Chicago Devils - In Wahrheit Liebe - Brenda Rothert - E-Book

Chicago Devils - In Wahrheit Liebe E-Book

Brenda Rothert

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Beschreibung

Dieses Team bringt das Eis zum Schmelzen!


Beziehungen stehen für Polizistin Reyna nicht auf dem Plan. Ihr Job ist es, entführte Kinder zu finden und die Täter hinter Gitter zu bringen. Doch als Tarnung für einen Undercover-Einsatz ist Jonah, der Torhüter der Chicago Devils, der prefekte Kandidat. Schließlich ist er genauso wenig an etwas Festem interessiert, seitdem er seine große Liebe verloren hat. Doch schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Schein und wahren Gefühlen ...


"Ein Buch von Brenda Rothert lege ich immer mit einem glücklichen Lächeln zur Seite, wenn ich es beendet habe, ihre Geschichten sind so besonders und herzerwärmend!" THE BOOK I LOVE


Band 7 der CHICAGO DEVILS

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

1

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6

7

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Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Brenda Rothert bei LYX

Impressum

BRENDA ROTHERT

Chicago Devils

IN WAHRHEIT LIEBE

Roman

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

Zu diesem Buch

Beziehungen stehen für Polizistin Reyna nicht auf dem Plan. Ihr Job ist es, entführte Kinder zu finden und die Täter hinter Gitter zu bringen. Doch als Tarnung für einen Undercover-Einsatz ist Jonah, der Torhüter der Chicago Devils, der prefekte Kandidat. Schließlich ist er genausowenig an etwas Festem interessiert, seitdem er seine große Liebe verloren hat. Doch schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Täuschung und wahren Gefühlen …

1

Reyna

Mein Herz rast, aber meine Hände an der Waffe bleiben trotzdem ruhig. Ein Beamter des Phoenix Police Departement stößt mit einem Rammbock donnernd gegen die stählerne Vordertür, deren Scharniere beinahe nachgeben. Ein weiterer Stoß mit dem Rammbock, und die Tür springt auf.

»Hände hoch!«, ruft Adrian, mein Kollege, der als Erster das heruntergekommene Einfamilienhaus im Ranch-Stil stürmt. »Polizei! Hände hoch!«

Ich trete ebenfalls ein und der überwältigende Geruch von Peperoni-Pizza und Marihuana schlägt mir entgegen. Doch das Geräusch von Pistolenschüssen zieht meine volle Aufmerksamkeit auf sich und ich gehe hinter einer Wand in Deckung.

Ich trage zwar eine kugelsichere Weste, aber ein Sprint durch diesen Raum wäre trotzdem völlig irre, solang Kugeln durch die Luft fliegen. Es ist nicht mein Job, auf diese Typen zu schießen – dafür sorgen meine Kollegen. Ich bin hier, um das Opfer zu finden.

»Komm her, du Stück Scheiße«, schreit ein weiterer Polizeibeamter und zerrt einen Mann, der durch ein Fenster flüchten wollte, an dessen Jeansgürtel wieder in den Raum zurück.

Ich spähe um die Ecke – die Luft ist jetzt so weit rein, dass ich in den Flur kriechen kann. Vom Flur gehen vier Türen ab, alle geschlossen. Ich atme tief durch, stehe auf und gebe meine Anwesenheit laut zu erkennen, bevor ich die erste Tür öffne.

Dahinter befindet sich ein dämmriges Badezimmer – in der Leuchte über dem Waschbecken sind alle Glühbirnen bis auf eine ausgebrannt. Der Geruch von Gummi lenkt meine Aufmerksamkeit auf einen Mülleimer in der Ecke, und beim Anblick der benutzten Kondome dreht sich mir der Magen um. Einige hängen über dem Rand des Eimers, andere sind einfach auf den schmutzigen Linoleumboden geworfen worden.

Ich wende mich der nächsten Tür zu, die zu einem winzigen Schlafzimmer führt. Überall liegt schmutzige Kleidung herum, auf dem fleckigen Teppich und dem riesigen Bett, das fast den ganzen Raum ausfüllt. Mit der Waffe im Anschlag nähere ich mich dem Wandschrank und öffne mit einer Hand die Doppeltür.

Auf einem Regal liegen mehrere Waffen, darunter ein halbautomatisches Gewehr. Ich entdecke auch einen Stapel Bargeld, eine Haschischpfeife und noch mehr schmutzige Kleidung. Es ist niemand im Raum, daher gehe ich weiter zur nächsten Tür.

Ich gebe mich wieder zu erkennen, bevor ich sie öffne. Als ich den Lichtschalter an der Wand anknipse, bemerke ich, dass dieses Zimmer dem nebenan ziemlich ähnelt. Auch hier liegen aufgehäuft in einer Ecke schmutzige Kleidungsstücke, und es stinkt. Auf dem Boden liegt ein leerer Pizzakarton, auf einem kleinen Tisch stehen jede Menge leere Flaschen. Das große Bett hat kein Laken, nur eine fleckige, durchgelegene Matratze. Das einzige Fenster im Raum ist mit Sperrholz vernagelt.

