Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl - Charles Darwin - E-Book

Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl E-Book

Charles Darwin.

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Beschreibung

Charles Darwin schreibt in diesem Buch über seine Forschungen über die Abstammung des Menschen von Ur-Erzeugern. Der menschliche Embryo durchläuft alle Stadien der Evolution vom Fisch über Vögel und Säugetiere. Die letzten Vorfahren des Menschen hatte er gemeinsam mit den Affen-Primaten. Ausführlich befasst er sich mit der geschlechtlichen Zuchtwahl bei allen Vorläufern des Menschen. - Rezession: Ich bin immer wieder begeistert von der "Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

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Seitenzahl: 1446

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Charles Darwin

Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl

Band 171 in der gelben Buchreihe

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Der Autor Charles Darwin

Vorrede des Verfassers zur neuen Ausgabe

Einleitung

Erster Teil – Die Abstammung oder der Ursprung des Menschen – Erstes Kapitel – Tatsachen, welche für die Abstammung des Menschen von einer niederen Form zeugen

Embryonale Entwicklung

Zweites Kapitel – Über die Arten der Entwicklung des Menschen aus einer niederen Form

Entwicklungshemmungen

Rückschlag

Korrelatives Abändern

Verhältnis der Zunahme

Natürliche Zuchtwahl

Drittes Kapitel – Vergleichung der Geisteskräfte des Menschen mit denen der niederen Tiere

Viertes Kapitel – Vergleichung der Geisteskräfte des Menschen mit denen der Tiere

Fünftes Kapitel – Über die Entwicklung der intellektuellen und moralischen Fähigkeiten während der Urzeit und der zivilisierten Zeiten

Sechstes Kapitel – Über die Verwandschaften und die Genealogie des Menschen

Siebentes Kapitel – Über die Rassen des Menschen

Über die Bildung von Menschenrassen

Anmerkungen über die Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten im Bau und in der Entwicklung des Gehirns bei dem Menschen und den Affen

Zweiter Teil – Geschlechtliche Zuchtwahl – Achtes Kapitel – Grundsätze der geschlechtlichen Zuchtwahl

Polygamie

Gesetze der Vererbung

Vererbung durch das Geschlecht beschränkt

Über die Beziehung zwischen der Periode der Entwicklung eines Merkmals und seiner Überlieferung auf ein Geschlecht oder auf beide

Zusammenfassung

Anhang über die proportionalen Zahlen der beiden Geschlechter bei Tieren verschiedner Klassen

Fische

Das relative Verhältnis der Geschlechter in Beziehung zur natürlichen Zuchtwahl

Neuntes Kapitel – Sekundäre Sexualchraktere in den niederen Klassen des Tierreiches

Klasse: Arachnida 

Klasse: Myriapoda

Zehntes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere der Insekten

Ordnung: Neuroptera

Elftes Kapitel – Insekten (Fortsetzung) – Ordnung: Lepidoptera

Nachäffung, Mimicry

Zwölftes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere der Fische, Amphibien und Reptilien

Amphibien

Dreizehntes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere der Vögel

Vierzehntes Kapitel – Vögel

Abstufung sekundärer Sexualcharaktere

Argusfasan

Fünfzehntes Kapitel – Vögel

Sechzehntes Kapitel – Vögel

Regeln oder Klassen von Fällen

Siebzehntes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere der Säugetiere

Achtzehntes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktete der Säugetiere

Farbe des Haars und der nackten Haut

Dritter Teil – Geschlechtliche Zuchtwahl in Beziehung auf den Menschen und Schluss – Neunzehntes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere des Menschen

Stimme und musikalische Begabung

Zwanzigstes Kapitel – Sekundäre Sexualcharaktere des Menschen

Über die Art der Wirksamkeit der geschlechtlichen Zuchtwahl beim Menschengeschlecht

Einundzwanzigstes Kapitel – Allgemeine Zusammenfassung und Schluss

Zusatz-Bemerkungen über die geschlechtliche Zuchtwahl in Bezug auf Affen

Die maritime gelbe Buchreihe

Weitere Informationen

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.

Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den See­leuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzu­tragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leser-Reaktio­nen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band der „Seemannsschicksale“ weitere.

Hamburg, 2021 Jürgen Ruszkowski

Ruhestands-Arbeitsplatz

Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers

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Der Autor Charles Darwin

Der Autor Charles Darwin

https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/darwin.html

Charles Robert Darwin wurde am 12. Februar 1809 in Shrewsbury, England geboren und starb am 19. April 1882 in Downe. Er war ein britischer Naturforscher und gilt durch seine wesentlichen Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler.

Bereits 1838 entwarf Darwin seine Theorie der Anpassung an den Lebensraum durch Variation und natürliche Selektion und erklärte so die evolutive Entwicklung aller Organismen und ihre Aufspaltung in verschiedene Arten. Über zwanzig Jahre lang trug er Belege für diese Theorie zusammen. 1842 und 1844 verfasste Darwin kurze Abrisse seiner Theorie, die er jedoch nicht veröffentlichte. Ab 1856 arbeitete er an einem umfangreichen Manuskript mit dem Titel Natural Selection.

Durch einen Brief von Alfred Russel Wallace, der dessen Ternate-Manuskript enthielt, kam es im Sommer 1858 schließlich zu einer Veröffentlichung seiner Auffassungen über die Evolution. Ein Jahr später folgte Darwins Hauptwerk „On the Origin of Spezies“ (Die Entstehung der Arten), das als streng naturwissenschaftliche Erklärung für die Diversität des Lebens die Grundlage der modernen Evolutionsbiologie bildet und den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der modernen Biologie darstellt.

* * *

Vorrede des Verfassers zur neuen Ausgabe

Vorrede des Verfassers zur neuen Ausgabe

https://www.projekt-gutenberg.org/darwin/abstammu/abstammu.html

In die aufeinander folgenden neuen Abdrücke der ersten Ausgabe dieses 1871 zuerst erschienenen Werkes war ich imstande, mehrere wichtige Verbesserungen einzufügen. Da seit dem letzten längere Zeit verflossen ist, habe ich mich bemüht, von dem hochpeinlichen Gerichte, vor dem das Buch gestanden hat, Vorteil zu ziehen, und habe alle Kritiken, die gesund zu sein schienen, gewissenhaft berücksichtigt. Sehr verbunden bin ich auch einer großen Anzahl von Korrespondenten, die mir eine überraschend große Menge neuer Tatsachen und Bemerkungen mitgeteilt haben. Diese letzten sind so zahlreich gewesen, dass ich nur die wichtigeren habe benutzen können. Einige neue Abbildungen habe ich zugefügt, und vier von den alten sind durch bessere, von Mr. Thomas W. Wood (* 1839 – † 1910) nach dem Leben gezeichnete ersetzt worden.

Thomas Henry Huxley – * 1825 – † 1895

Außerdem muss ich die Aufmerksamkeit auf einige Bemerkungen richten, die ich der Güte des Prof. Huxley verdanke und die als Anhang zum I. Teil gegeben sind, über die Natur der Verschiedenheiten zwischen dem Gehirne des Menschen und der höheren Affen. Ich freue mich besonders, diese Beobachtungen geben zu können, weil während der letzten wenigen Jahre mehrere Abhandlungen über diesen Gegenstand auf dem Kontinent erschienen sind; auch ist ihre Bedeutung in mehreren Fällen von populären Schriftstellern höchlich überschätzt worden.

Noch möchte ich diese Gelegenheit zu der Bemerkung benutzen, dass meine Kritiker häufig von der Annahme ausgehen, ich schriebe alle Abänderungen des körperlichen Baues und der geistigen Kräfte der natürlichen Zuchtwahl häufig spontan genannter Abänderungen zu, während ich doch, selbst schon in der ersten Ausgabe der „Entstehung der Arten“ ausdrücklich gesagt habe, dass viel Gewicht auf die vererbten Wirkungen des Gebrauchs und Nichtgebrauchs, sowohl in Bezug auf den Körper als auf den Geist, gelegt werden müsse.  Ein gewisses Maß der Modifikation habe ich auch der direkten und fortgesetzten Wirkung veränderter Lebensbedingungen zugeschrieben. In etwas muss auch den gelegentlichen Rückschlägen des Baues Rechnung getragen werden; ebenso dürfen wir das nicht vergessen, was ich „korrelatives“ Wachstum genannt habe, worunter ich die Erscheinung verstehe, dass verschiedene Teile des Organismus in irgendeiner unbekannten Weise so miteinander verbunden sind, dass, wenn der eine Teil abändert, es auch andere tun, und wenn Abänderungen in einem Teile durch Zuchtwahl gehäuft werden, andere Teile modifiziert werden. Mehrere Kritiker haben ferner gesagt, dass ich, nachdem ich gefunden hätte, dass viele Einzelheiten des Baues beim Menschen nicht durch natürliche Zuchtwahl erklärt werden könnten, die geschlechtliche Zuchtwahl erfunden hätte. Ich habe indessen eine ziemlich klare Skizze dieses Prinzips in der ersten Auflage der „Entstehung der Arten“ gegeben und dort schon gesagt, dass es auf den Menschen anwendbar sei. Dieser Gegenstand, die geschlechtliche Zuchtwahl, ist ausführlich im vorliegenden Werke behandelt worden, einfach deshalb, weil sich mir hier zuerst eine Gelegenheit dazu darbot. Mir ist aufgefallen, wie ähnlich viele der halbgünstigen Kritiken über die geschlechtliche Zuchtwahl denen waren, welche zuerst über die natürliche Zuchtwahl erschienen, z. B. dass sie einige wenige Details erklären könne, aber sicherlich nicht in dem Umfange anwendbar sei, in dem ich sie benutzt habe. Meine Überzeugung von der Wirksamkeit der geschlechtlichen Zuchtwahl bleibt unerschüttert; doch ist es wahrscheinlich, oder beinahe sicher, dass mehrere meiner Überzeugungen sich später als irrtümlich herausstellen werden; dies kann bei der ersten Behandlung eines Gegenstandes kaum anders sein. Wenn die Naturforscher mit der Idee der geschlechtlichen Zuchtwahl vertrauter geworden sein werden, wird sie, wie ich glaube, in viel ausgedehnterem Maße angenommen werden; und bereits ist sie von mehreren kompetenten Richtern vollständig und günstig aufgenommen worden.

