauptete, süchtig nach dem Erdbeerbalsam zu sein. Alex waren die Erdbeeren egal – aber ihre Lippen waren nicht zu verachten, so viel musste er zugeben. Während sie nebeneinander die Constitution Avenue hinunterfuhren, fragte er sich, wie lange sie ihn noch hinhalten würde. Nicht allzu lange, entschied er. We got bigger fish to fry, erinnerte er sich. Er hatte Wichtigeres zu tun. Als sie die Räder vor der Schule abschlossen, tat Alex so, als bräuchte er noch ganz dringend ein Buch aus der Bibliothek, und verabschiedete sie schneller, als sie sich überlegen konnte mitzukommen.

Er traf die drei Jungs auf dem Gang vor ihrem Klassenzimmer. Janine stand bei ihren Freundinnen vor den Schließfächern und winkte, kaum dass Alex um die Ecke gebogen war. Alex lächelte ihr noch zu und zog Josh und Brian zu sich heran. Stan stand vor Ashley, sie saß auf einer der Fensterbänke. Alex sah, wie sich seine Hüften und ihre Schenkel berührten, und schluckte.

»Hört zu«, sagte Alex und wusste, dass er aufgeregt klang. Nicht dass das nicht verständlich war, schließlich stand die Lösung all ihrer Probleme heute Morgen in der Zeitung. Aber er hatte beschlossen, einen kühlen Kopf zu bewahren, weil er das für das Gelingen ihres Vorhabens für unabdingbar hielt.

Josh und Brian senkten verschwörerisch die Köpfe. Alex zog die Zeitung aus der Tasche.

»Ich weiß jetzt, wie wir an genügend Karten kommen«, flüsterte er, damit ihn die umstehenden Mitschüler nicht hörten. Josh und Brian warfen einen skeptischen Blick auf die Zeitung. Alex faltete sie auseinander und schlug den Lokalteil auf. Er hatte das Gefühl, dass die Zeitung lauter raschelte, als der Schulgong in weniger als fünf Minuten läuten würde. Er blickte sich um. Niemand interessierte sich für die Zeitung. Stans Hand war unter Ashleys T-Shirt gewandert. Alex hatte jetzt keine Zeit dafür. Er schlug mit der Hand auf den Lokalteil, und wieder knallte das Papier viel zu laut.

»Hier«, sagte er und las vor: »Der Multiplex Filmpalast verlost in Kooperation mit Dunkin’ Donuts die gesamte Premierenvorstellung im großen Saal.«

»Und das soll die Lösung unserer Probleme sein, Piece?«, fragte Josh.

»Klar ist das die Lösung unserer Probleme«, raunte Alex.

»Und selbst wenn sie die Karten von vier Kinos verlosen würden: Wie ich euch schon hundertmal erklärt habe, komme ich per Modem nicht in ein x-beliebiges Computersystem«, sagte Brian. »Ihr stellt euch das zu einfach vor.«

Er klang frustriert und hoffnungsfroh zugleich. Alex vermutete, dass der Frust daher rührte, dass er es nicht hinbekam, und die Hoffnung richtete sich darauf, dass sie die Aktion abblasen müssten. Beides würde Alex nicht zulassen.

Alex legte Brian den Arm um die Schulter: »Der große Saal, das bedeutet vierhundert Karten. Geschätzter Schwarzmarktwert dreißig bis vierzig Dollar pro Stück, das heißt zwölf bis sechzehntausend Dollar Profit, Brian.«

In diesem Moment ertönte der Gong, der sie zum Unterricht rief. Alex sah kurz auf und bemerkte, dass Ashley über einen von Stans Witzen lachte. Das auch noch.

»Ich sehe immer noch nicht, wie uns das dabei helfen soll, in ihre Computersysteme zu kommen. Außer Einbrechen fällt mir nichts ein.«

Alex nickte zustimmend: »Ja klar. Nur dass wir bisher dachten, wir müssten bei zehn verschiedenen Kinos einsteigen, und hier kriegen wir alles auf einem Silbertablett serviert.«

»Du willst wirklich da einbrechen?«, fragte Josh. »Das war letzte Woche nicht nur ein Spruch?«

Alex schaute ihm tief in die Augen. Er sollte wissen, dass er niemals nur einen Spruch machte, wenn es ums Geschäft ging: »Natürlich habe ich es ernst gemeint. Nur dass wir ja gar nicht wirklich einbrechen. Weil wir ja gar nichts klauen. Das ist eher wie ins Freibad einsteigen als in eine Bankfiliale. Macht euch mal nicht ins Hemd.«

Brian und Josh schauten sich an. Es lag noch viel Überzeugungsarbeit vor ihm. Andererseits hatte er auch noch den ganzen Schultag dafür Zeit. Nur heute Nachmittag würde er anfangen müssen, Janine unters T-Shirt zu fassen. Sonst konnte er den Pokal gleich Stan überreichen. Und Verlieren gehörte nicht zu Alex’ Repertoire.