Mit gezogener Waffe gehe ich um das Bett herum. Zwischen Wand und Bett bleiben nur etwa dreißig Zentimeter, und genau dort in der Ecke kauert ein Mädchen. Es hat die Arme um die Knie geschlungen und zittert.

Ich atme hörbar aus, erleichtert, dass es noch lebt. Dann lasse ich meine Waffe sinken.

»Mein Name ist Reyna Diaz«, sage ich sanft. »Ich bin FBI-Agentin und hier, um dir zu helfen.«

Das Mädchen hebt den Kopf von den Knien, um zu mir hochzuspähen, die dunklen Augen voller Entsetzen. Ich bleibe, wo ich bin, denn ich weiß aus meiner Ausbildung, dass jede plötzliche Bewegung oder Annäherung sie in noch größeren Schrecken versetzen könnte.

»Alles klar bei uns«, meldet Adrian über Funk. »Zwei Verdächtige tot, einer in Gewahrsam.«

Nach dieser Entwarnung kann ich meine Waffe in mein Holster stecken. Ich zeige dem Mädchen meine leeren Hände und wiederhole: »Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich bin FBI-Agentin. Okay?«

Sie hebt den Kopf etwas höher, so dass ich ihr Gesicht besser sehen kann. In Gedanken gehe ich unsere Kartei der vermissten Kinder durch, aber ich erkenne sie nicht. Von einem für das Internet zuständigen verdeckten Ermittler hatten wir den Hinweis auf die Mistkerle in diesem Haus bekommen. Was sie »Sex mit jungen Mädchen« nennen, nenne ich Vergewaltigung und Entführung.

»Sind hier noch andere Kids?«, frage ich sie.

Sie zuckt die Achseln, und ich bitte Adrian per Funk, die letzte Tür für mich zu übernehmen.

»Kann ich irgendwas für dich tun?«, frage ich das Mädchen, das ich auf etwa dreizehn Jahre schätze. »Ich habe etwas zu essen dabei, falls du Hunger hast.«

Ich hole ein Snickers aus meiner Tasche und ihre Miene hellt sich auf. Bei einer Razzia habe ich immer einen Schokoriegel und ein paar Cracker dabei, nachdem ich auf die harte Tour lernen musste, wie es ist, einem traumatisierten, hungrigen Kind gegenüberzustehen. Es hilft tatsächlich, wenn ich etwas anbieten kann.

»Haben Sie Wasser?«, fragt sie mit heiserer Stimme.

»Ja.«

Ich betätige den Knopf an meinem Funkgerät und spreche hinein. »Ich brauche die Wasserflasche, die draußen vor der zweiten Tür auf der linken Seite des Flurs steht.«

»Willst du den hier auch?« Ich halte ihr den Schokoriegel hin.

Sie nickt, bewegt sich jedoch nicht.

»Ist es okay, wenn ich näher komme, um ihn dir zu geben?«, frage ich.

Sie mustert mich skeptisch. Ich hole das Abzeichen, das unter meiner Weste um meinem Hals hängt, hervor und füge hinzu: »Ich bin Polizistin. Agent Diaz. Aber du kannst mich Reyna nennen.«

Ihre Schultern sacken leicht herab, und sie entspannt sich.

»Ich werde nichts tun, was nicht okay für dich ist«, fahre ich fort. »Wenn du nicht willst, dass ich dir näher komme, bleibe ich, wo ich bin.«

»Ich will nach Hause«, sagt sie, ihre Kehle so rau, dass ich das letzte Wort nicht einmal hören kann. Ich verstehe es nur, indem ich ihre Lippen lese.

Ich spüre glühenden Zorn in mir aufsteigen, und mein Blutdruck steigt mit ihm. Diese verdammten Bastarde. Das arme Mädchen hat wahrscheinlich deshalb keine Stimme mehr, weil sie geschrien hat, während sie ihr alles Mögliche angetan haben. Wenigstens werden sie im Gefängnis wohl das bekommen, was sie verdienen. Wenn jemand auch nur einen Funken Anstand hat, macht er Kinderschändern das Leben schwer.

»Ich weiß, meine Kleine«, sage ich sanft. »Wo ist dein Zuhause?«

Sie rattert eine Adresse in Marysville, Ohio, herunter.

»Diaz«, sagt Adrian von der Tür aus. »Der letzte Raum ist sauber.«

Er stellt die Wasserflasche auf den Boden und sieht mich an.

»Marysville, Ohio«, teile ich ihm mit.

Er nickt und geht, wohl wissend, dass er nicht hereinkommen kann. Bei der Rettung dieser Kinder betritt niemand außer mir den jeweiligen Raum, den ich erst dann mit ihnen zusammen verlasse, wenn sie dazu bereit sind.

