Chiemsee Blues - Thomas Bogenberger - E-Book

Chiemsee Blues E-Book

Thomas Bogenberger

4,8

Beschreibung

Hindrapiert wie ein Kunstobjekt. In einem Aussichtspavillon in Prien am Chiemsee wird eine Frauenhand gefunden. Und das ausgerechnet am Karfreitag!Hattinger ist sauer. Statt geruhsame Ostertage mit Freundin Mia und Tochter Lena zu verbringen und mal wieder die Seele ein bisschen baumeln zu lassen, muss der Kommissar ermitteln. In einem Fall, in dem sich immer mehr Abgründe auftun. Dunkel und kalt wie das Wasser auf dem Grund des Chiemsees. Der Osterfrieden im Chiemgau ist jedenfalls dahin. Die Angst geht um und der Preuße ergreift die Flucht - zu Beginn der Hochsaison!Da wird auch der Einheimische nervös. Obendrein bekommt Hattinger privaten Ärger, und überhaupt kriegen alle den Blues …

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Seitenzahl: 292

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Thomas Bogenberger · Chiemsee Blues

Ostern am Chiemsee. Zur Hochsaison zieht es die Touristen in Scharen ins idyllische Prien. Doch ausgerechnet am Karfreitag wird in einem Aussichtspavillon am See eine abgetrennte Frauenhand gefunden – ausgestellt wie ein Kunstobjekt.

Kommissar Hattinger ist nicht begeistert. So hatte er sich die Feiertage nicht vorgestellt. Anstatt ein geruhsames Osterfest mit Freundin Mia und Tochter Lena zu verbringen, ist er nun den restlichen Körperteilen auf der Spur, die nach und nach rund um den Chiemsee auftauchen. Doch trotz der grausigen Spur, die der Mörder hinterlässt, tappt die Polizei im Dunkeln. Hattinger und sein Team sehen sich ohnmächtig einem ebenso perfiden wie gerissenen Täter gegenüber, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Für die Presse ein gefundenes Fressen. Die Einheimischen werden nervös, die Touristen bekommen es mit der Angst und Hattinger mit privatem Ärger zu tun. So hat jeder seinen Blues, bis das Ermittler-Team den entscheidenden Hinweis erhält ...

Thomas Bogenberger liefert mit seinem Debüt einen fesselnden und humorvollen Krimi, in dem er seinen geschärften Blick für bayerische Gepflogen- und Eigenheiten beweist, ohne in Klischees abzudriften.

Thomas Bogenberger

Thomas Bogenberger

Chiemsee Blues

Mit einer kleinen Sprachkunde von Thomas Bogenberger

Pendragon Verlag

gegründet 1981

www.pendragon.de

Originalausgabe

Veröffentlicht im Pendragon Verlag

Günther Butkus, Bielefeld 2011

© by Pendragon Verlag Bielefeld 2011

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Eike Birck, Vanessa Vogt

Umschlag & Herstellung: Uta Zeißler

Umschlagfoto: Thomas Bogenberger

Satz: Pendragon Verlag auf Macintosh

Gesetzt aus der Adobe Garamond

ISBN 978-3-86532-273-9

1

Karfreitag

Hattinger hatte gerade Mias neuen schwarzen Spitzen-BH aufgehakt. Sie saß vor ihm auf dem breiten roten Sofa und wandte ihm ihren dezent gebräunten, rehschlanken Rücken zu. Kein Gramm Fett zu viel, dachte er, mit einem leisen Anflug von Neid, während er mit den Daumen sanft zu beiden Seiten ihrer Wirbelsäule entlang massierte. Da musste er langsam aufpassen, wenn er figurmäßig noch mithalten wollte. Aber gut, er war ja auch ein paar Jahre älter. Vielleicht doch mal wieder ein bisschen Sport ...?

Zielstrebig entspannt wanderten Hattingers Hände um Mias Hüften herum und strichen über ihren festen Bauch.