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Kapitel 9

Mai 1999 (ein Monat später) Palo Alto, Kalifornien

Brian O’Leary

Der ganze Plan war verrückt. Nichts als verrückt. Irrsinn, um genau zu sein. Dazu geeignet, vier unschuldige Jugendliche auf die schiefe Bahn zu katapultieren. Ja, das dachte Brian damals schon. Er konnte ja nicht ahnen, wie recht er damit behalten sollte. Und weil er es nicht ahnen konnte, saß er nervös, aber nicht panisch vor dem Computer in seinem Kinderzimmer, von dem längst nur noch das Gehäuse zur ursprünglichen Ausstattung gehörte. Über Monate hinweg hatte Josh bei seinem Vater Komponenten besorgt, die Brian und er in nächtelanger Arbeit ausgetauscht hatten. Er hatte sogar einen Xeon-Prozessor, der in für Schüler schwindelerregenden Preishöhen lag. Alles für ihren Plan, sagte Piece immer.

Brian starrte auf das Fenster mit der hellen Schrift auf schwarzem Grund. Mehr brauchte er nicht. Er griff nach den Lay’s Chips, ohne hinzusehen, und wartete auf ein Zeichen. Er hatte ein kleines Programm geschrieben, das alle paar Sekunden einen Ping absetzte. Sollte Stan und Alex tatsächlich das Unmögliche gelingen, würde ein Server des Kinos antworten. Er spülte die Chipsreste mit einem Schluck Sprite hinunter und lauschte. Es war Viertel nach zwölf. Offiziell schlummerte er seit über einer Stunde friedlich unter seiner Bettdecke. Natürlich. Genauso wie die anderen zu Hause in ihren Betten lagen. Keiner von ihnen war heute Nacht aus dem Fenster geklettert oder hatte sich die Treppe seines Elternhauses hinuntergeschlichen wie ein Profiausbrecher. Als er glaubte, das Knarzen einer Stufe gehört zu haben, schlich Brian zur Tür seines Kinderzimmers, an die er das Plakat geklebt hatte. In Vorfreude und als Erinnerung an ihren kühnen Plan hatte Piece jedem von ihnen ein »Star Wars«-Poster besorgt. Seines zeigte den jungen Anakin Skywalker vor dem Porträt von Königin Amidala, in die sich Brian längst verliebt hatte. Er öffnete die Tür einen Spalt und lauschte. Er hörte die Standuhr im Wohnzimmer. Niemand war aufgewacht. Nur die grünen Orientierungslichter für seine Schwester leuchteten in den Steckdosen und warfen ein fahles Licht in den dunklen Flur. Brian schloss die Tür mit dem Poster so leise, dass nicht einmal eine Fliege an der Wand davon aufgeschreckt worden wäre. Dann schlich er auf Tennissocken zurück an seinen Computer, der genau genommen nicht seiner war. Es könnte eine lange Nacht werden, dachte Brian, als er auf den Bildschirm starrte und auf das Zeichen wartete.

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Kapitel 10

Mai 1999 (zur gleichen Zeit) San José, Kalifornien

Stanley Henderson

Stan steuerte seinen Wagen, einen uralten Toyota Jeep, auf den Parkplatz des Kinos. Immerhin hatten ihm seine Eltern ein Auto finanziert. Dann dachte er, was für ein Glück Josh gehabt hatte, und ärgerte sich, weil Josh einen fast neuen Jetta bekommen hatte, auf den die Mädchen standen, als wäre es ein italienischer Sportwagen. Dann dachte er daran, dass Piece nicht einmal einen Führerschein hatte, und freute sich darüber. Es lief gut mit ihm und Ashley. Das war die Hauptsache. Erst gestern Nachmittag hatten sie auf seinem Bett gelegen und er hatte sein Bein zwischen ihre Beine gesteckt. Zwar noch mit dickem Jeansstoff zwischen ihren Geschlechtsorganen, aber die ganze Situation war Sex doch schon ziemlich nahegekommen, fand Stan. Später hatte er verräterische Spuren in seiner Unterwäsche entdeckt und sie im Waschbecken rausgewaschen, damit seine Mom nicht auf dumme Gedanken kam. Normalerweise besorgte er es sich unter der Dusche. Stan hielt das für idiotensicher. Denn leider hatte seine Mutter eine Vorliebe für Kriminalromane und forensische Beweisführung. Egal.