Ich hole die Wasserflasche und frage das Mädchen noch einmal, ob ich sie ihr geben darf. Sie nickt, und ich trete näher und drehe den Verschluss auf, bevor ich ihr die Flasche reiche.

»Ich würde dich gerne ins Krankenhaus bringen, um dich untersuchen zu lassen«, sage ich, während ich ihr die Flasche in die Hand drücke. »Wäre das okay für dich?«

Sie trinkt das Wasser in riesigen Schlucken und ein kleines Rinnsal läuft ihr übers Kinn und am Hals entlang. Das arme Ding ist, wie es aussieht, völlig dehydriert. Wenn ich nur zwei Minuten allein mit diesem Arschloch wäre, das nicht erschossen worden ist, würde ich ihm wahrscheinlich etwas antun, was mich meinen Job kosten würde.

Nein, nicht nur wahrscheinlich, sondern definitiv. Mein einziger Trost ist, dass das, was mit ihm im Gefängnis passiert, schlimmer sein wird als alles, was ich ihm antun könnte.

»Können Sie mich nicht einfach nach Hause bringen?«, fragt sie flehentlich.

»Das werde ich, aber zuerst muss ich herausfinden, wer du bist, und mich davon überzeugen, dass es dir gut geht.«

Binnen zwei Sekunden schießen ihr Tränen in die Augen und rinnen über ihre Wangen. Sie schlägt sich die Hände vors Gesicht und schluchzt, und ich muss meine eigenen brennenden Augen zusammenkneifen, um nicht selbst zu weinen.

Natürlich geht es ihr nichtgut. Sie ist entführt und sexuell missbraucht worden. Aber ich muss mich so ausdrücken, dass sie mich versteht, und einen kleinen Schritt nach dem anderen tun. Wenn ich diesem armen, verschüchterten Kind gleich von der gynäkologischen Untersuchung zum Nachweis der Vergewaltigung erzählen würde, bekäme ich es niemals in ein Krankenhaus. Was aber leider notwendig ist, um Beweismaterial gegen die Kinderschänder zu bekommen.

Ich beschließe, ihr ein ganz klein wenig von der echtenReyna Diaz zu offenbaren, und hoffe, dass es die richtige Methode ist.

»Hey«, sage ich leise. »Ich will dir etwas mehr über mich erzählen. Mit sechsundzwanzig bin ich FBI-Agentin geworden. Jetzt bin ich dreißig und seit drei Jahren rette ich Kinder wie dich. Jeden Tag, und ich bin wirklich gut darin. Ich habe einhunderteinunddreißig Kinder, nachdem ihnen dasselbe wie dir passiert ist, in Sicherheit gebracht, und du wirst das einhundertzweiunddreißigste sein. Ich werde erst von deiner Seite weichen, wenn du das willst. Versprochen. Ich habe eine Waffe.« Ich tätschele meine Pistole im Holster. »Und ich werde sie gegen jeden richten, der versucht, dir wehzutun. Was dir zugestoßen ist, war schrecklich, und es tut mir unendlich leid. Ich wünschte, ich hätte früher hier sein können. Aber nun es ist vorbei. Es ist vorbei und du bist bei mir in Sicherheit. Ich werde nämlich zu einem richtig krassen Miststück, wenn es sein muss, okay?«

Sie nimmt die Hände vom Gesicht und nickt.

»Wie heißt du, meine Kleine?«, frage ich sie behutsam.

»Carly«, sagt sie schniefend.

»Carly, möchtest du jetzt mit mir zusammen dieses Haus verlassen und es nie mehr wiedersehen?«

Sie schaut zur Wand hinüber. »Sind sie da draußen?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein. Außer mir sind noch viele Polizeibeamte hergekommen und sie haben zwei der Männer getötet und einen weiteren aufs Polizeirevier gebracht. Er wird ins Gefängnis wandern. Du brauchst nur mit mir zu meinem Wagen zu gehen. Mein Freund Adrian wird fahren und wir beide können zusammen auf der Rückbank sitzen. Wir werden ins Krankenhaus fahren und auf dem Weg dorthin kannst du mit meinem Handy zu Hause anrufen, wenn du willst.«

Wieder rinnen ihr die Tränen über die Wangen und sie nickt. »Ja, das will ich.«

Sie steht auf, und beim Anblick ihrer blutbefleckten Kleider zerreißt es mich schier. Als sie näher kommt, weiche ich zurück.

»Ich werde einige Schritte entfernt bleiben, es sei denn, du willst mich näher bei dir haben«, erkläre ich.

Nickend schlingt sie sich die Arme um den Körper und tritt hinter dem Bett hervor.