      Down, Beckenham, Kent.            September 1874.

* * *

Einleitung

Einleitung

https://www.projekt-gutenberg.org/darwin/abstammu/chap002.html

Das Wesen des vorliegenden Buches wird man am besten beurteilen können, wenn ich kurz angebe, wie ich dazu kam, es zu schreiben. Viele Jahre hindurch habe ich Notizen über den Ursprung oder die Abstammung des Menschen gesammelt, ohne dass mir etwa der Plan vorgeschwebt hätte, über den Gegenstand einmal zu schreiben, vielmehr mit dem Entschlusse, dies nicht zu tun, da ich fürchtete, dass ich dadurch nur die Vorurteile gegen meine Ansichten verstärken würde. Es schien mir hinreichend, in der ersten Ausgabe meiner „Entstehung der Arten“ darauf hingewiesen zu haben, dass durch dieses Buch auch Licht auf den Ursprung des Menschen und seine Geschichte geworfen werden würde; diese Andeutung schloss ja doch den Gedanken ein, dass der Mensch bei jedem allgemeinen Schluss in Bezug auf die Art seiner Erscheinung auf der Erde mit anderen organischen Wesen zusammengefasst werden müsse. Gegenwärtig trägt die Sache ein vollständig verschiedenes Ansehen.

August Christoph Carl Vogt (* 5. Juli 1817 in Gießen; † 5. Mai 1895 in Plainpalais) war ein deutsch-schweizerischer Naturwissenschaftler sowie ein demokratischer Politiker, der nach seiner Einbürgerung in der Schweiz als Reformer der Universität Genf wirkte.

Wenn ein Naturforscher wie Carl Vogt in seiner Eröffnungsrede als Präsident des Nationalinstituts von Genf (1869) sagen darf: „personne, en Europe au moins, n'ose plus soutenir la création indépendante et de toutes pièces, des espèces“, so muss doch offenbar wenigstens eine große Zahl Naturforscher der Annahme zugetan sein, dass Arten die modifizierten Nachkommen anderer Arten sind; und vorzüglich gilt dies für die jüngeren und aufstrebenden Naturforscher. Die größere Zahl derselben nimmt die Tätigkeit der natürlichen Zuchtwahl an, obschon einige, ob mit Recht, muss die Zukunft entscheiden, hervorheben, dass ich deren Wirksamkeit bedeutend überschätzt habe. Von den älteren und angeseheneren Häuptern der Naturwissenschaft sind leider noch viele gegen eine Entwicklung in jeglicher Form.

Infolge der von den meisten Naturforschern, denen schließlich, wie in jedem anderen Fall, noch andere nicht wissenschaftlich Gebildete folgen werden, jetzt angenommenen Ansichten bin ich darauf geführt worden, meine Notizen zusammenzustellen, um zu sehen, wie weit sich die allgemeinen Schlussfolgerungen, zu denen ich in meinen früheren Schriften gekommen war, auf den Menschen anwenden lassen.  Dies schien umso wünschenswerter, als ich diese Betrachtungsweise noch niemals ausdrücklich auf eine Art einzeln genommen angewendet hatte. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf irgendeine Form beschränken, so entbehren wir die gewichtigen Beweismittel, die aus der Natur der Verwandtschaft, welche große Gruppen von Organismen untereinander verbindet, aus ihrer geographischen Verbreitung in der Gegenwart und in vergangenen Zeiten und aus ihrer geologischen Aufeinanderfolge fließen. Es bleiben dann die homologen Bildungen, die embryonale Entwicklung und die rudimentären Organe einer Art, mag dies nun der Mensch oder irgendein anderes Tier sein, auf welches sich unsere Aufmerksamkeit richtet, zu betrachten übrig; und diese großen Klassen von Tatsachen bieten gerade, wie es mir scheint, umfassende und endgültige Zeugnisse zugunsten des Prinzips einer stufenweisen Entwicklung dar. Indessen sollte man die kräftige Unterstützung durch die anderen Argumente sich deshalb doch immer vor Augen halten.

Die einzige Aufgabe dieses Werkes ist, zu untersuchen, erstens ob der Mensch, wie jede andere Spezies, von irgendeiner früher existierenden Form abstammt, zweitens, welches die Art seiner Entwicklung war, und drittens, welchen Wert die Verschiedenheiten zwischen den sogenannten Menschenrassen (Rasse ist heute eine umstrittene Bezeichnung) haben. Da ich mich auf diese Punkte beschränken werde, so wird es nicht notwendig sein, im Einzelnen die Verschiedenheiten zwischen den verschiedenen Rassen zu beschreiben; es ist dies ein äußerst umfangreicher Gegenstand, welcher in vielen wertvollen Werken ausführlich erörtert worden ist. Das hohe Alter des Menschen ist in der neueren Zeit durch die Bemühungen einer Menge ausgezeichneter Männer nachgewiesen worden, zuerst von Boucher de Perthes; und dies ist die unentbehrliche Grundlage zum Verständnis seines Ursprungs.

Jacques Boucher de Perthes (* 10 September 1788 – † 5 August 1868)

Sir Charles Lyell, 1. Baronet (* 14. November 1797 zu Kinnordy in Forfarshire; † 22. Februar 1875 in London) war einer der einflussreichsten Geologen des 19. Jahrhunderts, der dem Aktualismus zur allgemeinen Anerkennung verhalf und maßgeblich die Etablierung der Evolutionstheorie durch Charles Darwin unterstützte.

John Lubbock, 1. Baron of Avebury, PC FRS (* 30. April 1834 in London, England; † 28. Mai 1913 in Kingsgate Castle, Broadstairs) war ein bedeutender britischer Anthropologe, Paläontologe, Botaniker und Entomologe.

Ich werde daher diesen Beweis für erbracht annehmen und darf wohl meine Leser auf die vorzüglichen Schriften von Sir Charles Lyell, Sir John Lubbock und Anderen verweisen. Auch werde ich kaum Veranlassung haben, mehr zu tun, als auf den Betrag der Verschiedenheit zwischen dem Menschen und den anthropomorphen Affen hinzuweisen; denn nach der Ansicht der kompetentesten Beurteiler hat Professor Huxley überzeugend nachgewiesen, dass der Mensch in jedem einzelnen sichtbaren Merkmale weniger von den höheren Affen abweicht, als diese von den niederen Gliedern derselben Ordnung, der Primaten, abweichen.

Das vorliegende Werk enthält kaum irgendwelche originelle Tatsachen in Bezug auf den Menschen; da aber die Folgerungen, zu welchen ich nach Vollendung einer flüchtigen Skizze gelangte, mir interessant zu sein schienen, so glaubte ich, dass sie auch andere interessieren dürften. Es ist oft und mit Nachdruck behauptet worden, dass der Ursprung des Menschen nie zu enträtseln sei. Aber Unwissenheit erzeugt viel häufiger Sicherheit, als es das Wissen tut. Es sind immer diejenigen, welche wenig wissen, und nicht die, welche viel wissen, welche positiv behaupten, dass dieses oder jenes Problem nie von der Wissenschaft werde gelöst werden. Die Schlussfolgerung, dass der Mensch, in gleicher Weise wie andere Arten, ein Nachkomme von irgendwelchen anderen niedrigeren und ausgestorbenen Formen sei, ist durchaus nicht neu. Lamarck kam schon vor langer Zeit zu dieser Folgerung, welche neuerdings von mehreren ausgezeichneten Naturforschern und Philosophen zu der ihrigen gemacht worden ist, z. B. von Wallace, Huxley, Lyell, Vogt, Lubbock, Büchner, Rolle etc. [Da die Werke der erstgenannten Schriftsteller in England allgemein bekannt sind, so hat der Verfasser deshalb ihre Titel nicht speziell anzuführen für nötig gehalten; doch glaubt der Übersetzer auch diese hier mit aufnehmen zu sollen: A. R. Wallace, Contributions to the Theory of Natural Selection. London, 1870 (Kap. IX u. X); Huxley, Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Übers. Braunschweig, 1863. Sir Ch. Lyell, Das Alter des Menschengeschlechts auf der Erde. Übers. Leipzig, 1864. L. Büchner. Sechs Vorlesungen über die Darwinsche Theorie. 2. Aufl. 1868. Rolle, Der Mensch im Lichte der Darwinschen Theorie. Frankfurt 1865. Verf. fährt fort: Ich will hier nicht den Versuch machen, alle Schriftsteller zu zitieren, welche dieselbe Ansicht vertreten. So hat G. Kanestrini eine interessante Abhandlung über rudimentäre Charaktere und deren Beziehung zu der Frage nach dem Ursprung des Menschen veröffentlicht (Annuario della Soc. d. Nat. Modena, 1867, p. 81). Ein anderes Werk hat Dr. Francesco Barrago herausgegeben unter dem Titel (italienisch 1869): „Der Mensch geschaffen zum Ebenbilde Gottes, auch geschaffen als Ebenbild des Affen.“] und besonders von Haeckel.

Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck (* 1. August 1744 in Bazentin-le-Petit (Département Somme); † 18. Dezember 1829 in Paris) war ein französischer Botaniker, Zoologe und Entwicklungsbiologe.

Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (* 16. Februar 1834 in Potsdam; † 9. August 1919 in Jena) war ein deutscher Mediziner, Zoologe, Philosoph, Zeichner und Freidenker, der ab den 1860er Jahren die Ideen von Charles Darwin zu einer speziellen Abstammungslehre ausbaute.