Der Motor seines Jeeps erstarb. Er hatte die Parklücke Nummer einhundertfünfundfünfzig genau mittig erwischt, was er für eine Leistung hielt, obwohl man den Goldmedaillenverdacht angesichts des fast leeren Parkplatzes auch in Frage stellen könnte. Egal. Er blickte zu Piece auf dem Beifahrersitz, der anerkennend zu lächeln schien. Josh rutschte auf dem Rücksitz herum wie ein hämorrhoidengeplagter Pavian auf seinem Felsen. Die letzte Vorstellung war vor über vierzig Minuten zu Ende gegangen. Die Lichter über dem Filmpalast waren vor zehn Minuten ausgeschaltet worden. Sie sahen den Wagen des Managers auf der anderen Seite des Parkplatzes davonrollen.

»Alle bereit?«, fragte Piece.

»Bereit«, sagte Stan.

»Ich weiß nicht«, sagte Josh.

Piece seufzte: »Du sollst nur Schmiere stehen, Josh.«

Dann seufzte Josh: »Ich dachte, ich soll den Fluchtwagen fahren.«

Piece blickte auf den dunklen Klotz, der sechs Kinosäle beherbergte, und zog eine Augenbraue nach oben.

»Falls wir einen Fluchtwagen brauchen«, sagte Alex.

»Eben«, sagte Stan und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. »Lasst uns endlich anfangen. Jede Minute, die wir hier vertrödeln, macht es wahrscheinlicher, dass unsere Eltern etwas spitzkriegen.«

»Eben«, sagte Piece und griff nach der schwarzen Tasche im Fußraum. Stan reichte die Autoschlüssel nach hinten und warf Josh einen giftigen Blick zu.

»Vergiss nicht, Gas zu geben beim Anlassen«, mahnte er. »Das hier ist kein Volkswagen.«

Josh schluckte, rang sich aber schließlich zu einem Nicken durch. Dann stiegen Stan und Piece aus dem Wagen.

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Kapitel 11

Mai 1999 (zur gleichen Zeit) San José, Kalifornien

Alexander Piece

Es spielte keine Rolle, ob Turnschuhe Markenware waren oder aus der Resteschütte bei Walmart stammten, sie hinterließen gleich viel oder gleich wenig Geräusche, wenn man versuchte, in ein Multiplexkino einzubrechen. Überhaupt war das Einbrechen in ein Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel, obwohl Alex zu dieser Zeit bereits vehement protestiert hätte, wäre er als Kind bezeichnet worden. Wobei er zugeben würde, dass es nicht gerade eine Bank war, in die sie einzubrechen gedachten. Sie wussten, welche Türen während der Vorstellung aus Feuerschutzgründen nicht abgeschlossen sein durften, und Alex hatte bei einigen früheren nächtlichen Ausflügen festgestellt, dass es bei etwa fünfzig Prozent von ihnen auch nicht nachgeholt wurde. Brian hatte über das Internet ein Dokument heruntergeladen, in dem der amtierende Lockpicking-Weltmeister seine Kunst erklärte. Stift rein, Pick dazu, klick, klack – und schon standen sie mittendrin in ihrem Einbruch. Alex selbst war davon am überraschtesten. Er stieß die Tür auf und zog Stan hinter sich her, der sich wehrte wie ein Esel: Er zerrte ein wenig am Zaumzeug, gab dann aber schnell nach. Alex schlich die Treppe des Kinosaals hinauf über den ausgetretenen blauen Teppichboden, die plüschbezogenen Sitze standen wie eine Armee in dem halbrunden Raum. In der Eingangshalle ging es vorbei an den Popcorn-Maschinen und den Tresen mit den Zapfhähnen, vorbei an den Kassen bis zu einer Tür im vorderen Teil des Gebäudes. »Technik« stand darauf. Kein Zutritt. Was nichts war, was die Picks aus dem Internet nicht erledigen konnten. Brandvorschriften waren etwas sehr Nützliches, stellte Alex zum wiederholten Mal fest, als sie die kurze Treppe zum Serverraum nahmen. Vor dem nicht sonderlich beeindruckenden Arsenal an Computern, das so ähnlich anmutete wie ihre Computerclubausstattung an der Gunn High, stopfte sich Alex die Taschenlampe in den Mund und bedeutete Stan, ihm die Tasche zu geben. Er bemerkte, dass sich Stan umsah, als könnte jeden Augenblick ein Wachmann um die Ecke biegen. Was genau genommen nicht unmöglich war. Zwar hatte Alex durch die nächtlichen Arbeitszeiten seiner Mutter die Chance gehabt, das Kino auszukundschaften – als Beweis konnte er drei Nächte à vier Stunden allerdings nicht gelten lassen.

