Chefarzt Dr. Holl 2024 - Marlene Menzel - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 2024 E-Book

Marlene Menzel

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Beschreibung

Alisa und Melanie sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Nun scheint ihr größter Traum wahr zu werden: eine Doppelhochzeit. In einem romantischen Landgasthaus am Stadtrand von München wollen sie ihren Partnern Seite an Seite das Ja-Wort geben. Doch unter dem harmonischen Schein brodelt es gewaltig - denn Alisa hütet ein dunkles Geheimnis. Und ausgerechnet am Tag der Trauung kommt es ans Licht. Die Hochzeit droht zu platzen, und auch die innige Freundschaft der beiden Frauen steht auf dem Spiel. Aber das ist nicht die einzige Katastrophe an diesem Tag: Plötzlich geht es um weit mehr als enttäuschte Erwartungen - nämlich um Leben und Tod ...

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Zwei Hochzeiten und ein Wespenstich

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Zwei Hochzeiten und ein Wespenstich

Roman über einen Glückstag, der ein dramatisches Ende nahm

Von Marlene Menzel

Alisa und Melanie sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Nun scheint ihr größter Traum wahr zu werden: eine Doppelhochzeit. In einem romantischen Landgasthaus am Stadtrand von München wollen sie ihren Partnern Seite an Seite das Ja-Wort geben.

Doch unter dem harmonischen Schein brodelt es gewaltig – denn Alisa hütet ein dunkles Geheimnis. Und ausgerechnet am Tag der Trauung kommt es ans Licht. Die Hochzeit droht zu platzen, und auch die innige Freundschaft der beiden Frauen droht nach all den Jahren zu zerbrechen.

Aber das ist nicht die einzige Katastrophe an diesem Tag: Plötzlich geht es um weit mehr als enttäuschte Erwartungen – nämlich um Leben und Tod ...

»Ein Schloss? Du meinst, so richtig mit Freitreppe, Ballsaal und Schlossgarten?«, rief Alisa Weihmann begeistert und klatschte in die Hände. Ihre wallenden, braunen Locken flogen von links nach rechts, und die schokobraunen Augen der jungen Frau wurden noch ein Stück größer. »Das wird so aufregend. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Schade, dass Brian mir immer noch keinen Antrag gemacht hat, wir hätten sonst gleichzeitig feiern können.«

Melanie Breisgau strich sich das glatte, dunkelblonde Haar zurück und lächelte aufmunternd. »Er macht es spätestens, wenn er sieht, wie schön die Hochzeit von Joel und mir wird. Ganz bestimmt.«

»Dein Wort in Gottes Ohr.« Alisa schnaufte und verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Ich habe das Gefühl, dass ich ihm alles vorsagen muss und er nie von selbst darauf kommt, dass mir ein Ring am Finger stehen könnte.«

Ihre Freundin legte ihre Hand beruhigend an Alisas Arm. »Vielleicht ist er nur vorsichtig. Hat er nicht mal angedeutet, eine schlimme Beziehung hinter sich zu haben?«

Alisa zog die Beine an und vergrub ihr halbes Gesicht hinter ihren Knien. Die Arme schlang sie ringsherum. Genau so hatte sie es früher schon gemacht, wenn sie beleidigt gewesen war.

Melanie wusste instinktiv, was zu tun war, wenn ihre Freundin Frust schob. Sie holte Schokoladeneis aus dem Gefrierfach und zwei lange Löffel. Dazu gab es einen albernen Horrorfilm mit so schlechten Effekten, dass man viel zu lachen hatte.

Alisa beruhigte sich, wie erhofft, und legte irgendwann ihren Kopf in Melanies Schoß.

Sie waren seit jeher wie Schwestern. Manchmal fand es Melanie schade, dass sie Alisa nicht wirklich schon von Geburt an kannte, sondern erst kennengelernt hatte, als sie bereits sieben und acht Jahre alt gewesen waren. Was hätten sie alles für Abenteuer erleben und Unsinn anstellen können bis dahin!

»Woran denkst du?«, fragte Alisa mit Blick auf den flimmernden Fernseher.