Der letztgenannte Naturforscher hat außer seinem großen Werke: Generelle Morphologie (1866) noch neuerdings (1868 und in achter Auflage 1889) seine „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ herausgegeben, in welcher er die Genealogie des Menschen eingehend erörtert. Wäre dieses Buch erschienen, ehe meine Arbeit niedergeschrieben war, würde ich sie wahrscheinlich nie zu Ende geführt haben; fast alle die Folgerungen, zu denen ich gekommen bin, finde ich durch diesen Forscher bestätigt, dessen Kenntnisse in vielen Punkten viel reicher sind als meine. Wo ich irgendeine Tatsache oder Ansicht aus Professor Haeckel's Schriften hinzugefügt habe, gebe ich seine Gewähr im Text, andere Angaben lasse ich so, wie sie ursprünglich in meinem Manuskript standen, und füge dann nur gelegentlich in den Anmerkungen Hinweise auf seine Schriften hinzu, als eine Bestätigung der zweifelhafteren oder interessanteren Punkte.

Schon seit vielen Jahren ist es mir äußerst wahrscheinlich erschienen, dass geschlechtliche Zuchtwahl eine bedeutende Rolle bei der Differenzierung der Menschenrassen gespielt habe; in meiner „Entstehung der Arten“ (Erste Ausgabe, p. 209) begnügte ich mich aber damit, nur auf diese Ansicht hinzuweisen. Als ich nun dazu kam, diese Gesichtspunkte auf den Menschen anzuwenden, fand ich, dass es unumgänglich notwendig sei, den ganzen Gegenstand in ausführlichem Detail zu behandeln. Infolgedessen ist der zweite Teil des vorliegenden Werks, welcher von der geschlechtlichen Zuchtwahl handelt, zu einer unverhältnismäßigen Länge, wenn mit dem ersten Teile verglichen, angewachsen; dies ließ sich indessen nicht vermeiden.

Ich hatte beabsichtigt, den vorliegenden Bogen einen Versuch über den Ausdruck der verschiedenen Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den niederen Tieren hinzuzufügen.

Sir Charles Bell's wundervolles Buch hatte meine Aufmerksamkeit vor vielen Jahren schon auf diesen Gegenstand gelenkt. Dieser berühmte Anatom behauptet, dass der Mensch mit gewissen Muskeln ausgerüstet sei, ausschließlich zu dem Zwecke, seine Gemütsbewegungen auszudrücken. Da diese Ansicht offenbar mit dem Glauben in Widerspruch steht, dass der Mensch von irgendeiner anderen und niederen Form abstammt, so wurde es für mich notwendig, dieselbe eingehender zu betrachten. Ich wünschte gleichermaßen festzustellen, inwieweit die Gemütsbewegungen von den verschiedenen Menschenrassen in derselben Weise ausgedrückt werden; aber wegen des Umfangs des vorliegenden Werks hielt ich es für besser, diese Abhandlung selbständig zu veröffentlichen.

Sir Charles Bell (* 12. November 1774 in Doun in Monteath/Edinburgh; † 28. April 1842 in Hallow Park/Malvern Hills bei Worcester) war ein schottischer Anatom und Physiologe. Bell war ab 1828 Professor in London und ab 1836 Professor und Lehrstuhlinhaber der Chirurgie in Edinburgh.

[Prof. Haeckel war der einzige Schriftsteller, welcher zur Zeit des Erscheinens des vorliegenden Werkes den Gegenstand der geschlechtlichen Zuchtwahl seit der Veröffentlichung der „Entstehung der Arten“ besprochen und die volle Bedeutung desselben erkannt und erörtert hatte; er hat dies in seinen verschiedenen Arbeiten in sehr umsichtiger Weise getan.]

* * *

Erster Teil – Die Abstammung oder der Ursprung des Menschen – Erstes Kapitel – Tatsachen, welche für die Abstammung des Menschen von einer niederen Form zeugen

Erster Teil – Die Abstammung oder der Ursprung des Menschen –

Erstes Kapitel

Tatsachen, welche für die Abstammung des Menschen von einer niederen Form zeugen

https://www.projekt-gutenberg.org/darwin/abstammu/chap003.html

Natur der Beweise für den Ursprung des Menschen. – Homologe Bildungen beim Menschen und den niederen Tieren. – Verschiedene Punkte der Übereinstimmung. – Entwicklung. – Rudimentäre Bildungen; Muskeln, Sinnesorgane, Haare. Knochen, Reproduktionsorgane usw. – Die Tragweite dieser drei großen Klassen von Tatsachen in Bezug auf den Ursprung des Menschen.

* * *

Ein jeder, welcher zu entscheiden wünscht, ob der Mensch der modifizierte Nachkomme irgendeiner früher existierenden Form sei, würde wahrscheinlich zuerst untersuchen, ob der Mensch, in einem wie geringen Grade auch immer, seiner körperlichen Struktur nach und in seinen geistigen Fähigkeiten variiert, und wenn dies der Fall ist, ob diese Abänderungen seinen Nachkommen in Übereinstimmung mit den bei niederen Tieren geltenden Gesetzen überliefert werden; ferner, ob die Abänderungen, soweit es unsere Unwissenheit zu beurteilen gestattet, die Wirkungen derselben allgemeinen Ursachen sind und ob sie von denselben allgemeinen Gesetzen beherrscht werden wie bei anderen Organismen, z. B. von der Korrelation, den vererbten Wirkungen des Gebrauchs und Nichtgebrauchs usw. Ist ferner der Mensch ähnlichen Missbildungen unterworfen, infolge von Bildungshemmungen, von Verdoppelung von Teilen usw., und bietet er in irgendwelchen seiner Missbildungen einen Rückschlag auf einen früheren und älteren Bildungstypus dar? Natürlich ließe sich auch untersuchen, ob der Mensch, wie so viele anderen Tiere, Varietäten und Unterrassen habe entstehen lassen, die nur unbedeutend voneinander abweichen, oder Rassen, welche so verschieden voneinander sind, dass sie als zweifelhafte Spezies zu klassifizieren sind. Wie sind derartige Rassen über die Erde verbreitet und wie wirken sie bei einer Kreuzung aufeinander, sowohl in der ersten Generation, als in den folgenden? Und so ließen sich noch über viele andere Punkte Fragen aufstellen.

Bei dieser Untersuchung würde man dann zunächst zu der wichtigen Frage kommen, ob der Mensch zu einer im Verhältnis so rapiden Zunahme neigt, dass hierdurch gelegentlich heftige Kämpfe um das Dasein und infolgedessen wohltätige Abänderungen veranlasst werden, gleichviel ob am Körper oder am Geiste, welche dann bewahrt bleiben, während die nachteiligen beseitigt werden. Greifen die Rassen oder Arten, gleichviel welcher Ausdruck hier angewandt wird, über einander über und ersetzen einander, so dass einige schließlich unterdrückt werden? Wir werden sehen, dass alle diese Fragen, wie es in der Tat in Bezug auf die meisten derselben auf der Hand liegt, bejahend beantwortet werden müssen, in derselben Weise wie bei den niederen Tieren. Die verschiedenartigen, hier angedeuteten Betrachtungen können aber füglich eine Zeit lang noch zurückgestellt werden, und wir wollen zuerst nachsehen, inwieweit die körperliche Bildung des Menschen mehr oder weniger deutliche Spuren seiner Abstammung von irgendeiner niederen Form zeigt. In späteren Kapiteln werden dann die geistigen Fähigkeiten des Menschen im Vergleich mit denen der niederen Tiere betrachtet werden.

* * *

Die körperliche Bildung des Menschen. – Es ist notorisch, dass der Mensch nach demselben allgemeinen Typus oder Modell wie die anderen Säugetiere gebildet ist. Alle Knochen seines Skelets können mit entsprechenden Knochen eines Affen oder einer Fledermaus oder Robbe verglichen werden; dasselbe gilt für seine Muskeln, Nerven, Blutgefäße und Eingeweide. Das Gehirn, dieses bedeutungsvollste aller Organe, folgt denselben Bildungsgesetzen, wie Huxley und andere Anatomen gezeigt haben.  Bischoff [Die Großhirnwindungen des Menschen. 1868, p. 96. Die Schlussfolgerungen dieses Schriftstellers ebenso wie die, zu denen Gratiolet und Aeby in Bezug auf das Gehirn gelangt sind, werden in dem dem ersten Teile des vorliegenden Werks angefügten Anhange von Prof. Huxley erörtert werden.] welcher zu den Reihen der Gegner gehört, gibt zu, dass jede wesentliche Spalte und Falte in dem Gehirn des Menschen ihr Analogon in dem Gehirn des Orang findet; er fügt aber hinzu, dass auf keiner Entwicklungsperiode die Gehirne beider vollständig untereinander übereinstimmen.

Menschliches Gehirn

Eine völlige Übereinstimmung konnte man auch nicht erwarten, denn sonst würden ihre geistigen Fähigkeiten dieselben gewesen sein; Vulpian [Leçons sur la Physiol. 1866, p. 890, nach dem Zitat bei Dally, L'ordre des Primates et le Transformisme. 1868, p. 29.] bemerkt: „Les différences réelles, qui existent entre l'encéphale de l'homme et celui des singes supérieurs, sont bien minimes. II ne faut pas se faire d'illusions à cet égard. L'homme est bien plus près des singes anthropomorphes par les caraktères anatomiques de son cerveau, que ceux-ci ne le sont non seulement des autres mammifères, mais même de certains quadrumanes, des guenons et des macaques.“ Es wäre aber überflüssig, hier noch weitere Einzelheiten in Betreff der Übereinstimmung zwischen dem Menschen und den höheren Säugetieren in der Bildung des Gehirns und aller anderen Teile des Körpers anzuführen.

Es dürfte indessen der Mühe wert sein, einige wenige Punkte, welche nicht direkt oder augenfällig in Verbindung mit dem Körperbau stehen, speziell anzuführen, aus denen diese Übereinstimmung oder Verwandtschaft deutlich hervorgeht.