»Mchdrnichnshemd«, presste Alex an der Taschenlampe in seinem Mund vorbei.

»Hä?«, fragte Stan, reichte ihm aber die Tasche in Richtung seiner ausgestreckten Hand.

Alex legte die Stablampe auf einen der Computer und zog den Reißverschluss auf.

»Mach dir nicht ins Hemd«, wiederholte er.

»Ich mach mir nicht ins Hemd«, sagte Stan und blickte zurück zu der Treppe, die wieder hinauf ins Foyer führte. »Ich bin nur vorsichtig.«

»Du meinst, so vorsichtig wie bei Ashleys Titten?«, fragte Alex und grinste.

»Sehr witzig«, sagte Stan und griff nach der Taschenlampe. Er richtete den Kegel auf die Rückseite eines der Computer.

Alex begann zu schwitzen. Er musste sich eingestehen, dass er wesentlich nervöser war, als er zugeben wollte. Brian hatte ihnen genau beschrieben, wo sie das Modem installieren mussten. Sie mussten es zwischen die Telefonbuchse und die Computer hängen. Damit hätten sie einen offenen Zugriff auf das Computernetz. Brian war sicher, dass ihm das reichen würde, um sich in das System zu hacken. Er behauptete, dass er nur nicht an der Firewall vorbeikam – was immer das zu bedeuten hatte. Alex griff in seine Jackentasche und zog den Zettel mit den Notizen heraus. Es hatte etwas mit der Dicke der Stecker zu tun – so zumindest hatte er es sich gemerkt, weil er keine Lust hatte, etwas zu verstehen, was er im Rest seines Lebens niemals mehr brauchen würde. Und tatsächlich: Der kleine Stecker am Modem gehörte in die Wand an die Telefonleitung, der dicke in einen der Hubs, was kleine Kästen waren, auf deren Oberfläche grüne Leuchtdioden hektisch blinkten.

Es war lächerlich einfach. Alex brauchte keine fünf Minuten, um alles richtig einzubauen. Und bei dem Kabelsalat hinter den Rechnern würde der kleine, zusätzliche graue Kasten garantiert niemandem auffallen. Zumindest nicht bis in zwei Wochen – und länger würden sie das Gerät nicht brauchen. Anfangs hatte Josh darauf bestanden, das Modem wieder abzuholen, damit er es seinem Vater zurückgeben konnte, aber natürlich kam das aus offensichtlichen Gründen nicht in Frage. Es war immer einfacher, sich eine Geschichte für Eltern auszudenken als für den Sicherheitsdienst. Alex warf die Taschenlampe in die Nylontasche und flüsterte: »Los jetzt.«

»Das war alles?«, fragte Stan.

»Hast du erwartet, dass wir Nuklearcodes stehlen?«, fragte Alex und scheuchte Stan in Richtung Treppe. Auf der letzten Stufe blieb Stan stehen. Er öffnete die Tür einen winzigen Spalt und spähte in die Haupthalle.

»Weiter«, verlangte Alex, aber Stan drehte sich zu ihm um und fauchte ein »Sssshhh!«. Sein Finger lag über seinen Lippen, und Alex bemerkte, dass er zitterte.

»Was ist los?«, flüsterte Alex.

Stan zeigte auf die Tür und deutete mit ausgestrecktem Arm eine suchende Taschenlampe an. Es war die maximale Katastrophe. Dies war der Punkt, an dem alles aus dem Ruder zu laufen drohte. Alex schlug sich die Hand vor den Mund und zwang sich nachzudenken. Denk nach, Alex. Denk endlich nach. Was blieben ihnen für Optionen? Er hatte mit der vagen Möglichkeit gerechnet, dass sie ein Wachdienst erwischen konnte. Aber nicht direkt in den Technikräumen. Es gab keine mögliche Erklärung für ihren Aufenthalt hier. Nicht einmal eine noch so sinnlose, die sie ihnen abkaufen mussten. Denk schneller, Alex.