»An früher. Irgendwie war das Leben damals noch einfacher.«

»Das denkt man immer über frühere Zeiten, aber wir hatten damals nur andere Probleme als heute. Sorgen gibt es eigentlich immer.«

Melanie biss sich auf die Zunge. Wie dumm von ihr! Alisa war in einer Pflegefamilie großgeworden, die sie geliebt hatte, doch davor hatte sie in einem Waisenhaus gelebt. Kein schöner Gedanke. Natürlich kannte sie von klein auf Sorgen und Probleme. Wie es sich anfühlte, wenn die eigenen Eltern einen nicht wollten, hatte Melanie zum Glück nie erfahren.

Kein Wunder, dass sich Alisa Geborgenheit wünschte und von einer Hochzeit träumte. Sie wollte dadurch bestimmt auch ein Stück Sicherheit zurückgewinnen. Außerdem half es dem Selbstwertgefühl, wenn sich ein Mann für immer binden wollte und diesen wichtigen Schritt für die Frau seiner Träume ging. Ein Versprechen für die Ewigkeit – im besten Fall.

»Sorry, Süße, ich habe nicht nachgedacht«, raunte Melanie und strich ihrer Freundin verträumt durchs Haar.

»Schon gut. Ich weiß ja, wie du es meinst.« Man hörte einen traurigen Unterton heraus. Sie setzte sich auf einmal wieder auf und blickte zu Boden, statt in Melanies Augen. »Weißt du, ich habe mal geglaubt, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben, aber das war nur ein blasser Traum.«

»Manchmal gehen Träume in Erfüllung. Bist du denn nicht glücklich mit Brian?«

»Doch, schon«, sagte sie schnell, aber man konnte in ihrem Gesicht ablesen, wie sehr sie haderte. »Er ist süß, intelligent, aufmerksam ... ein echt guter Fang, würden die meisten sagen. Und ich bin auch dankbar, dass ich Brian getroffen habe, aber irgendwie fehlt mir dieses Knistern. Sollte ich nicht aufgeregter sein, wenn ich ihn sehe? Von Anfang an war ich nie nervös bei unseren Treffen, mir hat nie das Herz bis zum Hals geschlagen.«

»Das Knistern, das du mit dem anderen Mann noch hattest?«

»Genau das.«

»Meinst du nicht, dass war einfach nur Lust und nicht Liebe? Wenn man jemanden ehrlich liebt, braucht es nicht nur Körperliches, sondern viel mehr von allem anderen«, erwiderte Melanie ruhig. »Ich denke eher, es ist ein gutes Zeichen, dass du dich in Brians Nähe anders fühlst. Bei ihm scheinst du instinktiv zu wissen, dass du ganz du selbst sein kannst. Du musst dich nicht verstellen und fühlst dich wohl. Es muss nicht immer mit einem Knall starten, sondern kann auch langsam und über Jahre hinweg zu einer festen Bindung heranwachsen.«

»Aber Brian ist so ... unaufregend!«, beschwerte sie sich und stach ihren Löffel erneut in das Eis, das bereits pampig war und zurück ins Gefrierfach gehörte.

»Das hat auch Vorzüge. Er wird dir bestimmt nicht fremdgehen oder dich anlügen. Ich habe ihn als ehrlich und charmant in Erinnerung. Ein Mann, auf den du dich verlassen kannst.« Melanie schluckte, als sie an ihren Verlobten Joel dachte.

Er war die Liebe ihres Lebens, er war es vom ersten Moment an gewesen. Bei ihm hatte es tief in ihr gekribbelt, und sie waren schon nach kurzer Zeit körperlich geworden. Aus einer Bettgeschichte wurde schließlich eine echte Beziehung, und nun waren sie nach drei aufregenden Jahren verlobt. Beinahe fühlte sich Melanie schlecht, weil sie sah, wie sehr Alisa unter ihrem Glück litt.

Alisa wollte es nicht zugeben, aber sie wünschte sich genau das, was Melanie hatte. Und Melanie hoffte, dass Brian endlich aus dem Tritt kam und ihrer Freundin den langersehnten Antrag machte. Womöglich könnten sie dann beide diesen Sommer heiraten, wenn Alisa rechtzeitig die passende Location fand.

»Hast du es ihm denn schon einmal ganz direkt gesagt, dass du heiraten möchtest?«

»Eher durch die Blume, aber das ungefähr zwanzig Mal.« Sie rollte mit den Augen und steckte sich den nächsten Löffel Schokoladeneis in den Mund.

