Chillen mit Chandler - Raymond Chandler - E-Book

Chillen mit Chandler E-Book

Raymond Chandler

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Beschreibung

Raymond Chandler und sein Held Philip Marlowe sind der Goldstandard für kühne Bilder und Gedanken. Cool wie Marlowe – wer wollte das nicht sein? Was Marlowe über Frauen und Männer, Großstadt, Hollywood, Einsamkeit, das Leben und den Tod zu sagen hat, ist in diesem Bändchen versammelt. Zusammen mit einer noch nie veröffentlichten Geschichte: ›Alles in Ordnung – er ist nur gestorben‹ – der finale Chill zum Krankenhauswesen.

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Seitenzahl: 20

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Raymond Chandler

Chillen mit Chandler

Coole Sprüche und nie veröffentlichte Gedanken

Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrich Blumenbach, Robin Detje und Frank Heibert

Diogenes

Raymond Chandler

Alles in Ordnung – er ist nur gestorben

Aus dem Amerikanischen von

Ulrich Blumenbach

Iris Cook, die Aufnahmeschwester im Allgemeinkrankenhaus, stand da und sah angewidert auf die verdreckte Gestalt hinab, die vor ihr auf der Trage im Krankenhausflur lag. Zwei Leute hatten den Mann gerade von der Straße hereingebracht. Ein Laster war zu schnell um die Krankenhausecke gebogen und hatte ihn überfahren. Die Aufnahmeschwester tippte sich mit einem Bleistift an die Zähne und fluchte verhalten. Zwei Minuten vor sieben. Wenn sie den Patienten aufnahm, verpasste sie ihren Bus. Er war offenkundig auf der Durchreise und wahrscheinlich ein Trinker. Die Stadt war voll von denen, Herumtreiber, die von einem Holzfällerlager zum nächsten unterwegs waren. Seine verdreckte Kleidung war nicht auf den Unfall zurückzuführen. Hatte wahrscheinlich keinen roten Heller in der Tasche. Da ließ das Krankenhaus nicht mit sich reden: Hinterlegung von fünfzig Dollar oder keine Aufnahme. Die Nachtschwestern nahmen aber praktisch jeden auf, und sie hatte dann am nächsten Morgen die Bescherung. Dann gab es nämlich Krach, weil dem Krankenhaus fünfzig Dollar fehlten sowie alles andere, was der Patient vielleicht gebraucht hatte, bevor sie ihn ans Kreiskrankenhaus abschieben konnten.

Die Schwester stupste die Hosentasche des Patienten an. Leer. Sie wollte gerade im Kreiskrankenhaus anrufen, als Dr. Williams den Flur langkam. Iris biss die Zähne zusammen.

»Dr. Williams, würden Sie sich diesen Fall wohl mal anschauen?«, fragte sie.

Der Arzt musterte kurz die dreckige Gestalt auf der Trage und seufzte.

»Unfall?«, fragte er und beugte sich vor.

»Ja … wahrscheinlich aber bloß betrunken. Die Polizei hat gesagt, der Laster, der ihn überfahren hat, hat ihn bloß gestreift.«

Dr. Williams sah auf die Uhr. 19:10 Uhr. Wenn er ihn haben wollte, war das sein Fall. Er dachte an sein Zuhause, an das gute Essen, das jetzt schon kalt wurde. Warum konnten diese Unfälle in letzter Minute nie anständige Fälle sein? Der Mann konnte wirklich nicht schlimm verletzt sein. Das machte also mindestens Röntgenaufnahmen für 25 Dollar, ein Anruf beim Techniker, dann die verflixten Laborkosten, wieder zehn Dollar, und schließlich noch die Bettpauschale.

»Das krieg ich nie wieder rein«, dachte Dr. Williams. Trotzdem … Er beugte sich vor und roch Whiskey. Er zog den Mantel aus.