»Er ist weg«, flüsterte Stan schließlich.

»Wohin ist er gegangen?«, raunte Alex zurück.

»In Saal vier«, sagte Stan.

»Dann haben wir maximal fünf Minuten, bis er über die Treppe auf der anderen Seite zurückkommt«, stellte Alex fest.

Stan nickte. Alex drückte ihm die Tasche mit ihrem Einbruchswerkzeug in die Hand. Jetzt konnte Stan beweisen, dass er zum Cash Club gehörte. Sie würden es niemals zu zweit hier rausschaffen. Der Wachmann würde sie hören, und dann gäbe es eine Untersuchung. Und sie würden ihr Auto finden, das auf dem Parkplatz gestanden hatte. Genauer gesagt Stans Auto, was der erste Grund war, warum Alex darauf bestanden hatte, dass Stan mitmachte. Der zweite war, dass Stan »The Man« schneller laufen konnte als jeder, den Alex kannte. Sie mussten verhindern, dass sein Auto gefunden wurde. Sie waren so nah dran. Alex hatte Gesetzesbücher gewälzt und wusste, dass es in ihrem Fall um etwas ging, das sich plausible deniability nannte. Plausible Gründe, warum sie gar nicht eingebrochen waren. Die Tasche mit den Picks und der Taschenlampe wäre ihr Untergang. Bye bye plausible deniability. Alex drängte sich an Stan vorbei zur Tür und spähte durch den schmalen Schlitz. Von dem Wachmann war nichts zu sehen.

»Okay«, sagte Alex.

»Nichts ist okay«, flüsterte Stan gepresst.

»Es ist alles in Ordnung«, versprach Alex.

Stan atmete schnell.

»Wenn ich die Tür öffne, gehe ich an den Ticketschaltern vorbei in Richtung Saal vier«, flüsterte Alex. Er sprach schnell und eindringlich. Eine Diskussion konnte er jetzt nicht gebrauchen. »Ich fange an, nach dem Wachmann zu rufen, und du rennst, so schnell du kannst, genau den Weg zurück, den wir gekommen sind, okay?«

Stan atmete schneller.

»Hast du das verstanden, Stan?«, fragte Alex leise. Eindringlich.

Schließlich nickte Stan.

»Okay«, sagte Alex und atmete ein. »Und wenn du zu Josh ins Auto steigst, fahrt ihr zurück nach Hause.«

»Und du?«, fragte Stan.

»Mir fällt schon was ein«, versprach Alex.

»Okay«, sagte Stan.

»Bleib dicht hinter mir und dann renn, als wäre der Leibhaftige hinter dir her«, sagte Alex, kurz bevor er die Tür öffnete und in die Haupthalle schlüpfte. Er hörte Stans Schritte auf dem Linoleumboden hinter sich, als er das erste Mal rief.

»Hallo?«, fragte Alex in die Dunkelheit. Er hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Er wusste nicht, ob es Stan war, der hinauswollte, oder der Wachmann, der kam, um ihn zu holen.

»Hallo?«, rief Alex noch einmal, diesmal lauter. »Ist da jemand?«

Dann sah er, wie der Lichtkegel einer Taschenlampe durch eine der offen stehenden Türen von Saal vier an die Decke leuchtete. Der Träger der Lampe bewegte sich, das Licht schwankte.

»Hallo?«, rief Alex. »Kann mir jemand helfen?«

Plausible deniability fängt man am allerbesten aus einer hilflosen Position heraus an.

»Ich bin eingesperrt!«, rief Alex und bemühte sich, Panik in seine Stimme zu legen, was ihm angesichts der Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, ob der Wachdienst eine Waffe trug, auch nicht schwerfiel. Der Kegel der Taschenlampe bewegte sich in seine Richtung. Er konnte schemenhaft den Umriss eines Uniformierten dahinter erahnen. Er stand auf der Empore, und er zielte tatsächlich mit einer Pistole auf ihn. Alex schluckte und hob die Hände. Er konnte nur hoffen, dass er sich nicht verrechnet hatte. Und dass der Wachmann seine Mutter in ihrem Strip-Club erreichen würde. Zu Letzterem musste ihm noch eine gute Geschichte für die Jungs einfallen, dachte er, bevor der Schein der Taschenlampe genau in seine Augen fiel.