»Du warst sehr tapfer«, lobe ich sie. »Ich bin stolz auf dich.«

»Ich wollte weglaufen«, krächzt sie, als wir zur Tür gehen. »Aber ich hatte solche Angst.«

Die Scham in ihrem Ton ist mir allzu vertraut. Kinder haben oft das Gefühl, dass das, was mit ihnen passiert ist, irgendwie ihre Schuld war. Dieses Mädchen wird eine Menge Therapiezeit brauchen, nach allem, was sie durchgemacht hat.

»Du hast alles richtig gemacht, Carly«, erkläre ich entschieden. »Du hast dafür gesorgt, dass du am Leben bleibst, und das erfordert Mumm.«

Sie blickt auf den abgenutzten grünen Teppich im Flur, dann betrachtet sie die völlig heruntergekommenen Wände und atmet schwer. Sobald wir das Wohnzimmer erreichen, fällt ihr Blick auf das blutbespritzte Sofa, und sie bricht erneut in Tränen aus.

»Nimm meine Hand, wenn du willst«, biete ich sanft an. »Du bist nicht mehr allein. Ich bin hier bei dir.«

Ihre kleine Hand gleitet in meine und ich drücke sie behutsam. Adrian steht an der Vordertür und hält sie offen, und Carly rückt ein wenig näher an mich heran, als sie ihn sieht.

»Das ist Adrian, ein guter Freund von mir«, sage ich. »Er ist ebenfalls Polizist. Er wird uns ins Krankenhaus fahren, okay?«

Carly nickt und schluckt hörbar.

Wir gehen zu dem dunklen SUV, mit dem ich hergekommen bin, und ich wickle eine Decke um Carlys Schultern und mache es ihr auf der Rückbank bequem.

»Ich komme gleich wieder«, sage ich ihr. »Ich muss nur ganz schnell mit Adrian sprechen, aber ich werde nur wenige Meter entfernt sein, so dass du mich sehen kannst.«

Adrian und ich treten beiseite und ich sehe ihn erwartungsvoll an.

»Treffer«, sagt er leise. »Carly Matthews, entführt aus einem Kirchenzeltlager in der Nähe von Cincinnati vor fast zwei Wochen. Sie ist vierzehn.«

Ich nicke und stoße hörbar den Atem aus. »Frag bitte, ob die Eltern herkommen können, um sich im Krankenhaus mit uns zu treffen. Ich weiß, es wird eine Weile dauern, aber es wäre besser für sie, wenn sie herkämen.«

»Okay. Ich habe einem Beamten vom Marysville Police Department mitgeteilt, dass wir sie gefunden haben. Er ist jetzt auf dem Weg zu ihrer Familie.«

»Ich hoffe, diese beiden Schwanzlutscher sind nicht allzu leicht gestorben«, sage ich verbittert.

»Einer von ihnen hat einen Schuss in den Schwanz gekriegt.«

»Perfekt.« Ich sehe Adrian in die Augen. »Ich will beim Verhör des anderen dabei sein.«

Er runzelt die Stirn. »Rey, du kannst kein Geständnis aus ihm herausprügeln, das zählt vor Gericht nicht.«

»Ich weiß, wie das läuft«, blaffe ich ihn an. »Und ich will dabei sein, also sorg dafür, dass ich dabei bin.«

»Na schön«, murmelt er. »Aber gib mir keinen Grund, es später zu bereuen.«

»Hör auf, dich wie mein Boss zu benehmen, Armleuchter. Wir arbeiten Seite an Seite.«

Adrian schnaubt spöttisch. »Ja, aber wenn ich mich für dich verbürge, stehe ich blöd da, wenn du die Beherrschung verlierst.«

»Wann habe ich denn bei einem Verhör das letzte Mal die Beherrschung verloren?«

Er schaut mich mit großen Augen an. »Tampa?«

»Hey, verdammt, das war alles geplant! Der Kriminalbeamte, mit dem zusammen ich das Verhör geführt habe, hat mich darum gebeten, so zu agieren.«

»Der Verdächtige hat sich in die Hosen gepinkelt, Rey.«

»Na und? Er hat uns außerdem alles gesagt, also, wie wär’s, wenn ich das Verhör übernehme und du machst auf deinem Handy dieses blöde Kreuzworträtsel und trinkst dabei einen Kaffee?«

Er zuckt die Achseln und antwortet: »Von mir aus gern.«

»Aber zuerst muss ich mit Carly ins Krankenhaus und bei ihr bleiben, bis ihre Eltern dort sind. Sag den Beamten aus Phoenix, dass sie nicht ohne mich anfangen sollen.«

Wir gehen zurück zum SUV und Adrian murmelt irgendwas von wegen Urlaub, den ich wohl mal bräuchte.

»Ja, genau«, spotte ich, löse meinen Pferdeschwanz und fahre mir mit einer Hand durchs Haar. »Kannst du dir mich am Strand liegend und Mai Tais schlürfend vorstellen?«

Adrian lacht und antwortet: »Kein klitzekleines bisschen.«

»Ich überlasse das Urlaubmachen lieber Pussys wie dir.«

»Die süßeste Partnerin, die ich jemals hatte«, entgegnet Adrian mit einem schiefen Lächeln.