Der Mensch ist fähig, von den anderen Tieren gewisse Krankheiten aufzunehmen oder sie ihnen mitzuteilen, wie Wasserscheu, Pocken, Rotz, Syphilis, Cholera, Flechten usw., [Dr. W. Lauder Lindsay hat diesen Gegenstand ziemlich ausführlich behandelt im „Journal of Mental Science“, July, 1871, und in der „Edinburgh Veterinary Review“, July, 1858.] und diese Tatsache beweist die große Ähnlichkeit [Einer meiner Kritiker (British Quarterly Review, Octob. 1, 1871, p. 472) hat das, was ich hier gesagt habe, in sehr starker und verächtlicher Weise kritisiert; da ich aber nicht den Ausdruck „Identität“ brauche, sehe ich nicht ein, dass ich hier einen großen Irrtum begangen hätte. Zwischen der Tatsache, dass dieselbe oder eine sehr ähnliche Infektion oder Ansteckung bei zwei verschiedenen Tieren dieselbe Wirkung hervorruft, und der Prüfung zweier verschiedener Flüssigkeiten mit demselben chemischen Reagens scheint mir eine sehr starke Analogie zu bestehen.] ihrer Gewebe und ihres Blutes, sowohl in ihrem feineren Bau, als in ihrer Zusammensetzung, und zwar viel deutlicher, als es durch deren Vergleichung unter dem besten Mikroskop oder mit Hilfe der sorgfältigsten chemischen Analyse nachgewiesen werden kann. Die Affen sind vielen von denselben nicht contagiösen Krankheiten ausgesetzt, wie wir. So fand Rengger, [Naturgeschichte der Säugetiere von Paraguay. 1830, p. 50.] welcher eine Zeit lang den Cebus Azarae in seinem Vaterlande sorgfältig beobachtete, dass er Katarrh bekam, mit den gewöhnlichen Symptomen, welcher auch bei häufigen Rückfällen zu Schwindsucht führte. Diese Affen litten an Schlagfluss, Entzündung der Eingeweide und grauem Staar am Auge. Die jüngeren starben oft am Fieber während der Periode, in der sie ihre Milchzähne verloren; Arzneien haben dieselbe Wirkung auf sie, wie auf uns. Viele Arten von Affen haben eine starke Vorliebe für Tee, Kaffee und spirituose Getränke; sie können auch, wie ich selbst gesehen habe, mit Vergnügen Tabak rauchen. [Dieselben Geschmackseigentümlichkeiten kommen manchen noch niedrigeren Tieren zu. Mr. A. Nicols hat, wie er mir mitteilt, in Queensland in Australien drei Individuen von Phascolarctus cinereus gehalten; ohne dass es ihnen irgendwie gelehrt worden wäre, entwickelte sich bei ihnen ein starker Geschmack für Rum und für Tabakrauchen.]

Alfred Edmund Brehm (* 2.Februar 1829, † 11. November 1884)

Brehm behauptet, dass die Eingeborenen von Nord-Afrika die wilden Paviane dadurch fangen, dass sie Gefäße mit einem starken geistigen Getränke hinstellen, in welchem sich die Affen betrinken. Er hat mehrere dieser Tiere, die er in Gefangenschaft hielt, in diesem Zustande gesehen und gibt einen höchst komischen Bericht ihres Benehmens und ihrer wunderbaren Grimassen. Am folgenden Morgen waren sie sehr verstimmt und übel aufgelegt; sie hielten ihren schmerzenden Kopf mit beiden Händen und boten einen äußerst erbarmungswürdigen Anblick dar. Wurde ihnen Bier oder Wein angeboten, so wandten sie sich mit Widerwillen ab, labten sich dagegen an Zitronensaft. [Brehm, Tierleben. 2. Aufl. Bd. I, p 147, 155. Über den Ateles, p. 194. Wegen anderer analoger Angaben s. p. 72, 194.] Ein amerikanischer Affe, ein Ateles, wollte, nachdem er einmal von Branntwein trunken geworden war, nie mehr solchen anrühren; er war daher weiser als viele Menschen. Diese unbedeutenden Tatsachen beweisen, wie ähnlich die Geschmacksnerven bei den Affen und den Menschen sein müssen und in wie ähnlicher Weise ihr ganzes Nervensystem affiziert wird.

Der Mensch wird von inneren Parasiten geplagt, welche zuweilen tötliche Wirkungen hervorbringen, in gleicher Weise auch von äußeren; alle diese Schmarotzer gehören zu denselben Gattungen oder Familien wie die, welche andere Säugetiere bewohnen, und, was die Krätzmilbe betrifft, zu derselben Spezies. [Dr. W. Lauder Lindsay in: Edinburgh Veterinary Review, July, 1858, pag. 13.] Der Mensch ist in gleicher Weise wie andere Säugetiere, Vögel und selbst Insekten, [In Bezug auf Insekten s. Dr. Laycock, On a general law of vital periodicity. British Assoziat. 1842.  Macculloch sah einen Hund an dreitägigem Wechselfieber leiden. Silliman's Americ. Journ. of Science. XVII, 305. Ich werde später auf diesen Gegenstand zurückkommen.] jenem geheimnisvollen Gesetz unterworfen, welches gewisse normale Vorgänge, wie die Trächtigkeit, ebenso wie die Reife und die Dauer gewisser Krankheiten den Mondperioden zu folgen veranlasst. Seine Wunden werden durch denselben Heilungsprozess wieder hergestellt, und die nach der Amputation seiner Gliedmaßen gelassenen Stümpfe besitzen gelegentlich, besonders während der früheren embryonalen Periode, eine gewisse Fähigkeit der Regeneration wie bei den niedersten Tieren. [Die Beweise hiefür habe ich gegeben in der Schrift: „Über das Varieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation.“ 2. Aufl. Bd. II, p. 17 d. Übers.; Weiteres könnte noch hinzugefügt werden.]

Der ganze Hergang jener bedeutungsvollsten Verrichtung, der Fortpflanzung der Art, ist bei den Säugetieren in auffallender Weise derselbe, von dem ersten Akte der Werbung des Männchens an“ [Mares e diversis generibus Quadrumanorum sine dubio dignoscunt feminas humanas a maribus. Primum, credo, odoratu, postea aspectu. Mr. Youatt, qui diu in Hortis Zoologicis (Bestiariis) medicus animalium erat, vir in rebus observandis cautus et sagax, hoc mihi certissime probavit, et curatores ejusdem loci et alii e ministris confirmaverunt. Sir Anderew Smith et Brehm notabant idem in Cynozephalo. Illustrissimus Cuvier etiam narrat multam de hac re, qua ut opinor nihil turpius potest indicari inter omnia hominibus et quadrumanis communia. Narrat enim Cynozephalum quendam in furorem incidere aspectu feminarum aliquarum, sed nequaquam accendi tanto furore ab omnibus. Semper eligebat juniores et dignoscebat in turba et advocabat voce gestuque.“] bis zu der Geburt und der Ernährung der Jungen. Die Affen werden in einem fast genauso hilflosen Zustande geboren wie unsere eigenen Kinder; und in gewissen Gattungen weichen die Jungen in ihrem Aussehen von den Erwachsenen genau so viel ab, wie menschliche Kinder von ihren erwachsenen Eltern. [Diese Bemerkung machen in Bezug auf Cynozephalus und die anthropomorphen Affen Geoffroy St. Hilaire und Fr. Cuvier, Hist. natur. des Mammifères. Tom. I. 1824.] Einige Schriftsteller haben als einen wichtigen Unterschied hervorgehoben, dass beim Menschen die Jungen in einem viel späteren Alter zur Reife gelangen, als bei irgendeinem anderen Tier. Wenn wir aber einen Blick auf die Menschenrassen werfen, welche tropische Länder bewohnen, so ist der Unterschied nicht groß. Denn der Orang wird, wie man annimmt, nicht vor einem Alter von 10 bis 15 Jahren reif. [Huxley, Stellung des Menschen in der Natur, p. 38 (Übers.).] Der Mann weicht von der Frau in der großen Körperkraft, in dem Behaartsein usw., ebenso wie in Bezug auf den Geist, in derselben Weise ab, wie die beiden Geschlechter vieler Säugetiere voneinander abweichen. Es ist überhaupt die Übereinstimmung im allgemeinen Bau, in der feinen Struktur der Gewebe, in der chemischen Zusammensetzung und in der Konstitution zwischen dem Menschen und den höheren Tieren. besonders den anthropomorphen Affen eine äußerst enge.

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Embryonale Entwicklung

Embryonale Entwicklung. – Der Mensch entwickelt sich aus einem Eichen von ungefähr 1/125 Zoll (0,2 mm) im Durchmesser, welches in keiner Hinsicht von den Eichen anderer Tiere abweicht. Der Embryo selbst kann auf einer frühen Stufe kaum von dem anderer Glieder des Wirbeltierreichs unterschieden werden. Auf dieser Periode verlaufen die Halsarterien in bogenförmigen Ästen, als wenn sie das Blut zu Kiemen brächten, welche bei den höheren Wirbeltieren nicht vorhanden sind; doch sind die Spalten an den Seiten des Halses noch vorhanden (Fig. I, f. g.) und geben die frühere Stellung jener an. Auf einer etwas späteren Periode, wenn sich die Gliedmaßen entwickeln, entstehen, wie der berühmte v. Baer bemerkt, die Füße von Eidechsen und Säugetieren, die Flügel und Füße der Vögel und ebenso die Hände und Füße des Menschen sämtlich aus derselben Grundform.

Fig. 1. Die obere Figur ist ein menschlicher Embryo nach Ecker, die untere der eines Hundes nach Bischoff.a) Vorderhirn, Großhirnhemisphaeren etc. b) Mittelhirn, Vierhügel. c) Hinterhirn, Kleinhirn, verlängertes Mark. d) Auge. e) Ohr. f) Erster Visceralbogen. g) Zweiter Visceralbogen. H) Wirbelsäule und Muskelmasse. i) Vordere Gliedmaßen. K) Hintere Gliedmaßen. L) Schwanz oder Coccyx.