Mia seufzte wohlig. Ein Gefühl, das sie seit einiger Zeit vermisst hatte. Die warmen Fingerkuppen tasteten sich um ihren Bauchnabel herum langsam nach oben. Sie hatten sich schon fast an die hauchzarten Körbchen herangearbeitet – da klingelte Hattingers Handy ...

„Zefix ... des gibt’s doch ned!“

Der nervige Klingelton aus seiner abgelegten Jacke machte unmissverständlich klar, dass es dienstlich war. Was bedeutete, er musste drangehen ...

Hattinger ließ seine Hände auf Mias Hüften sinken.

„’tschuldige, wart amoi ...“

Innerlich fluchend schob er Mia ein Stückchen vor, um hinter ihrem Rücken über die Lehne des Sofas zu springen. Dummerweise blieb er dabei mit der Schnalle seines Hosengürtels an einem recht stabilen Polsterknopf hängen, was seine Flugbahn ungünstig beeinflusste: Er vollführte eine unfreiwillige Hechtrolle über die Sofaflanke und landete ziemlich unsanft auf dem Boden zwischen Couchtisch und Gummibaum, beides Erbstücke von Mias Eltern, wobei er mit dem Fuß gleich noch den mitgebrachten Schampus und die zwei Gläser abräumte. So viel zum Thema Sport ...

Fluchend kroch er über den versauten Teppich und hangelte seine Jacke vom Stuhl, um in den Innentaschen nach dem Handy zu tauchen. Dabei hätte er fast das Innenfutter mit herausgerissen. Er bekam das blöde Ding gerade noch zu fassen, bevor die Mailbox anging.

„Hattinger! Was is denn?“, bellte er ins Telefon. Umständlich versuchte er mit einer Hand seine Hose wieder hochzuziehen, während er sich anhörte, womit der Anrufer diese Störung wohl rechtfertigen könnte.

„Was habt’s gfundn? Was ... a Hand?! Öha ... und wo?“

Mia gab auf... Sie erhob sich und hakte demonstrativ den neuen BH wieder zu. Dann machte sie sich daran, die Schampusgläser aufzuheben und wenigstens noch den Rest aus der Flasche zu retten.

Es war ihr Geburtstag. Der fünfunddreißigste! Und Karfreitag war auch noch. Das konnte ja nicht gut gehen ...

„Ja, bin scho unterwegs. Und weit gnua alles absperrn! Ned dass mir da irgendwelche Spaziergänger durchlatschn ...“

Hattinger legte auf und versuchte sein leicht derangiertes Äußeres in Ordnung zu bringen. Er tupfte die schaumweingetränkten Hosenbeine mit einem Stofftaschentuch ab.

Mia zog einen sehr weiten Pulli über den durchsichtigen Spitzen-BH und verschränkte die Arme über der Brust.

„Und?“ Sie schaute ziemlich angefressen drein.

„A Hand ham s’ gfundn ... duat ma leid. I hätt jetz echt ah liaba mit dir ... Konnst ma glaubn ...“

„Ach Hattinger ...“

Selbst Mia nannte Hattinger immer nur Hattinger, wie die meisten anderen auch. Bestenfalls war er für manche noch der Herr Hattinger, oder wenn’s ganz hoch kam, der Herr Hauptkommissar Hattinger. Er hatte natürlich auch einen Vornamen – Alfons. Aber den benutzte er nicht, wenn es nicht unumgänglich war. Den hatte er noch nie leiden können. Einen zweiten Vornamen zur Auswahl hatten ihm seine Eltern nicht gegönnt und ein akzeptabler Spitzname hatte sich nie für ihn gefunden. Er war einfach kein Fonsäh, wie man in seiner Heimat sagte. Hattl hatten seine Mitschüler mal ausprobiert, aber das war ja wohl völlig indiskutabel! Er hatte einfach nicht darauf reagiert, und damit war es dann bei Hattinger geblieben.

„Ob des no amoi was werd mit uns?“ Mia schaute ihm mit einer Mischung aus Vorwurf und Resignation in die Augen.