»Du wirst aber für eine Weile ohne mich klarkommen müssen«, rufe ich ihm ins Gedächtnis. »Denn im Anschluss werde ich einen Soloeinsatz haben.«

»Wer soll mich denn dann jeden Tag daran erinnern, was für eine Pussy ich bin?«, überlegt er laut. »Vielleicht beginne ich dann glatt wieder, ein wenig Selbstbewusstsein zu entwickeln.«

»Keine Angst«, necke ich ihn, die Hand bereits an der Autotür. »Ich kann jederzeit eine Textnachricht schicken.«

2

Jonah

»Der sieht ja aus wie der verdammte Marshmallow Man aus Ghostbusters.« Luca schüttelt den Kopf und lacht, als Victor aufs Eis kommt.

Er sieht tatsächlich so aus, und ich muss ebenfalls lachen.

»Scheiße, was soll das, Mann?«, frage ich meinen Teamkollegen. »Wenn du auf den Hintern fällst, kommst du nie wieder hoch.«

Wir haben uns in Tornähe versammelt, und Vic starrt uns missmutig an. Das Training ist vor einigen Minuten zu Ende gegangen, und da er eine Wette verloren hat – ob der Außen- oder der Mittelsturm mehr Tore erzielt –, muss er ins Tor, und jeder Spieler hat drei Schüsse frei.

»Tja, da ich nun mal weiß, dass ihr Arschgesichter versuchen werdet, mir meinen Schwanz abzuschlagen, hab ich ein Extrapolster umgeschnallt«, antwortet er schmollend.

Knox wirft ihm einen ungläubigen Blick zu. »Du hast einen Schwanz? Unter der Dusche hab ich nie so was bei dir gesehen. Ich dachte, du wärst der erste weibliche NHL-Spieler.«

»Lacht nur, Arschlöcher«, sagt Vic und gleitet zu seinem Platz vors Tor.

Anton ist als Erster dran zu schießen und sagt: »Zick nicht rum, Mann. Diese Wette war deine Idee.«

»Ja, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass du wie meine verdammte Oma schießen würdest. Ich dachte, du bist aus gutem Grund der Spielmacher.«

Anton grinst. »Ich sage jetzt nicht, dass ich absichtlich danebengeschossen habe, um zu sehen, wie du auf dem Hintern landest, aber … ich behaupte auch nicht das Gegenteil.«

Er feuert einen Puck ab, und als Victor ihn abzuwehren versucht, verliert er den Halt und stürzt. Eine gewisse Befriedigung durchzuckt mich. Als Torhüter muss ich mir von den Jungs oft genug irgendeinen Scheiß darüber anhören, dass mein Job nicht so schwierig und kräftezehrend wäre wie ihrer.

Bullshit. Als Kind hab ich als Mittelstürmer angefangen. Auf der Highschool hat mein Trainer mich dann gefragt, ob ich nicht auch im Tor trainieren wolle, um als Reservetorwart eingesetzt werden zu können, und letztendlich habe ich diese Position liebgewonnen. Eishockey ist ein Mannschaftssport und ich liebe es, Teil einer Mannschaft zu sein. Aber als Torhüter habe ich mehr Kontrolle. Ich bin nicht mehr auf gute Pässe angewiesen und muss mich nicht länger damit herumschlagen, wenn der eine oder andere Spieler den Puck an sich reißt. Während des Spiels kann ich mich ganz auf mich selbst und meine Position konzentrieren.

Als Torhüter stehe ich erheblich mehr unter Druck, als ich als Stürmer gestanden habe. Mit mir steht und fällt das Spiel.

Meine Teamkollegen feuern einen Puck nach dem anderen auf Vic, treffen seine ausgestopfte Brust oder schießen gleich ein Tor. Er blickt finster drein, denn auch wenn er ansonsten ein umgänglicher Typ ist, gibt er natürlich nicht gern die Zielscheibe des Spotts der anderen ab. Doch das hier hat er sich wirklich selbst eingebrockt. Vic hat den Mund einfach zu voll genommen.

»Nimm das!«, brüllt ein Verteidiger namens Pike, während ein Puck zwischen Vics Beinen hindurchgleitet.

»Komm doch rüber und versuch es noch mal, Arschloch«, ruft Vic zurück und schwingt drohend seinen Stock.

Ich nehme eine Bewegung oben in der Managerloge wahr und als ich aufschaue, sitzt dort Olivier Durand, der Teambesitzer, und beobachtet uns. Er trägt einen dunklen Anzug und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Ich hebe eine Hand zum Gruß und er winkt zurück.

Durand ist ein guter Kerl. Er hat die Chicago Devils gekauft, weil er Eishockey wirklich liebt, und er war und ist bereit, in die Mannschaft zu investieren und dem Trainerstab zu vertrauen. Die Besitzer anderer Teams mischen sich oft bis ins kleinste Detail ein oder – noch schlimmer – haben nur Geld, aber keine Ahnung.