„Erst auf späteren Entwicklungsstufen“, sagt Professor Huxley, [Huxley, Stellung des Menschen in der Natur, p. 75 (Übers.).] „bietet das junge menschliche Wesen deutliche Verschiedenheiten von dem jungen Affen dar, welcher letztere ebenso weit vom Hunde in seiner Entwicklung abweicht, wie es der Mensch tut. So auffallend diese letztere Behauptung zu sein scheint, so ist sie doch nachweisbar richtig.“

Da manche meiner Leser vielleicht noch niemals die Abbildung eines Embryos gesehen haben, habe ich umstehend eine solche von einem Menschen und eine andere vom Hunde von ungefähr derselben Entwicklungsstufe gegeben, beide Kopien nach zwei Werken von zweifelloser Genauigkeit. [Der menschliche Embryo (obere Figur) ist nach Ecker, Icones physiol., 1851-1859, Tab. XXX. Fig. 2. Dieser Embryo war zehn Linien lang, so dass die Zeichnung sehr vergrößert ist. Der Hundeembryo ist nach Bischoff, Entwicklungsgeschichte des Hunde-Eies. 1845. Taf. XI, Fig. 42 B. Diese Zeichnung ist fünfmal vergrößert; der Embryo war 25 Tage alt. Die inneren Eingeweide sind weggelassen und die Uterinanhänge in beiden Figuren entfernt worden. Mich führte Prof. Huxley auf diese Abbildungen, dessen Werke „Stellung des Menschen in der Natur“ die Idee, sie hier zu geben, entnommen ist. Auch Haeckel hat analoge Figuren in seiner Schöpfungsgeschichte gegeben.]

Karl Ernst Ritter von Baer Edler von Huthorn (* 1792 auf Gut Piep (estnisch: "Piibe"), heute Gemeinde Rakke, in Gouvernement Estland, Russisches Kaiserreich; † 1876 in Dorpat, Gouvernement Estland) war ein deutsch-baltischer Mediziner und Naturforscher, insbesondere Zoologe, Embryologe, Anthropologe, Geograph, Forschungsreisender.

Nach den vorstehenden, auf Grund so bedeutender Autoritäten mitgeteilten Angaben würde es meinerseits überflüssig sein, noch eine Anzahl weiterer entlehnter Einzelheiten zu geben, um zu zeigen, dass der Embryo des Menschen streng dem anderer Säugetiere gleicht. Es mag indess noch hinzugefügt werden, dass der menschliche Embryo in verschiedenen Punkten seiner Bildung gleichfalls gewissen niederen Formen in deren erwachsenem Zustande ähnlich ist. So ist z. B. das Herz zuerst einfach ein pulsierendes Gefäß, die Exkremente werden durch eine Kloake entleert, und das Schwanzbein springt wie ein wahrer Schwanz vor, indem es sich beträchtlich „jenseits der rudimentären Beine“ verlängert. [Prof. Wyman, in: Proceed. Americ. Acad. of Sciences. Vol. IV. 1860, p. 17.] Bei den Embryonen aller luftatmenden Wirbeltiere entsprechen gewisse Drüsen, die sogenannten Wolffschen Körper, den Nieren erwachsener Fische und fungieren auch wie diese. [Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. I, p. 533.]

Selbst in einer späteren embryonalen Periode lassen sich einige auffallende Übereinstimmungen zwischen dem Menschen und den niederen Tieren beobachten. Bischoff sagt, dass die Gehirnwindungen eines menschlichen Fötus vom Ende des siebenten Monats ungefähr die Entwicklungsstufe erreichen, welche ein erwachsener Pavian zeigt. [Die Großhirnwindungen des Menschen. 1868, p. 95.] Wie Professor Owen bemerkt, [Anatomy of Vertebrates. Vol. II, p. 553.] „ist die große Zehe, welche beim Stehen oder Gehen den Stützpunkt bildet, vielleicht die charakteristischste Eigentümlichkeit des menschlichen Bau's“. Aber bei einem Embryo von ungefähr einem Zoll Länge fand Professor Wymanen, [Proceed. Soc. Nat. Hist, Boston, 1863. Vol. IX, p. 185.] „dass die große Zehe kürzer als die anderen und, statt diesen parallel zu sein, unter einem Winkel von dem Fußrande vorsprang und daher mit dem bleibenden Zustande dieses Teils bei den Affen übereinstimmte.“

Richard Owen (* 20. Juli 1804, 18. Dezember 1892)

Ich will mit der Anführung einer Stelle von Huxley schließen, [Die Stellung des Menschen in der Natur, p. 74.] welcher fragt, ob der Mensch in einer vom Hund, Vogel, Frosch oder Fisch verschiedenen Weise entstehe, und dann sagt: „die Antwort kann nicht einen Augenblick zweifelhaft sein, die Ursprungsweise und die frühen Entwicklungsstufen des Menschen sind mit denen der in dem Tierreiche unmittelbar unter ihm stehenden Formen identisch. Ohne allen Zweifel steht er in diesen Beziehungen den Affen viel näher, als die Affen dem Hunde stehen.“

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RudimenteRudimente. – Obgleich dieser Gegenstand nicht von wesentlich größerer Bedeutung ist als die beiden letzterwähnten, so soll er doch aus mehreren Gründen hier mit größerer Ausführlichkeit behandelt werden. [Ich hatte eine Skizze dieses Kapitels bereits niedergeschrieben, ehe ich eine wertvolle Abhandlung von G. Kanestrini gelesen hatte, welcher ich viel zu verdanken habe: Caratteri rudimentali in ordine all' origine del uomo, in: Annuario della Soc. d. Nat. Modena, 1867, p. 81. Haeckel hat ganz vorzügliche Erörterungen über diesen ganzen Gegenstand unter dem Titel Dysteleologie in seiner „Generellen Morphologie“ und seiner „Schöpfungsgeschichte“ angestellt.] Es lässt sich nicht eines der höheren Tiere anführen, welches nicht irgendeinen Teil in einem rudimentären Zustande besäße, und der Mensch bietet keine Ausnahme von dieser Regel dar. Rudimentäre Organe müssen von solchen unterschieden werden, welche auf dem Wege der Bildung sind, obschon in manchen Fällen die Unterscheidung nicht leicht ist. Die ersteren sind entweder absolut nutzlos, wie die Zitzen der männlichen Säugetiere oder die oberen Schneidezähne von Wiederkäuern, welche niemals das Zahnfleisch durchschneiden, oder sie sind von so untergeordnetem Nutzen für ihren jetzigen Besitzer, dass wir nicht annehmen können, sie hätten sich unter den jetzt existierenden Bedingungen entwickelt. Organe in diesem letzteren Zustand sind nicht streng genommen rudimentär, sie neigen aber nach dieser Richtung hin. Andererseits sind in der Bildung begriffene Organe, wenn auch noch nicht völlig entwickelt, für ihre Besitzer von großem Nutzen und weiterer Entwicklung fähig. Rudimentäre Organe sind äußerst variabel, und dies lässt sich zum Teil daraus verstehen, dass sie nutzlos oder nahezu nutzlos sind und infolgedessen nicht länger mehr der natürlichen Zuchtwahl unterliegen. Sie werden oft vollständig unterdrückt. Wenn dies eintritt, können sie nichtsdestoweniger gelegentlich durch Rückschlag wiedererscheinen, und dies ist ein der Aufmerksamkeit wohl werter Umstand.

Nichtgebrauch während derjenigen Lebensperiode, in welcher ein Organ sonst hauptsächlich gebraucht wird, und dies ist meist während der Reifezeit der Fall, in Verbindung mit Vererbung auf einem entsprechenden Lebensalter scheinen die hauptsächlichsten Ursachen gewesen zu sein, welche das Rudimentärwerden der Organe veranlassten. Der Ausdruck „Nichtgebrauch“ bezieht sich nicht bloß auf die verringerte Tätigkeit der Muskeln, sondern umfasst auch einen verminderten Zufluss von Blut nach einem Teile oder Organe hin; entweder weil dasselbe weniger Änderungen des Druckes ausgesetzt ist, oder weil es in irgendwelcher Weise weniger gewohnheitsgemäß tätig ist. Es können indessen Rudimente von Teilen in dem einen Geschlecht auftreten, welche im anderen Geschlecht normal vorhanden sind; und solche Rudimente sind, wie wir später sehen werden, oft in einer von der oben erwähnten verschiedenen Art entstanden. In manchen Fällen sind Organe durch natürliche Zuchtwahl verkümmert, weil sie der Art unter einer veränderten Lebensweise nachteilig geworden sind. Der Prozess der Verkümmerung wird wahrscheinlich oft durch die beiden Prinzipe der Kompensation und Ökonomie des Wachstums unterstützt; aber die letzten Stufen der Verkümmerung – wenn nämlich der Nichtgebrauch alles, was ihm einigermaßen zugeschrieben werden kann, vollbracht hat, und sobald die durch die Ökonomie des Wachstums bewirkte Ersparnis sehr klein sein würde [Einige gute kritische Bemerkungen über diesen Gegenstand haben Murie und Mivart gegeben, in: Transakt. Zool. Soc. Vol. VII, p. 92.] –, sind nur schwer zu erklären. Die endliche und vollständige Unterdrückung eines Teils, welcher bereits nutzlos und in der Größe sehr verkümmert ist, in welchem Falle weder Kompensation noch Ökonomie des Wachstums in's Spiel kommen können, lässt sich vielleicht mit Hilfe der Hypothese der Pangenesis verstehen und, wie es scheint, auf keine andere Weise. Da indess der ganze Gegenstand der rudimentären Organe in meinen früheren Werken [Varieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation. 2. Aufl. Bd. II, p. 359 und 450. s. auch Entstehung der Arten. 7. (deutsche) Aufl. p. 523.] ausführlich erläutert und erörtert worden ist, brauche ich hier über dieses Kapitel nichts mehr zu sagen.