„Mei ... wenn a so a blöde Hand dazwischenkommt, da konn i ah nix macha.“

„Geh, irgendwas kommt doch immer dazwischen bei dir.“

„Ja ... scho, aber a oanzelne Hand find’t ma ah net alle Tag. Da is’s doch klar, dass s’ mi da holn miassn.“

Hattinger fasste Mia an den Schultern. Er wollte ihr wenigstens noch einen Abschiedskuss geben, aber sie drehte sich weg und setzte sich trotzig wieder auf ihr riesiges Wohnsofa, auf dem sie so allein ziemlich verloren aussah. Sie schenkte sich den kläglichen Rest aus der Schampusflasche ein.

„I bin gspannt, ob si für mi ah no amoi a Hand find’t, die Zeit hat ...“

„A geh, jetz übertreibs aber ned ... oiso, dann, i meld mi.“

Hattinger wandte sich zum Gehen. Er hatte ein ungutes Gefühl. Mia und er, das war ewig her, dass sie miteinander ... und jetzt das.

Er verließ das Haus in Breitbrunn, setzte sich in seinen Wagen und fuhr los, Richtung Prien am Chiemsee.

2

Die Hand lag auf einer Bank in dem kleinen hölzernen Aussichtspavillon oben auf dem Herrnberg in Prien, und sie deutete mit ausgestreckten Fingern Richtung See, auf das Schloss Herrenchiemsee, um genau zu sein.

Es handelte sich augenscheinlich um eine Frauenhand, sehr gepflegt, mit langen, feingliedrigen Fingern, sauber manikürten und dezent in transparent cremeweißem Farbton lackierten Fingernägeln, die weder zu lang noch zu kurz oder gar zu auffällig waren, keineswegs also diese Art von knallbonbonfarbenen Riesennägeln, die Hattinger gern als Nuttenschaufeln bezeichnete. Nein, das hier war eine richtig schöne, elegante Hand, die Haut blass, fein gemasert mit sehr dezenten Falten um die Knöchel und zwei helleren Abdrücken, offenbar von zwei Ringen an Mittel- und Ringfinger, die wohl entfernt worden waren. Die Hand einer Dame, dachte Hattinger. Eine linke übrigens. Nun fehlte nur noch der Rest vom Körper ...

Hattinger inspizierte die Hand genau, nachdem der Fotograf mit dem Ablichten fertig war, natürlich ohne sie anzufassen. Sie schien sehr sauber unterhalb des Handgelenks vom Arm getrennt worden zu sein, da hing nichts raus, und es war auch kaum Blut dran. Auch auf der Holzbank waren keine Blutflecken zu erkennen.

Er winkte seinem Assistenten Karl Wildmann, der schon vor ihm hier eingetroffen war und jetzt mit einem Mann in mittleren Jahren und einem vielleicht 10-jährigen Buben redete, die etwas abseits an der polizeilichen Absperrung standen und ziemlich bedröppelt dreinsahen. Wildmann, der seinem Namen aussehensmäßig so gar nicht entsprach – er wirkte eher schmächtig, blass, unscheinbar –, kam auf ihn zu.

„Warn des die zwoa, die die Hand gfundn ham?“, wollte Hattinger wissen.

„Ja. Vater und Sohn, machen hier Urlaub. Sie kommen aus dem Ruhrgebiet, aus Bottrop.“ Wildmann nahm seine randlose Brille ab und begann die Gläser zu polieren.

Hattinger ging zu den beiden hinüber und stellte sich vor. „Dann erzähln S’ doch amal ...!“

„Ja also, wir kommen schon seit Jahren hierher nach ’em Schiemsee, aber so was haben wir ...“

„Wer von Ihnen hat die Hand denn gfundn?“, unterbrach Hattinger den Vater. Allein bei der Verunstaltung des Chiemsees mit S-C-H drehte es ihm schon die Zehennägel auf...