Als ich an der Reihe bin, drehen sich alle um, um mich zu beobachten.

»Er würde ja nicht mal in einem Puff mit hundert Dollar in der Hand einen Treffer landen«, witzelt Knox.

Ich ignoriere ihn und skate mit dem Puck von einer Seite auf die andere. Die Jungs vor mir haben einfach von einem festen Punkt aus geschossen, aber ich muss die Sache offensiver angehen.

Während ich näher an Vic herangleite, geht er in die Hocke und beginnt zu brummen. »Nein, Alter, nicht aus nächster Nähe.«

Er ist so darauf konzentriert, Haltung zu wahren und zugleich sein bestes Stück zu schützen, dass es ein Leichtes ist, links von ihm einen reinzumachen. Die Jungs jubeln und ziehen Vic noch mehr auf.

Beim zweiten Durchgang beginnen die Jungs plötzlich, zu dritt oder zu viert auf ihn zu feuern, so dass die Pucks nur so auf ihn einprasseln. Und am Ende stellen wir uns alle in einer Reihe auf und schießen gleichzeitig. Er wird zugeknallt, bis er schließlich lachend auf dem Rücken landet.

»Spätestens in einer Stunde wird das auf Youtube zu sehen sein«, stellt Knox fest und hebt sein Handy hoch, mit dem er den letzten Streich aufgezeichnet hat.

»Scheiß auf euch, Scheißkerle«, sagt Vic, zieht Fanghand und Stockhand aus, die ich ihm geliehen habe, und lässt sie aufs Eis fallen.

»Hey, Arschloch, wirf meine Sachen nicht einfach aufs Eis«, rufe ich ihm zu und skate los, um meine Handschuhe aufzuheben. »Es kostet mich eine Ewigkeit, die Ausrüstung anzupassen, und ich gebe gut auf sie acht.«

»Tut mir leid, Mann«, entschuldigt er sich, gleitet zur Bank und nimmt den Rest seiner Montur ab.

Es tut ihm nicht leid. Ich lag richtig damit, ihm nicht auch noch meine Maske zu leihen, die mit ihren roten und orangefarbenen Flammen im Airbrush-Design ein absolutes Einzelstück ist.

Ich schüttle den Kopf, verlasse das Eis und gehe in Richtung Umkleide, wo ich dusche, in Shorts und ein T-Shirt schlüpfe und meine Ausrüstung zurücklasse, damit sich die Equipment-Leute darum kümmern können.

Auf dem Weg zum Auto checke ich mein Handy und stelle fest, dass mein Bruder Logan angerufen hat. Sobald ich in meinem SUV sitze, drücke ich auf einen Button auf dem Armaturenbrett des Teslas, um ihn zurückzurufen.

»Hey, Mann«, meldet er sich.

»Hey, was liegt an?«

»Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«

»Zusätzliche Tickets für diese Saison?«

»Nein, die vier, die du mir gegeben hast, reichen vollkommen.«

»Okay, was ist es dann?«

Es entsteht eine Pause, bevor er sagt: »Ehm … ich hatte gehofft, wir könnten persönlich darüber reden.«

»Fantastisch«, gebe ich ungerührt zurück. »Soll ich ein Organ spenden oder so was?«

»Nein, es tut nicht weh.«

Am anderen Ende der Leitung herrscht wieder Stille, also sage ich: »Okay, gib mir einen Hinweis. Was immer es ist, du weißt, dass ich es tun werde.«

»Hoffentlich.« Er räuspert sich. »Es hängt nämlich mit der Arbeit zusammen.«

Bei diesen Worten spitze ich die Ohren, denn Logan ist Kriminalbeamter beim Chicago Police Department. »Oh. Und dabei kann ich helfen?«

»Ich glaube sogar, dass dabei nur du helfen kannst.«

»Hm, jetzt hast du mich.«

»Könntest du morgen Nachmittag so gegen zwei in mein Büro kommen?«

Morgen Nachmittag habe ich zwar einen Massagetermin, denn je älter ich werde, desto mehr setzt mir das Eishockey zu, aber der lässt sich verschieben.

»Ja, das kann ich einrichten.«

»Wunderbar, danke, Mann.«

»Dann bis morgen.«

Ich beende das Gespräch und nehme die nächste Ausfahrt, um bei einem Bauernmarkt in der Innenstadt, den ich sehr mag, vorbeizufahren. Ich habe vor, frisches Gemüse zu kaufen, um es zusammen mit dem Clubsteak, das schon in meinem Kühlschrank wartet, heute Abend zu grillen.

Früher war meine Frau Lily die Köchin und ich der Chef am Grill. Ich briet dann draußen mit einem kalten Bier in der Hand das Fleisch an, während sie in der Küche die Zutaten für den Salat schnippelte oder einen schnellen Kartoffelauflauf zubereitete. Nach ihrem Tod vor drei Jahren musste ich einiges in Sachen Kochen lernen, aber wann immer es geht, halte ich mich nach wie vor ans Grillen.