In vielen Teilen des menschlichen Körpers hat man Rudimente verschiedener Muskeln beobachtet; [So gibt z. B. Richard (Annal. d. scienc. natur. 3. Ser. Zool. T. XVIII, p. 13) Beschreibung und Abbildung von Rudimenten des von ihm so genannten „muscle pédieux de la main“, welcher, wie er sagt, zuweilen „infiniment petit“ sei. Ein anderer, „Tibial postérieur“ genannter Muskel ist meist an der Hand gar nicht vorhanden, erscheint aber von Zeit zu Zeit in einem mehr oder weniger rudimentären Zustande.] und nicht wenige Muskeln, welche in manchen niederen Tieren regelmäßig vorhanden sind, können gelegentlich beim Menschen in einer beträchtlich verkümmerten Form nachgewiesen werden. Jedermann muss die Kraft beobachtet haben, mit welcher viele Tiere, besonders Pferde, ihre Haut bewegen oder erzittern machen, und dies wird durch den Panniculus carnosus bewirkt. Überbleibsel dieses Muskels in einem noch wirkungsfähigen Zustande werden an verschiedenen Teilen unseres Körpers gefunden, z. B. an der Stirn, wo sie die Augenbrauen erheben. Das Platysma myoides, welches am Halse entwickelt ist, gehört zu diesem System, kann aber nicht willkürlich in Tätigkeit gebracht werden. Wie mir Professor Turner von Edinburgh mitteilt, hat er gelegentlich Muskelfasern an fünf verschiedenen Stellen entdeckt, nämlich in den Achselhöhlen, in der Nähe der Schulterblätter usw., welche alle auf das System des großen Hautmuskels bezogen werden müssen. Er hat auch gezeigt, [Prof. W. Turner, Proc. Roy. Soc. Edinburgh, 1866-67, p. 65.] dass der Musculus sternalis oder „sternalis brutorum“, welcher nicht etwa eine Verlängerung des Rectus abdominis, sondern eng mit dem Panniculus verwandt ist, in dem Verhältnis von ungefähr 3 % unter mehr als 600 Leichnamen vorkam. Er fügte hinzu, dass dieser Muskel „eine vorzügliche Erläuterung der Angabe darbiete, dass gelegentlich auftretende und rudimentäre Bildungen besonders einer Abänderung in der Anordnung ausgesetzt sind.“

Einige wenige Personen haben die Fähigkeit, die oberflächlichen Muskeln ihrer Kopfhaut zusammenzuziehen, und diese Muskeln befinden sich in einem variabeln und zum Teil rudimentären Zustand.

Augustin Pyrame de Kandolle (* 4. Februar 1778 in Genf; † 9. September 1841) war ein Schweizer Botaniker.

Herr A. de Kandolle hat mir ein merkwürdiges Beispiel des lange erhaltenen Bestehens oder der langen Vererbung dieser Fähigkeit, ebenso wie ihrer ungewöhnlichen Entwicklung mitgeteilt. Er kennt eine Familie, von welcher ein Glied (das gegenwärtige Haupt der Familie), als junger Mann schwere Bücher von seinem Kopfe schleudern konnte, allein durch die Bewegung seiner Kopfhaut, und er gewann durch Ausführung dieses Kunststücks Wetten. Sein Vater, Onkel, Großvater und alle seine drei Kinder besitzen dieselbe Fähigkeit in demselben ungewöhnlichen Grade. Vor acht Generationen wurde diese Familie in zwei Zweige geteilt, so dass das Haupt des oben genannten Zweigs Vetter im siebenten Grade zu dem Haupte des anderen Zweigs ist. Dieser entfernte Verwandte wohnt in einem anderen Teile von Frankreich; und als er gefragt wurde, ob er diese selbe Fertigkeit besäße, produzierte er sofort seine Kraft. Dieser Fall bietet eine nette Erläuterung dafür dar, wie zäh eine absolut nutzlose Fähigkeit überliefert werden kann, welche wahrscheinlich von unseren alten halbmenschlichen Vorfahren herrührt; viele Affen haben nämlich das Vermögen, und benutzen es auch, ihre Kopfhaut stark vor- und rückwärts zu bewegen. [s. meine Schrift: „Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen und Tieren.“ 4. Aufl. 1884, p. 124.]

Die äußeren Muskeln, welche dazu dienen, das ganze äußere Ohr zu bewegen, und die inneren Muskeln, welche dessen verschiedene Teile bewegen, finden sich bei dem Menschen in einem rudimentären Zustande und sie gehören sämtlich zum System des Panniculus; sie sind auch in ihrer Entwicklung, oder wenigstens in ihren Funktionen, variabel. Ich habe einen Mann gesehen, welcher das ganze Ohr vorwärts ziehen konnte; andere können es nach oben ziehen; ein anderer konnte es rückwärts bewegen; [Kanestrini zitiert für ähnliche Tatsachen Hyrtl, (Anuario della Soc. dei Natural. Modena, 1867, p. 97).] und nach dem, was mir eine dieser Personen sagt, ist es wahrscheinlich, dass die meisten von uns dadurch, dass wir oft unsere Ohren berühren und hierdurch unsere Aufmerksamkeit auf sie lenken, nach wiederholten Versuchen etwas Bewegungskraft wiedererlangen könnten. Die Fähigkeit, die Ohren aufzurichten und sie nach verschiedenen Richtungen hinzuwenden, ist ohne Zweifel für viele Tiere von dem höchsten Nutzen, da diese hierdurch den Ort der Gefahr erkennen; ich habe aber nie auf zuverlässige Autorität hin von einem Menschen gehört, welcher auch nur die geringste Fähigkeit, die Ohren in dieser Weise zu richten, besessen hätte, die einzige Bewegung, welche für ihn von Nutzen sein könnte. Die ganze äußere Ohrmuschel kann man als Rudiment betrachten, zusammen mit den verschiedenen Falten und Vorsprüngen (Helix und Antihelix, Tragus und Antitragus usw.), welche bei den niederen Tieren das Ohr kräftigen und stützen, wenn es aufgerichtet ist, ohne sein Gewicht sehr zu vermehren. Manche Autoren vermuten indess, dass der Knorpel der Ohrmuschel dazu dient, die Schallschwingungen dem Hörnerv zu übermitteln. Mr. Toynbee kommt aber, [The Diseases of the Ear by J. Toynbee. London, 1860, p. 12. Ein angesehener Physiolog, Prof. Preyer, teilt mir mit, dass er in neuerer Zeit Versuche über die Funktionen der Ohrmuschel angestellt habe und ziemlich zu demselben Resultate gekommen sei, wie das oben erwähnte.] nachdem er alle bekannten Erfahrungen über diesen Punkt gesammelt hat, zu dem Schluss, dass die äußere Ohrmuschel von keinem bestimmten Nutzen ist. Die Ohren des Sschimpanse und Orang sind denen des Menschen merkwürdig ähnlich, auch sind die Ohrmuskeln gleichfalls nur sehr gering entwickelt, [Prof. A. Macalister, Annals and Mag. of Nat. Hist. Vol. VII. 1871. p. 342.] und mir haben die Wärter in den zoologischen Gärten versichert, dass diese Tiere sie nie bewegen oder aufrichten, so dass also diese Organe in einem gleichermaßen rudimentären Zustande sind, was die Funktion betrifft, wie beim Menschen.

Fig. 2. Menschliches Ohr, modelliert und gezeichnet von Mr. Woolner. a) der vorspringende Punkt.

Warum diese Tiere, ebenso wie die Voreltern des Menschen, die Fähigkeit, ihre Ohren aufzurichten, verloren haben, können wir nicht sagen. Es könnte sein, doch befriedigt mich diese Ansicht nicht völlig, dass sie infolge ihres Lebens auf Bäumen und wegen ihrer großen Kraft nur wenigen Gefahren ausgesetzt waren und deshalb während einer langen Zeit ihre Ohren nur wenig bewegt und dadurch allmählich das Vermögen, sie zu bewegen, verloren haben. Dies würde ein paralleler Fall mit dem jener großen und schweren Vögel sein, welche das Vermögen, ihre Flügel zum Fluge zu gebrauchen infolge des Umstandes verloren haben, dass sie ozeanische Inseln bewohnen und daher den Angriffen von Raubtieren nicht ausgesetzt gewesen sind. Die Unfähigkeit des Menschen und mehrerer Affen, die Ohren zu bewegen, wird indessen zum Teil dadurch ausgeglichen, dass sie den Kopf sehr frei in einer horizontalen Ebene bewegen und somit Laute aus allen Richtungen her auffangen können. Es ist behauptet worden, dass nur das Ohr des Menschen ein Läppchen besitze; „ein Rudiment ist aber beim Gorilla zu finden“ [Mr. St. George Mivart, Elementary Anatomy, 1873, p. 396.] und wie ich von Prof. Preyer höre, fehlt es nicht selten beim Neger.

Der berühmte Bildhauer Mr. Woolner macht mich auf eine kleine Eigentümlichkeit am äußeren Ohre aufmerksam, welche er oft sowohl bei Männern wie bei Frauen beobachtet und deren volle Bedeutung er erfasst hat. Seine Aufmerksamkeit wurde zuerst auf den Gegenstand gerichtet, als er seine Statue des „Puck“ arbeitete, welchem er spitze Ohren gegeben hatte. Er wurde hierdurch dazu veranlasst, die Ohren verschiedener Affen und später noch sorgfältiger die des Menschen zu untersuchen. Die Eigentümlichkeit besteht in einem kleinen stumpfen, von dem inneren Rande der äußeren Falte oder des Helix vorspringenden Punkte.

Ludwig Meyer (* 27. Dezember 1827 in Bielefeld; † 8. Februar 1900 in Göttingen) war ein deutscher Psychiater und Hochschullehrer. Er reformierte das Psychiatriewesen. Als getaufter Jude begann Meyer das Medizinstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er sich der Bonner Burschenschaft Frankonia anschloss.