Melanie schmunzelte. »Männer brauchen manchmal klare Anweisungen. Hintenherum oder mit vagen Andeutungen können sie meist nichts anfangen. Sag Brian klipp und klar, was du willst. Oder du könntest selbst die Verantwortung übernehmen und ihm einen Antrag machen. Du bist doch eine moderne Frau. Wieso also nicht?«

Entsetzt starrte Alisa sie an. »Auf gar keinen Fall! Wenn schon, dann soll er es selbst wollen und mir den Antrag machen!«

»Wie du willst, aber dann wartest du vielleicht ewig.«

Sie achteten inzwischen nicht mehr auf den scheußlichen Film, dessen Drehbuch wahrscheinlich von einem Grundschüler verfasst worden war. Gerade spritzte mal wieder Blut gegen die Kamera, sodass man möglichst wenig von den Schauspielern und den billigen Effekten sah.

Melanie wusste, dass sie streng mit ihrer Freundin umging, aber wenn diese Ergebnisse sehen wollte, sollte sie vielleicht besser selbst die Initiative ergreifen. Melanie kannte Alisa sonst nicht so zurückhaltend.

»Liebst du ihn denn?«, fragte sie nach einer Weile, als bereits der Abspann lief.

Alisa umarmte inzwischen ein großes Kissen und hielt ihren Blick starr geradeaus gerichtet. »Ich denke schon.«

»Was hält dich dann noch zurück? Brian ist doch ein netter Mann. Er sieht gut aus, ist intelligent ... alles, was du vorhin aufgezählt hast. Ich habe das Gefühl, dass ihr gut zueinanderpasst.«

Melanie ahnte, dass es wieder einmal nur daran lag, dass Alisa zu wählerisch war. Sie suchte immer das Haar in der Suppe und beendete ihre Beziehungen meistens, ehe es ernst wurde. Nun heiratete ausgerechnet ihre beste Freundin, und auf einmal wollte sie auch den Bund der Ehe schließen. Hatte sie etwa Angst, dass Melanie und sie sonst nicht befreundet blieben?

Brian war ein toller Mann, der seiner Liebsten jeden Wunsch von den Augen ablas. Alisa schien jedoch nach jemandem zu suchen, den es schon lange nicht mehr in ihrem Leben gab. Sie hatte Melanie nie richtig von dem anderen Mann erzählt, aber es schien sie stark erwischt zu haben. Erst recht, weil es nicht gehalten hatte.

»Denkst du noch oft an ihn?«

»Fast jeden Abend«, gestand sie kleinlaut. »Ich glaube, er war der Richtige, aber jetzt ist es zu spät.«

»Wieso? Ruf ihn an, texte ihm. Oder hat er etwa kein Social Media? Soll ich dir helfen, ihn aufzuspüren? Andererseits wäre das Brian gegenüber echt unfair. Wenn du ihn wirklich nicht liebst, solltest du dich besser von ihm trennen.«

»Das würde ihm das Herz brechen. Er macht echt alles für mich.«

»Aber es scheint dir nicht zu reichen. Etwas fehlt.«

Alisa wurde bleich. Ihre Lippen verloren die Farbe, und sie sah nur noch zu Boden, als würde sie sich schämen. »So einfach, wie du denkst, ist es nicht. Der andere ist bereits vergeben. Ich war doch nur ein Spielzeug für ihn, ein Abenteuer. Es ist zu spät für uns.«

Melanie legte ihre Hand auf ihre und drückte Alisas Finger leicht. »Dann solltest du ihn endlich loslassen. Deine Zukunft ist Brian. Wenn du dein Herz für ihn öffnest und den anderen, unerreichbaren Mann vergisst, könntest du die glücklichste Frau auf Erden sein. Andere würden dich um diesen liebevollen Mann beneiden. Er macht sogar den Haushalt von selbst und bringt dir Blumen mit, merkt sich deine Termine und nörgelt nicht, wenn du ihn ins Musical schleppst. Brian ist ein wahrer Frauenmagnet und bester Freund in einem! Mehr kann man doch gar nicht wollen.«

»Aber das Kribbeln ... ich vermisse es.«

Melanie seufzte stumm. Sie hatte mal wieder gegen eine Wand gesprochen.