Es ist natürlich nicht dasselbe. Allein beim Essen zu sitzen war besonders im ersten Jahr wirklich hart für mich. In dem stillen Esszimmer mit ihrem leeren Stuhl vor Augen vermisste ich sie so sehr, dass ich manchmal gar nicht mehr weiteressen konnte. Also begann ich, im Wohnzimmer vor dem Fernseher während eines Spiels oder der ESPN-Sportnachrichten zu essen.

Die Therapeutin, die ich nach Lilys Tod aufgesucht habe, hat mir gesagt, es gebe kein Richtig oder Falsch, um seine Trauer zu verarbeiten. Sie meinte, es würde manchen Menschen durchaus helfen, alte Gewohnheiten aufzubrechen.

Es hat mir zwar geholfen, aber nicht genug. Wo immer ich mich auch in dem Haus aufhielt, das Lily und ich zusammen gebaut hatten – alles erinnerte mich an das Leben, das wir hatten, und an die Zukunft, die wir glaubten zu haben.

Die leeren Schlafzimmer, die eines Tages von unseren Kindern bewohnt sein sollten. Das Bett, in das sie sich in diesem kleinen Möbelladen in San Francisco verliebt und für das ich ein absolutes Vermögen hingelegt hatte, um es nach Chicago transportieren zu lassen, einfach weil ich wusste, dass kein anderes Bett sie so erfreuen würde wie dieses. Die Ecke in unserem Wohnzimmer, wo wir jedes Jahr einen Weihnachtsbaum zusammen aufgestellt hatten.

Obwohl es schmerzhaft war, hielt ich einige Zeit an dem Haus fest, denn dort fühlte ich mich ihr am nächsten. Aber als ich es schließlich verkauft und ein Apartment am See erstanden hatte, war es, als hätte ich auch einen Teil des Schmerzes zurückzulassen.

»Jonah West, mein Freund«, sagt einer der Verkäufer auf dem Bauernmarkt, als ich eine Tüte voll Gemüse bezahlen will. »Schönes Spiel neulich. Ganz Chicago hat Ihnen zugejubelt, als Sie diesen letzten Schuss abgewehrt haben.«

»Danke, Cal. Aber diesen Hechtsprung hab ich am nächsten Tag ganz schön im Rücken gespürt.«

Er kichert und gibt mir mein Wechselgeld. Ich reiche ihm etwas Kleingeld und sage: »Das ist für Sie. Danke, Mann.«

»Ich danke Ihnen. Und viel Glück gegen Philly.«

»Vielen Dank.«

Von dort aus fahre ich nach Hause, drehe eine Runde um den See, nehme noch mal eine Dusche und mache mich dann ans Abendessen. Wenn ich nicht gerade aufgrund von Auswärtsspielen unterwegs bin, ist das mein Alltag, es sei denn, ich hänge mit den Jungs ab.

So sieht mein Leben jetzt aus: Eishockey, Angelausflüge mit meinem Bruder oder mit Freunden und ansonsten viel Zeit für mich allein. Und das ist okay für mich. Denn für mich gibt es nur Lily, sonst keine.

3

Reyna

»Heilige Scheiße, Sie sind Rey Diaz?«

Hinter der Rezeption der Abteilung für strafrechtliche Untersuchungen des Chicago Police Departments steht ein Polizeibeamter und starrt mich an. Er mustert mich von Kopf bis Fuß, und die Sekretärin, die am Schreibtisch sitzt, sieht mich an und verdreht die Augen.

»Ja, die bin ich«, bestätige ich und schenke der Sekretärin ein kleines Lächeln.

»Ich, ähm …« Der Polizist streicht sich grinsend mit einer Hand übers Gesicht. »Entschuldigung, ich habe … einen Mann erwartet, wissen Sie? Keine …«

Die Sekretärin räuspert sich und sagt: »Agent Diaz, Detective West und Sgt. Jones erwarten Sie. Ich werde Sie in den Konferenzraum bringen.«

»Ich übernehme das, Gina«, fährt Officer Volldepp dazwischen, sein Blick auf meine Brust geheftet.

Er führt mich durch einen Flur aus dem Empfangsbereich heraus.

»Waren Sie eigentlich schon mal in Chicago?«, fragt er, während er einen Schluck Kaffee aus einem Styroporbecher nimmt.

»Ja.«

»In Begleitung Ihres Mannes? Oder Ihres Freundes …?«

Jesus, dieser Bursche ist ein echter Armleuchter. Ich werde oft von Cops angemacht, aber für gewöhnlich nicht so unverblümt.

»Ich bin nicht verheiratet«, antworte ich und habe Mühe, mich zu beherrschen.