Wenn er vorhanden ist, ist er bei der Geburt schon entwickelt und findet sich, nach Prof. Ludwig Meyer, häufiger beim Manne, als bei der Frau. Mr. Woolner hat ein sorgfältiges Modell eines solchen Falles gemacht und mir die vorstehende Zeichnung (Fig. 2) geschickt. Dieser Punkt springt nicht bloß nach innen nach dem Mittelpunkte des Ohres hin, sondern oft etwas nach außen von der Ebene des Ohres vor, so dass er sichtbar wird, wenn der Kopf direkt von vorn oder von hinten betrachtet wird. Er ist in der Größe und auch etwas in der Stellung variabel, indem er entweder etwas höher oder tiefer steht; zuweilen kommt er auch nur an dem einen Ohre und nicht gleichzeitig am anderen vor. Sein Vorkommen ist nicht auf den Menschen beschränkt; ich beobachtete einen Fall bei einem Ateles beelzebuth im zoologischen Garten; und Dr. E. Ray Lankester teilt mir einen anderen Fall von einem Sschimpanse im Hamburger zoologischen Garten mit.

Edwin Ray Lankester war der Sohn des Mediziners Edwin Lankester (1814–1874). Lankester war von 1874 bis 1890 Jodrell Professor of Zoology am University Kollege London.

Der Helix besteht offenbar aus dem nach innen gefalteten äußeren Rande des Ohrs, und diese Faltung scheint in irgendeiner Weise damit zusammenzuhängen, dass das ganze äußere Ohr beständig nach rückwärts gedrückt wird. Bei vielen Affen, welche nicht hoch in der ganzen Ordnung stehen, wie bei den Pavianen und manchen Arten von Macacus, [s. auch die Bemerkungen und die Abbildungen der Lemuridenohren in der vortrefflichen Abhandlung von Murie und Mivart in den Transakt. Zool. Soc. Vol. VII. 1869, p. 6 und 90.] ist der obere Teil des Ohrs leicht zugespitzt, und der Rand ist durchaus nicht nach innen gefaltet.

John Langdon Haydon Down, von ihm 1868 geändert zu John Haydon Langdon Down (* 18. November 1828 in Torpoint, Cornwall; † 7. Oktober 1896 in Normansfield Hospital, Teddington), war ein britischer Arzt. 

Wäre aber der Rand in dieser Weise gefaltet worden, so würde notwendig eine kleine Spitze nach innen und wahrscheinlich auch etwas nach außen von der Ebene des Ohrs vorspringen; und so ist eine solche auch, wie ich glaube, in vielen Fällen entstanden. Andererseits behauptet Prof. L. Meyer in einem vor kurzem veröffentlichten guten Aufsatze, [Über das Darwinsche Spitzohr in: Archiv für path. Anat. und Phys. 1871, p. 485.] dass das Ganze bloß ein Fall von Variabilität sei, und dass die Vorsprünge nicht wirklich solche seien, sondern nur daher rührten, dass der innere Knorpel zu jeder Seite der Spitze nicht vollständig entwickelt sei. Ich bin völlig bereit zuzugeben, dass dies für viele Fälle, so für die von Prof. Meyer abgebildeten, wo mehrere sehr kleine Spitzen sich fanden oder wo der ganze Rand buchtig ist, die richtige Erklärung ist. Ich selbst habe durch die Gefälligkeit des Dr. L. Down das Ohr eines mikrozephalen Idioten sehen können, bei dem sich an der Außenseite des Helix und nicht an dem nach innen gefalteten Rande ein Vorsprung befand; die Spitze kann daher in diesem Falle in keiner Beziehung zu einer frühern Ohrspitze stehen. Nichtsdestoweniger scheint mir meine ursprüngliche Ansicht, dass diese Vorsprünge Überreste der Spitzen früher aufgerichteter und zugespitzter Ohren seien, noch immer die wahrscheinlich richtige zu sein. Ich glaube dies wegen der Häufigkeit des Vorkommens derselben und wegen der allgemeinen Übereinstimmung ihrer Stellung mit der der Spitze eines zugespitzten Ohrs.

mikrozephaler Idiot

In einem Falle, von dem mir eine Fotografie zugesandt wurde, ist der Vorsprung so groß, dass, wenn man im Einklänge mit Prof. Meyer's Ansicht annehmen wollte, das Ohr würde durch die gleichmäßige Entwicklung des Knorpels, entlang der ganzen Ausdehnung des Randes vollständig werden, dieser ein ganzes Drittel des Ohres bedecken würde. Zwei Fälle sind mir mitgeteilt worden, einer von Nord-Amerika und einer von England, bei denen der obere Rand gar nicht nach innen gefaltet, sondern zugespitzt war, so dass er im Umriss dem zugespitzten Ohre eines gewöhnlichen Säugetieres sehr ähnlich war. In einem dieser Fälle, dem eines kleinen Kindes, verglich der Vater das Ohr mit der Zeichnung eines Affenohrs, des Ohrs vom Cynopithecus niger, die ich mitgeteilt habe, [Ausdruck der Gemütsbewegungen. 4. Aufl. 1884, p. 118.] und meinte, dass beider Umrisse einander sehr ähnlich seien. Wenn in diesen beiden Fällen der Rand in der normalen Weise nach innen gefaltet worden wäre, so hätte sich ein Vorsprung nach innen bilden müssen. Ich will noch hinzufügen, dass in zwei anderen Fällen der Umriss nach innen etwas zugespitzt blieb, obschon der Rand des obern Teils des Ohrs völlig normal, in einem Falle freilich sehr schmal, nach innen gefaltet war.

Der vorstehende Holzschnitt (Fig. 3) ist eine sorgfältig gefertigte Kopie einer Fotografie eines Orang-Fötus (die mir freundlichst von Dr. Nitsche zugesandt wurde), an welcher zu sehen ist, wie verschieden der zugespitzte Umriss des Ohres in dieser Periode von dessen Form im erwachsenen Zustande ist, wo es eine große allgemeine Ähnlichkeit mit dem des Menschen hat.

Fig. 3. Fötus eines Orangs. Genaue Kopie einer Fotografie, um die Form des Ohres in diesem frühen Alter zu zeigen.

Ganz offenbar wird das Herunterfalten der Spitze eines solchen Ohres, wenn es sich nicht während seiner weitern Entwicklung noch bedeutend verändert, einen nach innen vorspringenden Fortsatz entstehen lassen. Es scheint mir daher im Ganzen noch immer wahrscheinlich, dass die in Rede stehenden Vorsprünge in manchen Fällen, sowohl beim Menschen als bei Affen, Überbleibsel eines früheren Zustandes sind.

Die Nickhaut, oder das dritte Augenlid, mit ihren akzessorischen Muskeln und anderen Gebilden ist besonders wohl entwickelt bei den Vögeln und ist für diese von großer funktioneller Bedeutung, da sie sehr schnell über den ganzen Augapfel gezogen werden kann. Sie findet sich auch bei manchen Reptilien und Amphibien und bei gewissen Fischen, wie z. B. bei Haifischen. Sie ist ziemlich gut entwickelt in den beiden unteren Abteilungen der Säugetiere, nämlich bei den Monotremen und Marsupialien und in einigen wenigen unter den höheren Säugetieren, wie beim Walross. Beim Menschen und den Quadrumanen dagegen, wie bei den meisten übrigen Säugetieren existiert sie, wie alle Anatomen annehmen, nur als ein bloßes Rudiment, als die sogenannte halbmondförmige Falte. [J. Müller, Handbuch der Physiologie. 4. Aufl. Bd. 2, p. 312. Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. III, p. 260; derselbe über das Walross: Proceed. Zool. Soc. 8. Novbr. 1854. s. auch R. Knox, Great Artists and Anatomists, p. 106. Dies Rudiment ist, wie es scheint, bei Negern und Australiern etwas größer als bei Europäern. s. C. Vogt, Vorlesungen über den Menschen. Bd. I, p. 162.]

Der Geruchssinn ist für die größere Zahl der Säugetiere von der höchsten Wichtigkeit, für einige, wie die Wiederkäuer, dadurch, dass er dieselben vor Gefahren warnt, für andere, wie die Carnivoren, dass er sie die Beute finden lässt, für noch andere, wie den wilden Ebern, zu beiden Zwecken. Der Geruchssinn ist aber von äußerst untergeordnetem Nutzen, wenn überhaupt von irgendwelchem, selbst für die dunkelfarbigen Rassen, bei denen er allgemein noch höher entwickelt ist als bei den zivilisierten Rassen; [Sehr bekannt und auch von Anderen bestätigt ist der Bericht, den Al. von Humboldt von dem Geruchsvermögen der Eingeborenen von Süd-Amerika gibt.  Houzeau behauptet (Études sur les Fakultés Mentales etc. Tom. I. 1872, p. 91), wiederholt Versuche angestellt und constatiert zu haben, dass Neger und Indianer im Dunkeln Personen an ihrem Geruche erkennen können. Dr. W. Ogle hat einige merkwürdige Beobachtungen über den Zusammenhang des Riechvermögens mit dem Farbstoff der Schleimhaut des riechenden Teils der Nasenhöhle ebenso wie der Körperhaut gemacht. Ich habe daher im Texte von den dunkelfarbigen Rassen als von den mit feinerem Geruchssinn, als die Weißen, begabten gesprochen. s. Ogle's Aufsatz in: Medico-chirurgical Transaktions, London. Vol. LIII. 1870, p. 276.] doch warnt er sie weder vor Gefahren, noch leitet er sie zur Nahrung; auch verhindert er nicht, dass die Eskimos in der übelriechendsten Atmosphäre schlafen, oder dass viele Wilde halbfaules Fleisch essen. Bei Europäern ist das Geruchsvermögen bei verschiedenen Individuen sehr verschieden, wie mir ein ausgezeichneter Naturforscher versichert hat, bei dem dieser Sinn sehr hoch entwickelt ist und der dem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewandt hat. Wer an das Prinzip einer stufenweisen Entwicklung glaubt, wird nicht leicht zugeben, dass dieser Sinn in seinem jetzigen Zustande ursprünglich vom Menschen, wie er jetzt existiert, erlangt wurde. Er erbte die Fähigkeit in einem abgeschwächten und insofern rudimentären Zustande von irgendeinem früheren Vorfahren, dem sie äußerst nutzbar war und von dem sie beständig gebraucht wurde.

Henry Maudsley wurde 1835 geboren und verstarb 1918. Er begründete in England die forensische Psychiatrie, insbesondere mit seinem Buch Physiology and pathology of the mind.