Seit sie Alisa von ihren Heiratsplänen mit Joel erzählt hatte, benahm sich ihre Freundin sonderbar, fast distanziert. Sie hatten seit der Kindheit kaum einen Tag ohneeinander verbracht, doch nun schien alles auseinanderzubrechen.

Melanie würde Alisa beweisen, dass sich auch nach ihrer Hochzeit nichts für sie beide änderte. Ihre beste Freundin und Schwester im Geiste würde immer genau das bleiben.

»Wie wäre es mit einer Komödie zum Runterkommen?«, fragte sie und deutete auf den Fernseher, auf dem nun die Filmauswahl des Streamingdienstes zu sehen war.

Alisa grinste zum Glück wieder. »Aber bloß keine Schnulze. Lieber etwas mit Action.«

»Das sollte machbar sein.«

***

Dr. Stefan Holl verscheuchte die Wespe, die seit geraumer Zeit immer wieder um seinen Kopf schwirrte, um ihn wohl näher in Augenschein zu nehmen. Er wusste, dass sie ihm nichts tat, weil sie nur neugierig und nun einmal kurzsichtig war, aber gerade musste er sich dringend auf den Krawattenknoten konzentrieren.

Seine Frau Julia betrat das Schlafzimmer und schmunzelte, als sie ihn mit der Krawatte kämpfen sah. Ohne etwas zu sagen, übernahm sie und verhalf ihm zum perfekten Knoten.

»Danke, mein Schatz. Ohne dich wäre ich wohl ohne gegangen. Ich bin ein hoffnungsloser Fall und fühle mich viel wohler, wenn ich einen Arztkittel trage.« Er nahm ihre Hände in seine und streichelte Julia mit den Daumen über ihre samtweiche Haut.

»Das wäre auch nicht schlimm gewesen. Nur Hemd und Jackett ist doch modern. Das machen all die jungen Leute so.«

»Nur, dass ich mit meinen achtundvierzig Jahren nicht mehr so jung bin.«

Julia winkte ab und schmiegte sich an seine Seite. »Für mich wirst du immer jung bleiben, Liebling.«

Er küsste seine Frau zärtlich. Wieder einmal war Stefan froh, sie an seiner Seite zu haben. Julia stärkte ihn und gab ihm das Gefühl, vollkommen zu sein.

»Ein Einstecktuch oder eine Blume am Revers reichen meist.« Sie zwinkerte vergnügt und pfiff leise, als sie ihn in seinem Anzug in Augenschein nahm. »Du siehst todschick aus. An diese Medizinerbälle könnte ich mich gewöhnen.«

»Es ist kein Ball, sondern ein Kongress.«

»Alle ziehen sich schick an, es gibt ein großes Buffet, ein paar Reden und Live-Musik zum Tanzen und Plaudern. Na, wenn das mal kein Ball ist!« Sie kicherte leise.

»Wie du meinst, dann nenne es so, aber dein Gatte wird ganz sicher nicht das Tanzbein schwingen.«

»Wieso nicht? Du warst immer ein fabelhafter Tänzer.« Julia legte ihren Kopf schief. Dabei rutschten ihr die dunkelblonden Locken über die Schulter. Ihre blauen Augen musterten Stefan neugierig.

»Leider wird meine liebste Tanzpartnerin aber nicht vor Ort sein, weil sie mit den Kindern aufs Land fährt und lieber zwischen Heu und Misthaufen übernachtet.«

Julia pikte ihm gespielt in die Seite. »Du wirst zum Glück nachkommen und den Rest des langen Wochenendes mit uns verbringen. Zwischen Misthaufen und Heu wird es dir nämlich verdammt gut gehen, dir und deinem Herzen. Etwas Freizeit und Abstand von deinen Patienten sind genau das Richtige aktuell. Du hast dich zuletzt schon wieder viel zu sehr in deren Probleme eingemischt und sie zu deinen gemacht. Das muss ein Ende haben, Stefan.«

Er schmunzelte angesichts ihres strengen Tonfalls, wusste aber, dass Julia recht hatte. Er war eben nicht nur Leiter einer großen Münchner Klinik, sondern auch mit Leib und Seele dabei. Die Schicksale seiner Patienten gingen ihm nicht aus dem Kopf, nur weil er nach Hause fuhr.