»Da sind wir«, sagt er und öffnet die Tür zu einem Konferenzraum. »Und hey, ich bin Chip Tamblin, falls Sie mal jemanden brauchen, um hier ein wenig abzuhängen.«

Einer der Männer am Tisch, dunkelhäutig und hochgewachsen, mit einem Gesichtsausdruck, der eindeutig besagt, dass er keinen Unfug duldet, funkelt Chip an, dann steht er auf und kommt auf mich zu.

»Agent Diaz?«, fragt er und hält mir die Hand hin. »Ich bin Sergeant Doug Jones, und es freut mich, Sie kennenzulernen.« Mit Blick auf Chip fügt er hinzu: »Und Sie sehen zu, dass Sie hier rauskommen, Temblin.«

»Ja, Sir.«

Chip senkt den Kopf und schließt die Tür hinter sich.

»Manchmal muss ich mich wirklich entschuldigen«, sagt Doug. »Der Junge ist noch neu hier und muss noch viel lernen, aber er ist ein Mathegenie und, ob Sie es glauben oder nicht, er leistet gute Arbeit – wenn man ihn im Auge behält.«

»Kein Problem.« Ich schüttle ihm die Hand und mag ihn schon jetzt.

»Ich bin Logan West«, stellt der andere Mann am Tisch sich vor und reicht mir ebenfalls die Hand. »Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie hier sind, um uns bei diesem Fall zu helfen.«

»Ich freue mich, dass Sie mich hergebeten haben.« Ich lege meine Tasche auf dem Konferenztisch ab und lasse mich auf einen Stuhl gleiten. »Nach dem, was ich auf dem Flug in der Akte gelesen habe, könnte das ein wirklich großer Fall sein.«

Logan nickt. Er will sich gerade wieder hinsetzen, als er noch einmal innehält. »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Wasser?«

»Vielen Dank, aber ich brauche nichts.« Ich schaue über den Tisch hinweg zu Sergeant Jones, der jetzt ebenfalls Platz nimmt. »Warten wir noch auf jemanden, bevor wir anfangen?«

»Es werden später noch ein paar Leute hinzukommen. Das hier ist Detective Wests Fall. Ich bin nur hier, um die Einsatzmittel für ihn zu koordinieren. Unser stellvertretender Abteilungschef ist in einem Budgetmeeting, sonst wäre er auch dabei, aber er ist über alles im Bilde. Ich habe mir gedacht, Detective West könnte Sie in Bezug auf den Fall auf den neuesten Stand bringen, und dann sehen wir weiter.«

»Klingt gut«, sage ich.

Logan scheint sich dagegen entschieden zu haben, sich wieder hinzusetzen. Er geht zu dem großen Whiteboard an der Wand des Konferenzraums.

»Wenn ich schreibe, kann ich besser denken«, erklärt er und greift nach einem abwischbaren Filzstift. »Wir sammeln jetzt schon seit einigen Monaten Infos über diesen Mann.«

Er schreibt den Namen »Darren Shields« in ordentlicher Blockschrift auf das Whiteboard.

»Darren Shields ist ein Milliardär, dem eine Investmentfirma gehört. Er kauft Geschäfte, Immobilien und so ziemlich alles, womit er glaubt, Geld verdienen zu können. Der Kerl ist super vernetzt, in Chicago und auf der ganzen Welt. Er hat mehrere Politiker in der Tasche und unbegrenzte Mittel.«

Ich nicke. »Also lassen Sie sich Zeit mit ihm und bauen einen hieb- und stichfesten Fall auf.«

»Genau.«

Logan ist groß und schlank, mit kurzem, braunem Haar und blauen Augen. Und wie es aussieht, ist er bestens für die kriminalistische Arbeit geeignet. Ich weiß jetzt schon, dass er wohl so ziemlich jede erdenkliche Frage bezüglich Darren Shields beantworten könnte.

»Shields pendelt meistens zwischen seinen Wohnungen in Chicago, New York und London hin und her«, fährt Logan fort und kritzelt die Namen der Städte auf das Board. »Er hat außerdem ein Haus in Hollywood, wo er aber nur selten ist. Und ein- oder zweimal im Monat fliegt er für einige Tage auf die Bermudas zu seinem Anwesen.«

Logan kreist die »Bermudas« auf dem Whiteboard ein, dann legt er den Filzstift auf das daran befestigte Tablett und schiebt die Hände in die Taschen seiner Anzughose.

»Von seinem Anwesen auf den Bermudas aus betreibt er den Sexhandel«, berichtet er weiter. »Mädchen und Jungs ab zehn Jahren. Unser Zugang zu weiteren Informationen über Einzelheiten, zum Beispiel, um wie viele es sich handelt, ist leider sehr begrenzt.«

»Es gibt also keine V-Leute«, schlussfolgere ich.

Ein vertrauensvoller Informant würde Logans Fall wahrscheinlich weiterbringen. Ich schätze, dabei komme ich ins Spiel, um ihm zu helfen, einen aufzutreiben.