„Also, wir sind nach dem Regen dann doch noch mal rausgegangen und hierhin gekommen, wir waren hier schon öfters, wir wohnen nämlich immer in ‘ner Ferienwohnung da unten bei Verwandten, und dann sacht mein Sohn noch, kuck ma Papa, da liegt ’ne Hand, er denkt natürlich, es is ’ne Plastikhand und hebt se hoch, und dann schreit er plötzlich wie am Spieß, wie er merkt, dass die echt is, weil se so schwer und schlapp is, und lässt se fallen und rennt wech und ich hinterher, und dann sind wer vorsichtich wieder hergekommen und ich hab gesacht, wir müssen jetz die Hand schön wieder so hinlegen, wie se vorher dagelegen hat, und dann hab ich se wieder so hingelegt, wie mein Sohn gesacht hat, dass se vorher dagelegen hat und dann hab ich 110 gerufen, hier von dem Handy, und ...“

„Danke.“

„... und dann ...“

„Des ham S’ guad gmacht, danke!“ Hattinger drehte auf dem Absatz um und flüchtete zu Wildmann. „Die ham uns ja dann alle Spuren versaut, oder?“

„Sieht ganz so aus, ja.“

„Habts sonst no irgendwas gfundn von der Leich?“

„Wir wissen ja noch gar nicht, ob es überhaupt eine Leiche gibt. Der Rest könnte ja noch am Leben sein, meine ich ... die Frau, oder der Transvestit, wenn’s ein sehr gepflegter war. Oder es könnte sich um eine Amputation ...“

Hattinger schaute seinen Assistenten leicht angewidert an. Aber Wildmann durchdachte die Dinge zumindest gründlich, das musste man ihm lassen.

„Ja ja, des wär natürlich theoretisch scho möglich, aber wer sollt denn a so an Schmarrn machn, und vor allem warum?“

„Vielleicht ein Dummer-Jungen-Streich? Jemand, der aus der Pathologie eine Hand klaut, oder aus dem OP? Hat es alles schon gegeben.“

„Schon, aber trotzdem sollt’ma erstmal vom Naheliegenden ausgehn. Also: Hand in die Pathologie ... halt, natürlich erst, wenn die Hunde da san und a Fährte aufgnommen ham. Wo bleiben die eigentlich?“

„Die sind schon unterwegs, müssten jeden Moment da sein.“

Hattinger schaute in die Runde. Am Rand der Absperrung standen schon mehrere Einsatzwagen der Priener Bereitschaftspolizei. Einige der Leute kannte er schon von früheren Einsätzen. Fünf Polizisten suchten bereits systematisch den Boden innerhalb der rot-weißen Bänder ab, während andere noch auf Anweisungen zu warten schienen.

„Guad, dann schick’ma de los, sobalds da san. Die Priener Kollegen sollen derweil die Anwohner befragn, ob s’ was gseng ham.“ Er deutete auf die Häuser an der Flanke zur Seestraße hin.

„Ewig konn de Hand ja net da glegn sei, oder? An am Ort, wo jeden Tag Touristen unterwegs san. Und wenn des nix ergibt, stell’ma den ganzen Herrnberg auf’n Kopf, wenn’s sei muass. Wia schaut’s denn mit Vermisstenmeldungen aus?“

„Da ist im Moment gar nichts dabei, was in Frage kommt. Jedenfalls nicht in Bayern.“

„Guad, dann lassen S’ auf jeden Fall no bundesweit nachfragn, und natürlich auch in Österreich, wär ja net des erste Mal ...“

Wildmann nickte. Er wusste schon aus eigener Erfahrung, dass der so genannte „Kleine Grenzverkehr“ auch nicht vor Toten Halt machte, obwohl er noch nicht sehr lange bei der Rosenheimer Kripo war.