»Ich verspreche, dass ich nach dem Ärztekongress das Handy abschalte und nur für euch da bin. Ich freue mich auf Zeit mit meiner Familie.«

Das schien Julia zu besänftigen, denn das Feuer in ihren Augen verschwand. Stefan verglich sie gern mit einem Bergsee: wunderschön, tief und geheimnisvoll. Er verliebte sich jeden Tag neu in seine Frau.

Julia ließ ihn daraufhin wieder allein, denn immerhin saß die Krawatte, mit der er die letzte halbe Stunde gekämpft hatte, nun perfekt, und sie wollte noch Koffer packen.

Stefan bezweifelte, dass ihre elfjährige Tochter Juju viel mithalf. Diese stromerte lieber durch den Garten, um die Natur zu erkunden. Und ihr Teenager-Sohn Chris wollte das lange Wochenende lieber bei seiner Freundin Lara verbringen als mit der Familie am Land.

Der Arzt verscheuchte schon wieder eine Wespe, wahrscheinlich dieselbe wie vorhin. Sie hatten in wenigen Tagen Sommeranfang, weswegen die Insekten aktuell viel in ihrem Garten und dadurch auch im Haus herumschwirrten. Zum Glück war keines der Kinder allergisch.

Stefan hatte erst gestern wieder einen Patienten mit anaphylaktischem Schock durch einen Insektenstich in der Berling-Klinik gehabt, die er seit dem Rückzug seines Schwiegervaters als Chefarzt leitete.

Im Sommer häuften sich diese Fälle, weil sich die meisten Menschen vermehrt bis abends draußen aufhielten und alle möglichen Insekten unterwegs waren. Schnell lehnte man sich gegen eine Biene oder trat beim Spazierengehen mit Sandalen in einen Ameisenhaufen.

Stefan schloss das Fenster, als er die Wespe endlich aus dem Zimmer bekommen hatte, und konzentrierte sich wieder auf sein Outfit. Im Kopf ging er derweil seine kleine Rede durch, die er vor den Kollegen aus ganz Europa halten würde.

Zum Glück kann ich bald aufatmen und mal ein paar Tage rauskommen, dachte er erleichtert. Allein der Gedanke an Julia und Juju zwischen Kuhställen, weiten grünen Wiesen und Reitstunden machte ihn glücklich.

***

Alisa knetete schon den ganzen Tag an ihren Fingern herum. Sie hatte sich extra in Schale geworfen und ihr Outfit fünfmal gewechselt, ehe sie zufrieden gewesen war.

Brian hatte sie um ein Treffen auf dem höchsten Punkt Münchens, dem Olympiaturm, gebeten. Es würde sich nicht nur ein atemberaubender Rundumblick über die Stadt ergeben, sondern vielleicht auch ein Heiratsantrag. Weshalb sollte sich Brian sonst die Mühe machen und sie ausgerechnet dorthin bestellen?

Seit Alisa sich vieles von der Seele geredet hatte, was sie beschäftigte, war er noch aufmerksamer geworden. Sie hatte ihm zwar nicht verraten, dass sie, genau wie ihre Freundin, bald heiraten wollte, hatte ihm jedoch andauernd von den Hochzeitsvorbereitungen der beiden vorgeschwärmt.

Dabei wurde Alisa in Wahrheit speiübel, wenn sie daran dachte, dass Melanie ausgerechnet mit Joel vor den Altar trat. Hätte es nicht ein anderer Mann sein können? Und nun wollte sie unbedingt, dass Alisa ihre Trauzeugin wurde. Schlimmer hätte es nicht kommen können!

Wenigstens wurde jetzt alles gut. Alisa würde einen Antrag bekommen, sie würde den liebenswertesten Mann auf Erden heiraten und genauso glücklich werden wie Melanie. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Mit klopfendem Herzen fuhr sie die rund einhundertneunzig Meter hinauf zur Aussichtsplattform. Es dauerte eine Weile, bis sie dort war, aber in dieser Zeit konnte sie sich Sätze zurechtlegen und probte insgeheim ihre Reaktion auf den Ring, den Brian dabeihaben würde. Es musste einfach alles perfekt sein!