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Kapitel 12

Mai 1999 (einige Tage danach) Palo Alto, Kalifornien

Joshua Bandel

»Und dann hat er im Ernst deine Mutter angerufen?«, fragte Josh.

»Klar«, sagte Piece. »Was sollte er machen?«

Sie saßen in Brians Zimmer vor dem Computer. Josh hatte die Geschichte von der Nacht im Kino schon mindestens zwanzig Mal gehört, aber sie bereitete ihm immer noch diebische Freude. Wenn er sich vorstellte, dass man seine Mutter angerufen hätte, mitten in der Nacht, weil er im Kino eingeschlafen war.

»Das hat alles ewig gedauert«, fuhr Piece mit seiner Geschichte fort. »Weil meine Mom nicht so schnell vom Flughafen wegkam.«

Josh fragte sich, ob er Piece die Story mit dem Flughafen abkaufen sollte. Alex tat so, als würde seine Mom in einer Art Leitungsfunktion in der Sicherheitsabteilung arbeiten. Wer lebte schon in einem Trailerpark, wenn er die Sicherheitsabteilung eines internationalen Flughafens leitete? Vermutlich stand sie eher kaugummikauend an den Metalldetektoren. Sein Vater behauptete, dass dies eines der letzten ungelösten Rätsel der Menschheit sei: Warum die TSA-Mitarbeiter immer Kaugummi kauten. Josh war es egal, ob Piece die Geschichte aufbauschte. Joshs Eltern waren reich und trotzdem zu nichts zu gebrauchen.

»Tadaa!«, rief Brian mitten in Alex’ Geschichte. Josh sprang auf. Er wusste, was Brians »Tadaas!« bedeuteten. Er imitierte damit den Startsound von Windows 98. Das war immer etwas Gutes. Er starrte über Brians Schulter auf den Bildschirm. Piece und der wie immer footballjonglierende Stan hatten sich keinen Millimeter von der Couch bewegt.

»Krass«, sagte Josh.

Brian nickte und tippte Befehle in die Kommandozeile.

»Was ist passiert?«, fragte Alex. Josh konnte ihm seinen mangelnden Enthusiasmus nicht verdenken. Seit Tagen hockten sie in Brians Zimmer, und bald würde jemand vor Langeweile verrecken. Wie Kleopatra, die bekanntermaßen ihre Langeweile erst in einen Teppich eingerollt in den Griff bekommen hatte.

»Er hat die Datei mit den Gewinnspiel-Teilnehmern gefunden«, sagte Josh und spürte, dass sein Mund trocken wurde angesichts der Tatsache, dass bald der wirklich illegale Teil ihres Plans in Gang gesetzt würde. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der Piece und Stan hinter ihnen auftauchten, musste man annehmen, dass nur Ashley, eingewickelt in einen Teppich, in diesem Moment aufregender gewesen wäre.

»Das heißt, du kannst da reinschreiben, wen du willst?«, fragte Alex. Er klopfte auf Brians Schulter, und Stan haute mit dem Football zwischen Tastatur und Maus auf den Tisch.

»Touchdown!«, rief er.

»Go Titans«, sagte Brian leise. »Aber so weit sind wir noch nicht.«

Alex zog seine Hand zurück und seufzte.

Josh wusste, wie sehr die beiden die Arbeit am Computer frustrierte, aber sie hatten einfach keine Ahnung, wie man einen ordentlichen Hack aufzog. Das wussten ja nicht einmal er und Brian so genau. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen galt es jetzt, Optimismus zu verbreiten.

»Aber das werden wir können«, versprach Josh. »Jetzt, wo Brian weiß, wo er suchen muss, ist das nur noch eine Frage der Zeit.«

Alex’ Hand wanderte wieder auf Brians Schulter, was Josh als erschreckend manipulativ empfand. Er musste allerdings zugeben, dass Alex bisher das größte Risiko eingegangen war. Langsam glaubte selbst Josh daran, dass Alex’ Plan aufgehen könnte. Und dann? Was kam dann? Es ist allemal aufregender als das Sommercamp, stellte Josh fest, bevor er sich wieder dem Bildschirm zuwandte und Stan und Alex ihren Rückzug auf die Couch antraten.

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Kapitel 13

Mai 1999 (eine Woche später) Palo Alto, Kalifornien

Brian O’Leary