„Hab ich schon veranlasst, Chef.“

Karl Wildmann war eigentlich der Einzige, der Hattinger Chef nannte. Er war eben noch neu im Team, er machte sich aber ganz gut, wie Hattinger fand, war intelligent, konnte eigenständig arbeiten. Wildmann kam ursprünglich aus Paderborn, war mit seinen Eltern aber schon als 10-Jähriger nach München gezogen, was den Vorteil hatte, dass er Bairisch zwar nicht sprach, aber zumindest verstand, so dass Hattinger Klartext mit ihm reden konnte, ohne dass Wildmann ständig nachfragen musste. Das war schon viel wert.

Hattinger selbst stammte aus Wasserburg. Er war in Wasserburg aufgewachsen, er war in Wasserburg zur Schule gegangen, und jetzt wohnte er auch endlich wieder in Wasserburg, seitdem er Chef der Rosenheimer Kripo geworden war.

Es wäre natürlich viel praktischer für ihn gewesen, auch in Rosenheim zu wohnen, dann hätte er viel weniger Fahrerei gehabt. Aber er mochte Rosenheim einfach nicht. Er hatte es noch nie gemocht, und er würde es auch in Zukunft nicht mögen, bloß weil er jetzt da die Mordkommission leitete. Dort arbeiten zu müssen war schon Strafe genug ...

Es wäre ihm schwer gefallen, das rational zu begründen, aber Rosenheim war für Hattinger so was wie das Schwarze Loch im Chiemgau. Und da half auch die ganze Kosmetik nicht, die man in den letzten Jahren drüber zu spachteln versucht hatte. Da halfen auch keine „Rosenheim Cops“ im Fernsehen. Die schon gleich gar nicht! Die paar ausgesuchten Fassaden konnten höchstens jemanden beeindrucken, der in seinem Leben noch nie in Rosenheim war! Und nicht umsonst spielte die Handlung eh meist irgendwo auf dem Land ...

Wasserburg dagegen ... Wasserburg – dazwischen lagen Welten. Wasserburg hatte auf dem kleinen Fingernagel mehr Charme und Flair und Anmut als Rosenheim auf allen Extremitäten zusammen. Man konnte zwar praktisch nirgendwo in der Innenstadt parken, ohne fünfmal im Jahr abgeschleppt zu werden, aber das war immer noch besser, als hinter dem Prollschuppen am Salzstadel zu verrotten oder sich mit den Schlägern in der Bahnhofstraße rumzuärgern. Bei dem Thema konnte Hattinger richtig in Fahrt kommen, und er hatte sich auch bei einigen Rosenheimern schon ziemlich unbeliebt gemacht, aber das war ihm auch egal.

Nein, auf Wasserburg ließ er nichts kommen. Und überhaupt, abgesehen von seinen Urlaubsreisen, die ihn so oft wie irgend möglich in die kanadische Wildnis zum Lachsfischen führten, hatte er auch gar keine große Lust mehr, den Chiemgau überhaupt noch zu verlassen. Wozu auch? Hier gab es alles, was man brauchte, Berge, Wälder, Seen – warum kämen denn sonst schließlich das ganze Jahr über die Horden von Touristen hierher? Wenn überhaupt, wäre das der einzige Grund gewesen, woanders hinzugehen ...

Wie war er jetzt überhaupt darauf gekommen? Hattinger ließ seinen Blick über den Herrnberg hinunter nach Prien, nach Süden hinüber zur Kampenwand und schließlich ostwärts zum Chiemsee wandern, wo er an der Herreninsel hängen blieb. Er wusste im Moment auch nicht so genau, was für ihn hier noch zu tun wäre.

„Hm ... guad ...“, sagte er zu Wildmann, der ihn schon erwartungsvoll ansah, „dann haken S’ halt in a Stund no amoi nach. I schätz, für uns kommen vor allem Frauen zwischen zwanzig und maximal fuchzig in Frage.“

Er ging noch einmal zu Fred Bamberger hinüber, dem Chef der Spurensicherung, dessen Leute immer noch mit dem Pavillon beschäftigt waren. Doch der winkte schon ab, als er ankam.