Bei den Tieren, welche diesen Sinn in hoher Entwicklung besitzen, wie bei Hunden und Pferden, ist die Erinnerung an Personen und Orte entschieden mit ihrem Geruch vergesellschaftet; und es lässt sich vielleicht hierdurch verstehen, woher es kommt, dass, wie Dr. Maudsley richtig bemerkt hat, [The Physiology and Pathology of Mind. 2. Edit. 1868, p. 134.] der Geruchssinn beim Menschen „in einer merkwürdig wirksamen Weise Ideen und Bilder bereits vergessener Szenen und Orte wieder erweckt“.

Der Mensch weicht auffallend von allen übrigen Primaten darin ab, dass er fast nackt ist. Doch finden sich wenige kurze steife Haare über den größeren Teil des Körpers beim männlichen Geschlecht und feine dunenartige an dem des weiblichen. Die verschiedenen Rassen weichen sehr in dem Behaartsein voneinander ab; bei Individuen, welche zu derselben Rasse gehören, sind die Haare äußerst variabel, nicht bloß in der Menge, sondern auch in der Stellung. So sind bei manchen Europäern die Schultern völlig nackt, während sie bei anderen dicke Haarbüschel tragen. [Eschricht, Über die Richtung der Haare am menschlichen Körper, in: Müller's Archiv für Anat. und Phys. 1837, p. 47. Ich werde mich oft auf diese sehr interessante Arbeit zu beziehen haben.] Es lässt sich wohl kaum bezweifeln, dass die in dieser Weise über den Körper zerstreuten Haare die Überbleibsel des gleichförmigen Haarkleids der niederen Tiere sind. Diese Ansicht wird dadurch umso wahrscheinlicher, dass, wie bekannt ist, feine, kurze und hellgefärbte Haare an den Gliedmaßen und anderen Teilen des Körpers sich gelegentlich zu dicht stehenden langen und im Ganzen groben dunklen Haaren entwickeln, wenn sie in der Nähe alter, entzündeter Oberflächen abnorm ernährt werden. [Paget, Lectures on Surgical Pathology. 1853. Vol. I, p. 71.]

Sir James Paget teilt mir mit, dass Personen, welche zu einer und derselben Familie gehören, oft in ihren Augenbrauen einzelne wenige Haare haben, die viel länger als die übrigen sind, so dass diese unbedeutende Eigentümlichkeit vererbt zu werden scheint. Auch diese Haare scheinen ihre Repräsentanten zu haben; denn an einem jungen Sschimpanse, und bei gewissen Arten von Macacus, finden sich zerstreut stehende, beträchtlich lange Haare auf der nackten Haut oberhalb der Augen, die unseren Augenbrauen entsprechen; ähnliche lange Haare springen aus der Haarbekleidung der Augenbrauenleisten bei manchen Pavianen vor.

Das feine, wollähnliche Haar oder der sogenannte Lanugo, mit welchem der menschliche Fötus während des sechsten Monats dicht bedeckt ist, bietet einen noch merkwürdigeren Fall dar.

Sir James Paget, 1. Baronet (* 11. Januar 1814 in Great Yarmouth; † 30. Dezember 1899 in London) war ein englischer Chirurg und Vizekanzler der Londoner Universität. Er ist Namensgeber zweier "Morbus Paget" genannter Erkrankungen, die heute auch als Osteodystrophia deformans und Paget-Karzinom bekannt sind sowie ferner des Paget-von-Schroetter-Syndroms.

Daniel Frederik Eschricht (* 18. März 1798 in Kopenhagen; † 22. Februar 1863) war ein dänischer Arzt (Physiologie, Anatomie) und Zoologe.

Er entwickelt sich zuerst während des fünften Monats an den Augenbrauen und dem Gesicht und besonders um den Mund, wo er viel länger als auf dem Kopfe ist. Ein Schnurrbart dieser Art wurde von Eschricht [Eschricht, Über die Richtung der Haare am menschlichen Körper, in: Müller's Archiv für Anat. und Phys. 1837, p. 40, 47.] an einem weiblichen Fötus beobachtet. Doch ist dies kein so auffallender Umstand, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag; denn die beiden Geschlechter gleichen einander in allen äußeren Merkmalen während der früheren Wachstumsperioden sehr. Die Richtung und Anordnung der Haare auf allen Teilen des Embryonalkörpers sind dieselben wie beim erwachsenen Körper, unterliegen aber bedeutender Variabilität. So ist die ganze Oberfläche, selbst mit Einschluss der Stirn und der Ohren, dicht bekleidet; es ist aber eine bezeichnende Tatsache, dass die Handflächen und Fußsohlen völlig nackt sind, wie es die unteren Flächen aller vier Extremitäten der niederen Tiere sind. Da dies kaum eine zufällige Übereinstimmung sein kann, so stellt die wollige Bedeckung des Fötus wahrscheinlich das erste bleibende Haarkleid derjenigen Säugetiere dar, welche behaart geboren werden. Es sind Berichte von drei oder vier Fällen veröffentlicht worden, wo Personen über ihren ganzen Körper und das Gesicht dicht mit feinem langen Haar bedeckt geboren waren; und dieser merkwürdige Zustand wird streng vererbt und steht mit einer abnormen Entwicklung der Zähne in Korrelation. [s. mein „Varieren der Tiere u. Pflanzen im Zustande der Domesk 2. Aufl. Bd. II, p. 373. Prof. Alex. Brandt hat mir vor kurzem einen weiteren Fall mitgeteilt von einem Vater und Sohn, die in Russland mit denselben Eigentümlichkeiten geboren wurden. Ich habe Zeichnungen von beiden aus Paris erhalten.]  hat, wie er mir mitteilt, das Haar vom Gesicht eines in dieser Weise ausgezeichneten, fünfunddreißigjährigen Menschen mit dem Lanugo eines Fötus verglichen und beides in der Textur völlig ähnlich gefunden; er bemerkt dazu, dass deshalb der Fall wohl einer Entwicklungshemmung des Haares in Verbindung mit einem fortbestehenden Wachstum zugeschrieben werden könne. Wie mir ein Arzt an einem Kinderhospital versichert hat, ist der Rücken vieler zarter Kinder mit langem seidenartigem Haar bedeckt, welche Fälle wahrscheinlich in dieselbe Kategorie gehören.

Es scheint, als wenn der hinterste Backzahn, der sogenannte Weisheitszahn, bei den zivilisierten Menschenrassen rudimentär zu werden strebte. Diese Zähne sind meistens kleiner als die anderen Backzähne, wie es gleichfalls mit den entsprechenden Zähnen beim Sschimpanse und Orang der Fall ist; auch haben sie nur zwei getrennte Wurzeln. Sie durchbrechen das Zahnfleisch nicht eher als im siebzehnten Jahre ungefähr, und man hat mir versichert, dass sie viel mehr der Zerstörung ausgesetzt sind und früher verloren werden, als die anderen Zähne; doch widersprechen dem ausgezeichnete Zahnärzte. Auch sind sie viel mehr, sowohl in ihrer Bildung, als in der Zeit ihrer Entwicklung, zu variieren geneigt als die anderen Zähne. [Dr. Webb, Teeth in Man and the Anthropoid Apes. Zitiert von C. Carter Blake in Anthropolog. Review, July, 1867, p. 299.] Bei den schwarzen Rassen sind dagegen die Weisheitszähne gewöhnlich mit drei getrennten Wurzeln versehen und meist gesund; auch weichen sie von den anderen Backzähnen weniger in der Größe ab, als bei den kaukasischen Rassen. [Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. III, p. 320, 321, 325.] Professor Schaaffhausen erklärt diese Verschiedenheit zwischen den Rassen dadurch, dass „der hintere zahntragende Abschnitt der Kiefer“ bei den zivilisierten Rassen [Über die primitive Form des Schädels. Übers. in Anthropolog. Review. Oct. 1868, p. 426.] „immer verkürzt“ ist; und ich meine, diese Verkürzung kann man ruhig dem Umstande zuschreiben, dass zivilisierte Menschen sich gewöhnlich von weichen, gekochten Speisen ernähren und daher ihre Kinnladen weniger gebrauchen.

Hermann Schaaffhausen – 1816 – 1893 – deutscher Anthropologe und Naturwissenschaftler

Mr. Brace teilt mir mit, dass es in den Vereinigten Staaten eine durchaus gewöhnliche Operation werde, bei Kindern einige Backzähne zu entfernen, da die Kinnladen nicht groß genug wachsen für die vollständige Entwicklung der normalen Zahl. [Prof. Mantegazza schreibt mir aus Florenz, dass er neuerdings den letzten Backzahn bei den verschiedenen Menschenrassen untersucht habe und zu dem gleichen Resultate, wie das im Texte mitgeteilte, gekommen sei, dass er nämlich bei den höheren oder zivilisierten Rassen auf dem Wege der Atrophie oder Elimination sei.]

Paolo Mantegazza (31. Oktober 1831 - 28. August 1910) war ein italienischer Neurologe, Physiologe und Anthrapologe

In Bezug auf den Verdauungskanal ist mir nur ein einziges Beispiel von einem Rudimente vorgekommen, nämlich der wurmförmige Anhang des Blinddarms. Der Blinddarm ist eine Abzweigung oder ein Divertikel des Darms, welcher mit einem Blindsack endigt, und bei vielen niedrigeren pflanzenfressenden Säugetieren ist er außerordentlich lang, bei dem marsupialen Koala ist er faktisch über dreimal so lang wie der ganze Körper. [Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. III, p. 416, 434, 441.] Zuweilen ist er in einen langen, sich allmählich zuspitzenden Fortsatz ausgezogen und zuweilen in Abteilungen abgeschnürt. Es scheint, als wenn infolge veränderter Ernährung oder Lebensweise der Blindsack bei verschiedenen Tieren sehr verkürzt worden sei, wo dann der wurmförmige Anhang als Rudiment des verkürzten Teils übrig blieb.

Giovanni Kanestrini – 1835 – 1900 – war ein italienischer Naturwissenschaftler: Zoologe