„Konnst vergessn, Hattinger. Außenrum gibt’s sowieso nur Baatz, in da Wiesn is ois aufgweicht vom Regn, auf’m Kiesweg gibt’s eh koane Spuren, und da herin ham de zwoa Ruhrpottler ois gründlich zertrampelt, oiso wenn überhaupt irgendwas dagwesn sei sollt, dann is des jetz unbrauchbar.“

Bamberger warf einen Blick auf die durchsichtigen Pastiktüten, in denen er seine Fundstücke gesammelt hatte.

„A paar Zigarettenkippn, a paar Plastikteile und die Hälftn von am Ü-Ei, und dann no des Anzeigenblattl da, von dem die Hälfte fehlt, des war’s, duat ma leid. Fingerabdrück schau ma natürlich no, was ma kriegn kennan, aber i glaub, es schaut schlecht aus. Auf dem groben Holz siegst eh nix.“

„Konn ma nix macha. Gibst ma halt an Bericht, sobald’s geht. Bringt wahrscheinlich eh net vui, was ma da machan ...“

Es kam Hattinger inzwischen ganz so vor, als würden sie am Karfreitag schon Ostereier suchen. Er beschloss, dass seine Anwesenheit im Moment nicht mehr erforderlich war. Alle notwendigen Maßnahmen waren eingeleitet und er hatte für den nächsten Morgen eine Lagebesprechung angesetzt. Über die Wiese hinweg winkte er Wildmann zu und bedeutete ihm mit Gesten, dass er ihn anrufen solle, wenn was wäre. Wildmann nickte.

Hattinger setzte sich ins Auto und fuhr los. Es ging schon gegen Abend. Er dachte an Mia, an den verpatzten Geburtstag. Vielleicht hatte sie ja inzwischen den Abend schon anders verplant, aber einen Versuch war es allemal wert. Er könnte sie überraschen. Außerdem war es von Prien nach Breitbrunn sowieso nicht weit. Er dachte an den schwarzen BH, den er ihr nebst ein paar anderen durchsichtigen Dessous-Teilen in einem spontanen Anfall von Großzügigkeit zum Geburtstag geschenkt hatte. Das Zeug war aberwitzig teuer gewesen. Aber die Anprobe hatte ihn schon ein bisschen entschädigt, Mia sah wirklich scharf aus darin ...

Hattinger hielt an der Tankstelle in Prien und kaufte noch eine Flasche Mumm. Was Besseres hatten sie nicht, aber die war sowieso schon teuer genug.

Er fuhr gerade an Wolfsberg vorbei, als das Handy klingelte. Seit Kurzem hatte er tatsächlich eine Freisprechanlage im Auto, nachdem sie ihn quasi dienstlich genötigt hatten. Er drückte auf Empfang.

Ja?“

Wildmann war dran.

„Chef? Es ist schon wieder eine Hand gefunden worden ...“

3

Ostersamstag

Am nächsten Morgen saßen sie erstmal im kleinen Kreis in einem extra eingerichteten Nebenraum in der Polizeistation Prien zusammen und sichteten die bisherigen Ergebnisse. Es war noch nicht klar, ob die Soko Hand– so hatte sie Hattinger erstmal genannt, um der Sache einen griffigen Namen zu geben – auch weiter von hier aus ermitteln würde oder ob sie vielleicht doch nach Rosenheim gingen. Das hing vor allem davon ab, was da in der nächsten Zeit noch alles an Körperteilen auftauchen würde, und wo ...

Nachdem die zweite Hand gestern Nachmittag relativ kurz nach der ersten auf der Herreninsel im Chiemsee entdeckt worden war, stellte Prien sozusagen das Epizentrum des Geschehens dar, und Hattinger bevorzugte es, vor Ort zu sein. Nicht nur, um Rosenheim zu meiden, sondern auch, um so viel lokale Atmosphäre einzufangen wie möglich. Diese ersten Eindrücke von Tat- oder Fundorten waren später nicht mehr aufzuholen, ebenso wenig die ersten Begegnungen mit Zeugen, auch wenn sie vielleicht nur ahnungslose Finder von abgelegten Händen sein mochten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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